Depression und Burn-out überwinden

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Raus aus dem Morgentief!

Zum Verständnis:

Genauso, wie es manchmal schwer ist, vom Tag in die Nacht hinüberzugleiten, so ist auch der Übergang von der Nacht in den Tag nicht immer leicht. Wer zur Depression neigt, schlägt morgens die Augen auf und registriert als Erstes: Die Depression ist noch da. Das bleierne Gefühl, vielleicht Übelkeit und Appetitlosigkeit, manchmal auch nur noch Hoffnungslosigkeit. Wie kommt das?

In der Nacht tauchen wir seelisch in unsere unbewusste Welt ein. Wir rollen uns zusammen wie ein Embryo und geben im geschützten Bett die Kontrolle über unser Leben auf. Das Bett ist wie ein Rückzugsraum, in dem wir in einen passiven Zustand gleiten. Diese Passivität ist zwar erholsam, fördert aber auch die depressive Lethargie, über die ich noch berichten werde. Da der Seele die positive Kraft fehlt, sind depressive Menschen vor allem morgens mit ihrem ganzen Unvermögen konfrontiert. Die allgemeine Erschöpfung ist unter anderem auch auf die darniederliegende Energieversorgung mit ATP, unserem „Zelltreibstoff“, der in den Mitochondrien gebildet wird, zurückzuführen.

Ähnlich wie ein bedürftiges Kind brauchen Betroffene ein Sicherheit gebendes Ritual, das in den neuen Tag hineinführt. Ein depressiver Mensch sollte versuchen, positive Empfindungen in sich entstehen zu lassen, damit die Bildung der Neurotransmitter für gute Laune und Motivation aktiviert wird. Ich rate deshalb, morgens nicht zu lange im Bett zu verbringen, da dieser Effekt sonst ungenutzt verstreicht. Wie könnten Sie den Morgen besser angehen?

Depressiv Gestimmte sehen den Tag wie einen riesigen Berg vor sich, den es zu erklimmen gilt. Das macht Angst. Um da herauszukommen, sollten sie mit sich selbst fürsorglich umgehen. Auch Gesunde brauchen eine Weile, um sich am Morgen im realen Leben zurechtzufinden. Umso schwerer hat es ein Mensch, der vielleicht schon wieder eine Nacht mit wenig oder ohne Schlaf verbracht hat oder der nur noch schlafen und am liebsten nie mehr aufwachen möchte.

Viele Betroffene gehen abends ins Bett in der Hoffnung, dass am nächsten Morgen die Depression einfach verschwunden und alles wieder ganz „normal“ ist. Die Enttäuschung ist dann immer groß, wenn dem nicht so ist. Oftmals hassen sie sich selbst dafür, dass sie am Morgen so missmutig sind und nichts zustande bringen. Stellen Sie sich deshalb ganz bewusst auf das Tief am Morgen ein. Es fühlt sich etwa so an, wie allein und verloren auf der Welt und ohne Hoffnung oder Perspektive zu sein. Es ist das Grundgefühl eines alleingelassenen Kindes. Wie aber schafft man es, als „unglückliches Kind“ Mut für den Tag zu bekommen und Vertrauen zu sich selbst zurückzugewinnen?

Unser Körper repräsentiert unser Kind-Ich. Kontakt zu unserem Körper hilft uns, Kontakt zu unserer Seele herzustellen, auch wenn das nicht immer gelingen mag. Probieren Sie einmal aus, sich selbst liebevoll zu berühren: Berühren Sie mit den Händen Ihr Gesicht, Ihre Schultern, Brustkorb, Arme, Bauch, Beine – so, wie Sie mögen. Sie können sich auch ganz fest umfassen oder beklopfen, wenn Ihnen das angenehmer ist. Wenn Ihnen das schwerfällt, nehmen Sie in Gedanken Ihren Körper wahr, sprechen Sie ihn vielleicht vorsichtig an: „Hallo, gerade sind wir wieder ziemlich down, ja, das ist blöd. Schau‘n wir mal, wie wir da wieder rauskommen …“

Nehmen Sie sich Ihre bedrückte Stimmung vor allem nicht übel. Ihre Seele ist zurzeit in Not. Sie braucht keine Vorwürfe, sondern Trost und Zuspruch. Die Depression ist ja die Aufgabe, wieder mit sich selbst in Einklang zu kommen. Versuchen Sie herauszubekommen, was Ihnen gerade guttun könnte. Sagen Sie sich: „Ja, im Moment ist mir morgens übel, ich bin lustlos, ängstlich und deprimiert, aber das bleibt nicht so!“ Hören Sie auf, sich dafür fertigzumachen! Sie können nichts dafür. Haben Sie Verständnis für sich selbst, wie verständnisvolle Eltern es für ihr Kind hätten. In dem Maße, wie Sie sich damit annehmen, wird das Morgentief mehr und mehr verschwinden.

Bis das so ist, sorgen Sie am Morgen mit kleinen Gesten für ein angenehmes Wohlfühlambiente: aufmunternde Musik, eine Blume oder Kerze, etwas Duftendes im Bad, eine wohltuende Körperpflege … Vielleicht lesen Sie vor dem Aufstehen ein paar aufbauende Worte.

Ein Mann berichtete, er liege morgens oft stundenlang im Bett, weil er Angst vor dem Tag habe. Es sei so trostlos für ihn. Obwohl er sich zu Hause wohlfühle, erscheine seine gemütliche Wohnung ihm am Morgen wie feindliches Land. Bei näherer Analyse fanden wir heraus, dass es für ihn schon schwer war, vom Liegen zum Sitzen zu kommen. Außerdem war ihm das Bad kein angenehmer Ort.

Wir überlegten gemeinsam, wie man diese Situation angenehmer gestalten könne, und kamen auf folgendes Ritual: Schon am Abend vorher kochte er sich einen würzigen Tee und stellte ihn in einer Thermoskanne neben sein Bett. Wenn er morgens zu der für ihn stimmigen Zeit aufstehen wollte, setzte er sich erst einmal auf die Bettkante, legte sich die warme Bettdecke um und trank seinen Tee. Die Stille dabei zu genießen war ihm angenehm. Im Bad schaltete er sich seine Trommelmusik ein und zündete sich eine große Kerze an. Sodann genoss er sein morgendliches Pflegeritual, unter anderem das kraftvolle Trockenbürsten, das im Kapitel „Wohltuendes für den Körper“ erwähnt wird. Die Aussicht auf eine duftende Tasse Kaffee aus einer bestimmten Lieblingstasse und auf ein kleines Frühstück spornte ihn zum Gang in die Küche an. Weiterhin half dann ein guter Tagesplan, die Angst vor den Aufgaben des Tages zu verringern.

Worauf kommt es also an? Wie oben angedeutet ist es wichtig, in sich selbst angenehme Gefühle zu erwecken. Selbst eine Kleinigkeit kann Ihnen schon über die Angst vor dem Tag hinweghelfen. Da Angenehmes immer mit einer angenehmen Körperempfindung beginnt, sollte es etwas Wohltuendes für den Körper sein, das Sie sich selbst bewusst geben. Ihre Sinne sollten etwas Schönes empfinden wie einen guten Duft, ein Geborgenheit vermittelndes Ambiente, eine Blume, Kerzen oder Gegenstände, die Ihnen etwas bedeuten, zum Beispiel ein schönes Foto. Vor allem aber braucht Ihre Seele etwas Aufbauendes wie ein paar liebevolle Worte zu sich selbst, das Lesen eines sinnhaften Textes oder eine aufbauende Musik.

Tun Sie etwas Angenehmes, was Sie zugleich aktiviert. Während ein warmes Fußbad am Abend beruhigend wirkt, könnten Sie sich morgens mit der warmen und kalten Dusche erfrischen und in einen aktiven Körperzustand bringen. Ich selbst genieße es, am Morgen mit bloßen Füßen die kühle, nasse Wiese zu berühren. Ich erinnere mich dann daran, wie ich als Kind bei meinen Großeltern immer als Erstes die Schuhe ausgezogen habe. Barfußlaufen, war für mich der Inbegriff von Freiheit und Wohlgefühl. Aus dem Yoga ist bekannt, dass gerade der unmittelbare Kontakt mit der Erde antidepressiv wirkt. Falls Sie die Möglichkeit haben, verbringen Sie im Sommer lieber einen ganzen Morgen unter einem Baum in der Natur als im Bett. Die Natur wirkt wie ein Lebenselixier. Sie urteilt nicht, sie heißt alle willkommen.

Sie könnten auch durch aktives Schreiben die Schatten der Nacht vertreiben, indem Sie ohne Punkt und Komma alles aufschreiben, was gerade durch Ihren Kopf geht. Ihre depressiven Gedanken sind nur das, was Sie denken, und nicht das, was Sie sind. Benennen Sie die Denkmuster und bringen Sie sie aufs Papier, bereit zum Verbrennen oder für den Kompost. Das erleichtert und Sie kommen schneller von dem depressiven Tunnelblick weg.

Wenn Sie Zugang zu religiösen oder spirituellen Gedanken haben, nutzen Sie sie! Sie verbinden sich dadurch mit Kräften, die größer sind als sie selbst. Das kann die Natur sein oder die Kräfte des Universums. Sie bekommen ein Gefühl von Ganzheit und Verbundenheit und das Gefühl, dazuzugehören, auch wenn Sie meinen, im Moment nicht so viel zum Leben beisteuern zu können wie andere. Machen Sie sich jeden Morgen bewusst, dass für Sie der Sinn darin besteht, bewusst durch diese Phase des Lebens zu gehen. Eine Depression zu erleben ist Schwerstarbeit! Allein das ist eine große Leistung Ihrer Persönlichkeit. Auf kleine Siege können Sie stolz sein. Wenn Sie das schaffen, machen Sie dadurch auch andern Mut!

Meine Empfehlung:

Schreiben Sie, wenn Sie mögen, Ihren morgendlichen Ablauf auf und bereiten Sie schon am Abend vorher den Frühstückstisch, den Tee und alle Utensilien vor, die Sie brauchen. Auf diese Weise verinnerlicht sich Ihre Selbstfürsorge, die Ihnen später im Leben noch gute Dienste erweisen wird. Zum Beispiel könnten Sie folgende Stichworte notieren:

•Sofort nach dem Aufwachen die Thymusdrüse klopfen, bis ein tiefer Atemzug kommt, und dabei den Satz sagen: „Auch wenn ich gerade depressive Gedanken habe, bin ich gut so, wie ich bin.“

•Mir alles von der Seele schreiben

•Meinen Text lesen, meine Lieblingsmusik anhören

•Tee trinken, einen Moment still genießen

•Fenster auf, ein paar tiefe Atemzüge, mit den Armen schwingen oder den „Grübelwischer“ anwenden (vgl. S. 153)

•Mein Badritual mit angenehmem Duft

•Mein Spezialfrühstück mit süßem Dinkelgries, Ahornsirup und gerösteten Mandelsplittern

•Mit den bloßen Füßen raus auf die Wiese …

•Meinen Tag Schritt für Schritt angehen: „Ich gehe einen Schritt nach dem anderen.“

Stellen Sie sich gerne auch vor, dass eine höhere Kraft oder eine imaginäre Kreatur Sie heute begleitet und beschützt. Seien Sie freundlich mit sich selbst: Heute! Jetzt!

Themenkreis 3: Unterstützendes für Körper und Seele
Sich selbst gut spüren – Wohltuendes für den Körper

Zum Verständnis:

 

Die Depression ist zwar eine seelische Erkrankung, doch auch das Körperbefinden ist sehr stark beeinträchtigt. Abgesehen von einem deutlichen Verlust an Elan, Flexibilität und Spannkraft leiden viele unter diversen, oft als psychosomatisch bezeichneten Körpersymptomen und Schmerzen. Oft ist das Körpergefühl regelrecht verloren gegangen. „Ich spüre mich irgendwie nicht mehr“, höre ich oft. Die seelische Erstarrung und der Verlust der eigenen Schwingungsfähigkeit zeigen sich auch im Körper. Das liegt an dem hochgradigen inneren Druck und der inneren Anspannung. Oft haben Menschen, die depressiv geworden sind, in ihrem bisherigen Leben wenig auf ihre Leiblichkeit geachtet, da ihr Körper meist funktioniert hat. Die Erkrankung ist der Aufruf zu einer neuen Selbstfürsorge. Worauf kommt es an?

Der Körper ist für uns Menschen wie ein Haus, in dem Seele und Geist ihre Wirkung entfalten. Geht es unserem Körper besser, strahlt dieses Empfinden immer auch auf die psychische Verfassung aus. Umgekehrt erkennen wir eine trübsinnige Stimmung sofort an hängenden Schultern oder Kraftlosigkeit. Diese enge Verknüpfung zwischen Körper und Seele haben Sie schon oft erlebt, wenn Sie sich beim Erschrecken völlig verkrampft haben. Jemand hat Ihnen vielleicht die Hand auf die Schulter gelegt und Sie mit den Worten beruhigt: „Lass los, es ist alles in Ordnung!“, und sofort konnten Sie sich wieder entspannen. Diese Ressource können wir uns in psychischen Krisen zunutze machen. Statt erstarrt können wir uns gelöster, statt eng können wir uns offener fühlen. Statt Angst können wir Liebe zu unserem Körper empfinden. Wohltuende Maßnahmen für einen besseren Kontakt zum eigenen Körper tragen dazu bei, dass die Neurotransmitterproduktion im Gehirn angeregt wird und Ihre Stimmung sich aufhellt. Die Seele kann sich wieder neu stabilisieren.

Alles, was Sie für sich tun, sollte möglichst einfach handhabbar und konkret spürbar sein. Vor allem aber sollten Sie es gerne tun und nach Möglichkeit zu einer Routine werden lassen. Wir verlegen uns deshalb auf kleine Dinge mit großem Effekt, die sich leicht in den Alltag einbauen lassen. Suchen Sie sich etwas aus, was Ihnen gefällt, und tun Sie sich damit immer wieder etwas Gutes. Sie werden merken, dass Sie sich dabei zunehmend besser fühlen. Insbesondere, wenn Sie Medikamente einnehmen, helfen Ihnen wohltuende Anwendungen für den Körper, die Nebenwirkungen zu mildern. Ganz nebenbei sehen Sie nach einiger Zeit deutlich frischer aus und Ihre Augen strahlen allmählich wieder.

Aus meiner eigenen Erfahrung möchte ich das Bürsten des Körpers ganz besonders erwähnen. Es hat mich in meinem Leben durch alle schwierigen Zeiten wohltuend begleitet und hilft mir bis heute, mich schon morgens auf das Aufstehen zu freuen.

Das Trockenbürsten

… ist wie eine kleine Massage der Reflexzonen des Körpers sowie eine Anregung sämtlicher Meridiane (– das sind nach der chinesischen Medizin die „Energielinien“ des Körpers). Die Anwendung übt nachhaltige Heilungsimpulse aus und aktiviert Körper und Seele. Sie dauert nur wenige Minuten und ist wie eine kleine Gymnastik. Mit der Bürstenmassage verschaffen Sie sich selbst ein wohliges Körpergefühl und kommen morgens besser in Schwung. Sie fühlen sich danach lebendig, durchströmt und durchwärmt und haben sofort ein frischeres Aussehen. Das baut auf. Und so funktioniert sie:

Mit einer Sisalbürste oder einem Sisalhandschuh wird der Körper morgens nach dem Duschen oder Waschen gebürstet, und zwar, nachdem die Haut mit dem Handtuch nur leicht abgetrocknet wurde, aber noch ein wenig feucht ist. Man bürstet von unten nach oben bzw. immer zum Herzen hin:

Bürsten Sie die Beine von der äußeren Fußspitze außen hoch bis über das seitliche Gesäß, dann an der inneren Seite vom Fuß aus bis zur Leiste, dann die hintere Seite des Beines von der Ferse aus bis übers Gesäß: Außen, innen, hinten jeweils einen kraftvollen Bürstenstrich, je dreimal im Wechsel. Die Arme werden genauso wie die Beine außen, innen, hinten, dreimal im Wechsel, jeweils bis zur Schulter bzw. bis zur Achselhöhle gebürstet. Den Bauch bürsten Sie mehrmals im Uhrzeigersinn entsprechend dem Verlauf der Darmbewegungen von rechts unten nach oben, zur linken Seite und nach rechts unten. Den Brustkorb bürsten Sie, indem Sie beide Brustseiten mehrmals umkreisen. Den Rücken bürsten Sie mit mehreren Strichen von unten nach oben entlang der Wirbelsäule (Anregung der Nieren-, Leber-, Galle-Reflexzonen!) und seitlich, so, wie Sie herankommen. Ein paar Mal können Sie auch die Halsvorderseite vorsichtig zum Herzen hin bürsten. Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion sollten diesen Bereich jedoch meiden.

Anschließend, und das ist sehr wichtig, wird die noch leicht feuchte Haut mit einem angenehm duftenden Körperöl oder einer Lotion ganz nach Ihrem persönlichen Belieben von unten nach oben massiert. Ich bevorzuge Olivenöl mit ein paar Tropfen ätherischen Öls (Rosenöl oder Citronellaöl).

Wenn Sie Zeit und Lust haben, können Sie Ihre Füße ganz besonders ausführlich massieren. Das gibt Ihnen ein festeres Standvermögen und tut einfach gut. Die meisten meiner Patienten genießen diese Anwendung und bestätigen die verblüffend wohltuende Wirkung. Sie haben dadurch schon am Morgen das Gefühl, sich selbst besser zu spüren. Insbesondere sind sie stolz darauf, etwas für sich getan zu haben.

Wie oben betont, fällt es Menschen im Stimmungstief oder im Zustand ängstlicher Verkrampfung schwer, sich selbst etwas Gutes zu tun. Der Körper ist nicht gerade ein Quell von Wohlgefühl und wird dafür oft sogar mit Vernachlässigung gestraft, die sich bis zur Selbstablehnung entwickeln kann. Ein Teufelskreis entsteht: Noch mehr schlechte Gefühle, noch mehr Selbstablehnung.

Eine Frau hatte starke Bauchbeschwerden, doch sie war nicht in der Lage, sich ihrem Bauch zuzuwenden. Sie mochte sich selbst nicht berühren und konnte sich nicht entspannen. Das hatte seine Gründe in lange vergangener Zeit. Ein feuchtwarmer Bauchwickel am Abend half ihr, ein wohlig warmes Gefühl für ihren Bauch zu empfinden, ohne sich direkt berühren zu müssen.

Der Oberbauch ist die Region des „Sonnengeflechts“, eines Zentrums des vegetativen Nervensystems, das dafür zuständig ist, die Arbeit der Organe im Bauchraum zu unterstützen und innere Ruhe zu vermitteln. Dem Bauch und auch uns geht es erfahrungsgemäß am besten, wenn Parasympathikus und Sympathikus in der Balance sind. Wie bereits erwähnt herrscht bei schlechter Stimmung und innerem Stress jedoch die Regie des Sympathikus vor. Mit wohltuenden Anwendungen kann man die Balance wieder herstellen. Alles, was den Bauch beruhigt, trägt auch zu einer Beruhigung dieses Stresstonus bei. Auf diese Weise wird nicht nur die Arbeit unserer inneren Organe gefördert, sondern wir erreichen damit auch eine bessere Verfassung unserer Psyche.

Bei der oben erwähnten Frau führte der Bauchwickel dazu, dass sie auch besser einschlafen konnte und Angst und Aufregung verschwanden.

Der warme Oberbauchwickel

Sie nehmen ein Gästehandtuch, tauchen es in heißes Wasser und wringen es sehr gut aus. Legen Sie es mit einer leichten Wärmflasche auf Ihre Magengegend und decken Sie das Ganze mit einer warmen Decke zu. Auf diese Weise fördern Sie auch die Durchblutung der Leber, was deren Entgiftungstätigkeit fördert und nebenbei müde macht.

Emotionale Verbindung zum Körper aufnehmen

Wie oben erwähnt geht depressiven Menschen oft das Gefühl für sich selbst verloren. Denken und Fühlen sind voneinander getrennt. Wenn Sie das Körpergefühl wieder bewusst einschalten, macht Sie das nüchterner, klarer, ruhiger. Katastrophenfantasien und Grübelphasen nehmen deutlich ab.

Dabei hilft, wenn Sie den ganzen Körper beklopfen, statt wie beim Bürsten auszustreichen. Die eine mag das kräftiger, der andere zarter. Auch kann man den Körper einfach fest anfassen. Sprechen Sie dabei die Körperteile bewusst einzeln an: „Das ist meine Hand, zusammen mit meinem Unterarm, in Verbindung mit meiner Schulter.“ Spüren Sie bewusst Ihre Muskelkraft: „Das ist meine Kraft!“ Streichen Sie bewusst über die Haut: „Das ist meine Grenze!“ Nehmen Sie den ganzen Körper als Raum wahr: „Das bin ich!“

Bodenkontakt und Selbstwahrnehmung

Sobald Sie merken, dass Sie zu sehr in belastende Gedanken abdriften oder „wegtreten“, stellen Sie sich hin und nehmen bewusst Kontakt zum Körper auf: Schütteln Sie sich oder lassen Sie den Körper leicht vibrieren. Das ist eine Bewegung, wie wenn Sie minimale Kniebeugen in der Senkrechten machen würden. Sie können sich vorstellen, an Ihrem Steißbein wäre ein Gewicht befestigt, das nach unten zieht. Das Hohlkreuz richtet sich dabei wieder auf. Stampfen Sie zum Beispiel mit den Füßen fest auf den Boden oder nehmen Sie einfach nur bei allem, was Sie tun, Kontakt zum Boden auf. Sie können sich vorstellen, dass „Mutter Erde“ Sie trägt. Sagen Sie sich bewusst: „Das ist mein Boden, der mir Sicherheit gibt, auf dem ich stehe, sitze!“ Auch eine Ausrichtung des Körpers in der Horizontalen ist dabei hilfreich: Drücken Sie mit den Händen zum Beispiel ganz fest gegen eine Wand. Stemmen Sie den Körper von allen Seiten dagegen. Sie können auch einen Baum oder einen netten Menschen nehmen, der sich zur Verfügung stellt. Wenn Sie mehr realen Körperkontakt haben, dann haben Sie automatisch auch besseren Realitätskontakt. Sie spüren Ihre Kraft im Hier und Jetzt. Das vertreibt die Gefühle und Gedanken von Ohnmacht und Hilflosigkeit.

Sehr gut ist auch, sich mit dem Körper am Boden zu wälzen oder lange am Boden zu sitzen oder zu liegen – die schon erwähnte „Schlabberpuppen-Übung“ (vgl. S. 59 u. 162). Ich selbst liebe es nach anstrengenden Aufgaben, mich zum Ausgleich eine Weile auf den Boden zu legen. Ich lege die Beine hoch und schaue in den Himmel. Dabei kann ich mich seelisch sehr schnell wieder auftanken. Auch wenn es für Sie ungewohnt ist – verbringen Sie viel Zeit an der Erde. Setzen Sie sich im Sommer draußen unter einen schönen Baum oder laufen Sie nach Möglichkeit barfuß. Das Motto ist: Raus aus den Hirngespinsten und zurück zur Erde!

Insbesondere am Abend sind Salzbäder in der Badewanne oder auch warme Fußbäder sehr beruhigend. Für ein Salzbad nimmt man 500 bis 1000 Gramm Totes-Meer-Salz, für ein Fußbad entsprechend weniger. Man kann auch Melissenextrakt hinzufügen, der sehr schlaffördernd wirkt. Alles, was Ihnen angenehm ist, ist richtig. Auch die im Kapitel „Umgang mit Körpersymptomen“ erwähnte Dauerdusche sowie das Dauerbad sind sehr effektiv. Für manche Menschen ist eine zu ausgeprägte Entspannung jedoch beängstigend. Nehmen Sie sich damit ernst und tun Sie dann das, was für Sie angenehmer ist. Niemand muss baden können! Vielleicht reicht es schon, wenn Sie die Hände auf Ihren Brustkorb legen und sich damit beruhigen. Im Kapitel „Beruhigung für Körper, Geist und Seele“ erfahren Sie weitere hilfreiche Übungen, die Sie sehr gut mit den hier beschriebenen Maßnahmen verbinden können.

Falls Sie mögen, können Sie auch Klopftechniken anwenden, um sich zu beruhigen oder zu zentrieren: Sehr effektiv und zuverlässig wirkt hier allein schon das Beklopfen des Brustbeins, entweder mit den Fäusten, mit den Fingerspitzen oder mit der flachen Hand. Diese Technik stammt aus der Psychokinesiologie, die bei traumatischen Erregungszuständen sehr wirksam ist. Der Grund: Bei Stress schrumpft die Thymusdrüse, die hinter dem Brustbein liegt, auf einen Bruchteil ihrer Größe zusammen beziehungsweise sie schaltet sich ab. Das macht sich als Ohnmachtsgefühl und Kraftlosigkeit bemerkbar. Durch Beklopfen wird dieser „Schockzustand“, der in der Depression manchmal schon chronisch ist, rückgängig gemacht. Klopfen Sie so lange, bis Sie den Impuls zu einem oder mehreren tiefen Atemzügen haben. In meiner Praxis arbeite ich sehr erfolgreich mit verschiedenen Klopftechniken, zum Beispiel auch mit dem wechselseitigen Beklopfen der Schultern: Man umarmt sich selbst an den Schultern, während immer abwechselnd die rechte Hand auf die linke Schulter, die linke Hand auf die rechte Schulter klopft: rechts, links, rechts, links … Man kann auch wechselweise mit dem Zeigefinger sanft die Ohren beklopfen. Durch den taktilen und auditiven Reiz wird das Gehirn wieder beidseits aktiviert und man kommt aus der Problemtrance heraus. Der Herzschlag beruhigt sich. Im Kapitel über den Leib-Seele-Kontakt durch Klopfen und Berühren ist detailliert das Klopfen nach Dr. Klinghardt beschrieben, das eine ganze Serie von Punkten umfasst und eine noch umfassendere Wirkung hat.

 

Meine Empfehlung:

Schauen Sie, was für eine kleine Anwendung oder Übung sich in Ihren Alltag einbauen lässt, damit Sie sich in Ihrem Körper wohlfühlen. Eine Kleinigkeit geht immer, und wenn es nur das bewusste Gehen ist, bei dem Sie sich ständig Ihrer Fußsohlen bewusst sind und das Gefühl verinnerlichen, von der Erde getragen zu sein. So banal es klingt: Allein diese Übung bringt wirklich sehr viel!

Bei allem, was Sie tun, achten Sie immer darauf, sanft und mit einem kleinen Impuls in den Bauch hinein zu atmen. Im Kapitel über Techniken zur Entspannung werde ich darauf noch genauer eingehen. Selbst an Ihrem Arbeitsplatz können Sie sich gut „erden“, indem Sie die Sitzfläche des Stuhls, die Rückenlehne und den Boden unter Ihren Füßen für eine „Körperfühlübung“ nutzen. Tun Sie‘s jetzt! Jetzt sofort! Sie werden sehen: Wenn Sie bewusster in Ihrem Körper „drinstecken“, wird Ihre Stimmung deutlich stabiler!

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