Buddhismus Meditation Yoga Tantra. Das goldene Fundament - Gesamtausgabe

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Verweilende Meditation: Das ist die erste der zwei Hauptformen der buddhistischen Meditation. Sie verstärkt Konzentration, Tiefe, Festigkeit und weitere meditative Aspekte.

Analytische Meditation: So nennt man die zweite Hauptform der buddhistischen Meditation. Hier wird zumeist ein Thema untersucht, bei dem logische Schlüsse gezogen werden. Dies erfolgt oft nach rituellen Vorgaben.

Shamata: Diese Meditationsform hilft, den Geist zu beruhigen und ihn konzentrierter auszurichten. Es ist somit eine überwiegend verweilende Form. Shamata wird überwiegend von Praktizierenden des Hinayana/Theravada durchgeführt.

Vipassana: Dies ist eine mehr analytisch ausgerichtete Form der Meditation. Vor allem Praktizierende des Hinayana/Theravada üben sie aus.

Shunyata: Bei dieser Meditation richtet man sich speziell auf das Thema der Selbstlosigkeit aus. Sie stellt eine Mischung aus den beiden Hauptformen dar. Sowohl Praktizierende des Hinayana als auch des Mahayana wenden sie mit unterschiedlichen Schwerpunkten an.

Gelugpa: Das ist die jüngste und im Westen bekannteste tibetische Traditionslinie. Gegründet hat sie der große tibetische Gelehrte Tsongkhapa. Der Dalai Lama ist das spirituelle Oberhaupt dieser Linie, deren Mitglieder gelbe Mützen tragen.

Nyingma: Dies ist die älteste Traditionslinie des tibetischen Buddhismus, die auf Padmasambhava, den man auch Guru Rinpoche oder zweiten Buddha nennt, zurückgeführt wird. Sie ist stark auf die tantrische Meditationspraxis ausgerichtet.

Kagyü: So heißt die zweitälteste Traditionslinie des tibetischen Buddhismus. Man führt sie auf den Gelehrten Marpa zurück. Bei uns im Westen gibt es inzwischen recht viele Praktizierende dieser Linie. Sie betont das Mahayana und die (tantrische) Meditation. Entsprechend sind hier tantrische Praktiken sehr verbreitet. Da Marpa und sein Schüler Milarepa Laien waren, findet diese Richtung auch heute bei vielen Laienpraktizierenden großen Anklang. Hier erhält man ohne Ordination schon sehr früh (ohne die üblichen langen Vorstudien) Zugang zu den tantrischen Übungen. Es wäre aber ein falsches Vorurteil zu meinen, das Kagyü das Studium und die Theorie hinten anstellen. Den Gelugpa und Sakya wird wieder das Gegenteil nachgesagt. Alle Traditionslinien bieten umfassende theoretische und tantrische Studien an. Die Lehrer (Lamas) studieren oft viele Jahre an Klosteruniversitäten und schließen diese häufig als Lharampa ab. Dies entspricht in etwa einem europäischen Doktorgrad in Philosophie und Religion.

Sakya: So benennt man die drittälteste Traditionslinie aus Tibet. Sie hatte politisch lange Zeit einen großen Einfluss.

Zen: Diese Traditionslinie stammt aus China und ist im Westen durch die stillen Sitzmeditationen und Koans bekannt. Der Weg zur Erleuchtung folgt hier einem besonders individuellen buddhistischen Meditationsprogramm.

Karma: Die Lehre vom Karma ist im Buddhismus von zentraler Bedeutung. Sie steht in Bezug zu den vier edlen Wahrheiten. Die Gesetze vom Karma verdeutlichen, dass Handlungen Auswirkungen haben. Karma ist universell und nicht, wie Laien oft fälschlich annehmen, nur für Buddhisten oder Hindus gültig. Zwar akzeptieren wir im Westen – und besonders als Wissenschaftler –, dass Auswirkungen Ursachen haben, aber Menschen, die an Karma glauben, werden trotzdem oft belächelt. Dies sind aber identische Sachverhalte. Wir tun ständig Dinge, weil wir uns davon in Zukunft positive Auswirkungen erhoffen. Es ist Überheblichkeit, wenn Europäer die Lehre ungeprüft ablehnen. Die Karma-Lehre beschreibt, welche Taten welche Ursachen haben und welche Ursachen zu welchen Ergebnissen führen. Auch der Nichtbuddhist erfährt die Auswirkungen seiner Handlungen. Nach der Karma-Lehre kann man nur die Vorteile jener Handlungen erfahren, die man selbst ausgeführt hat. Wer also einmal positive Auswirkungen erfahren möchte, sollte bewusst dafür Ursachen schaffen. Somit hat die Lehre ihren Fokus auf dem gegenwärtigen Handeln und will jedem Menschen dessen Bedeutung klarmachen.

Sutra-Lehren: Dies sind die Lehren des Hinayana und Mahayana, die auf den überlieferten Sutras (Berichten) beruhen und nicht tantrisch sind.

Tantra: Dieses wird auch Vajrayana genannt. Das buddhistische Tantra ist ein Bestandteil des Mahayana. Es ist eine wichtige, teilweise geheime buddhistische Praxis für fortgeschrittene Praktizierende mit günstigem Karma. Man schreibt ihr besondere Kraft und Geschwindigkeit zu. In allen tibetischen Traditionslinien (und auch in Japan) wird heute noch Tantra praktiziert. Buddhistisches Tantra sollte nicht mit den hinduistischen Versionen verwechselt oder gleichgestellt werden, denn diese wenden nicht das Prinzip der Selbstlosigkeit an. Das ist der entscheidende Unterschied. Insofern kann nicht-buddhistisches Tantra allenfalls eine Vorstufe sein, aber keine wirkliche Befreiung aus dem Daseinskreislauf und dessen Problemen bieten. Das buddhistische Tantra kann also schon aus logischen Gründen von keiner anderen Form übertroffen werden. Buddhistische Tantras werden je nach Traditionslinie in Gruppen eingeteilt. Das Anuttarayoga-Tantra gilt im tibetischen Buddhismus als höchste Form und unterliegt strenger Geheimhaltung. Die Inhalte dieser Lehre werden von Lehrern nur an geeignete Schüler weitergegeben, um Verfälschungen und Fehlinterpretationen auszuschließen.

Mahamudra: Dies ist ein Übungskomplex, der zugleich die Hauptpraxis der Kagyü-Tradition ist. Er verbindet ruhiges Verweilen, tantrische Elemente und spezielle Vorbereitungen. Auf diese Weise kann man äußerst schnell Fortschritte auf dem buddhistischen Pfad erlangen. Auch andere Traditionslinien praktizieren Mahamudra.

Sadhana: So heißt der Text für die rituelle Meditation. Er wird oft fälschlich für einen reinen Gebetstext gehalten. Zwar enthält er auch Gebete, aber vor allem zeigt er, was man beim Vorbereiten und Durchführen der jeweiligen Meditation berücksichtigen sollte. Der Inhalt leitet den Übenden in der Meditation an, damit dieser nicht zu viel falsch macht. Die Abfolge der darin enthaltenen Praktiken ist so ausgerichtet, dass der Anwender die jeweiligen Meditationsergebnisse am Ende tatsächlich erzielen kann. Wer die Texte jedoch nur spricht und abliest, ohne deren Sinn zu verstehen, wird keine Realisationen bekommen. Dies ist so sinnlos wie das Nachplappern menschlicher Worte durch einen Papagei. Auch der Gesang, den viele dabei gern wie in einem Kirchenchor leisten, bringt einem dem wirklichen Ziel kaum näher. Es ist also äußerst wichtig, genau zu begreifen, was und wozu man etwas im Meditationstext macht. Jeder Abschnitt hat eine auf das Endergebnis gerichtete Funktion. Hierüber sollte man sich mit dem Lehrer oder sehr erfahrenen Praktizierenden einmal detailliert austauschen. Erläutern diese nur den Inhalt und setzen diesen nicht in Bezug zur Methode und Weisheit, ist das nicht genug. Das Verständnis eines Sadhana ist auch als Prozess zu verstehen, der nie abgeschlossen ist. Die Erleuchtung wäre der Beweis für eine korrekte Meditation.

Lamrim: Dies ist eine von Atisha entwickelte, äußerst wirkungsvolle und berühmte Meditationsfolge, die alle wesentlichen Themen und Praktiken des Buddhismus vereint. Das Üben der dort vorgegebenen Inhalte ist unbedingt zu empfehlen. Die damaligen indischen Gelehrten (Panditas) setzte diese essenzielle Zusammenfassung der 84000 Belehrungen Buddhas in Erstaunen. Niemand hatte geglaubt, dass man die Essenz des Buddhismus so knapp fassen kann. Damit konnten nun auch weniger gelehrte Personen den gesamten Buddhismus korrekt praktizieren.

Methode: Der Begriff ist ein Synonym für die Entwicklung von Bodhicitta.

Weisheit: Der Begriff ist ein Synonym für das Erkennen der Selbstlosigkeit der Phänomene und für den Begriff der Leerheit.

Verblendung: So bezeichnet man die durch Unwissenheit hervorgerufenen falschen Wahrnehmungen und Schlüsse des Bewusstseins (Geistes). Es gibt verschiedene Formen und Stufen. Die Verblendungen trüben den Geist wie Milch das Wasser. Es ist das Ziel jeder buddhistischen Praxis, diese zu beseitigen. Hat man die eigenen Verblendungen beseitigt, hat man automatisch die Buddhaschaft erlangt. Da die Beseitigung durch die Übungen des Hinayana äußerst schwierig und sehr langwierig ist, versuchen viele diesen Prozess mit den Mitteln des Tantras zu beschleunigen.

Geist: Man verwendet das Wort in Übersetzungen als Synonym für das Bewusstsein. Damit ist kein Geistwesen gemeint. Der Geist hat verschiedene Stufen. Von der groben bis zur tiefsten Stufe werden die Abstufungen immer subtiler. Gedanken und Gefühle treten auf der gröbsten und somit verunreinigten Ebene des Geistes auf. So bedeutungsvoll sie dem einzelnen Menschen auch erscheinen, sie stehen immer mit Verblendungen, also mit der Unwissenheit, in Beziehung. Insofern sind alle Reden sowie alle Theorien und Erklärungen von Wissenschaftlern, Gelehrten und Prominenten nichts als ein Ausfluss des groben, verblendeten Bewusstseins. Daher ist auch die tiefe Beschäftigung damit letztlich nur verschwendete Zeit. Der wirkliche buddhistische Pfad beginnt jenseits des groben (verunreinigten) Bewusstseins. Das ist einer der Gründe, warum der Buddhismus so sehr die Meditation einbezieht. Auf diese Weise versucht man, die subtileren Schichten des Bewusstseins, die weniger verblendet sind, zu nutzen. Irgendwann muss man also die buddhistischen Bücher beiseitelegen, da auch diese mit der konventionellen Ebene des Bewusstseins kommunizieren, und stattdessen meditieren.

Samsara: Dies ist die von Leiden und Unwissenheit durchzogene, vom Bewusstsein der Lebewesen erfahrene Welt.

 

Nirvana: So bezeichnet man das Ergebnis buddhistischer Praxis. Es ist das Gegenstück zu Samsara (unserer Welt des Leidens). Somit ist Nirvana die von Unwissenheit und Leiden gereinigte Welt. Sowohl Samsara als auch Nirvana werden immer geistig, also vom jeweiligen Bewusstsein individuell, erfahren.

Entsagung: Dies meint den geistigen Wunsch, dem Leidenskreislauf Samsaras zu entfliehen. Doch viele verstehen die Bedeutung falsch. Anfänger denken oft, dass Entsagung das Aufgeben liebgewonnener Dinge erfordert und mit Askese gleichzusetzen ist. Zahlreiche Scharlatane benutzen diesen wesentlichen Begriff, um Einsteigern zu suggerieren, sie sollten den Besitz, die Familie und Freunde her- oder aufgeben. Das sind aber keine Buddhisten, sondern gewiefte Betrüger, die über ein gewisses oberflächliches Wissen verfügen und so gutgläubige und naive Personen ausnutzen. Das ist auch kein spezifisches Problem des Buddhismus.

Zwölf Glieder des abhängigen Entstehens: Es handelt sich hierbei um eine äußerst tiefgründige, für Menschen ohne ausgeprägtes logisches Denkvermögen jedoch schwer verständliche Erklärung des Buddha zu den Zusammenhängen Samsaras (unserer Welt). Mit zunehmendem Wissen gewinnt man ein immer besseres Verständnis dieser komplexen Erklärung.

Der edle achtfache Pfad: Damit meint man Verhaltensregeln, die von Buddha empfohlen wurden. Sie sollten gleichzeitig geübt werden und bestehen aus drei Gruppen. Die Weisheitsregeln sind: Strebe nach rechter Erkenntnis und nach rechter Gesinnung. Die Sittlichkeitsregeln sind: Rede recht, handle recht und führe einen rechten Lebenswandel (ohne Töten, Lügen und Betrügen). Die Vertiefungsregeln sind: Entwickle rechtes Streben, rechte Achtsamkeit und rechte Sammlung.

Gottheiten: Dies sind Meditationshilfen für Tantra-Praktizierende, die verschiedene Aspekte des Geistes von Buddha symbolisieren. Sie stehen immer in Bezug zu den zentralen Kategorien, also Methode und Weisheit. Aufgrund der jeweiligen Teilaspekte werden sie jeweils einer der fünf Buddha-Familien zugeordnet. Sie haben keine wirkliche (inhärente) Existenz, sind also aus buddhistischer Sicht ohne ein Selbst, also selbstlos.

Götter: Buddha hat die Existenz von Göttern, Halbgöttern, Geistwesen usw. nie infrage gestellt. Es handelt sich hier aber nicht um außerhalb unserer Welt stehende Wesen oder einen Schöpfergott, wie in einigen monotheistischen Religionen, sondern ausschließlich um in Samsara eingebundene Wesen, die dem Daseinskreislauf genauso wie der Mensch unterworfen sind. Nur ein Buddha überwindet Samsara und überragt somit die Götter. Es ist also eine Sprachkonvention für eine bestimmte Art von Lebewesen innerhalb unseres von Leiden geprägten Daseinskreislaufes.

Retreat: Der Begriff bezeichnet das Zurückziehen zur vertiefenden Übung und Erkenntnisgewinnung. Für einen selbst festgelegten Zeitraum entkoppelt man sich so weit wie möglich aus seinen samsarischen Verwicklungen und versucht tiefere Erkenntnisse zu gewinnen. Die Zeitdauer kann von wenigen Tagen bis zum Ende des Lebens reichen.

Yoga: Buddhistische Yogas unterscheiden sich von den bekannteren indischen Yogapraktiken. Man übt sie vor allem im Zusammenhang mit den Tantras. Darum sollte man diese nicht miteinander verwechseln, gleichstellen oder vermischen. Während der Buddhismus ein Nichtselbst postuliert (anatta in Palisprache oder anatman in Sanskrit), gehen die indischen Yogapraktiken überwiegend von einem inhärenten Selbst aus (atta oder atman). Da die verschiedenen indischen Yogas ein in sich komplexes System darstellen, das auch religiöse Grundvorstellungen immer einbezieht, gibt es hier eine klare Trennlinie. Buddhistische Yogas sind dagegen überwiegend geistige, auf die Erkenntnis gerichtete Übungen. Es gibt aber auch hier körperliche Übungen, die die ersteren verstärken sollen. Solange man klar zwischen den religiösen Aspekten von indischen und auf die Veränderung des Bewusstseins gerichteten der buddhistischer Yogas zu unterscheiden vermag, dürfte es nicht kontraproduktiv sein, bestimmte indische Asanas (Yogaübungen) auch als Buddhist zu praktizieren. Da indische Yogaübungen den Geist ebenfalls nach innen richten, unterstützen diese bis zu einem gewissen Grad die Abwendung von außen und die Zuwendung zum Inneren. Auch körperliches Wohlbefinden ist gut für eine kontinuierliche buddhistische Praxis. Sehr oft finden Menschen über die Beschäftigung mit den indischen Yogas zum Buddhismus. Man kann aber so auch schnell bei einer unseligen Vermischung von theistischer Religion (Hinduismus) mit einer Heilslehre ohne Schöpfergott/-götter landen und falsche Vorstellungen entwickeln. Das ist eine Gefahr.

Karmamudra: Im Buddhismus gehört dieses Thema zu den äußerst geheimen tantrischen Lehren. Die Karmamudra gibt es sowohl als wirkliche, äußere wie auch als imaginäre, geistige Form. Die Methode (siehe Begriffe) gilt im Buddhismus als männlich, die Weisheit als weiblich. Da beide für die endgültige Erkenntnis vereinigt werden müssen, symbolisiert die Vereinigung des Praktizierenden mit der äußeren Karmamudra diesen Vorgang. Aus sehr verschiedenen Gründen finden viele Übende keinen Zugang zu einer (lebenden) Karmamudra, da diese bestimmte definierte Voraussetzungen besitzen sollte. Mönche sind zum Beispiel durch ein Keuschheitsgelübde eingeschränkt. Diese Personengruppen können die Karmamudrapraxis somit nur geistig vollziehen. Es ist korrekt, dass diese Praxis nur für Praktizierende des Anuttarayoga-Tantras (höchstes buddhistisches Tantra) geeignet ist. Tantra kann jeder entsprechend seinen karmischen Voraussetzungen auch schon in jungen Jahren beginnen. Durch die Abläufe in vielen Zentren dauert es jedoch oft viele Jahre, bis Einsteiger überhaupt in die Nähe solcher Informationen kommen. Zudem erhalten sie hierzu häufig keine Auskünfte. Einer der größten Mönchsgelehrten (Tsongkhapa) bestätigte aber, dass diese Praxis bei den höheren yogischen Übungen im Tantra der Vollendungsstufe für alle fortgeschrittenen (auch jungen) Personen notwendig ist.

Karmapa: Der Begriff bezeichnet das Oberhaupt der Kagyü-Traditionslinie. Nach dem Tod des letzten Karmapa im Jahr 1981 wurden gleich zwei XVII. Karmapas inthronisiert, was die Linie gespalten hat. Der vom Dalai Lama anerkannte Karmapa floh im Jahre 2000 aus China und lebt nun ebenso im indischen Exil.

Tibet: Dieses Land bildete bis zur Invasion 1950 durch China einen eigenständigen Staat. Der XIV. Dalai Lama war dessen politisches Oberhaupt. Zugleich war er der religiöse Führer der Gelugpa Traditionslinie. Durch eine strikte Abschottung des Staates gegen die Nachbarstaaten war der Buddhismus in allen Facetten (Hinayana, Mahayana, Tantra) in Tibet vor fremden Einflüssen relativ lange geschützt. Hier existierten deswegen noch ungebrochene Traditionslinien (Weitergabe der Lehre und des Segens von Mund zu Mund) bis zu Buddha. Das macht den tibetischen Buddhismus so einzigartig.

Reinkarnation: Darunter versteht man die Wiedergeburt eines Wesens oder Bewusstseins. Hierzu gibt es sehr verschiedene Vorstellungen. Als Buddhist sollte man genau verstehen, von welcher Wiedergeburt Buddha sprach. Buddhistische Vorstellungen von der Wiedergeburt unterscheiden sich von anderen. Viele werden aus Angst vor dem Verlieren des Ichs durch den Tod auf naive Weise Buddhisten. Durch den Beitritt (das Bekenntnis) zum Buddhismus glauben sie sich eine Wiedergeburt zu sichern. Das ist schlicht ein Glaube ohne Wissensgrundlage und kein echter Buddhismus. Wiedergeburt ist jedoch nicht vom Glauben abhängig. Vom Glauben kann es jedoch abhängig sein, ob man sie akzeptiert oder verleugnet. Religionen akzeptieren häufig unlogische Vorstellungen und begründen dies dann einfach mit Glauben. Der Buddhismus ist dagegen eine Lehre, fast eine Wissenschaft der Logik, und wendet diese strikt an. Insofern ist Glauben im Buddhismus theoretisch unnötig. In der Erleuchtung hat Buddha die Wiedergeburten gesehen und bestätigt. Für Buddhisten ist die von Buddha dargelegte Vorstellung von der Wiedergeburt somit ein Fakt, da Buddha nachprüfbar niemals die Unwahrheit gesagt oder sich geirrt hatte.

Aus buddhistischer Perspektive wird nicht das Selbst (die Vorstellung vom Ich) dieses Lebens wiedergeboren, sondern der letzte Moment dieses Lebens ist die Ursache des ersten Moments des nächsten Lebens. Es gibt also einen Kontinuitätsstrom von Ursachen und Wirkungen, der sich auf den geistigen Bereich bezieht. Der letzte Moment dieses Lebens und die angesammelten karmischen Taten (nicht nur dieses Lebens) führen dann zur Bildung eines neuen, illusionären (also wieder verblendeten) Selbst. So ist die buddhistische Wiedergeburt grob zu verstehen. Die seit etwa zehn Jahren angewandte Reinkarnationstherapie, wo Patienten in Hypnose versetzt werden (oder sich selbst versetzen lassen) und über frühere Leben sprechen, bestätigt auf wissenschaftliche Weise, dass die von Buddha dargestellte Reinkarnation korrekt ist. Alle Menschen erzählen dort von ihren früheren Leben. Dort sind sie jedoch nicht mit ihrer heutigen Person identisch. Die religiösen und kulturellen Weltbilder des Westens erschweren es vielen Menschen, diesen Fakt zu akzeptieren. Besonders „Wissenschaftler“ verschließen oft überheblich ihre Augen. Eine durch Hypnose gewonnene Erkenntnis wollen sie intellektuell nicht akzeptieren, gleichsam wenden sie diese aber in der westlichen Medizin an. Das ist in sich widersprüchlich. In Asien, dem menschenreichsten Kontinent, gibt es keinerlei Akzeptanzprobleme dieses wissenschaftlichen Fakts. Trotzdem glauben (!) sich die europäischen Zweifler im Recht. Einsicht oder Toleranz wird nur dann gezeigt, wenn sie in das eigene Weltbild passt. Im Textabschnitt zur Selbstlosigkeit geben wir weitere Hinweise zu diesem Thema.

Hypnose: Dies ist eine bekannte Technik, mit der ein Hypnotiseur in tiefere Schichten des Bewusstseins eindringt und dort Suggestionen für eine Verhaltensänderung einpflanzt. Je tiefer (in Bezug auf die Bewusstseinsebene) die Suggestion erfolgt, umso erfolgreicher ist diese. Man spricht hier auch von Tiefenhypnose. Die Hypnose bestätigt indirekt die buddhistische Auffassung von den verschiedenen Schichten des Bewusstseins. Der buddhistische Meditierende versucht mit seiner Übung ebenfalls subtile Bewusstseinsebenen zu erreichen und Verhaltensänderungen herbeizuführen. Ein entscheidender Unterschied ist natürlich, dass der Meditierende selbst handelt, wogegen der Patient sich bei der Hypnose auf die Fähigkeit eines Fremden verlassen muss. Jeder Fremdeingriff beherbergt natürlich gewisse Gefahren. Auch die Arbeitsmethoden unterscheiden sich voneinander, trotzdem muss man gewisse Parallelen anerkennen.

Psychologie: Sie wird oft als empirische westliche Seelenkunde verstanden und bei uns teilweise auch als Wissenschaft betrachtet. Westliche Psychologie und östlicher Buddhismus gehen jedoch von ganz verschiedenen Grundannahmen aus. Während die westliche Medizin und das westliche Denken immer vom Bestehen eines Selbst beim Menschen ausgehen und bei Problemen sogar wiederherstellen wollen, ist der Glaube an ein Selbst eine der von Buddha erkannten Verblendungen. Der Glaube an ein inhärentes Selbst ist vielmehr die Ursache aller Probleme. Insofern ist der Rat westlicher Psychologen für Buddhisten meist sinnlos. Aus buddhistischer Sicht beschäftigt sich Psychologie also mit den verblendet wahrgenommenen Erscheinungen und nicht mit grundlegenden Ursachen. Daher kann sie die krank machenden Verstrickungen nicht erkennen und auflösen.

Esoterik: Sie ist eine philosophische, zumeist europäische Lehre, die nur einem kleinen Personenkreis zugedacht ist. Insofern ist der Buddhismus keinesfalls esoterisch, auch wenn er einen inneren Erkenntnisweg, nach dem auch die Esoterik sucht, aufzeigt. In der Esoterik gibt es sehr unterschiedliche Strömungen.

Kundalini: Die sogenannte „Schlangenkraft“ ist kein buddhistisches Yoga oder Tantra. In den tantrischen indischen Schriften wird sie als eine ätherische Kraft bezeichnet, die im untersten Chakra als schlafende und zusammengerollte Schlange wohnt. Sie kann durch spezielle yogische Praktiken erweckt werden und steigt dann durch die höheren Chakren bis in das oberste. Dann verschmilzt das Bewusstsein angeblich mit der kosmischen Energie. Durch Visionen und überweltliche Erfahrungen erfährt man dann ein yogisches höheres Selbst. Auch solche Erfahrungen sind aber immer noch Verblendungen eines sich selbst wahrnehmenden Geistes. Buddhistische Meditationsziele gehen darüber weit hinaus, da am Ende die Erkenntnis des Nichtselbst (anatman) stehen sollte.

 

Chakren: So bezeichnet man Energiezentren, die sowohl im hinduistischen Tantra als auch im buddhistischen Vajrayana sowie im Yoga erklärt werden. Sie sind durch Energiekanäle verbunden und nicht organischer, sondern astraler Natur. Ihre Positionen werden entlang der Wirbelsäule angesiedelt. Im Wesentlichen sind sie also Konzentrationspunkte und Übungshilfen. Durch die Fokussierung auf diese Bereiche verstärkt man die Hinwendung nach innen und der Übende sammelt bestimmte Erfahrungen. Oft werden sieben Chakren benannt, manchmal auch weniger. Anzahl, Farbe und die Positionen stehen natürlich in Bezug zum jeweiligen meditativen System. Für den eigenen Erfolg ist es wichtig, diese nicht bunt zu mischen, da die historischen Gurus genau mit den überlieferten Yogas Erfolge erzielten. Heutzutage kreieren jedoch viele selbsternannte Lehrer etwas Eigenes oder Modernes. Unbedeutende Fantasieerlebnisse werden dabei zu wirklichen Realisationen erklärt. Es ist sinnvoll, sich konsequent an ein überliefertes System zu halten.

Feng Shui: Das heißt „Wind und Wasser“ und ist ein Teil der chinesischen daoistischen Philosophie. Mit der Anwendung der spezifischen Regeln sollen die Geister von Luft und Wasser besänftigt werden. Die Lehre ist also kein Bestandteil des Buddhismus. Im Westen wendet man sie für die Harmonisierung beim Gestalten der Wohn- und Lebensräume an.

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