Flucht und Neuanfang

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Flucht vor Unterdrückung

Xenophobie ist die Angst vor Fremden oder Ausländern. Solche Fremdenfeindlichkeit gab es schon immer und gibt es auch unter uns heute. Um sich ihrer eigenen Identität zu vergewissern, lehnen Menschen oft alles Fremde ab. Auch wenn wir heute im Zeitalter der Globalisierung leben, stellen viele Gruppen immer ihre eigene Kultur ins Zentrum und lehnen den Einfluss anderer Kulturen ab. Tatsächlich hat die Fremdenfeindlichkeit unter den steigenden Zuwanderungszahlen in der heutigen Zeit sogar zugenommen. Das beeinflusst dann oft auch die offizielle Regierungspolitik.

Oft läuft es wie folgt ab: In einem Land kommen Menschen an, die z.B. vor Hunger oder Verfolgung geflohen sind. Sie bleiben und leben dort als Immigranten. Ihre Familien werden nach und nach größer. Sie halten an ihren eigenen Sitten und Bräuchen und an ihrer Sprache fest – bis zu dem Punkt, dass das Land, das sie aufgenommen hat, sie als Problem ansieht und sich bedroht fühlt. Die Fremdenfeindlichkeit verschärft sich und die Zuwanderer werden diskriminiert. Mitunter fürchten die Regierungen, dass diese Gruppen revoltieren oder auf andere Weise Unruhe stiften. Daher leiten sie strenge Maßnahmen gegen sie ein. Möglicherweise weisen sie sie aus oder unterwerfen sie der Zwangsarbeit. In extremen Fällen werden die Gruppen sogar physisch bedroht oder gar vernichtet. Besonders beschämend war z.B. das Schicksal der Afrikaner, die als Sklaven nach Amerika gebracht wurden, um dort auf Plantagen oder in Bergwerken für die Reichen zu arbeiten oder ihnen als Personal in Privathäusern zu dienen. Viele flohen aus der Unterdrückung und Abhängigkeit und emigrierten weiter an andere Orte, an denen es keine Sklaverei gab. Die Menschen mussten bei der Planung ihrer Flucht äußerst vorsichtig vorgehen. Diese Schicksale aus der jüngeren Geschichte erinnern uns an das Leid des Volkes Israel in Ägypten, wie es im Buch 2Mose/Exodus beschrieben ist.

Ihr Schreien drang zu Gott
Der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten

Der Auszug aus Ägypten markiert den eigentlichen Beginn der Geschichte des Volkes Israel. Mit ihm fing alles an. Die Israeliten waren wegen einer Hungersnot nach Ägypten ausgewandert. Es ging ihnen gut dort. So ließen sie sich nieder und vermehrten sich. Nach einiger Zeit fühlte sich der Pharao, die höchste Autorität im ägyptischen Reich, von diesen Fremden bedroht. Daher verpflichtete er die Männer zur Zwangsarbeit. Später entschloss er sich, die neugeborenen Jungen töten zu lassen. Der Pharao wusste: Wenn die Menschen extremem Druck ausgesetzt sind, ­haben sie keine Zeit, über ihre Freiheit nachzudenken (2Mose/Exodus 5,9). Doch die Israeliten schrien so erbarmungswürdig um Hilfe, dass Gott ihre Gebete erhörte. Gott beschloss, sie aus der Sklaverei in Ägypten zu befreien, und zwar durch einen Mann namens Mose.

Moses eigene Geschichte war wundersam. Als Baby wurde er von seiner hebräischen Mutter in einem Binsenkörbchen im Schilf des Nil versteckt, damit er nicht getötet wurde. Später sorgte seine ägyptische Adoptivmutter dafür, dass er behütet aufwachsen konnte. Diejenigen, die die Befreiung des Volkes Israel vorbereiteten, zeigten eine erstaunliche Cleverness, wenn es darum ging, ihre Ziele zu erreichen. Sie hatten Erfolg dank der Hilfe und Führung Gottes, der sich als viel mächtiger erwies als der Pharao von Ägypten. (Auszüge aus 2Mose/Exodus 1–12)

Zusammen mit Jakob, der auch Israel heißt, waren elf seiner zwölf Söhne mit ihren Familien nach Ägypten ausgewandert, nämlich: Ruben, Simeon, Levi und Juda, Issachar, Sebulon und Benjamin, Dan und Naftali, Gad und Ascher. Josef war schon vorher nach Ägypten gekommen. Insgesamt waren es mit Kindern und Enkeln siebzig direkte Nachkommen Jakobs.

Dann waren Josef und seine Brüder gestorben. Von ihrer ganzen Generation lebte niemand mehr. Aber ihre Nachkommen, die Israeliten, waren fruchtbar und vermehrten sich; sie nahmen überhand und wurden so zahlreich, dass sie das Land füllten.

Da kam in Ägypten ein neuer König an die Macht, der von Josef nichts mehr wusste. Er sagte zu seinen Leuten: »Die Israeliten sind so zahlreich und stark, dass sie uns gefährlich werden. Wir müssen etwas unternehmen, damit sie nicht noch stärker werden. Sie könnten sich sonst im Kriegsfall auf die Seite unserer Feinde schlagen, gegen uns kämpfen und dann aus dem Land fortziehen.«

Die Ägypter setzten deshalb Aufseher ein, um die Israeliten mit Fronarbeit unter Druck zu halten. Die Männer muss­ten für den Pharao die Vorratsstädte Pitom und Ramses bauen. Aber je mehr man die Israeliten unterdrückte, desto zahlreicher wurden sie und desto mehr breiteten sie sich aus. Den Ägyptern wurde das unheimlich.

Darum ließen sie die Männer Israels als Sklaven für sich ­arbeiten, misshandelten sie und machten ihnen das Leben zur Hölle. Sie zwangen sie, aus Lehm Ziegel herzustellen und harte Feldarbeit zu verrichten.

Hier folgt die Geschichte von der Geburt und wundersamen Rettung von Mose sowie seiner Flucht in das Land Midian.

Das Schreien der Israeliten drang zu Gott, und er erinnerte sich an den Bund, den er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte. Er wandte sich den Israeliten zu und kümmerte sich um sie.

Mose hütete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Als er die Herde tief in die Wüste hineintrieb, kam er eines Tages an den Gottesberg, den Horeb.

Dort erschien ihm der Engel des HERRN in einer lodernden Flamme, die aus einem Dornbusch schlug. Mose sah nur den brennenden Dornbusch, aber es fiel ihm auf, dass der Busch von der Flamme nicht verzehrt wurde.

»Das ist doch seltsam«, dachte er. »Warum verbrennt ­der Busch nicht? Das muss ich mir aus der Nähe ansehen!«

Als der HERR sah, dass Mose näher kam, rief er ihn aus dem Busch heraus an: »Mose! Mose!«

»Ja«, antwortete Mose, »ich höre!«

»Komm nicht näher!«, sagte der HERR. »Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden.«

Dann sagte er: »Ich bin der Gott, den dein Vater verehrt hat, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.«

Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzusehen.

Weiter sagte der HERR : »Ich habe genau gesehen, wie mein Volk in Ägypten unterdrückt wird. Ich habe gehört, wie es um Hilfe schreit gegen seine Antreiber. Ich weiß, wie sehr es leiden muss, und bin herabgekommen, um es von seinen Unterdrückern zu befreien. Ich will es aus Ägypten führen und in ein fruchtbares und großes Land bringen, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Ich bringe es in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, ­Hiwiter und Jebusiter.

Ich habe den Hilfeschrei der Leute von Israel gehört, ich habe gesehen, wie grausam die Ägypter sie unterdrücken. Deshalb geh jetzt, ich schicke dich zum Pharao! Du sollst mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten herausführen.«

Aber Mose wandte ein: »Ich? Wer bin ich denn! Wie kann ich zum Pharao gehen und das Volk Israel aus Ägypten herausführen?«

Gott antwortete: »Ich werde dir beistehen. Und das ist das Zeichen, an dem du erkennst, dass ich dich beauftragt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr mir an diesem Berg Opfer darbringen und mich anbeten.«

Mose sagte zu Gott: »Wenn ich nun zu den Leuten von ­Israel komme und zu ihnen sage: ›Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt‹, und sie mich dann fragen: ›Wie ist sein Name?‹ – was soll ich ihnen sagen?«

Gott antwortete: »Ich bin da«, und er fügte hinzu: »Sag zum Volk Israel: ›Der Ich-bin-da hat mich zu euch geschickt: der HERR ! Er ist der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.‹ Denn ›HERR ‹ (Er-ist-da) ist mein Name für alle Zeiten. Mit diesem Namen sollen mich auch die kommenden Generationen ansprechen, wenn sie zu mir beten.

Geh nun und rufe die Ältesten des Volkes Israel zusammen! Sag zu ihnen: ›Der HERR , der Gott eurer Vorfahren, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er hat zu mir gesagt: Ich habe genau gesehen, was man euch in Ägypten antut. Darum bin ich entschlossen, euch aus diesem Land herauszuführen, in dem ihr so unterdrückt werdet. Ich bringe euch in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, ein Land, das von Milch und Honig überfließt.‹

Wenn du so zu ihnen sprichst, werden die Ältesten des Volkes auf dich hören. Dann musst du mit ihnen zum König von Ägypten gehen, und ihr sollt zu ihm sagen: ›Der HERR, der Gott der Hebräer, ist uns erschienen. Deshalb wollen wir drei Tagereisen weit in die Wüste gehen und dort dem HERRN, unserem Gott, Opfer darbringen.‹

Ich weiß, dass der König von Ägypten euch nicht gehen lässt; er wird sich durch keine Macht der Welt dazu zwingen lassen. Aber dann werde ich meine Hand ausstrecken und die Ägypter schlagen, ich werde Schrecken erregende Wunder in ihrer Mitte vollbringen. Und dann wird er euch ziehen lassen.

Ich werde sogar dafür sorgen, dass die Ägypter euch wohlgesinnt sein werden und ihr nicht mit leeren Händen wegziehen müsst. Alle Frauen aus Israel sollen sich vor dem Aufbruch von ihren ägyptischen Nachbarinnen Silber- und Goldschmuck erbitten und festliche Kleider. Das können dann eure Söhne und Töchter tragen. Auf diese Weise sollt ihr die Ägypter berauben.«

Der HERR sagte zu Aaron: »Geh Mose entgegen in die Wüste!«

Aaron machte sich auf den Weg. Beim Gottesberg traf er Mose und küsste ihn. Mose erzählte ihm, welchen Auftrag er vom HERRN erhalten hatte und was für Wunder er tun sollte.

Dann gingen die beiden nach Ägypten und versammelten alle Ältesten des Volkes Israel. Aaron berichtete ihnen alles, was der HERR zu Mose gesagt hatte, und Mose vollbrachte vor den Augen des ganzen Volkes die Wunder, zu denen Gott ihn bevollmächtigt hatte.

 

Da glaubten ihm die Israeliten. Sie begriffen, dass der HERR ihre Unterdrückung gesehen hatte und ihnen helfen wollte. Und sie warfen sich anbetend vor dem HERRN nieder.

Nun gingen Mose und Aaron zum Pharao und sagten: »So spricht der HERR, der Gott Israels: ›Lass mein Volk ziehen, damit es in der Wüste ein Fest für mich feiern kann!‹ «

»Der HERR ? Wer ist das?«, erwiderte der Pharao. »Was hat er mir zu befehlen? Ich kenne keinen ›HERRN‹ und denke gar nicht daran, das Volk Israel gehen zu lassen.«

Mose und Aaron sagten: »Er ist der Gott der Hebräer, und er ist uns erschienen. Deshalb wollen wir jetzt drei Tagereisen weit in die Wüste gehen und ihm dort Opfer darbringen. Sonst wird er uns mit Krankheit oder Krieg strafen.«

Der Ägypterkönig fuhr sie an: »Was denkt ihr euch eigentlich, dass ihr das Volk von der Arbeit abhalten wollt? Macht, dass ihr fortkommt! An eure Fronarbeit!«

Und er sagte noch: »Sie sind schon so zahlreich, und da wollt ihr ihnen auch noch eine Arbeitspause verschaffen!«

Am selben Tag befahl der Pharao den ägyptischen Antreibern und den Listenführern aus dem Volk Israel: »Ihr dürft den Leuten jetzt nicht mehr das Stroh liefern, das sie zur Herstellung der Ziegelsteine brauchen. Sie sollen es sich selbst zusammensuchen! Aber sie müssen genauso viele Ziegel abliefern wie bisher. Ihr dürft ihnen nichts erlassen. Faul sind sie, deshalb schreien sie: ›Wir wollen in die Wüste und unserem Gott Opfer darbringen.‹ Sie stehen nicht genug unter Druck. Verlangt von ihnen noch mehr, dann werden sie sich von diesen Verführern nichts vormachen lassen.«

Die Antreiber und die Listenführer gingen hin und sagten zu den Israeliten: »So spricht der Pharao: ›Ich lasse euch von jetzt ab kein Stroh mehr liefern. Geht selbst und sucht euch welches! Ihr müsst aber genauso viele Ziegel abliefern wie bisher.‹ «

So verteilten sich die Männer Israels über das ganze Land und sammelten Stroh auf den Feldern. Die Ägypter aber trieben sie an und sagten: »Ihr müsst jeden Tag genauso viele Ziegel abliefern wie früher, als euch noch Stroh gestellt wurde!« Die Antreiber schlugen die Listenführer der Israeliten, die sie eingesetzt hatten, und schrien sie an: »Ihr habt heute schon wieder zu wenig Ziegel abgeliefert!«

Da beschwerten sich die Listenführer beim Pharao: »War­um tust du uns das an? Wir sind doch immer deine treuen Diener gewesen! Man hat unseren Leuten kein Stroh ­geliefert und doch sollen sie Ziegel herstellen. Sogar geschlagen hat man uns. Die Schuld liegt bei deinen eigenen Leuten!«

Der Pharao antwortete: »Faul seid ihr, ganz einfach faul! Deswegen schreit ihr: ›Wir wollen in die Wüste und unserem Gott Opfer darbringen.‹ Macht, dass ihr wieder an eure Arbeit kommt! Stroh bekommt ihr nicht; aber die vorgeschriebene Anzahl Ziegel wird abgeliefert!«

Da sahen die Listenführer aus dem Volk, dass alles nichts half: Die Israeliten mussten pro Tag die gleiche Menge Ziegel herstellen wie bisher.

Als die Listenführer der Israeliten vom Pharao kamen, trafen sie auf Mose und Aaron, die auf sie warteten. Sie überhäuften die beiden mit Vorwürfen: »Ihr habt uns beim Pharao und seinen Leuten nur verhasst gemacht! Ihr habt ihnen eine Waffe in die Hand gegeben, mit der sie uns töten werden. Der HERR soll euch dafür strafen!«

Mose wandte sich an den HERRN und sagte: »Herr, warum handelst du so schlecht an deinem Volk? Wozu hast du mich überhaupt hierhergeschickt? Seit ich zum Pharao gegangen bin und ihm deinen Befehl überbracht habe, hat er das Volk nur noch mehr misshandelt. Und du hast nichts getan, um dein Volk zu retten!«

Darauf sagte der HERR zu Mose: »Jetzt wirst du erleben, was ich mit dem Pharao machen werde. Ich werde ihn zwingen, die Israeliten gehen zu lassen, ja, er wird sie sogar mit Gewalt aus seinem Land forttreiben.«

Da sprach Gott zu Mose und sagte: »Ich bin der HERR. Als Gott, der Gewaltige, bin ich Abraham, Isaak und Jakob erschienen; aber unter meinem Namen ›der HERR ‹ habe ich mich ihnen noch nicht zu erkennen gegeben. Doch ich habe meinen Bund mit ihnen geschlossen und ihnen das Land Kanaan zugesagt, in dem sie als Fremde lebten.

Ich habe das Schreien der Leute von Israel gehört, die von den Ägyptern zur Arbeit gezwungen werden. Deshalb will ich jetzt meine Zusage einlösen. Richte deinem Volk aus:

›Ich bin der HERR ! Ich werde euch aus dem Frondienst für die Ägypter wegholen und aus der Zwangsarbeit befreien, die sie euch auferlegt haben. Mit meinem ausgestreckten Arm werde ich euch retten und eure Unterdrücker hart ­bestrafen. Ich will euch als mein Volk annehmen und will euer Gott sein. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin, euer Gott, der euch aus dem Frondienst für die Ägypter befreit. Ich bringe euch in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eid versprochen habe; ich gebe es euch, ihren Nachkommen, als bleibenden Besitz. Ich bin der HERR!‹ «

Mose sagte dies alles den Israeliten, aber sie glaubten ihm nicht, so erschöpft waren sie von der harten Arbeit; sie waren völlig entmutigt.

Da sagte der HERR zu Mose:

»Geh jetzt zum Pharao, dem König von Ägypten, und ­verlange, dass er das Volk Israel aus seinem Land ziehen lässt!«

Aber Mose erwiderte: »Nicht einmal die Leute von Israel haben mir geglaubt, wie sollte da der Pharao auf mich hören? Ich bin ja auch so ungeschickt im Reden.«

Der HERR aber schickte Mose und Aaron von Neuem zu den Israeliten und zum Pharao, weil er sein Volk aus Ägypten herausführen wollte.

Darauf sagte der HERR zu Mose: »Ich bevollmächtige dich, vor den Pharao hinzutreten, als wärst du Gott, und dein Bruder Aaron wird dein Prophet sein. Du sagst Aaron alles, was ich dir auftrage, und er fordert dann vom Pharao, dass er die Israeliten aus seinem Land ziehen lässt.

Ich werde jedoch den Pharao starrsinnig machen, damit ich umso mehr meine Macht durch Staunen erregende Wundertaten erweisen kann. Der Pharao wird eure Forderung ablehnen, und dann werden die Ägypter meine Hand zu spüren bekommen. Durch schwere Strafgerichte werde ich es so weit bringen, dass ich mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führen kann.

Wenn ich so meine Hand gegen die Ägypter erhebe und das Volk Israel mitten aus ihrem Land wegführe, dann werden die Ägypter erkennen, dass ich der HERR bin.«

Mose und Aaron folgten genau den Anweisungen des HERRN. Mose war damals 80 und Aaron 83 Jahre alt.

Der HERR sagte zu Mose und Aaron: »Wenn euch der Pharao auffordert, euch durch ein Wunder auszuweisen, dann sagst du, Mose, zu Aaron: ›Nimm deinen Stock und wirf ihn vor dem Pharao auf den Boden!‹ Dann wird er zu einer Schlange werden.«

Mose und Aaron gingen zum Pharao und taten, was ihnen der HERR aufgetragen hatte. Aaron warf seinen Stock vor dem Pharao und seinen Ministern auf den Boden und er wurde zur Schlange.

Aber der Pharao rief seine Magier und Beschwörer, und sie vollbrachten mit ihren Zauberkünsten dasselbe. Jeder von ihnen warf seinen Stock auf den Boden und er wurde zu ­einer Schlange.

Doch Aarons Stock verschlang die Stöcke der Ägypter. Trotzdem blieb der Pharao starrsinnig und schlug ihre Forderung ab, genau wie der HERR es vorausgesagt hatte.

Um Mitternacht tötete der HERR alle Erstgeborenen in Ägypten, angefangen vom erstgeborenen Sohn des Pharaos, der sein Nachfolger auf dem Thron werden sollte, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen im Kerker, auch jede Erstgeburt beim Vieh.

In jener Nacht wurden der Pharao, seine Minister und alle Ägypter aus dem Schlaf aufgeschreckt. Lautes Wehgeschrei erhob sich, denn es gab kein Haus bei den Ägyptern, in dem nicht ein Toter war.

Noch in derselben Nacht ließ der Pharao Mose und Aaron rufen und drängte sie: »Schnell, verlasst das Land! Geht fort von meinem Volk, ihr und die anderen Israeliten! Bringt dem HERRN eure Opfer, wie ihr es verlangt habt. Nehmt eure Schafe, Ziegen und Rinder mit, aber geht! Bittet euren Gott, dass er auch mich segnet!«

Die Ägypter drängten das Volk, schleunigst das Land zu verlassen. »Sonst kommen wir noch alle um!«, sagten sie.

Die Israeliten nahmen ihren Brotteig ungesäuert in den Backtrögen mit; die Männer trugen die Tröge in ihr Obergewand gewickelt auf ihren Schultern.

Nach der Anweisung Moses hatten die Leute von den Ägyptern Schmuckstücke aus Silber und Gold und festliche Kleider erbeten. Der HERR hatte dafür gesorgt, dass die Ägypter ihnen wohlgesinnt waren und ihnen alles gaben, was sie verlangten. Auf diese Weise beraubten sie die Ägypter.

Die Israeliten brachen von Ramses auf und zogen nach Sukkot. Es waren etwa sechshunderttausend, die Frauen, Kinder und Alten nicht mitgezählt. Auch eine erhebliche Zahl von Fremden schloss sich ihnen an. Große Herden von Schafen, Ziegen und Rindern führten sie mit.

Aus dem Teig, den sie ungesäuert aus Ägypten mitgenommen hatten, backten sie Fladenbrote. Sie hatten aus Ägypten aufbrechen müssen, noch ehe der Sauerteig dem Brotteig zugesetzt war, und hatten auch keine Verpflegung für unterwegs vorbereitet.

Vierhundertunddreißig Jahre lang hatten die Israeliten in Ägypten gelebt. Nach Ablauf dieser Zeit, an dem genannten Tag, zog das Volk des HERRN in geordneten Scharen aus Ägypten aus.

Während der Nacht, in der sie der HERR aus Ägypten herausführte, wachte er über sie. Seitdem ist diese Nacht für alle in Israel eine Nacht, in der sie zur Ehre des HERRN wach bleiben.

Die Leute von Israel befolgten alles, was der HERR ihnen durch Mose befohlen hatte.

An jenem Tag führte der HERR das Volk Israel in geordneten Scharen aus Ägypten heraus.

In der Wüste

Am 30. Oktober 2013 berichteten die Nachrichtenagenturen auf der ganzen Welt, dass in der nigrischen Wüste, wenige Kilometer von der algerischen Grenze entfernt, die Leichen von 87 Flüchtlingen gefunden worden waren. Darunter waren 48 Kinder. Die Flüchtlinge wollten nach Algerien. Die Flucht durch die Wüste ist sehr gefährlich und endet oft tödlich. In einem Artikel in The Guardian vom Juni 2013 war zu lesen, dass in den vergangenen zehn Jahren mehr als 2000 Flüchtlinge in der Sonora-Wüste in Mexiko umgekommen sind. Die häufigste Todes­ursache war Wassermangel, zusammen mit Temperaturen, die im Sommer am Tag auf bis zu 54°C ansteigen. Die Flüchtlinge kamen aus Zentralamerika oder Mexiko und wollten – auf der Suche nach dem amerikanischen Traum – in die Vereinigten Staaten. Sie wollten ein Leben voller Perspektivlosigkeit hinter sich lassen und in ein Land ziehen, das ihnen die elementaren Lebensgrundlagen bieten kann: Nahrung und Arbeit.

Das größte Problem für diese Migranten ist das Fehlen von Papieren, mit denen sie legal einreisen können, ohne von den Behörden aufgehalten, inhaftiert oder in ihr eigenes Land zurückgeschickt zu werden. Da sie nicht legal einreisen können, entscheiden sie sich für die Durchquerung der Wüste und setzen dabei ihr Leben aufs Spiel. Die Erzählungen derer, die es geschafft haben, zeugen von den enormen Schwierigkeiten, denen sie sich stellen mussten: die tödliche Gefahr giftiger Schlangenbisse, die unerträgliche Hitze, der Mangel an Schatten, Nahrungs- und Trinkwasserknappheit, die Kälte in der Nacht und Führer, die sie ausbeuten – so­genannte Schlepper. Aber sie erzählen auch von der Hilfe, die sie von wohlmeinenden Menschen erhalten haben, z.B. von den »Wüstenengeln«. Das ist eine Gruppe von mexikanischen und US-amerikanischen Bürgern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, nach Flüchtlingen zu suchen und sie zu retten, sodass sie nicht in der Wüste oder in der Bergregion bei San Diego in Kalifornien umkommen. Sie deponieren Wasser, Lebensmittel und andere lebensnotwendige Dinge an strategischen Stellen entlang der Flüchtlingsroute. Viele Flüchtlinge sehen das als Hilfe von Gott, der sie auch in der Wüste begleitet.

Auch die Israeliten, die vor der Unterdrückung in Ägypten flohen und sich auf den Weg in das versprochene Land machten, durchquerten die Wüste. Natürlich waren die Bedingungen ganz anders als bei heutigen Migranten. Aber auch ihre Reise war voller Schwierigkeiten. Mehrmals verloren sie den Mut und wollten sogar nach Ägypten zurückkehren. Aber Mose war kein Schlepper, der sein Volk betrügen und übervorteilen wollte. Er befolgte die Weisungen, die Gott ihm gegeben hatte. Und so wurde die Durchquerung der Wüste zu einer tiefen, reinigenden Erfahrung für die israelitischen Migranten.

 

Für Mose und Aaron war es nicht leicht, ein ganzes Volk auf seinem Weg zu führen. Disziplin und gute Organisation waren während der Reise wichtig. Moses Schwiegervater gab ihnen Ratschläge, wie sie die Dinge am besten organisieren konnten, um die Reise erträglicher zu machen. Die israelitischen Migranten mussten auch sorgfältig über ihre Zukunft als Volk nachdenken: Welche Regeln sollten für das Gemeinschaftsleben gelten? Sie durften nicht unvorbereitet an ihrem Ziel ankommen. Ihr Gott gab ihnen durch Mose Gesetze, die ihr Zusammenleben regeln sollten. Und er führte sie heil durch alle Gefahren der Wüste.

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