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Das Seegespenst

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"Noch etwas nachgeben!" meldete das Telefon.

Wir gaben noch einen Meter Schlauch und Leine nach.

Fünf Minuten vergingen. Regelmäßig hoben und senkten sich die Pumpenschwengel.

"Auf – auf!" schrie es da mit heiserer Stimme aus dem Telephon, und zugleich ward der Schlauch dem ihn haltenden Matrosen fast aus der Hand gerissen.

Schnell holten wir die Sicherheitsleine ein, aber noch schneller arbeitete sich der Taucher Hand über Hand an dem Schlauche empor. Mit auffallender Hast griff der Kapitän nach den Sprossen des Fallreeps, konnte nicht schnell genug die bleibewehrten Füße daraufsetzen., glitt ab, stürzte noch einmal ins Wasser, dann benahm er sich noch kopfloser – kurz, wir sahen sofort, daß ihm etwas passiert war. Entweder unten auf dem Meeresboden oder im Innern des Helms war etwas nicht in Ordnung, vielleicht bekam er keine Luft, wenn auch bei uns hier oben alles richtig funktionierte.

Das Abschrauben des Helmes erschwerte er uns dadurch, weil er ihn sich vom Kopfe reißen wollte, als wenn das möglich gewesen wäre.

Endlich kam sein Gesicht zum Vorschein – ein fahles, vor Todesangst ganz verzerrtes Gesicht.

"Um Gottes Willen, Kapitän, was ist Euch?"

Er gab keine Aufklärung; es war auch töricht, sie jetzt von ihm zu verlangen. Er stürzte davon, soweit ihm die schweren Bleisohlen ein Gehen erlaubten, glitt aus, schlug hin, raffte sich auf und verschwand in der Kajüte.

Ich lief ihm nach.

"Hinaus, hinaus, laßt mich allein!"

Ich mußte gehorchen.

Zehn Minuten später wurde ich vom Steward in die Kajüte gerufen. Paul hatte sich unterdessen des Taucherkostüms vollends entledigt, stürzte soeben ein großes Glas Selters mit Kognak hinab, sein Gesicht war nicht mehr so verzerrt, aber noch fahl genug.

"Robert – ich muß zu einem Menschen sprechen. Glaubst du – an Gespenster? Glaubst du, daß Tote wiederkommen?"

Er stieß es hervor, noch immer in furchtbarer Aufregung.

"Nein!" entgegnete ich mit größter Bestimmtheit.

"Ich ja auch nicht. Und doch – ich habe sie gesehen dort unten- Eveline, meine Frau. Und sie winkte mir – winkte mir!"

Er setzte sich an den Tisch und starrte vor sich hin.

Dann beherrschte er sich und erzählte ganz ruhig.

Unten angekommen, hatte er eben in der Nähe des Ankers den Meeresboden abgeleuchtet. Der Blendstrahl drang etwa drei Meter durchs Wasser. Er konnte den Ring nicht erblicken.


"Ich war einmal niedergekniet, richtete mich wieder auf, drehte mich um, und da – da sehe ich drei Meter vor mir entfernt ein Weib stehen, von einem grünen Schleier umflossen, so wie sich auch Eveline immer zu kleiden liebte, wenn sie zu ihrem Vergnügen eine Seenixe darstellte, was sie öfters zu tun liebte. Aber auch ihre Haare, die im Wasser hin und her schwebten, sind jetzt ganz grün. So steht sie aufrecht da – und es ist Eveline, wie sie leibt und lebt. Ich erkenne jeden Zug in ihrem weißen Gesicht, und sie winkt mir mit der erhobenen Hand, winkt mir-"

Wenn er daran glaubte, so war seine wieder ausbrechende furchtbare Aufregung begreiflich.

Ich blieb möglichst kühl. "Wie lange hast du sie beobachtet?"

"Ich weiß nicht."

"Und dann verschwand sie?"

"Dann schrie ich ins Telefon, floh nach oben, und als sie nicht mehr von dem Lichtstrahl getroffen wurde, mußte sie ja verschwinden."

"Du hattest sie wirklich im Lichtschein deiner Laterne?"

"Ganz deutlich!"

"Du hast natürlich nur eine Vision gehabt. Du hast während dieser acht Tage so wenig geschlafen, mußt ja total erschöpft sein. Und dann – sagtest du nicht, daß heute der Todestag deiner Frau sei?"

"Heute vor einem Jahre war`s – ja," murmelte er. "Natürlich, es war nur eine Vision. Aber dieses seltsame Zusammentreffen! Ich habe mein leichtsinnig gegebenes Wort, einen Schwur gebrochen."

"Was für einen Schwur?" fragte ich gespannt.

"Ach, Robert, meine Ehe war keine so glückliche, wie sie hätte sein können. Weißt du, sie war ja ein gutes Mädchen und wurde eine gute Frau, aber voller Launen war sie, phantastisch im höchsten Grade. Sie war an Bord geboren, an Bord groß geworden, sie hielt das Schiff oder vielmehr das Meer für ihre wahre Heimat, fühlte sich gewissermaßen als Seenixe. Sie ließ sich, gerade wenn die ärgsten Sturzseen überkamen, oft an den Mast festbinden in der Nacht, wenn das Wasser phosphoreszierte, und da sang und deklamierte sie, da war sie die Meerkönigin. Es war ja Spielerei, aber sie nahm es für Ernst. Sie behauptete, sobald sie einen Fuß an Land setze, müsse sie sterben. Sie hat auch tatsächlich nie festes Land betreten. Auch unsere Hochzeit fand an Bord statt. Und nun noch eine ganze Masse solcher Schrullen. Ich habe einen Mann gekannt, der hatte eine hübsche, junge Frau – sonst ganz vernünftig, nur sehr rührselig – die kannte kein größeres Vergnügen, als von ihrem einstmaligen Leichenbegängnis zu sprechen, alles so recht schön auszumalen, wie Eltern und Verwandte weinend am Grabhügel stehen, wenn sich ihr Sarg hinabsenkt – sie bedauerte nur, daß sie dann nicht selber mit dabeistehen und weinen konnte. Schrecklich, solch eine Frau! So ein Mann ist zu bedauern. Und meine Eveline hatte ganz genau dieselbe Manie. Nur in einem anderen Genre. So in jugendlicher Schönheit dahinsterben – natürlich auf oder im Meere – so im Meere dahinschweben bis in alle Ewigkeit, unsterblich im Fleische, zum Meerweibe geworden – das mußte doch herrlich sein! Und dann sagte sie jedesmal: 'Und nicht wahr, Paul, wenn ich tot bin, mein Grab im Meere gefunden habe – aber nicht etwa in Segeltuch genäht und auf ein Brett genagelt und mit einem Kohlensack beschwert – dann folgst du mir nach? Nicht wahr, du wirst ohne mich nicht mehr leben können? Du stürzest dich mir nach. Bringst nur noch das Schiff nach dem nächsten Hafen, dann folgst du mir nach, auf daß wir vereint im herrlichen Meere umherschweben können als freie Seegeister. Nicht wahr, Paul, das tust du?' Und da ließ sie, noch als meine Braut, nicht locker, ich mußte ihr mein Wort geben, mußte es ihr zuschwören -"