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Das Seegespenst

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"Und was tatest du?" fragte ich erschrocken.

"Was tut man nicht als verliebter Mensch? Sie ließ nicht locker, bis ich ihr lachend das Versprechen gab. Sie wollte es ernst genommen haben, ich sollte schwören. Ich tat ihr den Gefallen. Ich wollte sie mir schon noch erziehen, wenn sie nur erst meine Frau war. Aber es gelang mir nicht. Eine gute, herzige Frau, die mir alles an den Augen absah, nur für mich lebte, aber von ihrem Wahne konnte ich sie nicht abbringen. Und dann immer und immer wieder das erinnern an mein Versprechen. Ich wurde schließlich ärgerlich und grob. Sie weinte. Da war ich wieder besiegt. Ich sprach von unseren Kindern, was denn aus denen werden sollte, wenn ich ihr in den Tod folgte. Ja, aber wir hatten ja noch keine Kinder. Und sie behauptete einfach, sie wisse bestimmt, sie bekomme keine. Sonst eigentlich ein wirklich heiterer Charakter, aber dieser Wahn – ach, wie hat mich das alles gequält!"

Paul stützte die Arme auf den Tisch und legte die Hände vors Gesicht. Ich konnte ihn nur bemitleiden.

"Heute vor einem Jahre," fuhr er dann leise fort, "befanden wir uns auf der Höhe von Trinidad. Das schönste Wetter, wohl hohe See, aber kein Ueberkommen.


Eveline stand hinten am Heck. Da rollte eine mächtige Woge heran, der Flutwelle vorausgehend. Ich sah sie rechtzeitig kommen, sie mußte als Sturzsee übergehen. Ich schrie, Eveline hörte es nicht, sah nichts. Ich sprang mit beiden Füßen von der Brücke, stürzte nach hinten, da stürzte das Wasser schon über. Ich konnte mich gerade noch an den Wanten halten. Als ich wieder auftauchte, da sah ich sie treiben – schon weit vom Schiff. Noch einmal hob sie den Arm – und winkte mir, winkte mir -"

Er konnte nicht weitersprechen. Und ich fragte natürlich nicht erst, ob denn kein Boot ausgesetzt worden sei. Ich war doch selbst Seemann.

"Und heute, an ihrem Todestage, fällt mir der Trauring vom Finger!"

"Ja, ein merkwürdiges Zusammentreffen," sagte ich ruhig.

"Und da erscheint sie mir – und winkt mir – genauso wie damals!"

"Sie hat wohl nur die Arme hilfeflehend ausgestreckt."

"Und winkt mir. Sage, muß ich denn meinen Schwur halten?"

"Um Gottes Willen," rief ich, "was denkst du!"

"Ich weiß es selbst. Es war schwach, furchtbar schwach von mir, daß ich nachgab, wenn es anfangs auch nur Scherz war. Ich bin der Menschheit andere Pflichten schuldig, als ein leichtsinnig gegebenes, unsinniges Versprechen zu halten."

"Dachtest du denn daran, als du vorhin den Ring suchtest?"

"Ja, natürlich dacht ich an alles das," erklärte er. "So ist die Vision eben entstanden. -Komm, hilf mir, daß ich die Bleistiefel wieder anziehe."

"Du willst doch nicht nochmals hinab?" rief ich erschrocken.

Er sah mich groß an. "Warum denn nicht? Es war doch nur eine Vision. Oder denkst du, ich glaube an Gespenster? Nein, ich will meinen Ring wieder haben. Kapitän Paul Müller kann wohl einmal erschrecken, aber so etwas wie Furcht gibt`s nicht. Laß alles wieder in Ordnung bringen, ich gehe nochmals hinab!"

Aber es sollte nichts daraus werden. Die Flut hatte eingesetzt, daß Schiff war abgetrieben, ehe der Anker gefaßt hatte. Jetzt konnte jene Stelle gar nicht mehr bestimmt werden.

Paul wäre trotzdem noch einmal getaucht, allein er mußte schließlich das Vergebliche solchen Beginnens selbst einsehen.

Wir gingen in den Hafen von Collare, löschten innerhalb vier Tagen die Ladung, nahmen Ballast und bekamen Order nach Buenos Aires. Seit sieben Tagen befanden wir uns wieder auf hoher See. Immer war gutes Wetter, der Kapitän konnte den versäumten Schlaf nachholen, er bekam schnell sein früheres, gesundes Aussehen wieder.

Es war früher Nachmittag, ich hatte Wache. Der Bootsmann meldete, daß das Patentlog nicht mehr funktioniere. Es ist dies eine Art von Uhr, hinten am Heck angebracht: eine an einem Seile nachschleifende Schraube dreht sich durch den Widerstand des Wassers, dreht auch das Seil mit, in der Uhr werden dadurch Räder gerückt, Zeiger melden die gefahrenen Knoten.

Die Zeiger rückten nicht mehr.

Der Kapitän ging selbst hin, ich holte eine neue Uhr aus dem Kartenhause.



Wie ich mittschiffs unter der Brücke hervorkomme, sehe ich den Kapitän allein hinten an der Bordwand stehen, mit ausgestrecktem Arm, höre ihn einen lauten Schrei ausstoßen.