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Das Stahlroß

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Diese Worte verfehlten nicht, den beiden Geschwistern jede Sorge zu nehmen und ihnen Mut einzuflößen. Vertrauensvoll blickten sie auf den Knaben, der von seiner Geisteskraft vor ihren Augen eine solche Probe abgelegt hatte.

„Aha, da kommt ja schon ein Parlamentär mit einem schmutzigen Taschentuche,“ sagte plötzlich Richard.

In der Falle

Aus dem Tunnel kam in der That ein weißer Soldat in der Uniform eines Sergeanten hervor, der einen grauen Lappen an einem Stocke schwang und in vorsichtiger Entfernung stehen blieb.

„Mister Richard?“ rief er.

„Ist mein Name. Treten Sie näher.“

„Erkennen Sie mich als Parlamentär an?“

„Jawohl. Kommen Sie nur herein in die gute Stube.“

Der Parlamentär machte ob solcher humoristischen Antwort ein verdutztes Gesicht.

„Sie haben einen dem Tode verfallenen Verbrecher in Ihren Schutz genommen, indem Sie ihn dem Arme der Gerechtigkeit entzogen, und sich dadurch selbst einer sträflichen Handlung schuldig machten, die Ihnen sehr teuer zu stehen kommen kann. Der Polizeihauptmann fordert Sie auf, den Verbrecher sofort auszuliefern und sich selbst ihm zu stellen – nur in diesem Falle gewährt er Ihnen volle Begnadigung auf seine eigene Verantwortung.“

„Sehr liebenswürdig,“ spottete Richard. „Aber wer in aller Welt soll denn dieser Verbrecher sein? Ich bin mir nicht bewußt, einen Sträfling oder Häftling befreit zu haben.“

„Dieser dort ist es – Georg Schneider.“

„Der dort? I wo, Georg Schneider ist doch tot, verbrannt.“

„Es ist Georg Schneider, des Mordes schuldig, begangen an einem englischen Beamten.“

„Und ich sage Ihnen: Georg Schneider ist tot. Der Polizeihauptmann hat es ja so laut geschrieen, daß es alle Welt gehört hat. Sonst könnte es nur sein Geist sein, und mit Geistern hat bekanntlich die Polizei nichts zu thun.“

„Wollen Sie ihn ausliefern?“ fragte jetzt der Sergeant kurz. „Wollen Sie sich selbst dem Polizeihauptmann zur Verantwortung stellen?“

„Nein,“ entgegnete Richard, der einsah, daß hier keine Ausrede half, ebenso kurz, „das will ich nicht thun. Wenn der Polizeihauptmann diesen Mann haben möchte, so soll er ihn sich gefälligst selbst holen und seine Schwester dazu – denn an der ist es ihm doch hauptsächlich gelegen.“

„Sie nehmen den Flüchtling also in Schutz?“

„Na und wie! Wer dieses Thal betritt, so lange ich darin verweile, wird ohne Gnade und Barmherzigkeit niedergeschossen, und Ihr sollt mich und mein Stahlroß erst noch kennen lernen.“

„Das ist offene Drohung gegen das Gesetz, jetzt sind Sie strafbar!“

„Jawohl, und mich dazu zu machen, darauf kommt es Euch Spitzbuben ja nur an. Oh, ich weiß alles! Ihr wollt mein Stahlroß haben, um sein Geheimnis untersuchen zu können, und dazu müßt Ihr mich erst festnehmen, oder noch besser, gleich ganz beseitigen. – Kehrt, marsch, hinaus!“

Der Parlamentär, so ängstlich er auch nach dem kecken Knaben und dem Stahlroß blickte, zögerte doch noch.

„Nehmen Sie Vernunft an,“ sagte er mit bittender Stimme. „Sie sind hier gefangen, denn wir haben den Engpaß verschüttet. Hinüber können Sie auch nicht auf dem Zauberpferd, wenn es nicht gerade Flügel besitzt, und daß es diese nicht hat, wissen wir. Wir aber können dort hinauf auf die Felswand und Sie von oben erschießen oder mit Steinen zerschmettern. Wir haben das Recht dazu, denn Sie sind durch Auflehnung gegen die Ordnung vogelfrei. Oder wir brauchen auch nur einige Tage zu warten, bis Ihnen die Nahrungsmittel ausgehen, und Sie und Ihre Schützlinge müssen verhungern.“

„Und Sie mögen Ihrem Herrn Polizeihauptmann sagen,“ rief jetzt Richard in hellem Zorne, „daß ich trotz alledem mit meinem Stahlroß hinauskommen werde, sobald es mir beliebt, um ihn auf das Stirnhorn zu nageln, und wenn Sie jetzt nicht auf der Stelle die Beine unter den Arm nehmen, dann …“

Er machte nur einen Griff nach dem Zügel des Pferdes, und schon drehte der Sergeant um und verschwand schleunigst in dem Tunnel.

„So, nun wissen wir, was wir zu erwarten haben,“ sagte Richard, wieder das Hinterthürchen am Leibe seiner Maschine öffnend und dem Innenraume einen kleinen Ballen grünen Stoff entnehmend. „Hiermit, Fräulein Anna, fertigen Sie sich zunächst ein kugelsicheres Kleid. Nach der neuesten Mode braucht es nicht gerade zu sein, wenn es nur den ganzen Körper verhüllt. Machen Sie sich auch eine Maske für das Gesicht. Du aber, Georg, inspizierst die Mundvorräte der Villa, und ich selbst werde einmal nachsehen, wie es im Tunnel ausschaut. Wenn ich zurückkomme, hoffe ich etwas Eßbares vorzufinden, denn ich habe tüchtigen Hunger.“

Richard führte nun das Stahlroß in eine Grotte an der Felsenwand, wo es von keinem Steinwurf zerschmettert werden konnte, und schritt dem Tunnel zu, beim Betreten desselben immer vorsichtig nach oben spähend.

Im Engpaß selbst befand sich kein Mensch, und erst am Ende des etwa hundert Meter langen Ganges gelangte er an das Hindernis, das seine Feinde ihm aufgebaut hatten.

Oben über den Eingang von draußen hatte sich eine natürliche Brücke, eine sehr dicke Steinlage, über den Engpaß gewölbt. Diese war gesprengt worden und füllte nun den Tunnel in der Höhe von einigen Metern aus. Da diese Sprengung fast augenblicklich geschehen war, als die Flüchtlinge das Thal eben erst erreicht hatten, so mußte man annehmen, daß die Sprengvorrichtung, zu der doch auch ein Bohrloch gehörte, immer vorhanden gewesen war und nur entzündet zu werden brauchte. Jedenfalls war Mister Litton stets bereit gewesen, seinen geheimen Schlupfwinkel in eine uneinnehmbare Festung zu verwandeln.

So ganz unersteigbar aber für das Stahlroß, dessen Leistungsfähigkeit sein junger Erbauer ja kannte, war dieser Wall nicht. Hinauf springen konnte es allerdings nicht, wohl aber ihn erklettern, denn der Steinsturz hatte Geröll, auch nach der Innenseite, gebildet, und da hinauf konnte das Pferd mit seinen stählernen Gelenken und diamantenen Hufen wohl kommen. Das Schlimmste war, daß man nicht wußte, was sich hinter dem Steinwall befand.

Denn auch das Stahlroß besaß seine Schwächen, und wenn es langsam kletternd zwischen Stricke kam oder in sonst eine Schlinge geriet, oder zum Sturze gebracht wurde, so war es dennoch gefangen; nur im freien Laufe hätte es wohl alles zerrissen. Daß da hinten etwas geschah, hörte man deutlich an dem Pochen und Hämmern. Gewiß wurde dort solch eine Falle gebaut.

Nun, Richard konnte ja einmal nachsehen. Schon wie er die ersten Schritte auf der Böschung machte, fielen oben einige Schüsse, fühlte er auch einen empfindlichen Schmerz an der Schulter; doch durchbohren konnte den grünen Panzer trotz seiner Dünne und Schmiegsamkeit keine Kugel. Dann vernahm er ein Geräusch über sich, blickte empor, sprang tödlich erschrocken zurück und lief, was er laufen konnte, davon, während ein donnerndes Prasseln erscholl und von oben Steine herabrollten.

Dieser Versuch durfte nicht wiederholt werden.

So begab sich Richard denn zurück und fand Anna in ein sackartiges Gewand mit Kapuze aus grünem Stoff gekleidet; auf dem Tische aber stand ein warmes Essen aus Konserven, das er sich trefflich schmecken ließ.

Dann erklärte er den beiden die Situation, die man ihnen bereitet hatte.

„An alledem sind nur wir schuld, Anna und ich,“ sagte Georg niedergeschlagen, „Du hast Dich für uns aufgeopfert, und alles scheint zwecklos gewesen zu sein.“

„Falsch, total falsch,“ entgegnete jedoch der kauende Richard. „Ich bin nämlich schon vor meiner Abreise gewarnt worden. Es hat sich in England ein Komitee gebildet, das bezweckt, mich abzufangen und sich meiner bisher geheim gehaltenen Erfindung zu bemächtigen. Als ich bis in die Nähe von Transvaal kam, bisher von anderen Gefahren unbelästigt, die nicht gerade solch ein Ritt durch die Wildnis mit sich bringt, und mir dann der Polizeihauptmann so hinterlistig freundlich entgegentrat, wußte ich sofort, daß ich es hier mit keinen civilisierten Gegnern zu thun bekommen würde, und zwar mit Gegnern, die zu allem fähig sind. Es liegt ihnen hauptsächlich daran, meiner Erfindung habhaft zu werden, und die Rache und Anna kommen nur so nebenbei in Betracht. Daher dürfen wir auf keinen Vorschlag eingehen; wir müssen uns selbst durchschlagen, und wir werden es.“

Der Rest des Tages verging mit Suchen nach einem zweiten, geheimen Ausgange, ohne daß jedoch einer gefunden wurde. Währenddessen wurden sie von oben beständig beschossen, bis auch dieses Schießen wegen der gänzlichen Erfolglosigkeit aufhörte. Steine dagegen wurden nicht in das Thal geschleudert; wahrscheinlich wollte der Hauptmann sein hübsches Häuschen schonen. Entgehen konnten ihm die Gefangenen ja so wie so nicht. Sie mußten nach seiner Meinung entweder kapitulieren oder Hungers sterben.