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Das Stahlroß

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Der Ausfall

Die Nacht brach an, die Eingeschlossenen hielten abwechselnd Wache. Als Richard an die Reihe kam, ging er wieder einmal durch den Engpaß, der in völliger Dunkelheit und in tiefster Stille dalag. Das machte ihn schon stutzig. Er erreichte den Steinwall, er kletterte vorsichtig hinauf – nichts regte sich.

Das Ersteigen des Gerölls ging allerdings nicht ohne Geräusch ab, und dennoch ertönte kein Zuruf, kein Schuß fiel, kein Poltern verkündete das Herabstürzen von Steinen.

Was war das? Sollte die Belagerung aufgegeben worden sein? Richard dachte nicht an eine solche Möglichkeit und ebenso wenig daran, den scheinbar freien Weg zu benutzen, wenigstens jetzt noch nicht. Hier war eben eine Falle gebaut worden, und so lange man nicht die Beschaffenheit derselben kannte, durfte man keinen Ausfall wagen.

Zu weit wollte Richard auch nicht gehen, er selbst konnte ja in die Schlinge geraten, und so begab er sich denn nachdenkend wieder zurück.

„Mister Richard,“ kam ihm da Anna, die er vorhin abgelöst hatte, atemlos entgegen, „ich habe einen geheimen Gang unter der Erde entdeckt. Ich suche vorhin nach Lichtern, öffne einen Schrank, sehe eine Leiter in einen Schacht hinabführen, denke erst, es sei ein Brunnen, steige aber hinab und bemerke, daß der Schacht weiter unten trocken aufhört und sich seitwärts abzweigt. Weiter verfolgt habe ich ihn noch nicht.“

„Ist der Schacht weit genug, um das Stahlroß durchzulenken?“ fragte Richard hastig.

„Leider nicht, er ist nur ganz eng und niedrig.“

„Auch gut, so wird es eben anders gemacht, vorausgesetzt, daß der Gang ins Freie mündet. Ist dies der Fall, so sind wir gerettet, und wenn das Stahlroß ihnen auch in die Hände fällt, lange sollen sie sich nicht daran erfreuen.“

Sie weckten nun Georg, der jedoch als Wächter zurückbleiben mußte, verabredeten ein Signal, und Richard ließ sich dann von Anna nach dem geheimnisvollen Wandschrank führen. Er fand alles, wie sie es beschrieben, beide stiegen nun hinab und krochen in dem Seitengange unter der Erde weiter, bis sie in einen ausgebohrten Steintunnel kamen und nach zehn Minuten einen Lichtschein sahen, der wahrscheinlich von einer Blendlaterne ausging.

Der Steintunnel war ein ausgezeichneter Schallleiter, sie hörten plötzlich deutlich Worte:

„Er hat den Steindamm untersucht,“ sagte eine Stimme, „paßt auf, heute nacht noch werden sie auf dem Stahlroß den Ausfall versuchen und in die Fallgrube stürzen; der Hauptmann bereitet schon alles vor.“

Auch noch andere Stimmen redeten, doch nichts von Bedeutung.

Richard hieß Anna jetzt zurückbleiben und kroch noch weiter vor, kam dann wieder und teilte schnell mit, was er beobachtet, um erst später, als sie oben bei Georg wieder eingetroffen waren, ausführlich zu berichten.

Sein Plan war fertig und wurde sofort ausgeführt, denn es war um fünf Uhr morgens, wo es in jener Gegend noch finstere Nacht ist, denn dort auf dem Wendekreis bricht der Tag fast punkt sechs Uhr und dann mit einem Schlage an. Diese Zeit war gerade die günstigste; keine Minute durfte versäumt werden.

Georg und Anna gingen also, mit den schärfsten Instrumenten versehen, in den geheimen Gang zurück; Richard aber machte sich an dem Stahlroß etwas zu schaffen, stellte einige Hebel, schwang sich in den Sattel und trabte dem Engpaß zu. Schon auf der weichen Erde hörte man laut den Hufschlag des schweren Eisenpferdes, und als es in dem Engpaß selbst nun gar in Galopp gesetzt wurde, erscholl es zwischen den Felswänden wie Donner.

Jetzt begann es das Geröll hinaufzustürmen; und wie dieses auch unter den Hufen wich, es kam hinauf, es war oben – noch ein Hebeldruck, und Richard glitt aus dem Sattel, rollte den Abhang, den er eben erklommen, wieder hinab und eilte in die Finsternis zurück!

Ein Lärm von Stimmen, ein Poltern und Krachen, aber Richard ließ sich nicht irre machen, sondern begab sich in den unterirdischen Tunnel und vereinigte sich mit Georg und Anna.

„Schnell vorwärts,“ drängte er. „Jetzt oder nie! Ehe die Engländer noch richtig zur Überzeugung kommen, daß sich gar niemand auf dem Rücken des Rosses befindet, und ob dieses nun gefangen ist oder nicht, wir müssen uns schon draußen befinden.“

Sie krochen so schnell als möglich weiter, an der Blendlaterne vorbei, dann durchschnitt Richard einen elektrischen Draht, der eine Mine zur Explosion bringen sollte, wenn die Gefangenen etwa den geheimen Weg entdeckten und benutzten, und erreichten glücklich das Freie. Richard hatte sich nicht verrechnet – das Stahlroß war in einer Fallgrube gefangen worden, und die Aufregung darüber war so groß, daß auch die hier aufgestellten Soldaten ihren Posten verlassen hatten.

Sie rannten nun hinaus und warfen sich in ein Gebüsch, gerade noch zur rechten Zeit, denn eben flammte es im Osten auf, war es plötzlich Tag. Nun konnten sie alles übersehen.

Nur wenige Meter befanden sie sich noch von der Grube entfernt, die man direkt vor dem Engpaß, also noch im freien Gelände, angelegt hatte. Das Stahlroß war in diese hineingestürzt und lag regungslos da, während ihre Feinde komische Reden führten.

„Ob es noch lebt? Ob es schon tot ist? Wenn wir es nun heraufziehen und es plötzlich wieder lebendig wird? Wir müßten ihm erst die Gurgel durchstechen,“ so klang es wirr durcheinander.

Daß man die drei Menschen nicht mitgefangen hatte, das ließ man jetzt ganz außer acht. Die mußten eben noch zur rechten Zeit abgesprungen und wieder zurückgeflüchtet sein, denn einige Soldaten beschworen, Menschen auf dem Stahlroß gesehen zu haben, als es das Geröll hinaufgaloppierte. Nun, die drei saßen ja auch noch sicher in der Falle!

Unter Mister Littons Leitung wurden nun Vorbereitungen getroffen, das Höllentier heraufzuschaffen. Sie brachten dies auch wirklich fertig; aber lächerlich war es, wie es geschah, denn unter tausend Kniffen hatte man Stricke unter den eisernen Leib in der Grube geschoben, und als man es endlich mit vereinten Kräften und Winden ganz heraufgezogen, hatte man ihm sogar mit einer langen Stange ein Tuch in sein offenstehendes Maul geschoben, und es stand auch schon ein eiserner Käfig zu seiner Aufnahme bereit – kurz, man benahm sich so, als habe man es hier mit einem lebenden Löwen zu thun, der noch mit einem Alligatorenschwanz und den Zähnen einer Giftschlange ausgestattet war.

Darüber waren einige Stunden vergangen.

„Diese Arbeit hätten sie für uns gethan,“ flüsterte Richard, „die Dummköpfe haben meinem Rosse selbst zur Freiheit verholfen; nur in den Käfig dürfen wir es nicht kommen lassen.“

„Drauf und dran, keine Schonung!“ brüllte er dann, und die Versteckten stürmten, ihre Pistolen abfeuernd, hervor.

Zu Tode getroffen stürzten einige Soldaten, teils von Revolverkugeln, teils von einer unsichtbaren Gewalt getroffen, nieder. Die übrigen aber dachten an keine Gegenwehr, und alles eilte nach den Pferden.

Richard hatte jetzt sein Stahlroß erreicht; ein Druck seiner Hand auf einen Hebel, und das Roß wälzte sich ein wenig, sprang dann wie eine Feder auf, zerriß die vielen Stricke wie Spinnenfäden und raste, während Richard in den Sattel sprang und Anna vor sich warf, während auch Georg sich hinter ihnen in den Sattel schwang, davon.

„Ihnen nach, sie entkommen uns doch nicht!“ schrie Litton hinter ihnen, und gleich darauf vernahm man Pferdehufe.

Die Flüchtlinge wollten kein weiteres Blut vergießen, denn dort tauchten schon der nicht breite Grenzstrom und die darüber führende Holzbrücke auf.

Nur Richard wandte sich noch einmal im Sattel und hob die kleine Waffe, die keine Mündung zeigte; dann knisterte es von der Kugel, und der Polizeihauptmann stürzte vom Pferde.

Nun hatte das Stahlroß die Brücke erreicht, donnerte es über das Holz – da, ein Krachen, dann wichen die Planken unter den Hufen, und Richard fühlte sich von Wasser umgeben – – und machte Schwimmbewegungen in seinem Bette!

Er hatte im Traume mit einer Bewegung die Wasserflasche vom Nachttisch gerissen und sich das Wasser über den Kopf gegossen.

„Aber gerettet sind wir doch,“ sagte er befriedigt, „mein Stahlroß konnte nämlich auch schwimmen; dafür hatte ich gestern abend schon gesorgt, als ich mir den Traum zurechtlegte. Wenn ich jetzt nur selber wüßte, wie es im Leibe meiner wunderbaren Erfindung eigentlich ausgesehen hat!“