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Der Medizinmann

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„Unsere Briefpost nach Stocktown.“

„Aha, dacht’ ich’s mir doch gleich – nur keinen Aberglauben. Ja, da habe ich den Burschen so ziemlich sieben Stunden getragen, bis ich endlich an das eiserne Thor kam. Ob der Indianer am Leben bleibt?“

„Frank, frage den Arzt.“

Der kräftige, schlanke Knabe mit der hohen Stirn und den blitzenden, blauen Augen ging an einen Apparat, der einige Ähnlichkeit mit unserem Telephon hatte, und sprach hinein.

„Wie heißt der?“ schrie der Trapper plötzlich.

„Frank. Es ist mein Sohn.“

„Donner und Doria!“ und der Waldläufer klatschte auf seine Schenkel. „Da ist es ja der andere!“

„Was meinen Sie damit?“

„Hurrah, frank und frei! Ich heiße nämlich Frei, Richard Frei.“

„Sie sind Deutscher?“

„Direkt aus Hamburg.“

Samuel Peters schüttelte ihm herzlich die Hand.

„Da sind wir ja sozusagen Landsleute. Mein Vater war ein geborener Hamburger und meine selige Frau auch eine Deutsche.“

„So ein Zusammentreffen, da soll man nun nicht an Aberglauben glauben – aber ich thu’s doch nicht!“

Der Arzt kam herein, die Brillengläser putzend.

„Die Kugel ist heraus. Der Mann wäre bald an Entkräftung gestorben, er muß furchtbar lange gehungert und gedurstet haben. Jetzt ist er gerettet.“

„Aber ich noch nicht,“ fiel Richard ein, „ich bin auch dem Verschmachtungstode näher als dem Ertrinken.“

„Frank, bewirte den Herrn, er ist unser Gast.“

Der Knabe führte den Trapper, und schon unterwegs bekam er wunderbare Dinge zu sehen, über die er sich keine Rechenschaft abgeben konnte. Jede Thür ging wie von unsichtbarer Hand geöffnet von selbst auf, schloß sich wieder, jedes dunkle Zimmer erleuchtete sich, sobald man es betrat, es gab kein Fenster, und doch war überall frische Luft, alles überaus wohnlich eingerichtet.

„Ich zeige Ihnen alles, wenn Sie gegessen haben,“ sagte der Knabe, in einem geräumigen Zimmer Halt machend, das aber nichts enthielt als Stühle, „was wollen Sie essen?“

„Möglichst viel und gut,“ war die prompte Antwort.

„So setzen Sie sich dahin,“ entgegnete Frank und sprach wieder in ein Telephon.

Richard saß auf einem Stuhle mitten in der Stube und blickte mißtrauisch um sich. Wollten die ihn zum Narren haben? Zum Essen gehört doch mindestens ein Tisch, wenigstens wenn man sich in einem Hause befindet.

Es waren noch nicht zehn Minuten vergangen, als sich plötzlich vor ihnen der Boden öffnete, aber ehe noch der Erschrockene zurückspringen konnte, tauchte aus dem dunklen Loche schon ein mit Speisen und Getränken besetzter Tisch auf.

„Ah, ah, das lasse ich mir gefallen,“ schmunzelte er, „das ist wohl das Tischlein deck dich? Wo bin ich nur eigentlich hier? Das ist ja das reine Zauberhaus.“

„In der Werkstatt meines Vaters, eines Ingenieurs, der hier eigene Erfindungen verwirklicht. Ein ganzer Berg ist ausgehöhlt worden. O, Sie sollen dann mehr sehen. Also Sie sind weit in der Welt herumgekommen?“

Während Richard wacker zulangte, erzählte er von seinen Abenteuerfahrten, und dann berichtete Frank, wie in nächster Zeit die Probefahrt mit einem elektrischen Wagen gemacht werden solle, wo er auch mitführe und ob er, Richard Frei, auch mitkäme, denn wenn er so viele Indianersprachen verstünde, könnte man ihn gerade gut gebrauchen.

„Wollen sehen“, meinte Richard, den letzten Bissen kauend, „gefahren bin ich früher auch, als Kind, im Kinderwagen, aber elektrisch war er nicht, geschoben mußte er werden. Na, was giebts nun?“

Frank führte ihn herum, durch Zimmer und Arbeitssäle, wo Männer die größten und die kleinsten Maschinen bedienten, er zeigte ihm die Familienwohnungen und die Speisesäle, eine Bibliothek, wo Richard erstaunt meinte, er hätte gar nicht geglaubt, daß es überhaupt so viele Bücher auf der Welt gäbe. Aber alles ohne Fenster.

„Nein, hier hielt ich’s keine zwei Tage aus, hier müßte ich trotz aller frischen Luft ersticken. Die Sonne will ich sehen, die Sterne, den grünen Wald.“

„Den sollen Sie auch sehen.“

Ein Fahrstuhl brachte sie eine Etage höher. Beim Passieren eines Felsenganges erschrak Richard fast vor dem donnernden Getöse, das neben ihm in der Wand erscholl.

„Das ist der unterirdische Wasserstrom, welcher all unsere Maschinerien, Elektrizitätswerke und Ventilatoren treibt, hier bildet er den Fall“, erklärte Frank und öffnete eine Thür.

Schaudernd blickte der Trapper in einen krachenden und zischenden Abgrund. War er auch an großartige Naturspiele gewohnt, so etwas Gräßliches hatte er noch nie gesehen.

Ein leichter Hebeldruck des Knaben genügte, und statt den Fall hinabzustürzen, floß der Strom friedlich einen anderen Lauf.

Er ging wieder in den Fahrstuhl, immer höher hinauf und mit einem freudigen Ah! stand Richard plötzlich unter Gottes freiem Himmel. Und wie herrlich war es hier oben! Ein Paradies. Das ganze ungeheuere Felsplateau war in einen Wald und Garten verwandelt worden und in der Mitte befand sich ein großer See. Es gab keine Bergspitze, von der aus man höher hätte sehen können und Frank erklärte, wie dies alles künstlich von seinem ingeniösen Vater geschaffen worden sei. Gute Erde war von weit her hier herauf transportiert, Bäume und Sträucher gepflanzt worden, das Bassin des Sees hatte man erst gesprengt und gemeißelt, in fünf Minuten konnte er abgelassen und durch hydraulischen Druck wieder gefüllt werden.

Der einfache Trapper war vor Staunen außer sich.

Von des Tages Anstrengung erschöpft, begehrte er bald zu schlafen und eine Felsenhöhle ward ihm angewiesen, die zwar nicht so komfortabel wie ein Hotelzimmer eingerichtet war, dafür aber alle nur erdenklichen Bedürfnisse enthielt, die der Trapper nur zum geringsten Teile kannte.

Als Richard erwachte, wies die über der Thür befindliche Uhr auf 18; weil sie in 24 Stunden eingeteilt war, gab es hier weder Tag noch Nacht.

Ein Druck auf einen Knopf hatte Licht erzeugt, ein zweiter ließ nach einigen Minuten eine Klappe in der Wand fallen und in der Öffnung stand das Frühstück.

„Das lasse ich mir gefallen“, rief Richard und sprang mit beiden Beinen zugleich aus dem Bett, „wenn ich ein reicher Mann wäre, so 1000 Thaler Vermögen hätte, ließe ich mir auch so ein Haus bauen“, und sich nachdenklich hinterm Ohr kratzend, setzte er hinzu: „es möchte doch nicht ganz reichen.“

Auch die Einrichtung des Bades wollte er noch probieren, da aber kam schon Samuel Peters, der Meister. Der Indianer war zum Bewußtsein erwacht und hatte erzählt.

Die Crows hatten seinen Stamm, die Cocktaws, bei Nachtzeit hinterlistig überfallen, und was nicht niedergemacht worden, gefangen fortgeführt, hauptsächlich Frauen und Mädchen, darunter seine Schwester. Die Männer sollten gemartert werden, die Weiber blieben in den Wigwams der Feinde. Schon am Marterpfahl stehend, zu den Füßen die flackernden Gluten, war es Schnellfuß gelungen, sich zu befreien und die Flucht zu ergreifen. Indem er eine Waffe erbeutete, tötete er einen Verfolger nach dem andern, auch die beiden letzten, bei denen er, selbst verwundet, vor Erschöpfung zusammenbrach. Unter den getöteten Verfolgern sei auch der Häuptling.

„Ein braver Kerl“, zollte Richard Beifall und griff schon nach der Büchse, „habt Ihr Männer? Ich meine wirkliche Männer, die mit einem Gewehre umgehen können. Der Tod des Häuptlings kann den Gefangenen das Leben retten. Nach der Flucht von Schnellfuß wurden die Martern unterbrochen, drei Tage vergehen, ehe der Häuptling begraben wird, und erst dabei werden die Gefangenen geopfert. Wir haben noch Zeit, sie zu befreien – auf alle Fälle sie zu rächen.“

„Oder doch die Crows zu bestrafen. Kennen Sie in der Umgegend eine Fichte, die sich oben in zwei Stämme teilt?“

„Das ist die Doppelfichte, und ob ich sie kenne! In der Mitte hängt ein Eichbaum seine Zweige hinein.“

„Das sagt auch Schnellfuß.“

„Ich kenne jeden Baum, nur in dieser verdammten Steinwildnis weiß ich keinen Bescheid. Was ist damit?“

„Dort steht das Lager der Crows.“

„Dann schnell hin. Wie weit ist es von hier?“

„Keine vier Stunden zu marschieren. Schnellfuß ist im Zickzack geflohen, Sie haben sich verlaufen.“

„Habt Ihr Gewehre?“

„Meine Männer stehen schon bereit. Schnellfuß schätzt die Feinde auf 100 Köpfe, ich stelle zwar nur sechs .....“