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Der rote Messias

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Jetzt blickte er sich im Kreise um, ging auf einen alten Indianer zu, löste schweigend von seinem Gürtel ein kleines Beutelchen, zog dann einen darin steckenden Pfeil heraus und übergab ihm beides. Der Indianer hatte kaum einen Blick auf das mit Figuren bemalte Beutelchen geworfen und nur einen Moment den Pfeil betrachtet, so schritt er auf den Häuptling zu, übergab diesem beide Gegenstände, warf sich dann mit einem Ruck das auf dem Rücken hängende Hirschfell über den Kopf und verschwand so mit verhülltem Gesicht in seinem Wigwam.

Dies alles war schweigend vor sich gegangen. Der Häuptling öffnete unterdessen den Beutel, entnahm ihm eine dicht an der Wurzel abgeschnittene Skalplocke, hob diese und den Pfeil in die Höhe und rief:

„Hugh! Der springende Hirsch ist von einem Pfeile der Cherokesen getötet worden!“

Ein vielstimmiger Wutschrei erfüllte das ganze Dorf, und Frauen und Kinder brachen in ein Zetergeheul aus.

Der von fremder Hand herbeigebrachte Medizinbeutel des Sioux-Kriegers besagte seinen Tod, der Pfeil ließ erkennen, wer ihn getötet hatte, die abgeschnittene Skalplocke drückte aus, daß er heimtückisch ermordet worden war, und daß der Mörder keine Zeit mehr gefunden hatte, ihm den Skalp zu nehmen. Für den Vater des springenden Hirsches hatte der Anblick des Medizinbeutels genügt, um den Tod seines Sohnes beglaubigt zu finden. Die Rache aber hatte er in die Hände des roten Adlers, des Häuptlings des Stammes, gegeben.

Alle blickten nach dem Mestizen.

„Ein fremder Indianer geht unter den Cherokesen und anderen Stämmen von Feuer zu Feuer,“ begann dieser mit rauher Stimme zu erzählen und bestätigte so die Aussagen des Hausierers. „Sie nennen ihn den Todespfeil und geben ihm auch andere Namen. Er selbst aber nennt sich den Sohn Manitus und behauptet, er sei von dem großen Geiste geschickt, die Sioux zu vernichten. Er ist ein Lügner. Der große Geist liebt die Sioux. Der von Norden gekommene Fremde will sich nur zum Häuptling aller Häuptlinge machen und verspricht deshalb, weil er selbst nichts hat, als ein großes Maul, denen, die ihm helfen, die fetten Büffelherden der Sioux. Jetzt führt er die Cherokesen gegen Euch an. Sie haben schon ihre Skalplocken geschmückt und ihre Tomahawks geschärft. Ihre Jünglinge schwärmen voraus, und ein unreifer Knabe schoß dem springenden Hirsch, der sich auf den Jagdgründen von Freunden wähnte, diesen Pfeil durch den Rücken. Der Mörder floh vor mir, und ich rettete den Skalp des Kriegers. Kurzhand hat gesprochen.“

Ein neues Wutgeheul erhob sich. Jetzt hörte der stolze Gleichmut der Indianer auf. Der Krieg war da, obwohl die hinterlistigen Hunde von Cherokesen nicht einmal den blutigen Pfeil als Kriegserklärung geschickt hatten. Ein jeder wußte, was er zu thun habe.

Die Weiber verließen sofort die Arbeit, ebenso wie die Kinder ihre Spiele, auch sie prüften gleich den Greisen die Waffen, denn nur sie allein würden ja zum Schutze der Wigwams zurückbleiben. Im Scheine der auflodernden Feuer salbten die Krieger ihre Skalplocken und steckten Adlerfedern hinein, schärften die Tomahawks und Skalpiermesser, reinigten die Feuerwaffen, gossen Kugeln und spannten neue Sehnen auf die Bogen von Ahornholz oder vom Horn des Bergschafes. Und auch die Wachen wurden durch zum Kampfe fertige Krieger abgelöst, auf daß sie sich ebenfalls zum Rachezuge vorbereiteten, während Greise mit monotoner Stimme Heldenlieder sangen, die sich vermischten mit dem Wehklagen, das aus dem Wigwam des ermordeten Sioux hervorklang. Der Medizinmann aber schmückte sich zum Zaubersegen, und nun wurden leichtfüßige Späher in die Richtung der Jagdgründe der Cherokesen vorgesandt.

Nach Mitternacht sollten alle Krieger aufbrechen. Einen ganzen Tag und nicht länger würden die schnellen Mustangs brauchen, um die dreißig Meilen zurückzulegen, die sie von dem Dorfe jenes Cherokesenstammes trennten, und stieß man inzwischen während der Tages nicht auf die Feinde, so sollte morgen nacht der Ueberfall auf das Dorf stattfinden.

Der Häuptling der Häuptlinge

Es war Mitternacht.

Der Kriegstanz war vorüber, der tanzende Medizinmann hatte den Segen des großen Geistes herabgefleht und günstige Zeichen empfangen.

Nur ein kleines Feuer brannte noch in der Mitte des Dorfes neben dem Marterpfahl; um dieses saßen die jüngsten der zurückbleibenden Greise und die ältesten der in den Kampf ziehenden Krieger, die Führer der einzelnen Abteilungen, rauchten und blickten stumm auf den roten Adler. Auch Kurzhand war unter ihnen, während der Hausierer das Dorf hatte verlassen müssen.

Ebenso mußten sich die Frauen und Kinder lautlos in ihren Wigwams verhalten. Alle anderen Krieger, die nicht als Unterhäuptlinge einen Sitz am Beratungsfeuer hatten, gegen vierhundert, lagen schon draußen wachend im finsteren Walde, einen dicht geschlossenen Kreis um das ganze Dorf bildend, gleichsam eine Ehrenwache für die Beratung ihrer Häuptlinge. Sie durften auch nicht eher wieder unter einem Wigwam schlafen, als bis sie den ermordeten Stammesbruder gerächt hatten, und überhaupt nicht eher wieder schlafen, als bis sie nicht mindestens einmal mit den Cherokesen im Kampfe zusammengestoßen waren.

Die kurze Beratung hatte stattgefunden, doch noch eine Stunde lang rauchte der rote Adler schweigend und manchmal nach den Sternen blickend aus dem kurzen Stiele seines Tomahawk.

Erst dann klopfte er, zum Zeichen, daß er jetzt seinen letzten Entschluß verkünden würde, die Asche aus der Höhlung des Tomahawkgriffes.

Aber er kam nicht zum Reden, denn plötzlich stand neben ihm am Feuer, wie aus dem Boden gewachsen, die Gestalt eines Indianers. Es war ein junger, hochaufgeschossener Krieger von ungemein muskulösem Bau, dennoch aber war alles an ihm von vollendeter Harmonie, wie der bis auf eine kurze, eng anschließende Lederhose nackte Körper erkennen ließ. Er trug am Gürtel Tomahawk und Skalpiermesser und alles das, was der Indianer sonst noch daranhängen hat, aber keine Skalpe. Diese Trophäe, die den Krieger erst ausmacht, war bei ihm nicht zu finden, ebenso schmückte die Wirbellocke auch keine Kriegsfeder. Ueber dem Rücken hing ihm ein Lederköcher mit Pfeilen. Seine Hand hielt, sich damit leicht auf den Boden stützend, einen äußerst langen und starken, mit künstlichen Schnitzereien versehenen Bogen aus Horn, der anscheinend von einem wahren Riesen von Mufflon stammte, und eine ungeheure Muskelkraft mußte dazu gehören, um ihn zu spannen.

Lautlos war er aus der Dunkelheit an das Feuer getreten. So stand er einen Augenblick regungslos da, dann ließ er sich schnell mit untergeschlagenen Füßen auf dem Platz neben dem Häuptling nieder, der wegen der Abwesenheit eines anderen ebenbürtigen Häuptlings frei war, zog eine lange Pfeife aus dem Gürtel, stopfte den roten Steinkopf aus einem Beutel mit Tabak, entzündete ihn und begann schweigend zu rauchen.

Ebenso stumm betrachteten ihn die anderen Indianer; aber, so sehr sich diese gestählten Krieger auch beherrschen konnten, man sah ihnen ihr grenzenloses Staunen doch an. Wer war dieser Indianer? Die Wachen hatten ihn passieren lassen, also schienen diese ihn zu kennen. Aber dann hätte er doch wenigstens begleitet werden müssen. Nein, es war nicht anders möglich, als daß er aus dem Boden gewachsen war. Hierzu kam, daß die Sioux seinen Stamm nicht erkennen konnten, denn der Krieger war zwar über und über tätowiert, doch er trug an seinem Körper die Totems sämtlicher Stämme des Territoriums zusammen, auch das der Sioux. Es war offenbar eine vom Himmel herabgekommene Erscheinung, ein Blendwerk der Augen, und wie ein solches starrte ihn auch Kurzhand entgeistert an, der die Lippen bewegte, ohne ein Wort hervorbringen zu können.

So vergingen fünf Minuten.

„Meine roten Brüder haben den Tomahawk ausgegraben,“ hub der Fremde endlich mit tiefer Stimme an. „Gegen wen wollen sie den Kriegspfad betreten?“

„Mein roter Bruder trägt das Totem des Sioux, und der rote Adler kennt ihn doch nicht,“ entgegnete der Häuptling. „Bist Du ein Sioux, so mußt Du wissen, wen die Sioux zu rächen haben.“

„Den springenden Hirsch, und dieser Mann dort mit dem doppelten Blute hat ihn ermordet,“ sagte der Fremde, auf Kurzhand deutend.

Da wich plötzlich der Bann von dem Mestizen. Mit einem wilden Fluche schnellte er empor.

„Glaubt ihm nicht,“ schrie er mit farblosem Gesicht und rollenden Augen, „das ist der Lügner, von dem ich Euch erzählte, das ist der, der sich für den Sohn des großen Geistes ausgiebt und Häuptling aller Häuptlinge werden will! Seid Ihr denn blind, Krieger der Sioux!? Es ist ein Spion der Cherokesen!“

Er riß seinen Revolver aus dem Gürtel. Noch ehe er ihn aber hatte erheben können, hatte sich der Fremde aus seiner sitzenden Stellung mit dem Sprunge eines Panthers auf den Mestizen gestürzt.

Auch die Sioux wollten, nach den Waffen greifend, aufspringen, doch ein Wink des Häuptlings bannte sie auf ihren Platz. Von vierhundertKriegern umringt, konnte der Fremde nicht entkommen und sollte sich jetzt für seine That verantworten.

Außerdem lag auch schon Kurzhand gebunden und geknebelt am Feuer, und auch der Fremde hatte sich wieder ruhig, als ob nichts geschehen wäre, niedergelassen.

„Todespfeil hat Euch den Mörder des springenden Hirsches für den Marterpfahl ausgeliefert,“ sagte er. „Nicht Todespfeil, sondern Kurzhand ist ein Spion und Verräter. Er und Old Tom und wie noch viele andere Blaßgesichter sind vom alten Vater im weißen Hausean den Red River geschickt worden, um unter den roten Kindern des großen Geistes Unfrieden zu stiften, bis sie sich gegenseitig den letzten Skalp genommen haben. Kurzhand hat den springenden Hirsch mit einem Pfeil der Cherokesen rücklings erschossen, auf daß Ihr das friedliche Dorf der Cherokesen überfallen solltet.“

Der Mestize machte die krampfhaftesten Anstrengungen, ein Wort hervorzubringen.

Doch finster blickte der Häuptling auf den Sprecher.

 

„Du kommst, um uns mit glatten Worten einzuschläfern,“ sagte er. „Hinter Dir schleichen die Cherokesen. Aber meine Krieger wachen.“

„Wäre ich an das Feuer getreten, wenn ich als Feind gekommen?“

Eine lange Pause entstand. Man stand hier zwar vor einem Rätsel, aber der indianische Stolz verbot das vorschnelle Fragen.

„Du gabst Dich meinen wachenden Kriegern als Freund zu erkennen – Du täuschtest sie,“ nahm der rote Adler endlich wieder das Wort.

„Todespfeil täuscht niemanden,“ entgegnete der andere mit verächtlichem Lächeln. „Zehn Krieger lagen im Walde und versperrten seinen Weg. Todespfeil kam über sie wie der Engel der Nacht und band sie wie Kinder.“

„Du lügst!“ donnerte da plötzlich, sich vergessend, der Häuptling ihn an, und alle anderen sprangen auf.

Nur Todespfeil blieb gleichmütig sitzen.

„Ich spreche die Wahrheit.“