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Der rote Messias

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„Kreuzige ihn!“

Wie ein wildes Tier gehetzt, irrte Todespfeil in den verkohlten Wäldern des Territoriums umher, er konnte sich nur mit Mühe von den wenigen Tieren ernähren, die das Kampfgetöse nicht aus dieser Gegend verjagt hatte.

Nicht Feigheit war es, die ihn vor seinen Verfolgern fliehen ließ. Er wollte aber seine Waffen, die er bisher reingehalten, nicht mit dem Blute seiner roten Brüder besudeln und auch nicht als ein Opfer ihres ungerechten Zornes enden.

So irrte er rastlos umher, zu Tode betrübt, und dabei beständig darüber nachdenkend, wie er das Geschehene noch zu Gunsten seines Volkes ändern könne. Jedoch er fand keinen Ausweg.

Schlich er sich an ein Lagerfeuer, so konnte er immer dieselben Drohungen und Vorwürfe hören, die man nach indianischer Art gegen ihn schleuderte, als ob der Uebelthäter anwesend wäre. Es waren immer dieselben Ausflüsse parlamentarischer Beredsamkeit.

„Wir waren ein glückliches Volk, ehe Du zu uns kamst,“ hieß es in diesen Anklagen. „Unsere Büffel waren fett, und wenn wir von der Jagd heimkamen, so liefen uns unsere Kinder entgegen, und unsere Frauen holten die Beute, um sie zu bereiten, und wenn wir verwundet aus dem Kampfe kamen, aber mit Ehre bedeckt und die Skalpe unserer Feinde am Gürtel, so pflegten sie uns. Und wenn die Büffelherden ausblieben, so versorgte uns der gute alte Vater aus dem weißen Hause mit Mehl, damit seine roten Kinder, die er liebte, nicht hungerten, und für unsere Felle gab er uns Feuerwasser, daß wir unser Herz erfreuten und wieder jung würden. – Da kamst Du, Du Lügner, mit der doppelten Zunge ....“

Und nun schmähten sie auf Todespfeil und schoben ihm alle Schuld zu und thaten, als sei alles Lug und Trug gewesen, was er verkündet, als habe er nie sein Wort gehalten, als sei niemals ein Indianer unverwundbar gewesen.

Jetzt war es auch wirklich kein einziger mehr, sie waren alle schon längst in das alte Laster zurückgefallen, keiner hatte auf die Dauer der Versuchung widerstehen können, sich in dem Feuerwasser, das ihnen bei ihrem Siegeszug überall zur Beute geworden war, wieder einmal sinnlos zu betrinken.

Solche Worte zerrissen Todespfeil jedesmal das Herz. Wie gern wäre er, den sie einen Feigling schalten, in den Tod gegangen, hätte er dadurch sein Volk vor dem gänzlichen Untergange retten können!

Eines Tages, als er, wieder auf der Flucht vor fanatischen Verfolgern, einen hohen Berg erklommen hatte und sich in einer Höhle versteckt hielt, sah er unten im Thale zwischen den Felsen eine im Sonnenschein blitzende Schlange sich bewegen, deren Schwanz sich in der Ferne verlor – so sah es wenigstens von hier oben aus. Aber Todespfeils scharfe Augen erkannten sofort, daß es bewaffnete Truppen waren, amerikanische Soldaten, die heranrückten, um den letzten Kampf mit den Rothäuten zu bestehen.

Plötzlich blitzte in dem Kopfe des Verfolgten ein Gedanke auf. Nicht retten konnte er sein Volk mehr, wohl aber mit seinen Brüdern sterben unter den Bajonetten der Feinde den Heldentod.

Beseelt von diesem Gedanken, wandte er sich zurück und lief direkt den Verfolgern in die Hände, die den sich nicht Wehrenden banden und ihn triumphierend nach einem großen Lager von Indianern führten.

Drohungen und Schmähungen empfingen ihn dort, er wurde erst gemißhandelt, bekam noch einmal seine ganzen Schandthaten zu hören und ward dann vor den Rat der Häuptlinge geführt. Es war nicht anders, als wenn Christus vor dem Rat der Hohenpriester gestanden hätte, nur daß man ihm anstatt ,Kreuzige ihn!‘ zurief: ‚An den Marterpfahl mit ihm!‘

Vergebens suchte er sich hörbar zu machen, um seinen Vorschlag, im Kampfe gegen die Feinde völlig und schnell unterzugehen, anzubringen – die Wut bei seinem Anblick ließ sogar die heranrückende Gefahr vergessen, und man schleppte den roten Christus an den Marterpfahl.

Noch einmal stutzte die tobende Menge und schien an den Sohn des großen Geistes glauben zu wollen, denn kein Pfeil traf ihn, kein Feuer versengte ihn, der Tomahawk zersplitterte eher auf seinem Haupte, als daß er ihn verwundete.

Aber nein, das war noch kein Beweis seiner göttlichen Sendung, das war ,Zauberei‘, und nur desto mehr mußte der so ganz anders Geartete gerichtet werden!

„Du hast auch uns einst bezaubert,“ herrschte ihn der graue Bär drohend an, „aber wir haben uns von Deinem Zauber befreit, damit wir wieder Männer wurden. Wärest Du ein Mann und ein tapferer Krieger, so würdest Du auch Dich von diesem Zauber wieder losmachen, um zu zeigen, wie ein Mann stirbt. Aber Todespfeil ist ein Weib, das sich mit bösen Geistern verbunden hat, die es schützen, weil es keinen Schmerz vertragen kann.“

„Gebt mir einen Becher Feuerwasser, und ich werde Euch zeigen, wie ein Mann stirbt,“ sagte Todespfeil.

Die Häuptlinge besaßen noch ein Fäßchen des köstlichen Trankes, es wurde ihm der Becher gereicht, und Todespfeil leerte ihn.

Da richtete er sich hoch auf. Man erwartete seinen Todesgesang und machte sich bereit, denselben durch quälende Worte in ein Schmerzensgestöhn zu verwandeln.

„Hört ihr die Trommelwirbel?“ rief aber Todespfeil mit schallender Stimme. „Es ist Eure Todesmusik – die Blaßgesichter rücken heran, den letzten Indianer zu vernichten.“

Und plötzlich hatte er mit einem Ruck seine Fesseln gesprengt, dann riß er dem nächsten den Tomahawk aus der Hand und sprang, die Waffe schwingend, den Soldaten entgegen, die eben jetzt, von den Indianern unbemerkt, herangeschlichen waren und unter einem Hurrah aus dem Walde mit gefälltem Bajonett hervorbrachen.

Nicht wissend, was die Indianer hinter seinem Rücken thun würden, stürzte sich Todespfeil unter sie, spaltete noch einigen Soldaten den Kopf und sank dann, von mehreren Bajonetten durchbohrt, zu Boden. – – – – – – – Mit einem Schmerzensschrei erwachte Richard und hielt sich den Leib mit beiden Händen. Dann lachte er auf.

„Das war wieder ein sehr langer Traum,“ sagte er, „mein Los war das aller Heilande, und gehandelt habe ich wie ein echter Indianer. Anstatt als Heiland meine roten Brüder zu unterweisen, wie man das Land bestellt und aus Flachs Leinwand bereitet, anstatt sie zu nützlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft zu machen, habe ich sie als wilde Hunnen zum Vernichtungskriege gegen alle Blaßgesichter angereizt. Nein, wenn die Indianer so sind, wie ich sie im Traume gesehen habe – und ich zweifle nicht, daß sie mir die Phantasie richtig vorgeführt hat – dann möchte ich nicht unter ihnen leben. Hübsch war nur, wie ich die zehn Sioux auf Wache und dann den Mestizen überrumpelte und band, und wie ich schließlich die beiden Offiziere auf die anstürmenden Soldaten schleuderte und über die Mauer voltigierte.“