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Die Weltallschiffer

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Es folgte nun eine lange Konferenz zwischen Offizieren und Gelehrten, und in dieser kam man zu der Ueberzeugung, daß man es hier mit einem Zustande zu thun gehabt hatte, der ganz mit der Seekrankheit zu vergleichen war.

Dort fordert das Meer, in dessen Macht man sich doch befindet, von dem man sich aber durch die Schiffsplanken vornehm reserviert, seinen Tribut. Hier schützte man sich durch Wärme und Almitplatten von der absoluten Kälte der Weltenraumes, aber diese machte sich einmal auf andere Weise geltend und trat mehr als Krankheitsform aus dem Menschen selbst heraus in Erscheinung.

Es wurde einstimmig beschlossen, diesen Zustand ‚Weltallskrankheit‘ zu nennen, und da die Seeleute nicht ‚seekrank‘, sondern ‚seetoll‘ sagen, so sprachen die Matrosen jetzt nur noch von ‚weltalltoll‘.

So entsetzlich dieser Zustand nun auch gewesen sein mochte, so war doch schwer zu entscheiden, was fürchterlicher ist: see- oder weltalltoll zu sein. Darüber konnte ja nur der mitsprechen, der schon einmal wirklich seekrank gewesen war und drei Tage lang den inneren Menschen fortwährend nach außen gekrempelt hatte. Hier möchte man gern sterben und kann nicht, bei der Weltallkrankheit aber wollte man gern leben und konnte es auch nicht.

Schließlich mußte noch angenommen werden, daß diesem Zustande das Gefühl des Umgekehrtseins vorausging und mit diesem wieder aufhörte, ähnlich wie bei der Seekrankheit, wo sich der eine erst lange mit der Ueberlegung herumquält, ob er dem Gott Neptun opfern soll oder nicht, während der andere gleich frisch darauf loslegt.

Hoffentlich trat auch diese Krankheit an jeden Menschen nur einmal heran, und wenn dies der Fall war, dann konnte es allerdings noch öfters passieren, daß die Weltallfesten die Weltalltollen auslachten, wenn sie wie die gefrorenen Schneemänner dastanden.

Landung auf dem Monde

Noch zwei Tage weiter, und der Mond kam mit Riesenschnelligkeit auf das Weltallschiff zugeeilt. So schien es wenigstens, während doch die umgekehrte Bewegung stattfand.

Deutlich sah man schon die Gebirge, die Berge mit Kratern, die Thäler und Schluchten, alle mit Schnee oder Eis bedeckt und angefüllt, auch die geheimnisvollen Rillen, die man so lange und so gern für die Kanäle von intelligenten Mondbewohnern hielt, während sich jetzt die Gelehrten darüber klar sind, auch ohne den Mond betreten zu haben, daß diese Rillen nichts weiter sind als Risse in der Mondkruste, die durch ein gleichmäßig fortlaufendes, sogenanntes rollendes Erdbeben oder richtiger Mondbeben erzeugt wurden, woher auch die große Regelmäßigkeit in ihrer Richtung stammt.

Richard drängte es ebenso wie die Gelehrten, den Mond zu umschiffen, nur um einmal die andere, der Erde stets abgewandte Seite desselben kennen zu lernen, die das Auge nie geschaut hat. Gab er schon jetzt den Befehl zu einem Landungsmanöver, so that er es nur, um einmal die Leistungsfähigkeit seines Schiffes auf einem anderen Himmelskörper zu probieren.

Denn sonst versprach er sich nicht viel von der Oberfläche des Mondes. Keine Atmosphäre umgiebt ihn ja, dort mußte also ewige Weltallkälte herrschen, von einer Vegetation und tierischem Leben konnte also gar keine Rede sein. Außerdem fehlte den Aetherschiffern auch noch ein Mittel, um solch einer Kälte außerhalb des Schiffes zu trotzen. Ein Taucheranzug hätte vielleicht – vielleicht – den Aufenthalt in solch einem luftleeren Raume möglich gemacht, aber gegen diese Kälte schützte kein Eskimopelz. Da mußte erst ein geeignetes Kostüm erfunden werden, und Richard zweifelte nicht daran, daß dies bald geschehen würde, wenn man nur erst wußte, mit welchen Verhältnissen man zu rechnen hätte. –

Die Fahrt des Schiffes wurde gebremst und die Bewegung in Wärme umgesetzt, was wieder für später zu gute kam. Aber der Ball näherte sich dem Monde doch noch mit der Geschwindigkeit eines fallenden Steines. Ueber die den Stoß abhaltende Elastizität der Almitplatten herrschte kein Zweifel.

Wegen dieser doch noch immer ungeheuren Schnelligkeit war es aber der Mannschaft nicht möglich, etwas Näheres zu beobachten. Nur eins konnten sie bewundern: sie hatten sich dem Monde von unten herauf genähert, und sie thaten es auch jetzt noch, und dennoch kam es ihnen gerade so vor, als wenn sie von oben herab auf den Mond stürzten.

Richard stand am Bremsapparat, die Augen auf ein Instrument gerichtet, jetzt drehte er den Hebel. Das Weltallschiff war gewichtlos gemacht, nur ein ganz schwacher Stoß erfolgte, und als dann die Schwerkraft wieder eingeschaltet wurde, lag der Riesenball nach einigen noch weniger schwachen Stößen fest. Er hatte die Probe auch auf einem fremden Himmelskörper bestanden.

Durch die Fenster sah man eine wilde, zerklüftete Gebirgslandschaft, alles war blendend weiß, überall erblickte man zu Eis gefrorenen Schnee. Aber wenn man nicht daran dachte, auf dem Monde zu sein, so war dies nichts besonders Interessantes.

Doch wie das Auge schärfer unterschied, entdeckte es trotzdem Seltsames genug.

Die Aetherwesen

Zunächst machte jemand auf eine Ebene aufmerksam, die wie mit winzigen Zuckerhüten bedeckt zu sein schien. Dann meinten einige, sie könnten es zwischen den Zuckerhüten manchmal aufleuchten sehen.

Die darauf gerichteten Fernrohre ließen auch nicht mehr erkennen, sie machten die Zuckerhüte nur größer, versahen sie mit einigen Löchern und ließen das Aufleuchten deutlicher erscheinen.

Nun, konnte man das Weltallschiff auch nicht verlassen, um sich über diese Zuckerhüte Gewißheit zu verschaffen, so besaß man doch Mittel, sich direkt an Ort und Stelle zu begeben. Die Schwerkraft wurde nur aufgehoben, dann trieb die Maschinerie das Schiff etwas in die Höhe, und es schwebte nun auf die Zuckerhüte zu und ließ sich, einige zerdrückend, sacht zwischen ihnen nieder.

„Bei Gott, eine ganze Stadt! – Eine Stadt von Mondbewohnern! – Der Mond ist bewohnt! – Nein, er war bewohnt! – Nein, dort sind ja lebende Wesen!“

So und anders klang es erstaunt von den Lippen der Weltallfahrer durcheinander.

War das wirklich eine Stadt, so war es eine solche mit zuckerhutähnlichen Häusern. Jedes derselben war etwa einen Meter hoch. Aber es gab auch kleinere, größere und sehr große, und da die Kegel in Reihen angelegt waren, Straßen und Plätze bildeten, so war die Annahme berechtigt, daß man es hier mit einer Stadt von Mondbewohnern zu thun hatte. Die Kegel waren mit Schnee bedeckt, an einigen nahm man aber doch oben mehrere kleine Löcher und unten ein großes Loch wahr. Das waren wahrscheinlich die Fenster und die Thür, das heißt, Lichtöffnungen und Zugänge. Sonst war von einer von Menschenhand herrührenden ähnlichen Einrichtung, wie etwa von einem Fensterrahmen, einem Thürpfosten und so weiter nichts zu bemerken. So machten die Zuckerhüte mehr den Eindruck von regelrecht angelegten Termitenhaufen.

Es wäre aber doch ebenso absurd gewesen, auf dem Monde an Termiten zu denken, wie sie in Afrika vorkommen, als anzunehmen, daß die Mondbewohner menschengleich wären, und ebensolche Häuser aufführten, wie wir auf der Erde.

Der Mond ist vierzehn Mal kleiner als die Erde, daher mußten ja alle Verhältnisse auf ihm ganz andere sein als auf dieser. Außerdem besitzt er keine Atmosphäre. Die auf ihm lebenden Wesen mußten ihre Existenz also ganz anderen Bedingungen verdanken, als dem Vorhandensein von Wärme, Sauerstoff und Stickstoff. Doch, wer da glaubt, ohne diese Bedingungen sei kein Leben möglich, der ist von Irrwahn befangen, denn dann meint er wahrscheinlich, nur unsere Erde, ein Staubatom im Weltall, könne Wesen erzeugen.

Auch der Mond hat früher einmal eine Atmosphäre gehabt und infolgedessen auch Wärme von der Sonne empfangen. Das war zu einer Zeit, wo er selbst noch warm war. Auch heute ist der Mond nicht vollständig erkaltet, er muß vielmehr noch immer einen glühenden Kern haben, denn die neuesten Forschungen und Beobachtungen haben endgültig bewiesen, daß auf dem Monde noch Vulkanausbrüche stattfinden.

Aus jener Zeit nun, als der Mond noch eine Atmosphäre besaß, konnte diese Stadt wohl sehr gut stammen, und zwar mußten es verständig denkende Geschöpfe gewesen sein, die sie aufgeführt hatten. Nur durfte man dabei niemals an ‚Menschen‘ denken. Wir Menschen haben gegenwärtig als Form für unsere Häuser den Kubus gewählt, die Mondbewohner damals die des Kegels, wie sie auch heute noch in unseren Zelten vertreten ist.

Dann war die Atmosphäre aufgesaugt worden, die Kälte des Weltalls trat nach und nach an den Mond heran, alles Leben erlosch. So konnte man hier also eine ausgestorbene Stadt vor sich haben, die vielleicht schon seit Jahrtausenden unter Schnee und Eis vergraben lag.

Aber nein, der Mond war doch bewohnt! Allen gelehrten Ansichten zum Trotz! Die ganze Stadt war ja noch belebt!

Hier in der Nähe erkannte man nämlich die schon vorher undeutlich bemerkten Lichterscheinungen. Man sah, es waren leuchtende Nebel, die hin und her huschten, in den Löchern der Zuckerhüte verschwanden, und zwar nicht nur durch die Thür, sondern auch durch die Fenster. Sie verwandelten sich beständig. So zum Beispiel schwoll ein dünner Streifen unförmig an und bekam einen Kopf. Dann wurden die leuchtenden Nebelstreifen zu Armen und Beinen. Und schon glaubte man, einen Menschen in ihnen zu erkennen – viel Phantasie gehörte allerdings dazu – da wurde wieder eine Schlange mit Füßen daraus, und endlich zerfloß alles in nichts. Es war ein rastloses, ganz unkontrollierbares Spiel von weiß leuchtenden Figuren. Und wenn sie auch manchmal dicht an die Fenster heran kamen, deutlich zu unterscheiden an ihnen war doch nichts.

Und das sollten die intelligenten Wesen sein, die diese Kegelhäuser aufgeführt hatten? Es war wirklich schwer, daran zu glauben.

Daher wurde in der Sitzung der Gelehrten nach langer Debatte angenommen, daß man doch eine ausgestorbene Stadt ehemaliger Mondbewohner vor sich habe, daß es auf dem Monde kein Leben mehr gäbe, und diese leuchtenden Erscheinungen wurden für Ausflüsse von Elektricität gehalten, wie sie sich im Aether zeigten. Man beschloß, ihnen den Namen ‚Aetherwesen‘ zu geben. Aber ob diese Erscheinungen wirkliche Wesen mit selbstständiger, willkürlicher Bewegung waren, oder nur Lichtgebilde, das konnte man vorläufig noch nicht unterscheiden, wenn man auch zu der Annahme hinneigte, es hier mit wirklichen, aus Aether bestehenden und von Elektricität belebten Geschöpfen zu thun zu haben.

 

Es gab keine Möglichkeit, das Schiff zu verlassen. Die Untersuchung des Inneren der Mondhäuser und der Aetherwesen mußte Weltallschiffern überlassen bleiben, die Kostüme besaßen, um sich gegen die absolute Kälte zu schützen, auch außerhalb des Schiffes.