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Die Weltallschiffer

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Im Aetherwirbel

Der Mond war umschifft, auch die andere Seite war von den Gelehrten untersucht worden.

Was die Weltallschiffer hier Seltsames erlebten, das wird Richard in einer anderen Erzählung schildern.

Jetzt lassen wir sie die Reise nach dem Mars fortsetzen.

Sie hatten sich in wenigen Stunden schon so weit von dem kleinen Monde entfernt, daß dieser die Sonne nicht mehr zu verdecken vermochte, das Weltallschiff sich also auch nicht länger in Dunkelheit bewegen durfte.

Wieder umgab die kühnen Mannen ein ewig heller Tag.

Es waren zwanzig Stunden vergangen, seitdem sie den Mond verlassen hatten, als sich erst die Offiziere und dann auch die Matrosen untereinander aufmerksam machten, daß es doch recht düster würde. Es war wie ein Nebel, der sich rings um den Almitball bildete. Er wurde immer dichter, und dann kam noch etwas dazu, was die Offiziere und schließlich alle in die höchste Bestürzung versetzte, erstere, weil sie sich den Grund der Erscheinung nicht erklären konnten, letztere, weil diese ihnen bald sehr unangenehm werden sollte.

Zuerst rutschte ein Glas vom Tisch, dann fielen noch andere Gegenstände, die nicht befestigt waren und auf einer glatten Unterlage standen, herab. Ein Blick auf die Instrumente belehrte, daß sich das Schiff auf die Seite neigte. Das war schon sehr besorgniserregend.

Es wurde immer dunkler, und die Neigung nahm immer mehr zu, stets nur nach der einen Seite hin. Vorkehrungen, um alles zu befestigen, waren vorhanden, man that es; dabei konnte man sich aber selbst kaum noch auf dem schrägen Boden halten, zuletzt lief man auf der Wand, dann stand man auf der Decke, über sich den Boden, und diesmal war das keine Sinnestäuschung wie damals. Jetzt hingen die Möbel wirklich oben, und man stand auch noch aufrecht, nur daß das Unterste zu oberst gekehrt war.

Dabei nahm die Schnelligkeit dieser Drehung immer mehr zu, stets nur nach der einen Seite hin. Das kugelige Schiff begann zu rotieren, schon stürzten die Männer übereinander und zogen sich Verletzungen zu.

Schließlich konstatierten die Offiziere und Gelehrten auch noch, daß sie von einer unbekannten Macht aus dem Kurse gelenkt wurden, und zwar zeigten die Instrumente eine ungeheure Schnelligkeit an, über neun Meilen in der Sekunde.

Und immer schneller wurde mit zunehmender Dunkelheit die Rotation, schon konnte man ihr nicht mehr folgen.

„Haltet Euch fest, klemmt Euch ein!“ schrie Richard.

Er selbst zwängte sich mit Beinen und Armem in ein durchbrochenes Geländer, das Blut stieg ihm zu Kopf, dann verließ ihn die Besinnung.

Wie er wieder zu sich kam, beschäftigten sich einige Offiziere und Matrosen mit ihm und befreiten ihn aus seiner eingekeilten Lage. Es war wieder heller Tag, die Rotation vorüber, aber schon aus den Mienen der ihn Umstehenden erkannte Richard, daß sie nicht ohne böse Folgen geblieben war.

Zunächst nahm er die Meldung des ersten Offiziers entgegen, der ebenfalls ohnmächtig gewesen, aber schon längere Zeit bei Besinnung war. Ueber drei Stunden hatte die Rotation gedauert: allmählich, wie sie begonnen, hatte sie dann wieder aufgehört; ebenso langsam war der Nebel wieder gewichen. In dieser Zeit hatte das Weltallschiff 33748 Meilen zurückgelegt, jetzt steuerte es den alten Kurs, aber – mit 13 Leichen an Bord, darunter der zweite Offizier, 42 Verkrüppelten oder Schwerverwundeten und 104 Leuten, die mindestens Quetschungen davongetragen hatten. Kurz, verschont war niemand geblieben, und die noch Lebenden hatten ihre leichten Verletzungen nur dem Umstand zu verdanken, daß sie sich, freiwillig oder unfreiwillig, irgendwo festgeklammert hatten, oder aber – das konnte jedoch nicht mehr konstatiert werden – daß sie bei der kolossalen Umdrehungsgeschwindigkeit nach dem Gesetze der Centrifugalkraft an den äußeren Wänden kleben geblieben waren.

Die Verwundeten wurden gebettet, die Leichen in der Aetherkammer der Weltallkälte preisgegeben. Gesetzt nun den Fall, sie wären hinausgefallen, was dann? Nun, dann wären sie doch die traurigen Begleiter des Schiffes geblieben, denn hier gab es überhaupt kein ‚Fallen‘ mehr, außerdem kam noch das Verharrungsvermögen der Bewegung hinzu. Anders wäre es allerdings gewesen, wenn das Schiff gebremst oder seinen Kurs verändert hätte.

Man hatte einen Sturm oder einen Wirbelwind im Weltenraum erlebt. Von einer Erklärung aber seiner Entstehung wie seines ganzen Wesens mußte man natürlich absehen. Es konnten wohl Jahrhunderte vergehen, ehe man darüber etwas Näheres wußte.

Aber einen Namen konnte man dieser einem ‚Weltallschiff‘ gefährlich werdenden Erscheinung doch geben, und man nannte sie ‚Aetherwirbel‘. Es war die Frage, ob diesem immer ein Nebel vorausging und ihn begleitete. Jedenfalls mußte man auf der Hut sein, wenn sich der blendend klare Aether verfinsterte. Das andere lehrte dann die Erfahrung. Dieses Rotieren des Weltallschiffes war zu vergleichen mit dem Stampfen und Schlingern eines Seeschiffes auf sturmdurchwühltem Meer.

Sie war teuer, furchtbar teuer erkauft, diese Erfahrung auf der ersten Weltallfahrt, aber sie lehrte, in den nächst zu bauenden Schiffen Vorkehrungen zu treffen, durch welche die Schiffer geschützt waren, und zwar waren die am besten hierzu geeigneten: leicht in Achsen rollende Kapseln, in die man sich zwängte, ehe die Rotation begann.

Ein neuer Planet

Noch war man mit dem Betten und Verbinden der Verwundeten beschäftigt, als mehrere laute Rufe des Staunens Richards Aufmerksamkeit erregten. Er folgte den ausgestreckten Händen – und erblickte im Aether eine große dunkle Kugel.

Sofort versammelten sich alle Offiziere und Gelehrten, ein fieberhaftes Messen mit Instrumenten, ein Berechnen begann, und schon erfüllte ein Gedanke alle mit untrüglicher Gewißheit: das kann nur ein Planet sein, der von der Erde aus noch nie gesehen worden ist, weil er stets und ständig vom Monde verdeckt wird.

Die Lage des Schiffes konnte man jederzeit bis zur tausendstel Sekunde bestimmen, dadurch ward die astronomische Berechnung auch anderer Körper möglich, und diese ergab, daß der Inhalt des Planeten fünfmal den des Mondes betrug, also ziemlich den dritten Teil der Erde, und eine Bestimmung seiner Bahn im Laufe einiger Stunden, daß er sich thatsächlich, von der Erde aus gerechnet, immer hinter dem Monde hielt. So hatte die Erde also noch einen weit größeren Mond, den die Menschen aber nie sahen.

Die Aufregung der Ingenieure und besonders der Astronomen bei dieser Entdeckung war eine ungeheure, und die ganze Mannschaft wurde angesteckt, als sie erfuhr, aus der Spektralanalyse und anderen Anzeichen müsse man auf eine dichte Atmosphäre, und daraus wieder auf eine Vegetation und Bewohnbarkeit des Planeten schließen.

Der Kurs wurde geändert, und mit voller Kraft auf den neuen Planeten zugesteuert. Der alte Mars lief ja nicht davon. Erst zu diesem neuen! In einigen Tagen konnte man ihn erreicht haben.

Aber zunächst mußte das Kind auch einen Namen haben!

Richard sollte der Hauptpate sein, doch bescheiden schlug er es ab, seinen Namen am Himmel zu verewigen.

„Das Land der Deutschen hieß einst Germania,“ sagte er. „So soll nun Germania neu am Himmel entstehen.“

„Hurrah, Germania!“ jubelte es im Schiff.

Unablässig standen die Schiffer an den Fenstern und legten das Fernrohr nicht aus der Hand, die Kranken aber konnten nicht schlafen, denn die Spannung wuchs immer mehr.

Jetzt konnte die Dichtigkeit der Atmosphäre gemessen werden – sie glich fast ganz derjenigen der Erde; man bemerkte Wolken, konnte sogar schon ein Gewitter wahrnehmen. Auch das Vorhandensein einer Vegetation war garantiert, denn nach der Dichtigkeit der Atmosphäre mußte der Planet schon fest sein; jetzt konnte man seine Umdrehung um die eigene Achse berechnen. Tag und Nacht wechselten innerhalb von fast genau vierundzwanzig Stunden miteinander. Alles war fast ebenso wie auf der Erde; man konnte Menschen, wirkliche Menschen dort finden, nur daß man im Verhältnis zum Durchmesser dieses Planeten und also zu seiner Anziehungskraft solche erwarten mußte, die kaum ein Drittel der Größe irdischer Menschen erreichten.

Nach zwei Tagen kam man in eine Nebelschicht; man durchbrach sie, und unter ihnen lag die Oberfläche der Germania!

Nun wurde die Fahrt des Schiffes gebremst, die letzte, schneckenhafte Bewegung, nur fünfzig Meilen in der Stunde, in eine vertikale über die Oberfläche hin verwandelt, und zwar in einer Höhe von tausend Metern, sodaß man alles, was dort unten vor sich ging, durch das Fernrohr deutlich erkennen konnte.

Es war ganz das Bild der Oberfläche unserer Erde. Wälder, grüne und breite Flächen, dazwischen sich hinschlängelnde Ströme, Seen, Wüsten, Gebirge, Thäler, alles war dort wie bei uns vertreten. Aber nur eins sah man nicht: keine einzige Stadt, kein Dorf, kein Haus.

In Städten lebende Menschen konnte es hier unten also nicht geben, und man war noch zu hoch, um überhaupt eine Tierwelt unterscheiden zu können.

Das Weltallschiff senkte sich noch fünfhundert Meter tiefer hinab.

„Ein Vogel – ein Elefant – ein Hirsch – ein Krokodil.“

So klang es durcheinander.

„Ein Mensch.“

„Ein Mensch – ein Mensch!“

„Es ist ein ungeheurer Riese,“ erklärten die das Fernrohr und die Entfernung besser Kennenden, „alle diese Tiere sind von einer enormen Größe, aber dieser Mensch übertrifft sie noch an Dimensionen, er mag 30–40 Meter hoch sein, wenn nicht noch größer. Wie ist das möglich auf solch einem kleinen Planeten?“

„Weil unsere Annahme, daß mit der Abnahme des Umfanges des Erdkörpers und seiner Anziehungskraft auch die Größe und Kraft seiner Bewohner abnehmen muß, nur eine leere Hypothese ist,“ entgegnete Richard.