Handbüchlein der Moral

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Handbüchlein der Moral
Handbüchlein der Moral
Audioraamat
Loeb Alexandra Nestmann
1,99
Lisateave
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

8

Begehre nicht, daß die Sachen in der Welt gehen, wie du es willst, sondern wünsche vielmehr, daß alles was geschieht, so geschehe, wie es geschieht, dann wirst du glücklich sein.

9

So ist Krankheit ein Hindernis des Körpers, nicht des Willens, insofern dieser sie nicht selbst dazu macht. Hinken ist ein Hindernis des Beines, nicht des Willens. Sage dir das bei allem, was sich für dich ereignet, so wirst du finden, daß die Ereignisse stets etwas anderes tun, als dich hindern.

10

Bei allen Ereignissen besinne dich, in dir forschend, welche Kraft du gegen dieselben besitzest. Siehst du eine schöne Person, so wirst du die Enthaltsamkeit als Kraft gegen sie bei dir finden; kommt die mühsame Arbeit auf den Hals, Ausdauer; wenn dir Schmach zu teil wird, Geduld; nie werden dich, wenn du dich so gewöhnst, die Vorstellungen hinreißen.

11

Sprich nie von einer Sache: Ich habe sie verloren, sondern: Ich habe sie zurückgegeben. Dein Söhnlein ist gestorben, es ist zurückgegeben. Dein Gut ist dir entrissen worden, auch dies ist zurückgegeben. Wohl ist der ein Bösewicht, der es dir entreißt; was liegt dir aber daran, durch wen es der Geber zurückfordern will? Solange er es dir zum Besitz überlassen hat, besitze es als ein fremdes Gut, wie ein vorüberreisender Wanderer seine Herberge.

12

Willst du rechte Fortschritte in der Weisheit machen, so beseitige in dir folgende unrichtige Gedanken: "Wenn ich mein Eigentum sorglos behandle, werde ich keinen Lebensunterhalt mehr haben; wenn ich meinen Sohn nicht strafe, so wird er ein Bösewicht werde." Besser ist es, ohne Furcht und Kummer sterben, als mit unruhigem Gemüt in allem Überflusse leben; besser, daß der Junge ein Bösewicht werde, als daß du unglücklich seiest.

Fange deshalb bei dem kleinsten an. Es wird dir Öl verschüttet, man stiehlt dir Wein, sprich dabei: So teuer kauft man Leidenschaftslosigkeit, so teuer Gemütsruhe. Umsonst bekommt man nichts. Wenn du deinen Diener rufst, so stelle dir zugleich vor, er könne es nicht gehört haben, oder er könne, wenn er es hörte, nicht tun, was du wünschest. Aber (sagst du) das schickt sich nicht für ihn. (Es mag sein.) Für dich aber schickt es sich, dich nicht von ihm ärgern zu lassen.

13

Wenn du in der Weisheit gehörig vorwärtskommen willst, so ertrage es geduldig, wegen äußerer Dinge für unverständig oder dumm gehalten zu werden. Wolle nicht erscheinen, als wüßtest du etwas, und selbst wenn du andern etwas zu sein scheinst, so mißtraue dir selbst. Denn es ist, das mußt du wissen, nicht leicht, zugleich den innern Vorsatz und die äußeren Dinge festzuhalten, vielmehr notwendig, daß der, welcher das eine davon eifrig betreibt, das andere darüber vernachlässigen muß.

14

Du bist ein Narr, wenn du willst, daß deine Kinder, dein Weib, deine Freunde ewig leben; denn du willst etwas, das nicht in deiner Macht steht, in der Gewalt haben und etwas Fremdes zu eigen. Ebenso bist du ein Narr, wenn du verlangst, daß dein Knabe keine Fehler begehe. Damit willst du, daß Fehler nicht Fehler seien, sondern etwas anderes. Dagegen kannst du das Ziel erreichen, daß dir nichts fehlschlägt, wenn du nämlich nur tust, was du vermagst.

Ein Herr über alles ist, wer das, was er will oder nicht will, erreichen oder vermeiden kann. Wer frei sein will, muß nichts begehren und nichts fürchten, was in eines andern Macht steht; andernfalls ist er dessen Knecht.

15

Bedenke das: du mußt dich im Leben wie bei einem Gastmahle verhalten. Wird etwas herumgeboten und kommt es zu dir, strecke die Hand aus und nimm ein bescheidenes Teil davon. Es kommt etwas, das du gern hättest, einstweilen noch nicht zu dir, richte dein Begehren nicht weiter darauf, sondern warte, bis es an dich gelangt. Verhalte dich so in Hinsicht auf Kinder, Weib, Ehrenstellen, Reichtum; dann wirst du ein würdiger Gast der Götter sein.

Wenn du aber auch von dem dir Angebotenen nichts nimmst, sondern gleichgültig darüber wegsiehst, dann wirst du nicht bloß Gast, sondern Mitregent der Götter sein. Durch diese Art zu handeln verdienten Diogenes, Herakleitos und ähnliche wirklich den Namen der Göttlichen, der ihnen gegeben ward.

16

Siehst du jemand in Trauer, weil sein Sohn in die Ferne gereist ist, oder weil er sein Vermögen verlor, so laß dich nicht zu der eigenen Einbildung hinreißen, daß dieser Mensch durch den Verlust der äußeren Dinge unglücklich sei, sondern halte dich bereit, bei dir zu sprechen: "Nicht dieser Unfall beschwert ihn (denn mache andere würden ja davon nicht geplagt werden), sondern die Vorstellung, die er davon hat." Säume nicht, durch vernünftige Gespräche ihn zu heilen, auch wohl, wenn es sein muß, mit ihm zu weinen. Nur hüte dich, daß du nicht in deinem Innern mitseufzest.

17

Bedenke das, du bist in einem Drama der Inhaber einer bestimmten Rolle, welcher der Dichter durch dich ausführen will. Ist sie kurz, so spielst du eine kurze, ist sie lang, eine lange Rolle. Will er, daß du einen Armen vorstellest, so spiele ihn gut; ebenso einen Lahmen, oder eine obrigkeitliche Person, oder einen gewöhnlichen Bürger. Denn das ist deine Sache, die Rolle, die dir übertragen ist, gut zu spielen; sie zu wählen, ist die Sache eines andern.

18

Wenn dir ein Rabe Unheil krächzt, so laß dich nicht von der Vorstellung davon beunruhigen, sondern unterscheide und stelle bei dir sogleich fest: "Mir ward nichts angedeutet, sondern meinem hinfälligen Leibe, oder meinem bisschen Vermögen, oder dann wieder meiner Ehre, oder meinen Kindern, oder meinem Weibe. Mir wird, wenn ich es so will, lauter Glück geweissagt; denn was sich auch ereignen wird, es steht in meiner Macht, daraus Vorteil zu ziehen."

19

Du kannst unüberwindlich sein, wenn du keinen Kampf unternimmst, in welchem du nicht siegen kannst. Hüte dich, daß du nicht, wenn du einen sehr geehrten, oder sehr mächtigen, oder sonst in hohem Ansehen stehenden Mann siehst, von deiner Vorstellung hingerissen, ihn (mit Neid) für glücklich schätzest. Da alle wahren Güter in Dingen bestehen, die in unserer Macht sind, so haben Neid und Eifersucht keinen Sinn. Du willst doch nicht Feldherr, nicht Magistrat, nicht Konsul sein, sondern frei. Der Weg zur Freiheit aber ist Verachtung aller Dinge, die nicht in unserer Macht stehen.

20

Erwäge, daß nicht der dich mißhandelt, welcher dich lästert oder schlägt, sondern deine Vorstellung, daß dies eine Schande sei. Macht dich jemand böse, so reizt dich nur deine eigene Vorstellung. Bemühe dich also vor allem, nie im Augenblicke von ihr hingerissen zu werden; später, wenn du einmal Zeit zur Überlegung gehabt hast, wirst du dich schon beherrschen können.

21

Laß dir täglich Tod, Verbannung und alles, was sonst furchtbar erscheinen mag, vor Augen sein, so wirst du nie niedrig denken, oder allzuheftig begehren.

22

Wenn du Weisheit lernen willst, so mußt du darauf gefaßt sein, daß man dich auslachen wird, und daß viele spottend sagen werden: Der kommt ja plötzlich als ein Philosoph daher; warum für uns (die wir ihn doch von Jugend auf kennen) die hohen Augenbrauen?

Mache du überhaupt keine stolze Miene; halte aber an dem, was du als das Beste erkannt hast, so fest, als ob du von Gott auf diesen Posten kommandiert seiest, und glaube, daß, wenn du fest auf demselben beharrst, die, welche dich früher verlachten, dich später bewundern werden. Gibst du ihnen aber nach, so werden sie dich doppelt verlachen.

23

Sollte es dir begegnen, daß du dich einmal von dir selbst nach außen wendest und der Welt gefallen willst, so hast du deinen richtigen Zustand verloren. Begnüge du dich, immer ein Philosoph zu sein, und willst du es auch jemand scheinen, so scheine es dir selbst, das ist genug.

24

Nie laß durch den Gedanken beunruhigen: "Ich werde ohne Ehrung und Bedeutung mein Leben hinbringen müssen." Wäre Mangel an Ehre ein Übel, so kann dich doch niemand in dasselbe stürzen, so wenig als in eine Schande. Ist es deine Sache, Ehrenstellen zu erlangen, oder zu Gastmählern geladen zu werden? Keineswegs. Wie kann es denn Unehre für dich sein? Und wirst du unbedeutend leben, da du gerade für die Dinge, die in deiner Macht stehen, bedeutend sein und dir die größte Ehre erwerben kannst? Aber (sagst du) meine Freunde werden hilflos sein? Allerdings werden sie von dir kein Geld erhalten, und du wirst sie nicht zu römischen Bürgern machen können. Wer sagte dir, daß dies Dinge sind, die in unserer Macht stehen, und nicht vielmehr fremde, und wer kann andern geben, was er selbst nicht hat? Eben deshalb (sagst du) muß man Vermögen erwerben, damit die andern auch haben. Wenn ich ohne Verletzung des Gewissens, der Redlichkeit und einer edlen Gesinnung Besitztümer erwerben kann, so zeigt mir diesen Weg, so will ich sie erwerben. Verlangt ihr aber von mir, daß ich meine (wahren) Güter aufgeben soll, damit ihr Nichtgüter erwerbet, so müßt ihr selbst es einsehen, wie unbillig und unverständig ihr seid. Welches wollt ihr lieber: Geld oder einen treuen, gewissenhaften Freund? Darum hilft mir lieber zu dem letzteren und verlangt nicht, daß ich etwas tue, wodurch ich diese Eigenschaft verlieren würde. Aber das Vaterland – so sprichst du – wird die Hilfe, die ich ihm leisten könnte, entbehren müssen. Dagegen sage ich: welche Hilfe meinst du? Allerdings wird es durch mich weder Säulenhallen noch Bäder erhalten; aber was tut das? Es bekommt auch keine Schuhe von einem Schmied und keine Waffen von einem Schuster. Nützest du dem Vaterland nicht auch, wenn du ihm andere zu treuen, gewissenhaften Bürgern erziehst? Das wohl. Also bist du ihm nicht unnütz. Welche Stellung aber, sprichst du, soll ich im Staate einnehmen. Welche du mit Treue und Gewissenhaftigkeit bekleiden kannst. Andernfalls, was würdest du dem Vaterlande nützen, wenn du unverschämt und treulos geworden wärest?

 

25

Es wird dir jemand bei einem Gastmahle vorgezogen, oder bei einer Begrüßung, oder bei Zuziehung zu einer Beratung. Sind dies nun wirkliche Güter, so wünsche dem Glück, welchem sie zu teil werden; wenn es aber Übel sind, so hast du dich nicht zu betrüben, daß du sie nicht erlangest. Jedenfalls bedenke, daß du nicht gleiche Belohnungen wie andere erlangen kannst, ohne das nämliche, wie sie, zur Erlangung dessen, was nicht in unserer Macht steht, zu tun. Oder wie kann der, der einem großen Herrn keine Besuche macht, bei demselben in gleicher Gunst stehen, wie der, welcher es tut, oder der, welcher nicht an seinem Ehrengeleite sich beteiligt, so wie der, welcher beiwohnt, oder der, welcher kein schmeichelndes Lob spendet, wie der, welcher lobt? Du wärest ungerecht und unersättlich, wenn du den Preis, wofür diese Dinge feil sind, nicht zahlen, sondern dieselben unentgeltlich bekommen wolltest.

Wie teuer verkauft man Salat? Vielleicht um einen Groschen. Wenn nun jemand keinen Groschen zahlt und dafür den Salat erhält, du aber das Geld nicht auslegst und nichts erhältst, so hast du nicht weniger als jener. Er hat seinen Salat, du deinen Groschen, den du nicht hingabst. So verhält es sich auch in andern Dingen. Du bist nicht zu jemand eingeladen worden, hast aber eben dem Einladenden auch nicht das gegeben, wofür er die Einladung verkauft. Er verkauft sie ja um Lob, oder Dienstleistungen. Bezahle ihm seinen Preis, wenn es dir vorteilhaft scheint; willst du aber nicht geben und doch nehmen, so bist du ein habgieriger Tor. Hast du nun nichts anstatt des Gastmahles? Doch, du hast das, daß du den nicht gelobt hast, den du nicht loben wolltest.

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