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Der Widerspenstigen Zähmung

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Dann versicherte Bindegerst, die Nachbarschaft könne ihn sonst etwas.

Aber er stellte seinen Meistersang ein.

»Ich glaab, Du riechst nach Schnaps?« sagte einmal Adolf seinem

Schwiegervater.

»Hastde gedenkt, ich wer' nach Veilcher rieche?« erwiderte Bindegerst.

»Wann Derr mei Duft net baßt, hättstde halt in e Bodanisierbüchs heierate solle, statt in unser Familje! Steck Dei Nos net in mein

Privatgeruch, des bitt ich merr aus!«

Und Adolf hatte, wie immer, geschwiegen.

Bindegersts Hände waren jetzt öfters #unter# als #über# der Drechslerbank. Und die Affenköpfe seiner Spazierstöcke nahmen immer seltsamere Formen an. Die Glasaugen saßen jetzt mitunter an Stellen, an denen ein Naturforscher weit eher die Ohren vermutet hätte, und sein letztes Meisterwerk besaß sogar wie weiland Polyphem nur ein einziges Auge mitten auf der Stirn.

Für solche Mißgeburten von Spazierstöcken fanden sich begreiflicherweise wenig Käufer, und dies war der Grund, weshalb sich Bindegerst plötzlich für Adolfs Sparkassenbuch zu interessieren begann.

Schon beim Abendessen hatte Bindegerst mit Adolf zu fußeln angefangen. Nicht zärtlich und kosend, sondern mit Offenbächer Derbheit. Er trat ihm wider das Schienbein, daß sein Schwiegersohn sämtliche Engel im Himmel und sämtliche Teufel in der Hölle gleichzeitig fortissimo singen hörte.

Und als Katharina einen Augenblick hinausgegangen war, um eine neue Schüssel Kartoffeln zu holen, flüsterte er geschwind: »Adolf, komm nachher emal enuff in die Dachstubb, ich habb mit Derr zu redde!«

Währen Katharina das Geschirr abspülte, schlich Adolf hinauf.

»Was is dann, Vadder?«

»Hock dich emal uffs Bett! Da sitzstde weich unn fällst net so leicht um!«

Es wurde Adolf unbehaglich. Was konnte sein Schwiegervater von ihm wollen? Bindegerst machte ein so feierliches Gesicht. Sicherlich hatte er keine erfreuliche Mitteilung in Bereitschaft.

»Wannstde Dich vielleicht erst emal stärke willst?« frug der Alte und hielt ihm die Schnapsflasche hin.

»Ich sauf kaan Schnaps, Vadder!«

»Weilsde net waaßt, was gut is! Schnaps is gut for die Cholera, secht e ahl Sprichwort. Ich will net draa schuld sei', wann e neu Epidemie ausbricht!«

Er hob die Flasche und labte sich. Wischte sich den Mund und zog aus der rechten Hosentasche ein zerknittertes Papier.

»Hockstde gut? – Dann les emal!«

Adolf entfaltete den Wisch, strich ihn glatt und las.

Es war eine gerichtliche Vorladung. Gast & Co. gegen Konrad Bindegerst wegen Forderung.

»E Gemeinheit!« erwiderte Bindegerst Adolfs fragenden Blick. »Des ganz menschlich Lewe is e Gemeinheit! Wege lumbige dreidausendfimfhunnert Mark verklagt aan die Lumbegesellschaft! Da gibbts Barone, die hawwe e Milljon Schulde unn kaa Mensch verklagt se! Awwer der Middelstand, der muß ja immer draa glaawe! Uff uns solide Berjersleut, da reit' ja der Staat erum wie e dressierter Aff uff'me Kamel!«

Und er hielt eine lange Entrüstungsrede über die unerhörten Zustände, die nach seiner Ansicht in Mitteleuropa, und zwar #nur# in Mitteleuropa herrschten.

»Ja, Vadder, bistde dann des viele Geld #schuldig#?«

»#Nadierlich# bin ich's schuldig! Maanstde, die verklage mich aus Jux?

Merr hawwe doch kaa Fastnacht! Freilich bin ich's ihne schuldig, dere

Saubagasch! For Holzlieferunge!«

»Dann mußtde's aach zahle!« entschied Adolf.

Bindegerst beguckte ihn spöttisch. »Merr könnt glaawe, Du hättst studiert! Du reddst wie e Amtsrichter! Awwer zahl emal, wannsde kaa Geld hast! Kann ich hexe? Hokuspokus, da is e Milljard? Kann ich merr Goldsticker aus der Nos ziehe, odder Dausendmarkschei aus 'me ahle Zylinner? – Ich habb 'n Dalles, den könnt merr for Geld gucke lasse! Pleite bin ich! Unn da verklagt mich die Saubande uff so en Haufe Geld! Kaum zwaa Jahr bin ich'r des bissi Geld schuldig, kaum siwwe Mal hawwe se mich gemahnt, unn gleich wern se so ricksichtslos!«

Adolf dachte nach. Das war ja eine schöne Überraschung. Er hatte seinen Schwiegervater nie reich geschätzt, er hatte nie auf eine Erbschaft spekuliert, aber er hatte es als Selbstverständlichkeit betrachtet, daß die Drechslerei gut ging und ihren Mann ernährte. Nie hatte er wahrgenommen, daß seinen Schwiegervater Schulden bedrückten, – und nun plötzlich diese Eröffnung.

»Ja, wie is dann des nor meeglich?« stotterte er.

»Bei Gott is kaa Ding unmeeglich!« gab Bindegerst mit Würde zurück.

»Schuldemache is e ganz aafach Sach: du braachst bloß nix zu bezähle!

Des annner kimmt dann ganz von selwer!«

Es entstand eine Pause.

Der Alte beobachtete seinen Schwiegersohn mit verschmitzten, lauernden

Augen. »Wart nor,« dachte er, »wart nor, ich krieh Dich schonn draa!«

»Waaß es des Kättche?« frug Adolf nach einer Weile.

»Kaan Dunst! Dhät se sonst so ruhig des Gescherr spüle? En Schlagaafall dhät se kriehe, – des haaßt: #sie# krieht de Aafall, unn #mir# kriehe die Schläg! Nix waaß se, unn se #derf# aach nix wisse!«

»Naa, se derf nix wisse!« echote Adolf. Er hatte es sich zur Pflicht gemacht, alle Unannehmlichkeiten, alle Aufregungen von Käthchen fernzuhalten.

Bindegerst schmunzelte. Das Gespräch nahm ganz die Wendung, die er ihm zu geben beabsichtigt hatte.

Oh, er war ein Schlaufuchs, und Adolf ein gutmütiger Narr!

Er nahm ein bekümmertes Gesicht an und klagte: »Awwer se werd's halt #doch# erfahrn! Wann erscht der Gerichtsvollzieher kimmt unn fängt aa, unser Möwel als Briefmarke-Album zu benitze, dann merkt se's!«

Er seufzte und beobachtete listig die Wirkung seiner Worte.

»Wann se nor net krank werd von dem Schrecke!« fügte er hinzu.

»Se #derf# nix erfahrn!« sagte Adolf geknickt. »Unner kaane Umständ derf se ebbes erfahrn!«

»Ja, des sag ich ja aach! Awwer wie soll ich's verhinnern, Herr Rechtsgelehrter? – Guck, Adolf, ich steh ja gar net so schlecht, – mei Geschäft is unner Brieder immer noch en Batze wert, – no, unn mei Häusi hat aach noch sein Wert, wann merr die Hipotheke abzieht, – ich bräucht halt nor en Mensch, der merr uff die Sicherheit hie so momendan vierdausend Mark bumbe dhät!«

Er machte wieder eine Effektpause.

Ganz dicht stand er nun vor seinem Schwiegersohn und sah ihm scharf in die Augen, während er sagte: »Dhätst #Du# merr kaan wisse, der wo merr so vierdausend Emmcher leihe könnt?«

Adolf erhob sich vom Bett und begann im Zimmer auf und ab zu wandeln.

Viertausend Mark, dachte er. So viel hatte er gerade auf der Sparkasse… Und schließlich war es doch sein Schwiegervater… Den konnte er doch nicht in der Patsche sitzen lassen… Und das Entsetzen, das er Katharina ersparte… Wenn der Gerichtsvollzieher ins Haus käme!.. Und eine Sicherheit bot ja das Geschäft schließlich auch…

Er dachte in diesem Augenblick nicht daran, wie mühsam er seine Ersparnisse gemacht hatte, wieviel Jahre seines armen Lebens er dafür gefrohnt hatte, wie er sich jedes Vergnügen versagt hatte, um nur pünktlich den programmäßigen kleinen Betrag am Sparkassenschalter abliefern zu können.

Er dachte nicht daran, daß er auch jetzt noch sich nicht die kleinste

Extraausgabe leistete, während Bindegerst in schnapsfröhlichem

Faulenzertum dahindöste.

Er sah nur, daß er hier helfen konnte, und je mehr er darüber nachdachte, desto klarer erschien es ihm eine ganz einfache Pflicht, dem Alten seine Ersparnisse anzubieten.

Bindegerst ließ ihm Zeit. Er sagte sich, daß er jetzt die Gedankengänge

Adolfs nicht stören durfte.

»Da laaft er hie unn her,« kicherte er in sich hinein, »unn bildt sich ei', er dhät sich de Fall iwwerlege! Dabei laaft er nor in dem Käfig erum, den ich 'm mit meim Gebabbel gebaut habb! Unn was'r sich in seim dumme Kopp zusammereimt, des is all grad so, als ob #ich#'s em in die Fedder diktiert hätt! Adolf, was bistde e Olwel!«

Ach ja, Adolf #war# ein Olwel. Denn alle guten Menschen sind Olwel. Ein gutes Herz ist eine klare, reine Quelle, – aber aus einer Quelle trinken nicht nur die fröhlichen Wanderer, nicht nur die lieben Singvöglein, sondern auch die raublüsternen Marder sättigen sich darin, und jedes vorbeitrampelnde Schwein steckt seinen Rüssel hinein. Es ist nicht wahr, daß man durch Schaden klug wird. Durch Schaden wird man höchstens #schlecht#. Und es gibt so gutmütige »Olwels«, daß sie durch Schaden immer dummer statt klüger werden, weil sie nie auf Dank gerechnet haben, sondern in dem Bewußtsein, etwas Gutes zu tun, eine Belohnung empfinden, die kein Schaden mindern kann.

Und so ein Olwel war auch Adolf Borges.

»Ich waaß aan', der wo Derr des Geld bumbe kann!« sagte er und freute sich seines Entschlusses. »Adolf Borges haaßt er, unn morje gehn merr zusamme uff die Sparkaß!«

»Awwer naa!« sagte Bindegerst. »Des kann ich doch net verlange! Des kann ich gar net aanemme!«

»Warum dann net?« sagte Adolf und war beinahe beleidigt. »Es bleibt doch in der Familje! Erbt halt emal der Vadder vom Sohn, statt umgekehrt!«

»Awwer des mußtde merr wenigstens zugewwe: ich habb Dich net drum #gebete#«, sagte Bindegerst.

»#Nadierlich# hastde mich net drum gebete!« lächelte Adolf herzlich.

»Ich dhu's aus merr selwer! Unn ich dhu's gern!«

Und der alte Bindegerst dachte: »Der is noch viel dümmer, wie ich geglaabt habb! Schad, daß er net #achtdausend# hat!«

Er streckte ihm die Hand hin: »Adolf, des vergeß ich Derr net! Adolf, wannsde emal en Mensch braachst, der for Dich dorchs Feuer geht, dann braachstde merr nor zu telefoniere!«

Und Adolf war ganz gerührt.

»Jedz muß ich awwer widder erunner bei's Kättche!«

»Unn gell, Dei Fraa braacht nix davoo zu wisse!«

»Naa, se erfeehrt nix! – Wann se mich awwer freegt, was merr so lang da owwe gebabbelt hawwe?«

»Dann sagstde eifach … dann sagstde halt … ach was, es werd Derr schonn e Ausredd eifalle! Du bist ja verheierat'!«

 

Adolf bedurfte keiner Ausrede. Als er herunterkam, lag Katharina schon schlafend im Bett. Sie sah in ihrer knochigen Dürre, mit dem unfrisierten Haar, mit dem schnarchend halbgeöffneten Mund und den gelbbraunen Zähnen abstoßend häßlich aus. Aber Adolf betrachtete sie mit gerührter Zärtlichkeit.

»Wie e Engelche leiht se da!« murmelte er. »So friedlich! Vielleicht fliegt se jedz grad im Draum im Himmel erum odder se bäckt for die Heilige Quetschekuche! Se is doch e gudes Weib. Heut hat se mich nor zwaamal en Saukerl genennt. Se bessert sich schonn. Langsam, awwer sicher.«

Und er zog sich behutsam aus, um sie nicht zu wecken, und schlief in dem

Bewußtsein einer guten Tat zufrieden ein.

Das Engelchen Katharina aber entwickelte sich immer offenkundiger zum Fafner. Sie hätte auf jedem Drachenwettbewerb den ersten Preis ergattert.

Ich mag es meiner Schreibmaschine gar nicht zumuten, all die Schikanen, die Katharina ersann, aufzuzeichnen. Es genügt zu sagen: gegen sie war Edison als Erfinder ein Waisenknabe.

An einem Samstag Mittag wandte sich Heinrich Baldrian, der Buchhalter, an Adolf mit der Frage: »Adolf, wollen Se morgen ins Theater?«

»Wieso, Herr Baldrian?«

»Weil ich zwei Billette hab. Aber es is mir was dazwischen gekommen.

Vielleicht gehn Sie mit Ihrer Frau hin?«

»Ei, mit Vergniege! Ich dank Ihne aach schee, Herr Baldrian!«

»Bitte, bitte!«

– Auf dem Nachhauseweg malte sich Adolf aus, wie Käthchen sich freuen werde.

»Vielleicht geht se mit'm Vadder 'rei?« dachte er. »Ich dhät's zwar gern selwer gucke, awwer dem ahle Bindegerst mecht's sicher noch viel mehr Spaß wie mir! – Dheader, – Gott, wie lang bin ich in kaam Dheader mehr gewese! Ich kann doch'm Kättche werklich gar nix biete! Annern Madamme, die hocke jed' Woch e baar Mal im Dheader unn kenne die Sänger unn Schauspieler schonn von weitem an der Nos. Ja, 's is doch was Scheenes um die Bildung! – Ich freu mich uff'm Kättche sei Gesicht!«

Aber diese Freude war verfrüht.

»Ich geh in kaa Dheader!« fauchte Katharina. »Ich habb dahaam Dheader genuch! Mich indressiert der Stuß net!«

So benutzten denn Adolf und Bindegerst die Karten.

Bindegerst machte sich hochfein. Er schien sich den König David zum Vorbild genommen zu haben, von dem zweimal geschrieben steht »und sie salbten ihm das Haupt«, er ließ sich von Herrn Hippenstiel eine geradezu feudale Frisur zurechtkleben, zog den schwarzen Gehrock an und tanzte reichlich eine halbe Stunde vor dem Spiegel, ehe er mit sich zufrieden war.

»Der Widerspenstigen Zähmung« wurde gegeben.

»Des muß in Amerika spiele,« sagte Bindegerst beim Lesen des

Theaterzettels. »Nor in Amerika hawwe die Leut so verrickte Name'!

Vincentio, Lucentio, Petruchio, – so haaßt in ganz Offebach kaa

Mensch!«

Plötzlich fing er an zu lachen. »Da, les emal: Katharina, die Widerspenstige, Baptistas Tochter. Gut, daß merr's Kättche dahaam gelasse hawwe! Die hätt sich am End' noch bedroffe gefiehlt! – Du, ich bin neugierig, ob die mit #unserm# Kättche konkurriern kann?«

Auch Adolf mußte lächeln.

»Adolf, des is sicher e lehrreich Stick! Adolf, da haaßt's die Ohrn spitze! Des hat sicher e #Verheierater# geschriwwe!«

Sie hatten zwei gute Plätze im ersten Rang, inmitten vornehmer Leute. Bindegerst fühlte sich infolgedessen als Aristokrat, dem kleinen Adolf aber war in dieser noblen Umgebung nicht sonderlich wohl. Er hätte lieber auf der Galerie gesessen, unter seinesgleichen.

»Ich komm merr vor, wie e Köchin, die ihrer Gnädige ihr Schleppekleid aagezoge hat. Da schwebt se drin erum unn dänzelt wie e Wackelpudding, awwer wann se de Schnawwel uffmecht, schmeckt's wie Kardoffelschale.«

Doch bald ließ ihn das Stück das Publikum vergessen.

Das Käthchen auf der Bühne war ein schlimmes Frauenzimmer, das sah er gleich. Aber ihr Vater war wenigstens so ehrlich, es den Freiern im voraus zu sagen. Der pries seine böse Tochter nicht als Quetschenkuchenvirtuosin an, wie Bindegerst. Er warnte Heiratslustige. Und dennoch hielt Petruchio um ihre Hand an.

Herrgott, gibt's mutige Menschen!

Eines freute Adolf: es wuchsen also auch in den vornehmen, reichen

Kreisen weibliche Teufel! Nicht nur unter den Proletariern. Das

Schicksal ist doch nicht so ungerecht, wie man ihm nachsagt. Die höhere

Töchterbildung tut's also doch nicht!

Er schmunzelte.

Bindegerst stieß ihn wiederholt mit dem Ellbogen an. Jedes Mal, wenn die Bühnen-Katharina eine bösartige Antwort gab, oder von ihrer Störrigkeit die Rede war, versetzte er dem Schwiegersohn einen Rippenstoß und flüsterte: »Wie dahaam!«

Am lieblichsten zeigte sich Katharina im zweiten Akt. Gleich in der ersten Szene prügelte sie, ohne Ursache, ihre sanfte Schwester Bianka.

»Wie dahaam!« zischelte Bindegerst und schlug sich vor Freude aufs Knie.

Drei Minuten später haute sie dem Musiklehrer die Laute am Kopf entzwei.

»Die is großartig!« jauchzte Bindegerst. »Ganz wie dahaam! So e Kanallje!«

»Psssst!« machten die Umsitzenden.

Adolf kümmerte sich wenig um Katharinas Böswilligkeiten, ihn interessierte weit mehr Petruchios Stellungnahme. Mit beifälligem Kopfnicken vernahm er dessen Rezept:

 
»Schmält sie, so sag' ich ihr ins Angesicht,
Sie singe lieblich, gleich der Nachtigall.
Blickt sie mit Wut, sag' ich, sie schaut so klar
Wie Morgenrosen, frisch vom Tau gewaschen.«
 

Ja, das war auch seine Ansicht: nur mit Güte ist etwas zu erreichen. So wollte auch er es halten.

Aber – o weh! – schon beim nächsten Zusammentreffen erntete Petruchio eine Backpfeife, die aus dem Vorrat des #Offenbacher# Käthchens hätte stammen können.

»Ganz wie dahaam!« jubelte der Drechslermeister. »In des Stick muß 's

Kättche erei! Unn wann's hunnert Dhaler kost'!«

Trotz der Ohrfeige erklärte Petruchio die Widerspenstige für seine

Verlobte.

Im dritten Akt aber begann er die Pferdekur.

Bindegerst geriet außer sich vor Entzücken, als Petruchio absichtlich zu spät und zerlumpt zur Trauung erschien, in der Kirche wie ein Roßknecht fluchte, dem Priester auf die Frage, ob er Katharina heiraten wollte, mit einem gebrüllten »Zum Donnerwetter, ja!« antwortete, dem Küster den Weinbecher ins Gesicht warf, seine Braut in der Kirche laut abschmatzte, kurz die Widerspenstige auf jede erdenkliche Weise demütigte.

»So mußtde's mache!« rief der Drechslermeister. »Des is mei Mann! Der krieht se klaa! Baß uff, er krieht se klaa, des Oos!«

Die Logenbesucher begannen, sich über den Begeisterten zu belustigen.

Aber Bindegerst ließ sich nicht stören.

»Des mißt' merr bei jedder Hochzeit gewwe, des Stick!« schwärmte er in der Pause. »Des is mehr wert wie die scheenst Preddigt! Des is aus'm Lewe gegriffe! Wannn's aach in Amerika spielt!«

Er zog im Foyer die Schnapsflasche aus dem Gehrock und labte sich.

»Nemm Derr e Beispiel«, hetzte er. »Adolf, mach's wie der Amerikaner! Ich garandier Derr for de Erfolg! Ich habb Derrsch schonn emal gesacht: haag se, daß die Lappe fliehe!«

Und als im vierten Akte Petruchio sein Käthchen durch Hunger und Grobheit vollends zähmte, als sie in ihm ihren Meister erkannte, sich aufs Bitten verlegte und zuletzt so mäuschenklein ward, daß sie auf Petruchios Befehl die Sonne für den Mond, einen Mann für ein Weib erklärte, da kannte Bindegersts Wonne keine Grenzen mehr.

»Adolf, wannsde kaa Hansworscht bist, mechstde's gradso! Adolf, ich guck

Dich net mehr aa, wannsde's net gradso mechst!«

Adolf war durch das Theaterstück nachdenklich gestimmt worden.

Hatte Petruchio Recht? Mußte der Dichter mit dem seltsamen Namen die

Frauen nicht besser kennen als er?

Sollte er dem Rat Bindegersts, der unablässig auf dem Heimweg in ihn hineinredete, folgen?

Ja, er wollte es versuchen.

Auch wenn es bitter weh tat.

Er beschloß, Petruchios Vorbild nachzuahmen.

An einer Straßenecke verabschiedete sich sein Schwiegervater.

»Ich geh noch e Schöppche drinke! Unn morje frieh geht die Dressur los!

Adolf, sei e Mann!«

Er verschwand in einer Seitengasse, die sich nicht des besten Rufes erfreute.

… Adolf Borges schloß in dieser Nacht kein Auge.

Grob sein sollte er, wie ein Wüterich auftreten, – wie schwer das sein mußte!

Schreien sollte er, – er, der Sanftmütige.

Und gar schlagen.

Ach Gott! Ach Gott!

Am liebsten wäre er mitten in der Nacht zu dem Schauspieler gelaufen und hätte sich Unterricht geben lassen.

Wie würde Käthchen erschrecken! Von dieser Seite kannte sie ihn doch gar nicht!

Weinen würde sie, gerade wie die Widerspenstige in dem Theaterstück, – und er konnte doch Niemanden weinen sehen!

Oh, welch furchtbare Aufgabe!

Aber es mußte sein. Er konnte sich doch nicht vor Bindegerst lächerlich machen und seinen Vorsatz wieder aufgeben? Und vielleicht half die bittere Medizin tatsächlich?

Am nächsten Morgen erschien Bindegerst ungewohnt pünktlich zum Kaffee. Während Katharina das braune Getränk aus der Küche holte, zwinkerte er dem Schwiegersohn vielsagend zu.

»Sei stark!« bedeutete dieser Blick. »Adolf, jetzt gilt's!«

Und Adolf bemühte sich, stark zu sein.

Kaum hatte er einen Schluck getrunken, so setzte er die Tasse energisch ab und behauptete: »Des soll Kaffee sei'? E Gesöff is des!«

Bindegerst sekundierte: »E Drecksbrieh' is es, awwer kaa Kaffee!«

Katharina war erstaunt.

»Sieh mal an!« dachte sie.

Und laut sagte sie: »Ei, laßt' s doch stehn, wann's Euch net schmeckt!

Mir is des schnubbe!«

»Awwer #mir# is es net schnubbe!« begehrte Adolf auf und wunderte sich über sich selbst. »Ich verlang 'n #ordentliche# Kaffee!«

»Unn ich verlang aach en ornliche Kaffee!« echote Bindegerst. »Zum

Donnerwedder noch emal!«

Käthchens Erstaunen wuchs.

»Ihr seid wohl verrickt, Ihr Zwaa? Ihr seid scheint's im Dheater iwwergeschnappt?«

»Mir sin noch lang net so meschugge wie Du!« trumpfte Adolf, der allmählich in Schwung kam.

»Noch lang net!« bestätigte Bindegerst.

»Unn so e Gesöff kimmt merr net mehr uff'n Disch!« erklärte Adolf.

Und wie er es bei Petruchio gesehen hatte, packte er die Tasse und feuerte sie in die Zimmerecke, daß die Scherben flogen.

Er hatte erwartet, daß Käthchen nun in Tränen ausbrechen, daß sie um das schöbe Geschirr jammern werde.

Aber es kam ganz, ganz anders.

»Da is noch #mehr# Platz!« sagte Katharina seelenruhig und schmiß

Kaffeekanne, Milchkanne, Zuckerdose und ihre eigene Tasse gegen die

Wand.

Dann ging sie hinaus, kam mit einem Arm voll Tellern wieder. »So, des könne merr zum Iwwrige lege!« Und knax, holterdipolter, prasselten die Teller auf den Boden.

Dann kamen die Gläser an die Reihe.

Und zuletzt hauchte der Ritter von Stolzenfels am Rhein sein Dasein aus.

»Seid'r jedz zufride?« frug Katharina.

Adolf und Bindegerst sahen sich an.

»Ich wer' an mei Arweit gehe!« sagte Bindegerst kleinlaut.

»Unn ich muß ins Geschäft!« fügte Adolf hinzu.

»Unn mir könnt'r de Buckel erunnerrutsche!« schloß Katharina das

Frühstück.

Mittags wartete Adolf vergebens aufs Essen.

Halb zwei Uhr war es schon geworden, um zwei mußte er im Geschäft sein, und noch immer hatte Käthchen nicht angerichtet.

Er schlich in die Küche. »Kriehe merr dann heut nix zu esse?«

»Wodruff? Hastde Deller mitgebracht? Ich habb kaa, die sin all' kabutt.«

Adolf kratzte sich hinter'm Ohr.

»Da haww ich ganz draa vergesse,« stotterte er. »Heut Awend bring ich welche mit!«

»Awwer vorher fegstde die Scherwe uff!« befahl Katharina.

Sie band ihm die Küchenschürze um, drückte ihm Besen und Schaufel in die

Hand.

»Marsch, erei, unn uffgekehrt!«

Und der kleine Adolf kehrte demütig die Scherben zusammen.

Bindegerst sah ihm zu und sprach: »Adolf, Du hast Dei Sach' gut gemacht, awwer gege #höchere Mächte# kann der Mensch nix mache!«

»Sei widder gut, Kättche!« bat Adolf abends. »Ich waaß selwer net, was ich heut morje gehabbt habb. Gebb merr en Kuß!«

Aber Käthchen drehte ihm den Rücken. »Merr sin noch lang net fertich miteinanner, mei Liewer! Ich guck, daß Samftmut bei Dir nix nitzt, – gut, ich kann aach annerschter sei'!«

Und sie war fortan so annerschter, daß Adolf auf die Frage des Herrn

Baldrian, wie ihm das Stück gefallen habe, antwortete: »Gespielt hawwe se's ganz schee, – awwer des Stick daugt nix! Ganz unwahrscheinlich,

 

Herr Baldrian! E echt amerikanischer Schwindel!«

Gar viele Liebespärchen, solche mit und solche ohne standesamtliche Ambitionen, hatte der Mann im Mond beobachtet, seit er den scheppen Adolf hatte in die Falle gehen sehen, in der ein so magerer Köder hing. Nun hatte er ihn längst aus den Augen verloren. An einem Winterabend aber, als die Luft klar war wie geschliffenes Glas, fielen die Blicke des himmlischen Holzarbeiters wieder einmal in das Dachfensterchen und blieben erstaunt an dem Bilde haften, das sich bot:

Vater Bindegerst hatte das Ohr an die Türe gelegt und lauschte grinsend dem Lärm, der aus dem unteren Stockwerk scholl.

»Se kloppt em de Aazug, ohne daß er'n ausgezoge hat!« schmunzelte er. »Jeder Schlag en Treffer! Ich kann de Adolf net verstehe! So e Eh' hätt ich schonn hunnertmal gekinnigt. Awwer so is des Lewe: e Gemeinheit von hinne bis vorne! Von owwe bis unne. – Ui, schonn widder! Adolf, Adolf, ich ließ merr de Buckel vernickele an Deiner Stell!..«

Er zog den Kopf schnell zurück, denn er hatte unten die Türe gehen hören, setzte sich an den Tisch und zündete behaglich eine Pfeife an.

Schlürfende Schritte kamen die Treppe herauf. Adolf trat ein.

»Hat se widder ihrn elektrische Dag?« erkundigte sich Bindegerst und schnitt ein teilnehmendes Gesicht.

Adolf ließ sich aufs Bett fallen.

»Ich halt's net mehr aus, Vadder!« stöhnte er. »Kaa friddlich Minut haww ich mehr!«

»Der Sultan hält's mit vierhunnert Weiwer aus,« sprach sein

Schwiegervater großartig, »unn Du willst net emal die aa aushalte?? —

Mach Derr nix draus, Adolf, du waaßt doch, wie se is!«

Aber diesmal war Adolfs Seele zu tief verwundet, als daß sich der

Schmerz hätte durch solch schwache Narkotika besänftigen lassen.

»Ich wollt', ich wär dod!« sagte er. »Vier Schuh unner der Erd', – ich glaab, da is's Lewe am scheenste! Da is so still, die Werm unn die Maulwerf sin kaa bissi nervös, unn was vier Schuh #iwwer# merr bassiert, davoo heer unn seh ich nix mehr… Bloß die Sterncher, die leuchte dorch die Erd' dorch, unn dorch de Sargdeckel, unn ich guck se trotz meine geschlossene Aage, unn ihr Schei' mecht merr warm wie die best Zentralheizung. An en Dodedanz, nachts von zwelf bis um aans, waaßtde Vadder, dadraa glaaw ich net. Die Hopserei dhät mich aach nix nitze. Ich kann ja gar net danze. Awwer daß alsemal so e Zwerg, so e Gnom kimmt, glaaw ich, unn hebt de Sargdeckel uff unn guckt neugierig erei, – awwer ich stell mich, als ob ich nix merke dhät, dann ich habb kaa Lust zu babbele. Ich habb im Lewe genuch dumm Zeug geheert. – Gell, Vadder, Du dhust merrsch verspreche, daß De merr Watt in die Ohrn stobbst, wann ich dod bin?«

Bindegerst sah ihn erstaunt an.

Was sein Schwiegersohn für komische Gedankenspaziergänge unternahm! Er selbst hatte ja auch manchmal Halluzinationen, nämlich wenn er seiner Geliebten zu eifrig zugesprochen hatte, aber so verrücktes Zeug kam ihm nicht in den Sinn. Ihm erschien höchstens ein Riese und trommelte ihm mit einer Keule auf den Schädel, und wenn er sich dann aufrichtete, sah er, daß er im Suff mit dem Kopf wider die Drechslerbank geschlagen war, und so lösten seine Visionen sich stets natürlich und logisch.

Aber was sein Schwiegersohn in der letzten Zeit mitunter phantasierte, das grenzte ja an helle Verrücktheit.

»Es schlägt sich bei em uffs Gehirn!« dachte er und beschloß, dem Gespräch wieder eine reale Wendung zu geben. »Was war dann los? Was hat se dann gehabbt?«

»Was se jedz #immer# hat! Se hat doch jedz die fix Idee: ich mißt mehr

verdiene! Da leiht se merr derrmit in de Ohrn, des is ihr

Leibtrompetestick, wo se merr von frieh bis in die Nacht enei vorbläst!

Des geht wie e Uhrwerk —

»Unn wannsde widdersprichst, dann fängt die Uhr aa zu #schlage#!« ergänzte Bindegerst.

Adolf wischte sich mit der Hand über die Augen. »Wann ich nor wisse dhät, ob se mich iwwerhaapts noch lieb hat? Guckstde, Vadder, des frißt an merr unn läßt merr kaa Ruh! Ich dhät merr ja gern alles gefalle lasse, – was zwische meine vier Wänd vorgeht, des guckt ja Niemand – . Maantswege kratzt se merr die Aage aus, awwer #aus Lieb# muß se kratze! Ach Vadder, manchmal, da is merrsch grad, als ob se mich #hasse# dhät, als ob se mich net ausstehn könnt, als ob ich'r zuwidder wär wie Rizinusöl, unn des mecht mich noch ganz krank!«

Er schwieg verzweifelt. Der Alte legte die Pfeife weg, nahm die Flasche unter dem Tisch hervor und stärkte sich durch einen langen Schluck zu der Beruhigungsrede, die er jetzt angemessen hielt.

»Du nemmst's zu schwer!« tröstete er. »Iwwer die Weiwer soll merr iwwerhaapts net so viel nachdenke! Wie se sin, so sin se, – ich habb se net geschaffe, ich wasch mei Pote in Unschuld. Unn's Kättche, no, wo se doch jedz in dem Zustand is …«

»Was for e Zustand?« frug Adolf Borges mißtrauisch.

Bindegerst feixte verschmitzt. »Awwer verstell Dich doch net, Adolf! Des mußtde doch längst gemerkt hawwe!«

»Ich habb nix gemerkt.«

»#Des# hastde net gemerkt? Ei, in #annerne# Zuständ is se doch …«

Adolf war erregt aufgesprungen und ergriff seines Schwiegervaters Hand.

»Was hastde da gesacht?!«

»No, bring mich nor net um!! Ich kann doch nix dafor! An mir braachstde doch Dein Ärjer net auszulasse!«

»Ärjer?? Ärjer, Du Rindvieh?« jubelte Adolf und lachte vor Glück. »Is es sicher? Hastde Dich aach net verguckt? Vadder, wann's nor wahr is!!«

»No, heer emal, ich bin doch net farweblind! Se geht doch schonn uff wie

Hefeteig! – Unn des merkt der Schlemihl gar net!«

»In annerne Zuständ!« jauchzte Adolf und fing an, in der Stube herumzutanzen.

Er war, nach seinem eigenen Geständnis, in der Kunst Terpsichores ein vollkommener Nichtskönner und doch: selbst die Schwestern Wiesenthal und die Clotilde Derp haben niemals die Freude so überwältigend getanzt wie in diesem Augenblick das scheppe Adolfchen.

»In annerne Zuständ!! Was e Glick, was e Glick! In annerne Zuständ!

Vadder, ich wer' meschugge! Ich muß Derr en Kuß gewwe! Odder naa, – ich muß doch erscht emal nachgucke, ob's aach werklich so is! In annerne

Zuständ!!«

Und er tanzte zur Türe hinaus.

Kopfschüttelnd sah Bindegerst ihm nach. »Jetz wer' ich bald e Gummizell reserwiern lasse misse!« dachte er. »Hastde schonn so ebbes erlebt! Ich glaab, der schreit noch Hurrah, wann's #Drilling# wern!«

Adolf Borges sprang die Treppe hinunter, mit jedem Sprung drei Stufen, mit den Händen gestikulierend und immer wieder jauchzend: »In annerne Zuständ! In annerne Zuständ!«

Als er aber vor der Schlafzimmertüre stand und gerade die Klinke herunterdrücken wollte, da fiel ihm ein, daß sein Käthchen jetzt nicht in der Laune war, Begeisterungsausbrüche in Empfang zu nehmen, er wandte sich zum Kleiderständer, nahm Hut und Mantel und lief davon.

Der Mann im Mond konnte ihn nun nicht mehr beobachten, denn die Erde hatte den dichten Schleier eines Schneegestöbers vor ihr Antlitz gezogen. Die dicken Flocken flatterten Adolf ins Gesicht, schmolzen auf Nase und Wangen, besäten seinen Mantel mit Sternchen, als wollte der Himmel den kleinen Mann mit unzähligen weißen Orden auszeichnen für das Verdienst der Vaterschaft.

Wie alle Leute, die nicht wissen, wohin sie eigentlich wollen, hatte

Adolf es sehr eilig. Er stürmte durch die Straßen, als gelte es, eine

Wette zu gewinnen, bis er sich auf der Landstraße nach Frankfurt fand.

Da mäßigte er das Tempo und ergab sich, langsameren Schrittes, seinen stillen Betrachtungen.

»Wie schee is doch die Nadur eigericht': merr denkt an nix beeses, unn uff aamal is e Kind da! Grad als ob's von selwer komme dhät, so wie die Blumme unn die Bäum! Es gibbt Leut, die lasse sich die deuerste Beete in ihr Gärte eneiplanze unn lasse de Gärtner dadraa erumkorkse, Gott waaß wie lang! Awwer se könne sich uff de Kopp stelle: so e schee Zusammestellung, wie se drauße uff de Wiese ganz von selwer werd, bringe se net eraus. Unn wie mit de Blumme, werd's aach mit de Kinner sei'. Die so unverhofft komme, ohne daß merr sich vorher die Bää drum ausreißt, des wern die beste! – Naa, ich mach merr gar kaa Gedanke drum, ob's blond odder schwarz werd, ob's helle oder dunkle Aage hat, ob's e Bub is odder e Mädche. Der Storch is doch kaa Gemiesfraa, daß merr mit'm #hannelt#! Awwer blond wär merr schonn am liebste, unn wisse dhät ich halt gern, ob's helle Aage hat, – ach so, ich wollt merr ja kaa Gedanke driwwer mache!«

Er lächelte in sich hinein und blieb unwillkürlich stehen. Er hörte das feine, silberige Geräusch der fallenden Flocken und dachte: »Der liewe Gott streichelt die Erd'. Unn er hat waaße Glacehandschuh derrzu aagezoge. Unn er fährt mit der Hand iwwer die Schneedeck, wie e Mudder iwwer des Wiegedeckche von ihrem Kindche, unn summt »Schlaf, Erdche, schlaf! …«

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