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Das Eulenhaus

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Mit schwankendem Schritt trat Klaudine vor den Spiegel, setzte das weiße Strohhütchen auf, ließ sich von Fräulein Lindenmeyer den blaugefütterten Sonnenschirm in die Hand drücken und ging hinunter. Sie sah kaum, daß auf dem hohen Bock des sehr niedlichen zweisitzigen Wagens der Herzog in eigenster Person die Zügel hielt. Mechanisch beugte sie sich auf die Hand der Herzogin, deren zartes Gesicht vor Wonne über diese Spazierfahrt leuchtete.

»O, danke, danke, meine beste Klaudine, es geht mir vortrefflich!« sagte sie mit ihrer matten Stimme, »wie soll es auch anders sein? Dieses himmlische Wetter, dieser Tannenduft, der Herzog als Wagenlenker und Sie mir zur Seite! Sagen Sie selbst, meine Beste!«

Man war stundenlang in den Wäldern umhergefahren, vor einer einsamen Mühle wurde haltgemacht und die Herzogin hatte von der jungen, ganz bestürzten Müllersfrau ein Glas kühler Milch erbeten, während der Herzog dem Diener die Zügel zuwarf und plaudernd am Wagenschlag lehnte. Den ehrerbietig herzugeeilten Müller hatte er huldvoll nach dem Gange des Geschäfts gefragt und ihn geheißen, der Frau Herzogin die drei Buben vorzustellen, die mit den kleinen Prinzen just in einem Alter standen, und die fürstliche Frau hatte die blonden sonnverbrannten Kinder gefragt, was sie werden wollten, und auf die Antwort: »Soldaten!« jedem für die Sparkasse einen blanken Taler mit dem Bilde des Herzogs geschenkt. Dann war man weitergefahren, heimwärts, denn die Abendsonne begann durch das Tannengezweig zu leuchten.

Die Herzogin tat noch immer tausend Fragen. Gewaltsam mußte Klaudine ihre wild davonflatternden Gedanken zusammennehmen.

»Neuhaus hat Gäste«, sagte jetzt die fürstliche Frau, »dort weht die Standarte unseres Hauses.«

»Ihre Durchlaucht Prinzeß Thekla«, bestätigte Klaudine mit matter Stimme.

»Und Helene?«

»Prinzeß Helene wird ebenfalls erwartet, Hoheit.«

»Leb wohl, du schöne Einsamkeit!« rief die Herzogin.

Die Kutsche näherte sich rasch der niedrigen Mauer des Neuhäuser Parkes, ihr entgegen rollten in scharfem Trabe zwei Landauer, die Kutscher und Diener in großer Livree. Man mußte sich unmittelbar an der Einfahrt begegnen, und in der Tat, der Herzog senkte grüßend die Peitsche, und die Herzogin winkte freundlich mit der Hand zu dem Wagen hinüber, in deren braunseidenem Rücksitz zwei Damen saßen, gegenüber Baron Lothar. Klaudine sah, wie die junge Prinzessin, im koketten Reisemantel aus hellgrauer glänzender Seide, unter dem zierlichen Strohhütchen hervor einen spöttisch verwunderten Blick zu ihr hinüberwarf, wie Prinzeß Thekla die Lorgnette bei der Verneigung, die sie der regierenden Herzogin halb widerwillig zukommen ließ, kalten Auges auf sie richtete und wie Lothar sie kaum zu beachten schien. Nach ein paar Sekunden war man aneinander vorüber.

»Dort tritt die künftige Herrin in das Neuhäuser Schloß«, sagte der Herzog, und seine blitzenden Augen streiften das bleiche Mädchengesicht.

»Du meinst wirklich, Adalbert? Welch Glück für die kleine Verwaiste!«

Er antwortete nicht. Klaudine preßte die Hände um den Griff ihres Sonnenschirmchens, sie zwang sich gewaltsam, ihre tiefe Bewegung nicht zu verraten. Ahnte der Herzog, wer es war, den sie im Herzen trug? Sie konnte nicht hindern, daß eine heiße Röte sich über ihr Antlitz ergoß, und jetzt begegnete sie abermals dem forschenden Auge des Herzogs.

»Sie ist ein verwöhntes kleines Geschöpf«, sagte die Herzogin, die jetzt wie träumerisch in dem Polster des Wagens lehnte, »möge sie Glück bereiten und finden! Unter uns, liebste Klaudine, ich glaube, Geralds Neigung wird von ihr erwidert und von Prinzessin Thekla begünstigt.«

»Ich glaube es auch, Hoheit«, bestätigte Klaudine und erschrak fast über ihre harte Stimme. Es war mit einem Male seltsam kalt und still in ihr geworden.

In Neuhaus waren indessen die fürstlichen Gäste heimisch geworden. Prinzeß Helene hatte das Kind ihrer Schwester, das Frau von Berg den Damen im weißen, überreich mit Spitzen verzierten Kleidchen entgegentrug, geküßt und dann sofort Umschau gehalten. Sie war treppauf und —ab gegangen, hatte Türen geöffnet, in die Zimmer gesehen und gefragt, wo denn ihr Schwager sein Heim habe, um stehenden Fußes auch in dessen Räume einzudringen, die mit ihren Jagdtrophäen und Waffen, mit Bilderschmuck, mit antiken Möbeln und persischen Teppichen das Muster einer eleganten Herrenwohnung boten, und hatte dort, neugierig wie ein Kind, mit ihren schwarzen Beerenaugen alles gemustert. Sie war im Garten gewesen und wieder in das Herrenhaus gekommen und hatte da plötzlich vor einer Tür gestanden, die mit großer energischer Schrift die Worte: »Verbotener Eingang!« zeigte. Sofort hatte Ihre Durchlaucht den Drücker gebogen, und ihr dunkles Köpfchen lugte neugierig in das altvaterische Wohnzimmer. Wie das gemütlich aussah! Wie traulich das Abendrot die altersbraunen Möbel überhauchte! Und wunderbar, dort am offenen Fenster saß ein schlanker Mann und las, sein feines Profil hob sich scharf ab gegen das dunkle Grün der Bäume hinter den Scheiben. Er war so tief in den alten Lederband versunken, daß er gar nicht bemerkte, wie er beobachtet wurde.

Leise machte die kleine Prinzeß die Tür wieder zu und flog die breite eichene Treppe hinauf. Oben warf sie sich in einen Lehnstuhl und wollte sich totlachen über das erschreckte Gesicht der Frau von Berg, die auf ihrem gewöhnlichen Platz eifrig schrieb.

»Was haben Sie uns denn eigentlich immer berichtet von diesem Neuhaus, liebste Berg?« fragte sie. »Da war in Ihren Briefen an Mama von weiter nichts die Rede, als von ›durchaus nicht standesgemäß‹, von ›spießbürgerlichen Gewohnheiten‹ und so weiter. Ich finde es reizend, überaus reizend hier, ich werde nicht einen Augenblick die Langeweile verspüren, die man immer zwischen Ihren Zeilen lesen mußte. Und was wollen Sie denn von der Schwester des Barons? Sie ist eine originelle Dame und sieht stattlich genug aus in ihrem grauen Seidenkleid, und was das Kind betrifft, so waschen Sie der Kleinen nur die dichte Schicht Reispuder ab, die Sie auf das arme Gesichtchen gelegt haben, wahrscheinlich um Mama zu rühren. Augenblicklich gleicht es Ihnen, liebste Berg, wenn Sie nämlich schmachtend zu erscheinen wünschen.«

»Durchlaucht!« rief Frau von Berg beleidigt und wurde rot unter der Schminke.

»Ereifern Sie sich doch nicht«, fuhr die Prinzessin fort, »geben Sie lieber derartige Versuche auf! Ich finde es nun einmal reizend hier draußen und werde das meinem Schwager sagen.«

»Da werden Durchlaucht völlig seinen Geschmack treffen.«

»Oh, was Sie meinen, Beste, das weiß ich«, erwiderte die Prinzessin, »aber das ist lächerlich, einfach lächerlich. Heraus mit der Sprache, liebstes Bergchen, wenn Sie positives wissen«, sagte sie siegesgewiß. »Sie begreifen doch, es kann mir nicht gleichgültig sein, wer die Mutter des Kindes« – sie wies nach der Nebentür – »wird.«

»Durchlaucht glauben mir ja doch nicht«, schmollte die Dame und sah vorüber an den funkelnden schwarzen Mädchenaugen.

»Mitunter nicht! Ich weiß indessen ganz genau Wahrheit und Dichtung bei Ihnen zu unterscheiden.«

»Nun, so lasse ich Ihnen die Wahl, Prinzessin«, begann Frau von Berg eifrig, »ob Sie glauben wollen oder nicht. Er —«

»Es ist nicht wahr!«

»Aber, Durchlaucht, ich sprach noch gar nicht!«

»Alice, sagen Sie nichts, es ist nicht so«, rief die Prinzessin fast drohend. »Er hat sie niemals angesehen, er ist ihr geflissentlich aus dem Wege gegangen. Sie wollten etwas anderes erzählen.«

»Gut, wie Durchlaucht befehlen. Sie —«

»Sie ist in anderen Ketten und Banden, ich habe es gesehen«, rief Prinzeß Helene. »Der Herzog —«

»Aber ich habe ja noch gar nichts gesagt«, unterbrach die Berg. »Wenn Durchlaucht so gut unterichtet sind, was soll ich dann noch sagen?«

»Sprechen Sie, Alice«, bat die Prinzessin jetzt, »ist es denn möglich? Mama ist außer sich darüber, ich sehe es ihr an, sie redet kein Wort zu mir, seit wir den Herzog mit ihr im Wagen gesehen haben, und ihre Nase ist spitz, das bedeutet Sturm. Sie wissen es, Alice.«

»Aber die Herzogin fuhr mit, Prinzessin.«

»Ach Gott«, rief diese und schlug die kleinen Hände zusammen, »die arme gute Liesel! Sie schwebt, wie gewöhnlich, in höheren Regionen und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich wette, Hoheit, meine Cousine, schreibt wieder an einem Trauerspiel, das dann im nächsten Winter zu unser aller Erbauung aufgeführt werden wird. Wissen Sie noch, Alice, vorigen Winter? Aber Sie waren ja in Nizza. Schauerlich! Schauerlich! Drei Tote waren zuletzt auf der Bühne, und ich hörte, wie Graf Windeck zu der Moorsleben sagte: »Passen Sie auf, Gnädigste, jetzt sticht gleich noch der Souffleur den Lampenputzer tot.«

Sie lachte übermütig, die kleine Prinzessin, wurde aber sofort wieder ernsthaft. »Ich bin ihr bei alledem doch sehr gut, Alice, sie ist liebenswürdig, trotz ihrer Romanideen. Arme, arme Liesel! Hätte sie nicht heute neben ihr gesessen, ich wäre aus dem Wagen gesprungen und ihr um den Hals gefallen. Sagen Sie, Alice, wie kann man einen solchen Eiszapfen, wie diese Klaudine, zu näherem Verkehr um sich haben?«

Die Tischglocke erscholl in diesem Augenblick und Prinzeß Helene ließ sich noch in aller Eile die Stirnlöckchen zurecht machen. Auf der teppichbelegten Treppe schritt eben Prinzessin Thekla am Arme des Hausherrn hinunter, als sie mit Frau von Berg und der Hofdame nachfolgte.

»Übrigens, Alice«, fragte die junge Prinzeß leise, »was ist das für ein Herr, der in dem Zimmer wohnt, wo angeschrieben steht »Verbotener Eingang«?«

»Ein Herr, Durchlaucht?«

»Nun ja, ja!«

»Durchlaucht müssen einen Geist gesehen haben.«

»Doch nicht. Ich werde mich bei Fräulein von Gerold erkundigen.« Sie tat es auch sofort, man hatte kaum Platz genommen.

»Das war mein Vetter Joachim, Durchlaucht«, antwortete Beate, und die Suppenkelle schwankte ein klein wenig in ihrer Hand.

 

»Der Bruder von Klaudine Gerold?«

»Ja, Durchlaucht.«

»Das Eulenhaus ist ja wohl sehr nahe, lieber Gerold«, erkundigte sich Prinzeß Thekla und nahm Salz in die Suppe.

»In einer halben Stunde zu erreichen«, erwiderte er.

»Wenn die gnädigsten Herrschaften befehlen, fahre ich vorüber an der Klosterruine. Sie ist sehenswert.«

»Danke!« unterbrach ihn kühl die alte Prinzessin.

»Danke!« betonte ebenso kühl Prinzeß Helene.

Er sah verwundert von seinem Teller auf. »Durchlaucht werden diesen Anblick kaum vermeiden können, denn unser schönster Waldweg führt an der Ruine vorbei.«

»Ich hoffe, Baron«, nahm Prinzeß Helene das Wort, »ich hoffe, Sie werden mich auf meinen Ritten begleiten. Komtesse Moorsleben ist zuweilen auch dabei.«

»Durchlaucht brauchen nur zu befehlen«, erwiderte er.

Prinzessin Thekla sprach jetzt von einer Milchkur, die sie unternehmen wolle. Sie war mit einem Male sehr liebenswürdig, scherzte mit Lothar über seine idyllische Häuslichkeit und nannte Beate ein Mal über das andere: »MeineTeure«. Niemals hatte sie so schmackhafte Forellen gegessen, und als Lothar sich erhob, das gefüllte Glas mit dem perlenden Champagner in der Hand, für die große Ehre dankend, die ihm durch den Besuch der durchlauchtigsten Großmama zuteil geworden, reichte sie ihm huldvoll die reich beringte schmale Hand zum Kuß und drückte das spitzenbesetzte Tuch einen Moment gerührt an die Augen.

Unter dem Vorwand, sie sei ermüdet, hob sie die Tafel noch vor dem Nachtisch auf und die Damen zogen sich in ihre Gemächer zurück. Frau von Berg durfte noch lange am Bette der Prinzessin Thekla sitzen, und als sie endlich ihr Zimmer aufsuchte, geschah es mit erhobenem Kopfe. Sie setzte dann noch eine Nachschrift unter den nachmittags begonnenen Brief:

»Es ist alles in schönster Ordnung, die Kleine brennt lichterloh in Liebe und Haß. Für wen die erstere Flamme leuchtet, wissen wir, und die letztere flackert für Klaudine.

In wenigen Tagen werden die Bäume im Walde sich eine große Neuigkeit erzählen. Im übrigen, anfangs der nächsten Woche findet hier ein Fest statt. Prinzeß Helene schwärmt von einem Tanz unter den Linden im Garten. Sie hat bei aller Bosheit eine gewisse Gutmütigkeit, so daß man sich bei ihr eines törichten Streiches wohl versehen kann und vorsichtig sein muß!

A. v. B.«

Sie siegelte den Brief und trug ihn hinunter. Eins der Küchenmädchen empfing ihn im Halbdunkel des Kellergeschosses und steckte schmunzelnd einen Taler in die Tasche. Frau von Berg mußte hohes Porto zahlen.

In der dämmerigen Wohnstube aber erscholl ein herzliches Frauenlachen. Als Beate hereintrat, saß da noch immer eine Gestalt in ihrem Lehnstuhl auf der Estrade und schrieb an ihrem Nähtischchen im allerletzten Tagesschein.

»Aber, Joachim!« rief sie mit ihrer klingenden Stimme, »wollen Sie sich durchaus die Augen verderben?«

Er fuhr empor, denn er hatte ganz vergessen, wo er war. »Mein Gott«, sagte er erschreckt und faßte nach dem Hut, »ich habe mich über dem alten Buche da verspätet. Verzeihen Sie, Cousine, ich räume sofort das Feld.«

»Jetzt nicht!« erklärte sie noch immer lachend, »denn Lothar wird Sie auch sehen wollen. Ihm gilt ja wohl Ihr Besuch?« Und sie drückte ihn sanft auf den Sessel zurück und suchte ihren Bruder.

Er stand in seinem Zimmer am Fenster und starrte auf die Landstraße hinaus.

»Lothar«, bat sie, »kommt herüber! Joachim sitzt noch immer dort und hat Zeit und Weile vergessen über dem alten Reisetagebuch aus Spanien, weißt du, das vom Großvater, in dem weißen Lederband.«

»Wie kam er denn eigentlich hierher, der Joachim nämlich?« fragte Lothar und nahm eine Zigarrentasche nebst Aschenbecher von dem eleganten Rauchtischchen.

»Ich fand ihn hier vor, als ich vom Eulenhause zurückkam, und da ich noch allerlei zu besorgen hatte, wie du dir denken kannst, das mich hinderte, ihm Gesellschaft zu leisten, so fiel mir das Buch ein. Du siehst, er hat sich trefflich damit unterhalten.«

Er blickte sie lächelnd an, indem er neben ihr durch die erleuchtete Halle schritt und in den Korridor einbog.

»Sage einmal, Beate«, fragte er, »hast du die Warnung an der Tür dort geschrieben, als er schon drinnen saß, oder vorher?«

»Natürlich vorher«, erwiderte sie unbefangen, und dann ward sie rot. »Ich verstehe dich nicht!« fügte sie ärgerlich hinzu.

»Nun, weißt du, Schwester«, sagte er mit einem Anflug von Schelmerei, »Verbotener Eintritt! schreibt man mitunter an Türen, die etwas verschließen, das man am liebsten ganz allein für sich behalten will.«

»O du abscheulicher Mensch«, schmollte Beate verlegen und wischte eilig mit der Hand über die Kreideschrift. Und dann saßen sie alle drei in der Wohnstube beim Glase Wein und Joachim erzählte, an das Buch anknüpfend, von seinen Reiseerlebnissen. Er sprach und Beate vergaß alles, vergaß, daß die Wachskerzen auf dem Kronleuchter im Eßsaal unnütz verbrannten, vergaß, die Reste der Tafel in die Speisekammer zu verschließen und das Frühstück für morgen anzuordnen. Vor den Fenstern flüsterten die Linden in dem Abendwind und der Duft vom frisch gemähten Gras zog in das Gemach.

Es war spät, als Lothar seinen Vetter durch den Wald nach dem Eulenhause fuhr. Auf dem Rückwege kam ihm der Wagen der Herzogin entgegen. In rasendem Tempo jagte er an dem Gefährt vorüber. Als er vor der Neuhäuser Rampe hielt, klirrte über ihm ein Fenster zu, und in dem Zimmer dort oben barg sich ein leidenschaftliches junges Gesicht wieder in die Kissen.

Prinzessin Helene hatte ihn fortfahren sehen, dort hinaus, wo das Eulenhaus lag. Gottlob, jetzt war er daheim!

14

Im Eulenhause war eine Veränderung eingetreten. Fräulein Lindenmeyer hatte Besuch.

Es war erst ein mächtiges Hin- und Herschreiben gewesen, und dann war am Morgen nach dem Tage, als Klaudine mit der Herzogin spazieren fuhr, Fräulein Lindenmeyer mit verlegenem Gesicht in die Stube Klaudines getreten, einen offenen Brief in der Hand.

»Ach, Fräulein Klaudinchen, gnädiges Fräulein, ich hätte so eine rechte Herzensbitte.«

»Nun, meine liebe gute Lindenmeyer, dann ist sie bereits gewährt«, hatte Klaudine erwidert, indem sie für Joachims Frühstück Tee aufgoß.

»Aber Sie müssen es ehrlich sagen, gnädiges Fräulein, wenn es nicht paßt. Ich werde alles tun, damit keinerlei Störung zu bemerken ist, aber —«

»Nur heraus damit, Lindenmeyerchen«, hatte das schöne Mädchen sie freundlich ermutigt, »ich wüßte nicht, was ich Ihnen abschlagen könnte, es sei denn, daß Sie das Eulenhaus verlassen wollten, denn das würde ich nicht zugeben.«

»Ich von hier? O gnädiges Fräulein, das würde ich ja nicht überleben! Ach nein, das ist es nicht. Ich erwarte – ich soll – ich bekomme Besuch, wenn es die Herrschaft erlauben will.«

»Ei, wen denn, meine liebe Lindenmeyer?«

»Frau Försters Zweite, die Ida. Sie soll so ein bißchen Schick bekommen und feine Handarbeit lernen. Da hat sich nun die Försterin in den Kopf gesetzt, daß sie das bei mir altem Wurm am schönsten lernen würde. Ich tue es ja auch sehr gern, wenn Sie es erlauben. Sie könnte in dem Kämmerchen wohnen hinter meiner Stube, wenn —«

Die alte gute Seele hatte die Hände über ihren Brief gefaltet und ihre Augen sahen mit gespannter Erwartung zu der jungen Herrin hinüber.

»Na, das wird ja sehr hübsch für Sie«, lautete die freundliche Antwort, »lassen Sie das junge Mädchen nur bald kommen. Sie mag hier bleiben, solange es ihr gefällt.«

So stand anderen Tages, als Klaudine in die Küche trat, eine kleine runde Mädchengestalt am prasselnden Herdfeuer und wirtschaftete dort mit Tassen und Teekessel umher, als ob es gar nie anders gewesen wäre. Ein Paar schelmische blaue Augen sahen über das Stumpfnäschen hinweg zu Klaudine hinüber, und die Besitzerin dieser Augen machte einen etwas unbeholfenen Knicks, als sie die schöne schlanke Gestalt über die Schwelle treten sah.

»Aber, liebes Kind!« sprach Klaudine verwundert.

»Ach, gnädiges Fräulein, lassen Sie mich das tun!« bat das Mädchen zutraulich. »Den ganzen Tag kann ich nicht bei Tante Doris in der Stube sitzen und sticken. Ich käme um dabei, wenn ich nicht ein bißchen Wirtschaft hätte. Bitte recht sehr, lassen Sie mich!«

»Aber das darf ich nicht annehmen, liebe Ida, gewiß nicht, ich verwöhne mich nur dadurch.«

»Ida möchte so gern etwas lernen«, sagte das Mädchen und schlug die schelmischen Augen nieder.

Klaudine lächelte. »Bei mir? 0, da sind Sie schlimm angekommen, ich bin selbst noch eine Lernende.«

»Gnädiges Fräulein, dann will ich nur die Wahrheit sagen, ich kann schon etwas in der Wirtschaft, aber in so manchen anderen Dingen fehlt es mir. Ich möchte nämlich gern eine Stelle als Kammerjungfer in S. annehmen, und da dachte ich, ich könnte, hier so ein wenig wegbekommen, wie man seine Dame zu behandeln hat beim Ankleiden, und so weiter. Lassen Sie mich das bißchen Wirtschaft hier tun und sich dafür meine ungeschickte Hilfe gefallen beim Nähen, Ankleiden und Schneidern.«

Die Blicke des Mädchens hingen so freudig erwartungsvoll an Klaudines Augen und sie selbst fühlte sich so müde und traurig, aber sie antwortete nicht und ging zu Fräulein Lindenmeyer.

»Gestehe es nur, Lindenmeyerchen«, sagte sie, sich zum Scherz zwingend und das alte Fräulein duzend, wie in ihrer Kinderzeit, »du hast dir Besuch eingeladen, um die Last der Wirtschaft von meinen Schultern zu nehmen?«

»Ach, Herzenskindchen«, jammerte das gutmütige Geschöpf, »so hat es die Ida doch dumm angefangen und wir hatten es uns so fein ausgedacht! Seien Sie nicht böse! Ich kann es nicht mit ansehen, wenn Sie des Morgens mit verwachten Augen herunterkommen und so blaß sind, so blaß! Es ist so ein altes Sprichwort: ›Rosenbeet und Ackerland gedeihen nie in einer Hand.‹ Wenn Sie frisch sein wollen bei Hofe, dann müssen Sie auch Ihr Recht haben, sonst ist es bald vorbei mit Ihrem weißen klaren Teint. Heinemann sagt es auch, er hat sich mit mir um die Wette geängstigt Ihretwegen. Und, Fräulein Klaudine, die Ida hat ihren regelrechten Profit dabei. Sie könnte durch ihre Tante die Stelle bei der Gräfin Keller als Kammerfrau bekommen, aber so weg von der Waldwiese geht es doch nicht. Wahrhaftig, es ist so!« beteuerte die alte Seele.

So hatte Klaudine plötzlich eine Hilfe bekommen. Es war eine ordentliche Behaglichkeit in das Haus eingekehrt und eifriger ist wohl nie eine Herrin bedient, herzlicher nie ein Kind verwöhnt worden wie Klaudine und die kleine Elisabeth. Heinemann strahlte ordentlich, wenn er der flinken Dirne auf dem Treppchen begegnete oder sie in der Küche die alten Volkslieder mit halblauter Stimme singen hörte. Jetzt weinte auch die kleine Elisabeth nicht mehr, wenn Tante Klaudine in dem schönen Wagen der Frau Herzogin fortfuhr, und Klaudine saß nicht mehr so abgespannt bei Tische, wie bisher, ohne einen Bissen zu genießen.

»Es ist ganz vornehm bei uns!« lächelte Joachim, als Heinemann zum erstenmal die einfachen Gerichte auftrug und Klaudine ruhig an ihrem Platz verblieb, »ich bin glücklich deinetwegen, Schwester.«

Klaudine hatte ihre Reise aufgegeben. Als sie der Herzogin von ihrer Absicht sprach, war diese in leidenschaftliches Schluchzen ausgebrochen: »Ich kann Sie nicht halten, Klaudine, gehen Sie!« Und da hatte sie, erschreckt und gerührt zugleich, versprochen zu bleiben. Nun kam der Hofwagen, der sie nach Altenstein holte, täglich früher. Die Neigung der fürstlichen Frau zu dem stillen schönen Mädchen wuchs eben täglich, und sie war jetzt ruhig, ganz ruhig. Sie fuhr in der Herzogin Wagen spazieren und saß in dem Boudoir derselben, vorlesend oder plaudernd. Zuweilen freilich trat der Herzog unangemeldet und rasch ein, von einem Freudenruf der fürstlichen Frau begrüßt, aber Klaudine fürchtete seine Begegnung nicht mehr. Keiner jener heißen Blicke war ihr mehr gefolgt, keine Silbe hatte er zu flüstern versucht, sie wußte, er hielt sein fürstliches Wort. Sie kannte ihn genau durch seine Mutter. Wie manchen tollen Streich hatte die alte Herzogin gelegentlich von ihm erzählt, von den Sorgen, die er ihr bereitet, von den Gebeten, die sie im heißen Flehen um diesen Sohn gesprochen, daß er nicht untergehen möge in dem wilden Treiben seiner Jugend! »Und«, hatte die alte Dame dann hinzugefügt, »es war doch nur überschäumende Jugendlust, sein Herz blieb edel. Er war zu lenken, wenn man das richtige Wort fand.« Und Klaudine meinte, sie habe das richtige Wort gefunden. Sie gehörte zu den edlen Naturen, die nicht ruhen, bis sie das Gute in einer Menschenseele entdeckt haben, die suchen und suchen und, wenn sie das Gold gefunden haben, keine Grenzen kennen im Verzeihen.

Sie verzieh dem Herzog stillschweigend die Beleidigung, die er ihr zugefügt hatte, als sie sah, wie ritterlich er seine Leidenschaft bekämpfte, wie er sich bemühte, gegen seine Gemahlin geduldiger zu sein als vordem, wie er in ihr die Freundin dieser Gemahlin ehrte. An die Herzoginmutter schrieb Klaudine, es waren dankbare, gerührte Worte, mit denen das schöne Mädchen ihr Glück pries, sich die bevorzugte Gefährtin der Herzogin nennen zu dürfen. »0, wenn Eure Hoheit wüßten«, hieß es darin, »wie glücklich ich bin in der Liebe und dem Vertrauen des edelsten Herzens, ich sinne nur darauf, wie ich dafür danken kann, daß ich die Freundin dieser liebenswürdigen Fürstin geworden. Ihre Hoheit trägt nicht nur äußerlich die Liebe für ihren hohen Gemahl zur Schau, Ihrer Hoheit ganzes Sein und Wesen ist so in diese Liebe getaucht, daß Hoheit sich verstellen müßten, wollten sie dieselbe verbergen.«

 

Klaudine schien lebhafter als seit langer Zeit. Sie konnte mit Ungeduld den Wagen erwarten, der sie nach Altenstein holte. Die Herzogin hatte eines Tages, schüchtern wie ein Schulmädchen, ein paar Hefte in Klaudines Hand gelegt. Es waren liebliche kleine Gedichte, von ihr verfaßt. Zuerst jubelnde Lieder der Brautzeit, dann die tiefinnerlichen Glücksworte der jungen Ehefrau, und zuletzt die Verse, die sie aufschrieb an der Wiege ihrer Söhne.

Auch einige kleine Novellen waren darunter, eigentümlich erdacht. Es gab da immer ein paar Menschen, die sich über alles lieben und getrennt werden durch den Tod, durch einen tückischen Zufall, durch ein unabweisbares Verhängnis, niemals aber durch die Schuld des einen oder anderen. Klaudine hatte gestaunt über die traurigen Abschlüsse, aber nicht gewagt, darüber zu sprechen.

So waren acht stille schöne Tage vergangen. Die Neuhäuser hatten diesen Frieden nicht gestört, wie die Herzogin anfänglich befürchtet hatte. Prinzeß Helene war einigemale wie ein Wirbelwind in den Zimmern der Herzogin erschienen, hatte aber deutlich zu erkennen gegeben, daß sie die größtmögliche Eile habe, zu dem süßen Baby ihrer verstorbenen Schwester zurückzukehren. Die alte Prinzeß lag derweilen in Neuhaus mit verletztem Fuß auf einem Ruhebett. Klaudine sah Beate nur einmal flüchtig, als diese in aller Morgenfrühe nach dem Eulenhaus gewandert war, um sich nach einigen kleinen Prinzessinnenangewohnheiten zu erkundigen und eine Menge köstlicher Kuchenstückchen und sonstiger Süßigkeiten abzuladen. Sie sprach sich anerkennend aus über die neue Einrichtung im Eulenhaus, den Besuch des Fräulein Lindenmeyer betreffende Im übrigen war sie still und gedrückt und hatte auf Klaudines Frage nur gesagt, sie wünsche weiter nichts, als vier Wochen älter zu sein. Es sei fürchterlicher, als sie sich gedacht, kein Winkelchen sei im ganzen Hause, wo man seines Lebens sicher wäre vor der Prinzeß, diesem Irrwisch, und Lothar erwidere ihre Klagen mit Achselzucken.

Klaudine hatte das Haupt gesenkt, als käme jetzt ein Blitzstrahl, der die letzte Hoffnung vernichten müßte, aber Beate war still geworden und hatte dann von etwas anderem gesprochen.

Heute, an einem echten köstlichen Sommertage, hatte die Herzogin den Tee im Parke befohlen, dort, wo die Waldbäume an den Garten stoßen, an jenem Platze, wo Joachims Weib für immer eingeschlafen war. Unter den alten Eichen schaukelte die Hängematte der Herzogin, und Klaudine, im leichten weißen Kleide, saß neben ihr auf einem bequemen, mit Leinen überspannten Sessel aus Bambusstäben und las. Vor ihr auf dem Tischchen aus kunstvoller Flechtarbeit lag die unvermeidliche Wollstickerei der Frau von Katzenstein. Diese selbst stand etwas seitwärts und bereitete den Tee. Im Schatten einer mächtigen Kastaniengruppe, von den Damen um die Breite des Kiesplatzes getrennt, spielte der Herzog Luftkegel mit den zwei ältesten Prinzen, dem Rittmeister von Rinkleben und Herrn von Palmer. Das Jubeln der Kinder, das Lachen und das Klappen der umfallenden Kegel tönte herüber und die Augen der Herzogin sahen mit glückseligem Ausdruck dorthin.

»Halten Sie ein, Klaudine«, bat sie jetzt. »Der Tag ist so schön, die Sonne so golden und diese Erzählung so düster. Heute erscheint mir das so unnatürlich. Was glauben Sie, was noch geschehen wird? Mit jenen beiden in dem Buche, meine ich.«

»Hoheit, ich fürchte, es endet entsetzlich«, sagte die junge Dame und legte gehorsam das Buch auf den Tisch.

»Er hat sich ja bereits Gift verschafft«, gab die Herzogin zu.

»Ja«, erwiderte Klaudine, »sie wird sterben müssen.«

»Sie?« fuhr die Herzogin erstaunt auf, »aber, beste Klaudine, welch entsetzliche Phantasie! Er selbst will sich vergiften, weil er fühlt, er kann mit ihr nicht leben, und ebensowenig ohne die andere.«

»Ich weiß nicht, Hoheit«, stotterte das Mädchen, »dem Gange der Geschichte nach vermutete ich —«

»Bitte, geschwind das Buch!« rief die Herzogin. Sie schlug es auf und las das Ende. »Mein Gott, Klaudine, Sie haben recht«, sagte sie dann.

»Es ist psychologisch auch nicht anders möglich, wenn Hoheit der Charakterschilderung des Mannes, gefolgt sind —«

»Es ist mir nichts besonderes an ihm aufgefallen«, unterbrach die Herzogin. »Nein, Klaudine, das ist unwahr! Wir wollen das Buch nicht weiterlesen, die Welt ist so schön und ich bin so froh, so leicht heute.«

Sie warf die seidene Decke zurück, die über ihr mattrotes Foulardkleid gebreitet war, und winkte mit der Hand hinüber zu den Kastanien.

»Sehen Sie, Klaudine, da kommt eben der Herzog. Er scheint müde vom Spiel. Mein lieber Freund, ich bin etwas zu faul heute für unsere Dominopartie, aber vielleicht übernimmt Fräulein von Gerald meine Stelle? Bitte, das Tischchen hierher«, befahl sie und wandte sich in der Hängematte herum, stützte das Haupt auf die Hand und sah zu, wie der Herzog Klaudine gegenüber Platz nahm, die Steine verteilte und die seinigen aufbaute.

Klaudines schlanke Finger begannen plötzlich zu zittern, sie neigte das schöne Gesicht tiefer über die schwarzweißen Steinchen und eine rosige Glut stieg ihr bis unter das wundervolle üppige Blondhaar. Dort drüben, jenseits des Rasenplatzes, war etwas blaues aufgetaucht, flatterte näher wie ein zierlicher Schmetterling und blieb dann mit einemmal regungslos stehen. Und hinter diesem Blauen?

»Ah, mein Kind«, sagte die Herzogin halblaut, »Sie scheinen zerstreut, der Herzog wird das Spiel gewinnen.«

»O, das ist ja eine idyllische Gruppe, das ist, als habe Watteau sie gestellt! Ich fürchte, Baron, wir stören«, rief die in hellblaues Leinen gekleidete Prinzessin und wandte sich mit einem halb spöttischen, halb ärgerlichen Ausdruck nach rückwärts, wo ihre Mutter am Arme des Schwiegersohnes ging, gefolgt von dem Kammerherrn und der Hofdame. Und sie blickte in Lothars Gesicht, das, wie aus Erz gegossen, keinen Zug veränderte.

Die alte Prinzessin nahm die Lorgnette vor die Augen und sagte, ohne eine Miene zu verziehen: »Vorwärts, mein Kind, du wünschtest Elisabeth zu überraschen, übernimm also die Anmeldung, bitte!«

Prinzeß Helene bewegte sich vorwärts, aber sie flatterte nicht mehr und ihre schwarzen Augen sahen sehr unzufrieden drein. Sie klappte geräuschvoll ihr Sonnenschirmchen zu, als sie sich näherte, und blieb dann mit einer schmollenden Miene stehen. »Verzeihung, Hoheit, wenn ich störe —«

Die Herzogin blickte auf und lachte. »Wo kommst du her, Wildfang?« Und sie streckte ihr die Hand entgegen. »Bist du über die Mauer geflogen, oder —?«

»Mit dem Neuhäuser Wagen gekommen. Mama, Baron Gerold und die anderen sind dort hinten und bitten um den Vorzug, Hoheit begrüßen zu dürfen.«

Sie verneigte sich anmutig vor dem Herzog und küßte die Hand der Herzogin. Klaudine, die neben dieser stand, schien Ihre Durchlaucht nicht zu bemerken.

Der Herzog schritt der alten Prinzessin entgegen und führte sie seiner Gemahlin zu, Lothar kam bei der Begrüßungsszene neben Klaudine zu stehen, aber vergeblich wartete sie auf ein Wort, sie erhielt nur eine stumme Verbeugung. Man nahm Platz, ein lebhaftes Gespräch entspann sich zwischen den fürstlichen Damen. Prinzeß Thekla bat um Entschuldigung, daß sie sich so unverantwortlich spät nach dem Befinden Ihrer Hoheit erkundigt habe, aber sie habe einen Unfall auf der Neuhäuser Schloßtreppe erlitten und sechs Tage lang Arnikaumschläge auf dem Fuße gehabt, auch wären Prinzeß Helenes Besuche so flüchtig gewesen, sie sei aus der Kinderstube und aus dem Neuhäuser Schlosse gar nicht wegzubringen, sie habe sich sogar von Fräulein Beate eine leinene Schürze geborgt und sei mit ihr in allen Wirtschaftsräumen umhergelaufen, auf dem Boden und in Keller und Speisekammer. »Gestern ertappte ich sie in der Küche beim Himbeereinkochen! Ja, ja, verstecke nur deine Arbeitsfingerchen!«