Die Freunde des Schicksals

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Loe katkendit
Märgi loetuks
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Die zweite Möglichkeit ist, dass ich dich wie Salva in ein Alicorn verwandle. Zur letzten Option sollst du Folgendes wissen: Wenn du sie nehmen würdest, würdest du von mir deine verlorenen Lebensjahre zurückbekommen. Das heißt, dass du wieder jung wärst. Von dir würde erwartet werden, dass du die Natur beschützt und andere wichtige Tätigkeiten durchführst. Wenn du dich für diesen Schritt entscheidest, musst du wie Salva hier eine Ausbildung durchlaufen. Sie dauert so lange, bis du deine magischen Fähigkeiten sehr gut beherrschst. Die Dauer hängt von dir ab, weil ich dich nicht unter Druck setzen werde. Als Alicorn kannst du dich mit fast jedem Lebewesen unterhalten. Du bekommst sehr nützliches Wissen in deinen Kopf übertragen. Das wirst du sicher gebrauchen können.

Nun, welchen Weg möchtest du gehen?“

Ventus musste sehr lange darüber grübeln. Er stellte dem Löwen Fragen: „Wenn ich ein Alicorn wäre, könnte ich mich doch mit einem Menschen unterhalten, oder? Wenn ich diese Ausbildung mache, würde das wahrscheinlich viele Jahre dauern. Wegen Lena gefällt mir das nicht. Kann ich sie in der Zwischenzeit treffen?“

„Falls du ein Alicorn wärst, könntest du dich mit einem Menschen unterhalten, ja. Ich möchte dir die stillstehende Zeit noch einmal deutlicher erklären. Egal, wie lange deine Ausbildung dauern wird, wirst du danach zu dem Tag zurückgebracht werden, an dem du gestorben bist. In deiner Welt wäre praktisch keine Zeit vergangen. Du wärst nie weg gewesen. Deshalb solltest du dein Training ohne Unterbrechung durchziehen. Du willst doch bestimmt viel Zeit in deiner Welt mit Lena verbringen.

Also möchtest du, dass ich dich in ein Alicorn verwandle?“ Yellow Destiny guckte ihn an.

Das Pferd musste wieder eine Weile darüber nachdenken. Dann hatte es eine Entscheidung getroffen: „Ja, ich möchte in ein Alicorn verwandet werden. Ich sehe für mich die Chance, so verhindern zu können, dass Tiere Leid durch Menschen ertragen müssen. In dieser Gestalt könnte ich mich mit Lena unterhalten, denn es gibt so einige Dinge, die ich ihr unbedingt persönlich mitteilen möchte.“

„Bist du sicher, dass du diesen Weg gehen willst? Bedenke, dass es kein Zurück gibt. Deine Aufgaben und Tätigkeiten können sehr gefährlich sein. Du könntest dabei getötet werden. Das wollte ich gesagt haben“, äußerte sich der Löwe in einem sehr ernsten Ton.

Ventus machte sich noch mal Gedanken darüber. Dann meinte er dazu: „Ja, ich bin mir ganz sicher, dass ich ein Alicorn sein möchte. Vor den Konsequenzen habe ich keine Angst. Mein Leben als Pferd hat mir gezeigt, dass ich mich gegen Zweibeiner nicht gut wehren kann, die einem Schmerzen zufügen wollen. Das möchte ich unbedingt ändern.“

„In Ordnung, dann werde ich dich gleich verwandeln. Du brauchst nichts machen. Bleib nur locker stehen“, erklärte der Löwe ihm.

Yellow Destiny hauchte ihn an und ein gelber Nebel kam aus seinem Maul, der sich auf Ventus zubewegte. Das Pferd wurde ganz umhüllt und verschwand darin. Im Inneren nahm es nur ein gelbes Licht wahr. Es spürte eine angenehme Wärme am ganzen Körper und empfand keine Angst. Plötzlich wurde es sehr hell und Ventus musste seine Augen schließen. Dann spürte er, dass sein Körper sich anders anfühlte. Er öffnete seine Augen und bemerkte staunend, dass er Flügel hatte. Sofort rannte er zum See, um dort sein neues Aussehen zu kontrollieren. Sein Spiegelbild betrachtete er mit großem Staunen. Er hatte ein silbernes Horn an seiner Stirn, Mähne und Schweif waren nun schwarz und sein weißes Fell sah sehr schön aus. Er mochte sein neues, schönes Erscheinungsbild sehr.

Die Alicornmagie löste in seinem Körper eine angenehme Wärme aus. Er verspürte ein großes Glücksgefühl und musste vor Freude weinen. Darüber war er sehr erstaunt, da er so etwas als Pferd nicht kannte.

Dann nahm Ventus die Stimme des Löwen wahr: „Als Alicorn ist es normal, dass du deine guten und schlechten Gefühle durch Weinen zeigen kannst. Wie fühlst du dich? “

„Ich fühle mich sehr glücklich, weil ich endlich Gerechtigkeit erfahre. Damit hätte ich nie gerechnet. Ich musste viel Leid ertragen. Mein ganzes Leben kannte ich das Gefühl der Freude kaum“, erklärte er dem Löwen.

Als Ventus nicht mehr weinte, merkte der Löwe an: „Übrigens kannst du dich entscheiden, ob du deine Alicorn- oder Pferdegestalt annehmen möchtest. Für euer Wiedersehen ist es sicher gut, dass du das kannst, denn Lena kennt ja deine neue Identität noch nicht. Auch hast du bei deiner Verwandlung von mir sehr nützliches Wissen erhalten.“

„Ist es möglich, dass ich mit Lena gemeinsam in deinem Reich leben darf? Mir gefällt dieser Ort sehr. Ich fühle mich hier geborgen“, fragte Ventus spontan den Löwen.

Yellow Destiny lächelte ihn an und gab zur Antwort: „Das geht leider nicht. Ich kann gut verstehen, warum du diesen Wunsch hast. Es tut mir leid. Aber ich kenne einen Ort in deiner Welt, der fast die gleiche magische Wirkung hat wie mein Zuhause. Es geht um die magische Welt Candelia. Dieser Ort ist das Land der Einhörner.“

Ventus verspürte eine große Traurigkeit. Er fand das sehr schade. In diesem Moment tauchte Salva wieder auf und landete in der Nähe der beiden. Der Löwe meinte zu Ventus: „Ich lasse euch für eine Weile allein. Bestimmt hast du Fragen an Salva oder möchtest nur so mit ihm reden. Wir werden uns später über deine Ausbildung und andere wichtige Dinge unterhalten. Übrigens lebt Salva auch in Candelia. Deshalb kannst du mit ihm darüber diskutieren, ob Lena und du gemeinsam dort leben dürft. Ich halte das für möglich.“

Yellow Destiny schaute Ventus freundlich an und löste sich vor den Augen der zwei Alicorns in Luft auf. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck schlenderte Ventus zu Salva. Dieser merkte an: „Ich sehe dir an, dass du jetzt glücklicher bist. Vorher hast du unglücklich gewirkt. Ich freue mich für dich. Bestimmt hast du Fragen an mich.“

„Ich habe Yellow Destiny gefragt, ob ich mit Lena zusammen hier leben könnte. Aber leider sei das nicht möglich. Der Löwe meinte, dass der Ort, an dem du lebst, auch diese magische Wirkung habe wie sein Reich. Deshalb wollte ich fragen, ob es möglich ist, dass meine Freundin und ich dort zusammen leben. Es würde mir sehr viel bedeuten.“ Ventus schaute ihn erwartungsvoll an.

„Das ist sicher möglich. Aber du musst erst mal Mystic Blue kennenlernen und mit ihr darüber reden. Sie hat großen Einfluss darauf, ob dein Wunsch wahr werden kann. Du wirst sie treffen, da sie bald hier auftauchen wird. Während deiner Ausbildung werde ich hier bleiben, damit du dich nicht einsam fühlst“, erklärte Salva ihm.

„Wer ist bei dir gewesen, als du hier deine Ausbildung gemacht hast?“, fragte Ventus ihn neugierig.

„Ich bekam häufig Besuch von Susan und dem Alicorn True. Beide haben auch bei der Rettung der Einhörner ihr Leben geopfert. Sie wurden wie ich zu Naturschützern ausgebildet. Ihre Ausbilderin war die Löwin Eternity, die die Freundin von Yellow Destiny ist. Du wirst den beiden ebenfalls begegnen und sie kennenlernen. Meine Ausbildung dauerte einige Jahre. Aber ich vermute, dass es bei dir kürzer sein wird“, antwortete er ihm.

„Was ist Yellow Destiny für ein Wesen?“, fragte Ventus spontan.

„Diese Frage habe ich ihm auch gestellt. Er sagte mir, dass er sich als normalen Löwen betrachtet. Ich habe angemerkt, dass ein normaler Löwe niemals solche magischen Fähigkeiten hat, doch er meinte nur, dass diese zauberhafte Tatsache nicht der Rede wert sei. Das ist wirklich sehr untertrieben. Aber er meint es wirklich ernst, dass er sich als ganz normalen Löwen sieht“, grinste Salva.

Es waren zehn Jahre vergangen, bis Ventus seine magischen Fähigkeiten als Alicorn beherrschte. Diese Zeit würde er nie vergessen, da er viele schöne Momente erlebt hatte. Seine Ausbildung hatte er mit Begeisterung durchlaufen. In der Freizeit unternahmen er und Salva viel. Beide grasten gerade.

Ventus verspürte eine große Freude, weil er bald Lena wiedersehen würde. Zwar waren die beiden Alicorns richtige Freunde geworden, aber seine Freundschaft mit Lena blieb die wichtigste und er dachte oft an sie. Daran hatte sich nie etwas geändert.

Plötzlich erschien Yellow Destiny aus dem Nichts in der Nähe eines Sees und beide gingen zu ihm. Der Löwe sah Ventus freundlich an. „Heute ist es so weit. Deine Ausbildung ist nun erfolgreich beendet. Du wirst bald in deine Welt zurückkehren und Lena wiedersehen.

Ich möchte dir noch etwas Wichtiges mit auf den Weg geben: Wenn du eine schwere Entscheidung fällen musst, dann entscheide am besten mit deinem Herzen. Du sollst wissen, wer von mir ausgebildet wurde, wird das nie bereuen. Jetzt wirst du diese Worte nicht verstehen. Aber es wird die Zeit kommen, da du es begreifen wirst.“

Ventus war von der Stimme des Löwen beeindruckt. Sie klang weise, freundschaftlich und herzlich. Aber er hatte erlebt, dass sie sich auch unangenehm anhören konnte. Er hatte vor dem Löwen großen Respekt. Dann sagte er zu Yellow Destiny: „Ich möchte dir danken, dass du das alles für mich getan hast. Mir ist bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist. Ich werde bei meinen zukünftigen Aufgaben und Tätigkeiten als Alicorn mein Bestes geben.“

„Davon bin ich überzeugt. Zum Abschied komme bitte näher zu mir“, sprach der Löwe freundlich zu ihm.

Ventus tat dies und Yellow Destiny küsste ihn behutsam und liebevoll auf seine Nase. Das Alicorn spürte am ganzen Körper eine angenehme Wärme, die durch den Kuss ausgelöst wurde. Der Löwe flüsterte ihm zu: „Jetzt ist deine Ausbildung offiziell erfolgreich beendet. Ich wünsche dir und Lena ein glückliches Leben zusammen. Ihr beide habt das verdient.“

*

 

Kapitel 3

Mystic Blue beobachtete mit einem Lächeln das Wiedersehen von Lena und Ventus. Sie freute sich für die beiden. Nach einer Weile landete Salva neben ihr und betrachtete das Geschehen ebenfalls.

„Bald werde ich mich mit ihnen über ihre Zukunft unterhalten“, raunte sie ihm zu.

„Ventus hat mir erzählt, dass du ihm keine Andeutungen gemacht hast, ob sein Herzenswunsch wahr werden kann. Deshalb befürchtet er, dass es nicht klappen wird. Wirst du mir verraten, in welche Richtung es gehen wird?“, murmelte Salva.

„Ich dachte, du kennst mich gut. Dir sollte doch klar sein, in welche Richtung es gehen wird. Beide sollen mich überzeugen, warum sie Bewohner von Candelia werden wollen. Ich finde, dass wir die beiden nun alleine lassen sollten“, lächelte Mystic Blue.

Dann spannten beide Alicorns ihre Flügel aus, flogen rasant in die Luft und verschwanden schnell aus den Blickwinkeln von Lena und Ventus.

„Ventus ... wie ist das möglich, dass du wieder lebst?“, fragte Lena ihren Freund und umarmte ihn weiterhin. Sie streichelte sanft sein Fell und roch seinen vertrauten Geruch. Das Mädchen hatte das Gefühl, dass alle ihre Herzenswünsche erfüllt worden waren.

„Ich möchte es dir gerne sagen, aber ich darf das nicht. Wenn ich es dir erzählen würde, müsstest du deshalb sterben! Darum bitte ich dich, nicht mehr diese Frage zu stellen“, antwortete er ihr.

Das Mädchen guckte ihn geschockt an, als sie das hörte, und ließ ihn los.

„Das ist heftig! Ich hätte nicht gedacht, dass es gefährlich wäre, wenn du es mir sagen würdest“, sagte Lena verunsichert.

Sie bemerkte den bittenden Blick ihres Freundes. Das Mädchen dachte eine Weile darüber nach. Sie hätte so gerne gewusst, wie das möglich war. Aber sie ahnte langsam, dass eine höhere Macht verantwortlich sein musste. Darum war sie der Meinung, dass sie sich respektvoll verhalten musste. Sie hatte Angst, dass Ventus wegen ihres Verhaltens wieder sein Leben verlieren könnte. Das wollte sie auf gar keinen Fall.

„Jetzt verstehe ich deine Bitte. Darfst du mir überhaupt nichts erzählen?“, meinte das Mädchen zu ihm.

„Also ... das kommt auf die Fragen an. Ich darf dir Folgendes erzählen: Ich habe die anderen Pferde und Ponys vor den beiden Jugendlichen beschützen wollen und dir deine Lebensfreude wiedergegeben. Das sind die Hauptgründe, warum ich wieder lebe. Auch unsere Freundschaft, dein respektvoller Umgang mit der Natur und deine Selbstlosigkeit spielten eine Rolle, warum ich zurückkehren durfte. Mir wurde gesagt, wenn ich zum zweiten Mal sterbe, dann ist das endgültig. Mehr darf ich dir nicht sagen.“ Er schaute sie freundlich an.

„Ehrlich gesagt ist es mir nicht wichtig, die Umstände zu wissen. Die Hauptsache ist, dass wir uns wiedersehen dürfen. Ich kann immer noch nicht fassen, dass das kein Traum ist. Wie ist es möglich, dass du mit mir sprechen und dich in ein fliegendes Einhorn verwandeln kannst?“, flüsterte Lena.

„Ich hatte die Möglichkeit, mein altes Leben zurückzubekommen. Dann wurde ich gefragt, ob ich in der Gestalt eines Alicorns etwas für den Naturschutz tun möchte. So nennt man Einhörner mit Flügeln. Ich war unsicher, ob ich das wirklich wollte. Allerdings wurde mir dann angeboten, meine durch Menschen verlorenen Lebensjahre wieder zurückzubekommen. Ich erkannte, dass ich die Chance hatte zu verhindern, dass Tiere durch Menschen Leid ertragen müssen. Ich hätte die schrecklichen Erinnerungen an meine Ermordung auslöschen lassen können. Aber ich fand es für mich bedeutungsvoll zu wissen, warum ich diese Fähigkeiten habe. Weiter erfuhr ich, dass ich mich als Alicorn mit fast jedem Lebewesen unterhalten kann.

Aus diesen Gründen entschied ich mich dafür, das Angebot anzunehmen“, erklärte Ventus ihr, nachdem er sich gedanklich gesammelt hatte.

Er atmete langsam und seufzte. Es fiel ihm zunächst schwer, passende Worte für das zu finden, was er ihr als Nächstes sagen wollte. „Ich möchte mich dafür bedanken, dass du mich durch deine liebevolle Art gesund gepflegt hast. Deine Anwesenheit half mir, dass es mir schneller besser ging. Das wollte ich dir immer schon sagen. Aber erst jetzt kann ich das tun. Du sollst wissen, bevor du mich gerettet hast, war ich davon überzeugt, dass es nur schlechte Menschen gibt, denen es Spaß macht, Tieren Schmerzen zuzufügen.

Du hast mir meine Lebensfreunde zurückgegeben. Dafür möchte ich auch Danke sagen. Das Leben bei diesem Bauern war die Hölle gewesen. Er schlug mich jeden Tag mehrmals mit einer Peitsche, obwohl ich nichts falsch gemacht hatte. Genügend zu fressen bekam ich auch nicht. Er ließ mich verwahrlosen. Deshalb ging es mir sehr schlecht“, teilte er ihr in einem nachdenklichen Ton mit.

Aus Lenas Augen kamen sehr viele Tränen. Das Mädchen hatte eine vage Vorstellung, wie schlimm es für Ventus gewesen sein musste. Lena stellte sich vor, wie der Bauer ihn brutal mit der Peitsche schlug und sich darüber freute. Das machte sie wütend.

Es dauerte eine Weile, bis sie nicht mehr weinen musste und sich beruhigt hatte. „Es tut mir so leid. Ich hätte nicht gedacht, dass der Bauer so fies zu dir gewesen ist“, sagte sie mitfühlend zu ihm. „Du brauchst dich aber wirklich nicht dafür zu bedanken, ich habe es gerne getan, weil du mein einziger wahrer Freund bist.“

Ihre Äußerung tat seiner Seele gut. Er lächelte sie kurz an. Beide schwiegen für eine Weile. Nun musste er daran denken, wie ihm die zwei Jugendlichen ihre Messer gewissenlos in den Körper gerammt hatten. Er spürte eine tiefe Verachtung, Hass und Wut auf solche Menschen. Seiner Meinung nach war so ein Verhalten niemals zu verzeihen. Das Alicorn erinnerte sich gut daran, dass sich die beiden jungen Männer an seinem Leid ergötzt und darüber gelacht hatten.

„Das finde ich toll, dass du die verlorenen Lebensjahre zurückbekommen hast. Ich freue mich für dich. Das hast du auf jeden Fall verdient. Aber wie geht es mit uns weiter? Darf ich dich wiedersehen? Wo wirst du nun leben?“, fragte Lena ihn mit ruhiger Stimme.

„Ehrlich gesagt weiß ich das nicht, da sich Mystic Blue dazu nicht geäußert hat. Sie erklärte mir nur, dass wir das zu dritt besprechen würden. Leider hat sie gar keine Andeutungen gemacht. Ich hoffe für uns, dass wir zusammenbleiben dürfen“, antwortete Ventus ihr verunsichert.

Lena bemerkte seine Unsicherheit und das trübte ihr Wiedersehen. Das Mädchen wollte auf andere Gedanken kommen und schaute ihren Freund mit einem Lächeln an. Sie fand sein Aussehen als Alicorn sehr schön. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass ihr der Anblick von Ventus Freude machte und ihre Stimmung verbesserte. Sie näherte sich ihm und streichelte behutsam seine schwarze Mähne. Es fühlte sich angenehm weich an. Seine Körperwärme gab ihr das Gefühl von Geborgenheit.

„Ich schlage vor, dass du dich auf meinen Rücken setzt und wir fliegen gemeinsam über das Tal von Candelia. Was hältst du davon?“, meinte ihr Freund.

„Das ist ein schöner Vorschlag! So machen wir das“, freute sie sich. Das Alicorn senkte kurz seine Vorderbeine. Als sie sich auf seinem Rücken befand, streichelte sie wieder sein Fell und seine Mähne. Sie konnte nicht widerstehen. Ventus empfand ihr Streicheln als angenehm und schnaubte. Danach spannte er seine Flügel aus.

„Du sollst wissen, dass ich dieses unglaubliche Tempo von Mystic Blue leider nicht habe. Sei deshalb nicht enttäuscht, wenn wir gleich losfliegen“, bemerkte er.

„Wie kommst du darauf, dass du mich enttäuschen könntest? Es ist mir total egal, ob du das kannst oder nicht. Für mich zählt nur unsere Freundschaft. Du bist das Wichtigste in meinem Leben, weil ich durch dich wieder lachen konnte. Das wird immer so bleiben“, meinte sie erstaunt.

Lena bemerkte, dass sich ihr Freund über ihre Äußerung sehr freute und sie anlächelte. Deshalb umarmte sie ihn herzlich. Danach schoss er in die Luft. Das Fliegen mit ihrem Freund machte ihr mehr Spaß als mit Mystic Blue. Wieder bemerkte sie seine Körperwärme. Sie sorgte dafür, dass sich Lena geborgen fühlte. Dadurch spürte sie kaum die Kühle an ihren Körper.

Der Anblick der Einhornwelt aus der Luft war wundervoll. Sie empfand wieder dieses tolle Glücksgefühl und das sorgte dafür, dass sie alle schlimmen Erinnerungen schnell vergessen konnte. Nachdem sie eine Weile geflogen waren, entdeckte sie einen riesigen Pavillon und fragte Ventus: „Was ist das für ein Platz?“

„Das ist einer der bedeutsamsten Orte von Candelia. Unter dem Pavillon befindet sich der Kristall des Lebens. Er ist sehr wichtig, denn wenn er beschädigt wird, sind die Folgen sehr schlimm. Die Einhörner würden langsam ihre Zauberkräfte verlieren und sich in normale Pferde zurückverwandeln. Für die Erde würde es bedeuten, dass die Jahreszeiten verrückt spielen würden. Tiere müssten deshalb verhungern und würden aussterben. Naturkatastrophen würden zunehmen. Leider darf ich nicht mit dir dort landen. Vor ein paar Monaten wurde ihm sehr schlimmer Schaden zugefügt und es gab keine Hoffnung, ihn reparieren zu können. Aber dann geschah ein Wunder und er konnte wieder in Ordnung gebracht werden“, antwortete ihr Freund.

Seine Erklärung machte Lena sehr nachdenklich. Das Mädchen starrte kurz noch mal zum Pavillon. Sie hätte nicht gedacht, dass die Natur so empfindlich war.

„Das finde ich schade. Aber ich verstehe, warum wir nicht landen dürfen. Wie sah denn das Wunder aus?“, fragte sie ihn.

„Das wurde mir leider nicht mitgeteilt, da dieses Wissen nicht ungefährlich ist. Ich respektiere das, obwohl ich gerne erfahren hätte, was für ein Wunder das war.“

Sie war von der Landschaft sehr beeindruckt. Ihre langen roten Haare wehten. Lena spürte kaum den Wind im Gesicht. Auch nahm sie erneut den zauberhaften Duft wahr. Das Mädchen erkannte jetzt, was für ein Glück sie hatte, dass sie das traumhafte Land der Einhörner besuchen durfte. Sie lächelte.

„Die Stelle, über die wir gerade fliegen, ist ein denkwürdiger Platz“, hörte sie Ventus’ Stimme plötzlich.

Lena guckte nach unten und bemerkte einen Felsen. Er hatte eine dreieckige Form und befand sich auf einer sehr großen Lichtung.

„Hier versammeln sich die Einhörner, wenn König Sapientia ihnen etwas Wichtiges zu sagen hat. Auch wird an diesem Platz ein neuer König gekrönt“, äußerte sich Ventus weiter.

Das Mädchen schaute sich diesen Ort respektvoll an. Lena spürte die Magie dieses Platzes und ahnte, dass er etwas Besonderes war. Das fand sie aufregend und machte sie neugierig. „Dürfen wir da landen und uns dort umsehen?“, fragte sie ihn.

„Leider dürfen wir das nicht. Es ist uns nur erlaubt dort zu sein, wenn der König etwas Wichtiges mitzuteilen hat oder ein besonderes Ereignis passiert ist. Mir wurde gesagt, wenn ein Verbot missachtet wird, kann das hart bestraft werden. Die Strafen können sehr schmerzvoll sein. Deshalb will ich kein Risiko eingehen“, antwortete Ventus traurig.

Das Mädchen hatte dafür Verständnis. Sie erkannte, dass die Gesetze in Candelia sehr streng waren. Aber das änderte nichts daran, dass sie hier mit ihrem Freund leben wollte. Es gab ihrer Meinung nach keinen schöneren Ort. Das war ein Herzenswunsch von ihr. Sie hoffte sehr, dass er sich erfüllen würde, obgleich sie Zweifel hatte. Sie vermutete, dass sie die Bedingungen wahrscheinlich nicht erfüllen könnte. Das wollte sie Ventus jedoch noch nicht mitteilen.

Nach einer Weile entdeckte sie einen See, in dessen Nähe ein paar Einhörner grasten und sich unterhielten. Den Anblick dieser weißen Zauberwesen fand sie wundervoll. Lena hatte kurz den Eindruck, dass sie träumen würde. Plötzlich galoppierte ein junges Einhorn mit einem Mädchen auf seinem Rücken sitzend zu seinen Artgenossen. Lena war sehr überrascht, dass sie nicht das einzige Kind war, das sich im Land der Einhörner aufhielt. Als die beiden angekommen waren, verbeugten sich die anderen Einhörner kurz. Eine große Aufregung herrschte in Lena. Sie tippte ihre Finger nervös auf die Mähne von Ventus und atmete unruhig.

„Vielleicht wird mein Herzenswunsch doch wahr werden. Ich hoffe, dass das Mädchen uns helfen kann“, murmelte Lena zu sich selbst.

Ihr Freund bemerkte ihre Unruhe und ahnte, was die Ursache für ihr Verhalten war.

„Warum bist du unruhig? Ist das Mädchen der Grund?“, flüsterte er ihr zu.

„Ja, sie ist der Grund. Kennst du das Mädchen und ihr Einhorn? Warum verbeugen sich die anderen Einhörner?“, fragte Lena ihn kribbelig.

„Das habe ich mir gedacht. Ja, beide sind mir bekannt. Ich habe sie gestern ein wenig kennengelernt. Das Mädchen heißt Anita Kellermann und der Name ihres Einhornfreundes lautet Starfire. Beide finde ich sehr sympathisch. Leider weiß ich nicht, warum die anderen Einhörner sich verbeugen. Ich schlage vor, dass wir landen und uns mit ihnen unterhalten, um es herauszufinden“, antwortete Ventus ihr.

 

Das Mädchen legte eine Hand auf ihren Mund und grübelte. Sie war sich unsicher, ob das eine gute Idee war. Andererseits wollte sie unbedingt erfahren, wieso sich die Einhörner so verhielten. Lena wollte Anita fragen, ob sie eine Bewohnerin von Candelia war. So könnte sie Gewissheit erlangen, ob ihr Wunsch wahr werden könnte.

„Ich bin mit deinem Vorschlag einverstanden. In Ordnung, wir können landen“, meinte sie zu Ventus.

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