Tagebuch eines Hilflosen

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19.02.2018

Wenn du die schlechten Nachrichten nicht mehr leugnen kannst, dann interpretiere sie so, dass sie wie gute Nachrichten klingen. Das hat sich wohl auch Amerikas Umweltzerstörungsminister Scott Pruitt gedacht, denn statt den Klimawandel weiter abzustreiten, setzt er jetzt darauf, den Menschen die positiven Seiten der Erderwärmung schmackhaft zu machen. Frei nach dem Motto: Wenn dein Haus brennt, brauchst du’s nicht mehr zu heizen.

20.02.2018

Donald Trump Jr., von Beruf Präsidentensohn und selbst im dunklen Trump-Universum nicht gerade die hellste Kerze am Leuchter, ist gerade in Indien, um Geschäfte zu machen. Vier neue Trump-Tower sollen dort gebaut werden, mehrere hundert Luxus-Eigentumswohnungen inklusive. Interessenten können Trump Jr. sogar persönlich treffen. Das Meet & Greed kostet 38.000 Dollar. Heiße Luft war nie so günstig.

21.02.2018

Als Reaktion auf das Schulmassaker von Parkland, bei dem letzte Woche ein 19-Jähriger mit einer halbautomatischen AR-15 17 Menschen erschossen hat, soll am 24. März in Washington D. C. eine große Demonstration für strengere Waffengesetze stattfinden. Am selben Tag wollen die Republikaner von Stevens County im Bundesstaat Washington eine Spendengala abhalten. Eines der Objekte, die bei dem Fundraising-Dinner ersteigert werden können, ist eine solche AR-15. Zwar haben die Organisatoren das Angebot heute zurückgezogen, aber nur vorübergehend. Schließlich, so sagen sie, stehe man zum aktuellen Waffenrecht, und überhaupt sei die AR-15 sehr populär.

22.02.2018

Donald Trumps Präsidentschaft hat auch ihr Gutes, denn seine Amtszeit bringt das eigentliche Drama Amerikas erst so richtig zum Vorschein. Es besteht darin, dass dieses Land ein Gefangener seiner eigenen Freiheitsvorstellungen ist.

23.02.2018

Das Schulmassaker von Parkland ist eines der schwersten in der Geschichte der USA, und dennoch ist es in seiner Wirkung nicht zu vergleichen mit dem Amoklauf an der Columbine High School am 20. April 1999. Columbine ist zum Archetyp des amerikanischen School Shootings geworden und hat die Schüler in eine Generation vor und eine nach Columbine unterteilt. Nicht nur, weil die Zahl der Schulmassaker infolge von Columbine deutlich gestiegen ist, sondern weil diejenigen, die seit dem 20. April 1999 die Schulen besuchen, sich eine Welt ohne School Shootings gar nicht mehr vorstellen können. Aber wie auch? Statt die Waffengesetze zu verschärfen, werden noch mehr Waffen gefordert und die Schulen weiter hochgerüstet. Dabei könnte es alles ganz anders sein … Als das für Bildungsfragen zuständige Komitee des US-Senats zwei Wochen nach Columbine eine Anhörung durchführte, wurde auch Denise Gottfredson als Sachverständige eingeladen. Gottfredson lehrt als Professorin für Kriminologie und Strafrecht an der Universität Maryland und ist eine der führenden Forscherinnen auf dem Gebiet von School Shootings und jugendlicher Gewalt. Sie erklärte damals:

»Metal detectors and school patrols will make our schools seem like armed camps and will destroy the learning environment and in fact increase the level of fear of our kids by reminding them on a daily basis how vulnerable they are. School uniforms, with or without bulletproof armor underneath; concealed weapons for teachers with the NRA is now supporting …«*

24.02.2018

In Florida haben Republikaner und Demokraten gemeinsam entschieden, dass der Schriftzug »In God We Trust« in Zukunft deutlich sichtbar an allen Schulen zu sehen sein muss. Gott hat daraufhin entschieden, Florida von seiner Liste vertrauenswürdiger Staaten zu streichen.

25.02.2018

Letzte Nacht haben wir Schweden im Olympiafinale beim Curling geschlagen. War ne klare Sache. Diese Muslime können halt nicht auf Eis.

(Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

26.02.2018

Im Grunde ist Donald Trump ein Chuck-Norris-Witz ohne Pointe.

27.02.2018

2016 hat das US-Transportministerium nach mehreren schweren Truck-Unfällen infolge überhöhter Geschwindigkeit ein Gesetz auf den Weg gebracht, welches besagt, dass neue Trucks mit einer Software ausgestattet werden müssen, die die Geschwindigkeit bei Gefahr automatisch reduziert. Das Gesetz wurde von der Trump-Administration zunächst auf Eis gelegt und jetzt vom Transportministerium endgültig begraben. Zu viele Regulierungen bremsen die Wirtschaft, sagt Truckdriver Trump. Stimmt, pflichten ihm seine Parteifreunde bei, und machen sich daran, ein weiteres Gesetz aus den Angeln zu heben. Es wurde 2015 verabschiedet und soll Züge mit leicht entflammbarer Fracht mit einem speziellen Bremssystem ausstatten, das den Bremsweg verringert und bei einem Unfall eine größere Zahl von Waggons auf der Schiene hält. Zu viele Regulierungen bremsen den Konjunkturzug, erklärt Lokführer Donald, und stellt die Signale, die sogleich dollargrün leuchten.

28.02.2018

Gute Nachrichten. 64 % von Trumps Agenda wurden bereits umgesetzt. Das hat zumindest die Heritage Foundation heute errechnet, und Trump hat die Nachricht mit Freude auf Twitter verbreitet. Das Gute daran: Da Trump seit genau 404 Tagen im Amt ist, wird er seine gesamte Agenda nach 631 Tagen abgearbeitet haben. Demzufolge wird Donald Trump am Samstag, dem 13. Oktober 2018, mit seiner Arbeit fertig sein und – da nichts weiter zu tun ist – zurücktreten.

01.03.2018

Trumps Kommunikationsberaterin Hope Hicks hat angekündigt, demnächst ihr Amt niederzulegen. Gegenüber dem Geheimdienstausschuss hat sie vor ein paar Tagen zugegeben, ab und an gelogen zu haben, um Trump in der Russland-Affäre aus der Bredouille zu helfen. Ansonsten konnte sie sich in der neunstündigen Befragung aber an nicht viel erinnern und hat die Antwort auf die meisten Fragen der Ausschussmitglieder verweigert. Zeit also, ihr (und uns!) ein kleines Abschiedsgedicht zu schreiben …

Schluck’s runter

(Es gibt Hoffnung)

Seit Jahrtausenden fragen sich die Menschen

was sie gegen ihren

Hicks

tun können.

Sie haben alles probiert

Luft anhalten

Cannabis konsumieren

Multiple Orgasmen

Rektalmassagen

Essig durch die Nase ziehen

aber nichts hat geholfen.

Und jetzt

jetzt ist

Hicks

weg,

einfach so.

hat gekündigt,

um flüchten zu können

auf ihren langen Beinen

der Lüge.

02.03.2018

Donald Trump hat Strafzölle auf importiertes Aluminium angekündigt. Konkret heißt das: Sobald ausländisches Aluminium auf dem Staatsgebiet der USA eintrifft, kommen mit Zollstöcken bewaffnete Zöllner und schneiden von jedem Meter Aluminium ein Zoll, also 2,54 cm, ab. Anschließend wird das Aluminium namenstechnisch verlängert und darf fortan nur noch Aluminimum genannt werden. Weil aber niemand, der noch halbwegs bei Trost ist, beschnittenes unamerikanisches Aluminimum kauft, wird der Markt bald schon von einheimischen Produkten dominiert werden, die fortan als Alumaximum verkauft werden.

03.03.2018

Donald Trump palavert auf Twitter ein bisschen über Handelskriege. Seine steile These: »Handelskriege sind gut und leicht zu gewinnen.« Das steil bergab führende Resultat: Unruhe und Kursverluste an den Börsen.

04.03.2018

Nachdem Donald Trump gestern Abend in aller Öffentlichkeit davon geträumt hatte, Präsident auf Lebenszeit zu sein, fand man heute Morgen bei Christian Dior in Paris eine E-Mail im Postfach. Sie enthielt nur einen einzigen Satz. Er lautet: »Können Sie aus einem Trau- ein Trauerkleid machen?«

05.03.2018

Das Unglück, das Typen wie Trump und Co. Tag für Tag in die Welt setzen, besteht nicht darin, dass es irgendwann mal knallt und die Welt untergeht. Das wahre Drama ist ein ganz anderes. Es besteht darin, dass die Welt nicht untergeht, dass sie nie untergehen wird, was immer diese Knallchargen auch tun. Sie bleibt, ein immer schrecklicherer Ort – und so bleiben auch wir. Und das, das ist unser Untergang. Inmitten einer ewigen Welt gehen wir auf ewig unter.

06.03.2018

In Ohio haben zwölf Personen eine Lizenz, Marihuana für den medizinischen Gebrauch anzubauen. Als jetzt Gesundheitsminister Alex Azar, ein ehemaliger Pharma-Manager, Ohio besuchte, erklärte er auf Nachfrage: »There really is no such thing as medical marijuana.«

Es ist seit zweitausend Jahren das gleiche Problem: Unter 13 Leuten ist immer ein Verräter.

07.03.2018

Im Mittleren Westen schießen die Heupreise in die Höhe.

Im Weißen Haus sinkt durch Ausstieg von Gary Cohn, der Trumps Strafzölle auf Importwaren nicht mittragen wollte, unterdessen die Zahl der Wirtschaftsberater.

 

Dazwischen gibt es keinen Zusammenhang, nur ein paar Zahlen.

Im Jahr 2017 haben die Vereinigten Staaten Heu im Wert von 1,46 Milliarden Dollar exportiert. Demgegenüber stehen Importe im Wert von gerade mal 62 Millionen.

Merke: Wenn man so viel getrocknetes Gras verkauft, dass man am Ende Geld wie Heu hat, ist mit dem Protektionismus von vornherein Schluss.

08.03.2018

Die Typen vom Pentagon wollen, dass ich endlich mal zu den Truppen ins Kriegsgebiet reise. Nach Syrien, Irak oder Afghanistan. Die haben gut reden. Die können den ganzen Tag in der Weltgeschichte rumballern, während ich zu Hause nicht zum Schuss komme. Ungerecht!

(Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

09.03.2018

Manchmal kommt es mir vor, als würde sich das Märchen über Des Kaisers neue Kleider in der Präsidentschaft Donald Trumps auf seltsame Weise spiegeln. Im Märchen verkaufen bekanntlich zwei Betrüger dem Kaiser für viel Geld neue Kleider, die – so sagen sie – nur von jenen gesehen werden können, die ihres Amtes würdig sind und nicht dumm. Dass der Kaiser die Kleider selbst nicht sehen kann, gibt er natürlich nicht zu, schließlich will er weder als dumm noch als unwürdig dastehen, weshalb es kommt wie es kommen muss: Der Kaiser präsentiert seine neuen Kleider der Öffentlichkeit, die Leute glauben, sie sehen nicht recht, und ein Kind ruft: »Der hat ja gar nichts an.«

Bei Trump ist es ähnlich – und doch anders. In seinen öffentlichen Auftritten tut er immer so, als würde er das Kleid eines Staatsmannes tragen. Viele sehen in seinem Verhalten aber nur nackte Idiotie, und es gibt ja auch genug Leute, die das laut ausrufen. (Das Kind ist in diesem Falle durch die »kritische Masse« ersetzt worden.) Wobei die Ausrufer die Ansicht vertreten, dass Betrüger und Präsident in diesem Fall ein und dieselbe Person sind.

Nun, das mag stimmen, ist aber nicht das, was mich an dieses Märchen erinnert. Es ist eher so, dass, wann immer Trumps nackte Idiotie im staatsmännischen Kleide auftritt, mir besonders klar wird, aus welch gewöhnlichem Stoff doch die Kleider der anderen Staatsmänner sind.

10.03.2018

In Utah wollten republikanische Politiker eine Landstraße in »Donald Trump Highway« umbenennen, als Dank dafür, dass er in den angrenzenden Nationalparks die Möglichkeit geschaffen hat, nach Bodenschätzen zu bohren. Daraufhin schlugen die Demokraten vor, der Zufahrtsstraße zum Highway den Namen »Stormy Daniels-Auffahrt« zu geben. Die Begründung mit irgendwelchen Bohrungen brauchten sie dann gar nicht mehr zu liefern. Die Republikaner zogen ihren Antrag freiwillig zurück.

11.03.2018

US-amerikanische Studenten haben inzwischen kollektiv mehr als 1 Billion Dollar Schulden durch Studiengebühren angehäuft – und die Mittel der Geldeintreiber werden immer rabiater. Einige Bundesstaaten haben schon Gesetze erlassen, um die verschuldeten Studenten zu schützen. Bildungsministerin Betsy DeVos hat sich jetzt allerdings gegen stärkere Schutzmaßnahmen ausgesprochen. In ihrem Ministerium waren bereits die Rückzahlungsmodalitäten verschärft und Härtefallregelungen immer seltener angewandt worden. Nach Ansicht von DeVos soll sich Bildungshunger schließlich auszahlen.

12.03.2018

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(Liste der von Melania Trump bisher initiierten Projekte gegen Cyber-Mobbing, ihr erklärtermaßen wichtigstes Anliegen als First Lady der USA.)

13.03.2018

Trump hat heute Außenminister Tillerson gefeuert. In einem Wort: Rex und hopp.

14.03.2018

In West Virginia haben Lehrer neun Tage lang für eine bessere Bezahlung und gegen die massive Anhebung ihrer Krankenkassenbeiträge gestreikt. Sie waren erfolgreich damit. Aber sie waren es nur, weil ihr Protest nicht als Abfolge symbolischer Aktionen daherkam, sondern direkt ins Parlament getragen worden ist. Weil sie ihre Wut nicht nur in Worte gepackt, sondern körperlich spürbar gemacht haben. Weil sie den ersten Kompromissangeboten der regierenden Republikaner eine Absage erteilt und bis zur vollständigen Erfüllung ihrer Forderungen weitergestreikt haben, auch gegen den Rat der Gewerkschaften. Denn das ist der Weg, in Amerika wie auch bei uns. Sich die alles verklebende Harmoniesoße aus den Hirnrinden zu wischen, die Differenzen zu betonen und sie konkret – und das heißt eben auch: körperlich erfahrbar – zu machen. Und wer wäre dafür geeigneter als Lehrer?! Die wissen schließlich am besten über Klassenkämpfe Bescheid.

15.03.2018

Die Welt ist nicht genug und der Mond nur eine Zwischenetappe. Donald Trump hat jedenfalls gestern erklärt, dass die ersten Amerikaner schon bald zum Mars fliegen werden. Schokoriegelaktien schossen daraufhin in die Höhe.

16.03.2018

In den Zeitungen heißt’s, es droht ein neuer Kalter Krieg,

doch falsch, es sind nur alte Krieger.

Kalte Männer, neu im Amt,

und alte Männer, immerda, das ist es, was wir haben.

Die Tragödie ruft: »Auf geht’s zur Farce!«

Die Geschicht’ ist heiß auf’s Wiederholen.

17.03.2018

Neues aus der Gerücheküche. Laut Medienberichten erfuhr US-Draußenminister Tillerson auf dem Scheißhaus von seiner Entlassung. Eine Darmgrippe hatte ihn dorthin festgesetzt – und so was dauert … Weil Trump aber nicht warten wollte, schickte er seinen Stabschef John Kelly vor. Und der tat, was ein Stabschef nunmal tut – er brach den Stab über dem Sitzfleischveteranen. Aber Tillerson kann sich trösten, er wird in die Geschichte eingehen. Wahrscheinlich ist er der erste Politiker, der seinen Top-Job auf’m Topp losgeworden ist.

18.03.2018

An einem Tag, an dem in Russland der Präsident gewählt wird und in den USA der Präsident gegen den Sonderermittler wettert, der mögliche russische Einflussnahmen auf die US-Wahl untersuchen soll, an so einem Tag lässt sich der Unterschied zwischen Trump und Putin vielleicht so zusammenfassen:

Putin ist von seiner absoluten Macht gelangweilt. Er sucht deshalb außerhalb seines Landes nach Gegenwehr und neuen Grenzen.

Trump ist von seiner absurden Macht berauscht. Er findet deshalb im eigenen Land Widerstand und seine eigenen Grenzen.

19.03.2018

Und so geht’s dahin: Nachdem amerikanische Wissenschaftler im Jahr 2017 den Begriff »Klimawandel« in ihren mit öffentlichen Geldern geförderten Studien immer seltener verwendet haben, das Umweltministerium die Erderwärmung wahlweise leugnet oder schönredet und Donald Trump im Dezember 2017 den Klimawandel von der Liste der nationalen Bedrohungen gestrichen hat, zieht jetzt auch die nationale Koordinationsstelle für Katastrophenhilfe nach und verbannt das Wort »Klimawandel« aus ihrem Strategieplan für die nächsten vier Jahre. Und auch sonst haben die Katastrophenschützer das Nächstliegende zum Entferntesten gemacht, denn neben dem Klimawandel wurde auch gleich noch der Begriff »globale Erwärmung« kaltgestellt, derweil der »Anstieg des Meeresspiegels« irgendwo zwischen den Zeilen versunken und bisher nicht wieder aufgetaucht ist. Aber im Grunde ist das nur konsequent, denn wenn Sprache Wirklichkeit abbildet, dann bildet Nicht-Sprache Nicht-Wirklichkeit ab. Und in dieser Nicht-Wirklichkeit gibt es nun mal keine Probleme mit dem Klima. Wirklich nicht.

20.03.2018

Der amerikanische Gott Donnie hat heute den saudischen Gott Mohammed getroffen. Das Ergebnis war eine vollkommene Symbiose. Es ist die Geburtsstunde des sogenannten Mohammedonnismus, der höchsten Form der Bi-Gotterie.

21.03.2018

An amerikanischen Universitäten werden seit einer Weile verstärkt Texte von Karl Marx gelesen. Das hat vor allem mit Marx’ 200. Geburtstag zu tun, aber die Waffenlobby ist da anderer Ansicht. Ihre Vertreter sehen beim Namen Karl Marx sofort rot, kaufen sich eine Extraportion Patronen und müssen trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) mit ansehen, wie das Schreckgespenst einer kommunistischen Unterwanderung Amerikas Quartier in ihren Hirnschalen bezieht.

»Junge Sozialisten übernehmen das Land!«, hat der Chef der National Rifle Association kürzlich öffentlich gerufen. Seine Worte wurden erhört, nur wurden sie nicht als Warnung, sondern als Wegweiser verstanden. Die Zahl der täglichen Neuanmeldungen bei den Democratic Socialists of America hat sich jedenfalls seitdem verdreifacht.

22.03.2018

John Dowd, Trumps wichtigster juristischer Berater in der Russland-Affäre, hat heute gekündigt. Warum, ist nicht ganz klar. Vielleicht fühlte sich der Rechtsberater links liegen gelassen. Vielleicht hatte John Dowd aber auch seine Zweifel, dass Trump wirklich aufrichtig zu ihm ist. Wahrscheinlich hat er aber einfach nur gemerkt, dass das Loch in der Mitte des §-Zeichens im Falle von Donald Trump so groß ist wie Russland und dass es am Ende jeden, der nicht rechtzeitig flüchtet, verschlingt.

23.03.2018

Das altgewordene Kaltekriegskind John Bolton ist Trumps neuer Sicherheitsberater. Dabei entspringen seinem Mund für gewöhnlich nur Kriegstreibereien. Die Sache kann eigentlich nur schiefgehen. Bolton ist ein Bellizist und Trump eine Taube. Man muss sich die beiden nur einmal anschauen. Trump aalglatt rasiert und Bolton mit einem dicken, fetten Schnauzbart versehen. Es sind die drahtigen Borsten des Scharfmachers. Bolton hat sie sich schon vor Jahrzehnten über die Oberlippe wachsen lassen, undurchdringlich und dicht, wie ein gefrorener Wasserfall aus menschlichem Haar. Ein solcher Bart lässt küssen nicht zu. Es sind kalte Zeiten, in denen die Liebe hinter selbst gezüchteten Gitterstäben verschwindet.

24.03.2018

Wenn es etwas Überraschendes an dieser Präsidentschaft gibt, dann, wie wenig überraschend sie bisher verlaufen ist. So ziemlich alles, was man von Trump befürchtet (oder erhofft) hat, ist eingetreten. Nur den vielfach prophezeiten Weltuntergang, den hat er nicht hingekriegt. Was allerdings nicht weiter überraschend ist, denn das Drama besteht ja nicht im Untergang, sondern im endlosen Beschissener-Werden.