Tagebuch eines Hilflosen

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07.07.2018

Wie erst heute bekannt wurde, hat Scott Pruitt an seinem letzten Tag als Umweltschmutzminister nochmal richtig zugeschlagen und besonders dreckigen Diesel-Trucks eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Diese sogenannten Glider-Trucks werden von speziellen Firmen hergestellt. Sie verbinden moderne Karosserien mit alten, billigen Motoren, die meist aus Unfallfahrzeugen stammen und bis zu 55 Mal mehr Schadstoffe ausstoßen als erlaubt. Eigentlich sollte die Produktion dieser Trucks auf 300 Stück begrenzt und irgendwann ganz eingestellt werden, aber jetzt können die »Super-Polluters« dank Scott Pruitt wieder in die Vollen gehen. Die Industrie rechnet damit, in den USA 10.000 solcher Trucks pro Jahr zu verkaufen. Ein guter Deal, wenn man bedenkt, dass die Glider-Truck-Lobby nur 225.000 Dollar Spenden benötigte, um binnen weniger Monate die entscheidenden republikanischen Politiker auf ihre Seite zu bringen. Vorher hatte bereits Donald Trump während seines Wahlkampfes Station bei den Glider-Truck-Produzenten gemacht, und so fügte sich am letzten Tag in Scott Pruitts Büro alles auf ebenso wundersame wie widerliche Art und Weise zusammen.

08.07.2018

Donald Trump führt ein Land im Westen.

Ich führe ein Landleben im Osten.

Dazwischen liegt dieses Tagebuch.

Aber es verbindet nichts,

es ist nur eine Sammlung von Fragmenten,

Tag für Tag versinkend

im Ozean der Nichtigkeiten.

09.07.2018

Trump nominiert Brett Kavanaugh für den Obersten Gerichtshof.

Er selbst bleibt als Alleroberster Richter weiter im Amt.

10.07.2018

Habe gerade nach »morning education« gegoogelt, um mich auf Politico über aktuelle Diskussionen in der amerikanischen Bildungspolitik zu informieren. Google fragte daraufhin: »Meintest Du: morning erection?« Nein, meinte ich nicht.

11.07.2018

Mein Tagebuch verhält sich zu einem professoralen Geschichtswerk wie ein Ramschantiquariat zu einem perfekt durchdesignten Museum. Aber das ist nur so ein Gedanke. Und wer weiß, vielleicht ist es ja auch eine barocke Wunderkammer, die ich mit meinen Einträgen fülle …

12.07.2018

Dass Donald Trump von politischen Zusammenhängen nichts versteht, ist bekannt. Aber das braucht er auch nicht, denn er agiert frei nach dem Motto: Ich liefere die Worte und die anderen ihre Bedeutung.

13.07.2018

Donald Trump auf Staatsbesuch in Großbritannien. Beim offiziellen Foto steht er neben der Queen und grinst wie ein Honigkuchenpferd übers ganze Gesicht. Die Queen wirkt dagegen klein, gebeugt und irgendwie fertig, gerade so, als müsse sie den Zustand ihres einstmals großen Empires symbolisieren. Auch Melania ist mit von der Partie. Sie hat sich zur Feier des Tages in ein beigefarbenes Presswurstkostüm von Dior geknallt und sieht aus wie eine Eieruhr auf zwei Beinen. Die Fotosession wird von diversen TV-Stationen live übertragen, ist in Wahrheit aber so stinklangweilig, dass die Programmmacher des britischen Fernsehsenders ITV in weiser Voraussicht eine Expertin für Körpersprache engagiert haben, damit sie Trumps Verhalten deutet. »Er sieht aus wie eine Wachsfigur bei Madame Tussauds, mit seinen herabhängenden Armen und dem Grinsen im Gesicht«, sagt die Expertin.

5.500 Kilometer entfernt, bei Madame Tussauds in New York, steht derweil ein glücklicher Donald Trump neben seiner Melania. »Endlich«, flüstert er ihr ins Ohr, »endlich bist du Wachs in meinen Händen.«

14.07.2018

Die US-Navy hat neue Frisur-Regeln erlassen. Soldatinnen dürfen ab jetzt Dreadlocks tragen. Auch Pferdeschwänze und Dutt-Frisuren sind künftig erlaubt. Man könnte auch sagen: Donnie, der Heerführer, ist nicht mehr der Hair Führer, auch wenn sein Spitzname in politischen Kreisen nach wie vor »Hair Fuhrer« lautet. Wobei auch »Herr Furor« sehr beliebt ist. Und »Hair Furor« auch was für sich hat. Im Privaten liegen die Dinge, d. h. die Haare, dagegen ganz anders, denn einen Vhairführer kann Melania beim besten Willen nicht in ihm erkennen.

15.07.2018

Donald hat heute Namenstag. Wie passend, dass der Ur-Donnie ein schottischer Heiliger war und das Trumpelchen heute in Schottland weilt. Seine Tagesaufgabe besteht darin, auf den Golfplatz zu gehen und auf kleine weiße Bälle einzudreschen. Aber er macht das nicht zum Spaß. Es ist seine Pflicht. Sein Name bedeutet schließlich »Herrscher über die Welt«. Und wer herrscht, muss dreschen. Das ist die Logik, der er folgt.

16.07.2018

»Helsinki.«

(Trump und Putin, 16. Juli 2018.)

»In hell sink we!«

(Putin und Trump, eines schönen Tages.)

17.07.2018

In den USA bekommt Trump wegen seines Treffens mit Putin unterirdisch schlechte Kritiken. Aber ihm kann das egal sein, denn was für ihn zählt, ist sein Konto für die Wiederwahl, und das wächst überirdisch gut. Zwischen April und Juni haben Donald Trumps Fundraising-Komitees 18 Millionen Dollar eingenommen. Insgesamt belaufen sich die Spenden für seine Wiederwahl bereits auf 90 Millionen. Wenn das so weitergeht, wird Donald Trump in zweieinhalb Jahren derjenige sein, für den auf dem politischen Transfermarkt die höchste Nicht-Ablösesumme aller Zeiten bezahlt worden ist.

18.07.2018

Heute hab ich Urlaub, heute mach ich frei.

Heute heißt’s für mich: Badetuch statt Tagebuch.

19.07.2018

Kathleen Kraninger soll nach dem Willen Donald Trumps künftig die US-amerikanische Verbraucherschutzbehörde leiten. Allerdings hat sie keinerlei Qualifikationen auf diesem Gebiet. Aber das ist bei einem wie Donald Trump eher ein Grund als ein Hindernis. Und selbst wenn er sich darüber nicht im Klaren ist, kann er sich sicher sein, dass er mit dieser Politik nur jene gute alte Tradition fortführt, die Präsident Warren G. Harding vor knapp 100 Jahren etabliert hat.

Harding verschaffte nämlich vollkommen unqualifizierten Leuten hohe Posten in seiner Regierung. Einstellungsgründe waren unter anderem, dass die Person mit ihm verwandt war oder zumindest mal neben ihm gewohnt hatte. Es reichte aber auch aus, wenn ihm derjenige einst die Zeitung zugestellt hatte, sein Allgemeinarzt gewesen war oder im Urlaub einfach irgendwann einmal im selben Hotel genächtigt hatte. Aber Trump und Harding haben noch eine weitere Gemeinsamkeit (abgesehen von diversen außerehelichen Affären). Ihre Reden strotzten vor Fehlern, Verdrehungen und Sinnentstellungen. Bei Harding lag das vor allem an Grammatik und Aussprache, bei Trump liegt es an Größenwahn und Ahnungslosigkeit.

20.07.2018

Das Schulmassaker von Parkland, der anschließende »March for Our Lives« und die seit Juni quer durchs Land führende Tour von Schülern, die das Massaker überlebt haben und sich nun für ein strengeres Waffenrecht einsetzen, haben in den USA zu einem deutlichen Anstieg der Wählerregistrierungen geführt, besonders bei jungen Leuten. Aber das ist nur die eine Seite, denn auch die NRA ist aktiv. Sie hat in den 30 Tagen nach dem Massaker die meisten Spenden ihrer Geschichte bekommen und erhält seither weiter Monat für Monat Millionen. Und das ist erst der Anfang. Vor drei Tagen hat das Finanzministerium die geltende Regel, wonach Spenden über 5.000 Dollar der Steuerbehörde gemeldet werden müssen, für Organisationen wie die NRA aufgehoben. Zur Begründung hieß es, die Behörde habe dadurch deutlich weniger Verwaltungsaufwand, wodurch letztlich Steuergelder gespart würden. Es ist das altbekannte Argument vom schlanken Staat, der in den Augen der Trump-Regierung und natürlich auch in denen der NRA immer der bessere Staat ist. Wer Bürokratieabbau sagt, hat schon gewonnen. Paperwork sparen ist alles, was zählt. Dass man sich dadurch auch die Möglichkeit spart, den Weg von Großspenden nachzuvollziehen, wird nicht nur in Kauf genommen, sondern ist offenbar auch gewollt. Künftig dürfte also noch viel mehr »dark money« in die Kassen der Waffennarren und von da aus weiter in die Wahlkämpfe fließen.

21.07.2018

Milliardenschwerer Machtmensch mag Model mit mächtigen Möpsen.

Model mit mächtigen Möpsen mag milliardenschweren, mächtigen Mann.

Mithin: Mächtiges Möpsegehopse.

Milliardenschwerer Machtmensch meets Mittelklasseanwalt Michael.

Mittelklasseanwalt Michael muss Mopsehopsedame mundtot machen.

Mittelklasseanwalt Michael macht’s.

Milliardenschwerer Machtmensch makellos, macht Megakarriere.

Michael misstrauisch, macht Mitschnitt.

Mist. Mist. Mist. Mist. Mist.

22.07.2018

Trumps Erfolg basiert auch darauf, dass seine Anhänger zwischen Reden und Handeln trennen. Deshalb lassen sie es ihm durchgehen, dass er den politischen Gegner mit Twitter-Tiraden überschüttet, dass er Vulgärvokabular für Frauen einsetzt und Begriffe verwendet, die von vielen als rassistisch deklariert werden. Für die Unterstützer Trumps sind das alles nur Worte. Und die sind nichts im Vergleich mit den vielen Richtern, die Trump an Bundesgerichten untergebracht hat und die, ganz in seinem und ihrem Sinne, die Grenzen des künftigen Handelns bestimmen. Sind nichts im Vergleich mit den Mauern, die er bauen lässt, um die Ängste der Konservativen zu umhegen. Sind nichts im Vergleich zu all den Gesetzen und präsidialen Dekreten, mit denen die Lebensweise und die Werte der weißen, christlich-konservativen Bevölkerung zur Norm erhoben und gegen jene geschützt werden, die diese Welt mit ihren Werten aufzuweichen versuchen, seien es nun Transgender-Personen, Muslime, Sozialisten, Atheisten oder Migranten. Trump ist in den Augen seiner Wähler einer, der ihre Welt mit Taten, nicht mit Worten beschützt. Und das hat in ihren Augen auch seinen guten, d. h. historischen Grund, denn es waren Taten, nicht Worte, mit denen weiße Christen Amerika erschaffen und groß gemacht haben. Zumindest in ihrer Version der Erzählung. Dort, wo das Handeln wieder zu Reden gerinnt.

 

23.07.2018

Donald Trump hat auf dem Gelände des Weißen Hauses eine große Produkt-Show eröffnet. Er sagte: »Wir sind heute hier, um die großartigsten Produkte der Welt zu feiern – Produkte, die mit amerikanischem Herzen, amerikanischem Schweiß und amerikanischem Stolz gemacht worden sind.« Anschließend wurde das Bett, in dem Donald Trump gezeugt wurde, hereingetragen. Trump legte sich hinein und steckte sich die Ausstellungsnummer 1 ans Revers.

24.07.2018

Donald Trump – vier Geschwister und trotzdem Einzellkind.

25.07.2018

Bisher mussten in den USA Firmen, die im Zuge ihrer Geschäftstätigkeit öffentlichen Grund und Boden schädigen, dafür zahlen oder Ausgleichsflächen schaffen. Diese »compensatory mitigation« genannte Praxis soll nach Plänen des US-Innenministeriums nun freiwillig sein. Passend dazu ist die Regierung von Donald Trump gerade dabei, das Gesetz zum Schutz bedrohter Arten zu überarbeiten. Firmen sollen künftig leichter Zugang zu geschützten Gebieten haben, um darin arbeiten oder auf andere Weise ihren Geschäften nachgehen zu können.

Die Zahnräder der Zerstörer beginnen ineinanderzugreifen.

26.07.2018

Im September 2017 fragten drei Kongressabgeordnete den US-Sonderbeauftragten für den Aufbau in Afghanistan, wie viel Geld durch Verschwendung, Betrug, Misswirtschaft sowie fehlerhafte und sinnlose Maßnahmen seit Gründung der Aufsichtsbehörde im Jahre 2008 vergeudet worden ist. Jetzt, nach zehn Monaten Arbeit, kam die Antwort: Es sind 15,5 Milliarden Dollar. Allerdings, so der Sonderbeauftragte, sei das wahrscheinlich »nur ein Bruchteil der tatsächlichen Verschwendung«. Von den 764 untersuchten Projekten wiesen jedenfalls 643 Unregelmäßigkeiten auf. Am schlechtesten schnitten die amerikanischen »Stabilisierungsprogramme« ab. Sie führten laut der Analyse »zu einer Konfliktverschärfung, Zunahme an Korruption und verstärkter Unterstützung für die Aufständischen«. Man könnte auch sagen: Für die Taliban sind die amerikanischen Stabilisierungsprogramme die perfekte Form der vielgepriesenen Hilfe zur Selbsthilfe.

27.07.2018

Die Umweltschutzbehörde EPA will die Produktion der besonders dreckigen Glider-Trucks jetzt doch wieder begrenzen. Damit widerruft Interimschef Andrew Wheeler eine der letzten Anordnungen seines Vorgängers Scott Pruitt. Aber nicht, weil Wheeler plötzlich sein ökologisches Gewissen entdeckt hat, sondern weil 17 Bundesstaaten Klage gegen die Dreckschleudern eingereicht haben. Denn das ist die Umweltpolitik in den USA seit Donald Trump. Nicht zwei Schritte vor und einen zurück, sondern zwei zurück und – wenn‘s nicht anders geht – wieder einen nach vorn.

28.07.2017

Die ganze Welt ist durch Donald Trumps Handelskrieg von der Idee besessen, amerikanischen Produkten den Zugang zum eigenen Markt zu verwehren. Die ganze Welt? Nein! Argentinien öffnet seine Märkte und Mägen und importiert amerikanisches Schweinefleisch. Zum ersten Mal seit 26 Jahren. Aber es gibt Widerstand. Die kleine, von einem unbeugsamen Gaucho namens Carlos Alberto Verna regierte Provinz La Pampa will die Vereinbarung torpedieren und nur lokales Fleisch erlauben. Seiner Ansicht nach sind die amerikanischen Schweinefleisch-Importe eine Sauerei für eine Rindernation.

29.07.2018

Sonntagmorgen. Halb Amerika sitzt in der Kirche, die andere Hälfte ist auf dem Schießstand. Nur Donald Trump macht eine Ausnahme. Er sitzt im Bett und twittert sich die Finger wund. Schimpft über seinen früheren Anwalt Michael Cohen. Droht mit Stilllegung der Regierung, wenn der Kongress seinen Immigrationsplänen nicht zustimmt. Und macht aus den Medien mal wieder eine gigantische Fake News-Industrie. Weil aber Sonntag ist und alle Leute was Schönes tun (schießen) oder zumindest mit ihren Kumpels abhängen (in der Kirche), will auch Donnie nicht zurückstecken. Also preist er seine Erfolge in der Wirtschaftspolitik. Und erklärt, er habe höhere Zustimmungswerte als jeder andere republikanische Präsident vor ihm. Dass das nicht stimmt, ist ihm egal. Es ist schließlich Sonntag, da hat sich der Herr freigenommen und achtet nicht auf die Fakten, sondern erfreut sich am Ballern und Beten.

30.07.2018

Atomvertrag gekündigt ✓

Präsident beleidigt ✓

Mit Krieg gedroht ✓

Alle Verbindungen mit dem Iran gekappt ✓

Ergo: Keine Vorbedingungen mehr, kann Rohani jetzt treffen.

(Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

31.07.2018

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Donald Trump hat es nach anderthalb Jahren im Amt geschafft, seinen Kandidaten für den Posten des obersten Wissenschaftsberaters zu benennen. Aber das ist nicht das Wunder, denn das besteht darin, dass er jemanden nominiert hat, bei dem es mal keine Proteste gibt. Im Gegenteil, alle scheinen den Kerl zu mögen. Sogar die Klimaforscher applaudieren. Einer der üblichen reaktionären Rednecks scheint der Kerl jedenfalls nicht zu sein. Und sein Name deutet auch eher auf einen ruhigen und besonnenen Typen hin. Er heißt Droegemeier. Sein Vorname lautet allerdings Kelvin. Und wer Kelvin heißt, der muss fast schon Meteorologe sein. Und das ist er dann auch. Aber Kelvin Droegemeier hat noch einen weiteren Bonus: Er hat sich jahrzehntelang mit Wirbelstürmen und extremen Wetterumschwüngen beschäftigt, und jetzt kann er sie endlich mal live und in Farbe studieren – im Weißen Haus, Amerikas oberster Donnerwetterstation.

01.08.2018

Donald macht Druck. Entweder enden die Mueller-Sessions oder die Sessions-Sessions. Tertium non datur!*

02.08.2018

Trumps bevorzugte Form der politischen Rede ist das, was man in der Rhetorik ein argumentum ad hominem nennt. Dabei wird die inhaltliche Auseinandersetzung gescheut und der Gegner stattdessen persönlich attackiert, um seine Position in der Debatte zu schwächen. Besonders beliebt sind Angriffe auf vermeintliche Charakterschwächen und Eigenheiten der Kontrahenten (»die korrupte Hillary«, »der schläfrige Joe«, »die verrückte Nancy Pelosi«), Diffamierungen durch Zuschreibungen, ganz egal, wie richtig oder falsch sie auch sind (»die erfolglose New York Times«, »die Fake-News-Medien«) und persönliche Beleidigungen, die im wahrsten Sinne des Wortes aufs Äußerste zielen. (Über seine republikanische Kontrahentin Carly Fiorina sagte Trump 2015 in einem Interview mit dem Rolling Stone: »Schauen Sie sich dieses Gesicht an. Würde das irgendjemand wählen?«)

Die Angriffe sind kein Einzelfälle, sondern Teil eines aus Hilflosigkeit und Hochmut geborenen Abwertungssystems. Die alles andere als erfolglose New York Times führt inzwischen sogar eine eigene Liste, die all jene Personen, Orte und Dinge enthält, die Trump auf Twitter bisher verunglimpft hat. Diese Woche fanden sich darauf u. a. der frühere stellvertretende FBI-Direktor Andrew McCabe (»Clown«, »Loser«), die kalifornischen Umweltgesetze (»schlecht«) und wie üblich Hillary Clinton (»korrupt«) und die Medien (»Fake News«, »Hexenjagd«, »sehr gefährlich und krank«).

Man könnte über all das lachen, wäre Trump nicht so erfolgreich damit. Seine Wähler jedenfalls bejubeln seine Attacken und teilen sie eifrig auf Twitter. Dennoch: Man überschätzt Trumps Macht, wenn man glaubt, dass die Leute ihm lediglich folgen. Es ist ebenso andersherum. Trump greift auch immer wieder Meinungen und Perspektiven aus konservativen Bevölkerungskreisen und populistischen Strömungen auf, kondensiert sie in wenigen Schlagworten und feuert sie zurück in die Debatte. Auf diese Weise verbindet er sich mit seiner Stammwählerschaft. Argumentum ad populum, eine Beweisrede für das Volk, wird das in der Rhetorik genannt. Wobei in diesem Falle Beleidigung und Beweisrede in eins fallen. Das mag von außen betrachtet nach einem billigen Trick aussehen, ist tatsächlich aber extrem effizient und bestimmt die Debatten. Trump jedenfalls ist so erfolgreich damit, dass seine politischen Gegner mit ihrem Latein inzwischen am Ende sind.

03.08.2018

Das arme Schwein, das eines Tages Melanias Biografie schreiben muss, hat nur eine Quelle für sein Buch. Es ist die permanente Interpretation des Nichts – und aus der muss er alles schöpfen. Melania ist die Unmöglichkeit einer Biografie in Worte gefasst.

04.08.2018

Die Überlebenden des Parkland-Schulmassakers haben im Rahmen ihrer zweimonatigen Tour durch die USA heute vor dem Hauptquartier der NRA in Fairfax protestiert. Die Reaktion der Waffenlobby war die Übliche. Die Protestler wollten Amerikas Bürger wehrlos machen, sagten ihre Vertreter und erklärten, sie hätten laut des zweiten Zusatzartikels zur Verfassung das Recht, Waffen zu tragen. Dass der Waffenbesitz laut Verfassung »well-regulated« sein soll, sagten sie nicht.

05.08.2018

In Kalifornien brennen die Wälder. Aber Donnie hat die Lösung. Mehr Wasser muss her. Und mehr Bäume müssen weg. Und die strengen kalifornischen Umweltgesetze können bei der Gelegenheit auch gleich mit wegrasiert werden.

Derweil wüten die Feuer weiter. Viele davon in der Nähe von Seen mit Rekordwasserständen. Wasser ist also nicht das Problem. Und Brandschneisen schlägt man in Kalifornien auch schon seit über 100 Jahren. Nur der Klimawandel ist neu. Aber für den hat Donnie keine Lösung. Doch die braucht er auch nicht, denn für ihn existiert der Klimawandel nicht. Kein Wunder. Donnie kennt nur Phänomene, keine Ursachen. Er sieht brennende Wälder, aber nicht die durchglühte Erde. Aber wie auch?! Erde brennt in Donnies Welt nicht.