Tagebuch eines Hilflosen

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03.05.2017

Nach über einhundert Tagebucheinträgen ist es mir endlich gelungen, eine definitive Definition der USA zu liefern. Also: Die USA sind ein Land, in dem die Gouverneure reich sind und irgendwie immer machen, was sie wollen. Sie sind Repukraten oder Demokaner, sehen aus, als seien sie einer Simpsons-Folge entsprungen, besitzen dutzende Firmen, haben früher mal viel Sport gemacht und später den Geruch von Schweiß als Basketballtrainer genossen, essen gern Mayonnaise-Sandwiches und geben ihren Kindern Namen wie Jay und Jill, weil sie heimlich Alliterationen lieben und sich selbst Jim Justice nennen, auch wenn die Leute in ihrem Bundesstaat häufiger als irgendwo sonst im Land an Gewalt und Drogen sterben, aber hey, das ist das Leben, das ist Amerika, aber das ist okay …

04.05.2017

Barack Obama schreibt ein Buch.

Hillary Clinton schreibt ein Buch.

Ivanka Trump schreibt ein Buch.

Ich schreibe – kein Buch.

Ich schreibe nur Tagebuch.

Ich schreibe, wie andere Bücher schreiben.

Ich bin ein Mann fremden Geletters.

Ich bin ein Schrifthintenansteller.

Ich bin ein von den Tagen Entlöhnter.

05.05.2017

Die Republikaner im Repräsentantenhaus haben entschieden: Obamacare soll in Teilen abgeschafft werden. Die Versicherer dürfen künftig älteren Menschen höhere Beiträge aufbürden als jungen, der Schutz für Patienten mit Vorerkrankungen wird deutlich beschnitten, das Budget des Gesundheitsfürsorgeprogramms für sozial Schwache massiv zusammengekürzt und stattdessen Steuererleichterungen für Besserverdienende eingeführt. Die Abstimmung war denkbar knapp. Die 193 Demokraten haben komplett dagegen gestimmt, 20 Republikaner haben sich ihnen angeschlossen, ein Republikaner war nicht da, und vier Sitze im Haus sind vakant. Am Ende hieß es 217:213 für die Republikaner. Ob ihre Vorlage im Senat durchkommen wird, ist allerdings offen. Es ist noch nicht mal sicher, ob sie dort überhaupt angenommen wird. Zwar haben die Republikaner im Senat die Mehrheit, inzwischen aber eine Vielzahl eigener Reformvorschläge erstellt, die seit Wochen über die Flure geistern. Ob sich einer von ihnen in den Hinterzimmern der Macht zu einer Gesetzesvorlage auswächst, die anschließend im Senat eine Mehrheit bekommt, weiß niemand zu sagen. Die Demokraten aber sind sich einig: Was immer die Republikaner machen, wird den Gesundheitsschutz von Millionen Menschen schwächen und dazu führen, dass viele ihre Krankenversicherung verlieren. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen solchen politischen Selbstmord gesehen«, sagte eine demokratische Abgeordnete, die passenderweise Louise Slaughter heißt.

06.05.2017

Das Weiße Haus hat heute ein Foto veröffentlicht, das zeigt, wie Trump mit den republikanischen Vertretern des Repräsentantenhauses und Mitgliedern seiner Regierung den gestrigen Abstimmungssieg feiert. Das Bild wurde im Garten des Weißen Hauses aufgenommen. Trump steht am Rednerpult, dreht sich zu den hinter ihm wartenden Republikanern um und breitet die Arme aus, um zu zeigen: Ich hab’s geschafft! Die Republikaner heben den Daumen, lachen und jubeln ihm zu. Auf dem Foto sind 49 Männer und 1 Frau zu sehen. Aber die ist vom Vizepräsidenten verdeckt. Die Zahl der Afroamerikaner auf diesem Bild beträgt null.

07.05.2017

Donald Trump hat alles erreicht. Und doch, folgt man seinen Worten, ist es, als sei Amerika ein Synonym für alles, was noch nicht wahr geworden ist. Ein Möglichkeitsraum, dem die Geschichte die Erfüllung versagt hat. Doch jetzt ist ER gekommen. ER, der sich selbst nichts versagt, wird Amerikas Bestimmung erfüllen. Denn ER ist sich sicher: Das Schicksal seines Landes ist seins. Wenn Amerika ihm folgt, wird es groß, wird es siegen, wird es ein RE-ICH.

08.05.2017

Millionen Menschen

haben

Millionen Dinge

über Donald Trumps

eine und einzige

Frisur

gesagt,

aber niemandem ist bisher aufgefallen,

dass sie

der größtmögliche Gegensatz

zu einem

Igelschnäuzchen

ist.

09.05.2017

Trump hat heute FBI-Direktor James Comey gefeuert. Hintergrund ist die Tatsache, dass Comey Trumps Vorwürfe, Obama habe sein Telefon abgehört, nicht bestätigen wollte, weil auch nicht bestätigen konnte, denn an der Sache ist offensichtlich nichts dran, schließlich hat das FBI keinerlei Hinweise gefunden. Außerdem hat Comey den Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses über die russischen Manipulationsversuche bei der Präsidentschaftswahl informiert und sich bei der Gelegenheit auch gleich noch über Trumps Russland-Kontakte ausgelassen, woraufhin Trump endgültig rot gesehen hat. Also hat er Comey gefeuert. Comeytenhafter Absturz sozusagen. Aber wer weiß, ob sich seine Entlassung am Ende nicht als Trumps Tunguska-Ereignis entpuppt.

10.05.2017

Ajit Pai, seines Zeichens Jurist, Republikaner und Vorsitzender der amerikanischen Bundesbehörde für Telekommunikation, will die Netzneutralität aufgeben, um, wie er sagt, das Internet freier zu machen. Freiheit aber bedeutet für ihn Deregulierung. Deregulierungen aber waren schon immer eine Grundlage für Klassengesellschaften – und das heißt: für Ungleichbehandlungen. Sie sind die eigentliche Essenz und das wahre Ergebnis dieser Form von Freiheit. Und das soll auch so sein, denn die Gleichbehandlung von Übertragungswegen – und das heißt in letzter Konsequenz: die gleichberechtigte Verbreitung von Daten im Netz – klingt in Ajit Pais Ohren nach digitalem Kommunismus. Er dagegen ist ein Mann des Kapitals. Einer, der die Schnelligkeit einer Entwicklung an der Geschwindigkeit misst, mit der die digitalen Dollars durch die Datenkabel rauschen. Ajit Pai heißt in Wahrheit Ajit Pay.

11.05.2017

Wenn’s Frühling wird,

kommen sie hoch,

die Toten aus den New Yorker Central-Park-Teichen.

Ein einfaches Prinzip: steigt die Temperatur des Wassers,

steigt die Menge der Bakterien darin,

unaufhörlich, wie die Zahl von Trumps Twitter-Nachrichten.

Die Bakterien aber sind glücklich, sie haben Arbeit und Unterkunft

in den Brusthöhlen der Leute,

direkt neben den Herzen, die für niemand mehr schlagen.

Dort produzieren sie Gase,

eine kleine, unterirdische Industrie,

vertreten nicht von Gewerkschaften, sondern von Lobstergruppen.

Und während die Bakterien arbeiten,

bekommen die Körper Auftrieb

und steigen, ganz langsam, aus der Tiefe empor.

Aber wehe, wenn die Krebse sie kriegen,

sie fressen den Auffahrenden Löcher in die Brust,

und dann laufen die Herzen über und die Gase entweichen.

Und dann? Dann wird’s Sommer,

und in den New Yorker Central-Park-Teichen

haben ein paar den Grund ihres Daseins auf ewig gefunden.

12.05.2017

Wer Scheiße baut, darf auch auf die Kacke hauen.

(Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

13.05.2017

Donald Trump hat heute vor Studenten der Liberty University in Lynchburg/Virginia gesprochen, der größten privaten christlichen Universität in den USA. Das Wort Wissenschaft hat er in seiner Rede allerdings kein einziges Mal in den Mund genommen. Stattdessen hat er erklärt: »In America, we don’t worship government. We worship God.«

Eine passende Aussage für eine Hochschule, in der die Lehrkräfte die Evolutionstheorie ablehnen und die Studierenden dazu verpflichtet werden, Kurse in kreationistischer Biologie zu besuchen, weshalb es dann auch kein Wunder ist, dass man in der universitätseigenen Sammlung das Alter der dort aufbewahrten Saurier-Fossilien mit 3.000 Jahren angibt.

Und Trump? Der weiß dazu nichts zu sagen – und hat mit seinem Satz im Grunde auch schon alles gesagt, schließlich hat er seinen Ausspruch nicht als Regierungschef getan, sondern als der Gott, für den er sich hält.

14.05.2017

Flash-Mob auf einem Trump’schen Golf-Platz nahe Los Angeles. 200 Leute legen sich auf den kurz geschnittenen Rasen und formen den Schriftzug »RESIST!«. Die Betreiber der Anlage rufen die Polizei, die ist innerhalb von Minuten vor Ort, positioniert sich mit Mann und Maus auf dem Clubhaus-Balkon – und greift nicht ein. Niemand wird verhaftet, und nach einer Stunde gehen alle wieder nach Hause.

Ein Zeichen der Hoffnung? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch ein Ausdruck der Selbstsicherheit eines Systems, das Kritik auf der Oberfläche (des Rasens) zulässt, um Zeit zu haben, sie tief in sich einzusaugen, und das heißt: sie zu assimilieren und sich untergründig nutzbar zu machen, um daraus zu lernen, damit »das System« gestärkt fortschreiten und noch widerstandsfähiger, noch endgültiger, noch unausweichlicher, kurzum: damit es UNWIDERSTEHLICH werden kann.

15.05.2017

Sitze beim Kieferchirurgen, Weisheitszahn-OP, gleich gehen die Lichter aus. Deshalb noch flugs im Kopf nach einem Gedanken gesucht und den Tag a priori verbucht. Also: Was ist der Unterschied zwischen Donald Trump und Wladimir Putin? Ganz einfach: Der eine nimmt immer nur den Mund voll, der andere kaut dagegen jedes Mal auf.

 

16.05.2017

Mein Anagramm-Generator ist ein schlaues Kerlchen. Als ich ihm heute mitgeteilt habe, dass Trump und Erdoğan sich treffen, hat er gesagt, er wisse alles über die beiden. Er brauche nur ihre Namen zu hören und schon sei ihm klar, was da gespielt wird.

Na schön, hab ich gesagt, dann erklär mir doch mal, was die Ziele der beiden sind, was bei denen gerade politisch so läuft.

»Mordant purge«, hat mein A.-G. mit Blick auf Erdoğan gesagt, »eine alles wegbeißende Säuberungsaktion.«

Und Trump, hab ich gefragt, was macht der gerade?

»Dormant purge«, lautete die Antwort, »eine stille Säuberungsaktion.«

Verstehe, hab ich gesagt, und wie erreichen sie das?

»Tamper ground«, meinte mein Ej-Tschie bezüglich Erdoğan, »Grundlage fälschen.«

Und Trump?

»Argument drop«, war seine Antwort, »kein Argument zulassen.«

Klingt plausibel, hab ich gesagt, aber weißt du auch, worüber sie heute gesprochen haben?

Aber mein Ej-Tschie meinte, sie hätten nicht gesprochen.

Aber was haben sie dann getan, wollte ich wissen, was war das zwischen den beiden heute im Weißen Haus?

»A grunted romp«, hat er gesagt, »ein dahingegrunztes Techtelmechtel.«

17.05.2017

Man könnte Donald Trump aufgrund dessen, was er sagt und tut, als Witzfigur betrachten, als ein irres Maskottchen der amerikanischen Demokratie, aber das ist er nicht, im Gegenteil, er ist ihr ureigenstes Abbild, ihr reinstes Produkt – der auf die Washingtoner Erde gekommene Sohn der Gründerväter.

18.05.2017

Chelsea Manning ist frei. Endlich! Aber vergessen wir nicht all die anderen, die wegen ähnlicher »Vergehen« noch immer in Haft sitzen: Jeremy Hammond, der die kriminellen Machenschaften von Stratfor öffentlich machte, Ryan Johnson, der sich dem Einsatz im Irak widersetzte, oder Jeffrey Sterling, der als geheim eingestufte Informationen weitergab und damit politische Skandale aufdeckte. Ein Sprichwort sagt: Ehrlich währt am längsten. In diesen Fällen muss es wohl eher lauten: Ehrlich sitzt am längsten. Allerdings nicht am politischen Hebel, sondern im amerikanischen Knast.

19.05.2017

Trump auf großer Auslandsreise. Heute ist er in Saudi-Arabien, morgen in Israel – ziemlich verzwickte Interessen, komplizierte Materie, reichlich vermintes Gelände, überhaupt nicht sein Ding. Danach geht’s weiter zum Papst in den Vatikan, da gibt’s bestimmt auch nur Mecker. Aber dann, dann geht’s endlich nach Belgien – und mit Belgien kennt er sich aus, zu Belgien wusste er schon letztes Jahr im Wahlkampf etwas zu sagen. »Also, Belgien«, hat er gesagt, »Belgien ist eine wunderschöne Stadt.«

20.05.2017

Trump tütet den größten Rüstungsdeal der US-Geschichte ein und verkauft den Saudis amerikanische Waffen im Wert von 110 Milliarden Dollar. Gefragt, wozu er so viele Waffen brauche und ob er zufrieden mit dem Geschäft sei, sagte Kronprinz Mohammed Bin Salman: »Yeah, man.«

21.05.2017

Und es ist Sonntag in Amerika, und Donald ist nicht im Land, und alle atmen auf und aus und ein und durch, denn es ist der erste Tag seit Monaten, der ihnen eine Ahnung davon verschafft, wie es mal gewesen ist, damals, als das Lachen über den Clown noch Teil der Aufführung war und er es ihnen nicht täglich zurück in die Hälse gestopft hat, eine Ahnung, wie es einst war und irgendwann wieder sein wird, dann, wenn alles ganz anders ist und das Luftholen in den Unbemerktheiten des Tages verschwindet, wenn es in ihm aufgeht wie ein Teig voller Hefe, den irgendjemand – ein Zauberer vielleicht? – vor aller Augen in eine Schüssel gelegt und unter seinem Tuch zum Verschwinden gebracht hat.

22.05.2017

Trumpel in Israel.

Trouble is real.

23.05.2017

Trump schnappt sich SNAP, das Supplemental Nutrition Assistance Program, hierzulande auch gern mal Lebensmittelhilfe genannt. Schnappt sich einfach das Budget und schnabuliert’s auf. 192 Milliarden Dollar weniger, verkündet sein Schnabel. Eine Schnapsidee? Ein Grund für Schnappatmung? Nur für Schnappschwänze und Schnäppchenjäger. Aber die zählen für ihn nicht, denn er zählt sich nicht zu ihnen. Er ist schließlich Donnie »The Snapper«, und während sie im Westen nach Luft schnappen, schnäbelt er im Osten Steaks mit Säbelscheichs.

24.05.2017

Trump beim Papst, Gott beim Therapeuten. Und Melania, was macht die? Greift beim Ausstieg aus dem präsidialen Himmelsfahrzeug in Rom nicht nach der Hand, die Donnie ihr reicht. Ein Skandal? Ach was, ein christliches Gebot! Eine im Jahr 2017 in einer heiligen Stadt erbrachte Referenz auf Johannes 20,17, ihr ganz persönliches noli me tangere.

25.05.2017

Nur so ein Gedanke … Ein Schriftsteller lebt in Fiktionen und lässt sie mit seinen Worten zu Realitäten werden. Donald Trump lebt in der Realität und macht mit seinen Worten Fiktionen daraus.

26.05.2017

Donald Trump ist ein Dollarscheinheiliger.

27.05.2017

Trump beim G-7 Gipfel in Sizilien. Es ist sein erster Auftritt beim Treffen der sieben ehemals wichtigsten Industrienationen. Das unausgesprochene Motto lautet: Trump gegen die anderen. Wobei die anderen schon glücklich sind, dass sich Trump überhaupt mit ihnen abgibt. Frankreichs Präsident Macron erklärt jedenfalls, er sei froh, dass Trump ihre Argumente in der Klima- und Handelspolitik angehört hat. Nur wird das nicht viel bringen. Trump kann mit der Rationalität anderer Leute nichts anfangen. Und das bisschen, was er versteht, merkt er sich nicht. Trumps Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer als die durchschnittliche Amtszeit italienischer Ministerpräsidenten. Was bei Trump links reingeht, ist rechts schon wieder draußen. Der Mann hat ein Gehirn wie ein Sieb, da bleibt nicht mal eine Insel von der Größe Siziliens drin hängen. Die Folge: Trump widersetzt sich den Forderungen der anderen. Den Rest ignoriert er. Die alte Einheit der G7 bröckelt. Statt zu siebt ist man jetzt zersiebt.

28.05.2017

Wieder zu Hause. Verdammte Europäer! Bin froh, dass der Atlantik zwischen mir und denen liegt. Immerhin, hab eine neue Idee, was Mexiko betrifft. Werde den Mauer-Plan aufgeben und den Golf von Mexiko verlängern lassen. Aufbruch zu neuen Ufern, Durchbruch bis zum Pazifik. Diese Europäer werden schon sehen, was Inselationismus heißt.

(Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

29.05.2017

Eine kleine Statistik der Statisten: Bisher hat Donald Trump in seiner Funktion als Präsident rund 1.300 Personen getroffen. Unter ihnen waren mehr Geschäftsleute (273) als republikanische Politiker (258). 79 % seiner Dates hatte er mit Männern, die wiederum zu 80 % weiß waren. Bei Golfbällen lag diese Quote sogar bei 100 %.

30.05.2017

Merkel hält Trump für unzuverlässig.

Melania hält ihn für unverlassbar.

Trump selbst hält sich für unverletzlich.

Und ich? Ich halte ihn für unerlässlich.

Für dieses Tagebuch, dessen Ende ich mir unablässig wünsche.

31.05.2017

Saudi-Arabien will 20 Milliarden Dollar in den USA investieren. Partner vor Ort ist der New Yorker Finanzdienstleister Blackstone. Wie passend: Schwarzer Stein in Mekka, Schwarzer Stein in New York. Und der Vorsitzende der Blackstone Group heißt – wie soll es anders sein – Schwarzman und ist Trumps persönlicher Freund und Berater. Wem das an dunklen Mächten noch nicht genug ist, d. h., wer jetzt noch immer nicht schwarzsieht, dem sei gesagt, dass sich der saudische Kronprinz und Jemen-Kriegstreiber Mohammed bin Salman mit Schwarzman zusammengetan hat und das Investment persönlich mit ihm bespricht. Gute Nacht.

01.06.2017

Großer Wahnsinn lässt mittleren Irrsinn wie kleinen Unsinn aussehen, und auch wenn es nicht unmittelbar sinnfällig ist, trägt Trumps stumpfsinnige Politik dazu bei, dass Merkel im Herbst wiedergewählt wird. Im Schatten desjenigen, der wie von Sinnen handelt, schlüpft sie in die Rolle der Besonnenen.

Ein Kreuz macht die Hand, und unter ihr wandern Millionen nach rechts. Sinnlos zu hoffen, sie täten es nicht.

02.06.2017

Ohne Pariser ist’s heißer!

(Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

03.06.2017

Scott proved it again! Scott Pruitt, Chef der amerikanischen Umweltzerstörungsbehörde, hat sich einmal mehr als Idealbesetzung erwiesen und gestern in Washington mit einigen Getreuen den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen gefeiert. Aber nicht irgendwo und irgendwie, sondern mit einem Abendessen in einem furznoblen französischen Restaurant, das den Namen Le Diplomate trägt. Ich hoffe, die Schnecken haben ihm in den Salat geschissen.

04.06.2017

Terror in London. Drei Islamisten haben gestern sieben Menschen ermordet. Es ist der dritte Anschlag binnen acht Wochen. Londons Bürgermeister Sadiq Khan hat daraufhin heute Morgen in einem Statement erklärt, dass sich die Menschen in London nicht verunsichern lassen sollen. Er meinte damit aber nicht den Terror, sondern bezog sich mit seiner Aussage explizit auf die anhaltend hohe Zahl an Polizisten in den Straßen. Im Wortlaut heißt es: »Die Menschen in London werden heute und in den kommenden Tagen eine erhöhte Polizeipräsenz feststellen. Das ist kein Grund, alarmiert zu sein – eine der Sachen, die die Polizei und alle von uns tun müssen, ist, dafür zu sorgen, dass wir so sicher sind wie nur möglich.«

Auch Trump reagiert auf den Terroranschlag – aber auf seine ganz eigene Weise. Er reißt Khans Aussage komplett aus dem Kontext, bringt sie mit den Opfern des Attentats in Verbindung und lässt es dadurch so aussehen, als spiele Londons Bürgermeister die islamistische Terrorgefahr absichtlich herunter. Auf Twitter schreibt Trump: »Mindestens sieben Tote und 48 Verletzte nach einem Terroranschlag, und Londons Bürgermeister sagt, es gebe keinen Grund, Angst zu haben.«

Jetzt werden überall Rufe nach Entschuldigung laut. Aber die wird es nicht geben. In den mehr als 31.000 Tweets, die Trump bisher verfasst hat, findet sich nirgendwo ein Bedauern. Das kleine Wörtchen »regret« taucht überhaupt nur ein einziges Mal in Trumps Twitter-Archiv auf – und selbst da stammt es nicht von ihm, auch wenn es ihn perfekt charakterisiert. Es ist der Tweet eines Users, der Trump gefiel und den er deshalb geteilt hat. Darin heißt es: »My only regret is, that there isn’t 3 Donald Trump’s [sic!].«