Cross-Skating Magazin Jahrbuch 2018/2019

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Aufwärmen beim Cross-Skating – ja oder nein?

Artikel 486 von Frank Röder am 19. Januar 2018.

Die klare Antwort gleich zu Anfang: Ja! Aber das bedeutet nicht, dass man ein turnvater-jahn-mäßiges Gymnastikprogramm durchexerzieren muss, bevor man mit dem Cross-Skating loslegt. Das kann auch unauffälliger geschehen.

Was passiert eigentlich beim Aufwärmen oder sollte dabei passieren? Nun, der Aufwärmvorgang ist vielschichtig und es ist oft gar nicht so sehr das Gefühl, dass einem „warm“ werden muss, bevor man anfängt. Verschiedene Bereiche des Körpers unterscheiden sich ganz erheblich in ihrer Vorbereitung bis sie optimal leistungsbereit sind.

1. Der Kopf: Zum einen muss man bereit sein (zumindest Lust haben) zur sportlichen Aktivität. Das kann abgestuft sein von riesiger Vorfreude bis hinunter zum inneren Ruck der gerade so ausreicht, den Inneren Coach-Potatoe zu überwinden. Wann muss also wollen, kann sich aber darauf immerhin oft mehrere Stunden lang vorbereiten, wenn das Training im Voraus geplant wird.

2. Die Koordination muss sich einstellen. Die motorischen Zentren springen im Gehirn bereits an, allein wenn man nur an die bevorstehenden Bewegungen denkt. Oft ist aber eine konzentrierte mehrminütige und technisch saubere Bewegungsausführung noch wirksamer, damit die entsprechenden Gehirnregionen auch vollständig aktiviert werden und dadurch die Bewegungen noch flüssiger und exakter durchgeführt werden können. Oft ist das schon nach 5 bis 10 Minuten der Fall, manchmal kann es aber auch länger als 30 Minuten dauern bis man motorisch richtig „rein kommt“.

3. Die Muskulatur muss warm werden. Dann ist sie geschmeidiger, hat einen geringeren inneren Widerstand und ist weniger verletzungsanfällig. Außerdem wird durch die verstärkte Durchblutung beim Erwärmen die Versorgung des Muskels mit Sauerstoff und Nährstoffen (= u.a. Energie) verbessert, er wird also tatsächlich leistungsfähiger. Da sich manche Männer, technische Vorgänge nur im Vergleich zum Auto vorstellen können: Hier ist tatsächlich der Vergleich mit einem Motor angebracht, der warm gefahren wird, das „Öl“ wird dünnflüssiger, gelangt in alle Bereiche vom Motor und Getriebe und die Mechanik läuft leichter. Auch der nachfolgende Punkt ist damit vergleichbar. Im Körper werden jedoch viel mehr Systeme „hochgefahren“, weil er doch viel komplizierter als der aufwändigste Motor ist.

4. Die Gelenkschmierung wird verbessert. Beim Aufwärmen wird die Gelenkschmierung verbessert. Der Stoffwechsel von Knorpeln ist außerdem auf leichte „Pumpbewegungen“, Rüttelbewegungen oder Lastwechsel angewiesen, die Nährstoffe in das Knorpelgewebe eintragen. Da diese Prozesse nur langsam anlaufen, sollte natürlich nicht mit hoher Belastung begonnen werden. Männer hergehört: Das entspricht ebenfalls dem Warmfahren eines Motors. „Schnellstarter“ riskieren, muss aber nicht zwangsläufig sein, einen erhöhten Gelenkverschleiß (= Arthrose), Langsamstarter verbessern dagegen die Eigenschaften und damit auch Haltbarkeit ihrer Gelenke.

5. Stoffwechselprozesse laufen an. Alles, was mit der Energiegewinnung im Körper zu tun hat, wird ebenfalls stärker aktiviert. Der anaerobe Stoffwechsel (ohne Sauerstoffverbrauch mit Milchsäurebildung) steht zwar sofort zur Verfügung, sollte aber aus den genannten Gründen nicht gleich zu Anfang durch einen Zwischenspurt beansprucht werden. Der aerobe Stoffwechsel (mit Sauerstoffverbrauch) steht langfristig zur Verfügung und ist daher der, den wir bei Ausdauer-Leistungen überwiegend nutzen. Für Ausdauerbelastungen bis rund 70 bis 90 Minuten spielt die Energiegewinnung aus Kohlenhydraten (Muskelglykogen, ein stärkeähnlicher Zucker) eine große Rolle. Längere Belastungen werden überwiegend aus dem Fettstoffwechsel mit Energie abgedeckt. Auch zum Abnehmen ist der Fettstoffwechsel bedeutend, er sollte zu diesem Zweck mit längeren ruhigen Trainingseinheiten trainiert werden und kann bei hochtrainierten Sportlern sogar sehr viel Energie zur Verfügung stellen – und das mitunter viele Stunden lang. Das ergibt dann bei Hochtrainierten auch ein erstaunlich hohes Dauertempo. Um in jenen sinnvollen Fettstoffwechseltrainingsbereich zu gelangen, muss sich ein Anfänger diszipliniert über rund eine Stunde mit recht geringer Belastung „aufwärmen“. Das muss man erst einmal durchhalten.

„Profis“ oder Sportler auf beinahe Profi-Trainingsniveau besitzen, spüren sogar, ob sie „auf Fettstoffwechsel laufen“ und kommen auch erheblich schneller in diesen Bereich. Oft können sie schon nach 20 bis 30 Minuten mehr als die Hälfte ihres Energiebedarfs aus ihren Körperfetten decken.

6. Die Organdurchblutung nimmt zu und muss auch zunehmen. Besonders die Sauerstoff transportierenden Organe müssen pausenlos optimal funktionieren. Das betrifft natürlich die Lungendurchblutung, was viele Asthmatiker oft daran spüren, dass sie beim Sport sogar recht gut Luft bekommen. Noch wichtiger ist aber die Durchblutung der Herzkranzgefäße, die sich bei Aufnahme der Belastung notwendigerweise erhöht, aber leider nicht schnell genug für einen „Blitzstart“, was zu leichter bis stärkerer Sauerstoffunterversorgung des Herzmuskels führen kann. Bei leichter Unterversorgung erreicht das Herz nicht seine volle Leistungsfähigkeit, stärkere Unterversorgung kann aber bei entsprechender gesundheitlicher Veranlagung oder akuten Gesundheitsproblemen, sogar bedenklich werden.

Untersuchungen an 45-jährigen männlichen trainierten Marathonläufern haben ergeben, dass es ohne Aufwärmen schon bei einem Puls von 145 bis 150 Defizite in der Durchblutung der Herzkranzgefäße gab. Ohne Folgen zwar, in diesen Fällen, aber das muss ja nicht sein und es hört sich auch nicht erstrebenswert oder gesund an.

Wie sollte man sich aufwärmen? Das kann ein leichtes Gymnastikprogramm sein, aber es sollte angemessen ausgewählt werden, denn manche unpassende oder schlecht durchgeführte Gymnastik tut deutlich mehr weh, als einfach nur locker loszufahren. Wegen der geringen orthopädischen Belastung beim Cross-Skating ist auch ein Verletzungsrisiko beim verhaltenen Losfahren so gut wie nicht vorhanden.

Beim Aufwärmen mit Puls 120 bis 130, verbesserte sich in Tests die Durchblutung innerhalb von 2 bis 3 Minuten deutlich messbar und schon nach 5 Minuten war keine weitere Verbesserung mehr feststellbar. Trotzdem dauert es oft noch etwas bis die Muskulatur wirklich warm und weniger verletzungsanfällig wird. Besonders verletzungsanfällig ist unser Sport aber auch unaufgewärmt nicht, so lange man keinen Fahrfehler macht, die abrupte Bewegungen erfordern. Jedenfalls habe ich auch durch einige, zugegeben unvernünftige, „Kaltstarts“ noch nie irgendwelche muskulären Probleme bekommen. Noch nicht einmal das Gefühl, die Muskulatur sei noch „dicht“, das ich aus allen anderen Sportarten kenne, war bei mit beim jemals Cross-Skating zu spüren.

Deswegen aber trotzdem Vorsicht, denn was die „Pumpe“ macht, spürt man in diesem Moment noch nicht. Auch die Koordination braucht ihre Zeit bis sie optimal abläuft. Das ist aber individuell sehr verschieden, zwischen 5 und 30 Minuten. Generell kann man sich an den alten Pauschalwert von 15 Minuten Aufwärmen vor höheren Belastungen halten. Ein typischer „Mittelpulser“ (Anaerobe Schwelle bei ca. 170), sollte beim Aufwärmen mit Puls 120 bis 125 beginnen und kann nach 6 bis 10 Minuten auf 130 bis 135 hochgehen.

Wer das Glück hat, etwas schneller zu sein, wird beim Training mit erheblich langsameren Sportlern schon festgestellt haben, dass ein sehr langes Aufwärmen auch sehr günstig vor längerem Training sein kann. Z.B. 30 bis 40 Minuten mit Puls 120 in der Gruppe einrollen, dann klinken sich die Langsameren aus und man darf nach Herzenslust Gas geben. Gas geben funktioniert dann gut, doch der Puls bleibt trotzdem noch recht lange Zeit in einem erstaunlich niedrigen Pulsbereich. Das kann ja nur gut sein, besser jedenfalls als ein Herzkasperl wegen zu hohem Stresspuls zu riskieren,was eine typische Wettkampfsituation bei sehr nervösen Sportlern wäre .

Dehnprogramme braucht man eigentlich nur, wenn man Defizite in der Flexibilität bestimmter Muskelgruppen hat. Dies aber bitte von Fachleuten prüfen lassen. Das Dehnen sollte dann entweder nach dem Training geschehen, wenn es nicht zu erschöpfend gewesen ist (dann würden die Muskeln durch die Dehnung noch mehr gestresst werden) oder direkt nach dem Aufwärmen. Dies würde dann aber bedeuten: Cross-Skates wieder ausziehen, Dehnprogramm durchführen, Geräte wieder anlegen und los geht’s. Das liegt den meisten Cross-Skatern gar nicht, besonders den Cross-Skatern, die feste Schuhe am Skate haben.

Da machen gezielte Dehnprogramm, die separat ins Training eingeflochten, werden schon mehr Sinn. Zweimal die Woche, „Problemfälle“ auch bis zu viermal, wären schon sehr effektiv. Was man auf keinen Fall tun sollte, ist ein Dehnprogramm mit angelegten Sportgeräten zu machen. Man hat dann genau die Bewegungseinschränkungen durch das Sportgerät, die man ja durch das Dehen eigentlich los werden möchte. Auch Dehnungen mit Stöcken sind in den meisten Fällen nur „sinnvoll“ für’s Website-Foto oder für die Produktwerbung. Welcher Radfahrer, beispielsweise, macht seine Gymnastik schon auf dem Rad sitzend? Sich mit den Dehnübungen nach dem Sportgerät zu richten (es also nicht abzulegen) wäre daher grundverkehrt, denn nach seinen eigenen Defiziten sollte man sich richten.

Es ist auch aus dem gleichen Grund selten sinnvoll, dass man mit einer ein Gruppe im Gleichtakt die gleichen Dehnübungen macht, da nicht alle die gleichen Probleme oder Dysbalancen haben. Sinnvoll ist in fast jedem Fall die Dehnung des Fußhebers (der Scheinbeinmuskel) und des Hüftbeugers (die Leiste). Oft ist auch Wadendehnung sinnvoll, weil eine flexible Wade das Anheben des Vorderrades und den Bodenkontakt des Hinterrades erleichtert. Ansonsten machen wir ja keine extremen Bewegungen, die eine besondere Beweglichkeit (wie Turnen oder Schwimmen) erfordern. Wenn man keine individuellen Defizite hat, kann man sich alle weiteren Dehnungen sparen. Da kommt unser Sport den „Faulenzern“, die nichts tun wollen, außer einfach nur fahren, ziemlich entgegen.

 

So kann das Aufwärmen bei Cross-Skating, in den meisten Fällen, in zurückhaltendem Anfangstempo durchgeführt werden, bei dem man auf hohe Belastung und Schwierigkeiten verzichtet und sehr auf eine korrekte Bewegungstechnik achtet.

Eine Ausnahme sollte man aber vielleicht bei sehr heißem Wetter machen. Wer Hitze nicht so gut verträgt, aber sich bei heißem Wetter doch eine kleine Dosis Bewegung gönnen möchte, sollte dann nämlich möglichst kalt starten. Da diese heißen Trainingseinheit bei weniger hitzevertäglichen Personen ohnehin zeitlich begrenzt sind, kann man mit einem solchen „Kaltstart“ seine Trainingsdauer um einige Minuten verlängern, bevor es einem zu heiß wird.

Cross-Skating Bilanz 2017

Artikel 487 von Frank Röder am 1. Februar 2018.

Nach einem Monat der Besinnung und der Recherche stellen wir leider fest: Es steht momentan leider nicht gut um unseren Sport. Das Jahr 2017 war seit etwa 2005 das Jahr mit der negativsten Bilanz, wenn man das Mittel jener Faktoren einbezieht, was die Szene einer Sportart ausmacht. Diese etwas düstere These wagen wir hier konkret darzustellen. Natürlich kann sich das ändern und das soll es auch. Genau aus diesem Grunde werden hier ja die Probleme angesprochen, denn durch die leider noch zu verbreitete Ignoranz würden sie noch weiter wachsen. Aber nach wie vor ist und bleibt der Cross-Skating Sport genial , ich kenne keinen Sport, der dem Sportler so viel gibt, wie diese Sportart! Was liegt also im Argen?

Die kurze „jüngere Geschichte“ Mein Beobachtungszeitraum der aktuellen Historie erstreckt sich über rund 14 Jahre (als Cross-Skating-Sportler, -Personaltrainer, -Händler, -Autor), aber hervorheben möchte ich zunächst einen kurzen Zeitraum zwischen 2007 und 2009 in dem es eine Art Renaissance* der Sportart gab. Danach kam eine knapp zweijährige Stagnation und danach ein Abwärtstrend, der bis heute anhält. Die aktiven Sportler können das kaum nachvollziehen, weil sie mehr denn je überzeugt davon sind, den richtigen Sport zu betreiben sind sind mit den Jahren tief verwurzelt in dieser Sportart. Mir geht es eben so.

Vieles ist heute fast genauso, wie vor rund einem Jahrzehnt: Schon damals gab es einige Engagierte, die sich professionell mit dem Sport befasst haben und die nicht so recht zu den zahlreicheren schlecht ausgebildeten Gelegenheitsverkäufern passten. Es war schon damals klar, dass das auf Dauer nicht gut gehen könnte. Welcher Fachmann möchte sich schon von Dilettanten ins Geschäft reden lassen? Doch das geschah immer wieder, der Cross-Skate-Handel wurde als „lustiger Nebenerwerb für Ahnungslose“ vermarktet und ebenso aufgenommen. Der Schwarze Peter liegt hier ziemlich klar, bei denen, die jene Ahnungslosen und auch die mit Ahnung bezahlt haben: Die Großhändler und die Kunden. Beide Seiten setzten so gut wie keine Qualitätsmaßstäbe an, was die Qualifikation für Verkauf, Service und Ausbildung betraf. Leider wurde fast jede Form der Qualifikation und Pseudo-Qualifikation als weiteres Geschäft angesehen, leider auch wieder als ein „Geschäft für Ahnungslose“. In keiner Sportart ist mir ein so schlechtes Ausbildungssystem begegnet, wie in der Sportart Cross-Skating (oder wie man es auch immer alternativ nennen mag). Einzelne Ausbilder, waren zwar rühmliche Ausnahmen, doch das war keinem Ausbildungssystem sondern den individuellen Fähigkeiten jener Personen zu verdanken.

Schon damals, bis 2009 gab, es einen deutlichen Kontrast in den Beweggründen und in der Kompetenz der Schlüsselfiguren der Szene, bzw. denen, die sich zu Schlüsselfiguren erklärten. Technisch ist zwar viel passiert in dieser Zeit, aber noch lange nicht genug und viel zu wenig ist auf den Markt gekommen, das die Entwicklung wirklich stark voran gebracht hat. Man kann leider nun ansatzweise von einer Weiterentwicklung der Hardware sprechen. Die oft als Fortschritt erwähnten 8-Zoll Reifen gab es schon vor rund 30 Jahren an US-amerikanischen Cross-Skates. Die Wartungsfreundlichkeit der Cross-Skates hat in den letzten drei Jahren leider wieder abgenommen. Oft wurde auf Schrauben verzichten und somit der Cross-Skater von einfachen Wartungsarbeiten ausgeschlossen. Nach dem Quantensprung durch den Umstieg weniger Cross-Skate Hersteller auf Alu-Bremsbeläge, haben sich in der Bremsentechnik wieder Rückschritte auf dem Markt verbreitet. Der größte davon steckt aber immer noch in den Köpfen, denn zwei Bremsen, bremsen besser als eine und die spezielle „strenge“ Art die Bremsen einzustellen, hat es erst ermöglicht den Cross-Skates zu ihrer sensationell günstigen Unfallstatistik zu verhelfen. Schlecht eingestellt verschenkt man also Sicherheitspotenzial. Es gibt immer noch Händler und „Trainer“, die das nicht wissen. Null Stürze im Jahr auf die „Hinterseite“ sind nämlich besser als zwanzig (ohne Bremse oder zu „lasch“ eingestellt) oder zehn (Bremse nur an einem Skate vorhanden, auf der anderen Seite kracht’s wie gehabt).

Damals wie heute gibt es rund sechs Hersteller von Cross-Skates – heute nur teilweise die gleichen wie damals – und heute wie damals, sind nicht alle Produkte wirklich marktfähig. Cross-Skating Vereine konnten wir in der jüngeren Geschichte der Sportart drei zählen, plus eine Cross-Skating Abteilung, zwei davon gibt es nicht mehr und die in einem Ski-Club gegründete Cross-Skating Abteilung hat, mangels Interesse der Skiläufer, schon wieder aufgegeben. Eins zu vier also leider gegen den Sport. Die Lehre daraus müsste lauten: Zur typisch deutschen Vereinsgründung ist der Sport zu klein und die Verbindlichkeit der Sportler zu gering. Die jüngste Schätzung geht ja immerhin nur noch von deutlich weniger als 1000 Aktiven in Deutschland aus. Ziemlich aussichtslos ist es auch, die Positiv-Floskel „e.V.“ eines Vereins aus Werbegründen für sein damit verbundenes Geschäft oder andere kommerzielle Angebote nutzen zu wollen, das geht schon aus steuerlichen und gesetzlichen Gründen schief. Es wäre naiv, so zu handeln. Davon abgesehen, wäre die Existenz des Vereins schon mit der ersten Abmahnung teuer beendet. Vereinsarbeit ist vor allem eins: Arbeit, und zwar überwiegend unbezahlte!

Die Informationspolitik Der Sport ist immer noch kaum bekannt. Eine plausible Informationspolitik zu Gunsten der Sportart hat es nie gegeben. Es gab wohl lobenswerte seriöse Informationsquellen, aber leider waren in der Überzahl zahlreiche Fehlinformationen und verfälschende Mitteilungen auf allen möglichen Medien vertreten. Begonnen auf Websites, in Foren, auf YouTube bis hin sogar ins Regional-TV. Qualität und authentische Berichte von erfahrenen Cross-Skatern waren hier eindeutig in der Minderheit. Viele die mit Cross-Skating gerade angefangen hatte, hinterließen auf irgend welchen Medien ihre „ultimativen Tipps“ und ließen den Sport dann wieder bleiben, bevor sie wirkliche Erfahrungen im Cross-Skating sammelen konnten. Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass regelmäßige 1000 bis 1500 km Cross-Skating Praxis jedes Jahr notwendig sind, um überhaupt nachvollziehbare Fortschritte aufzubauen und nicht jedes Jahr nach Ostern fast wieder bei null anzufangen. Und wer sich „Trainer“ schimpfen will, sollte sich das nicht mit weniger als 3000 Cross-Skating Kilometern in den Knochen wagen.

Anfänger zu beraten, wenn man selbst noch Anfänger ist, das ist keine wirklich gute Idee, aber gerade in Foren wurden ja einige kompetente Urgesteine des Sports vergrault. Diese ziehen jetzt leise und ganz in Ruhe ihre tausende von Kilometern in den Wäldern oder in Spezialisten-Foren ihrer Runden, fernab vom lauten Trubel manches Selbstdarstellungs-Portals. Ahnungslosigkeit war also lange Zeit Programm – ja es wurden sogar Sportgerät-Erfinder in manchem Forum von Anfängern „blöd angemacht“, die glaubten, ihre zwanzig Einträge dort seinen ein Art von Kompetenznachweis. Es wird sogar – und das offenbar nur im Cross-Skating Sport – manchmal die Meinung vertreten, dass man gar keine qualifizierten Ausbilder und Fachleute benötige und Anfänger am Besten von Anfängern lernen sollen. Mit dieser schmerzhaft schrägen Logik sollte man seine Kinde nicht in die Schule schicken, um lesen zu lernen, sondern auf den Spielplatz. Kein Wunder, dass sich viele Fachleute aus den lauten Portalen, die so etwas fördern, zurückgezogen haben. So kann man einen Sport doch kaum ernst nehmen!

Wer selbst überzeugt ist, sollte andere überzeugen!Aktive Cross-Skater verstehen kaum noch, wie von den Sport nicht überzeugt sein kann, denn der Sport reißt einen mit, wenn man ihn erst einmal richtig begonnen hat. Richtig begonnen? Für die meisten bedeutet das in den ersten Wochen, etwas häufigeres konzentriertes Üben, am Besten drei bis fünfmal pro Woche und dann den schonenden Übergang immer mehr zum längeren Ausdauertraining hin. Nach etwa 20 bis 30 Trainingseinheiten hat es dann fast jeden gepackt, der erst einmal so weit gekommen ist. Jede weitere Überzeugungsarbeit scheint dann überflüssig zu sein, man ist regelrecht infiziert und das praktisch ohne schädliche Nebenwirkungen und bei vergleichsweise geringen laufenden Kosten. Der Aufwand ist für das, was einem der Sport gibt, fast verschwindend gering. Pro Trainingsstunde wenden Cross-Skater oft weniger als einen Euro Kosten für Materialabnutzung auf – es gibt nur wenige günstigere Sportarten. Am Sport und den Sportgeräten selbst kann es also kaum liegen. Doch leider ist der Sport kein Selbstläufer, denn zu viele steigen wieder aus, bevor sie richtig begonnen haben.

Gute Argumente wurden oft nicht gut vermittelt Doch die Vorteile des Cross-Skatings scheinen sich auch heute noch viel zu wenig herumzusprechen. Vielleicht liegt es an den Informationsmedien? Womöglich auch an den kommunizierten Inhalten. Falsch ist ganz sicher, dass Cross-Skating dem Skilaufen gleicht und es ein Trendsport sei, wie es aber leider immer wieder bestimmte Quellen verbreiten, die vorher schlecht recherchiert haben. Cross-Skating ist Cross-Skating und kein halbwegs reifer Mensch will sich nachsagen lassen Trends hinterher zu hecheln. Sportler lockt man damit also kaum, besten falls Geschäftsleute die darauf hoffen mit Trends schnelles Geld verdienen zu können. Doch dieser Hut ist so alt, ich glaube schon in den 90ern nannte man solche kommerziellen Trend-Folger „Papageien“oder so ähnlich. Brave standardisierte Werbesprüche aufsagen, laut das Werbemaskottchen spielen und als Erster den Reibach machen! Damit ist aber immer ein Ende eines Trends in Aussicht gestellt. Produkt-Trends dauern drei bis maximal sechs Jahre, für so eine kurze Zeitspanne ist nicht jeder bereit eine neue Sportart zu erlernen, auch wenn es noch so leicht fällt. Einem Sport tut so etwas nicht gut. Ich bezeichne Cross-Skating daher gerne viel zutreffender als Life-Time-Sportart, die man fast sein ganzes Laben lang fortführen kann. Solcherlei langfristige Planung öffnet Türen für die Bereitschaft, sich langlebige und hochwertige Sportgeräte zuzulegen und eine Sportart konsequent und langfristig zu erlernen. Freilich erfordert so eine Ausbildung auch gut ausgebildete Ausbilder, was in Cross-Skating immer noch ein absolutes Manko ist. Von Anfang an wurden nicht nur jede Menge „Gefälligkeits-Trainer-Lizenzen“ verschenkt, sondern zur exponentiellen Förderung des Produktverkaufs auch „Trainer-Ausbilder“ aus dem Boden gestampft, deren Ausbildungsqualität man zur Recht kritisch betrachten darf. Diese Problematik zieht sich aber schon seit Anfang der Cross-Skating Renaissance* wie ein brüchiger roter Faden durch die Szene.

Geschäft versus Sportlichkeit? Hier liegt vielleicht auch eine andere Wurzel des Übels. Zu vielen eigentlich nur sportlich interessieren Kunden wurde mit dem Sport zusätzlich oder sogar in erster Linie ein lukratives Geschäft in Aussicht gestellt (das hätte man sich dann schriftlich geben lassen sollen) und damit wurde oft eine gewisse Verkrampftheit mit jeder Auskunft über den Sport mittransportiert, die leider oft primär auf das Geschäft mit dem Interessenten zielte. Fast im Chor wurden sogar, bei sonst üblicherweise entspannten Videos von Freizeitsportlern, Hersteller-Werbeslogans aufgesagt – die Masse der Hobbysportler wurde quasi als gratis Werbeträger für bestimmte Produkte genutzt. Das ist zwar legitim, aber bitte nicht so plump und papageienhaft, das schreckt viele nur ab! Den Sport bewerben ist die eine Sache, das ist immer noch nicht genug geschehen. Eine Marke zu bewerben, direkt oder indirekt, ist eine andere Sache. 2007 hörte ich auf einer so genannten Trainer-Ausbildung einen Teilnehmer verärgert sagen, „Bin ich hier auf einer Tupper-Party?“. Nichts gegen die praktischen Plastik-Kübel, aber sehr deutlich wurde die Ähnlichkeit im Vertriebssystem, das damals fast jeden unbedarften Kunden zum Händler oder sogar Ausbilder machen wollte. An diesem Prinzip hat sich bis heute immer noch nicht viel geändert. Destruktiv war vor allem, dass insbesondere seriös arbeitende Händler, die sich professionell mit der Materie und dem Sport auseinandersetzten, es schwer gemacht bekamen. Von Seite mancher Hersteller wurden sie, bei ungleich höherem Aufwand an Vertriebskosten sogar mit Nebeneberufsverkäufern gleichgesetzt oder sogar benachteiligt. Trotz handelsüblich professioneller Verkaufsabwicklung gegenüber einem Zubrot ohne große Verpflichtungen (oder Kompetenzen) der Gelegenheitsverkäufer. Es gab sogar Händlerverzeichnisse für die der Händler für die Auflistung dort rund 40 € Monatsgebühr zahlen sollte. Ein sehr exklusiver Obolus ohne absatzsteigernde Verpflichtungen des Produktherstellers. So verstärkte sich der Eindruck, dass die Idee des Sport einfach radikal zum Kohle machen ausgenutzt werden sollte, egal wer zahlte. Dies konnte die Qualität des Handels nur ausdünnen und verstärkte den Eindruck eines schnellen Trends bei dem einige das schnelle Geld machen wollte bevor der Trend einbrach. Nun der Marketing-Trend mag eingebrochen sein, den Sport gibt es noch, ebenfalls einige überzeugte Sportler.

 

Veranstaltungen Die Tendenz der Veranstaltungszahlen ist derzeit abnehmend! 2017 gab es etwa so viele Cross-Skating Veranstaltungen wie 2007, dazwischen aber deutlich mehr, nämlich bis zu 53 Veranstaltungen pro Jahr, wahrscheinlich sogar mehr. Ab 2010 gab es zwar einen deutlichen Qualitätseinbruch bei vielen Veranstaltungen, dies wurde aber durch viel ehrenamtliches Engagement und einige neue kostenlose und preisgünstige Angebote etwas ausgeglichen, so dass die Zahl der Angebote bis etwa 2015 beinahe konstant bleib. Danach kamen zum Glück einige wenige hochwertige Veranstaltungen neu dazu, die Menge der Angebote konnte aber, bei den sinkenden Aktivenzahlen, nicht mehr gehalten werden. Es ist auch wirklich schwer für 2018 sicher deutlich unter 1000 Aktiven Cross-Skater, Angebote aus dem Boden zu stampfen bei denen alle auf ihre Kosten kommen - sportlich gesehen. Schnellstmöglich soll im Cross-Skating Magazin ein Special für Veranstalter erscheinen, in dem interessante Veranstaltungsvarianten vorgestellt werden sollen.

Irritierende Vermarktungsstrategien Praxiserfahrungen wurden leider zu selten für Vermarktung und Produktentwicklung genutzt, denn in der Praxis konnten fast keine nachhaltigen Wirkungen auf die Weiterentwicklung durch das Feedback von Kunden und Händlern nachgewiesen werden. Der Warenumschlag fand zu oft bei Ebay oder "aus dem Kofferraum" statt, anstatt in Ladengeschäften. Trotzdem wird die große Lüge von "Fachhändler" immer noch gepflegt und in irritierender Weise verbreitet. Viele erklären sich gern unlauter selbst zum Fachhändler oder finden sich ohne weitere Qualifikation und Anstrengung auf Händlerlisten. Nicht jeder, der Ware gegen Geld beschafft, darf sich wirklich Händler schimpfen. Unterstützt haben diese von Anfang an zum Scheitern verurteilte Tendenz jene "Händlerlisten" auf denen so gut wie jeder Unqualifizierte aufgeführt werden kann. Wer als Kunde versuchte von solchen Listen nur zehn Kontaktadressen zu erreichen, kann oft froh sein überhaupt eine einzige kontaktieren zu können. Und wer kauft schon gern bei der einzig möglichen Option? Aber viele geben auch auf, bevor sie zehn Kontakte ausgetestet haben. So verdampfte schon immer ein riesiges Potenzial an künftigen Cross-Skatern.

Nur wenige seriöse Händler ackerten, trotz oft schwieriger Händlerkonditionen, weiter, die unter anderem waren: extrem dünne Händlermarge, Qualitätsschwankungen, mangelhafte Produktkonzepte oder Gewährleistungsabwicklung, undurchsichtige Bevorzugung anderer Händler, lange Lieferzeiten und Lieferengpässe oder "Vorfinanzierungsmodelle" durch die Händler selbst. Ausgerechnet diese Händler - wahrscheinlich weil bei ihnen die größten "Reichtümer" vermutet wurde - wurden dann gern durch Abmahnungen von Produktherstellern (!), aber auch durch andere Möchtergern-Händler, in ihrem finanziellen und zeitliche Handlungsspielraum eingeschränkt. Eine Branche, die sich selbst kannibalisiert, scheint kaum überlebensfähig zu sein. Davon abgesehen, dass eine Branche, die so ihr Geld verdient, als ausgesprochen schäbig gilt, kann man auf so einem "Schlachtfeld" kaum arbeiten.

Viele der so genannten Händler waren oft nur Vermittler, die Provisionen erhielten, aber nicht wirklich handelten, keine Lager und keine Demo-Ware hatten und auch keine Verantwortung und keinen Service übernahmen. Das „Kistenverschieben“ war schon immer bei den seriösen Händlern gefürchtet, jetzt ging es sogar ohne die Kisten anzufassen.

Was alles schief gegangen ist Das Blöde ist, das es keine garantierte Patentlösung aus dem Dilemma gibt und es weiterhin nur Einzelne mit viel Einsatz versuchen können, die Situation zu ändern. Hier eine unvollständige Liste mit auffälligen Punkte, die bisher Probleme bereitet haben.

 Schneeballsysteme sind unbeliebt. Sei es durch Anwerben der gesamten Verwandtschaft und Bekanntschaft oder durch die Tatsache, dass dieser Teich bald leer gefischt ist und oft nur ein unbeliebter Angler übrig bleibt.

 Umgehen des Einzelhandels ist immer fahrlässig. Um den Handel mit seinen soliden Strukturen zu stärken erfordert es, keinen Handel über Auktionsplattformen, kein Garagenverkauf (oder anderer „Nebenbei-Verkauf“), keine Provisions-“Händler“.

 Konkurrenz zum Einzelhandels schreckt die kompetentesten Aktiven ab. Wenn die Hersteller selbst als Online-Shop verkaufen, fragen sich viele Händler zu recht, wozu sie dieser Firma auf die Sprünge geholfen haben.

 Vorabfinanzierung durch Händler oder Kunden ist anrüchtig. Egal, ob man es als Crowdfunding verpackt (Cross-Skates sind ja absolut keine neue Idee!) oder ein noch nicht hergestelltes Modell auf viele Monate durch bezahlte Vororder von Händlern und Kunden (!) vorfinanzieren lässt, wenn ein Hersteller nicht bereit ist dieses unternehmerische Risiko ganz selbstverständlich zu übernehmen, bekommen viele Händler und Kunden kalte Füße und lassen sich auf so ein Abenteuer gar nicht erst ein. Dabei wäre der Sport an sich ein sehr lohnenswertes Abenteuer.

 Fehlende Förderung des Einzelhandels ist fahrlässig. Für Einträge auf Händlerlisten, die Händler bezahlen zu lassen, klingt nicht nach Verkaufsförderung. Auch zu geringe Handelsmargen drosseln die Bereitschaft zum Engagement für ein Produkt.Umgekehrt fördern aber zu große Margen die Verkaufslügen, die verbreitet werden, damit ausgerechnet dieses Produkt bevorzugt verkauft wird.

 Die Qualität der Produkte ist zu wechselhaft. Qualitätsstufen,die einmal erreicht wurden, wurden leider zu oft bei Nachfolge-Modellen wieder abgebaut. Auch die wenigen spezialiserten Werkstätten haben keine Qualitätsstandards. Mancher der in der Branche sogar Geld verdient, weiß noch nicht einmal, dass ein Innensechskant Inbus heißt.

 Cross-Skating als eine Art Nordic-Walking, Inline-Skating oder Sommerski zu verkaufen, kommuniziert nicht das ganze Potenzial des Sport. Er ist kein Ersatz, sondern den genannten Sportarten in vielen Punkten überlegen und dazu noch vielseitiger. Womöglich ist dies auch eine Schwäche in der Ausbildung bei den Cross-Skating Fachkräften.

 Treffs für Cross Skater sind zu rar. Der Puls eine Sportart schlägt im regelmäßigen und möglichst kostengünstigen Training. Daher sind Treffs kein Spielplatz für kommerzielle Treff-Veranstalter (sollte man nie machen!), sondern für ehrenamtlich orientierte Aktive, die so total angefressen vom Cross-Skating sind, dass sie gern ihre Zeit in einen Treff investieren.

 „Geiz ist geil“, ist überholt, das müssten auch die Geizigsten Käufer schon kapiert haben. Genau diese Einstellung hat der Branche aber übel zugesetzt, dass müssen sich die Konsumenten vorwerfen lassen! Man bekommt, was man bezahlt, wenn etwas „billig“ ist, wurde an anderer Stelle gespart, das ist ein wirtschaftliches Naturgesetz,gegen das niemand verstoßen kann. Und noch schlimmer: Oft bekommt man noch nicht einmal was man bezahlt! Es lohnt sich daher immer die Qualität zu durchleuchten, ob im Wareneinkauf oder bei Dienstleistungen, in jeder Branche! Wenn aber offensichtlich gut Qualität geboten wird ist Geiz am falschen Platz. Mehr als einmal habe ich nach langen informativen Telefonaten oder aufwändigen Beratungen oder Probefahrten von kruden Kunden die Erpresser-Pistole auf die Brust gesetzt bekommen und ich solle nun nach diesem Aufwand ihnen jetzt den günstigsten Preis auf dem Markt bieten. Nichts gegen faires Verhandeln, aber solche Kobolde fliegen bei mir raus und werden von mir nicht mehr bedient, wie jeder, der mich versucht über den Tisch zu ziehen. Und bin ich nicht der einzige bemühte Händler in der Szene, dem das passiert ist.

Und die Prognose? Wir sind 2018 im Durchschnitt kaum dort angelangt, wo wir schon 2008 schon hätten sein können! Den wenigen Punkten in denen die Szene inzwischen weiter ist, stehen Punkte entgegen, wo wir auf den Stand vor 2008 zurückgefallen sind. Es gibt kein vom Endverbraucher wahrgenommenes Qualitätsmanagement im Cross-Skating Sport, sondern vor allem ein auf den äußeren Eindruck ausgerichtetes herumdoktern an Symptomen ohne Beseitigung der Ursachen.