CHAOSMAGIE - Praktische Arbeiten im Chaos und im Kosmos

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Doch dadurch, dass die Rituale stets auf den Erfinder zugeschnitten sein werden, werden sich die Rituale auch immer auf die energetischen Fähigkeiten des Erschaffenden beziehen, auf das Wissen, auf die Weisheit, auf die Möglichkeiten, wie man sich selbst in den Zustand der Gnosis versetzen kann, um hierdurch verschiedene Blickwinkel zu verwenden, um die eigenen Ziele zu verifizieren, zu eruieren und dann natürlich auch zu erreichen! Warum sollte man sonst Magie machen!? Ein praktisches Buch der Chaosmagie müsste eigentlich so aussehen, dass es hier eine einzige Seite gibt, auf der in ein paar Zeilen einfach nur die Tipps stehen, dass der magisch interessierte Leser, oder natürlich auch der Chaosmagier, sich einfach in einen gnostischen Zustand bringen muss, um dann den eigenen wahren Willen zu leben, sodass hierdurch alle Zielpunkte, die für die aktuelle Inkarnation wichtig sind, erkannt werden, wodurch man mit der Hilfe seines Wissens, seiner Weisheit und seiner Gnosis (seiner Erkenntnis) eigene, vollkommen autarke Rituale „mal eben“ kreiert, diese dann in Angriff nimmt, die Rituale ausführt und umsetzt, sodass letztlich dann auch die gesetzten Ziele voll und ganz erreicht werden. Mehr ist es nicht! Das wäre auch schon das ganze Buch! Ein Ritual mit entsprechenden Schablonen und Regelungen würde hier eigentlich kontraproduktiv sein, selbst, wenn die Rituale als Ideen, Vorschläge, Entwürfe, Anregungen und Angebote konzipiert sind, wird es immer noch Menschen geben, die dies übersehen, vergessen, ignorieren, und sich dann darüber wundern, wo denn die Individualität bleibt. In Bezug auf die Chaosmagie wäre es dann natürlich noch schlimmer, wenn man hier eine geführte Meditation, bzw. eine geführte Astralreise anbieten würde, sodass hier noch engere Parameter, klare Strukturen und Muster und echte Schablonen vorgegeben werden, aus denen man eben nicht ohne weiteres ausbrechen kann. Gut, Meditationen oder auch Astralreisen wird man in diesem Werk definitiv nicht finden. Doch es wird Rituale geben! Auch wenn es im Bereich der Chaosmagie eigentlich sinnfrei ist, da ich ja hier nur „meine Rituale“ wiedergeben kann. Insgesamt wird man hier neun Rituale finden, acht von diesen Ritualen beziehen sich auf die verschiedenen „Farben der Magie“ und ein Ritual sich auf die „Chaotisch ein Wesen, Entitäten und Götter“ von verschiedenen Kulturen beziehen. Alles in allem wird es nicht langweilig!

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Chaotisches und geordnetes Chaos

„Benenne das Chaos und es ordnet sich“ – so ein Ausspruch aus einem Channeling, welches mit einem Prinzip geführt wurde, was Chaos kennt – Choronzon. Doch, was ist Chaos? Außerdem, auch wenn der Satz „Benenne das Chaos und es ordnet sich“ metaphorisch zu verstehen ist, löst er dennoch ein paar innere Fragen aus? Stimmt es, dass Chaos immer etwas Ungeordnetes ist, oder ist im Chaos eine Ordnung, die der Mensch einfach nicht (oder noch nicht) erkennen kann? Vielleicht ist das Chaos auch eine Ordnung, die jedoch so komplex ist, dass erneut das menschliche Denk- und Auffassungsvermögen scheitert? Fragen über Fragen! Nun, wenn man hier eine nüchterne Erklärung sucht, findet man für das Chaos die Erläuterung, dass es ein Durcheinander ist, eine ungeordnete Masse, ein anarchistisches, gesetzloses, unregelmäßiges, unbeständiges, wirres, unterschiedsloses, vermengtes, regelloses Ding! Es ist ein Ding, welches offensichtlich eine Kluft, einen Abgrund erschafft. Nun, da das Prinzip Choronzon auch immer mit Daath, der All-Wissenheit und dem Abyss, dem Abgrund, assoziiert wird, erhält der Satz „Benenne das Chaos und es ordnet sich“ schon wieder einen anderen Blickwinkel! Schon fast chaotisch! Aber auch nur „fast“, denn der Begriff „Chaos“ muss in vielen Zusammenhängen und Blickwinkeln verstanden werden. Da jedoch Zusammenhänge meist eine kausale bzw. logische Sammlung bilden, ist hier Chaos und Ordnung schon wieder irgendwie vereint. Ordnung, Kosmos, Chaos! Im Leben, im Dasein, in der Existenz und im Sein geht es letztlich immer darum, dass irgendwelche Systeme agieren, Systeme, die meist irgendwelchen Gesetzen folgen, die – im Idealfall – deterministisch sind. Ja, der Idealfall! Doch wie oft existiert dieser? Es ist ja schön, wenn der Determinismus, wortwörtlich das Festlegen, das Begrenzen, das Grenzen setzen, besagt, dass alles eine Ordnung hat und dass alle zukünftigen, und letztlich auch denkbaren Ergebnisse, auf Bedingungen beruhen, die einer eindeutigen, unumstößlichen Bedingung entsprechen. Alles ist planbar, alles ist erklärbar, alles ist berechenbar, alles ist erkennbar und alles ist logisch. Alles?

Nun, irgendwie nicht, denn die Antithese des Determinismus, also der Indeterminismus, sagt doch deutlich, dass es eben immer Ereignisse, Besonderheiten, Phänomene und Umstände gibt, die man als „Einmaligkeiten“ deuten kann und die eben KEINE eindeutigen Vorbedingungen produzieren, erlauben, festlegen oder auch erschaffen. Es gibt immer indeterminierte, also unbestimmte Möglichkeiten. So reagieren deterministische Systeme / Bedingungen / Gesetze nicht förderlich, wenn der Determinismus durch einen Indeterminismus gekreuzt wird, sodass hier zufällige und unvorhersehbare Dinge, Episoden, Umstände oder auch Phänomene erscheinen. Aber ist es wirklich zufällig oder ist der Zufall hier ein ZU-Fall, sodass etwas gelenkt wird, was aber außerhalb der eigenen Wahrnehmung und der eigenen Definitionsmacht steht? Wenn etwas unvorhersehbar ist, dann ist die Frage nach dem „Warum?“ doch gestattet, oder? Warum kann man etwas nicht vorhersehen? Vielleicht weil natürliche, kosmische oder auch ordentliche Systeme sehr empfindlich auf Änderungen reagieren? Vielleicht sogar schwächlich? Ist die Schwäche eines Systems der Grund von Chaos? Wenn ja, muss das Chaos je gigantisch sein, oder? Gut, wenn es um etwas Unvorhersehbares geht, dann heißt das erst einmal, dass hier ein Beobachter offensichtlich nicht die Fähigkeiten hat, die Gesamtheit zu erkennen, zu verstehen, zu überblicken oder zu begreifen. Dies kennt man eigentlich aus dem Alltag, denn gern wird das Wetter als „chaotisch“ beschrieben, obwohl das Wetter auf Naturgesetzen basiert, auf Gesetzen der Ordnung. Dennoch wird hier gern der Begriff des Chaos verwendet. Doch vielleicht ist das Wetter empfindlich! Ja, vielleicht! Doch, wogegen ist es denn empfindlich? Taten? Gedanken? Handlungen? Kann ich selbst das Wetter beeinflussen, in dem ich mich einfach auf „Sonnenschein“ oder auf „Regen“ konzentriere? Nun, die Praxis zeigt hier eigentlich, dass es so nicht funktioniert, denn wenn es regnet und ich „Sonnenschein“ denke, hört es (meist) nicht auf zu regnen, gerade dann nicht, wenn das Regenradar zeigt, dass ich im Zentrum einer riesigen Regenwolke bin. Doch vielleicht löst mein Gedanke ja eine Energie aus, die „energetische Dominosteine“ zum Fallen bringt, sodass eben doch der Regen aufhört, nur nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit, da viel Masse bewegt werden muss! Chaos! Ein Umstand, der Verwirrung, Unordnung und Konfusion IST und bedingt!

Wie empfindlich ist die Welt, das Leben, der Kosmos, das Sein? Reichen hier Gedanken aus? Im magischen Kontext ist die Antwort: „JA!“ Im profanen Alltag wird es meist ein „NEIN!“ sein, da hier die Komplexität des Chaos nicht überblickt werden kann. Dies gilt auch für die Magie, die man mit seinem Tagesbewusstsein erkennt, definiert und erkundet. Doch der Mensch besteht aus viel mehr, als nur seinem „Tagesbewusstsein!“ Echt? Ja! Ein bisschen mehr ist da schon, was Hirnforscher und Psychologen gerne mit einem Vergleich beschreiben. Hierbei ist die Zusammenfassung von Tages- und Unterbewusstsein in etwa 44.444 km lang. Das ist ZU-fällig etwas mehr als der Umfang der Erde (40.004 bis 40.076 km; also ca. 40040 km im Durchschnitt). Wie lang wäre jetzt das Tagesbewusstsein? Etwa die Hälfte? So ca. 22.222 km – weil es ja alles magische Zahlen, Schnapszahlen sind? Nun, knapp daneben! Wenn das menschliche Vermögen aus Tagesbewusstsein und Unterbewusstsein fiktiv einfach 44.444 km lang wäre, dann wäre der Anteil des Tagesbewusstseins ca. 22,222 cm lang. Zentimeter! Nicht Kilometer! Nein, das ist kein Tippfehler! Es wären NUR Zentimeter, definitiv keine Kilometer! Prozentual gesehen wäre dann von dieser Strecke das Tagesbewusstsein ganze 0,0000005 %, während das Unterbewusstsein 99,9999995 % umfassen würde. Natürlich ist dies nur eine Analogie, doch es zeigt hier sehr deutlich, dass das Tagesbewusstsein nicht wirklich umfassend, groß oder auch ausgedehnt ist. Nein, das Unterbewusstsein ist deutlich größer. Man sieht also, dass hier eine gigantische Kluft existiert, eine Leere, eine „gähnende Leere“ und dies führt uns auch zu dem wortwörtlichen Begriff des „Chaos“. Die Vokabel „Chaos“ stammt aus dem griechischen Wort (χάος) und bezieht sich auf das Verb „Chainō“ (χαίνω), was man eben mit „gähnen“, „klaffen“, „spalten“, „offenstehen/aufstehen“ übersetzen kann. Es geht hier also um eine Kluft, um einen Abgrund, um die sprichwörtliche „gähnende Leere“, eine Unendlichkeit, die unbegreiflich ist. Wenn man noch etwas tiefer gehen will, findet man hier Wortwurzeln, die sich auf eine „Gähnschlucht“ beziehen, also eine immens tiefe Schlucht, die sich auf der griechischen Halbinsel Peloponnes befindet, in der Nähe der Stadt Mykene und hier als Sinnbild zu verstehen ist. Da viele Fachwörter der deutschen Sprache aus dem Lateinischen oder aus dem Griechischen entlehnt sind, will ich dennoch kurz erwähnen, dass es auch in der nordischen Mythologie eine „gähnende Leere“, eine „Gähnschlucht“ gibt!

Diese ist jedoch nicht mit einem realen Ort, einer realen Felsformation, einer realen Schlucht zu vergleichen. Nein, es geht hier um eine „nordische Fachvokabel“, die „Ginnungagap“ lautet. Es ist ein Abgrund, in dem das erste Leben erschaffen wurde. In den nordischen Legenden, Mythen und Sagen, heißt es, dass es schon immer das Eis und das Feuer gab, welche durch einen absoluten Abgrund, einen wahren Abyss, getrennt waren. Dies war Ginnungagap! Wenn man jetzt will, kann man hier erneut eine Verbindung zwischen Ginnungagap und dem eigentlichen, kabbalistischen Abgrund, dem Abyss knüpfen, genauso wie man erneut eine Verbindung mit dem kabbalistischen Begriff „Daath“ knüpfen kann! Zwar weichen die jeweiligen Übersetzungen voneinander ab, denn „Ginnungagap“ bedeutet in der Übersetzung so viel wie „Abgrund der Abgründe“, „Kluft der Klüfte“, „klaffender Abgrund“ oder auch „absolute/gähnende Leere“, wogegen „Daath (דעת)“ einfach mit „Erkenntnis“, „Empfangen“, „Wissen“ oder auch mit „All-Weisheit“ übersetzt werden kann, doch befindet man sich jetzt schon mitten in der Chaosmagie. Es geht um Zusammenschlüsse, es geht um praktische Denkweisen, es geht um Wissen, um Weisheit und um Denkvermögen. Doch dies alles ist auch Chaos! So sieht man jetzt schon, dass spezielle Sichtweisen sich durch verschiedene Paradigmen ziehen können, die man in diesem Kontext aber auch wieder allgemein betrachten kann, sodass sich die Chaosmagie auf eine Ordnung des Wissens, der Weisheit, der Erfahrung und der Praxis bezieht. Chaos und Ordnung, Chaos und Kosmos, es geht immer um Kreation, es geht immer um Entstehungsgeschichten. Und wenn man noch ein wenig im Norden verharren will, dann sieht man bei der Entstehungsgeschichte der nordischen Mythologie, bei der Entstehungsgeschichte des Weltenbaumes Yggdrasil, von dem man wahrlich alle Welten sehen kann, da es hier einen Zusammenschluss von extremen Zuständen, von extremen Kräften gab. In der Schöpfungsmythologie heißt es, dass das Feuer aus Muspellzheimr / Muspellsheim / Muspelsheim zusammen mit dem Eis aus Niflheimr / Niflheim den Riesen Ymir bildete, den Urriesen, also das aller erste Geschöpf der Materie, dessen Namen man mit „Lärmer“ oder auch „Zwitter“ übersetzen kann, und in diesem Kontext das aller erste Lebewesen, als erste manifeste Lebensform zu deuten ist. Durch die Verbindung des Gletschereises aus der Ebene Niflheimr / Niflheim und dem Funkenregen aus der Ebene Muspellzheimr / Muspellsheim / Muspelsheim, also aus dem Zusammenschluss von Feuer und Eis, ist die erste Existenz entstanden.

 

Ein Zusammenschluss zweier Geschlechter, was in diesem Kontext spannend ist, da auch in der Genesis das Wesen (oder der Gottesname) Elohym/Elohim verwendet wird, den man wortwörtlich als „Göttin-er“ übersetzen muss, da hier beide Geschlechter betitelt sind. Gut, im nordischen Pantheon sagt man eben „der Riese Ymir“ und in der Genesis sagt man eben den Gottes Namen „Elohym/Elohim“ - im Grunde wird aber das Selbige gemeint. Man sieht, dass es sehr viele ähnliche Ideen gibt, sodass man in diesem Kontext immer wieder darauf hinweisen kann, dass es eine universelle Wahrheit gibt, eine universelle Wahrheit, die letztlich ein gigantischer Kreislauf ist, aus Zerstörung, Schöpfung und Zerstörung. Man könnte auch sagen, dass es das Chaos ist! Doch was entsteht, wenn Zerstörung, Schöpfung und erneute Zerstörung auftauchen? Letztlich doch ein Wirrwarr, eine Unordnung, eine Verwirrung des menschlichen Geistes, der deduktiven, linearen und kausalen Denkweise, oder? Chaos! Ja, die Wortbedeutung ist in der Alltagssprache wirklich die Unordnung, dass Wirrwarr, die Konfusion, die in den verschiedenen Mythologien existiert, und hier eben auch als Pendant, aber auch als Antipode zur Ordnung, zum Kosmos steht. Kosmos, auch wieder ein griechisches Wort (κόσμος), mit der Bedeutung der „Welt“, wobei hier dann auch sofort die „Ordnung“ gemeint ist, eine Ordnung, die sich auf alle erdenklichen, menschlichen Systeme bezieht, egal ob es jetzt eine staatliche Ordnung ist, eine gesetzliche Ordnung, eine Verfassung oder auch eine militärische Ordnung. Aber auch die Übersetzungen von „Pracht“, „Glanz“, „Schmuck“ oder „Kleinod“ sind hier denkbar. Da die griechischen Denkweisen auch immer bei den römischen Denkweisen auftauchen, dies sieht man natürlich extrem in den beiden Panthea, ist es nicht verwunderlich, dass es im römischen Paradigma auch ein Chaos gibt. Dies trägt die Bezeichnung „Caligo“, wobei hier eigentlich ein „dichter Dampf“ ein Ursprung aller Dinge thematisiert ist, aber auch wieder eine Personifizierung stattfand!

Konfusion! Ordnung! Chaos! Kosmos! Doch ist der Kosmos für ein Chaos anfällig? Wenn der Kosmos ein dynamisches System ist, welches dann für das Chaos anfällig ist, dann bedeutet dies wieder, dass der Kosmos, zumindest in seinen Anfangsbedingungen, enger mit dem Chaos verwoben war, als es jetzt der Fall ist. Konfusion gegen eine Weltordnung, gegen die Ordnung des Lebens, gegen die Ordnung des Universums.

In den griechischen Sichtweisen, speziell in der Theogonie, also in der „Entstehung der Götter“, des griechischen Dichters Hesiod/Hēsíodos, ist Chaos auf der einen Seite ein Urzustand der Welt, des Lebensraums, der Existenz, gleichzeitig aber auch eine göttliche Entität! Genau genommen ist es eine männliche Schwingung, sodass in der griechischen Mythologie Chaos der Vater von den ersten Göttern ist, speziell von Gaia (die Erde, die Manifestation) von Nyx (die Nacht, das Zwielicht), von Erebos/Erebus (der Finsternis), von Tartaros (die Unterwelt, der Schatten) und Eros (die Schöpfung, was in diesem Kontext aber meist mit Liebe übersetzt und betitelt wird). Das Chaos war hier das Anfängliche, es war das Formlose, woraus alles, was in der griechischen Mythologie irgendwann einmal Bestand haben sollte, entstand. Es war das allumfassende, absolute Urelement. Es war das „Nichts“, aus dem das „Alles“ kam, es war die Nicht-Existenz, aus der die Existenz entstand, ein Alles, aus dem alles entstand, was lebte und existent war. So entstand aus dem Chaos alles, was lebte, alles, was existierte, die Götter, der Himmel, die Elemente, speziell also Luft, Feuer, Erde und Wasser, aber auch die Erde als Materie, das Wasser als Ozean, der Tag, die Nacht, wobei hier noch einmal speziell die Finsternis thematisiert wurde, wie auch der Äther. Im weiteren Verlauf verbanden sich einzelne Paare, und hierdurch entstand das Leben. Der Tag, bzw. der Äther/Aether, die Nacht, bzw. Erebos/Erebus, was dann aber auch wieder die Finsternis ist, Erde und Meer, Himmel und Erde, Licht und Finsternis, und viele unumstößliche Gesetze, Ordnungen, kosmische Phrasen, wie zum Beispiel das Schicksal, das Alter, den Tod, der Schlaf, das Träumen, wobei hier immer wieder spezielle Entitäten betitelt wurden, wie zum Beispiel Phantasus (der Schlaf), Morpheus (der Träumer, das Träumen), Monus (Spott und Zwietracht), die Parcen, die Schicksalszuteiler (so wie die Nornen in der nordischen Mythologie, Urd [Schicksal], Verdandi [das Werdende] und Skuld [Schuld; das, was sein soll]), wobei hier eben auch Uneinigkeit, Zank, Elend, Rache, Schmerzen, Verbrechen, Lüge, Meineid, Lust, Hochmut, Blutschande, aber auch Heiterkeit, Freundschaft, Barmherzigkeit, Mitleid, und Freude in die Welt kamen. Es wurden in diesem Kontext also personifizierte Naturkräfte, genauso wie Archetypen und Charaktereigenschaften ersonnen, erkannt, in den Kosmos, in die Ordnung gerufen.

Doch jeder wird es verstehen, dass diese Prinzipien, die in die Ordnung, in den Kosmos gerufen werden, Chaos bringen. Uneinigkeit, Zank und Elend bringen Chaos, genauso wie Rache, Schmerzen, Verbrechen, Lüge, Meineide, Lust, Hochmut, Blutschande! Aber auch Freude, Mitleid, Barmherzigkeit, Freundschaft und Heiterkeit können in einem geordneten System Chaos verursachen!

Da es hier der Gegenpol der Ordnung ist, der Gegenpol des Kosmos, der Gegenpol des Lebens, der Materie, ist es hier wieder interessant, was man erkennen kann, wenn man dann in die kabbalistische Sichtweise wechselt, und erneut die Sphäre Daath klassifiziert. Hier muss man, im „kosmologischen Kontext“, also im Kontext der Existenzerschaffung, der Welterschaffung, das Chaos mit dem Nichts vergleichen, mit der Nicht-Existenz. Hierdurch wird man immer wieder einen Ausflug in die Kabbalah machen, denn auch hier gibt es wieder eine entsprechende Vokabel, die man sogar aus dem Alltag kennt. Es geht hier um das Wort Tohuwabohu! Es ist ein Begriff, der in der Genesis auftaucht, und dafür steht, was „am Anfang war“, bzw. was war, als die Erde erschaffen wurde, die dritte Dimension, die dritte Manifestation! Meistens wird Tohuwabohu einfach als „wüst und leer“ übersetzt, wobei man hier natürlich dann auch das Chaos selbst klassifizieren kann. Das ist schon recht interessant, dass in der Kabbalah so viel grundsätzliches Wissen existiert, nicht wahr? Nun, dies ist nicht so überraschend, denn die Hebräer waren Nomaden, und diese Nomaden haben sich letztlich sehr viele kulturelle Eigenschaften von den verschiedensten Völkern angeeignet, adaptiert, assimiliert, umgebaut oder auch weiterentwickelt. Tohuwabohu! Wenn man es Hebräer schreibt, dann hat man die hebräische Buchstabenkombination „תהו ובהו“ sodass man hier Wörter „תהו“, also „Tohu“ und „בהו“ also „Vohu“ findet, und noch das hebräische Waw „ו“, was man in diesem Kontext als va/ve sprechen kann, und einfach „und“ bedeutet. Also hat man hier wortwörtlich Tohu UND Vavohu, was dann in der Übersetzung von „Tohu (תהו)“ Öde, Wüste oder Leere lautet, sodass man sich hier auch sofort vorstellen kann, warum das hebräische Wort „Tehom“ oder auch „theomi“ in der Übersetzung „Urwasser“, „Tiefen“ und „Abgrund „heißt bzw. „abgründig“ oder auch „abgrundtief“. Die Übersetzung der Vokabel „Vohu (בהו)“ kann hier „starren“ aber auch „glotzen“ bedeuten, genauso wie „erstarren“ oder „sich wundern“.

Wenn man dies etwas weiterführen will, hat man hier also einen „wundersamen Abgrund“, eine „erstarrte Tiefe“, also irgendwie etwas, was unbegreiflich ist, sodass man hier nur noch „in die Lehre glotzt“. Wenn man dies etwas weiterführen will, in die sumerische Mythologie, dann findet man hier auch natürlich das Chaos, wobei hier das Salzwasser und das Süßwasser, die philosophischen Prinzipien Tiamat und Apsu thematisiert sind. Es ist wichtig zu wissen, dass Tiamat und Apsu in den sumerischen Ideologien KEINE direkten Götter waren, sondern archetypische Grundprinzipien.

Erst im weiteren Verlauf, speziellen Babyloniern wurden diese Grundprinzipien zu personifiziert in Energien, zu Göttern! Schöpfung bedeutet also, dass hier eine Kreation stattfand, eine Kreation AUS dem Chaos und irgendwie auch DURCH das Chaos und MIT dem Chaos. Und genau dies ist auch wieder die Chaosmagie! Durch das Chaos, durch die Chaosmagie wird erschaffen, aus dem Chaos, aus der Chaosmagie wird erschaffen, mit dem Chaos, mit der Chaosmagie wird erschaffen! Doch wenn etwas erschaffen wird, muss es jedoch irgendwo herkommen. Und hier sind wir schon wieder in der Sphäre Daath, im Abgrund, im Abyss, im kosmischen Schmelztiegel!

Man kann also sagen, dass dadurch, dass der Abyss der „Schmelztiegel des Seins“ ist, sich selbst die göttliche Manifestation gebildet hat, dass sich hier also ein „göttliches Selbst“ freilegte, um sich an und in allen Möglichkeiten in der Existenz und aus der Nicht-Existenz zu entfalten! Wenn man will, kann man den Abyss auch ohne weiteres als kosmische Kaderschmiede betiteln, in der es um Wissen, Weisheit, Erkenntnis und Selbstevolution geht.

Dies spiegelt sich auch wieder in den Namen „Choronzon“! Wenn man hier eine Übersetzung machen will, und dass ist nicht ganz so einfach, da es so viele Übersetzungen gibt, so viele Übersetzungen möglich sind, kann man hier folgende Ergebnisse erhalten:

Choronzon:

Kraft/Stärke der frei geborenen Ewigkeit“

Edle Kraft der Ewigkeit“

Abyss/Loch der ewigen Kraft/Stärke“

Kraft/Stärke des frei geborenen Hüters“

Der Edle bewahrt die Kraft“

Hütende/Bewahrende/Sichernde Kraft/Stärke des Loches/Abyss“

Abyss/Loch der ewigen Kraft/Stärke“

Kraft/Stärke des frei geborenen Glanzes/Leuchtfeuer“

Edle Kraft des Glanzes“

Abyss/Loch der glänzenden Kraft/Stärke“

Glänzende Kraft/Stärke des Loches/Abyss“

Doch alle kosmischen Möglichkeiten werden ein wenig zu viel für den menschlichen Geist sein und genau hier ist der Abyss wieder eine wichtige Grenze, eine Grenze zwischen „Form und Geist“. Choronzon ist in diesem Kontext der „Meister der Wandlung“, „Lehrherr der Transformation“ oder auch „Souverän der Transzendenz“. Wenn man sich dann aber auch die Frage stellt, wie Schöpfung überhaupt möglich ist, kann man kurz und knapp sagen, dass hier eine Art Kontraktion der eigentliche Grund war! Eine Kontraktion? Ein Zusammenziehen? Nun, wenn man sich im mystischen und religiösen Kontext auf die Entstehung des Abyss beziehen will, dann findet man wieder das hebräische (oder auch kabbalistische) Fachwort „Tzimtzum“! Der Begriff „Tzimtzum“ oder auch „Zimzum“ bezieht sich auf eine Idee des Kabbalisten Isaak Lurias, der in der Mitte des 16. Jh. die Eingebung hatte, dass der Kosmos sich durch eine „Kontraktion / Konzentration“ erschaffen hat. Hierbei ging es um ein Zusammenziehen des „göttlichen Lichtes“, eine Art des Rückzugs von der Existenz in die Nicht-Existenz, ein zyklischer Prozess, der auch wieder mit einem Mors Mystica verglichen werden kann, wenn es darum geht, dass „etwas“ seine Grundfesten reflektiert. In diesem Fall wäre es die Schöpfung selbst. In dieser Schöpfung wird dann die allumfassende, kosmische Seele „belebt“, was wiederum bedeutet, dass hier entsprechende Potenziale verteilt werden, Potenziale, die dazu führten, dass hierdurch die kabbalistischen Ideen des Ain, Ain Soph und Ain Soph Aur literarisch manifestiert wurden.

 

Man könnte hier auch einfach sagen, dass die Emanation „Ain“ einfach die Nicht-Existenz ist, die kabbalistische Emanation „Ain Soph“ der „Hort der Werdung“ ist und die kabbalistische Emanation Ain Soph Aur die „Halle der Schöpfung“! Chaos! Tzimtzum! Kosmos! Schöpfung! Magisch und philosophisch kann man es sich so erklären, dass durch das „Tzimtzum“, durch diesen „Rückzug“, durch diese „Kontraktion“, eine Art „Hohlraum“ entstanden ist, eine Art „Existenz-Vakuum“ bzw. ein „Machtvakuum“, welches jedoch essenziell für die Schöpfung ist, da sich so die Dualität „erst richtig“ bilden konnte. In der kabbalistischen Vorstellung war alles durchdrungen von dem grenzenlosen Licht des Seins – etwas, dass man als Ain Soph bezeichnete, da das Licht hier die Schöpfung selbst ist, die Kreation, also die Essenz des „Hort der Werdung “. Es war die Mitte des Seins (der Mittelpunkt des Kreises) gleichzeitig aber auch das Sein selbst (der Kreis), wodurch es keine Dualität gab, sondern ausschließlich eine alldurchdringende Unität. Erst als es zu einer Kontraktion des Seins kam – als sich das Ain Soph / der Hort der Werdung selbst zusammenzog, entstand das Vakuum, welches sich als „All-Sphäre“ manifestierte – als Ain Soph Aur, als „Halle der Schöpfung“, woraus dann wieder Kether wurde, da Kether alles ist, auch der Abglanz des göttlichen Lichtes. Durch den Rückzug, durch das „Tzimtzum“, kam es erst zur Schöpfung, da es vorher keinen „Raum“ für die Schöpfung gegeben hätte. Erst durch die Kontraktion wurde ein „Raum der Schöpfung“ / „Halle der Schöpfung“ entwickelt. Dies ist der gesamte Etz Chajim, der Lebensbaum, mit seinen Ausläufern des Sephiroth und des Qlippoth. Der Verbindungspunkt ist jedoch Daath und somit auch zum Teil der Abyss. In diesem Fall ist der Abyss eine natürliche Trennung zwischen „Schöpfung“ und „Schöpfer“, gleichzeitig aber auch eine Brücke, denn durch die „magisch-energetischen Möglichkeiten“ dieser Macht, kann man sich selbst transformieren und transzendieren. Genau deswegen gibt es in der Sphäre Daath und auch im Abyss nichts Böses und nichts Gutes. Doch hier gibt es Chaos! Chaos IST das Potenzial! Das unbenannte Chaos ist in diesem Zusammenhang die Nicht-Existenz, denn wenn man das Chaos benennt, ordnet es sich. Die Nicht-Existenz ist der Schöpfungspfuhl, in dem das Potenzial von allem, was sein kann, existiert, aber eben noch nicht in eine Form – die Existenz – gegossen wurde. In dieser Emanationsstufe gibt es nichts, außer der unendlichen Möglichkeit des Werdens! Hier ist das Chaos!

Dieses Chaos IST Ain Soph Aur, dieses Chaos ist immer und überall, und aus dem Chaos heraus, kommt der Kosmos, was man, im kosmischen UND chaosmagischen Kontext so deuten kann, dass IN Ain Soph Aur wiederum eine Trinität besteht, die das Chaos formt, die das Chaos benennt. Hier kann man, um es ein wenig chaotisch zu machen, dass Matroschka-Prinzip nehmen, was bedeutet, dass in Ain Soph Aur wiederum ein Konzept existiert, dass man als Ain, Ain Soph und Ain Soph Aur bezeichnen kann. Um es hier nicht zu chaotisch zu machen, könnte man hier ein Sonderzeichen verwenden, zum Beispiel Ain***, Ain Soph** und Ain Soph Aur*, oder man könnte auch die Begrifflichkeiten „Plihah – der Pfuhl der Existenz“ für Ain*** verwenden, „Revah – der Amboss der Schöpfung“ für Ain Soph** und „Gorelevah – der Kessel von Vorsehung und Ewigkeit“ für Ain Soph Aur*! Aus Plihah, aus dem Pfuhl der Existenz / dem Schöpfungspfuhl, kommt „ALLES“! Es wird ALLES entnommen / ausgehoben / erhoben, um es dann in Revah, auf dem Amboss der Schöpfung zu formen, zu ordnen, in den Kosmos zu rufen, um dann eine essenzielle / existenzielle Kraft hinein zu geben, wenn man so will die Urenergie, den eigenen göttlichen Funken, der immer und überall ist, sodass hier aus Gorelevah, aus dem Kessel von Vorsehung und Ewigkeit das geordnete Chaos, das kosmische Chaos, in den Kosmos selbst, in die Ordnung selbst entlassen wird, um dort die essenziellen Erfahrungen der Dualität zu machen.

Man könnte dies sogar mit einem physikalischen Fachbegriff beschreiben, und zwar mit der Entropie! Die Entropie, aus dem Griechischen kommend (ἐντροπία) ist hier in der wortwörtlichen Übersetzung „eine Wendung“ (direkt wortwörtlich an / in Wendung), eine Wendung, die sich zum Chaos jedoch bewegt. Physikalisch durchlaufen alle Prozesse, die in irgendeinem System ablaufen einen Umstand, der eine Zunahme von Entropie bewirkt, also eine Zunahme einer Wendung. Dies wird eigentlich als der Schritt von der Ordnung ins Chaos gedeutet, sodass die Schöpfung in diesem Kontext eine Negentropie stattfindet. Es ist in diesem Zusammenhang jedoch einfach nur eine Kurzbezeichnung für eine „negative Entropie“ oder eben eine Antientropie, sodass das Leben in diesem Zusammenhang genau das ist.

Wenn also jedes System, im physikalischen Sinne, spontane Prozesse besitzt, sodass hier eine Entropie, eine Unordnung, ein Durcheinander, eine Konfusion, ein Wirrwarr, ein Chaos anfängt, ausgeführt wird, bestrebt wird, umgesetzt wird, bedeutet das, dass hier wieder der Satz „Wie Oben, so Unten“ definitiv greift, denn letztlich geht alles wieder zurück zur Quelle, zur Unität, zurück zum Abgrund, zum Abyss!

Gut, die Physiker sehen das natürlich anders, denn auch, dass die Entropie einfach als „Chaos“ oder auch als „ein Maß für Chaos“ definiert ist, stößt bei den Physikern natürlich negativ auf. Hier wird die Entropie als ein objektives Maß gedeutet, welches mit Informationen verknüpft ist, die essenziell sind, um 100%ige Beobachtungen auszuführen. Wenn man also das Leben zu 100 %, in allen kosmischen Bereichen, in allen Ebenen, in allen Ausläufern erfassen, begreifen und verstehen will, müsste hier die Entropie auf „Null“ sinken, denn dann hätte man alle Informationen! Doch man hat auch alle Informationen, wenn die Entropie ist, wie sie ist, da die Informationen immer und überall vorhanden sind. Sie sind nur vom Chaos umgeben, vom Chaos durchsetzt, vom Chaos durchzogen!

Und auch hier greift wieder die Chaosmagie hinein, denn die Chaosmagie versucht hier die entsprechenden Informationen herauszuziehen, dingbar zu machen, was wiederum zeigt, dass die Chaosmagie eine echte Herausforderung ist! Eine solche Herausforderung sieht man auch in der Aussage „Benenne das Chaos, und es ordnet sich!“, genauso wie in der Aussage „Beschreibe mich und ich werde mich wandeln, benenne mich und ich werde ein anderer Sein!“ Und um hier dem Kapitel einen ordentlichen und gleichzeitig chaotischen, wie auch kosmischen Abschluss zu geben, will ich einfach ein Channeling abdrucken, welches sich auf die Nicht-Existenz, auf die Existenz, auf Schöpfung, auf die Entropie, auf die Antientropie, und auch auf die Chaosmagie bezieht. Entnommen ist das Channeling aus dem Buch „Banner des Lichtes - Der Ruf der Schöpfung; ISBN 9783753177236“, welches sich mit der Kreation des Seins befasst, und hier auch Ordnung ins Chaos bringt.