Motivorientiertes Führen

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3. Neugier

Neugier steht für Wissbegierde und den Wunsch, etwas über die Welt und sich selbst zu erfahren. Dabei überwiegt die Lust am Lernen, der praktische Nutzen des Gelernten steht im Hintergrund.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Neugiermotiv lieben es, über Dinge nachzudenken. Häufig gehen sie Dingen gern auf den Grund, sind wahrheitssuchend, intellektuell und Theorien und Philosophien selten abgeneigt. Sie sind über unterschiedlichste Themen informiert, unabhängig von deren praktischer Relevanz. Sie erleben sich als geistvoll, interessant und intelligent, obwohl das Neugiermotiv nichts über den Intelligenzquotienten aussagt. Sie streben nach geistiger Nahrung und kognitiven Herausforderungen. Bei Routineaufgaben stellt sich schnell Langeweile ein, da sie keinen Raum für Wissenszuwachs bieten. Sie lesen, schreiben, entwickeln und konzeptionieren stattdessen lieber. Staunen und Wundern erleben sie als befriedigende Emotionen.

Niedrig ausgeprägt

Im Gegensatz dazu werten Menschen mit niedrigem Neugiermotiv Wissen als Mittel zum Zweck. Sie lernen nicht des Lernens wegen, vielmehr steht die praktische Umsetzung des Gelernten im Vordergrund. Sie beschreiben sich eher als handlungsorientierte Umsetzer mit gesundem Menschenverstand. Intellektuelle und philosophische Debatten erleben sie als langweilig und Zeit verschwendend. Wird von ihnen verlangt, sich tiefer mit einem theoretischen Thema auseinanderzusetzen, kann sie das viel Energie kosten.

In der Werbesprache stehen die beiden Slogans »Never stop thinking« und »Just do it« für die jeweiligen Motivpole.

Die evolutionäre Grundlage für ein hohes Neugiermotiv kann man bei Tieren beobachten: Sie profitieren bei ihrer Nahrungssuche und Verteidigung von einer ausgeprägten Umgebungserkundung.

Am Beispiel des Lernens einer Fremdsprache wird deutlich, wie unterschiedlich die Motivation dafür sein kann. Während Menschen mit hoher Neugier beispielsweise Italienisch aus Interesse lernen, werden Menschen mit gering ausgeprägter Neugier dies nur tun, wenn sie später auch nach Italien reisen oder dort arbeiten, um die erworbenen Sprachkenntnisse anzuwenden.

4. Anerkennung

Das Anerkennungsmotiv sagt aus, ob eine Person ihre Selbstsicherheit eher vom Feedback anderer oder aus sich selbst heraus bezieht. Es steht dafür, wie sehr das Selbstbild durch andere oder sich selbst definiert wird.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Anerkennungsmotiv streben nach sozialer Akzeptanz und einem positiven Feedback ihrer Mitmenschen. Sie sind daher meist sehr ehrgeizig und wollen Fehler und damit negative Kritik vermeiden. Sie streben nach Perfektion. Sie haben Angst, Ansprüchen nicht zu genügen und deshalb abgelehnt zu werden. Dies kann sie daran hindern, offen ihre Meinung oder gar Kritik auszusprechen. Zudem nehmen sie auch sachliche und konstruktive Kritik an ihrem Verhalten oder ihrer Arbeit schnell persönlich. Im 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun hören sie vor allem auf dem Beziehungsohr. Dadurch sind sie in zwischenmenschlichen Beziehungen oft empathischer und sensibler.

In der Praxis erleben wir immer wieder, dass diese Menschen neuen Aufgaben gegenüber vorsichtig eingestellt sind, da sie fürchten, diese nicht bewältigen zu können und dafür Ablehnung zu erfahren. Dabei steht nicht der inhaltlich ungewisse Ausgang der Aufgabe im Mittelpunkt, sondern die mögliche zwischenmenschliche Konsequenz.

Niedrig ausgeprägt

Menschen mit einem niedrig ausgeprägten Anerkennungsmotiv beschreiben sich als selbstsicher und kritikfähig. Passend dazu lässt sich Adenauer mit dem Satz zitieren: »Die einen kennen mich, die anderen können mich.« Sie sind Fehlern gegenüber offener, weil sie diese als Quelle des Lernens werten. Sie leben nach dem Motto: »Ich kann alles schaffen.« Nach außen wirken sie sehr selbstbewusst, direkt, manchmal auch unsensibel. Führungskräfte mit einem niedrigen Anerkennungsmotiv neigen dazu, sehr sparsam mit Lob umzugehen. Da Lob für sie keine zusätzliche Motivation darstellt, können sie sich nicht vorstellen, welche positiven Wirkungen Lob auf andere haben kann. In der Praxis führen Manager mit einem schwach ausgeprägten Anerkennungsmotiv oft nach der Maxime »Nicht geschimpft ist Lob genug«.

5. Ordnung

Das Motiv »Ordnung« steht für das Streben nach Struktur, guter Organisation, Planung sowie Sauberkeit und Hygiene.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hohen Ordnungsmotiv planen gern und können sich nur dann gut von ihren Vorhaben lösen, wenn diese durch einen neuen Plan ersetzt werden. Sie beschreiben sich selbst als ordentlich, exakt und detailorientiert. Ihr Leitspruch könnte sein: »Ein Platz für alle Dinge und alle Dinge an ihrem Platz.« Oder: »Ordnung ist das halbe Leben.« Es fällt ihnen leichter, Abläufe und Prozesse zu strukturieren und eigene Wochenoder Tagespläne zu schreiben. Standardisierte Prozesse und Routinen geben ihnen Sicherheit. Sie verabscheuen Schlampereien und sind stolz darauf, so gut organisiert zu sein.

Niedrig ausgeprägt

Menschen mit einem niedrig ausgeprägten Ordnungsmotiv streben nach Flexibilität und Spontaneität. Sie passen sich nicht gerne an vorgegebene Prozesse an, da sie diese als beengend empfinden. Sie planen oft nur in sehr geringem Maß. Eine zu hohe Detailorientierung wird als störend empfunden. Ihr Motto könnte lauten: »Nur das Genie beherrscht das Chaos.« Sie selbst beschreiben sich häufig als offen, reaktionsschnell, kreativ und pragmatisch. Im täglichen Leben kann sich dieses Motiv in der Sauberkeit und Ordnung des Arbeitsplatzes oder dem Einkaufen mit oder ohne Liste zeigen.

6. Sparen und Sammeln

Das Motiv »Sparen und Sammeln« zeigt, wie gern Menschen Dinge aufheben und bewahren.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Sparen / Sammeln-Motiv fällt es schwer, Dinge wegzuwerfen und sich von ihnen zu trennen, unabhängig davon, ob sie diese auch tatsächlich nutzen. Sie vermeiden unnötige Ausgaben und pflegen ihr Eigentum, um eine möglichst lange Betriebsdauer sicherzustellen. Statt einen neuen Toaster zu kaufen, wird stundenlang versucht, den alten zu reparieren. Häufig streben sie auch danach, Sammlungen zu vervollständigen. Ihr Motto könnte lauten: »Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.« Nicht selten führt das dazu, dass das Auto nicht in der Garage stehen kann, weil diese mit Kartons vollgestellt ist. Oder das Motiv wird ausgelebt, indem man 120 Business-Hemden besitzt oder Geschenkpapier mehrfach benutzt. Menschen mit einem hoch ausgeprägten Sparen / Sammeln-Motiv beschreiben sich selbst als wirtschaftlich, vorausplanend und verantwortungsvoll.

Niedrig ausgeprägt

Menschen des Gegenpols sind dagegen eher großzügig, verleihen und verschenken leichter ihr Eigentum, ohne es zurückzufordern. Oft leben sie nach dem Motto: »Sharing is caring.« Materiellen Besitz erleben sie sogar manchmal als unnötige Verantwortung und Belastung. Größere Anschaffungen können mit dem Gefühl der Inflexibilität und Gebundenheit verbunden werden. Die Hemmschwelle, sich von Altem und Defektem zu trennen, ist dagegen niedrig – unnötige Dinge wie lange nicht getragene Anzüge oder Blusen werden schnell entsorgt. Meist kümmern sie sich weniger um ihren Besitz und neigen zu Verschwendung. Menschen mit dieser Ausprägung können trotzdem Geld sparen, um entweder in besonderen Situationen großzügig zu sein (z.B. im Urlaub) oder eine emotionale Sicherheit zu erlangen.

7. Ehre (Business-Version: Ziel- und Zweckorientierung)

Ehre steht für die Orientierung an einem festen Wertesystem, welches beispielsweise aus einem familiären, gesellschaftlichen, politischen, unternehmerischen oder religiösen Umfeld stammen kann.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Ehremotiv orientieren sich an Prinzipien oder einem moralischen Kodex. Sie beschreiben sich als charaktervoll, verantwortungs- und pflichtbewusst. Moralische Integrität ist für sie ein wichtiger Faktor. Sie hinterfragen seltener das Regelwerk, sondern ziehen unabhängig von dessen Inhalten eine Befriedigung aus ihrer Zugehörigkeit zu diesem Wertesystem. Führungskräfte mit dieser Ausprägung erlangen innere Zufriedenheit, indem sie der von ihnen erwarteten Rolle gerecht werden. Überdurchschnittliche Disziplin, Treue und Loyalität können eine Konsequenz daraus sein. Sie geben meist erst dann Versprechen ab, wenn sie diese auch einhalten können. Ihr mögliches Motto in unserem europäisch-christlichen Wertekanon lautet: »Ehrlich währt am längsten.«

Niedrig ausgeprägt

Bei Menschen mit einem niedrig ausgeprägten Ehremotiv hingegen erfolgt ein stärker situations- und kontextbedingtes Bewerten und Handeln. Durch die geringere Orientierung an Wertesystemen handeln sie ziel- und zweckorientiert. Sie beschreiben sich selbst als pragmatisch, situativ handlungsfähig, flexibel und spontan und leben nach dem Motto: »Der Zweck heiligt die Mittel«. Ihnen fällt es leicht, bestehende Regeln zu hinterfragen.

Beispiel

Konrad Adenauer ist in zweifacher Hinsicht ein Beispiel für ein niedrig ausgeprägtes Ehremotiv: zum einen wählte er sich 1949 selbst als ersten Kanzler, zum anderen trat er im gleichen Jahr gegen die Wiederaufrüstung der BRD ein, bevor er sich 1950 mit dem Satz: »Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?« für die Wiederaufrüstung aussprach. Im heutigen Alltag spiegelt sich ein niedrig ausgeprägtes Ehremotiv z. B. darin wider, ob man ohne schlechtes Gewissen in zweiter Reihe parkt, schwarzfährt, bei Rot über die Ampel geht oder zu Notlügen greift.

 

Im internationalen Vergleich haben deutsche Manager übrigens eine der geringsten Ausprägungen des Ehremotivs weltweit.

8. Idealismus

Das Idealismusmotiv steht für das Streben nach sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Weiterentwicklung.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Idealismusmotiv sind altruistisch und wollen zum Wohle der Menschheit und der Gesellschaft beitragen. Dies äußert sich beispielsweise darin, dass sie gemeinnützigen Organisationen beitreten, humanitäre Interessen unterstützen oder Geld spenden. Sie sind oft selbstlos und nehmen Anteil an dem, was mit anderen Menschen – nicht nur mit denen in ihrer Stadt, sondern auf der ganzen Welt – geschieht. Sie helfen aus dem inneren Drang heraus, helfen zu wollen, und nicht, um sich vor anderen zu profilieren. Sie möchten dazu beitragen, dass die Welt ein besserer Ort wird. Dafür werden sie manchmal als »naive Weltverbesserer« und »unrealistische Träumer« betrachtet. Berühmte Beispiele dafür sind Mutter Theresa, Robin Hood, der Sänger Bono oder Lady Di. Der Slogan »Brot für die Welt« fasst diese Ausprägung gut zusammen.

Niedrig ausgeprägt

Ist das Idealismusmotiv dagegen niedrig ausgeprägt, überwiegt die Orientierung am persönlichen Vorteil. Diese Menschen beschreiben sich als realistisch und pragmatisch. Sie werten Ungerechtigkeiten als unvermeidliche Bestandteile des Lebens. Im Gegensatz zur hohen Ausprägung dieses Motivs könnte ihr Slogan lauten: »Brot für die Welt – Kuchen für mich.« Ihre Lebensmaxime lautet: »Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied«, womit sie jedem Menschen eine große Selbstverantwortung zuschreiben.

9. Beziehungen

Das Beziehungsmotiv beschreibt den Wunsch, mit anderen zusammen zu sein und Spaß zu haben. Es steht für das Streben nach positiven sozialen Kontakten.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Beziehungsmotiv suchen Kontakt, Begegnungen und Nähe mit anderen. Sie beschreiben sich selbst als aufgeschlossen, lebendig und humorvoll. Sie gehen gern auf Partys und Feste und sind nicht selten Mitglied in mehreren Vereinen, Clubs und Organisationen. Sie haben in der Regel eine hohe Sozialkompetenz und erleben ihre glücklichsten Momente, wenn sie mit anderen zusammen sind. Sie bearbeiten Aufgaben und Projekte lieber in der Gruppe als allein. Ihre Bürotür steht meist offen. Ihr Netzwerk ist groß, wobei auch viele lose Kontakte dazugehören. Angesprochen fühlen werden sich diese Menschen beispielsweise von Slogans, wie ihn der Reiseveranstalter Club Aldiana nutzt: »Sonnenschein – nie allein: Urlaub unter Freunden«.

Im Unterschied zur Unabhängigkeit beschreibt das Beziehungsmotiv das Streben nach Kontakt und Gesellschaft, weniger die emotionale Verbundenheit mit anderen. Deswegen wirken die Menschen, bei denen das Motiv stark ausgeprägt ist, extravertiert, sie sind es aber nicht zwangsläufig.

Niedrig ausgeprägt

Ein niedrig ausgeprägtes Beziehungsmotiv weist auf den Wunsch nach sozialer Zurückgezogenheit hin. Diese Menschen entspannen besser in der Einsamkeit und fühlen sich in der Gesellschaft von Fremden schnell unwohl. Erzwungenen Kontakten oder viel Small Talk können sie nichts abgewinnen. In Meetings, bei Firmenfesten und sonstigen Zusammenkünften bleiben sie nicht länger als nötig und kehren dann aufatmend in ihr eigenes Reich zurück. Sie lassen sich auf oberflächliche Kontakte am ehesten dann ein, wenn sie sich positive Konsequenzen davon versprechen oder unangenehme Folgen vermeiden wollen.

10. Familie

Das Motiv »Familie« ist mit Blick auf die eigene gegründete oder zu gründende Familie zu sehen. Das Familienmotiv umfasst das Streben nach Fürsorge gegenüber dem Partner und den eigenen Kindern.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Familienmotiv haben den Wunsch, eigene Kinder zu bekommen und aufzuziehen, sie sind »Familienmenschen«. Für sie geht die Familie meist über alles. Sie sind oft bereit, die Bedürfnisse ihrer Kinder über die eigenen zu stellen, und mögen das Gefühl, gebraucht zu werden. In dem Begriff »Fürsorge« ist auch »Sorge« enthalten – daher beschäftigen sie sich häufig gedanklich mit ihrer Familie und machen sich öfter Sorgen um sie. Zudem versuchen sie, möglichst viel Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Können sie aus beruflichen Gründen diesem Motiv nicht gerecht werden, baut sich (zumindest latent) ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Familie auf. Daher freuen sich vielbeschäftigte Manager häufig mehr über einen freien Tag, den sie mit ihrer Familie verbringen können, als über eine Bonuszahlung.

Niedrig ausgeprägt

Menschen, bei denen dieses Motiv niedrig ausgeprägt ist, streben eher nach einem partnerschaftlichen Zusammenleben mit ihrer Familie. Sie wollen sich unabhängig, frei und unbelastet fühlen. Nicht immer, aber häufig, geht damit ein niedrig ausgeprägter Kinderwunsch einher. In ihrer Freizeit beschäftigen sie sich gern mit familienunabhängigen Freunden oder Themen. Wenn sie eigene Kinder haben, werden diese häufig mit der sogenannten »langen Leine« erzogen. Die Eltern-Kind-Beziehung hat manchmal kumpelhafte Züge, was aber nicht bedeutet, dass die Eltern ihre Kinder weniger lieben. Als extremes Beispiel kann Nina Hagen gesehen werden, die oftmals mit dem Satz. »Meine Tochter ist meine beste Freundin« zitiert wird.

11. Status

Die einen leben nach dem Motto: »Bescheidenheit ist eine Zier«, die anderen ergänzen diesen Spruch mit: »doch besser lebt’s sich ohne ihr«. Grammatikalisch zwar nicht ganz korrekt, aber dennoch treffend. Das Streben nach Status beinhaltet den Wunsch nach Prestige in der sozialen Hierarchie.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit einem hohen Statusmotiv wollen mehr haben oder mehr können als andere und dadurch wahrgenommen werden. Sie brauchen das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, zum Beispiel einer Elite anzugehören. Status kann dabei materiell oder immateriell empfunden und ausgelebt werden. Immateriell können das besondere Fähigkeiten, Titel, Positionen oder Zugehörigkeiten sein. Materiell sind es häufig Markenkleidung, Autos, Uhren, Einrichtung etc. Menschen mit einem hohen Statusmotiv beschreiben sich gern als privilegiert und einzigartig. Sie suchen die Nähe zu »herausragenden« Menschen wie Prominenten oder Top-Managern. Dieses Motiv ist auch ein Treiber für berufliches Fortkommen und das Erreichen einer Spitzenposition.

Niedrig ausgeprägt

Menschen mit einem niedrig ausgeprägten Statusmotiv wollen als bescheiden und egalitär wahrgenommen werden. Sie sind daher oft unauffällig und beschreiben sich als unaufgeregt und gerecht. Promovierte Manager mit einem schwachen Statusmotiv können in ihrer Anrede problemlos auf den Doktortitel verzichten. Spitzenverdiener wählen aus dem Pool der Firmenfahrzeuge nicht immer den größten Wagen. Sie bleiben von Statussymbolen anderer unbeeindruckt und bewerten diese Menschen eher als snobistisch, eingebildet und angeberisch.

12. Rache / Kampf

Das Streben nach Rache oder Kampf bedeutet, den Vergleich mit anderen zu suchen und dabei gewinnen zu wollen.

Hoch ausgeprägt

Fordert man einen hoch Rache / Kampf-motivierten Menschen heraus, so wird er diese Herausforderung freudig annehmen. Er wird einem Angriff, in welcher Art er auch stattfinden mag, wahrscheinlich nicht aus dem Weg gehen. Sollte er dann verlieren, so wird dies womöglich so stark an ihm nagen, dass er um eine Revanche bemüht ist, eventuell sogar nach Rache sinnt. Solche Personen beschreiben sich als durchsetzungsstark, wettbewerbsfähig und standhaft – als Kämpfernaturen.

Berufliche Konkurrenz in Form von Erfolgsrankings oder »Rennlisten« im Vertrieb spornen sie zu Höchstleistungen an. Sie wollen stets gewinnen – frei nach dem Motto: »The winner takes it all.« »Auge um Auge« und »Rache ist süß« sind ebenso passende Leitsätze. Als bildhaftes Beispiel aus dem Leistungssport dient die Anekdote aus dem italienischen Fußball: Die Spieler von Udinese Calcio urinierten unmittelbar nach der Niederlage im Pokalfinale in den Siegerpokal. Die Gewinnermannschaft hat aus nachvollziehbaren Gründen anschließend auf das durchaus gängige Ritual verzichtet, den Siegerchampagner aus dem Pokal zu trinken …

Niedrig ausgeprägt

Menschen mit einem niedrig ausgeprägten Rache / Kampf-Motiv sind dagegen harmonisierend und ausgleichend. Im Verhalten herrschen Konfliktvermeidung oder sogar -schlichtung vor, Kompromisssuche hat Vorrang vor einem Austragen der Meinungsverschiedenheit. Solche Menschen vergeben anderen schnell und vergleichen sich nicht gerne mit ihnen. Es ist möglich, dass sie sehr große Zugeständnisse machen, um eine Konflikteskalation zu verhindern. Sie beschreiben sich häufig als kooperativ, friedliebend und nicht nachtragend. Wenn jemand wie Nelson Mandela nach 25 Jahren Haft am ersten Tag seiner Freilassung seinen Klägern vergibt, spricht das für ein niedrig ausgeprägtes Rache / Kampf-Motiv.

13. Eros (Business-Version: Schönheit)

Das Erosmotiv steht für das Streben nach einem erotischen Leben, Sexualität, Schönheit, Ästhetik und Design. Es umfasst nicht nur die körperliche Liebe, sondern das ganzheitliche Streben nach Schönem, nach Erotik in ihrem klassischen Verständnis.

Hoch ausgeprägt

Menschen mit starkem Erosmotiv haben meist ein ausgeprägtes Liebesleben. Sie befassen sich in der Regel mehr mit Sexualität und Lust als ein Großteil der Menschen. Diese Auseinandersetzung mit dem Thema Eros beinhaltet nicht nur sexuelle Fantasien und das Ausleben ihrer Sexualität. Auch die eigene Schönheit und das Schönsein für den Partner ist Teil ihres Gedankenguts und Handelns. Ihr Sinn für Ästhetik ist meist gut ausgeprägt und sie haben ein Faible für alles, was schön ist, wie Kunst, Musik und Natur. Damit kann ein hohes Erosmotiv – neben einer geringen Ausprägung von Ordnung und Ehre zur notwendigen gedanklichen Flexibilität – auch eine gute Grundlage für einen schöpferisch-kreativen Beruf sein, beispielsweise im Produktdesign, in der Werbung, der Fotografie etc. Menschen mit einem hoch ausgeprägten Erosmotiv beschreiben sich selbst oft als gute Liebhaber, sinnlich und romantisch. Das Motto von Hugh Hefner: »Sex ohne Liebe ist besser als gar kein Sex« passt gut zu dieser Ausprägung. Sexualität werten sie nicht als »Nebensache«, sondern als menschliches Grundbedürfnis.

Niedrig ausgeprägt

Menschen mit einem niedrig ausgeprägten Erosmotiv hingegen denken weniger an Sex und sehnen sich seltener danach. Ihr Lebensstil ist eher asketisch. Das Design von Produkten oder Kunst und »schöne« Dinge sind ihnen oftmals weniger wichtig. Auch Zeiten sexueller Abstinenz stellen für Menschen mit niedrigem Eros kein Problem dar. Sie selbst beschreiben sich eher als asketisch und tugendhaft.

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