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Reise über Indien und China nach Japan.

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Ich fuhr also Mittags mit den bei mir habenden acht Gepäckstücken in das Grand Oriental-Hôtel und sandte von dort einen Diener mit einem Certificat, in welchem die fehlenden Colli genau bezeichnet waren, auf das Schiff. Dieser Diener musste aber dort von Mittag bis 6 Uhr Abends warten, bekam dann nur fünf von den bezeichneten Effecten ausgefolgt, und es wurde ihm mitgetheilt, dass das sechste Stück, nämlich das Paket mit den alten Waffen, nicht vorgefunden werden konnte. Da nun das Schiff Coromandel am nächsten Tag weitergefahren war, so ging ich zur Agentschaft der P and O-Gesellschaft in Colombo, um das fehlende Stück zu reclamiren. Der Agent versprach, deshalb Nachforschungen zu erheben, und gab der Hoffnung Ausdruck mir das fehlende Stück noch vor meiner Abreise von Ceylon zustellen zu können.

Aufenthalt auf der Insel Ceylon

A. In Colombo

Nachdem ich in das genannte Hôtel in Colombo gelangt war, fuhr ich mit einem Rikscha zu dem Honorarconsul für Oesterreich-Ungarn, Schulze, mit welchem ich schon in schriftlichen Verkehr getreten war, um mich persönlich mit demselben bekannt zu machen und ihn zu fragen, ob Sendungen an mich bei ihm angelangt seien, und ihn zu bitten, mir Auskunft über Herrn Dumaresq-Thomas zu verschaffen, welcher mich gebeten hatte, ihm meine Ankunft in Colombo nach Jawalakelle telegraphisch bekannt zu geben. Das Resultat dieser Besprechung war nachfolgendes: dem in Ceylon sehr angesehenen Engländer und Theeplantagenbesitzer Dumaresq-Thomas werde der Consul meine Ankunft in Colombo telegraphisch anzeigen, und dem Besitzer des Queen Hôtel in Kandia, dem Ungarn Raden, werde er mein Eintreffen dort am 27. Mai aus dem Grunde telegraphisch bekannt geben, damit in dem stets angefüllten Hôtel ein Zimmer für mich bereit gestellt werde. Schliesslich lud mich der Consul für den 26. Mai, um ½8 Uhr Abends, zu sich zum Diner ein.

Am 26. Mai erfuhr ich bei dem Consulate, dass von Dumaresq-Thomas auf telegraphischem Wege die Bitte eingelangt sei, gleich zu ihm nach Nowera Elya in seine Villa Astley-House zu kommen und hierzu mit der Bahn nach Nuna oya zu fahren, von wo er mich abholen lassen werde. Hierauf wurde dem Herrn Dumaresq-Thomas telegraphisch bekannt gegeben, dass ich am 28. Mai Mittags in Nuna oya eintreffen werde.

Vom Consulate ging ich zur Agentschaft der französischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft Messagerie maritime, um dort die Reiseverhältnisse zu besprechen und dementsprechend eine Fahrkarte zu nehmen. Nach den dort erhaltenen Aufklärungen fasste ich nachstehenden Reiseplan. Am 2. Juni Abends werde ich mit dem französischen Dampfer Australien nach Ismaila in Aegypten, von dort, nach meiner Ankunft am 12. Juni, nach dem mit der Eisenbahn in einer Stunde zu erreichenden Kairo, sonach von dort mit derselben nach dem in 2½ Stunden entfernten Alexandrien, und endlich von dort mit dem Oesterreichischen Lloyd-Schnelldampfer nach Triest fahren. Nachdem ich später bei der Lloydagentschaft erfahren hatte, dass die Schnelldampfer von Alexandrien nach Triest jeden Samstag abgehen und nach vier Tagen in Triest anlangen, präcisirte ich meinen Plan dahin, dass ich am 12. Juni von Ismaila nach Kairo fahren, dort vom 12. -15. Juni verweilen, am 15. Juni nach Alexandrien fahren, dort vom 15. -17. Juni verbleiben, und an diesem Tage mit dem Lloyddampfer nach Triest fahren werde, wo ich sonach am 21. Juni einzutreffen Aussicht habe.

Die Fahrkarte erster Classe auf dem Dampfer der Messagerie maritime von Colombo nach Ismaila oder nach Port Said kostet 625 Rupien = 500 fl. ö. W. Da die Fahrt zehn Tage währt, so entfällt auf jeden Tag der Fahrt 50 fl. ö. W. Es ist dies ein abnorm hoher Preis, und dieser entsteht daraus, dass die Gesellschaft Messagerie maritime jene Reisenden, welche nicht nach Frankreich fahren, einen verhältnissmässig sehr gesteigerten Fahrpreis zahlen lassen.

Die in einer späteren Tageszeit mit der Chartered Bank zu Colombo eingeleiteten Geldgeschäfte wickelten sich sehr gut ab. Ich erhielt nämlich bei dem Wechseln der noch vorräthigen 100 Yen = 120 fl. ö. W. und 36 Singapore-Dollars = 43 fl. ö. W. den Betrag von 200 Rupien oder 160 fl. ö. W. und für die mit dem Creditbrief behobenen 100 Pounds erhielt ich 650 Rupien = 520 fl. ö. W. und 55 Pounds = 660 fl. ö. W., also für 100 Pounds 1180 fl. ö. W. Es hatte demnach die Bank bei dem Wechseln und bei der Ausgabe von zusammen 1363 fl. ö. W. nur 23 fl. Gewinn genommen, mithin um ein Drittheil des Gewinnes weniger, als die gleiche Bank in Yokohama von mir gefordert hatte.

Dann kaufte ich noch in dem grössten Geschäfte von Colombo, Cargill, welches aber nicht sehr vertrauenerweckend ist, zwei Pagshyanas, das sind Leibchen und Beinkleider aus einem groben Flanellstoff, welche in den Tropen zur heissen Zeit als Schlaf- und Morgenkleider getragen werden.

Im Hôtel empfing ich vor dem Tiffin den Besuch des Consuls Schulze, und nach dem Tiffin jenen des Consularsecretärs. Mit dem Consul wurde ausgemacht, dass ich, um zu seinem Diner zu kommen, mit der bestehenden elektrischen Bahn bis zu einem bestimmten Punkte fahren und von dort in seiner Equipage abgeholt werde. Den Secretär bat ich, bei der P. and O. – Agentschaft den nöthigen Nachdruck zu geben, damit mein fehlendes Gepäckstück zu Stande gebracht werde.

Nachmittags fertigte ich die gekauften 50 Ansichtscorrespondenzkarten aus, und fuhr dann um 6¼ Uhr mit jenem Zuge der elektrischen Bahn ab, welcher, nach Aussage des Hôtelportiers, mich an den bestimmten Punkt bringen werde. Nach mehr als viertelstündiger Fahrt nahm ich aber wahr, dass dieser Zug in einer andern, als der mir angegebenen Direction ging, und nun musste ich aussteigen und im Monsumregen lange warten, bis ein in entgegengesetzter Richtung fahrender Zug kam, der mich wieder zum Hôtel zurückführte. Von hier aus suchte ich nun selbst den elektrischen Zug und kam endlich, wenn auch etwas verspätet, bei dem Consul an.

Die Villa desselben ist gross, sehr hübsch und liegt im Villenviertel inmitten tropischer Gärten. Die Frau des Consuls und ihre Schwester, sehr nette, aus Deutschland stammende Damen, mit welchen ich mich während des vortrefflichen Diners recht gut unterhielt, erzählten mir, dass, laut Zeitungsnachricht, nun in Alexandrien auch die Pest herrsche. Hierdurch wurde mein entworfener Reiseplan umgestossen, denn ich hatte den Gedanken, über Alexandrien zu fahren, aus dem Grunde aufgenommen, weil ich nicht mit dem aus Bombay, wo noch die Pest grassirt, kommenden Lloyddampfer nach Triest reisen, und mich dadurch aussetzen wollte, dort Quarantaine halten zu müssen. Wenn aber auch in Alexandrien die Pest herrscht, so haben die von dort kommenden Reisenden ganz sicher in Triest eine Quarantaine zu halten, und ich hätte, um nach Alexandrien zu gelangen, durch das von der Pest inficirte Aegypten fahren müssen. Ich entschloss mich demnach, mit dem französischen Dampfer von Colombo bis nach Port Said und von dort mit dem Lloyd-Schnelldampfer Bombay-Triest nach der letztgenannten Stadt zu fahren. Bezüglich dieser Reise stellte ich später durch Umfrage fest, dass der französische Dampfer am 12. und der Lloyddampfer am 15. Juni in Port Said ankommen und abgehen, und dass ich hiermit in Port Said drei Tage zu verweilen haben werde.

Nach der Rückkunft in's Hôtel brachte ich noch mein Gepäck in Ordnung, weil ich den andern Tag früh aufbrechen musste.

Am 27. Mai Morgens bezahlte ich die Hôtelrechnung für zwei Tage mit 23 Rupien = 18 fl. 40 kr., und zwar je 3 Rupien für Zimmer und Bedienung, ¾ Rupien für Koffer, 2 Rupien für Tiffin und 3 Rupien für Diner, den Rest für Getränke und Gepäckbeförderung. Im Hôtel liess ich von meinem Gepäck sieben Stück zurück und nahm sechs Stück, darunter die Kiste mit den Jagdgewehren, mit mir. Für die Eisenbahnfahrkarte erster Classe von Colombo nach Kandy, vierstündige Fahrt, und binnen acht Tagen zurück, zahlte ich 9 Rupien = 7 fl. 20 kr. ö. W. und für das Gepäck 2½ Rupien. Um 8 Uhr Früh fuhr ich von Colombo ab.

Ich will nun nachfolgend eine kurze Beschreibung von Ceylon, von Colombo und von dem Lande zwischen Colombo und Kandy geben.

Die überwiegende Zahl der Einwohner von Ceylon sind die Singhalesen. Es sind dies grosse, schlanke, braune Gestalten mit schwarzen Haaren und gleichen unseren Zigeunern. Die Haare werden von den Singhalesen rückwärts in einen Zopf gebunden, und auf dem Kopfe tragen sie einen runden, horizontal liegenden, aufrecht stehenden, gelben Hornkamm, wie eine vorn offene Krone. Um die Hüften haben sie ein bis etwa an die Knie reichendes Tuch oder nur einen stramm gebundenen Leinwandstreifen gewunden. Der Oberleib und die Füsse sind bloss. Die Frauen tragen um die Hüften einen auch die Füsse bedeckenden Rock, über den Oberleib entweder ein kreuzweise gelegtes Tuch oder ein kurzes, enges, weisses Leibchen und um den Hals bunte Ketten oder sonstigen Putz.

Einen zweiten Volksstamm bilden die Neger. Es sind dies kleine schwarze Gestalten mit gekräuselten schwarzen Haaren, auf welchen sie als Muhamedaner den Turban tragen. Der Muhamedanismus hat sich überhaupt in Asien und auf dem malayischen Archipel sehr viele Anhänger erworben.

Die Stadt Colombo macht mit den schönen, grossen Gebäuden an dem Hafen und in der Nähe desselben einen grossartigen Eindruck; hinter derselben stehen aber unzählige armselige, mit Stroh gedeckte Häuser und Hütten, und erst am Umfange der grossen Stadt stehen sehr viele schöne Villen inmitten herrlicher tropischer Gärten. Durch die Stadt ziehen in verschiedenen Richtungen elektrische Bahnen. Der Hafen von Colombo soll nun mit einem Aufwand von 24 Millionen Rupien = 19,200.000 fl. ö. W. vergrössert werden.

Das Grand Oriental-Hôtel ist recht gut. In dem sehr grossen, prachtvollen Speisesaal sind an den Wänden, etwa 4½ m hoch, acht Windmotoren angebracht, welche während der Mahlzeiten maschinenmässig in rasche Drehung versetzt werden, um die Luft in Bewegung zu setzen und dadurch Kühlung zu erzeugen. Diese Windmotoren haben 3 m im Durchmesser und besitzen vier schief gestellte, etwa ½ m lange und ⅓ m breite Löffel.

 
B. Eisenbahnfahrt von Colombo nach und Aufenthalt in Kandy

Der Boden des ganzen Landestheiles von Colombo bis gegen das nordöstlich davon gelegene Kandy ist in den Thalniederungen und theilweise an den Lehnen für die Reiscultur planirt und eingedämmt. An den Lehnen sind hierzu mit staunenswerthem Fleiss und Sachverständniss die Felder stufenweise geebnet und hergerichtet worden, so dass die kleinen Dämme wie Horizontallinien auf einem Plane aussehen.

Die höher gelegenen Theile der Berge und Hügel sind mit Bäumen bestanden, und zwar zum grossen Theil mit Bambus, Cocusnuss- oder anderen Laubbäumen und Gesträuchern, die sich durch Dichtigkeit, intensives Grün und hie und da auch durch Pracht der Blüten auszeichnen. Auffallend ist es, dass die Stämme sämmtlicher Laubbäume nicht gerade, sondern sehr gekrümmt emporwachsen.

In diesen Baumbeständen stehen einfache, strohgedeckte und halboffene Bauernhäuser, und nach allen Richtungen führen sehr gut angelegte und erhaltene Fahr- und Fusswege. Die Eisenbahn steigt bis Kandy 1700 Fuss empor und ist meist an den Lehnen der Berge geführt. Von dem dahinfahrenden Zuge aus geniesst man eine herrliche Aussicht weit hinaus auf das umliegende Bergland, welches bis hinauf in die obersten Theile mit Tropenpflanzen und Bäumen bewachsen ist, und man erfreut sich an dem Anblick des unten liegenden schönen Thales, welches von einem reissenden Gebirgswasser durchzogen wird. Diese Gebirgslandschaft mit ihrem tropischen Charakter, grossen Blätterformen, lebhaftem Grün, dichten und bunten Blüten und riesiger Ueppigkeit ist wunderbar schön.

Um 12 Uhr Mittags langte ich in Kandy an und wurde dort von dem Besitzer des Hôtel Queen, Raden, einem Ungar aus Budapest, mit seinem Wagen abgeholt.

Kandy, die alte singhalesische Hauptstadt, liegt 1700 Fuss über dem Meeresspiegel reizend in einem tropisch bewaldeten Bergland, das Hôtel Queen liegt am Ufer eines schönen Gebirgssees, von dem man eine prachtvolle Aussicht auf die umliegenden Berge geniesst. Dieses Hôtel besteht aus einem ausgedehnten stattlichen Gebäude sammt einem grossen Garten und entspricht allen modernen Anforderungen, hat luftige Schlafzimmer und Wohnräume, mit Badezimmern verbunden, grosse Speisesäle und Gesellschaftszimmer und eine 420 Fuss lange Veranda. Die Frau des Besitzers Raden, eine Deutsche aus Königsberg, leitet mit grossem Verständniss die Küche. Im Hôtel sind Lohnfuhrwerke, Rikschas und Boote zu erhalten, und so gehört der Aufenthalt in diesem Hôtel zu den allerschönsten und angenehmsten Wohnstätten, die man finden kann.

Mir hatte der Hôtelier ein Appartement von vier sehr elegant eingerichteten Zimmern mit einem belaubten, etwa 20 m langen Balkon zugewiesen und dafür sammt Pension für einen Tag nur 8 Rupien = 6 fl. 40 kr. aufgerechnet. Freilich war zu dieser Zeit die Saison vorbei, sonst wäre dieser niedrige Preis nicht möglich gewesen.

Nachmittag fuhr ich mit einem Lohnfuhrwerk nach dem ½ Stunde entfernten botanischen Garten von Peradenia, einem Musterbild der tropischen Flora. Ich ging darin vorerst mit dem Leiter des Gartens spazieren, fuhr dann mit dem Wagen noch ¾ Stunden an der Grenze desselben herum, und war entzückt von der Pracht und Herrlichkeit der dort befindlichen Pflanzen und Bäume. Ich habe eine lange Reihe von Namen der dort stehenden Bäume und Sträucher notirt, will aber hier davon nur nachstehende bekannt geben: Mongo-, Durjan-, Pellaginella- und Cassiabaum, letzterer reich mit lila Blüten geziert, Pfeffer-, Zambodiabaum mit blauen, Poingianabaum mit ziegelrothen, Jacorandabaum mit blauen und Randiabaum mit weissen Blüten, Oel-, Muscatnuss-, Benzoin-, Todten-, Cocca- und Termindiabaum, riesig hohe Antiayo und Erika, Ixorastrauch mit unzählig vielen kleinen, rothen Blüten, Petreastrauch mit blauen Blüten und viele Gattungen prachtvoller Orchideen und Palmen.

Die sehr gute Strasse von Kandy nach Peradenia ist beiderseits mit Akazienbäumen bepflanzt, welche aber dort weit grösser und umfangreicher gedeihen als bei uns. Während der Hin- und Rückfahrt auf dieser Strasse konnte ich wahrnehmen, dass der Reinlichkeitssinn bei den Singhalesen auf sehr niedriger Stufe steht. Die Häuser, welche sich beiderseits der Strasse befinden, sehen sehr schmutzig aus, und vor manchen Häusern konnte man die Bewohner sehen, wie sie sich gegenseitig in ihren langen Haaren nach Inwohnern suchten, diese aber nicht tödteten, sondern wegwarfen, weil die Singhalesen, so wie die Indier, an die Seelenwanderung glauben und daher kein Thier tödten dürfen. Da sieht man curiose Familienbilder, wie z. B. dass die stehende Tochter der sitzenden Mutter und diese ihrem, mit dem Kopfe auf ihrem Schoss liegenden Manne diesen Liebesdienst erweist.

Nach Kandy zurückgekehrt, besuchte ich die dort befindliche grosse katholische Kirche, von Papst Pius IX. gestiftet, dann die schöne anglikanische Kirche und endlich den ausgedehnten, aus mehreren Gebäuden bestehenden Buddhatempel, in welchem ein Riesenzahn des Buddha aufbewahrt gehalten werden soll. Bei dieser Gelegenheit sah ich auch ziemlich viele Singhalesen in europäischer Tracht herumgehen. Komisch sehen die braunen weiblichen Gestalten in Corsets und in eleganten, lichten europäischen Kleidern aus, mit Silberketten auf dem blossen braunen Nacken und mit verzierten Silbernadeln in den pechrabenschwarzen Haaren.

Nach dem sehr guten Diner im Hôtel Queen erzählte mir Frau Raden, dass nach Ceylon leider sehr wenig Oesterreicher kommen, und dass in den letzten zwei Jahren nur der Hôtelier Sarnsteiner von Ischl mit seiner Frau auf diese paradiesische Insel gekommen und in diesem Hôtel abgestiegen waren. Es ist wahrlich schade, dass sich Niemand aus Oesterreich-Ungarn den hohen Genuss gönnt, in dieser wunderbaren, grossartigen Natur einige Zeit zu verweilen. Die Ausgaben werden hier jedenfalls geringer sein, als in den meisten eleganten Curorten.

Nach einer in den kühlen Räumen des Hôtels verbrachten sehr guten Nacht machte ich am Morgen des folgenden Tages, am 28. Mai, noch einige Einkäufe an Edelsteinschmuck, da die Insel Ceylon ihres Reichthums an Edelsteinen halber berühmt ist und ich davon einige Andenken in die liebe Heimat mitbringen wollte.

C. Eisenbahnfahrt von Kandy nach Nuna oya und Aufenthalt in Nuwera Eliya

Am 28. Mai, um 10 Uhr Vormittags, fuhr ich mit der Eisenbahn von Kandy ab, um den auf der Dampfschiffahrt von Colombo nach Penang bekannt gewordenen Herrn Dumaresq-Thomas, Besitzer der Theepflanzung Sindovla bei der Eisenbahnstation Tawalakelle, des Norton-House in Malmesbury in England und endlich des Astley-House in Nuwera Eliya, in der letztgenannten Villa zu besuchen. Hierzu musste ich mit der Bahn nach der Station Nuna oya fahren, wo ich um 4 Uhr Nachmittag anzukommen hatte.

Nuna oya liegt südlich von Kandy und östlich von Colombo, beiläufig in der Mittellinie der Insel, westlich des 7500 Fuss hohen Pedroberges und nördlich des 6900 Fuss hohen Adamspeak, und befindet sich etwa 5800 Fuss über dem Meeresspiegel. Von dort fährt man mittelst Wagen in ¾ Stunden auf einer sehr gut angelegten und vortrefflich erhaltenen Serpentinenstrasse nach dem 6200 Fuss hohen Villenort Nuwera Eliya, in dessen Bereich die Villa Astley-House liegt.

Der Charakter des Landstriches zwischen Kandy und N. Eliya ist jener des Berglandes mit Felsenformation und reissenden Gebirgswässern, welche hie und da über Felsenmassen in die Tiefe stürzen und hierdurch herrliche, grossartige Cascaden bilden. Die Lehnen der Berge sind meist mit gelbsandigem Erdreich bedeckt und von den Kuppen bis zu den Thälern mit Theesträuchern bewachsen. Diese Theesträucher haben eine Höhe und Breite von etwa 30 cm, sind daher etwas kleiner als jene in Japan, stehen in 50 bis 60 cm von einander entfernten Reihen und haben oft das Ansehen von kleinen Zwergbäumen. Die Theeplantagen sind meilenweit ausgedehnt und machen beinahe den gleichen monotonen Eindruck, welchen bei uns die Weingärten erzeugen; doch wird dieses Bild hier häufig verschönert durch die stellenweise, besonders an den Ufern der Wässer und in der Nähe der Bahnen befindlichen reichen Tropengewächse, wie z. B. Buschwerk mit Blüten in allen Farben, Farrenkräuter in Riesendimensionen, Aloen von enormer Grösse und Prosperität, bei welchen aus der Mitte einzelner solcher Aloen grüne Stämme mit kleinen Zweigen und Blättern 6 m hoch gerade emporsteigen. Solche Theepflanzungen bestehen in Ceylon in weitumfassendem Masse, und es werden dieselben noch immer weiter angelegt, so weit als es die Bodenverhältnisse gestatten. Kaffeepflanzungen sind dagegen schon seit einer Reihe von Jahren in Ceylon ganz verschwunden, weil sie sich zu schlecht rentirten. Es gibt also keinen Ceylonkaffee mehr. Die Anlage einer Theeplantage ist aber ebenso, wie die Anlage eines Weingartens, sehr mühsam und kostspielig Erst drei Jahre nach dem Anbau der Theepflanze ergibt sich eine kleine Fechsung, und erst in den folgenden Jahren wird die Ernte derselben befriedigend. Auch in diesem Landestheil von Ceylon sind die Fahr- und Fusswege sehr gut angelegt und erhalten.

Was nun die Witterung anbelangt, so war dieselbe in der Zeit meines Aufenthaltes auf der Insel Ceylon nicht gut. Es war nämlich in diesem Jahre die Monsumzeit mit ihren Stürmen und Regengüssen früher als gewöhnlich eingetreten. In den vergangenen Tagen hatte sich der Monsum des zunehmenden Mondes halber nur durch Düsterkeit geäussert, als ich aber später im Astley-House anlangte, fing es heftig zu regnen und zu stürmen an. Uebrigens beginnt der Monsum in den höher gelegenen Theilen von Ceylon früher als in den tiefer gelegenen Gegenden.

Um 4 Uhr Nachmittags auf dem Bahnhofe von Nuna oya angekommen, übergab mir der Diener des Herrn Dumaresq-Thomas einen Brief, in welchem derselbe seiner Freude Ausdruck gab, mich bei sich in seinem Astley-House empfangen zu können, und mich bat, mir meine Gepäcksangelegenheit durch seinen Diener besorgen und mich in dem gesandten Wagen zu sich führen lassen zu dürfen. Während der Zeit der Gepäcksauslösung und Aufpackung ereignete sich nachfolgender, mich frappirender Vorfall. Es trat nämlich auf der Eisenbahnstation Nuna oya ein mir ganz fremder Herr auf mich zu, stellte sich in deutscher Sprache als Herr v. Blücher vor und fragte mich, ob ich nicht der Feldmarschall-Lieutenant Baron E. sei, nachdem er in der dortigen Zeitung meine Ankunft gelesen habe. Auf meine zustimmende Antwort theilte mir Herr v. Blücher mit, dass er sich mit einem Freunde aus Deutschland auf einer Vergnügungsreise befinde, jetzt aber diese Gegend verlasse, weil der Monsum keine Ausflüge mehr gestatte. Ich war wahrlich sehr überrascht, in wildfremder Gegend plötzlich deutsch angesprochen zu werden.

Ich fuhr dann auf der besprochenen Serpentinenstrasse nach N. Eliya, von dort in einer Allee von mit tausend grossen kelchartigen Blüten bedeckten Bäumen eine gute Strecke weiter und dann aufwärts bis zu dem Astley-House. Diese Villa liegt etwa 6300 Fuss hoch auf einem kleinen Hügel mit herrlicher Aussicht auf das umliegende, meist bewaldete Bergland und steht in der Mitte von Beeten mit prächtigen Tropenblumen. Das Haus besitzt einen grossen, mit Glasplatten gedeckten Hof, von welchem man in die zahlreichen Wohnräume, darunter Salon, Speise-, Sitz-, Schreib- und Schlafzimmer, sowie Baderäume u. s. w., gelangen kann.

Von Herrn Dumaresq-Thomas und seiner Frau sehr freundlich empfangen, ging die Unterhaltung dadurch ziemlich gut von statten, dass Herr Thomas ein wenig Deutsch, seine Frau ein wenig Französisch, ihre Schwester auch etwas Deutsch und ich ein wenig Englisch und ziemlich gut Französisch sprechen, und dass wir uns somit in drei Sprachen durcheinander verständlich machen konnten.

Die Lady ist eine nicht mehr ganz junge, aber jedenfalls sehr hübsche und charmante Dame mit einem stets heiteren und sehr anmuthsvollen Wesen. Ihre Schwester, ein recht hübsches Fräulein, ist auch stets heiter und sehr nett. Ausserdem befand sich im Astley-House zu jener Zeit noch eine ältere Dame, welche aus der Umgebung auf einige Zeit zu Besuch gekommen war.

Um 7½ Uhr Abends fand ein grossartiges Diner in voller Toilette statt. Die Damen erschienen mit ausgeschnittenen Kleidern und mit reichem Schmuck, und die Herren in Frack und weisser Halsbinde. Nach dem Diner ging ich mit Herrn Thomas in's Rauchzimmer und später in den Salon, wo wir dann eine kleine Whistpartie machten.

Ungeachtet des in der darauffolgenden Nacht mit starkem Tosen ausgebrochenen Monsums schlief ich in meinem Zimmer des Astley-House vortrefflich.

 

Da aber Sturm und Regen auch am 29. Mai Vormittags in unverminderter Weise fortdauerten, so war an kein Ausgehen zu denken, und ich benützte die Zeit nach dem um 8 Uhr eingenommenen reichen Frühstück, auf dem mir zur Disposition gestellten Schreibtisch mein Tagebuch fortzusetzen. Wenngleich das Wetter nach dem Tiffin nicht viel besser geworden war, da es nur zeitweilig zu regnen aufhörte, so machten wir, die Damen und die Herren, dennoch eine Ausfahrt in einem dort gebräuchlichen zweispännigen Wagen, welcher oben und seitwärts nach Bedarf mit wasserdichter Leinwand abgeschlossen werden kann. Wir fuhren in einem wunderschönen, mit Wald bedeckten Bergland längs eines ausgedehnten Gebirgsees nach dem 1½ Stunden entfernten Hackgalle Garden und ich entzückte mich an dem Ausblicke auf die umliegende herrliche Gegend. Besonders ragte dort der 6900 Fuss hohe Adamspeak hervor. Auf der Kuppe dieses Berges soll sich im Felsen eine Aushöhlung befinden, welche von den Christen als die Riesenfusspur von unserem Stammvater Adam und von den Heiden als jene des Buddha angesehen wird.

Der Hackgalle Garden wird von einem englischen Garten-Inspector sehr gut und schön gehalten, und es werden dort hauptsächlich europäische Pflanzen und Blumen gepflegt, welche aber theilweise bei dem dortigen Klima besser und stärker gedeihen als bei uns. Auch finden sich in dem ausgedehnten Garten einzelne Punkte, welche einen wunderbaren Ausblick auf die umliegende reizende Gegend gewähren. Mit Regenschirmen und Regenmänteln versehen, liessen sich auch die englischen Damen ungeachtet des strömenden Regens nicht abhalten, den Park zu besichtigen und blieben dabei heiter und guter Dinge.

Nach der Rückkunft in die Villa wurde wieder ein glänzendes Diner servirt und hierauf eine Whistpartie gemacht.

Am 30. Mai Morgens, als ich noch mit dem Ankleiden beschäftigt war, kam Herr Thomas zu mir, um mich aufzufordern, sofort mit ihm an einer eben stattfindenden Elkjagd theilzunehmen. Ich war natürlich gleich dazu bereit, wechselte rasch meine Kleider und wollte eben mein Gewehr und Munition auspacken, als Herr Thomas mir mittheilte, dass bei dieser Jagd nicht geschossen, sondern dass der Elk, ein mittelgrosser Hirsch, von Hunden gesucht, getrieben und gestellt und dann von dem Jäger mit dem Waidmesser gekillt wird. Natürlich war ich umsomehr erfreut, diese mir ganz fremde Jagdart kennen zu lernen.

Als wir, zur Jagd gerüstet, auszogen, waren die übrigen Jagdtheilnehmer und die ganze Hundemeute auf den Hängen des höchsten Berges in Ceylon, des 7500 Fuss hohen Pedroberges, schon weit vorgedrungen, und so musste ich mit Herrn Thomas auf diesen Berghängen, durch dichte Dschungeln, so rasch wie möglich vordringen, um rechtzeitig dorthin zu gelangen, wo die Hunde etwa einen Elk treiben oder denselben gar schon gestellt haben. Dieses Passiren von Dschungeln ist eine höchst anstrengende Arbeit, denn hier stehen Aeste, Zweige, kleine Stämmchen und Gestrüppe so dicht aneinander, dass man nur mit Gewalt durchzukommen vermag, ja manchmal, sich tief zu Boden neigend, durchschliefen, dann wieder einzelne Theile überspringen muss. Dabei war der Hang vom Regen aufgeweicht und rutschig, und es lagen auf dem Boden abgebrochene Aeste und gestürzte Stämme. Soll nun da rasch vorgegangen und auch gelaufen werden, so ist es selbstverständlich, dass man sich Hände und Gesicht blutig aufreisst und dass man auch zeitweise hinhaut. Das macht aber nichts. Die Jagdpassion ist erweckt und es geht mit Aufbietung der ganzen Kraft und mit Nichtbeachtung aller Unbilden lustig vorwärts. Nach dem wenigstens eine Stunde währenden Vorwärtseilen und Kämpfen gegen alle entgegenstehenden Beschwerlichkeiten erreichten wir die Gesellschaft und den Hundsmann, gingen nun mit diesem weiter vor, bis wir auf eine Blösse gelangten, auf welcher constatirt wurde, dass die Hunde nun keinen Elk mehr finden werden.

Wir kamen ganz durchnässt in die Villa und hier wurde mir auf Anordnung des Herrn Thomas gleich ein heisses Bad gerichtet, dessen Gebrauch mir ausserordentlich wohl that. Mein Ischias, welches sich noch zeitweilig fühlbar machte, hatte mir während und nach der Jagd keinerlei Schmerzen bereitet.

Der Nachmittag brachte eine ganze Reihe von Unterhaltungen. Vorerst fuhr ich mit Herrn Dumaresq-Thomas in eine Thee-Factorei, weil es mich sehr interessirte, die Bearbeitung des Thees kennen zu lernen. Es werden in geräumigen luftigen Sälen auf reihenweise übereinander gespannten Flanellagen die von den Theesträuchern abgenommenen Blätter gelegt und halb getrocknet. Dann gelangen diese halbgetrockneten Theeblätter in eine Maschine, welche dieselben zusammenrollt, und hierauf werden diese gerollten Blätter in einen Betrieb gebracht, in welchem dieselben mehr und mehr erhitzte Räume passiren. Nun wird dieser vollkommen getrocknete und hiermit fertige Thee noch maschinenmässig nach der Grösse sortirt, dann in sehr grosse Metallgefässe gepresst und schliesslich in die von England bezogenen Kisten verpackt. Da die jungen, kleinen Blätter einen höheren Werth haben als die alten grossen, so hat der Factorei-Besitzer auch eine Schneidemaschine zur Benützung gestellt, wo die zu grossen, schon gerollten Theeblätter in kleinere Formen geschnitten werden.

In der Factorei, in welcher ich war, werden in der trockenen Zeit täglich 3000-4000 Pfund, in der nassen Monsumzeit aber in drei Tagen nur 6000 Pfund Theeblätter verarbeitet. Hierzu will ich noch bemerken, dass man aus 4000 Pfund grünen Blättern etwa 1000 Pfund Thee erzeugt.

Dann besichtigte ich mit Herrn Thomas die anliegende Theepflanzung. Die ganz jungen, von Natur aus gerollten Blätter des Theestrauches liefern den besten Thee, je grösser und stärker aber die Blätter werden, um desto mehr vermindert sich der Werth des Thees. Der Theestrauch bringt kleine, weisse Blüten hervor; die Frucht, der Same ist grün und kugelförmig und hat etwa 1½ cm im Durchmesser. Dem Ansetzen der Frucht wird entgegen gearbeitet, weil fruchttragende Sträucher weniger Blätter ansetzen.

Von dieser Theeplantage fuhren wir in den Herrenclub, wo ich den Master der Elkjagd kennen lernte und von ihm eingeladen wurde, die am nächsten Tage, den 31. Mai, stattfindende Jagd, die letzte in dieser Saison, da am 1. Juni die Schonzeit eintritt, mitzumachen. Ich sagte mit Vergnügen zu. Dann machte ich dort mit Herrn Thomas eine Verlaufbillardpartie, welche ich respectabel verlor.

Sonach fuhren wir in ein anderes Clublocal, in welches auch Damen Zutritt haben, und in welchem sich die grossen Spielplätze für Fussball, Criquet, Croquet und Tennis befinden und auch ein Saal für das Balminsterspiel hergerichtet ist. Dort trafen wir verabredeterweise die Frau und die Schwägerin des Herrn Thomas, die auf Bicycles hingekommen waren. Wir spielten vorerst Balminster, eine Art Federballspiel über ein hoch gespanntes Netz, worin ich mich unter den anderen Spielern als Meister erwies. Dann spielten wir Croquet, wo ich aber aus dem Grunde weit zurückblieb, weil ich dieses Spiel schon seit 20 Jahren nicht mehr gespielt habe und an die dort eingeführten, sehr schweren Croquetschläger nicht gewohnt war. Ein plötzlich eintretender Monsum-Regenguss machte dem Spiele bald ein Ende. Tennis konnte des aufgeweichten Bodens halber nicht gespielt werden. Auf diese Weise war der Nachmittag recht unterhaltend vergangen. Wir fuhren heim. Da theilte mir Herr Thomas mit, dass in zwei Tagen in Colombo die Pferderennen beginnen, dass somit bei dem grossen Zuzug von Familien aus dem Innern des Landes das Hôtel überfüllt sein werde und dass er deshalb gleich an den österreichisch-ungarischen Consul telegraphiren wolle, mir ein Zimmer im Hôtel sicherstellen zu lassen. Auch dieser Vorfall zeigt, welche Aufmerksamkeit Herr Dumaresq-Thomas mir zuwendete.