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Reise über Indien und China nach Japan.

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Ankunft in Port Said und Weiterfahrt nach Marseille

Am 13. Juni Früh hatte ich mein Gepäck für die Ueberschiffung nach Port Said bereit gestellt und wartete nach der Einfahrt unseres Dampfers in den Hafen auf den Boy, welcher meine Colli übernehmen und in das Hôtel bringen sollte. Dieser Boy kam aber nicht, sondern es erschien der Vertreter des Consuls, nachdem Consul M. auf Urlaub gefahren war, und brachte mir die für mich sehr fatale Nachricht, dass die von Bombay nach Triest verkehrenden Lloydschiffe, der Pest in Aegypten halber, in Port Said keine Passagiere aufnehmen dürfen. Es werden also von Oesterreich-Ungarn strengere Massregeln gegen die Einschleppung der Pest getroffen als von Frankreich, denn die Schiffe der Messagerie maritime nehmen in Port Said anstandslos Passagiere auf und laufen vier Tage später ungehindert in den Hafen von Marseille ein.

Ich war demnach gezwungen, meinen Plan für die Weiterreise wieder zu ändern. Vorerst erwog ich, ob es nicht am zweckmässigsten sei, von Port Said nach Alexandrien zu fahren, mich dort in dem jeden Samstag nach Triest abgehenden Lloyddampfer einzuschiffen und dann vor Triest eine achttägige Quarantaine mitzumachen. Darauf theilte mir jedoch der Consulstellvertreter mit, dass er bestimmt wisse, in Alexandrien seien schon auf mehrere Wochen hinaus alle Plätze auf den Lloyddampfern vergeben, weil von dort sehr viele Europäer, der Pest halber, fliehen. Hiermit entfiel diese Unternehmung und es blieb mir nichts Anderes zu thun übrig, als mit dem Dampfer Australien weiter bis Marseille zu fahren, um von dort dann in die Heimat zu gelangen. Dies war für mich wohl sehr unangenehm, weil daraus einerseits bedeutende Mehrauslagen erwuchsen, und weil mir andererseits die Beschwerlichkeit einer sehr langen Eisenbahnfahrt bevorstand; ich ertrug aber mit Ruhe dieses auf mir ruhende Fatum, nur mit Bewältigung vieler Schwierigkeiten heimkehren zu können, und liess mir meine gute Stimmung nicht verderben, sondern suchte nun die besten Verhältnisse für die Weiterreise zu finden.

Vorerst theilte ich dem Gepäcksofficier von Australien mit, dass ich weiterfahren werde, und bat ihn, meine Cabine nicht an neu eintretende Passagiere zu vergeben und mein Gepäck bis nach Marseille weiter zu führen; dann löste ich in der Messagerie maritime-Agentur zu Port Said die Karte zur Weiterfahrt nach Marseille um 70 fl. ö. W., und endlich erhob ich, dass die beste Linie für die Heimkehr von Marseille jene über Paris nach Wien sei. Von Marseille geht täglich nach 7 Uhr Abends ein Eisenbahnzug nach Paris ab und dieser langt dort am folgenden Tage, etwa 9 Uhr Früh, an. Von Paris geht dann wieder Abends ein Eisenbahnzug ab, welcher nach circa 24 Stunden in Wien eintrifft. Die Fahrkarte erster Classe von Marseille nach Paris kostet 95 Francs und jene von Paris bis Wien 195 Francs, also beträgt der Preis für die Bahnfahrt 290 Francs oder etwa 140 fl. ö. W. Es bleibt mir dann ein Tag zur Besichtigung des mir ohnehin schon bekannten Paris zur Verfügung.

Nun ging es wieder weiter, und zwar in das Mittelländische Meer hinaus. Die Route des Dampfers geht durch die Wasserstrasse von Messina zwischen Italien und Sicilien, dann durch jene von Bonifacio zwischen den Inseln Corsica und Sardinien nach Marseille, und es soll dieser Hafenplatz in vier Tagen, also am 17. Juni, erreicht werden.

Am 14. Juni war das Wetter klar, aber windig und so kühl, dass man sich in Wolle kleiden musste. Im Laufe des Nachmittags kamen die Berge und die Südküste von Kandia zu Gesicht, und ich dachte zurück an die Zeit, in welcher ich diese Insel vor etwa fünf Monaten gesehen habe, als ich auf dem Lloyddampfer Maria Theresia in freudevoller Hoffnung in die Ferne hinausfuhr, und nun fühlte ich mich hoch befriedigt über das grosse Vergnügen, welches mir diese Reise bereitet hat.

Am 15. Juni waren die gleichen Witterungsverhältnisse wie am Tage vorher. Nachmittag sah ich die Berge von Süditalien und im Laufe der Nacht durchfuhren wir die Meerenge von Messina und kamen an der einst so gefürchteten Scylla und Charybdis vorbei.

Der 16. Juni ist der letzte volle Tag, welchen ich auf dem Dampfer Australien der französischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft Messagerie maritime verlebte, und da will ich nun noch meine weiteren Erfahrungen über die Existenz auf diesem Schiffe mittheilen. Der Mangel an Reinlichkeit auf dem Schiffe zeigte sich auch darin, dass Bettwäsche, Handtücher, Servietten u. s. w. recht selten gewechselt, und dass das Putzen der Kleider und Schuhe recht mangelhaft war. Die Bedienung war nicht sorgsam und bei der Kost musste ich es sehr oft beklagen, dass alle Gattungen gekochten oder gebratenen Fleisches recht zähe, hie und da auch angebrannt waren. Wie schon erwähnt, wurde das Leben auf dem Dampfer auch durch das den ganzen Tag währende Schreien, Quitschen und Tollen der Kinder verbittert. Wenn schon die betreffenden Eltern dies ungeahndet geschehen liessen, so hätte doch der Schiffscapitän oder einer seiner Organe zum Wohl der übrigen Passagiere dagegen einschreiten sollen. Aber auch in dieser Hinsicht war keine Einwirkung wahrnehmbar, dagegen wurden die Passagiere gedrängt, Geldspenden zu geben, und zwar einerseits in Form einer Lotterie für ein kleines Schiffchen zu dem Zwecke, den Erlös der Schiffsmannschaft des Dampfers zukommen zu lassen, und andererseits in Form eines recht unmusikalischen Concertes, um den Ertrag desselben der Sammlung für die verunglückten französischen Schiffsleute zuzuwenden.

Ankunft in Marseille und Weiterfahrt nach Wien

Am 17. Juni langten wir endlich um 2½ Uhr Nachmittags im Hafen von Marseille an. Bis wir aber vom Schiff auf's Land kamen, vergingen beinahe drei Stunden, weil die hygienischen Massregeln in nachstehender Weise getroffen wurden. Zuerst fuhr der Schiffscapitän in einer Zille auf's Land, dann langte nach ½ Stunde ein französischer Arzt auf dem Dampfer an und verfügte, dass jeder Passagier in einem Blankette des »Passeport sanitaire« seinen Namen, den Ort der Herkunft und den Ort des künftigen Aufenthaltes eintrage. Dann unterschrieb der Arzt alle Passeports sanitaires, vertheilte sie wieder an die Passagiere und somit konnten diese, ohne vorher ärztlich untersucht worden zu sein, und ohne dass das Gepäck desinficirt worden wäre, vom Schiffe auf das Land gehen.

Ich übergab zu diesem Zwecke meine 13 Gepäckstücke an den Bediensteten der Speditionsfirma King, einem Wiener, welcher auf den Dampfer Australien gekommen war, und bezeichnete ihm jene sechs Stücke, welche ich mit mir nehmen wollte, und die übrigen sieben Colli, welche mittelst Fracht an mich nach Wien zu senden sein werden. Nach Passirung des Zollamtes, wo von den Effecten nichts visitirt worden war, fuhr ich zum Bahnhof und von dort um 7 Uhr Abends nach Paris, wo ich am andern Tag um 9 Uhr Früh anlangte.

In Paris wollte ich am 18. Juni verweilen und hierzu stieg ich in dem Terminus-Hôtel ab. Nachmittags fuhr ich mit dem holländischen Herrn, welcher sich mir auf dem Schiffe angeschlossen hatte, über den Boulevard, die Champs elysées, den Arc de triomphe und das Bois de Boulogne zu den Rennen nach Auteuil, und dann besichtigte ich auf der Rückfahrt von Auteuil nach Paris den eben an diesem Tage stattfindenden grossen, historischen Festzug, welcher jedes Jahr um diese Zeit abgehalten wird. Bei diesem Festzuge erscheinen in der Tracht aus dem 13. Jahrhundert Soldaten und Zünfte zu Fuss und zu Pferd, grosse allegorische Carossen und prachtvoll ausgestattete Schiffe und Musikcorps, welche in ähnlichen Trachten die zeitgemässen Tonstücke spielen. Endlich sah ich auch den Ausstellungsraum für das Jahr 1900 und nahm dort wahr, dass schon eine immense Zahl von kolossal grossen Gebäuden errichtet wurde.

Nach 7 Uhr Abends fuhr ich mit dem Orientexpresszuge von Paris nach Wien ab. Als ich dann am 19. Juni in mein geliebtes Vaterland gelangte und wieder unsere schönen bewaldeten Berge, die grünen Fluren, die heimlichen Wohnräume, sowie die lieben, guten Landsleute gewahrte, dann erweiterte sich das Herz in Freude und meine tiefen Gefühle gaben deutlich Zeugniss davon, dass die Vaterlandsliebe in des Menschen Brust tief begründet ist.

Nach einer 24 stündigen Eisenbahnfahrt, also am 19. Juni, um 7 Uhr Abends, langte ich in meinem geliebten Wien an und somit war meine Reise beendigt.

Reiseauslagen und Reisepläne

Nachfolgend gebe ich die Ausgaben genau specialisirt an, welche ich ohne Einbeziehung der besonderen Einkäufe während der Reise gemacht habe, und bemerke hierzu, dass die Auslagen in vielen Fällen, speciell in Bombay, hätten bedeutend vermindert werden können.


Dieser Betrag, auf die Zeit von fünf Monaten repartirt, ergibt für jeden Monat circa 484 fl. ö. W. Die Höhe dieses Betrages ist hauptsächlich durch den Wechsel der Schiffe und den Umweg über Marseille und Paris entstanden.

Wenn ich nun nach den gemachten Erfahrungen noch einmal eine Reise nach Indien, China und Japan machen wollte, so würde ich dieselbe nach einen der beiden nachfolgenden Reisepläne unternehmen:

A. Vom 23. October bis 16. November Lloyddampfschiffahrt von Triest nach Bombay.

Vom 16. November bis 7. Jänner Besichtigung von Bombay, Eisenbahnfahrten nach und Besichtigung von Delhi (Rom von Asien), Agra mit den herrlichsten Bauwerken der Welt, Benares (Mekka der Indier), Calcutta (Sitz der englischen Regierung) und Darshilling, reizend 7200 Fuss hoch auf dem Himalaya gelegen.

Vom 7. bis 13. Jänner Lloyddampfschiffahrt von Calcutta nach Colombo.

Vom 13. Jänner bis 26. Februar Aufenthalt auf der Insel Ceylon.

Vom 26. Februar bis 27. März Lloyddampfschiffahrt von Colombo über China nach Japan.

Vom 27. März bis 30. April Aufenthalt in Japan.

 

Vom 30. April bis 1. Juli Lloyddampfschiffahrt von Kobe über China und Indien nach Triest.

Die Auslagen für diese 8¼ Monate währende Reise würden beiläufig betragen:



Nach dem Officierstarif auf dem Lloyd vermindert sich der Betrag um 90 fl. ö. W., mithin entfällt nach dem allgemeinen Tarif auf den Monat circa 353 fl. und auf den Tag 11 fl. 64 kr., nach dem Officierstarif auf den Monat circa 342 fl. und auf den Tag 11 fl. 28 kr.

B. Vom 23. October bis 16. November Lloyddampfschiffahrt von Triest nach Bombay.

Vom 16. November bis 7. December Besichtigung von Bombay, Eisenbahnfahrt nach und Besichtigung von Delhi, Agra, Benares, Calcutta und Darshilling auf dem Himalaya.

Vom 7. bis 13. December Lloyddampfschiffahrt von Calcutta nach Colombo.

Vom 13. December bis 26. Jänner Aufenthalt auf der Insel Ceylon.

Vom 26. Jänner bis 3. Februar Lloyddampfschiffahrt von Colombo nach Singapore.

Vom 3. Februar bis 7. März Aufenthalt in Singapore, Fahrt nach und Aufenthalt in Bangkok, der Hauptstadt von Siam und Fahrt nach Singapore.

Vom 7. bis 27. März Lloyddampfschiffahrt von Singapore nach Kobe in Japan.

Vom 27. März bis 30. April Aufenthalt in Japan.

Vom 30. April bis 1. Juli Lloyddampfschiffahrt von Japan über China und Indien nach Triest.

Die Auslagen für diese ebenfalls 8¼ Monate währende Reise würden beiläufig die gleichen sein, wie solche oben sub A angegeben wurden.

Kritik über die Vorbereitungen zur Reise

Nun will ich noch das Eingangs erwähnte Gutachten über die von mir getroffenen Vorkehrungen zur Reise abgeben.

Die Kenntniss und das Verständniss der englischen Sprache sind unbedingt erforderlich, weil sonst der Genuss der Reise sich in hohem Grade vermindern würde.

Einen wesentlichen Vortheil bringt es den Reisenden, sich Vorschreiben zu verschaffen und rechtzeitig die Ankunft in den zu berührenden Orten an die zur Unterkunft gewählten Hôtels bekannt zu geben. Die vorhergehende Lectüre von Beschreibungen der zu durchziehenden Länder ist sehr angezeigt. Ich wählte hierzu: »Tagebuch meiner Reise um die Erde 1892/93 von Sr. k. u. k. Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Franz Ferdinand«, die zwei Bände »Japan« von Baron Siebold, die zwei Bände »Autour du monde« von Baron v. Hübner, und die zwei Handbücher »Indien«, sowie »Japan« von Murray. Die Mitnahme eines Creditbriefes für verschiedene, in den zu bereisenden Ländern etablirte Banken ist geboten. Es sollte aber für die Erhebung von Geld ein allgemein giltiger Abzug festgestellt werden, damit diese Banken nicht nach Willkür vorgehen können.

Von den mitgenommenen Bekleidungssorten habe ich mit Ausnahme des Klapphutes und des weissen Filzhutes im Laufe der fünf Monate jedes einzelne Stück benöthigt. Den Cylinder und einige Paare Glacéhandschuhe habe ich nur bei den officiellen Besuchen in Tokio gebraucht, weil in den beschriebenen Ländern die Herren weder solche Hüte noch Handschuhe tragen. Von den Oberkleidern hätte ich am ehesten die Jagdkleider und den Jaquet-Anzug entbehren können. Betreffs der Unterkleider erscheint es rathsam, so wie die Engländer Tags über leichte Flanell- und nur zum Diner gesteifte Leinenhemden zu tragen. Es kann dann die Zahl der letzteren im Vergleiche zu jener, die ich mitgenommen habe, verringert, dagegen muss eine grössere Zahl der ersteren mitgenommen werden.

Für die Tropenländer habe ich in Port Said und in Bombay den Tropenhut, weisse und färbige Leinenanzüge, Merinoleibchen, Leibbinden, weisse Zeugschuhe und weissen Sonnenschirm angeschafft.

Jagdzeug ist nur dann mitzuführen, wenn ein längerer Aufenthalt in Aussicht genommen ist und wenn für die Jagd entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Desgleichen ist auch Bettzeug nur in dem Falle erforderlich, wenn ein Eindringen in das Innere des Landes bevorstehen sollte.

Eine bedeutende Ermässigung der Auslagen in den Städten kann durch Erwerbung und Ausgabe der Hôtel-Coupons von dem Reisebureau Cook & Comp. erreicht werden.

An Cigarren hätte ein Drittheil der beigeschafften Menge genügt, weil man in den bezeichneten Ländern gute Cigarren zu mässigen Preisen erhalten kann.

Von den mitgenommenen Medicinen habe ich in den fünf Monaten nur ein- oder zweimal Soda, Fiakerpulver, Opium und Salicyl, dagegen öfter die Leinen- und Flanellbandage sammt Kautschukpapier gebraucht.

Das Mitnehmen von hergerichteten Adressen, um selbe auf Ansichtskarten zu kleben, hat sich nur theilweise vortheilhaft erwiesen, weil die Postbehörden in Hinterindien und auch an manchen Orten in Japan Anstand erhoben, solche Karten mit aufgeklebten Adressen zu expediren. Die Briefe an die Reisenden sollen mit dem Namen derselben, ferner mit dem Namen des Dampfers, auf welchem dieselben die Reise unternehmen, mit dem Bestimmungsort und mit der Anweisung: »Agentur des Oesterreichischen Lloyd« adressirt werden.

Das Versehen aller Gepäckstücke mit dem Namen des Besitzers ist sehr wichtig und wird auf den Dampfschiffen gefordert.

Schlusswort

So eine überseeische Reise verursacht eine unvergleichliche Freude, sie regt den Geist lebhaft an und kräftigt den Körper. Es ist eine wahre Lust, auf einem guten Dampfschiffe über das Meer hinzugleiten, wochenlang die gesunde Meeresluft einzuathmen, den freien Ausblick nach allen Richtungen auf den weiten Ocean und auf das Firmament in seinen verschiedenartigen Gebilden zu geniessen, ferner sich nach Belieben frei bewegen, lesen, schreiben, spielen und ruhen zu können, und endlich auch durch gute Mahlzeiten behaglich erfrischt zu werden. Treten auch hie und da Unannehmlichkeiten ein, sei es durch arges Schaukeln des Schiffes, sei es durch abnorme Hitze, so werden diese doch leicht überwunden, einerseits in der Betrachtung des schönen Bildes, welches das Meer eben dann darstellt, wenn es vom Sturme aufgewühlt wird, und andererseits in dem Genusse der erfrischenden Seewasser-Douchen und Wannenbäder.

Bereitet schon die Wasserfahrt ein hohes Vergnügen, so steigert sich dasselbe in vielfältiger Weise und in erhöhtem Masse bei den Besuchen der verschiedenen Handelsplätze durch Betrachtung, Beobachtung und Erforschung der sich dort entfaltenden neuen Formen und Gestalten und des fremdartigen Lebens; weiteres Eindringen in das Innere der Länder vermehrt nicht nur dieses Vergnügen, sondern ist auch von hervorragendem Interesse.

Aber nicht nur Lust und Freude erzeugt das Reisen, sondern es kann auch die Basis für einträglichen Erwerb, für ergiebigen Gewinn oder zur Erlangung einer dauernden und werthvollen Lebensstellung werden, und zwar nicht nur für Handels- oder Kaufleute, sondern auch für Aerzte, Ingenieure, Techniker, Mechaniker, Chemiker oder Elektrotechniker. Auf diese Weise wird sich die intelligente Bevölkerung, welche das Mutterland nicht immer hinreichend beschäftigen und entlohnen kann, eine gedeihliche Thätigkeit erwerben und dort mit den Waffen des Geistes und mit der Thatkraft der Initiative nicht nur materielle, sondern auch ethische Erfolge erringen.

Der Reichsraths- und Landtagsabgeordnete Baron Kübeck spricht sich in seinem am 28. März 1898 gehaltenen Vortrage über den überseeischen Handel in dieser Hinsicht dahin aus, dass Oesterreichs innere Kraft nur im lebhaften Wechselverkehr mit der Aussenwelt genährt und gestählt werden kann, während sie durch Isolirung unter den heutigen Verhältnissen verkümmern und verschrumpfen müsste. Rings um unsere Grenzen besteht Rührigkeit in den Handelskreisen für den Welthandel, und nur bei uns herrscht darin theils Unlust, theils Apathie. Es ist bekannt, dass heute viele Erzeugnisse österreichischer Provenienz durch die Vermittlung englischer oder auch deutscher Handelshäuser auf den transatlantischen Markt und dort unter fremder Firma an den Mann gelangen. Unsere Consuln wissen darüber sehr eingehende Schilderungen zu geben.

So wie überhaupt im Leben sich Lust und Unternehmungsgeist nur entwickeln können, wo genaue Kenntniss und klares Verständniss in der angestrebten Richtung vorhanden sind, so wäre es zur Belebung unseres Welthandels sehr angezeigt, wenn von den grossen industriellen und mercantilen Häusern der Monarchie geeignete Kräfte, die Lust und inneren Trieb dazu besitzen, in die fernen Länder entsendet würden, welche dort die Verhältnisse für Export and Import gewissenhaft zu recognosciren, die Handelsconjuncturen zu erforschen, sowie etwa Verbindungen anzubahnen und hierüber ihren Absendern genaue und erschöpfende Nachrichten zu geben haben. Daraus werden sich die richtigen Folgerungen ableiten lassen, es werden in günstigen Lagen sich Handlungshäuser oder Verkaufshallen etabliren und gewinnbringend werden, und diese Häuser werden die Pflanzstätte bilden für den Nachwuchs von tüchtigen Geschäftsleuten für den Welthandel. Unser Consul in Hongkong ist, wie ich schon anführte, bereit, den statistischen Nachweis zu liefern, dass sich die Kaufleute in der dortigen Gegend binnen etwa 30 Jahren Vermögen erworben haben.

Es wäre dringend zu wünschen, dass die in unserer Bevölkerung noch von altersher bestehende, ganz ungerechtfertigte Scheu gegen grosse Seereisen behoben, dass in unseren industriellen und mercantilen Kreisen die Wichtigkeit des Welthandels erfasst und dass bei denselben dafür ein wetteifernder Unternehmungsgeist zur Thätigkeit gelangen würde.

Unsere Handelsmuseen informiren diese Kreise in allgemeinen Zügen über die Bedürfnisse der weitabliegenden Völkerschaften, die von ihnen zur Recognoscirung hinausgesendeten Agenten werden die näheren Aufklärungen schaffen und unsere Consulate werden sie sicher in allen billigen Wünschen unterstützen.

Es werden aber auch vom Staate und von Gesellschaften entsprechende Massregeln zu treffen sein, um eine immer zahlreichere Bethätigung zu ermöglichen und zu fördern, sowie um günstige Resultate zu erzielen. Von solchen Vorkehrungen sollen nur nachstehende angedeutet werden: Die Schulbildung und die Erziehung der Jugend sollte bei der Entwicklung des Geistes und des Körpers die Anforderungen des praktischen Lebens mehr im Auge behalten und ähnlich der englischen Manier nicht zu vielerlei lehren, dafür aber dem Brotstudium mehr Gründlichkeit zuwenden, und schliesslich sollte mit Rücksicht auf die überaus grosse Verbreitung der englischen Sprache in der Welt auf die Erlernung dieser Sprache ein grosses Gewicht gelegt werden.

Zur Erleichterung des Personen- und Frachtenverkehres aus dem Innern des Reiches zu den Häfen sollten insbesondere die Tarife der Süd- und der Nordbahn ermässigt werden, aber auch alle übrigen Bahnen sollten die heutigen enorm hohen Transportkosten des Reisegepäckes herabsetzen, und endlich sollten bei den Zollauslagen die bedeutenden Nebengebühren entfallen, sowie bei den Zollämtern ein ähnlich coulanter Vorgang geübt werden, wie er zumeist bei den Postämtern besteht. Die österreichischen und ungarischen Dampfschiffahrtsgesellschaften, in dem vorliegenden Falle der Lloyd, werden einem ausgedehnteren Handelsverkehr Rechnung zu tragen, für den Transport der Waaren nach aus- und einwärts einen gleichmässig billigen Tarif aufzustellen und nach Bedarf die Schiffszahl zu vermehren haben.

Zur Erweiterung des Verkehres auf dem Meere würde es sich auch empfehlen, den Schiffbau in unseren Küstenländern, namentlich in Dalmatien, zu unterstützen und zu fördern.

Auf die Nothwendigkeit unserer Rüstung für den immer drohender werdenden Kampf gegen die überseeische Concurrenz wurde schon häufig hingewiesen und dabei hervorgehoben, dass zur erspriesslichen Betheiligung an dem Welthandel eine mächtige Kriegsflotte erforderlich wäre. Heute ist in den beschriebenen Ländern Asiens der Bestand der österreichisch-ungarischen Monarchie nur wenig bekannt. Werden sich aber künftig in den Handelsplätzen häufig Kriegsschiffe unter unserer Flagge zeigen, so wird das Ansehen der Monarchie dort sehr wachsen, unsere Consuln werden eine einflussreichere Stellung einnehmen, wenn sie auf die ehernen Zungen der Kriegsschiffe hinweisen können, und ebenso wird den Handelshäusern, Kaufleuten und Handelsschiffen eine bedeutende moralische Unterstützung geboten werden, wenn ihnen die Macht des Vaterlandes schützend zur Seite steht.

Was nun die Erwerbung eines entsprechenden Gebietes in jenen Ländern und die Gründung einer Niederlassung daselbst anbelangt, so ist es wohl fraglos, dass die Bildung eines maritimen Stütz- und Verproviantirungspunktes zur weiteren belebenden Anregung für den auswärtigen Handel sehr förderlich wäre.

Es erscheint demnach aus Gründen der allgemeinen und individuellen Wohlfahrt unbedingt geboten, dass seitens der österreichischen und ungarischen Bevölkerung die Initiative ergriffen wird, welche sich in zahlreichen Reisen nach den überseeischen Ländern und in der Entwicklung von Unternehmungen äussern müsste, dass die Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsgesellschaften zu ihrem eigenen Vortheile die Bewegungen bestens erleichtern, und dass der Staat zur Ausdehnung und Kräftigung der Weltwirthschaft mit seiner vollen Macht unterstützend eingreife.

 

Und so schliesse ich mein bescheidenes Tagebuch über die Erlebnisse, Wahrnehmungen und Eindrücke meiner ebenso genuss- als lehrreichen Reise, und ich hege hierbei nur den innigen Wunsch, dass diese Blätter dazu dienen mögen, bei meinen Landsleuten die Reiselust zu wecken und den Unternehmungsgeist mächtig zu fördern. Sollte ich zu dieser grossen, für die geistige und materielle Entwicklung, sowie für die Machtstellung unseres geliebten Vaterlandes überaus wichtigen Aufgabe ein kleines Scherflein beitragen, so wäre ich wohl für alle Mühe und allen Fleiss, welchen ich bei der Zusammenstellung meiner Reisebeschreibung aufwandte, reichlich belohnt!