Gabriele Reuter – Gesammelte Werke

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VII.

Ein großer Kampf war in Sieg und Glück be­en­det, ein deut­scher Kai­ser war glor­reich ge­krönt, dem Traum ei­ner Na­ti­on war Er­fül­lung er­run­gen – Tau­sen­de von kraft­vol­len Män­nern la­gen zer­schos­sen und ver­we­send un­ter blut­ge­düng­tem Erd­reich.

Von den Gra­nat­split­tern, die ihr Ziel nicht ge­trof­fen, ver­fer­tig­te man Tin­ten­fäs­ser und nied­li­che klei­ne Blu­men­scha­len, mit de­nen die jun­gen Da­men ihre Bou­doirs schmück­ten. Das Mi­li­tär zu eh­ren war Recht und Pf­licht des deut­schen Mäd­chens.

Eu­ge­nie Wu­trow hat­te im­mer einen si­che­ren In­stinkt für das Not­wen­di­ge, für das Ziel, dem die öf­fent­li­che Mei­nung ih­res klei­nen Krei­ses zu­streb­te, sie trug einen Pa­le­tot, der bei­na­he ein Uni­form­rock war, ihr Zim­mer glich ei­ner Sei­ten­ab­tei­lung des Zeug­hau­ses, die zu ei­nem krie­ge­ri­schen Fes­te mit Blu­men und den Bil­dern der ho­hen Feld­her­ren fei­er­lich ge­schmückt wor­den war. Der Pa­trio­tis­mus stand ihr wie jede neue Mode und jede idea­le Pf­licht, wo­mit sie ihre an­mu­ti­ge Per­son her­aus­putz­te. Sie hat­te so einen be­son­de­ren Griff, durch den sie je­des Ding für ih­ren Ge­brauch zu­recht­rück­te, und einen fei­nen Ge­schmack für die Mi­schung der Far­ben.

Wie sie eif­rig wur­de und scharf und le­ben­dig, wenn sie Mar­tin Gref­fin­gers schau­der­haf­te Grund­sät­ze be­kämpf­te! Wie sie sich im Ge­spräch mit ihm keck auf Ge­bie­te wag­te, vor de­nen an­de­re Mäd­chen sich fürch­te­ten! Gref­fin­ger war gar nicht gut mehr bei den Vä­tern und Müt­tern an­ge­schrie­ben, seit die Re­gie­rungs­rä­tin Heid­ling ih­ren Be­kann­ten ge­klagt hat­te, ihr Nef­fe be­rei­te ih­nen großen Kum­mer, weil er sich den neu­en so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen An­schau­un­gen zu­nei­ge. Die meis­ten jun­gen Mäd­chen zo­gen sich, auf Be­fehl ih­rer El­tern, scheu vor dem Stu­den­ten zu­rück. Das wur­de ih­nen nicht schwer, da er sich sei­ner­seits ziem­lich un­höf­lich ge­gen sie be­nahm.

Trotz sei­ner Ab­nei­gung ge­gen die bür­ger­li­che Ge­sell­schaft kam Mar­tin oft für ein paar Stun­den, auch für gan­ze Tage nach M. hin­über. An­fangs nahm er Heid­lings Lo­gier­stu­be und Gast­freund­schaft in un­be­küm­mer­ter ver­wandt­schaft­li­cher Ge­wohn­heit an. Da ver­schärf­te sich die Span­nung zwi­schen ihm und dem On­kel Re­gie­rungs­rat, die Luft wur­de ihm zu be­klom­men, und er ließ sich nur sel­ten noch bei den Ver­wand­ten bli­cken. Zu Wu­trows ging er je­des Mal, ob­wohl die An­sich­ten des al­ten Ta­baks­fa­bri­kan­ten si­cher nicht volks­freund­li­cher wa­ren, als die des Re­gie­rungs­rats.

Ein­mal warf Eu­ge­nie im Ge­spräch mit Aga­the die Be­mer­kung hin: ihr Vet­ter wand­le auf ge­fähr­li­chen Bah­nen, aber er sei ein ge­nia­ler Mensch. Ein an­de­res Mal fand Aga­the auf dem Schreib­tisch ih­rer Freun­din ein Buch mit ro­ter In­schrift auf schwar­zem De­ckel. Eu­ge­nie riss es ihr has­tig aus der Hand.

»Po­li­zei­lich ver­bo­ten!« flüs­ter­te sie la­chend und schob es un­ter die Spit­zen und Bän­der in ei­ner ge­schnitz­ten Tru­he.

Dann wie­der konn­te Mar­tin über­mü­tig bis zur Toll­heit sein, und trieb, wenn er kam, nur Ne­cke­rei­en und Scher­ze mit den bei­den Mäd­chen. Wo­chen­lang trug er eine klei­ne Pelz­kap­pe, die er Eu­ge­nie ge­raubt hat­te, und auf de­ren blon­dem Kop­fe konn­te man den Knocka­bout von Mar­tin Gref­fin­ger be­wun­dern. Traf er die Of­fi­zie­re der Gar­ni­son bei Wu­trows, so saß er fins­ter und mür­risch in ei­ner Ecke. Eu­ge­nies ge­schick­tes­te Ver­su­che be­wo­gen ihn nicht, an ei­ner Dis­pu­ta­ti­on über sei­ne ent­setz­li­chen An­sich­ten teil­zu­neh­men. Meis­tens ent­fern­te er sich gleich.

Aga­the war über­zeugt, dass Eu­ge­nie ihn lie­be.

Sie selbst muss­te fort­wäh­rend die Fra­ge bei sich er­wä­gen, wie ihr zu Mute sein wür­de, wenn Re­fe­ren­dar Son­nen­strahl oder Lieu­ten­ant Bie­be­ritz oder der jun­ge Dürn­heim um ihre Hand an­hiel­te? Und was sie wohl emp­fin­den wür­de, wenn sie mit ei­nem von die­sen Her­ren nach der Trau­ung am Abend al­lein an ei­nem Fens­ter ste­hen und an sei­ner Schul­ter ge­lehnt in einen dunklen Park hin­aus­bli­cken wür­de? So war die Vor­stel­lung, die sie sich un­will­kür­lich vom Be­ginn der Ehe mach­te. Hin­ter ih­nen brann­te eine Hän­ge­lam­pe, und dun­kel­ro­te Gar­di­nen flos­sen an den Fens­tern nie­der. Sie nahm den Kranz und den Schlei­er ab, und er lös­te sei­ne wei­ße Kra­vat­te – und dann wür­de er ko­misch aus­se­hen! Dar­über kam sie nicht hin­weg, und das Ge­fühl ei­nes großen Glückes woll­te sich nicht ein­stel­len.

Vi­el­leicht war sie über­haupt nicht zur Ehe be­stimmt, son­dern aus­be­wahrt für ein selt­sa­mes, ro­man­ti­sches, schau­er­vol­les Schick­sal?

Hät­te sie nur klei­ne Kin­der nicht so gern ge­habt!

Der Re­gie­rungs­rat Heid­ling in­ter­es­sier­te sich als viel­sei­tig un­ter­rich­te­ter Mann auch für die Kunst und wirk­te mit an­de­ren ge­bil­de­ten Freun­den für die Ein­rich­tung ei­ner stän­di­gen Aus­s­tel­lung äl­te­rer und neue­rer Ge­mäl­de in M. Er sorg­te da­für, dass sei­ne Toch­ter die­se An­stalt ei­nes rei­nen, er­he­ben­den Ge­nus­ses, nach­dem sie dem Pub­li­kum ge­öff­net war, flei­ßig be­such­te. Gern ging er selbst am Sonn­tag Vor­mit­tag mit ihr auf ein Stünd­chen dort­hin und knüpf­te man­che lehr­haf­te Be­mer­kung über die ver­schie­de­nen Rich­tun­gen der Ma­le­rei und der Plas­tik an das Ge­schau­te. Aga­thes Ge­schmack wich oft sehr weit von dem ih­res Va­ters ab, aber er war ja eben un­ge­übt und kin­disch und soll­te sich ver­fei­nern. Es wur­de ein Sport bei den jun­gen Mäd­chen, sich Sonn­tags zwi­schen zwölf und eins um den Re­gie­rungs­rat zu ver­sam­meln, mit ihm von Bild zu Bild zie­hend, la­chend, schwat­zend, sich ihre ket­ze­ri­schen Be­mer­kun­gen in die Ohren tu­schelnd und zu­gleich an­däch­tig zu­hö­rend. Der Blick des erns­ten Man­nes ruh­te dann freund­lich auf all den in knap­pen Pelz­jäck­chen und flo­cki­gen Müt­zen ge­klei­de­ten Ge­stal­ten, den be­leb­ten, von Ju­gend- und Win­ter­luft fri­schen Ge­sich­tern.

»Lord By­ron in Newstead Ab­bey«, las der Re­gie­rungs­rat aus dem Ka­ta­lo­ge her­vor. »Wann ge­bo­ren? Wel­che Haupt­wer­ke? Kain – Chil­de Ha­rold – gut! Was ha­ben Sie von ihm ge­le­sen? Ge­fan­ge­ner von Chil­lon? Mit den an­de­ren Sa­chen kön­nen Sie noch war­ten! … Se­hen Sie, wie aus­ge­zeich­net un­ser Ma­ler den schwär­me­risch-düs­te­ren Aus­druck des Poe­ten ge­trof­fen hat … Die ner­vö­sen Hän­de – sehr fein! – Auch der go­ti­sche Säu­len­gang … Die Hin­nei­gung zur Ro­man­tik wird durch das ver­glim­men­de Aben­d­rot an­ge­deu­tet. In der Ecke leh­nend die Fah­ne mit den grie­chi­schen Far­ben … Sym­bol ei­nes zu­künf­ti­gen Schick­sals – Aga­the – wie starb By­ron? – Mis­so­lung­hi – rich­tig. – – – Hier ha­ben wir nun … Las­sen Sie se­hen, was der Ka­ta­log sagt: Kühe im Grü­nen … Das Werk ei­nes Meis­ters der fran­zö­si­schen Schu­le aus den vier­zi­ger Jah­ren …«

Aga­the war zu­rück­ge­blie­ben. Mit schwer­mü­tig er­staun­ten Au­gen träum­te sie von dem eng­li­schen Lord. – Sie hat­te doch frü­her schon Bil­der von ihm ge­se­hen … Was er­griff sie denn plötz­lich?

Am nächs­ten Mor­gen ging sie wie­der in die Aus­s­tel­lung. Nur für ihn.

Sie blick­te so lan­ge, so starr und in­ten­siv auf das Ge­mäl­de, bis sie den schö­nen Män­ner­kopf wie in ver­klei­ner­tem Ab­bild deut­lich vor den ge­schlos­se­nen Au­gen sah. In der Wo­che war die Aus­s­tel­lung meist leer und nie­mand konn­te Aga­the be­ob­ach­ten. Das Bild nahm ein selt­sa­mes Le­ben für sie an. Es war dem Künst­ler ge­lun­gen, et­was von der Macht, die der Dich­ter zu sei­ner Zeit auf die Frau­en ge­übt, in die­ses ge­mal­te Ant­litz zu ban­nen. Das Mäd­chen schlich zu ihm, wie zu ei­nem ver­bo­te­nen Ge­nuss, sie be­rausch­te sich an der Sehn­sucht, die nun ein Ziel ge­fun­den hat­te, bei dem sie doch im­mer Sehn­sucht blei­ben konn­te.

Zu Haus las sie By­rons Wer­ke – alle, vom An­fang bis zu Ende. Die Freu­de dar­an war schon schmerz­li­che Lei­den­schaft. Vie­les er­fuhr sie hier, aber die na­tür­li­chen Be­zie­hun­gen der Ge­schlech­ter zu ein­an­der er­schie­nen in ei­ner wil­den Ge­wit­ter­stim­mung, durch die ihr dann doch al­les wie­der den Ein­druck ei­nes fan­tas­ti­schen Mär­chens mach­te.

Sie wein­te vor Ei­fer­sucht, als sie aus der Bio­gra­fie By­rons Ver­hält­nis zur Grä­fin Guic­cio­li er­fuhr. Aber kei­ne von den Frau­en, an die er sein glü­hen­des Herz ver­schwen­de­te, hat­te ihn be­frie­digt. Kei­ne … Das war ein Trost!

Das Glück, die hei­te­re Göt­ter-Ruhe, die dem Ge­ni­us, wie sei­ne Kri­ti­ker sag­ten, ge­fehlt, um ihn zu ei­nem Klas­si­ker zu ma­chen – Aga­the Heid­ling hät­te sie ihm ge­bracht! – Da wur­de ihr nun die Me­lan­cho­lie klar, die sie oft so rät­sel­haft über­schat­te­te.

Ein hal­b­es Jahr­hun­dert zu spät ge­bo­ren … Die Ro­man­tik die­ses Ge­schickes ge­nüg­te ihr end­lich. Sie be­ru­hig­te sich ge­wis­ser­ma­ßen da­bei. Un­ter der Ober­flä­che ih­res Da­seins be­gann ein son­der­ba­res Traum­le­ben. Sie rich­te­te sich häus­lich ein in der neu­en fan­tas­ti­schen Hei­mat, in die sie fort­an ihre tiefs­ten Freu­den, ihre ge­heim­nis­vol­len Lei­den ver­leg­te – tote Kin­der sich wohl eine zwei­te Welt schaf­fen, der sie ir­gend einen ba­ro­cken Na­men ge­ben und an de­ren Aus­ge­stal­tung ihre Ge­dan­ken un­auf­hör­lich tä­tig sind, und El­tern oder Er­zie­her wun­dern sich dann, dass sie den Auf­ga­ben des Hau­ses und der Schu­le nur ein schwa­ches In­ter­es­se ent­ge­gen­brin­gen.

Wäh­rend Fräu­lein Heid­ling Bäl­le, Kränz­chen, Land­par­ti­en und Som­mer­fri­schen be­such­te – wäh­rend sie Schlitt­schuh lief, Ko­til­lo­nor­den ver­teil­te, sich rei­zen­de Früh­jahrs­hü­te aus­such­te, Stahl­brun­nen trank und Sti­cke­rei­en an­fer­tig­te, wur­de sie zu­gleich an der Brust des to­ten Dich­terl­ords auf ra­send sich bäu­men­dem Ren­ner über Schott­lands öde Hai­den ent­führt, – da lag sie in ori­en­ta­li­schen Mas­ken­ko­stü­men auf Ru­he­bet­ten in ver­fal­le­nen Hal­len, und zu den Kla­ge­tö­nen ei­ner Har­fe san­gen Geis­ter­stim­men von dunk­ler Schuld und wil­dem Lei­den. Durch un­er­hör­te Ent­sa­gung ent­sühn­te sie den Ge­lieb­ten – und er wein­te zu ih­ren Fü­ßen und sei­ne Au­gen wa­ren tote lo­dern­de Flam­men …

 

*

Im nächs­ten Jah­re wur­de Wal­ter als Lieu­ten­ant nach M. ver­setzt. Sei­ne Ka­me­ra­den und Aga­thes Freun­din­nen gin­gen bei Heid­lings ein und aus, es war dort im­mer ein fröh­li­ches Trei­ben.

Manch­mal kam es frei­lich zu un­an­ge­neh­men Auf­trit­ten, wenn der Re­gie­rungs­rat plötz­lich sei­ner Frau und Toch­ter hef­ti­ge Vor­wür­fe über ihre Ver­schwen­dungs­sucht im Haus­halt mach­te und er­klär­te, er habe kein Geld zu die­ser aus­ge­brei­te­ten Ge­sel­lig­keit. Aber gleich dar­auf mein­te er wie­der, Aga­the müs­se neue Stie­fel ha­ben, oder er brau­te eine Bow­le, wenn sich sechs bis acht jun­ge Leu­te zum Abend ein­fan­den und nur Kar­tof­fel und Hä­ring es­sen woll­ten.

Es war dem Re­gie­rungs­rat an­fangs schwer ge­wor­den, von den Tra­di­tio­nen sei­ner Fa­mi­lie ab­zu­wei­chen und den Sohn nicht Jura stu­die­ren zu las­sen. Am Of­fi­zier­stan­de haf­te­te in sei­nen Au­gen ein un­ech­ter ober­fläch­li­cher Glanz. Wal­ter hat­te die jah­re­lang nach­klin­gen­de Be­geis­te­rung von 1870 be­nutzt, um den Va­ter sei­nem Wun­sche güns­tig zu stim­men. Der Re­gie­rungs­rat sah jetzt, dass auch sein Sohn stren­ge ar­bei­ten muss­te, wenn er vor­wärts kom­men woll­te. Es war ein eif­ri­ges Stre­ben un­ter den jun­gen Leu­ten, je­der such­te sich im neu­en Reich einen ei­ge­nen gu­ten Platz zu er­obern. Wal­ter und sei­ne Freun­de lach­ten viel über Mar­tin Gref­fin­gers zor­ni­ge Kri­tik der frisch er­run­ge­nen Herr­lich­keit.

Wal­ter war kaum drei Mo­na­te in M., als er sich mit Eu­ge­nie Wu­trow ver­lob­te. Das kam selbst sei­ner Fa­mi­lie über­ra­schend. Aga­the hat­te an­ge­nom­men, Eu­ge­nie sei mit Mar­tin heim­lich ver­spro­chen. We­ni­ge Tage vor­her, bei ei­nem ge­mein­sa­men Spa­zier­gang, der mit Kaf­fee­trin­ken in ei­nem öf­fent­li­chen Gar­ten en­de­te, hat­te sie zu se­hen ge­glaubt, wie Mar­tin un­ter dem Tisch nach Eu­ge­nies Hand fass­te, und das Mäd­chen ließ sie ihm. Da­bei tausch­te sie, den Kopf in die Rech­te ge­stützt, über den Tisch Ne­cke­rei­en mit Wal­ter.

So­bald Aga­the mit der Braut al­lein war, konn­te sie nicht un­ter­las­sen, die Be­mer­kung hin­zu­wer­fen:

»Ich glaub­te, es wäre Mar­tin, den Du gern hät­test!«

»Ei­nen so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Stu­den­ten?« frag­te Eu­ge­nie vor­wurfs­voll. »Aber Aga­the –! Den hei­ra­tet man doch nicht! – Und üb­ri­gens hasst er ja auch die Ehe«, füg­te sie mit ih­rem fri­vo­len klei­nen La­chen hin­zu.

Ein Ge­fühl von Ab­nei­gung, von Ver­ach­tung ge­gen die neue Schwä­ge­rin pei­nig­te Aga­the, wäh­rend ihr alle Be­kann­te Glück wünsch­ten, weil ihr Bru­der die liebs­te Freun­din zur Frau wähl­te. Sie mein­te, es sei ihre Pf­licht, Eu­ge­nie noch ein­mal ernst­lich zur Rede dar­über zu set­zen, ob sie Wal­ter auch wirk­lich lie­be. Aber nach dem ers­ten miss­glück­ten Ver­such fand sie nicht den Mut. Was hät­te Eu­ge­nie auch be­we­gen sol­len, sich mit Wal­ter zu ver­lo­ben? Sie war ein rei­ches Mäd­chen und hat­te schon ver­schie­de­ne An­trä­ge aus­ge­schla­gen.

Die bei­den Freun­din­nen be­rich­te­ten sich ge­treu­lich jede Klei­nig­keit ih­res täg­li­chen Le­bens. Sie wür­den es sehr übel ge­nom­men ha­ben, wenn eine von ih­nen sich eine Schlei­fe ge­kauft hät­te, ohne die an­de­re um Rat zu fra­gen und län­ge­re Ver­hand­lun­gen dar­über zu pfle­gen. Was aber im In­nern ih­rer zu­künf­ti­gen Schwä­ge­rin vor sich ging, blieb Aga­the eine so frem­de Welt, wie es Eu­ge­nie ihr fan­tas­ti­sches Traum­le­ben ge­we­sen wäre. Jede hü­te­te ängst­lich die ei­ge­nen Ge­heim­nis­se.

VIII.

Zur Zeit, als die Kin­der noch klein wa­ren, hat­te Frau Heid­ling nach dem Tode ih­rer Schwie­ger­mut­ter de­ren Kö­chin ins Haus ge­nom­men. Schon da­mals hieß sie die alte Dor­te. Mit den Jah­ren hart und dürr ge­wor­den, gleich ei­nem ver­wit­ter­ten Zaun­ste­cken, und von gal­li­ger Ge­müts­art, ar­bei­te­te sie für die Fa­mi­lie mehr in zä­hem Ei­gen­sinn als in lin­der Treue. Wie oft sie schon ge­kün­digt hat­te und trotz­dem ge­blie­ben war, konn­te nie­mand mehr nach­rech­nen. Hör­te man sie in der Kü­che vor sich hin­brum­men und schel­ten, so muss­te man ih­ren Aus­drücken nach die Über­zeu­gung ge­win­nen, ihre Herr­schaft ge­hö­re ei­gent­lich in ein Nar­ren­haus. Den jun­gen Stu­ben­mäd­chen, die ihr zur Hil­fe ge­hal­ten wur­den, be­zeig­te Dor­te gleich­falls die grim­migs­te Ver­ach­tung und wur­de von ih­nen sehr ge­fürch­tet; denn die alte Dor­te war un­er­müd­lich in der Ar­beit und ver­lang­te von den jun­gen Din­gern das Glei­che. Des­halb be­nei­de­ten die Rä­tin­nen sämt­lich Frau Heid­ling um den Schatz, den sie in der al­ten Kü­chend­orte ge­fun­den.

Ein Ehr­geiz hat­te sich in dem ver­dorr­ten Ge­müt der al­ten Magd her­aus­ge­bil­det. Sie woll­te die Be­loh­nung für fünf­und­zwan­zig­jäh­ri­ge Dienst­leis­tung in ein und der­sel­ben Fa­mi­lie er­wer­ben. Die Kö­ni­gin schenk­te in sol­chen sel­te­nen Fäl­len ein sil­ber­nes Kreuz und eine Bi­bel.

Und weil die Rä­tin Heid­ling Dor­tes Hoff­nun­gen teil­te, ja, weil im Grun­de die­se öf­fent­li­che Aner­ken­nung der Her­rin eben­so­viel Ehre brach­te, als der Die­ne­rin, dar­um be­hielt sie sie ge­dul­dig im Haus, ob­wohl Dor­te sich durch­aus nicht ge­neigt er­wies, Aga­the Ein­bli­cke in ihre Kunst zu ge­stat­ten.

Konn­te Aga­the von Dor­te nichts ler­nen, so nahm sie sich de­sto eif­ri­ger der Er­zie­hung des klei­nen Haus­mäd­chens an, wel­ches mit ihr zu­sam­men kon­fir­miert wor­den war. Pas­tor Kand­ler hat­te ihr die Verant­wor­tung für das un­ver­dor­be­ne Land­kind warm ans Herz ge­legt. Sie gab also Wie­sing Gro­ter­jahn am Sonn­tag Nach­mit­tag Ge­schich­ten von From­mel und Ma­rie Na­thu­si­us zu le­sen, und hielt ihr klei­ne mo­ra­li­sche Vor­trä­ge über die Schäd­lich­keit und die Ge­fah­ren der Tanz­bö­den. Wäh­rend Frau Re­gie­rungs­rat es pas­sen­der fand, das Mäd­chen Lui­se zu ru­fen, ob­wohl dem heim­weh­kran­ken Kin­de an­fangs je­des Mal die Trä­nen in die Au­gen schos­sen, nann­te Aga­the sie nach wie vor mit der trau­li­chen Ab­kür­zung »Wie­sing«. Nah­men sie zu­sam­men eine Ar­beit vor, so un­ter­hielt sie sich freund­lich mit Wie­sing und such­te ihr be­greif­lich zu ma­chen, wie gut es für sie sei, in ei­nem Hau­se zu die­nen, wo kei­ne Sor­ge und nichts von dem Elend, wel­ches die Ar­bei­te­rin­nen in Fa­bri­ken er­war­te, an sie her­an­tre­ten kön­ne. Es be­küm­mer­te Aga­the zu­wei­len, dass trotz ih­rer lieb­rei­chen Be­mü­hun­gen Wie­sing ihr kein rech­tes Ver­trau­en zu schen­ken schi­en.

»Die Mäd­chen be­trach­ten Euch als ihre na­tür­li­chen Fein­de, und im Grun­de ha­ben sie recht dar­in«, hat­te Mar­tin ein­mal ge­sagt. Das konn­te Aga­the doch nicht ver­ste­hen.

In­des­sen in­ter­es­sier­te sie sich nach und nach weit mehr für ih­ren ima­gi­nären Ge­lieb­ten, als für die See­len­bil­dung des Haus­mäd­chens, und be­küm­mer­te sich nur noch um sie, wenn die­se ihre Diens­te brauch­te.

»Fräu­lein«, sag­te Wie­sing ei­nes Mor­gens, als sie Aga­the war­mes Was­ser in ihr Schlaf­zim­mer brach­te, und da­bei stand sie mit ge­senk­ten Au­gen, »an mei­ner Tür is kein Rie­gel, könn­te da nicht ei­ner an­ge­macht wer­den?«

»Ja – hast Du denn kei­nen Schlüs­sel?«

»Den hat der jun­ge Herr ab­ge­zo­gen«, stot­ter­te Wie­sing.

»Der jun­ge Herr? Was ist denn das für dum­mes Zeug! Du hast ihn si­cher ver­lo­ren!«

»Ne, Frö­len!«

»Lüge nicht, Wie­sing. Als ob Du je­mals sa­gen wür­dest, wenn Du et­was zer­bro­chen oder ver­lo­ren hast!«

»Ne, Frö­len – ach mien lei­wer Gott – ick wet mie jo gor nich mehr tau hel­pen!«

»Ich ver­ste­he Dich gar nicht. Was willst Du denn – so rede doch hoch­deutsch«, sag­te Aga­the un­ge­dul­dig und goss das war­me Was­ser in ihre Wasch­schüs­sel.

»De jun­ge Herr – seg­gen Se man nix tau de Fru Re­gie­rungs­rä­ten – ik hew jo da ok nix von seggt, un Dor­te die seggt, ik red­te mir das man bloß ein!«

Das run­de, kin­di­sche Ge­sicht des Mäd­chens ver­schwand in ih­rer wei­ßen Schür­ze, sie schluchz­te er­bärm­lich.

Aga­the sah sie er­staunt an. Plötz­lich wur­de sie dun­kel­rot.

»Wal­ter hat Dich wohl nur er­schre­cken wol­len«, sag­te sie lei­se. »Ich will ihm sa­gen, dass Du sol­che Spä­ße nicht magst!«

Wie­sing hob das nas­se Ge­sicht und sah Aga­the mit ver­stör­ten blau­en Au­gen hilf­los an. »Fräu­lein – das war ja wull kein Spaß!«

»Ach, was denn sonst. Du dum­mes Ding. Denkst Du denn … mein Bru­der ist ja ver­lobt!«

»Det hew ik den jun­gen Herrn ok seggt, he sullt sich de Sün­d’ schä­men, hew ik seggt. He wull un wull nich hö­ren … Frö­len, wenn he wie­der kimmt – ik wet mie nich tau hel­pen!«

»Wie­der kommt?« frag­te Aga­the, wie in ei­nem be­ängs­ti­gen­den Traum er­star­rend. »Wo hat er Dir das ge­sagt?«

»In mien lüt­t’ Kam­mer.«

»Lui­se, Du lügst«, schrie Aga­the zor­nig.

Das Mäd­chen schluchz­te nur noch hef­ti­ger.

Aga­the ging von ihr fort, an das an­de­re Ende des Zim­mers.

»Mein Gott – mein Gott!« stam­mel­te sie nach ei­ner Wei­le und wand die Hän­de in ein­an­der.

»Wie­sing, wir wol­len Mama nichts sa­gen«, flüs­ter­te sie, ihre Trä­nen ström­ten da­bei. »Mama könn­te das nicht er­tra­gen, sie ist oh­ne­hin so kränk­lich – und sie hat Wal­ter so lieb!«

»Jo Frö­len!«

»Du musst aus dem Haus, Wie­sing.«

»Jo Frö­len!«

»Wie fan­gen wir das nur an?«

Wie­sing ant­wor­te­te nicht.

»Ich muss mit Wal­ter re­den. Mein Gott – das kann ich ja nicht – das kann ich ja nicht – Was ist denn nur über ihn ge­kom­men!«

»So’n fie­ner jung’ Herr«, sag­te Wie­sing nach­denk­lich und trock­ne­te sich die Au­gen.

»Zum Don­ner­wet­ter! wo sind nur mei­ne Stie­fel wie­der! Lui­se!« rief Wal­ter im Flur.

Die bei­den Mäd­chen schra­ken zu­sam­men und blick­ten sich er­schro­cken an.

»Er hat doch sei­nen Bur­schen zur Be­die­nung«, mur­mel­te Aga­the.

»Lui­se!« scholl des Lieu­ten­ants grol­len­de Stim­me aufs Neue über den Flur. Das klei­ne Haus­mäd­chen lief in der Ge­wohn­heit des Ge­hor­sams hin­aus.

Aga­the horch­te, mit ei­nem Ge­fühl, als sei­en ihr die Glie­der ab­ge­stor­ben, was drau­ßen zwi­schen den bei­den vor sich ging.

Wal­ter sag­te je­doch nur kurz und scharf: »Lui­se, ru­fen Sie mir den Bur­schen.« Wie­sing ant­wor­te­te mit ih­rem müh­sa­men Hoch­deutsch: »Ja, Herr Lieu­ten­ant.« Da war es Aga­the plötz­lich, als habe sie das eben Ge­hör­te al­les nur ge­träumt.

So leicht ging es doch nicht, sich dar­über hin­weg­zu­set­zen.

Jetzt muss­te sie über­le­gen, ohne mit Rat un­ter­stützt zu wer­den, ganz al­lein nach ih­rem Er­mes­sen, un­ter ih­rer Verant­wor­tung. Sie muss­te mit Wal­ter re­den, es gab kei­nen an­de­ren Aus­weg. Wenn sie das ih­rem Va­ter sag­te, es muss­te eine furcht­ba­re Sze­ne wer­den – et­was so Ehr­lo­ses wür­de Papa sei­nem Soh­ne nie und nie ver­zei­hen.

Zu­erst ging sie zu ei­nem Schlos­ser und kauf­te einen Rie­gel mit großen Kram­pen. Sie konn­te kaum ihr An­lie­gen her­vor­brin­gen, denn sie mein­te, man müs­se ihr im La­den an­se­hen, zu wel­chem Zweck sie den Rie­gel brau­chen woll­te. Dann häm­mer­te sie ihn mit Wie­sings Hil­fe an de­ren Kam­mer­tür fest, zit­ternd in der Furcht, Mama möch­te sie da­bei tref­fen und fra­gen, was das zu be­deu­ten habe.

Wie­sing hat­te das Fens­ter in dem en­gen Raum seit dem Mor­gen noch nicht ge­öff­net, es war eine ab­scheu­lich dump­fe Luft dar­in. Schmut­zi­ges Was­ser stand in der Schüs­sel, aus­ge­kämm­tes Haar und al­ler­lei arm­se­li­ger Plun­der lag auf dem Bo­den her­um. Und Wal­ter – ihr pein­lich sau­be­rer, ele­gan­ter Bru­der, in sei­ner glän­zen­den Uni­form war hier ge­we­sen … wie war es nur mög­lich?

Es schüt­tel­te sie ein Grau­en, ein Ekel.

Wie soll­te sie Wal­ter an­re­den? Er kam ihr vor wie ein Ver­wor­fe­ner, zu des­sen Ge­füh­len sie kei­ne Brücke mehr fand. Auch wenn sie Wie­sing an­sah, emp­fand sie eine hef­ti­ge Ab­nei­gung ge­gen das Mäd­chen, durch wel­ches sie ih­ren Bru­der ver­lo­ren hat­te.

 

Sie las in ih­rem neu­en Te­sta­ment und be­te­te um Kraft. Sie er­in­ner­te sich, dass Pas­tor Kand­ler ihr ein­mal ge­sagt hat­te: in je­dem Men­schen lä­gen die Kei­me zu al­len Sün­den ver­bor­gen. Sie woll­te ver­su­chen, ih­rem Bru­der in Lie­be zu­zu­re­den. Sie hat­te eine Emp­fin­dung, als tapp­te sie in die schwar­ze Fins­ter­nis und er­grei­fe et­was Wi­der­li­ches.

So quäl­te sie sich den gan­zen Tag hin und wünsch­te, Wal­ter möge so viel Dienst ha­ben, dass eine Un­ter­re­dung mit ihm un­mög­lich wer­de. O war sie fei­ge!

Nach­mit­tag kam Eu­ge­nie auf eine Vier­tel­stun­de. Als sie noch da­saß und Eu­ge­nie nicht wuss­te, was sie mit ihr spre­chen soll­te, trat Wal­ter ein. Er war ge­rit­ten, das krau­se Haar kleb­te ihm feucht an der Stirn. Er sah ein we­nig ver­drieß­lich aus. Doch küss­te er Eu­ge­nie. Sie ord­ne­te mit ih­ren hüb­schen, ge­schick­ten Fin­gern sein Haar, sah ihm mit ih­rem küh­len, spöt­ti­schen Lä­cheln in die Au­gen und frag­te: »Är­ger ge­habt?« Und dann strich sie leicht über sei­ne Uni­form, wie einst ihre Hän­de be­ru­hi­gend über Aga­thes Schlä­fe ge­glit­ten wa­ren, wenn die­se Zahn­schmer­zen hat­te, in der Pen­si­on.

Durch die Erin­ne­rung ka­men Aga­thes Ge­dan­ken auf den Kom­mis, der Eu­ge­nies ers­te Lie­be ge­we­sen, und auf das Zim­mer mit den Zi­gar­ren­pro­ben.

Ach, wenn sie doch hät­te fort­lau­fen kön­nen – weit, weit fort von al­len Men­schen.

Eu­ge­nie nahm Ab­schied, Wal­ter brach­te sie hin­aus. Der Va­ter mach­te sei­nen täg­li­chen Spa­zier­gang, Mama hat­te ihn heu­te be­glei­tet, weil sie einen Be­such da­mit ver­bin­den woll­ten. Wal­ter kam ins Zim­mer zu­rück. Da war Aga­the al­lein mit ihm, und nun muss­te sie re­den, es half ihr nie­mand.

»Was machst Du nur heu­te für ein Ge­sicht? Eu­ge­nie frag­te auch, was Dir wäre?« Da­mit be­gann Wal­ter un­ver­mu­tet das Ge­spräch. Sie nahm ihre Kraft zu­sam­men – üb­ri­gens ver­stand er sie schon nach den ers­ten halb­laut hin­ge­stam­mel­ten Wor­ten.

Aber es kam ganz an­ders, als sie er­war­tet hat­te! Er zeig­te kei­ne Spur von Scham oder Reue, wur­de zor­nig, ging mit klir­ren­den Spo­ren im Zim­mer hin und her und rief halb­laut, vor Är­ger hei­ser:

»Küm­me­re Dich nicht um Din­ge, die Du nicht ver­stehst! Hörst Du? Hier­von ver­stehst Du gar­nichts. Kei­nen Schim­mer! Da­rum hast Du auch kein Recht, ab­zu­ur­tei­len.«

»Ich ver­ste­he, dass Du ver­lobt bist! Ich fin­de es ehr­los …«

»Un­ter­steh’ Dich …!« Aga­the sah die dro­hend er­ho­be­ne Faust ih­res Bru­ders vor ih­ren Au­gen.

»Schlag’ mich nur«, rief sie, »dar­um ist Dein Be­tra­gen doch ehr­los. O pfui – pfui – dass Du mein Bru­der bist!«

Sie brach in lei­den­schaft­li­ches Wei­nen aus. Er hat­te sei­ne Hand sin­ken las­sen, aber er war jetzt ganz weiß und knirsch­te mit den Zäh­nen.

»Ich ver­bie­te Dir, Dich in mei­ne An­ge­le­gen­hei­ten zu mi­schen – hörst Du? Du be­trägst Dich nicht wie eine Dame, son­dern wie ein ex­al­tier­tes Frau­en­zim­mer. Es ist un­pas­send von Dir, an sol­che Din­ge zu rüh­ren! Ver­stehst Du mich?« Da­mit riss er die Tür auf und warf sie gleich dar­auf kra­chend zu.

Aga­the saß eine Zeit lang still und be­täubt von großem Kum­mer auf ei­nem Stuhl.

Spä­ter am Abend frag­te sie Wie­sing, ob sie nicht zu ih­ren El­tern ge­hen kön­ne, ob sie nicht sa­gen wol­le, ihre Mut­ter wäre krank und brau­che sie. Aber das klei­ne Haus­mäd­chen schüt­tel­te den Kopf und ant­wor­te­te mit un­be­greif­li­cher Er­ge­bung: »Ach, wat mei­nen Frö­len, – mien Mod­der wull mi schön schel­ten, wenn ik nach Hus käme. Un’ Dor­te seggt ok, dat’s all gliek bei de Herr­schaf­ten. De jung’ Herr hat ja och woll bald Hoch­tied und dann kümmt he jo ok weg.«

Was konn­te Aga­the wei­ter tun? Sie hoff­te, dass ihr Bru­der einen Eklat fürch­ten wür­de. Aber sie hat­te je­den Maß­stab für die Be­rech­nung der Mög­lich­kei­ten ver­lo­ren.

Sie konn­te sich nicht ent­schlie­ßen, Wie­sing je­mals wie­der nach die­ser An­ge­le­gen­heit zu fra­gen, doch nann­te sie sie von nun ab wie die Mut­ter »Lui­se« Es war für sie et­was Ge­mei­nes an dem Mäd­chen haf­ten ge­blie­ben.

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