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Aus dem Matrosenleben

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»Von da oben aus muß man sehen können ob es ein Segel ist oder nicht, Timmy,« sprach er dabei vergnügt zu dem jungen Malayen, dem aber das zuversichtliche Benehmen des älteren Gefährten gar nicht so besonders zu gefallen schien – »der Erdhaufen da liegt wenigstens drei oder vier Faden höher wie das Wasser, und ist es wirklich ein Schiff, oder ein Schooner wenigstens, denn nur ein klein Ding von einem Fahrzeug dürfte wagen hier in den Klippen und Untiefen die Nacht zu fahren, so segeln wir hinüber und belegen uns Plätze nach irgend einem christlichen Seehafen. Stand by old Fellow. Komm Timmy, spring hinaus und mach das Boot fest.«

»Timmy,« wie ihn Bill zutraulich nannte, sprang aber nicht hinaus, sondern schaute nur ängstlich und kopfschüttelnd nach den dichten Büschen hinauf, die jetzt fast über ihn herüber hingen. – Hatten sich hier in der That Schwarze in den Hinterhalt gelegt – und eine Art Instinct warnte ihn vor den Feinden – so befanden sie sich in einer fast mehr als nur gefährlichen, in einer wirklich verzweifelten Lage. Ein großes Messer aufgreifend, das er schon lange neben sich gelegt hatte, schien er auch wirklich in dem Moment, als der eisenbeschlagene Bug des Bootes den Korallensand berührte, einen förmlichen Angriff zu erwarten.

Nicht das Mindeste rührte sich aber zwischen den Büschen, und Bill, der keine Ahnung von irgend etwas Bedrohlichem hatte, zog den Riemen ein, ließ ihn mitten im Boote »vor und aft« liegen, und trat über die Doften weg, an Land zu springen.

»Nehmt die Flinte mit, Tuwan Bill,« bat aber Timor und faßte ihn am Arm – »viel besser Flinte; weiß nicht was an anderer Seite ist.«

»Viel besser, Hell,« rief Bill aber ärgerlich, der nun einmal eine gründliche Aversion gegen das Gewehr gefaßt hatte. »Wenn du mir noch einmal mit dem verdammten Dings da kommst, werf ich es über Bord, nachher ist Ruhe. – Weshalb soll ich denn das alte Eisen überall mit hinschleppen? – ich komme ja gleich wieder herunter.«

Er wollte wirklich ohne die Waffe an Land gehen; Timor ließ aber nicht mit Bitten nach, und Bill griff endlich nach der ihm gereichten Muskete – mochte ihm doch selber vielleicht bei den Befürchtungen des Knaben etwas weniger sicher zu Muthe werden.

»Na meinetwegen,« rief er unwillig »und nur damit du endlich Frieden hältst, will ich das nichtsnutzige Ding noch einmal zum Vergnügen da hinauf und nachher wieder herunter schleppen. Nachher läßt du mich aber damit ungeschoren; so viel sag ich dir.«

Damit sprang er an Land, und sich durch das nächste Gesträuch drängend, kletterte er so rasch er konnte an dem bröcklichen Korallgestein empor. Lag ihm doch vor allen Dingen daran, von oben aus einen freien Ueberblick nach jener Gegend hin zu bekommen, wo er das Segel vermuthete.

Allerdings warf er zuerst einen flüchtigen Blick über die kleine Insel selber. Da er hier jedoch nicht das mindeste Verdächtige entdecken konnte, wandte er sich auch gleich darauf sorglos der Richtung zu, in der das Segel liegen mußte. Nur wenige Secunden hatte er auch, seine Augen mit der Hand schützend, dorthin gesehen, als er die Mütze schwenkte und jubelnd nach Timor hinunter rief:

»Hurrah mein Junge, sail ho! bei Allem was da schwimmt. Gerade hinter – Alle Wetter,« unterbrach er sich aber selber und fuhr blitzesschnell herum, denn dicht vor ihm, wie aus dem Boden heraus, tauchten plötzlich ein paar schwarze Gestalten auf, und schleuderten ihre Lanzen auf ihn.

Allerdings fuhr er, fast instinktartig mit dem Gewehr nach ihnen nieder, aber lange vorher ehe er zielen konnte, war er schon wieder mit dem Finger an den Drücker gekommen, und die Kugel zischte harmlos über die Köpfe der Feinde hin.

Diesmal hatte ihn aber sein gutes Glück vor einem sonst gewissen Tode bewahrt. Die Lanzen waren allerdings in der kurzen Entfernung mit tödtlicher Fertigkeit nach seiner Brust geworfen, trafen aber, die eine den Kolben der Muskete, an dem sie abglitt, und ihm nur eben den Arm ritzte, die andere das Stück Kautabak das er in der Brusttasche trug, und das sie nicht durchbohren konnte. Die schlimmste Wunde in dem ganzen Kampf erhielt er wieder von dem eigenen Gewehr, das ihn mit dem scharfen Bügel Haut und Fleisch vom Zeigefinger der rechten Hand abschlug.

In dem Moment fühlte er aber weder den Schmerz des verwundeten Fingers, noch den Wurf der Lanzen, denn die Feinde, die den Weißen nach den beiden Lanzenwürfen auf kaum sechs Schritte Entfernung sicher unschädlich gemacht glaubten, kümmerten sich weiter gar nicht um ihn, sondern sprangen in wilden Sätzen die steile Uferbank nieder, dem Boote zu, dieses vor allen Dingen in Sicherheit zu bringen.

Timor fanden sie nun freilich nicht unvorbereitet. Schon bei dem ersten Ausruf Bills hatte er die vorn im Boot liegende Stange ergriffen, das Fahrzeug rasch vom Lande abzuschieben, um es flott zu haben, sobald sein Gefährte zu ihm niederflüchten würde. Daran schien Bill aber noch gar nicht gedacht zu haben, so hatte ihn der Angriff eines gar nicht mehr vermutheten Feindes überrascht, und fast seiner ganzen Besinnung beraubt.

Der kleine Malaye sah da plötzlich vier dunkle Gestalten zu sich niederspringen, von denen eine schon zum Wurf nach ihm ausholte. Recht gut begriff er dabei, wie jeder Widerstand von seiner Seite vollkommen nutzlos und nur für ihn allein verderblich sein müßte. Rasch deshalb den Bootshaken fallen lassend, warf er sich rückwärts in demselben Augenblick über Bord, als der kurze spitze Wurfspeer über ihn wegsauste, mit dem zugleich er unter der Oberfläche verschwand.

Der Anblick brachte den Matrosen wieder zu sich selber. Er sah, wie der Knabe, den er ermordet glaubte, über Bord stürzte, sah die vier Schwarzen, denen sich noch ein fünfter anschloß, dem Boot zuspringen, und mit dem Schrei »Murder!« das bei dem Schuß weggeworfene Gewehr wieder aufgreifend, packte er es am Lauf und flog den Feinden nach.

Aber er kam zu spät. – Die Wilden hatten beim Hineinspringen in das kleine schwanke Fahrzeug, dieses schon durch ihr eigenes Gewicht eine Strecke vorwärts getrieben, und als er das Ufer erreichte, waren sie schon wenigstens funfzehn Schritt von diesem entfernt. Die in voller Wuth nach ihnen geschleuderte Muskete fiel dicht vor ihnen in die Fluth, das aufspritzende Wasser bis selbst ins Boot werfend, und in blinder aber machtloser Wuth griff der jetzt wüthende Matrose lose Stücke Korallen auf, sie den Flüchtigen nachzuschleudern.

Er selbst blieb dabei dem Wurf ihrer Speere, falls es ja einem von ihnen eingefallen wäre, diese nach ihm zu schleudern, vollkommen blos gegeben. Die Schwarzen hatten aber in diesem Augenblick zu viel mit ihrem eroberten Boote zu thun, das außer den Bereich seines vorigen Eigenthümers zu bringen, um sich noch weiter mit diesem zu beschäftigen. Ohne sich selbst nur nach ihm umzusehen, griffen sie die Riemen auf, die sie recht gut zu benutzen verstanden, und während drei mit diesen arbeiteten, setzten die beiden anderen das Segel, das sie bald in einem Nordcours der Insel entführte.

Einundzwanzigstes Capitel.
Schluß

Noch war das genommene Boot übrigens kaum dreimal seine eigene Länge vom Ufer abgeschossen, als die funkelnden Augen des Malayen schon wieder über der Oberfläche des Wassers emportauchten. – Wenige Secunden blieb der Kopf sichtbar, dann verschwand er wieder und gleich darauf stieg, jetzt aber von einem schmalen Vorsprung der Insel gedeckt, der kleine Bursche rasch aufs Trockene und glitt, ohne auch nur einen Blick um sich herzuwerfen, ins Dickicht. Wenigstens vor den Wurflanzen des Feindes wollte er gesichert sein, sollte sich dieser ja noch nahe genug befinden, ihn damit zu erreichen. Nur erst als er Bill unten am Ufer jubeln und hurrah schreien hörte, wagte er seinen Versteck zu verlassen zu sehen was es plötzlich draußen so ungemein Erfreuliches gäbe.

An das fremde Fahrzeug hatte er im ersten Schreck des Ueberfalls gar nicht mehr gedacht. Das aber erschien gerade jetzt, im entscheidenden Moment, und unter vollen Segeln hinter der Insel vor, hinter der es jedenfalls während der kurzen Morgen-Windstille vor Anker gelegen.

Es war ein kleiner Schooner, von vielleicht 90 bis 95 Tonnen mit langen, weit nach vorn gesetzten keck aussehenden Masten, aber lichtbraun angestrichen mit kleinen gemalten Kanonenluken, wie ein Kauffahrteischiff, und alten, ziemlich abgenutzten Segeln.

Im Anfang und selbst nach dem Schuß, den er jedenfalls gehört haben mußte, behielt er noch seinen Westcours bei. Bills Auge aber, das sich in allem auf die See Beziehenden nur selten täuschte, obgleich niemand leichter als er auf festem Lande irre zu führen war, erkannte schon einen nach oben gesandten Mann in den Wanten. Als dann auch noch gleich darauf der scharf geschnittene Bug des kleinen Fahrzeugs etwas mehr gegen sie und das flüchtige Boot anluvte, da stieß Bill seinen Triumphschrei aus, denn er wußte jetzt nicht allein daß sie gesehen waren, sondern daß auch der Schooner wahrscheinlich das Boot mit den Eingebornen anhalten würde.

Eine gute Weile blieb aber der Erfolg dieser Jagd ziemlich zweifelhaft, denn die Schwarzen, die selbst mit ihren einfachen, nicht selten mit doppelten Lee- und Luv-Bäumen versehenen Canoes vortrefflich umzugehen wissen, hatten sich gar bald in die Führung des Segels hineingefunden, dessen größere Nützlichkeit sie leicht vor ihren gewöhnlichen Matten-Segeln erkennen lernten. Außerdem lag, wenn auch das fremde Fahrzeug rasch näher kam, nördlich vor ihnen, und gar nicht weit entfernt, eine breite Kette von Sandbänken und Korallenfelsen, und konnten sie diese glücklich erreichen, war es dem Schooner jedenfalls unmöglich ihnen zu folgen.

Dieser aber, der jetzt ihre Absicht erkannte und die für ihn gefährliche Strecke schon übersehen konnte, versuchte sein Letztes, dicht an dem südlichen Rande dieses Klippen-Archipels niederzulaufen. Zu dem Zweck wieder etwas mehr von der frischen Südostbrise abfallend, hielt er scharf gegen die Einfahrt auf, welcher das Boot zuzustreben schien, und ein tüchtiger Renner, glaubte er den Wilden schon jede Möglichkeit, zu entkommen, abgeschnitten zu haben. Da entdeckten die vorn auf der Vor-Marsraae stationirten Wachen des kleinen Fahrzeugs einen schmalen, aber gefährlich lichten Streifen hellgrünen Wassers, der sich quer vor ihnen nach Süden niederzog, und den sie vielleicht hoch genug gingen, um ihn zu passiren, auf dem sie aber auch ihr wackeres Seeboot, wenn sie irgend eine heimtückisch verborgene Klippe berühren sollten, leicht total verlieren konnten. Mit dem rasch gegebenen und im Moment befolgten Befehl flog das behende Fahrzeug dem Wind in die Zähne herum, und während alle Segel back lagen, und das eroberte Boot der Einfahrt zuschoß, stießen die Schwarzen ein wildes gellendes Freuden- und Siegesgeschrei aus.

 

Ihr Triumph sollte nicht lange dauern.

Vom Deck des Schooners hob sich ein leichter Rauch; und während der dumpfe Schall eines Schusses über die weite Meeresfläche dahindröhnte, schlug der Mast des geraubten Bootes nach Lee über. Mit ihm stürzte zugleich Einer der Wilden mit gähem Aufschrei über Bord.

Die Schwarzen erwarteten aber keinen zweiten Schuß – Hals über Kopf warfen sie sich, wie nur der erste starre Schreck vorüber war, in die Fluth, und das Boot, durch dessen Backbordbug die Kugel hindurchgeschlagen war, füllte sich langsam und sank. – Zwei Minuten später sah man hie und da einen schwarzen Kopf auftauchen und den nächsten Klippen zuschwimmen, dann verschwanden auch diese zwischen den einzelnen Riffen, und einzelne, auf der Fluth treibende Kisten und Fäßchen zeigten nur die Stelle an, wo das Boot vor kurzen Minuten zerschmettert gesunken war.

Die Raaen des Schooners waren indessen, und selbst noch während der Katastrophe, herumgebraßt, und an der gefährlichen Klippenzunge niederlaufend kam er in Lee von der Insel, auf der Bill jetzt alle nur möglichen Anstalten getroffen hatte, nicht unbeachtet sitzen zu bleiben. Sein Hemd wehte an einem Busch, und Timor hatte müssen rasch ein Feuer anmachen, denn Bill führte noch glücklicherweise das Feuerzeug bei sich, zu dessen friedlicher Benützung er besonders an Land gestiegen war. Der Rauch stieg in dicken Schwaden in die blauklare Luft empor, während Bill selber noch außerdem auf der weißen, jetzt allerdings von der Fluth sehr eingeschränkten Uferbank auf und absprang, und schrie, und seine Jacke um den Kopf schwenkte.

Er würde sich ruhig hingesetzt und das Nahen des Schooners erwartet haben, hätte er die Späße hören können, die an Bord desselben auf seine Unkosten gemacht wurden.

Die Gefahren der Schiffbrüchigen sollten aber hiermit ihr Ende erreicht haben. Etwa eine halbe Stunde später sank die kleine Jölle vom Bord des Schooners nieder und schoß, von zwei Matrosen gerudert und von dem »Mate« gesteuert, gegen die Insel zu, Bill und Timor an Bord zu nehmen. Die auf dem Festland zurückgelassene Mannschaft hatte indessen auch wieder mehrere Schüsse abgefeuert, das Boot ging gleich von der Insel zu ihnen hinüber, und zwei Stunden später hatte der »Shooting Star« (die Sternschnuppe), wie der kleine Schooner hieß, die bootlos gewordene Mannschaft des »Boreas« sicher an Bord, braßte seine Raaen auf, und glitt vor einer herrlichen Brise gen Osten, dem Indischen Meere zu.