Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Umzug an den Rhein

Im Sommer des folgenden Jahres, also 1984, verlegten wir beiden „Alten“ aus beruflichen Gründen unseren Wohnsitz nach Düsseldorf, die sehr schön am Rhein gelegene Hauptstadt NORDRHEIN-WESTFALENS, unsere inzwischen in eigenen vier Wänden lebenden Töchter studierend in Hamburg zurücklassend. Den Hamburger Bungalow hatten wir verkauft und dafür im Norden Düsseldorfs eine Wohnung im Maisonettestil erstanden, vom Herbst bis zum späten Frühjahr mit Rheinblick, ein Bonbon für die Trennung von Hamburg. Unser Mobi wurde auf einem nahen, sehr gepflegten Bauernhof bestens untergebracht.

Von hier aus boten sich dann wieder unendlich viele Ausflugsziele, wie z.B. am Ober- und Niederrhein, nicht zu vergessen die so romantische Mosel, die uns ganz besonders zur Weinlese anzieht, die so sehr schönen Erholungsstätten im bei vielen zu Unrecht verpönten Ruhrgebiet, in dessen namensgebendem Fluss, der sich durch idyllische Landschaften dahinschlängelnden Ruhr, man ohne Bedenken nach Herzenslust baden kann und – last not least – die unübersehbare Zahl von herrlich gelegenen Stauseen in östlicher Nachbarschaft. In einer guten Stunde ist außerdem die weit verzweigte Seenplatte an der Maas bei Roermond in den Niederlanden zu erreichen, ein wahres Eldorado für Erholungssuchende jeglicher Interessen; und so könnte ich die Aufzählung noch seitenlang fortsetzen.

Rundtour durch England, Wales, Irland und Schottland

In unserem nächsten Sommerurlaub, also im Juli 1985, zog es uns zu unseren nordwestlichen Nachbarn. Vom belgischen Hafen Ostende aus brachte uns eine Fähre am Donnerstag, d. 18. Juli, in viereinhalb Stunden bei schönstem Wetter über den leicht bewegten Ärmelkanal nach Dover am südöstlichen Ende der englischen Küste, der größte Kanalhafen des Landes. Schon von weitem leuchteten in hellem Sonnenschein die berühmten, steil emporragenden Kreidefelsen, die White Cliffs. Drei Wochen hatten wir Zeit, Land und Leute kennen zu lernen. Mit der seit 1988 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörenden sehr imposanten Canterbury Cathedral, der Hauptkirche von

- ENGLAND -

die sich in dem etwas nordwestlich im Landesinneren gelegenen liebenswerten Städtchen wuchtig aus dem niedrigen Häusermeer erhebt, stiegen wir gleich groß ein; erbaut im 12.-14. Jahrhundert im Stil der englischen Spätgotik mit aufstrebenden Pfeilern und Spitzbögen aus grauem Sandstein; 70 m emporsteigend der markante quadratische Hauptturm, an seinen Ecken gekrönt von vier spitzen, mit Kreuzen geschmückten Türmchen, etwas kleiner, aber im gleichen Stil errichtet die beiden Westtürme. Dank nahem Parkplatz konnten wir auch das prächtige Innere bewundern; eine beliebte Wallfahrtsstätte das dort befindliche Grab von Thomas Becket, einst ein Jugendfreund von Heinrich II., 1154 bei dessen Regierungsantritt zum Kanzler und 1162 zum Erzbischof von Canterbury berufen, widersetzte er sich vehement dem Machtstreben des Königs und verteidigte die Freiheit der Kirche, wurde daraufhin 1170 in dieser Kathedrale von Rittern des Königs ermordet.

Die Umstellung auf den Linksverkehr klappte Gott sei Dank ohne große Schwierigkeiten, so dass uns der Wahnsinnsverkehr in

- London -

unser nächstes Ziel, nicht schrecken konnte. Selbst den wild umtosten Piccadilly Circus, den Schnittpunkt von fünf Hauptverkehrsstraßen, und auch den bekannten zentralen Trafalgar Square mit seiner sich in der Mitte 55 m hoch erhebenden Nelsonsäule überstanden wir unversehrt. Auf einer ausgedehnten Stadtrundfahrt nach bewährtem Muster zogen die berühmtesten Sehenswürdigkeiten langsam an uns vorbei, z.B. der bombastische Buckingham Palace mit seiner 120 m langen klassizistischen Fassade; die nicht minder imposanten Houses of Parliament, die sich im neugotischen Stil, gekrönt von unendlich vielen Türmchen, 300 m lang am Themseufer entlangziehen, am Nordende überragt durch den 97,50 m hohen Clock Tower, in seinem Inneren die 13 t schwere weltbekannte Glocke „Big Ben“, die zu jeder vollen Stunde ein Klangbild aus Händels Messias ertönen lässt; am besten in seiner ganzen Monumentalität zu fotografieren nach Überqueren der nahen Westminster Bridge. Ganz in der Nähe Westminster Abbey, die gotische Krönungskirche der englischen Herrscher und damit das bedeutendste Gotteshaus der Metropole, bereits 1987 in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen, und etwas weiter nordöstlich parallel zur Themse der ebenfalls monumentale Barockbau der St.Paul’s Cathedral mit seiner 60 m breiten, von zwei jeweils 64 m hohen Glockentürmen flankierten Westfassade, imposanter Säulenvorhalle und der 111 m hohen Kuppel. Dank naher Parkmöglichkeit gelang es uns, nach langsamer Überwindung der Treppen dieses prachtvolle Bauwerk auch ausgiebig von innen zu besichtigen. Nicht minder beeindruckend und natürlich 1988 ebenfalls als Weltkulturerbe anerkannt der Tower of London, eine mächtige, von hohen Mauern umgebene Festung, weiter flussabwärts direkt an der Themse gelegen, über viele Jahrhunderte Herrschersitz, Bollwerk, Gefängnis und Hinrichtungsstätte der englischen Monarchen. Natürlich mussten wir unbedingt die nahe weltberühmte Tower Bridge passieren, mit ihren beiden 66 m hohen, durch zwei verglaste Stege verbundenen kolossalen Türmen im attraktiven neugotischen Stil eines der Wahrzeichen der Stadt.

Die intensive Besichtigung all dieser äußerst interessanten historischen Sehenswürdigkeiten haben wir 15 Jahre später, im August 2000, mit Hilfe des Rollstuhls auf einer viertägigen Städtetour nach London (Anreise per Flugzeug) nachgeholt. Von unserem herrlich an der Themse und dem St. Katharine’s Dock liegenden Thistle Hotel - nur durch eine Straße getrennt der Tower, aus unserem Zimmer ein überwältigender Blick auf die Brücke - starteten wir unsere täglichen Aktionen bei anhaltend schönstem Wetter im offenen ersten Stock eines der in der Nähe startenden knallroten Sightseeingbusse oder per öffentlichen Verkehrsmitteln. Natürlich durchstöberten wir auch das berühmte elegante Kaufhaus Harrods mit viel Marmor, blank poliertem Messing und nicht minder blitzendem Parkett und der sehenswerten, im Jugendstil gehaltenen Delikatessabteilung, die keine Wünsche offen lässt. Ein Ausflug galt der modernsten Sehenswürdigkeit der Stadt, dem erst kurz vor der Jahrtausendwende fertig gestellten Millenium Dome direkt am südlichen Themseufer in Greenwich, eine gigantische, 80 000 qm große und 50 m hohe Mehrzweckhalle, unter deren alles überwölbendem Kuppeldach für zwölf Monate eine interessante Ausstellung zum Jahrtausendwechsel gezeigt wurde.

Doch nun wieder zurück zum 18. Juli 1985. Nach Abschluss unserer privaten Stadtrundfahrt landeten wir am frühen Abend auf einem wunderschön mitten im Hyde Park, der mit 136 ha größten Grünfläche der Metropole, gelegenen Parkplatz, auf dem uns noch etliche andere Wohnmobile Gesellschaft leisteten und den wir sofort begeistert zu unserem Stehplatz für die Nacht erklärten. Etwas verwundert waren wir allerdings, als sich nach und nach immer mehr Mobis von dieser tollen Stätte entfernten, ließen uns dadurch aber nicht davon abhalten, gegen 22.30 Uhr todmüde, aber sehr zufrieden mit dem Tag, in unsere zu einem breiten Doppelbett umgebaute Hecksitzgruppe zu schlüpfen. Etwa anderthalb Stunden später schreckten wir durch lautes Gepolter an der Tür aus allertiefstem Schlaf; der Verursacher, ein ganz und gar nicht freundlicher Bobby, gab uns nach vorsichtigem Öffnen mit äußerst barscher Stimme zu verstehen, dass wir den Park sofort zu verlassen hätten, alle Tore würden um Mitternacht geschlossen, das Übernachten wäre unter Strafe verboten; aha, deshalb das fluchtartige Abreisen der anderen Fahrzeuge! Mein Schatz hatte gerade noch Zeit, seine Schuhe über die nackten Füße zu stülpen, dann irrten wir, ganz passend in Shortys gekleidet, durch den fast dunklen Park, von einem bereits verschlossenen Tor zum anderen, bis wir endlich am letzten, noch halb offenen den Weg ins Freie fanden, d. h. auf eine vierspurige Straße mit trotz später Stunde immer noch Wahnsinnsverkehr. Aber wohin sollten wir uns wenden??? Ich war meinem Fahrer beim Finden eines geeigneten Platzes wahrlich keine große Hilfe, den Stadtplan auf dem Schoß, mit Taschenlampe bewaffnet, stellte ich fest, dass ich trotz meiner Brille rein gar nichts erkennen, geschweige denn, die Straßenschilder entziffern konnte, war ich plötzlich nachtblind??? Des Rätsels Lösung gleich vorneweg: Aus meiner neuen Brille hatte sich in der Hektik ein Glas gelöst und war auf den Boden gefallen, was wir Gott sei Dank am nächsten Vormittag bei einem netten Optician wieder richten lassen konnten.

Doch jetzt ließen wir uns im Verkehrsstrom einfach aus der City hinaustreiben, bis wir irgendwann ruhigere Außenbezirke erreichten. Aber die Häuser und ihre zum Teil auf der Straße herumlungernden Bewohner waren nicht gerade sehr Vertrauen erweckend, also bei nächster sich bietender Gelegenheit gewendet und in das Zentrum zurück, dann über eine der vielen Brücken auf die etwas ruhigere Südseite der Themse, wo wir um 2.00 Uhr endlich einen halbwegs geeigneten Platz vor dem Royal National Theatre fanden. Als wir dort auch am nächsten Morgen in aller Ruhe frühstückten, huschten von allen Seiten kommend dunkel gewandete Herren in Schlips und Kragen, mit steifem runden Hut in tiefem Schwarz und ebensolchem Stockschirm über dem Arm - es war grau in grau und sah nach Regen aus - auf dem Wege zu ihrem Arbeitsplatz, das Bankenviertel war ganz in der Nähe, dicht an unseren Fenstern vorüber, nicht einen Blick riskierend, ein parkendes Wohnmobil in dieser exquisiten Gegend war ihnen sicherlich suspekt.

 

Nun, nach dem Reparieren meiner Brille, ließen wir die faszinierende Metropole hinter uns und wendeten uns der Küste zu, die wir am späten Nachmittag bei inzwischen strahlendem Sonnenschein mit

- Brighton -

einem der vornehmsten und bekanntesten Seebäder Englands, erreichten, sich durch einen 10 km langen weißen Sandstrand, eine breite gepflegte Promenade, wunderschöne große Garten- und Parkanlagen, Theater und Konzerthallen auszeichnend, davon ganz besonders auffallend der Royal Pavilion, ein bizarrer Märchenpalast in indischem Stil mit Zwiebelkuppeln, Zeltdächern, Zinnen, Minaretts und fein ziselierten Gitterbalkonen.

Unsere zweite Übernachtung unmittelbar am Ufer des weiten, vom Wind leicht gekräuselten Ärmelkanals verlief ohne jede Störung; und so ging es weiter auf unserem Weg an der herrlichen Küste entlang über Portsmouth, Hauptmarinehafen Großbritanniens und Geburtsort des berühmten Schriftstellers Charles Dickens; dann der große Seehafen Southhampton, sehr schön am Ende einer 15 km ins Land hineinreichenden Bucht gelegen mit seinen gut erhaltenen mittelalterlichen Bauten; bis zum reizvollen Seebad

- Bournemouth -

wo wir hoch oben auf den Ostklippen, an denen sich überschlagend eine donnernde Brandung brach, unseren nächsten Übernachtungsplatz fanden, der Kanal inzwischen bleigrau und aufgewühlt mit gewaltigen, weiß gischtenden Schaumkronen durch einen heftigen Gewittersturm, der auch unser Mobi ganz schön ins Schwanken brachte.

Der nächste Tag, ein seinem Namen alle Ehre machender Sonntag, brachte uns auf achterbahnmäßiger Berg- und Talfahrt über malerische Fischerdörfer und das kleine hübsche Seebad Weymouth mit extremen Steigungen nach Exmouth, markant die mächtigen roten Felsen und ebensolcher Strand; weiter über den hübsch auf sieben, zum Teil bewaldeten Hügeln errichteten, sehr beliebten Badeort Torquay („britische Riviera“) mit seiner viktorianischen Atmosphäre, Geburtsort der berühmten Kriminalschriftstellerin Agatha Christie. Auf einer Fähre überquerten wir den breiten Dart zur Hafenstadt Dartmouth, sehenswert die vielen gut erhaltenen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, ganz besonders schön die Häuserreihe "Butterwalk“, deren überkragende Obergeschosse mit kunstvollen Schnitzereien verziert sind. Dann auf sehr kurvenreicher Strecke bis zur historischen Hafenstadt

- Plymouth -

von der aus die britische Flotte unter Sir Francis Drake 1588 die „allmächtige“ spanische Armada besiegte und im Jahre 1620 die ersten Kolonisatoren Amerikas, die berühmten Pilgrim Fathers, mit ihrer „Mayflower“ in See stachen. Nur noch ein kleines Stadtviertel zeugt von der längst vergangenen Zeit.

Hatten wir bis jetzt von unseren mitgenommenen Vorräten nicht schlecht gelebt, testeten wir hier zum ersten Mal in einem eleganten Restaurant die in keinem allzu guten Ruf stehende englische Küche. Wir mussten zunächst eine Weile mit einem Aperitif an der Bar auf einen freien Tisch warten, wurden dann aber angenehm überrascht; in romantischem Ambiente mit herrlichem Blick auf die weite Bucht (The Sound) genossen wir einen delikaten Vorspeisenteller mit Meeresfrüchten, auf Holzkohle gegrilltes Lachsfilet in köstlicher Weißweinsoße mit Wildreis und knackigem Salat sowie last not least warmen Brotpudding mit Vanillesoße. Gewöhnungsbedürftig war allerdings, dass wir unseren Wein, einen spritzigen Chablis, in einem Nebenraum aussuchen und auch sofort bezahlen mussten, nun, andere Länder, andere Sitten! Auf einem Traumplatz hoch über der Bucht beendeten wir diesen herrlichen Tag.

Der nächste Morgen, grau in grau, stimmte uns so richtig ein auf die Fahrt ins Landesinnere, quer durch den fast tausend Quadratkilometer großen

- Dartmoor National Park -.

Über 60 km ging es auf einsamster Straße - keine Menschenseele weit und breit - durch urwüchsige Landschaft, ein riesiger waldloser mit Moor, Sümpfen und Heideland überzogener Granitbuckel, bevölkert von Schafherden und wilden Ponys, von denen zeitweilig einige zottelige Exemplare neugierig neben uns hertrabten; wild rauschende Bäche haben reizvolle Schluchten gegraben. Wabernde Nebelschwaden ließen die sich vereinzelt bis zu 650 m hoch auftürmenden Felsen wie bucklige Trolle erscheinen, ein unheimlich heulender Wind zerrte an unserem Mobi und ließ die schlanken Birken und bizarr geformten Krüppelkiefern, die die karge Landschaft etwas auflockerten, sich fast bis zum Erdboden verbiegen. Graue Wolkenfetzen jagten über den dunklen Himmel, eine wahre Krimikulisse, Conan Doyles „Hund von Baskerville“ streunte dort auch irgendwo herum. Praktisch ausbruchssicher ist in dieser Umgebung das berühmte Zuchthaus Dartmoor in dem kleinen Ort Princetown inmitten des Parks.

Mit dem Erreichen bewohnterer Gegenden besserte sich das Wetter zusehends, und in der hübschen Universitätsstadt Exeter mit ihren vielen schönen Häusern aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert strahlte die Sonne wieder vom fast wolkenlosen Himmel. In der Stadtmitte erhebt sich äußerst imposant ein Juwel von einer Kathedrale, im 13./14. Jahrhundert errichtet unter normannischer Herrschaft in allen möglichen Stilrichtungen des Mittelalters, das Monumentale der Romanik vermengt sich eindrucksvoll mit der Bildhauerkunst der Gotik, ganz besonders schön dokumentiert an der Westfront in einer bombastischen Galerie von in drei Reihen übereinander aus Stein gehauenen Königen; die übergroßen Spitzbogenfenster zieren kunstvolle Ornamente. Ein Parkplatz direkt vor dem Hauptportal ermöglichte es uns, auch das prachtvolle Innere in aller Ruhe zu bewundern, das überlange gotische Fächergewölbe und die reichlich vorhandenen meisterhaften Steinmetz- und Schnitzarbeiten, wie z.B. der Bischofsthron aus dem 14. Jahrhundert.

Die etwa 130 km bis zum nächsten sehenswerten Ort, der an der Nordseite der großen Halbinsel an der Mündung des Avon in den Bristol Channel gelegenen bedeutenden Hafen-, Industrie- und ebenfalls Universitätsstadt Bristol, überwanden wir auf schneller Autobahn, um ihn dann auf langsamer altbewährter Sightseeingtour zu erkunden, durch seine vielen wundervollen Kirchen und Gebäude aus alter Zeit als eine der schönsten Großstädte Englands geltend. Die mächtige, an Stahlseilen aufgehängte Severnbrücke brachte uns einige Kilometer weiter nördlich auf die andere Seite des in einem breiten Trichter in den Channel mündenden Severn, und nach weiteren 30 Kilometern in westlicher Richtung trafen wir auf die direkt am Nordufer gelegene pulsierende Hauptstadt von

- WALES -

Cardiff, mit einem bedeutenden Seehafen und bekannter Universität. Nach privater Rundfahrt durch die belebten Straßen, bei der uns ganz besonders das im Zentrum gelegene gewaltige rekonstruierte Castle aus dem 11. bis 15. Jahrhundert, einbezogen Überreste eines römischen Forts aus dem 4. Jahrhundert, ins Auge fiel, wurde es Zeit für die Suche nach einem Übernachtungsplatz, den wir schon bald in dem nahe dem westlichen Stadtrand gelegenen kleinen Örtchen

- Penarth -

fanden, auf einem von niedrigen Hecken gesäumten Parkplatz mit weitem Blick über eine gepflegte Golfanlage hinweg auf die im Abendlicht schimmernde Bucht. Den krönenden Abschluss dieses herrlichen Tages bildete ein allen Unkenrufen zum Trotz wieder delikates Abendessen in einem nahe gelegenen gemütlichen Restaurant bei Kerzenschein und flackerndem Kamin.

Unser für den nächsten Tag geplantes Ziel war die etwa 180 km entfernte Fährstation in Fishguard an der Westküste von Wales, von der aus wir uns über den St. Georgs Channel nach IRLAND hinübersetzen lassen wollten. Bei herrlichem Sonnenschein ging es auf schöner Nebenstrecke hügelauf und -ab durch idyllische Weidelandschaft und malerische kleine Örtchen, rechts und links der sehr engen Straße die typischen grauen Steinmauern (Stone Walls). Prompt erwischte es uns, als ohne irgendeine Ausweichmöglichkeit in schneller Fahrt ein großer Bus entgegenkam, ein gewaltiger Knall und unser rechter Rückspiegel zersplitterte in tausend Scherben, der Bus verschwand um die nächste Kurve. Was nun, woher so schnell einen neuen nehmen, und das nur 3 km vor der Auffahrt auf die Autobahn; also bei Platzmangel mühsames Wendemanöver, ich ersetzte am Heckfenster den fehlenden Spiegel, und zurück in den nächsten Ort, wo wir auf der Suche nach irgendeiner Werkstatt zuletzt in einer kleinen Glaserei landeten. Fünf Gesellen schnitten aus einem alten Schlafzimmerspiegel ein halbwegs passendes Stück heraus, das sie dann mit einem rosa kaugummiartigen Leim in den die Kollision Gott sei Dank heil überstandenen Rahmen pappten, die herausquellende Masse nach Erstarren sauber abschneidend. Dieses einmalige Exemplar erfüllte übrigens bis zum Verkauf des Mobis zwecks Erwerb eines neuen Fahrzeugs acht Jahre später immer noch seinen Dienst. Die ganze Aktion dauerte über eine halbe Stunde, auf unsere Frage nach den Kosten winkte man fröhlich ab, also gab es eine Spende für die Kuchenkasse. Versehen mit den besten Wünschen für die Weiterfahrt verließen wir diese servicefreundliche Stätte.

Schon kurze Zeit später nahm die Autobahn uns auf und brachte uns in Berg- und Talfahrt durch die Cambrian Mountains, die letzten etwa 80 km in eine gut ausgebaute Durchgangsstraße übergehend. Prompt war die Fähre uns vor der Nase weggefahren, durch den unfreiwilligen Aufenthalt kamen wir mit 15.30 Uhr eine halbe Stunde zu spät an, die nächste ging erst wieder um 3.15 Uhr am kommenden Morgen, eine äußerst unchristliche Zeit! Also sahen wir uns zunächst einmal in aller Ruhe das kleine gemütliche Städtchen an, natürlich vom Mobi aus, bevor wir auf einem Parkplatz oberhalb schroff abfallender Felswände Halt machten und von unseren schnell hervorgeholten bequemen Segeltuchstühlen aus den herrlichem Blick auf die von modernen Motoryachten und kreuzenden Seglern bevölkerte azurblaue Bucht genossen und die Seele so richtig baumeln ließen. Aus den reichlich vorhandenen Vorräten wurde ein leckeres Abendessen gezaubert, danach war endlich einmal Zeit für die Urlaubslektüre, bis wir gegen 22.00 Uhr zum Fährhafen zurückkehrten.

Inzwischen hatten sich schon allerhand Fahrzeuge angefunden. Wir stellten uns in die uns zugewiesene Reihe und versuchten, ein wenig zu schlafen, wurden jedoch schon eine halbe Stunde vor Mitternacht wieder hochgejagt und weiter nach vorne gelotst, die Beladung begann allerdings erst um 2.00 Uhr, doch an Schlaf war nicht mehr zu denken. Nach vierstündiger verhältnismäßig ruhiger Fahrt durch dichte Nebelschwaden, die über dem dunklen Wasser waberten, landeten wir, die Zeit verkürzt durch angeregte Unterhaltung mit einem irischen Fahrgast, um 7.10 Uhr im Hafen von Rosslare. Um dem Ausschiffungstrubel zu entgehen, starteten wir sofort auf unsere geplante Route. Der Himmel war Wolken verhangen, die Sonne bemühte sich redlich, den dichten Vorhang zu durchdringen. Durch sattgrünes hügeliges Weideland erreichten wir nach etwa 20 km die hübsche alte Stadt Wexford, fuhren jedoch zunächst einmal direkt an die Bucht, wo wir eine sehr ausgiebige Frühstückspause einlegten inklusive erholsamem Nickerchen von einer Stunde.

Mit frischen Kräften ging es weiter, nach kurzer Erkundungsfahrt durch das Städtchen mit seinem imposanten Stadttor aus dem frühen Mittelalter, den Resten einer normannischen Stierhetzarena (die Tiere wurden nicht getötet) und den mächtigen Kirchen- und Klosterruinen folgten wir der herrlichen Küstenstrecke über Waterford, eine alte betriebsame Hafenstadt, bis wir mit Cork in die zweitgrößte Stadt