Hans Fallada – Gesammelte Werke

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6

Es ist der schöns­te Nach­mit­tag von der Welt, das Mit­ta­ges­sen war gut ge­we­sen, für je­den Mann hat­te es zwei Rou­la­den ge­ge­ben.

Ku­falt sitzt vor sei­ner Email­le­schüs­sel, die Ty­pen­he­bel sind sau­ber, nun trock­net er sie und reibt die Ge­lenk­stel­len mit dem Öl­läpp­chen ab. Er ar­bei­tet ru­hig und schläf­rig, ei­gent­lich fühlt er sich sehr wohl.

Beer­boom hat­te sich gleich nach dem Mit­ta­ges­sen ver­drückt, war ins Bett ge­gan­gen, wohl um zu heu­len. Aber die­se Flucht wur­de rasch ent­deckt. Die Schreib­stu­be hör­te oben Sei­den­zopfs Bass rol­len, Beer­boom pro­tes­tier­te gel­lend, dann aber er­schi­en er, ge­jagt von Sei­den­zopf.

»Bü­ro­zeit ist Bü­ro­zeit. Sie ha­ben das un­ter­schrie­ben.«

»Ich hab ja gar nicht ge­le­sen, was ich un­ter­schrie­ben habe.«

»Hepp­hepp­hepp, nun set­zen Sie sich fein an die Ar­beit …«

»Mei­ne Ner­ven hal­ten das nicht aus, hier neun Stun­den stil­le­sit­zen.«

»Sie wol­len doch Geld ver­die­nen. Schrei­ben Sie! Schrei­ben Sie! Se­hen Sie, wie viel der Maack schon fer­tig hat – und Sie …«

Ja, es sieht nicht so aus, als wenn Beer­boom heu­te sei­ne fünf­zehn­hun­dert Adres­sen schaff­te. Ku­falt kal­ku­liert den Stoß, der vor Beer­boom liegt. Das sind viel­leicht drei­hun­dert Adres­sen. Fün­fund­vier­zig Pfen­nig das Hun­dert. Nein, Beer­boom wird heu­te nicht mal sein Kost­geld ver­die­nen …

Der Maack da­ge­gen, der Gro­ße, Lan­ge, Blas­se, schreibt wie eine Ma­schi­ne. Das ist nur ein flüch­ti­ger Blick in die Adres­sen­lis­te vor ihm, da­bei schreibt die Hand schon – und die Adres­se ist fer­tig. Hun­dert auf Hun­dert türmt sich dort, Stö­ße über Stö­ße. Aber er sieht auch nie hoch, er ist eine Ma­schi­ne, Adres­se um Adres­se, ein un­be­weg­tes Ge­sicht, er schreibt.

Nur von Zeit zu Zeit, wie alle an­de­ren üb­ri­gens auch, steht er auf, geht in den Vor­raum, an dem ei­köp­fi­gen Wach­hund Mer­gen­thal vor­bei, taucht in den Kel­ler. Mer­gen­thal murrt dann im­mer et­was wie: »Schon wie­der!« – »Macht es nicht zu schlimm!« – »Sie kön­nen auch noch war­ten!«

Als Maack das nächs­te Mal ver­schwin­det, folgt ihm in kur­z­em Ab­stand Ku­falt. Mer­gen­thal mur­melt: »Jetzt ist ei­ner un­ten«, aber wie alle an­de­ren be­ach­tet Ku­falt die­ses Mur­meln nicht und steigt in den Kel­ler.

Wie nicht an­ders zu er­war­ten, ist dort un­ten ein Klo. Und wie nicht an­ders zu er­war­ten, ist es be­setzt. Und wie wie­der nicht an­ders zu er­war­ten, riecht es stark nach Zi­ga­ret­ten.

War­tend dreht sich Ku­falt auch eine und brennt sie an.

Die Spü­lung rauscht, und Maack tritt her­aus. Erst will er wort­los an Ku­falt vor­bei, dann aber, als der ein biss­chen lä­chelt, sagt er lei­se: »Nur drin­nen im Klo rau­chen. Wenn Sei­den­zopf Sie klappt, kos­tet es Stra­fe. Mer­gen­thal brummt nur, für einen An­trei­ber ist der ganz an­stän­dig.«

»Dan­ke«, sagt Ku­falt und lä­chelt wie­der. »Dan­ke sehr.«

Maack geht schon. Plötz­lich dreht er sich um. »Wenn ich Sie wäre, wür­de ich Sei­den­zopf das nächs­te Mal, wenn er durch die Schreib­stu­be geht, fra­gen, was er für das Rei­ni­gen von der Ma­schi­ne be­zahlt. Sonst se­hen Sie in den Mond.«

»Ja«, sagt Ku­falt. »Gut, das wer­de ich tun.«

»Die Stun­de drei­ßig Pfen­nig, das ist hier Ta­rif.«

»Dan­ke schön. Drei­ßig Pfen­nig. – Sie woh­nen nicht hier im Heim?«

»Ich muss jetzt wie­der rauf«, sagt Maack und ver­schwin­det.

Ku­falts Rück­kunft be­ach­tet nie­mand. Es ist ein Auf­stand, eine Art Tu­mult da oben. Beer­boom hat den Fe­der­hal­ter hin­ge­wor­fen und ge­schri­en, er kön­ne nicht mehr wei­ter, er wür­de irr­sin­nig, das sei schlim­mer als Rohr­stö­cke spal­ten. Das sei schlim­mer als Zet. Wozu ihn die frei­ge­las­sen hät­ten, wenn er hier doch wie­der ein­ge­spunnt sei?

Mer­gen­thal sucht ihn zu be­ru­hi­gen: »Das ist nur die ers­ten Tage so. Sie wer­den das ge­wöhnt, schließ­lich den­ken Sie sich gar nichts mehr da­bei.«

»Ich kann das nicht, ich hal­te das nicht aus! Las­sen Sie mich eine hal­be Stun­de auf die Stra­ße. Ich schwö­re, ich kom­me wie­der. Aber ich muss raus … Da ist die Stadt, ich kann doch hier nicht sit­zen, ich habe elf Jah­re ge­ses­sen …«

Er fließt über, es geht im­mer wei­ter.

An­ge­lockt von dem Lärm naht Sei­den­zopf. »Was ist denn nun schon wie­der? Aber, mein lie­ber Sohn, mein gu­ter Sohn, das geht nicht. Die an­de­ren Her­ren wol­len ar­bei­ten.«

»Las­sen Sie mich raus. Ins Freie. Wa­rum ha­ben Sie mich nicht auf mei­nem Bett ge­las­sen, ich hät­te mich so schön in Schlaf ge­heult … Las­sen Sie mich raus!«

»Aber, Herr Beer­boom, Sie sind doch ein großer Mensch, Sie wis­sen doch, was eine Be­stim­mung ist. Es ist hier Be­stim­mung, dass je­der neun Stun­den ab­ar­bei­tet.«

»Und ich will raus! Ich schla­ge al­les …«

»Beer­boom, soll ich die Po­li­zei ru­fen, Sie wis­sen doch …«

Mer­gen­thal hat et­was in Sei­den­zopfs Ohr ge­flüs­tert, der denkt nach. »Nun gut. Ich will es ver­ant­wor­ten. Beer­boom, jetzt schrei­ben Sie noch drei Stun­den Adres­sen, und dann fah­ren Sie die fer­ti­gen Um­schlä­ge mit dem Hand­wa­gen zur Post. Herr Mer­gen­thal be­glei­tet Sie. Da kom­men Sie raus. Nein, jetzt kei­ne Wi­der­re­den mehr. Erst flei­ßig schrei­ben, sonst er­lau­be ich es nicht. Sie ha­ben ja noch nichts fer­tig. Die Schrift muss auch viel bes­ser sein. Wer soll denn das le­sen? Ei­nen ge­fäl­li­gen Ein­druck müs­sen un­se­re Adres­sen ma­chen, den Emp­fän­ger muss es rich­tig freu­en, wenn er so eine Druck­sa­che be­kommt. Se­hen Sie, Beer­boom, wenn Sie jetzt schrei­ben: ›Herrn Ober­se­kre­tär‹, da le­gen Sie ein biss­chen Schwung in das ›O­ber‹, da freut sich der Mann, dass er es so weit ge­bracht hat. Adres­sen­schrei­ben ist eine Kunst, das ist nichts Lang­wei­li­ges. – So ist es recht, lie­ber Maack, so einen Tisch sehe ich ger­ne. Nun ver­mitt­le ich Ih­nen auch bald eine schö­ne Stel­lung.«

»Die ha­ben Sie mir schon vor an­dert­halb Jah­ren ver­spro­chen, Herr Sei­den­zopf.«

»Und Sie, mein lie­ber Ku­falt, ja, das ist recht, das ist hübsch, wie das wie­der glänzt und gleißt. Das freut Sie, nicht wahr, wenn Un­ord­nung und Unsau­ber­keit ver­tilgt wer­den? Das muss einen rech­ten Mann freu­en.«

»Mach ich das ei­gent­lich im Ak­kord oder Ta­ge­lohn, Herr Sei­den­zopf?«

»Das ist eine Vor­be­rei­tung für Ihre mor­gi­ge Ar­beit, mein lie­ber Ku­falt. Da­von ha­ben Sie den Nut­zen, da geht es mor­gen wie ge­schmiert. – Hähä, es ist ja auch frisch ge­schmiert.«

»Und wie viel ver­die­ne ich? Mei­ne Hän­de habe ich mir auch ganz ver­saut.«

»Wir sind eine Schreib­stu­be, Herr Ku­falt. Wir ma­chen Schreib­ar­bei­ten für Fir­men in Lohn. Adres­sen be­zah­len die uns, aber nicht, wenn Sie eine Ma­schi­ne rei­ni­gen.«

»Ich kann doch nicht einen Tag um­sonst ar­bei­ten! Be­kom­me ich denn heu­te auch Es­sen und Schla­fen um­sonst?«

»Ich hof­fe, mein lie­ber Freund, Sie sind nicht gie­rig, nicht geld­gie­rig, mei­ne ich.«

»Es hat doch ge­hei­ßen, hier wird gut­be­zahl­te Ar­beit ge­ge­ben?«

Aber Sei­den­zopf ist schon wei­ter. »Und Sie, lie­ber Leu­ben, lang­sam geht es. Lang­sam, was?«

Der Lan­ge, Blas­se sieht zu Ku­falt hin­über, er be­wegt den Kopf auf­mun­ternd.

Ku­falt springt auf, er steht ne­ben Sei­den­zopf. »Ich will wis­sen, was ich für die Dreck­ar­beit krie­ge! Fünf Stun­den sit­ze ich jetzt dran. Drei­ßig Pfen­nig ist Ihr Stun­den­lohn.«

Sei­den­zopf sieht ihn kalt und böse an. »Wir ge­ben Ih­nen eine Mark. Kein Wort mehr. Es ist voll­kom­men un­zu­läs­sig, dass Sie hier auf­sprin­gen und mich be­drän­gen. Set­zen Sie sich auf Ihren Platz. Sie ha­ben mich schwer ent­täuscht.« Und mit ei­nem Seuf­zer, wei­ter­ge­hend, fort­ge­hend: »Es gibt so vie­le Ar­beits­lo­se, nicht wahr?«

Drü­ben, an sei­nem Tisch, der blas­se Maack nickt un­merk­lich.

Ku­falt ist mit sich zu­frie­den.

7

Das Abendes­sen ist er­le­digt. Es ist Fei­er­abend für Wil­li Ku­falt, der zwei­te Abend sei­ner Frei­heit, nach rund ein­tau­sen­dacht­hun­dert Aben­den in der Ge­fan­gen­schaft.

Er sitzt im Ge­mein­schafts­zim­mer des Heims und sieht durch die Schei­ben auf die däm­me­ri­ge Stra­ße. Das Fens­ter ist groß, hat schö­ne, kla­re Schei­ben, auf der Au­ßen­sei­te ist ein hüb­sches Git­ter­werk, Kunst­schmie­de­ar­beit, na ja.

Leu­te ge­hen vor­über, der Abend ist lau, man­che ge­hen nach Haus, und man­che ge­hen von Haus fort. Auch Mäd­chen sind dar­un­ter. Es ist kein sol­cher Ge­winn, wie man es sich im Kitt­chen ge­träumt, die Bei­ne die­ser Mäd­chen in den kur­z­en Rö­cken zu se­hen.

Aber im­mer­hin. Hier in der Nähe soll ein großer Park sein, es wäre ganz hübsch, da um­her­zu­ge­hen. Aber man müss­te von Sei­den­zopf eine fei­er­li­che Er­laub­nis zu die­sem Aus­gang er­bit­ten, und Ku­falt hat das Ge­fühl, als hin­ge ihm die­ser Sei­den­zopf all­ge­mach zum Hal­se her­aus.

Beer­boom streicht wie ein ru­he­lo­ser Geist durch das Haus, oben, un­ten, an den Fens­tern, an den Tü­ren, aber al­les ist gut ge­si­chert. Ar­mer Beer­boom, er war­tet auf die ers­te Ge­winn­be­tei­li­gung aus sei­nen drei Mark. We­nig Wahr­schein­lich­keit, dass Bert­hold da­mit über­kommt. Nun, wenn es ganz dun­kel ge­wor­den und die Hoff­nung zer­gan­gen ist, wird er sich auf sein Bett le­gen und heu­len. Das er­leich­tert, das tränkt das Ge­hirn mit Mü­dig­keit und macht es doof und schläf­rig.

Ku­falt schal­tet das Licht ein und geht an den Bü­cher­schrank. Es sieht un­er­freu­lich in den Fä­chern aus, die Bü­cher lie­gen halb schräg, man­che ste­cken mit dem Schnitt nach vorn. Ku­falt zieht ein Buch her­aus. »Un­se­re U-Boot-Hel­den.« Er zieht den dunklen Nach­barn des Hel­den­buchs her­aus: »Ham­bur­gi­sches Ge­sang­buch.«

 

Nun will ich noch ein drit­tes Mal …

In der Tür er­scheint Min­na. »Für einen Herrn bren­nen wir hier aber kein Licht«, sagt sie spitz, schal­tet das Licht aus und ver­schwin­det.

»Gott­ver­dam­mich!« brüllt Ku­falt und schal­tet das Licht wie­der ein.

Er zieht ein neu­es Buch aus dem Schrank. »Die Sün­de wi­der den Geist« von Ar­tur Din­ter. Er schlägt das Buch wahl­los auf und be­ginnt zu le­sen.

Von der Tür er­klingt die wei­ner­li­che Stim­me Frau Sei­den­zopfs. »Hier darf aber nicht Licht ge­brannt wer­den am frü­hen Abend. Es ist ja noch ganz hell drau­ßen. Ei­ner brennt oben Licht, ei­ner brennt un­ten Licht. Was soll denn das für eine Licht­rech­nung wer­den?«

Frau Sei­den­zopf schal­tet das Licht aus und geht fort. Die Tür lässt sie of­fen. Ku­falt legt das Buch fein sach­te in den Schrank zu­rück, schließt die Tür und setzt sich auf einen Stuhl am Fens­ter.

Es ist fast ganz dun­kel drau­ßen.

Plötz­lich wird es hell im Zim­mer. Der sitt­lich hoch­ste­hen­de und in­ner­lich ge­fes­tig­te jun­ge Mann ist ein­ge­tre­ten, der Stu­dent Pe­ter­sen, viel­leicht sechs­und­zwan­zig Jah­re alt, der Be­ra­ter der Straf­ent­las­se­nen.

»Sit­zen Sie hier im Dun­keln? Mö­gen Sie das?« fragt er.

»Das mag ich«, sagt Ku­falt und sieht blin­zelnd zu dem lan­gen blon­den jun­gen Men­schen hin­über.

Pe­ter­sen zieht die Gar­di­nen zu. Er setzt sich be­hag­lich stöh­nend in einen Ses­sel und streckt die Bei­ne von sich. »Gott, was bin ich müde! Was bin ich her­um­ge­lau­fen!«

»Ist die Uni­ver­si­tät weit­ab?«

»Ja, auch. Aber ich war nicht auf der Uni. Ich bin bei ei­nem Herrn ge­we­sen, der frü­her auf die Schreib­stu­be kam.«

Ku­falt sieht fra­gend.

Pe­ter­sen er­zählt be­reit­wil­lig: »Er wohnt mit ei­nem Mäd­chen zu­sam­men. Und nun will sie weg von ihm.«

»Nicht hal­ten, was lau­fen will«, sagt Ku­falt.

»Sie er­war­tet aber …«

»Und was ha­ben Sie ge­macht? Was ha­ben Sie ge­sagt?«

»Was soll man sa­gen? Ich habe mich hin­ge­setzt. Erst ha­ben sie sich ge­freut, dass ich kam. Ich hab ih­nen auch ’ne Un­ter­stüt­zung ge­bracht von uns hier. Dann sind sie ins Strei­ten ge­kom­men.«

»Wor­über ha­ben sie denn ge­strit­ten?«

»Über eine Eau-de-Co­lo­gne-Fla­sche, fast leer. Wis­sen Sie, er ist so ein or­dent­li­cher Mensch, es muss al­les an sei­nem Platz lie­gen. Und nun hat er die Eau-de-Co­lo­gne-Fla­sche im Kü­chen­schrank ge­fun­den. Und sie ge­hört doch auf den Wasch­tisch. Dar­über ha­ben sie ge­strit­ten.«

»Blech.«

»Ziem­lich hef­tig ha­ben sie ge­strit­ten. Schließ­lich schri­en sie. Als sie fer­tig wa­ren, wa­ren sie auch fer­tig. Dann ha­ben sie ge­weint.«

»Es ist«, sagt Ku­falt, »ja nicht die Eau-de-Co­lo­gne-Fla­sche, es ist, weil es ih­nen dre­ckig geht. Wenn es ei­nem dre­ckig geht, wird al­les schwer. Ich hab mich im Kitt­chen auch über je­den Dreck auf­ge­regt.«

»Ja«, sagt der Stu­dent. »Ja, das ist wohl so. Aber was soll man ma­chen?«

»Wo­von le­ben sie denn?«

»Er war frü­her auf der Schreib­stu­be. Er hat gut ge­schrie­ben. Aber dann plötz­lich hat er ge­sagt, er kann nicht mehr über die Stra­ße ge­hen. Das ist bei man­chen so. Wenn sie raus­kom­men, merkt man ih­nen nichts an. Dann ist al­les neu. Aber dann krie­gen sie es plötz­lich …«

»Dann fan­gen sie an zu spin­nen, ja. Der Beer­boom spinnt auch schon. Bei dem pas­sen Sie bloß auf.«

»Ja, man muss mal se­hen«, sagt Pe­ter­sen un­si­cher, »man kann so we­nig ma­chen.«

»Sie soll­ten mit Herrn Sei­den­zopf re­den. Das ist ein Un­sinn, sol­chen Spin­ner neun Stun­den aufs Büro zu set­zen, da dreht er noch ganz durch.«

»Es ist Vor­schrift, wis­sen Sie, Haus­ord­nung, dass je­der neun Stun­den ab­sit­zen muss.«

»Ab­sit­zen, ja.«

Die Tür geht auf. Min­na ruft gif­tig, die Hand am Schal­ter: »Frau Sei­den­zopf lässt Ih­nen sa­gen, Herr Ku­falt, das Licht …«

»Was ist denn los, Min­na?« fragt Pe­ter­sen.

»Ach, Sie sind auch hier«, sagt Min­na. »Eine Stun­de Licht wird Ih­nen von Ihrem Lohn ab­ge­zo­gen, Herr Ku­falt«, ver­kün­det Min­na und zieht sich zu­rück.

Pe­ter­sen und Ku­falt se­hen ein­an­der an.

»Ich wer­de mit Herrn Sei­den­zopf spre­chen«, sagt Pe­ter­sen. »Das Licht wird Ih­nen nicht ab­ge­setzt.«

Ku­falt macht eine Be­we­gung. »Es spielt kei­ne Rol­le. Je­den­falls dan­ke.« Dann: »Wie ist das hier ei­gent­lich? Dür­fen wir nur mit Ih­nen aus dem Haus?«

»Nein, na­tür­lich auch al­lein. Im­mer­hin emp­fiehlt es sich, na­ment­lich abends … wis­sen Sie, ich gehe über­all mit Ih­nen hin.«

Lei­se, mit Fält­chen um den Au­gen: »Ich tan­ze auch ger­ne.«

»Was ma­chen wir am Sonn­tag?«

»Wir kön­nen ja mal zum Ha­fen ge­hen. Und nach­her in ein net­tes Lo­kal, wo es nicht so teu­er ist. Zum Abendes­sen las­sen wir uns Bro­te mit­ge­ben.«

»Ich habe eine Verab­re­dung am Sonn­tag­abend. Sie müs­sen mich eine Stun­de weg­las­sen. Ich ver­spre­che Ih­nen, ich bin pünkt­lich wie­der da.«

Der Stu­dent sagt: »Sie kön­nen al­lein ge­hen. Es kann Ih­nen kei­ner ver­bie­ten.«

»Nein«, sagt Ku­falt. »Nicht al­lein. Ich will of­fi­zi­ell, für die hier, bei Ih­nen ge­we­sen sein …«

Pe­ter­sen steht auf und geht hin und her. Ver­le­gen sagt er: »Lie­ber Herr Ku­falt, nein, das möch­te ich lie­ber nicht. Ich könn­te Unan­nehm­lich­kei­ten ha­ben.«

»Schön«, sagt Ku­falt. »Es war kei­ne wich­ti­ge Verab­re­dung. Im Grun­de war es gar kei­ne Verab­re­dung. Ich woll­te nur Be­scheid wis­sen über Sie. Gute Nacht, Herr Pe­ter­sen.«

8

Ku­falt sitzt an sei­ner Schreib­ma­schi­ne und schreibt Adres­sen. Es ist nun der zwei­te Tag, dass er das tut. Ges­tern hat er sie­ben­hun­dert ge­schafft, heu­te muss es bes­ser wer­den. Es geht schon ei­ni­ger­ma­ßen, er ver­tippt sich noch ein biss­chen viel, aber das rutscht so durch un­ter den vie­len hun­dert Adres­sen. Alle paar Stun­den kommt Herr Mer­gen­thal, no­tiert, was fer­tig ist, bün­delt es und trägt es hin­aus.

Ku­falt kann von sei­nem Platz aus Beer­boom nicht se­hen, aber in den Pau­sen, in de­nen er die neue Adres­se in der Lis­te sucht, hört er ihn ra­scheln. Beer­boom hat heu­te wie­der einen schlim­men Tag, drei­mal schon ist er auf­ge­sprun­gen und woll­te aus der Schreib­stu­be fort­lau­fen. Er hört stän­dig Bert­holds Stim­me. Mer­gen­thal hat ihn dann ab­ge­fan­gen und ihn mit Zu­re­den und Schie­ben auf sei­nen Platz zu­rück­ge­führt. Aber auch heu­te wird Beer­boom kei­ne tau­send Adres­sen schrei­ben, sei­ne Leis­tung wird von Tag zu Tag nied­ri­ger.

Nun kommt Sei­den­zopf ins Büro und ruft Ku­falt. Der er­hebt sich mit Wut. Si­cher hat er nicht schön ge­nug ge­boh­nert, er hat es ei­lig ge­habt, wie­der an die Ar­beit zu kom­men.

Aber dies­mal ist es nicht das Boh­nern. »Herr Pas­tor Mar­ce­tus möch­te Sie spre­chen. Ge­hen Sie dort hin­ein.«

Ku­falt klopft, eine Stim­me ruft: »He­rein«, und er tritt ein.

Hin­ter dem Schreib­tisch sitzt im vol­len Licht ein großer schwe­rer Mann mit schö­nem, weißem Haar, ei­nem blü­hen­den Ge­sicht, die Nase ist flei­schig, die Mund­par­tie sehr aus­ge­bil­det, kein Bart. Wei­ße große Hän­de.

An der Schmal­sei­te des Schreib­ti­sches sitzt eine Dame mit Ste­no­gramm­block, ne­ben ihr die Schreib­ma­schi­ne. Vor dem Tisch steht ein­la­dend für die Be­su­cher ein großer Stuhl, aber Ku­falt wird nicht auf­ge­for­dert, sich zu set­zen.

Der Pas­tor blät­tert in Pa­pie­ren, Ku­falt kennt dies Kon­vo­lut, er er­kennt es wie­der, es ist ihm nach­ge­reist, es ist sein Ak­ten­stück aus dem Zen­tral­ge­fäng­nis.

Der Pas­tor lässt sich Zeit. Ku­falts »Gu­ten Mor­gen« hat er mit ei­nem kur­z­en Brum­men er­wi­dert.

Nun schlägt er eine Sei­te in dem Ak­ten­stück auf und sagt, ohne hoch­zu­se­hen: »Sie hei­ßen Wil­li, das heißt Wil­helm Ku­falt, von Be­ruf Buch­hal­ter, mit fünf Jah­ren Ge­fäng­nis we­gen Un­ter­schla­gung und schwe­rer Ur­kun­den­fäl­schung be­straft …«

»Ja«, sagt Ku­falt.

»Sie sind aus gu­ter Fa­mi­lie. Wie ka­men Sie dazu? Wei­ber? Suff? Spiel?«

Es ist ein kal­ter, ge­schäfts­mä­ßi­ger Ton, in dem zu Ku­falt ge­re­det wird. Ku­falt kennt die­sen Ton. Der Mann da am Schreib­tisch hat ihn nicht eine Se­kun­de an­ge­se­hen, er braucht den Mann Ku­falt nicht an­zu­se­hen, er hat das Ak­ten­stück Ku­falt.

Der kennt den Ton, der kennt das Echo auch, er zit­tert am gan­zen Lei­be, es ist die alte Welt, sie soll­te ver­sun­ken sein, es sind die Jah­re, es sind fünf Jah­re, es geht so wei­ter. Soll es im­mer so wei­ter­ge­hen?

Die Sei­den­zöp­fe mö­gen mit ihm re­den, wie sie wol­len, die Beer­booms, wie sie wol­len – aber der hier, der müss­te es bes­ser wis­sen, der darf nicht. Der darf nicht!

Der Mann Ku­falt zit­tert am gan­zen Lei­be, er fühlt, wie sein Ge­sicht weiß und kalt ge­wor­den ist, aber er fragt im glei­chen Ton wie der Pas­tor: »Muss in Ge­gen­wart der Dame ver­han­delt wer­den?«

Pas­tor Mar­ce­tus sieht zum ers­ten Male hoch. Er hat einen lang­sa­men, gleich­gül­ti­gen Blick, der sich fest­setzt auf Ku­falts Ge­sicht. »Fräu­lein Matz­ke ist mei­ne Se­kre­tä­rin. Durch ihre Hän­de geht al­les. Sie weiß al­les.«

»Ist die Dame ver­ei­digt?«

»Was heißt das? Sind Sie hier, um zu fra­gen? Die Dame ist mei­ne An­ge­stell­te.«

»Ich fra­ge dar­um, weil ich nicht weiß, ob Pri­vat­per­so­nen mei­ne Strafak­ten le­sen dür­fen.«

»Fräu­lein Matz­ke ist voll­stän­dig zu­ver­läs­sig.«

»Trotz­dem. Ich weiß nicht, ob es ge­setz­lich zu­läs­sig ist.«

»Sie se­hen, Ihre Ge­fäng­nis­ver­wal­tung hat mir Ihre Ak­ten zu­ge­schickt.«

»Ja, Ih­nen. – Die Dame ist vor­be­straft?«

Der Mann hin­ter dem Schreib­tisch macht einen Ruck. »Bür­sch­chen …«, sagt er.

»Ich fra­ge dar­um: Wenn es eine Kol­le­gin wäre, wäre es nicht so schlimm.«

Ei­nen Au­gen­blick ist Stil­le. Dann sagt der Pas­tor: »Also bit­te, Fräu­lein Matz­ke, war­ten Sie drau­ßen.«

Die Dame ent­schwin­det, Ku­falt steht mit ge­senk­tem Kopf vor dem Schreib­tisch.

»Der Be­richt Ihres An­stalts­geist­li­chen lau­tet nicht güns­tig über Sie.«

»Nein«, ant­wor­tet Ku­falt. »Ich will näm­lich aus der Kir­che aus­tre­ten.«

»Das hat da­mit gar nichts zu tun.«

»Vi­el­leicht doch.«

Pas­tor Mar­ce­tus setzt von neu­em an: »Auch was Herr Sei­den­zopf mir über Ihre Füh­rung und Leis­tung sagt, klingt nicht sehr er­mu­ti­gend.«

»Ich habe mir nichts zu­schul­den kom­men las­sen.«

»Sie brau­chen stän­dig Wi­der­wor­te.«

»Stän­dig? Ich habe ein­mal da­ge­gen pro­tes­tiert, einen gan­zen Tag ohne Lohn zu ar­bei­ten.«

»In Ih­rer Lage ist man de­mü­tig.«

»Bei De­mü­ti­gen ist es nicht schwer, de­mü­tig zu sein.«

»Sie kön­nen nichts. Ihre Hand­schrift ist mi­se­ra­bel …«

»Ich war kein Schrei­ber.«

»Auch auf der Schreib­ma­schi­ne fehlt viel. Sie ver­tip­pen sich stän­dig und schaf­fen nichts.«

»Man muss sich nach der lan­gen Haft auch wie­der ein­ar­bei­ten.«

»Das sind Aus­re­den. Ma­schi­ne­schrei­ben ver­lernt man nicht, man ist in zwei Stun­den wie­der in Gang.«

»Nicht, wenn man die Nach­wir­kun­gen von fünf Jah­ren Haft ver­spürt.«

»Die meis­ten Ge­fan­ge­nen sind Stüm­per in ih­rem Be­ruf. Des­we­gen sind sie in der Welt nicht vor­wärts­ge­kom­men und auf den falschen Weg ge­ra­ten.«

»Vi­el­leicht se­hen sich der Herr Pas­tor ein­mal mei­ne Zeug­nis­se an.«

»Wozu? Ich sehe Ihre Leis­tun­gen. Wirk­li­che Qua­li­täts­ar­beit fin­det man nur un­ter den Af­fekt­ver­bre­chern. Wer we­gen Ei­gen­tums­ver­ge­hen be­straft ist, konn­te nichts. Tüch­ti­ge Ar­beit fin­det in der Frei­heit im­mer ih­ren Lohn.«

»Fünf Mil­lio­nen Ar­beits­lo­se be­wei­sen das.«

Rede und Ge­gen­re­de sind sich im­mer schnel­ler ge­folgt. Der flei­schi­ge Pas­tor hat nicht mehr sei­ne mil­den, fröh­li­chen Far­ben, er ist dun­kel­rot an­ge­lau­fen. Ku­falts Ge­sicht ist fahl, es zuckt und zerrt.

Nach ei­ner Pau­se des Atem­ho­lens sagt der Pas­tor böse: »Ich über­leg­te eben, ob ich Sie nicht am bes­ten so­fort der Po­li­zei über­ge­be …«

 

Ku­falt sagt wü­tend: »Bit­te! Tun Sie es doch! Das Gan­ze nennt man Ent­las­se­nen­für­sor­ge.«

Aber in ihm warnt et­was: Das sagt der nicht nur so, der hat was auf dem Kie­ker. Was hab ich denn aus­ge­fres­sen? Nichts. Aber – dumm ist der nicht.

Der Pas­tor sagt: »In den sechs Stun­den von Ih­rer Ent­las­sung bis zu Ihrem Ein­tref­fen hier ha­ben Sie sich be­reits ei­nes Ei­gen­tums­ver­ge­hens schul­dig ge­macht.«

»Ich hab ge­klaut …? Nun, Herr Pas­tor wer­den ja nicht lü­gen. Geist­li­che lü­gen nicht. Aber je­den­falls muss ich da ge­schla­fen ha­ben, wie ich ge­klaut habe.«

»Sie sind«, sagt der Pas­tor und hängt sei­ne Au­gen ganz fest in Ku­falts Ge­sicht, »mit hun­dert Mark mehr hier ein­ge­trof­fen, als Ih­nen im Zen­tral­ge­fäng­nis aus­ge­hän­digt wor­den sind.«

In Ku­falt jagt es, drei­zehn Mög­lich­kei­ten und zwölf schon aus­ge­schie­den, aber er hat längst ge­sagt: »Das stimmt. Und die hab ich na­tür­lich ge­klaut. Fragt sich nur, wem?«

»Sie wol­len mir kei­ne An­ga­ben über die Her­kunft des Gel­des ma­chen?«

»Wa­rum? Wo Herr Pas­tor doch schon wis­sen, dass ich es ge­klaut habe.«

»Also rufe ich die Po­li­zei.« Und der Geist­li­che fasst ge­gen das Te­le­fon, hebt aber den Hö­rer nicht, wie Ku­falt be­frie­digt fest­stellt.

»Te­le­fo­nie­ren Sie ru­hig, Herr Pas­tor«, sagt Ku­falt. »Mir macht es nichts. Ihr Amts­bru­der im Zen­tral­ge­fäng­nis wird Ih­nen ger­ne von dem ver­lo­re­nen Ein­schrei­be­brief mei­nes Schwa­gers er­zäh­len. Er oder der Haupt­wacht­meis­ter ha­ben ihn ver­schus­selt. Das wird er vor Ge­richt zu­ge­ben müs­sen.«

»Was ist das?«

»Das sind so Ge­schich­ten, Herr Pas­tor. Es ist nicht al­les klar, was in den Ak­ten ist. Na, je­den­falls be­stel­len Sie, die sol­len in mei­ner Zel­le sich mal das Git­ter an­schau­en, da ist der Brief an­ge­bun­den.«

»Ich den­ke, der Brief ist ver­schus­selt?«

»Und Ihr Herr Amts­bru­der soll von jetzt an bei der Brief­kon­trol­le auch das Fut­ter im Brief­um­schlag an­se­hen, dar­in steck­te das Geld. Mei­ne Schwes­ter hat­te es rein­ge­steckt. Heim­lich.«

»Was ist das al­les!« sagt der Pas­tor un­wil­lig. »Mär­chen sind das.«

»Al­les fin­det sich wie­der an«, sagt Ku­falt un­ge­rührt. »Wenn man­che auch das Geld ger­ne bei­sei­te bräch­ten.«

»Ich ver­steh kein Wort. Ich den­ke, Herr Pas­tor Zum­pe hat es ge­ra­de nicht im Brief­um­schlag ge­fun­den? Die Sa­che scheint mir völ­lig dun­kel.«

»Ru­fen Sie die Po­li­zei, dann wird sie schon hell wer­den. Oder, noch ein Vor­schlag, schrei­ben Sie Herrn Zum­pe. Der wird Ih­nen ant­wor­ten: Der Ku­falt ist ein ekel­haf­ter Kerl, aber dies­mal funkt der La­den.«

»Funkt der La­den …?«

»Hat er die Wahr­heit ge­sagt, heißt das.«

»Also gut, ich wer­de schrei­ben, und wehe Ih­nen, wenn nicht je­des Wort wahr ist! Ich rufe un­nach­sicht­lich die Po­li­zei.«

»Und ich schie­be wie­der Knast, ge­wiss doch, Herr Pas­tor.«

Der Pas­tor macht eine mut­lo­se Be­we­gung. »Also füh­ren Sie sich we­nigs­tens so­lan­ge gut.«

Ku­falt beugt sich über den Schreib­tisch. Jetzt ist er wirk­lich böse. Und hat kei­ne Angst mehr.

Er flüs­tert dem er­staun­ten Geist­li­chen ins Ge­sicht: »Wenn Sie das nächs­te Mal mit ei­nem al­ten Knast­schie­ber re­den, dann sa­gen Sie ihm gu­ten Mor­gen. Dann fra­gen Sie ihn nicht in Ge­gen­wart von hüb­schen jun­gen Mäd­chen, ob er we­gen Wei­ber­ge­schich­ten ins Kitt­chen kam. Dann bie­ten Sie ihm lie­ber noch einen Stuhl an. Dann kot­zen Sie ihn nicht an. Das An­ge­kotzt­wer­den, das sind wir ge­wöhnt, Herr Pas­tor, das macht uns mun­ter und scharf, das ist das Salz in un­se­rer Sup­pe, Herr Pas­tor. Das nächs­te Mal ver­su­chen Sie es viel­leicht mal mit der an­de­ren Ton­art, Moll statt Dur, Freund­schaft statt Feind­schaft. Gu­ten Mor­gen, Herr Pas­tor …«

»Halt!« brüllt der Pas­tor. »Sie kön­nen auf der Stel­le …«

»Das Frie­dens­heim ver­las­sen …?« fragt Ku­falt.

»Ach was! Ge­hen Sie an Ihre Ar­beit. Sie sind es alle nicht wert …«

»Na­tür­lich sind wir alle die Ar­beit von Herrn Pas­tor nicht wert. Gu­ten Mor­gen, Herr Pas­tor.«

»Ma­chen Sie, dass Sie weg­kom­men. Fräu­lein Matz­ke soll wie­der rein­kom­men.«

»Gu­ten Mor­gen, Herr Pas­tor!«

»Na, mei­net­hal­ben gu­ten Mor­gen.«