Hans Fallada – Gesammelte Werke

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3

Und nun wur­de es wirk­lich und wahr­haf­tig die herr­lichs­te Sa­che von der Welt.

Es zeig­te sich, dass – von dem im­mer schmie­rig aus­se­hen­den Öser und von dem ewig pu­pen­jun­gen­haft ge­klei­de­ten Mon­te ab­ge­se­hen –, dass alle an­de­ren Wür­de und Ernst der Stun­de be­grif­fen hat­ten: Nicht nur das Geld brach­ten sie mit, nein, auch um­ge­klei­det hat­ten sie sich. Selbst der wil­de Jäns­ch sah na­he­zu ele­gant und fast glatt ra­siert aus, und Deutsch­mann kam so­gar, trotz des glü­hen­den Som­mer­nach­mit­tags, im Cut und mit ei­nem schwar­zen stei­fen Hut.

Sie um­stan­den ihn und stimm­ten einen Brumm­ge­sang an:

»Die Me­lo­ne …«

»Und der Ju­den­helm …«

»Ach, dein sü­ßer, stei­fer Schwar­zer …« (Na­tür­lich Mon­te.)

»Mit dem Bibi, klei­ner Schelm …«

Deutsch­mann er­trug die­se et­was lär­men­de Be­wun­de­rung mit lä­cheln­der Ge­las­sen­heit. Maack be­lohn­te ihn. »Du, Deutsch­mann, gehst mit Fas­se und mie­test uns ein Ge­schäfts­lo­kal. Mög­lichst in der Nähe von der Fir­ma – wie heißt sie doch?«

»Emil Gnutz­mann, Stie­lings Nach­fol­ger«, half Ku­falt aus.

»Also schön. Ein Zim­mer ge­nügt. Mei­net­hal­ben un­term Dach. Gu­tes Licht. Nicht mehr als drei­ßig Mark …«

»Ob ich das schaf­fe?«

»Kei­nes­falls mehr als drei­ßig Mark!!! Hier hast du Geld, un­ter­schreib die Quit­tung. Und lass dir eine von un­se­rem neu­en Haus­wirt ge­ben …«

»In Ord­nung«, sagt Deutsch­mann. »Mach ich. Wer sorgt für Lam­pen?«

»War­t’s ab. Sie, Herr Jäns­ch …«

»Hör bloß mit dem Getu auf! Hier nen­nen wir uns jetzt alle du, wo wir schon un­ser Geld zu­sam­men­ge­schmis­sen ha­ben.«

Maack sagt höf­lich: »Dan­ke schön, Jäns­ch. Also, ich bit­te dich, geh mit Sa­ger und Mon­te los und be­sorg die Mö­bel. Vi­el­leicht kriegt ihr Leihmö­bel, sonst kauft ihr ein­fach Bö­cke, über die man Bret­ter na­geln kann. Dazu drei, vier alte Ziehlam­pen. Hier ist Geld und Quit­tung. Und bit­te Be­le­ge mit­brin­gen.«

»Ver­steht sich al­les. Sab­bel bloß nicht so viel.«

»Ich geh mit Ku­falt und be­sorg die Ma­schi­nen. Um sie­ben Uhr drei­ßig tref­fen wir uns hier bei Ku­falt wie­der und mel­den, wie al­les er­le­digt ist.« Mit erns­ter Be­sorg­nis: »Aber, Jun­gens, ihr wisst, es muss klap­pen, mor­gen müs­sen wir un­be­dingt sit­zen und tip­pen.«

»Be­sorg du nur die Ma­schi­nen, ich schaff die Mö­bel schon an.«

»Und ich die Woh­nung.«

»Und was mach ich?« fragt Öser.

»Ja, du«, sagt Maack und wird von ei­ner fast ver­le­ge­nen Fei­er­lich­keit er­grif­fen. »Für dich hab ich einen Spe­zi­al­auf­trag …«

»Quatsch dich rein aus. Dass ich die dre­ckigs­te Ar­beit ma­chen soll, ist mir schon klar.«

»Gar nicht. Nur, ich weiß nicht, ob es dir un­an­ge­nehm ist. Ich muss dich was fra­gen, ich habe mal so was ge­hört …«

»Nu aber los, Maack«, sagt Jäns­ch.

»Ich hör zu«, sagt Öser. »Zu­hö­ren kann man, man muss nicht gleich hau­en.«

»Also, ich hab so was ge­hört, Öser«, fängt Maack wie­der an, »aber es kann na­tür­lich Ge­sab­bel ge­we­sen sein …«

»Jetzt hau ich aber gleich!« er­klärt Jäns­ch.

»Falsch­mün­ze­rei?« fragt Maack.

Öser ist ein lan­ger, schlenk­ri­ger Mann, Mit­te der Drei­ßi­ger, mit ei­nem kan­ti­gen, schar­fen Ge­sicht, fuchs­ro­ten Haa­ren, lan­gen Hän­den mit ko­mi­schen Fin­gern, die über­all Bu­ckel zu ha­ben schei­nen.

»Sab­bel nur wei­ter«, sagt er. »Ich hör schon zu …«

»Ihr wisst doch, der Ku­falt soll mor­gen eine Be­stä­ti­gung ab­ge­ben über die Ver­ein­ba­rung zwi­schen un­se­rer und de­ren Fir­ma. Nun ha­ben wir doch kei­ne Brief­bo­gen mit Fir­men­ein­druck und krie­gen so schnell kei­ne und wis­sen noch nicht mal, wo wir woh­nen. – Ob du das wohl kannst, dass du uns einen oder zwei Brief­bo­gen machst, mit der Hand, weißt du, dass sie ge­nau­so wie ge­druckt aus­se­hen? Hast du mal die von Pre­sto ge­se­hen …?«

»Red nur wei­ter, ich schlag dir schon zur rech­ten Zeit hin­ter die Löf­fel.«

Aber Öser grinst.

Da­rum fährt Maack auch eif­ri­ger fort: »Brief­bo­gen müs­sen wir ha­ben, es macht sonst einen zu schlech­ten Ein­druck. Und, weißt du, es müss­te ein biss­chen nett aus­se­hen, so was Mo­der­nes, viel­leicht ein jun­ges Mäd­chen an der Schreib­ma­schi­ne, Schreib­stu­be Cito-Pre­sto, mo­d­erns­ter Be­trieb des Kon­tin­ents, und dann noch: Un­er­hört rasch – un­er­hört bil­lig – un­er­hört ge­nau, und ein Blitz viel­leicht durch al­les. Weil wir so schnell ar­bei­ten. Aber es müss­te ge­nau wie Ge­druck­tes aus­se­hen …«

»Ar­sch­loch!« brüllt Öser los, aber be­geis­tert, »Hund, däm­li­cher! Ich habe Zwan­zig­mark­schei­ne ge­macht, mit den Guil­lo­che­li­ni­en, das sind die ganz fei­nen ver­schlun­ge­nen Li­ni­en, die kein Mensch nach­ma­chen kann, und ich hab sie nach­ge­macht, und kein Mensch hat’s ge­merkt, und die Reichs­bank hat sie in Zah­lung ge­nom­men – und ich soll nicht so ’nen Pim­pel-Pam­pel-Pum­pel-Druck-Brief­bo­gen nach­ma­chen kön­nen?!!! Kohl­köp­pe ihr, von we­gen Blitz, weil wir so schnell ar­bei­ten! Haut bloß alle ab, lasst mich al­lein, und heu­te Abend um sie­ben Uhr drei­ßig sollt ihr Bau­klöt­zer hus­ten! Gib fünf Mark her, ich un­ter­schreib, kriegst nach­her die Be­le­ge … Geht doch los, ihr, glotzt nicht so – Kin­dersch, so ’ne Ar­beit, das ist doch ’ne Ar­beit für ’nen Fach­ar­bei­ter! Ich hab im­mer ge­dacht (glotzt nicht so!), wenn ich so ’ne Ar­beit noch mal im Le­ben krie­ge, aber so­li­de, so­li­de, denn bei mir stink­t’s im­mer nach Zet … ach, haut bloß ab, lasst ’nen Ar­bei­ter sei­ne Ar­beit al­lei­ne ar­bei­ten … Haut bloß ab!«

»Der ist ja rein durch­ge­dreht!«

»Na, mach’s gut, Öser!«

»Mach man bloß kei­ne Zwan­zig­mark­schei­ne auf die Bo­gen!«

Und la­chend zie­hen sie los.

4

Si­cher war die Auf­ga­be kei­ner Ab­tei­lung ganz leicht, aber eben­so si­cher – dar­über wa­ren sich Maack und Ku­falt ganz ei­nig –: Ihre Auf­ga­be war die schwers­te. Sechs Schreib­ma­schi­nen für hun­dert­acht­zig bor­gen, lei­hen, kau­fen – das war schon so eine Sa­che.

Sie hat­ten ihre Hoff­nung auf Herrn Louis Grünsp­ohm ge­setzt.

Louis Grünsp­ohm in­se­rier­te re­gel­mä­ßig in den Ham­bur­ger Zei­tun­gen, dass man auf sei­nem un­er­hört reich­hal­ti­gen La­ger ge­brauch­te und neue Ma­schi­nen, die mo­d­erns­ten Ma­schi­nen al­ler Sys­te­me, kau­fen kön­ne. In Mo­nats­ra­ten von zehn Mark an!

Es er­wies sich, dass das Ge­schäfts­lo­kal des Herrn Grünsp­ohm in ei­ner et­was ab­ge­le­ge­nen, dunklen Trö­del­gas­se lag, dass Herr Grünsp­ohm ein lan­ger, blei­cher, strub­bel­bär­ti­ger Mann war, der über Schreib­ma­schi­nen al­ler Mo­del­le seit Er­fin­dung der Schreib­ma­schi­ne an be­feh­lig­te, dass man aber min­des­tens einen Mi­nis­ter­prä­si­den­ten oder Bank­di­rek­tor als Re­fe­renz auf­ge­ben muss­te, um in den Ge­nuss ei­ner Mo­nats­ra­te von zehn Mark zu ge­lan­gen.

Grünsp­ohm sah die bei­den Kun­den mit sei­nen ei­li­gen, trü­ben, schwar­zen Äug­lein un­ver­wandt an und sag­te da­bei: »Neh­men Sie doch die! So eine schö­ne Ma­schi­ne! Neun­zig Mark, zwei Drit­tel An­zah­lung bar, der Rest auf Vier­tel­jah­res­wech­sel mit ei­nem gu­ten, si­che­ren Gi­ran­ten.«

Die bei­den sa­hen die schö­ne Ma­schi­ne an: Sie trug auf ih­rer Stirn eine Ta­bel­le mit Buch­sta­ben, eine Na­del tipp­te den ge­wünsch­ten Buch­sta­ben, eine Wal­ze kam ins Tru­deln und wa­ckel­te ge­gen das Pa­pier, oho, oho, schon stand ein Buch­sta­be auf dem Pa­pier – Ku­falt und Maack be­weg­ten die Schul­tern.

»So ein schö­nes Ma­schin­chen«, ver­si­cher­te Herr Grünsp­ohm. »Wie eine Pup­pe schreibt es, wie eine Pup­pe!« (Und das war nicht ein­mal ge­lo­gen.)

»Ich will Ih­nen was sa­gen«, er­klär­te Maack. »Wir ma­chen eine Schreib­stu­be auf, wir sind eine jun­ge Fir­ma, wir ha­ben gute Auf­trä­ge, wir ha­ben so­gar glän­zen­de Auf­trä­ge. Aber wir brau­chen in­ner­halb drei Stun­den sechs Ma­schi­nen, große, mo­der­ne Bü­ro­ma­schi­nen, ver­ste­hen Sie! Wir zah­len Ih­nen pro Ma­schi­ne drei­ßig Mark an und den Rest in Mo­nats­ra­ten von drei­ßig – nun, was meinst du? – von vier­zig Mark.«

Ku­falt nickt bei­stim­mend, Herr Grünsp­ohm be­wegt nach­denk­lich den Kopf. »Von wem sind denn die großen, glän­zen­den Auf­trä­ge, wenn ich die Her­ren fra­gen darf?«

Ku­falt und Maack wech­seln einen Blick.

Ku­falt sagt: »Zum Bei­spiel von ei­ner Tex­til­fir­ma. Emil Gnutz­mann, Stie­lings Nach­fol­ger.«

Grünsp­ohm nickt bei­stim­mend. »Eine schö­ne Fir­ma. Eine so­li­de Fir­ma. Schreibt Ad­ler, kauft di­rekt beim Ver­tre­ter. Ich hab ihr ein paar alte Ma­schi­nen ab­ge­kauft – han­deln kann der Herr Bär – grau­sig!«

»Da ha­ben Sie recht«, lacht Ku­falt. »Mit mir hat er auch so ge­han­delt. Hab ich ge­schwitzt, bis ich den Auf­trag hat­te!«

Herr Grünsp­ohm ist fröh­li­cher ge­wor­den, ist nicht mehr so be­küm­mert. »Und wie groß ist der Auf­trag, wenn ich die Her­ren fra­gen darf?«

»Un­ge­fähr drei­tau­send Mark rei­ner Ar­beits­ver­dienst«, sagt Maack fei­er­lich.

Herr Grünsp­ohm denkt nach. Er geht hin und her, dann hat er einen Ent­schluss ge­fasst, er bleibt vor den bei­den ste­hen.

»Weil Sie jung sind, und Sie wol­len ar­bei­ten, und Sie se­hen ehr­lich aus und an­stän­dig, will ich Ih­nen ein An­ge­bot ma­chen: Ich lie­fe­re Ih­nen mor­gen früh um zehn sechs Ma­schi­nen, so gut wie neu …«

»Nicht so gut wie neu – neu!« sagt Maack.

»So gut wie neu«, sagt Herr Grünsp­ohm un­beug­sam. »Gute Ware: Mer­ce­des, Ad­ler, Un­der­wood, AEG … Sie zah­len mir drei­hun­dert Mark an und brin­gen mir eine Be­schei­ni­gung von Herrn Bär, dass ich mir heut in ei­nem Mo­nat tau­send­fünf­hun­dert Mark von Ihrem Ar­beits­ver­dienst ab­ho­len kann …«

 

»Aus­ge­schlos­sen!« schreit Ku­falt. »Wo­von sol­len wir denn le­ben?«

»Das sind drei­hun­dert Mark für ’ne alte Ma­schi­ne! Sie sind ja nicht ganz in Ord­nung!« pro­tes­tiert Maack.

»Sie schnei­den uns den Hals ab, weil Sie mer­ken, wir ha­ben den Auf­trag und kei­ne Ma­schi­nen.«

»Nu, nu«, sagt Grünsp­ohm. »Es ist ein An­ge­bot. Ge­hen Sie durch ganz Ham­burg, und hor­chen Sie, ob Ih­nen noch je­mand so ein An­ge­bot macht.«

»Das glaub ich«, höhnt Ku­falt. »So was ris­kiert kei­ner!«

»Über­le­gen Sie sich’s, die Her­ren«, sagt Grünsp­ohm. »Eine schö­ne, net­te Be­schei­ni­gung von der Fir­ma Gnutz­mann, mit dem Na­men des Herrn Bär, und ich will …«, er gibt sich einen Stoß, »… ich will nicht so sein, ich will sa­gen, zwei­hun­dert An­zah­lung.«

»Das möch­ten Sie«, sagt Ku­falt.

Aber Maack, plötz­lich sehr höf­lich: »Also gu­ten Tag, Herr Grünsp­ohm, viel­leicht über­le­gen wir es uns wirk­lich.«

»Maack …!« sagt Ku­falt.

»Gu­ten Tag, die Her­ren«, sagt Grünsp­ohm. »Sie kom­men.« Er ge­lei­tet sie zur Tür. »Sie kom­men wie­der. Und ich gebe Ih­nen auch wirk­lich schö­ne Ma­schin­chen …«

*

Sie sit­zen auf ei­ner Bank und rau­chen.

»Ich ver­steh dich nicht, Maack«, sagt Ku­falt, »wenn wir zwölf­hun­dert Mark ab­tre­ten und zie­hen dann noch drei­hun­dertzwan­zig Mark ab, die wir für die Un­kos­ten auf­ge­bracht ha­ben, dann blei­ben kaum noch drei­zehn­hun­dert Mark Ar­beits­lohn für uns, das macht auf die Nase …«

Er rech­net.

»Hun­dert­sech­zig Mark und eine be­zahl­te Schreib­ma­schi­ne«, sagt Maack. »Das ist gar nicht schlecht, wenn man eine ei­ge­ne Schreib­ma­schi­ne hat.«

»Aber wir sind acht, und es sind nur sechs Ma­schi­nen«, be­harrt Ku­falt.

»Der Mon­te guckt in den Mond, der Dus­sel – wozu drängt er sich auf?«

»Und ich …?!«

»Dir ge­ben wir dei­nen An­teil in Geld.«

»Da kann ich lan­ge drauf war­ten, da seh ich auch in den Mond«, sagt Ku­falt bit­ter.

Eine Wei­le schwie­gen sie.

»Und ich geh nicht zu Bär«, ruft Ku­falt plötz­lich. »Und ich hol mir die Be­schei­ni­gung nicht. Der schmeißt mich ein­fach raus, wenn er er­fährt, ich hab den Auf­trag ge­holt, und wir ha­ben nicht ein­mal Ma­schi­nen. Ich geh nicht hin! Ich tu’s und tu’s nicht.«

»Sollst du auch nicht«, sagt Maack lang­sam.

»Wie­so?«

»Ich sag: sollst du auch nicht.«

»Wie­so …?!«

»Öser kriegt so ’ne Be­stä­ti­gung schon hin.«

Lan­ge, lan­ge Stil­le. Sie se­hen sich nicht an.

Da sit­zen sie auf ih­rer Bank, sie sind ei­gent­lich sehr nett ge­klei­det, sie se­hen gar nicht übel aus, die bei­den, an die­sem schö­nen Som­mer­nach­mit­tag. Sie rau­chen Juno, sie sind Men­schen mit Ar­beits­kraft und Hirn, zu was zu brau­chen, äu­ßer­lich sieht man ih­nen nichts an.

»Öser …«, hat Maack ge­sagt.

Nein, sie sind ge­han­di­kap­te Men­schen, ver­korks­te Men­schen, in ih­nen sitzt – mit ei­ner Straf­tat fing es an, im Kitt­chen ging es wei­ter, nach der Ent­las­sung wur­de es vollen­det –, in ih­nen sitzt das Ge­fühl, dass sie es doch auf dem nor­ma­len Wege nicht schaf­fen, dass sie nie, nie wie­der in ein ru­hi­ges, bür­ger­li­ches Le­ben zu­rück kön­nen. Sie le­ben am Ran­de des Da­seins, je­der Klatsch be­droht sie, je­der Schutz­mann, je­der von der Krim­po,1 Brie­fe be­dro­hen sie, Kitt­chen­ge­nos­sen be­dro­hen sie, Re­den im Schlaf be­droht sie, der Be­am­te auf dem Wohl­fahrt­samt be­droht sie – am schlimms­ten be­droht sie ihr ei­ge­nes Ich. Sie glau­ben nicht mehr an sich, sie trau­en sich nicht mehr – es geht ja doch ein­mal schief, wer ein­mal aus dem Blech­napf frisst, frisst im­mer wie­der dar­aus.

»Öser«, hat Maack ge­sagt.

Und nun setzt er ei­lig hin­zu: »Ver­steh doch, wir wol­len den ol­len Grünsp­ohm ja gar nicht be­schei­ßen. Der kriegt sein Geld am Mo­nats­en­de eben von uns. Das kann ihm doch egal sein, von wem er sein Geld kriegt. Oder wir ge­ben ihm die Ma­schi­nen zu­rück. Das kön­nen wir dann al­les se­hen, ein Mo­nat ist eine lan­ge Zeit.«

»Wa­rum ei­gent­lich?« fragt Ku­falt. »Wir kön­nen es doch in an­de­ren Ge­schäf­ten noch mal ver­su­chen.«

»Nein«, sagt Maack hart­nä­ckig. »So ist es si­cher am bes­ten. Man weiß dann im­mer, dass man noch tun kann, was man will.«

»Das sagst du!« sagt Ku­falt. »Maack, du hast ge­sagt, du willst nichts an­fas­sen, und jetzt, wo wir Ar­beit krie­gen, willst du doch was an­fas­sen? Ich ver­steh dich nicht.«

Maack brennt sich eine Zi­ga­ret­te an. Er blin­zelt et­was, aber er sagt ganz ru­hig: »Dus­sel du, ich sag dir doch, ich will nichts an­fas­sen. Ich will nur se­hen, wie es am Mo­nats­en­de ist.«

»Ich will dir sa­gen, was du möch­test«, schreit Ku­falt plötz­lich er­leuch­tet, »du willst die Ma­schi­nen ver­scheu­ern und willst stif­ten­ge­hen mit dem Gel­de!«

Maack ist kei­ne Spur be­lei­digt. Er rückt die Bril­le zu­recht, spuckt et­was Ta­bak aus und sagt: »Und ich will dir sa­gen, was mit dir ist: Du hast hier eine, und dar­um hast du kei­ne Trau­te.«

»Und du? Und dei­ne Lie­se?« fragt Ku­falt auf­ge­regt und denkt an das net­te Ding mit den grel­len Kir­schen­au­gen und den Kork­zie­her­lo­cken.

»Ach, die Wei­ber!« sagt Maack. »Wei­ber gib­t’s über­all.«

Er ist still und setzt dann hin­zu: »Üb­ri­gens hat’s bei mei­ner ge­schnappt.«

Ku­falt schweigt be­stürzt still. Denn das ist schlimm für Maack, da ver­liert das klei­ne Lies­chen sei­ne Stel­lung – und was ma­chen die bei­den dann zu drei­en? Aber – und er denkt im­mer has­ti­ger – warum hat denn der Maack ge­ra­de jetzt sei­ne Stel­lung in der Schreib­stu­be auf­ge­ge­ben – die war doch we­nigs­tens was Si­che­res, so glän­zend, wie der schrieb!

Und plötz­lich durch­schießt ein Ge­dan­ke sei­nen Kopf, und er sagt auf­ge­regt: »O Maack, ich weiß es jetzt: Du hast uns alle be­schei­ßen wol­len um das gan­ze Geld! Wie du es hast ma­chen wol­len, weiß ich noch nicht. Aber du hast’s ge­wollt und hast ab­hau­en wol­len da­mit!«

»Ein biss­chen hät­te ich euch schon ge­las­sen«, sagt Maack und grinst.

»Und warum er­zählst du es mir jetzt« fragt Ku­falt ver­blüfft.

»Weil ich es über­ha­be!« schreit der stil­le, selbst­be­herrsch­te Maack plötz­lich. »Weil ich es zum Kot­zen über­ha­be! Das gan­ze Le­ben hier drau­ßen stinkt mich an. Siehs­te, Ku­falt, ich spie­le im­mer den großen Ga­no­ven, aber ich hab nur drei Mo­na­te ab­ge­ris­sen, noch we­ni­ger als der Pat­zig – und vier Jah­re ist das schon her, und ich stram­ple mich ab und ar­bei­te wie ein Vieh und gön­ne mir nichts – und kom­me nicht wei­ter und kom­me nicht wei­ter! Sor­gen über Sor­gen, und der Jauch, das Schwein, und der schein­hei­li­ge Mar­ce­tus – alle tre­ten sie rum auf ei­nem, und zwei­mal hab ich ’ne Stel­lung ge­habt und den­ke: Nun geht’s los mit An­stän­dig­keit und auf­wärts. Aber dann er­fähr­t’s doch ir­gend­ei­ner, und dann geht das los mit den schie­fen Ge­sich­tern und den Sti­chel­re­den, und dann sagt ei­ner, sein Gum­mi ist weg, kann nur der Maack ha­ben, und dem an­de­ren fehlt Geld aus der Man­tel­ta­sche – na­tür­lich der Maack, der Maack, nur der Maack …«

Er ist auf­ge­stan­den und schreit bei­na­he. Vor­über­ge­hen­de gu­cken. Ku­falt zieht ihn wie­der auf die Bank und re­det ihm zu.

Der Maack reißt die Bril­le ab und trock­net sich die Stirn.

»Und dann lässt einen der Chef kom­men und sagt: ›Sie se­hen selbst, es geht nicht. Ich will Ih­nen nichts vor­wer­fen, aber Sie se­hen selbst ein, nicht wahr?‹ Und nun, wo mein Mäd­chen den di­cken Bauch hat, und sie sagt, sie lässt es sich nicht weg­ma­chen, sie freut sich noch, das däm­li­che Aas, weil es von mir ist, aus­ge­rech­net von mir …«

Maack schluckt, Ku­falt sagt gar nichts.

»Und ges­tern früh, wo ich die Stel­lung im Ex­port ha­ben soll­te, freue ich mich noch wie ein Stint und den­ke: Al­les geht gut, und ich kann mit Lies­chen ir­gend­wo un­ter­krie­chen, und wir kön­nen ein Kind ha­ben wie alle an­de­ren …«

Er schluckt wie­der. Und dann sagt er noch: »Und wie mir die wie­der aus der Nase ge­gan­gen ist, weil bloß die Arsch­krie­cher vor­wärts­kom­men, da hab ich ge­dacht: Nun ist mir al­les egal, jetzt sehe ich, dass ich schnell ein biss­chen Geld ran­schaf­fe, ganz egal wie. Da sor­ge ich doch noch ein biss­chen fürs Lies­chen, dass sie auch was vom Sit­zen hat.«

Er hockt da, auf ei­ner Bank im Grü­nen, zwi­schen den Bäu­men des Zoos leuch­tet die Son­ne.

»Ich will dir was sa­gen, Pe­ter«, sagt Ku­falt, »jetzt se­hen wir im Bran­chen­te­le­fon­buch nach, was es al­les für Schreib­ma­schi­nen­fir­men gibt. Und die klap­pe­re ich ganz al­lein ab, und du sollst se­hen: Um sie­ben habe ich mei­ne Schreib­ma­schi­nen …«

Maack schüt­telt den Kopf.

»Doch! Doch!« pro­tes­tiert Ku­falt eif­rig. Er lä­chelt.

»Ich glau­be, es ist gar nicht so schwer. Wir ha­ben bloß den Feh­ler ge­macht, dass wir gleich alle sechs auf ein­mal ver­langt ha­ben. Du sollst se­hen, wie schön es mit un­se­rer Schreib­stu­be klap­pen wird, und wir wer­den neue Auf­trä­ge be­kom­men, und du wirst noch mal ganz rich­ti­ger Schreib­stu­ben­vor­ste­her mit Ge­halt bei uns und kotzt uns alle an, ge­nau wie der Jauch. Und dein Lies­chen kriegt ihr Kind, solls­te se­hen!«

1 Kri­mi­nal­po­li­zei <<<

5

Es ist ein strah­len­der Som­mer­mor­gen, ge­gen neun Uhr, als die gan­ze Schreib­stu­be Cito-Pre­sto auf das Gnutz­mann­sche Tex­til­wa­ren­haus an­marschiert. Die Her­ren Fas­se und Mon­te zie­hen einen vom neu­en Haus­wirt ent­lie­he­nen Hand­wa­gen, den Herr Öser nach­schiebt.

Auf dem Bür­ger­steig, et­was vor dem Wa­gen, ge­hen die Her­ren Maack und Ku­falt, auf glei­cher Höhe mit dem Ge­fährt. Herr Jäns­ch, der Wei­sun­gen we­gen Ver­hal­tens im Stra­ßen­ver­kehr gibt, be­fin­det sich kurz vor den Her­ren Sa­ger und Deutsch­mann. So zie­hen sie da­hin, kaum ein Wort wird ge­spro­chen, höchs­tens dass Jäns­ch ein­mal ruft: »Steck den rech­ten Arm aus, wenn du um die rech­te Ecke willst, Mensch, Mon­te« – also, eine ru­hi­ge Sa­che ist es, aber der Be­deu­tung die­ser Stun­de sind sich alle be­wusst.

»Knor­ke, was?« fragt Deutsch­mann.

Und Herr Sa­ger, die­ser lis­ti­ge, über­höf­li­che Fuchs, sagt un­ein­ge­schränkt be­geis­tert über sol­chen Auf­zug: »Ober­pie­pen­knor­ke!«

Sie lan­gen an vor dem Tex­til­haus, und kurz und knapp trifft Herr Schreib­stu­ben­vor­ste­her Maack sei­ne An­ord­nun­gen:

»Fas­se, Mon­te – je­der an eine Stra­ßen­e­cke. Kommt Jauch oder je­mand von Pre­sto in Sicht, so pfeift ihr wie ver­ab­re­det und geht in De­ckung!«

»Sa­ger, du hältst dich im Haus­flur –: Er­tönt der Pfiff, so stürmst du die Trep­pe hin­auf und warnst uns.«

»Jäns­ch, Deutsch­mann, Öser, mit uns zum Ver­la­den der Um­schlä­ge und des Adres­sen­ma­te­ri­als …«

»Ku­falt, du stellst mich Herrn Bär vor. Wir über­ge­ben ihm ge­mein­sam die Be­stä­ti­gung.«

»Da will ich da­bei­sein«, bit­tet Öser. »Nur zu­se­hen, Maack!«

»In Ord­nung«, sagt Maack. »Los!«

Das Fräu­lein in der An­mel­dung weiß schon Be­scheid. »Da ste­hen die Um­schlä­ge. Erst mal hun­dert­tau­send. Die Adres­sen sind auf den Kar­to­thek­kar­ten in die­sen Käs­ten – aber dass Sie uns kei­ne Un­ord­nung ma­chen!«

»I wo, Fräu­lein«, sagt Jäns­ch. »Wir sind sooo ge­nau!«

»Passt auf beim Run­ter­tra­gen«, sagt Maack.

»Kar­to­the­k­adres­sen – schreibt sich pri­ma«, sagt Deutsch­mann.

»Könn­ten wir wohl Herrn Bär spre­chen, Fräu­lein?« bit­tet Ku­falt.

»Ei­nen Au­gen­blick, will mal nach­se­hen.« Und sie ver­schwin­det.

»Nehmt mich mit«, fleht Öser.

»Wenn’s geht«, sagt Maack.

»Herr Bär lässt bit­ten«, ver­kün­det das rück­keh­ren­de Fräu­lein.

Ku­falt vor­an, Maack hin­ter­drein, nach ih­nen quetscht sich noch Öser durch.

»Ich woll­te mir er­lau­ben, Ih­nen un­se­ren Schreib­stu­ben­vor­ste­her Maack vor­zu­stel­len, Herr Bär. – Herr Maack, Herr Bär …« Hin­ten star­kes Räus­pern. »Ach ja, Herr Öser, ei­ner un­se­rer Mit­ar­bei­ter …«

 

»Darf ich Ih­nen die Be­stä­ti­gung des uns gü­tigst er­teil­ten Auf­tra­ges über­rei­chen?« fragt Maack und ent­nimmt ei­ner Brief­ta­sche einen blü­ten­wei­ßen Um­schlag, den er Herrn Bär hin­ter sei­nem Schreib­tisch über­reicht.

Der nimmt ihn acht­los, hält ihn in der Hand und sagt da­bei: »Ihre Schreib­stu­be kennt aber kein Aas, Herr Mei­er­beer.«

»Wir sind ein ganz jun­ges Un­ter­neh­men«, sagt Maack.

»In ei­nem hal­b­en Jahr wird ganz Ham­burg un­se­re Schreib­stu­be ken­nen«, be­haup­tet stolz Ku­falt.

»So«, sagt Herr Bär tro­cken und ent­fal­tet den Brief.

Öser sagt gar nichts, aber aus bren­nen­den Au­gen, mit Au­gen, die ihm fast aus dem Kopf tre­ten, mit Stielau­gen also, be­ob­ach­tet er Herrn Bär und das Brief­blatt in sei­ner Hand.

Aber Herr Bär sieht es noch nicht an. Er sagt lä­chelnd: »Euch Jun­gens ken­ne ich doch.«

Den drei­en bleibt das Herz ste­hen. Schließ­lich rafft sich Ku­falt auf, er räus­pert sich und sagt mit merk­wür­dig rau­er Stim­me: »Wie­so – Herr Bär?«

Herr Bär sagt ge­müt­lich: »Na ver­zei­hen Sie bloß. Sie sind ja ganz ent­geis­tert. Aber dass Sie Ar­beits­lo­se sind, die ir­gend­wie Wind von un­se­rem Auf­trag be­kom­men ha­ben, und dass ich Sie für acht Mark auch ge­kriegt hät­te, das habe ich nun mitt­ler­wei­le ka­piert.«

Drei Her­zen schla­gen wie­der schnel­ler.

»Na«, sagt Herr Bär ab­schlie­ßend, »mir kann’s jetzt egal sein. Die Haupt­sa­che, der Auf­trag wird ta­del­los er­le­digt. Und das wird er doch?«

»Ja­wohl, Herr Bär«, sa­gen drei glück­li­che Stim­men.

»Und dass ich kei­ne Sche­re­rei­en mit dem Ar­beitsamt krie­ge, von we­gen Schwarz­ar­beit und wi­der­recht­lich Stem­peln«, sagt Herr Bär und wen­det sich dem Brie­fe zu.

»Aus­ge­schlos­sen«, sagt Maack. »Wir be­zie­hen alle nichts.«

»Aber wirk­lich hübsch!« sagt Herr Bär und be­trach­tet den Brief­bo­gen. »Aber wirk­lich wun­der­hübsch.«

Öser läuft vor Glück dun­kel­rot an.

Nein, er hat nichts ge­macht von Blitz und so ’nem Quatsch (»als wenn wir ’ne Blitz­ab­lei­ter­fir­ma wä­ren!«): Oben steht hübsch in Druck­schrift »Schreib­stu­be Cito-Pre­sto« – dar­un­ter klei­ner: »Er­le­di­gung al­ler Bü­ro­ar­bei­ten« – dar­un­ter wie­der grö­ßer: »Un­er­reicht bil­lig – un­er­reicht schnell – un­er­reicht ex­akt – un­er­reicht dis­kret« – Ort und Da­tum, al­les wie sonst, al­les wie üb­lich. Aber den gan­zen lin­ken Rand run­ter sind Zeich­nun­gen: Oben sitzt ein Mäd­chen an der Schreib­ma­schi­ne, sie hat ge­tippt und reicht ih­ren Brief ei­nem jun­gen Mann, der et­was tiefer steht. Und der reicht mit der an­de­ren Hand ein gan­zes Pa­ket Brie­fe ei­nem großen, brei­ten, bär­ti­gen Mann, der – wie­der tiefer – hin­ter ei­ner Art Pack­tisch steht.

»Hübsch«, sagt Herr Bär noch mal. »Den Brief­bo­gen heb ich mir auf, wenn er mal er­le­digt ist.« Er kann sich noch nicht tren­nen. Er grü­belt. »Aber die Dame muss ich ken­nen, das Mäd­chen da an der Ma­schi­ne. – Und den jun­gen Mann auch! – Und den Kerl mit dem Bart ja auch! Sa­gen Sie mal, wo ha­ben Sie die her?«

»Ich weiß wirk­lich nicht«, sagt Maack. »Das hat ein Herr für uns ge­zeich­net.«

»Ko­misch«, sagt Herr Bär, legt den Brief hin und drückt auf eine Klin­gel. »Ich komm noch da­hin­ter. Ge­se­hen habe ich die be­stimmt schon.«

Und als das Fräu­lein ein­tritt: »Schrei­ben Sie eine Be­stä­ti­gung an die Schreib­stu­be Cito-Pre­sto, hier ist der Vor­gang dazu. – Vor­sicht da­mit! Nicht knit­tern, kei­ne Fle­cke … ›Mit Ihrem Schrei­ben vom 15. 1. M. ge­hen wir kon­form und so wei­ter. Hochach­tungs­voll.‹ So, und nun dan­ke ich Ih­nen, hof­fent­lich klappt al­les.«

Die Fuh­re zieht zu­rück zur Schreib­stu­be Cito-Pre­sto: hun­dert­tau­send Um­schlä­ge und Druck­sa­chen, Kar­to­thek­kar­ten für drei­hun­dert­tau­send Adres­sen, acht Glück­li­che.

»Du, Öser, komm doch mal«, ruft Ku­falt plötz­lich.

Öser kommt. »Nu?«

»Sag mal, Öser, wir, der Maack und ich, grü­beln und grü­beln, wir ken­nen die Leu­te auf dem Brief­bo­gen auch, und wir kom­men und kom­men nicht dar­auf. Wer ist das Mäd­chen bloß?«

Öser er­glänzt wie­der vor Stolz, sagt aber nur kurz: »Eli­sa­beth Hol­bein, ge­bo­re­ne Schmidt, aus Ba­sel.«

»Wie …?« fra­gen die bei­den lang­ge­zo­gen und ver­ste­hen vor­erst gar nichts. »War das ’ne Schön­heits­kö­ni­gin?«

»Ich sage es doch«, er­klärt Öser un­schul­dig. »Und der jun­ge Mann ist Diet­rich Born, Kauf­mann, und der mit dem Bart ist Her­mann Hil­le­brandt We­digh aus Köln!«

»Nie ge­hört. Wie­so ken­nen wir die?«

»O ihr Och­sen«, bricht Öser plötz­lich tri­um­phie­rend aus. »Ihr Rind­vie­cher! Das Mäd­chen, das ist das Mäd­chen aus dem Zwan­zig­mark­schein. Und der Jüng­ling ist aus dem Zehn­mark­schein. Und der mit dem Bart ist aus dem Tau­send­mark­schein, und ich hab ih­nen nur die Müt­zen und Hau­ben ab­ge­nom­men, und alle sind nach Ge­mäl­den von Hol­bein – und kei­ner sieht’s! Und kei­ner sieht’s!!«

Er knufft die bei­den Ver­blüff­ten in die Sei­te. »O Kin­der, Kin­der, bin ich glück­lich … so was ma­chen, und alle da­mit durch den Ka­kao zie­hen …«

»Du bist ein schö­nes Schwein«, sagt Maack streng. »Du hast über­haupt nicht durch den Ka­kao zu zie­hen. Adres­sen hast du zu schrei­ben!«

»Aber die muss ich doch ken­nen, das Mäd­chen an der Ma­schi­ne!« ahmt Öser in den höchs­ten Tö­nen Herrn Bär nach.

Und alle drei bre­chen in ein tol­les Ge­läch­ter aus.