Polsprung

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Teil 1: Vergangenheit

1 Diagnose früherer Umbruchkrisen

Die Vergangenheit unseres Planeten und die Vorzeit des Menschengeschlechts bergen in sich immer noch viele Geheimnisse. Wesentliches blieb unverstanden, weil uns bisher noch bestimmte Begriffe und Erkenntnisse gefehlt haben, die ein rechtes Verständnis früherer Umbruchkrisen erst ermöglichen.

Indessen hat die Naturwissenschaft in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt. Ein Umdenken ist in Gang gekommen. Neue Theorien sichern neue bisher unbeachtete Fakten. So wird sich unser Wissen um die Vorzeit in mancher Hinsicht grundlegend wandeln. Dieser Prozess wäre schon weiter fortgeschritten, wenn wichtige neue Forschungen schon besser bekannt wären.

In dieser Situation sehe ich es als ein großes Verdienst des österreichischen Journalisten Peter Kaiser an, bedeutsame Forschungsergebnisse publiziert und kritisch diskutiert zu haben. Mit seinen beiden Büchern1 hat er entscheidend dazu beigetragen, dass die Vorzeitkrisen unseres Planeten besser begriffen werden können. Kaiser hat auch den Begriff „Polsprung“ vor einer breiteren Leserschaft eingeführt. Diese neue Theorie vom Polsprung wird von mir in dieser Schrift weiterentwickelt und auf mögliche zukünftige Fälle angewendet.

1.1 Polsprung als geologische Tatsache

Kaiser referierte seinerseits ausführlich über den Stand der Forschung auf dem Gebiet des Paläomagnetismus in ihrer Bedeutung für erdmagnetische Umpolungen; über die Spaltensysteme in den Weltmeeren, die bei Polsprüngen aufbrechen können, und was damit zusammenhängt. Dabei erscheint mir u. a. seine kritische Auseinandersetzung mit der noch herrschenden Auffassung von einer kontinuierlichen Kontinentaldrift beachtenswert. Beim geologischen Nachweis der Polsprungtheorie geht Kaiser von den Ergebnissen amerikanischer Forschungen aus, wonach sich das erdmagnetische Feld in den letzten 76 Millionen Jahren mindestens 171 Mal vollständig umgepolt hat, womit Vulkanausbrüche an den Spaltensystemen der Weltmeere verbunden gewesen waren. Er geht aber auch auf die Polverschiebungen der letzten Jahrzehntausende ein, die plötzlich erfolgten und als Polsprünge begriffen werden müssen.

1.2 Polsprung und Flutsagen

Kaiser ist meines Wissens der erste, der die weit verbreiteten Sintflutsagen mit einem Erdkippen in Verbindung gebracht hat.

Für Mesopotamien ist es eine archäologisch nachgewiesene Tatsache, dass es dort vor rund fünf Jahrtausenden eine große Flutkatastrophe gegeben hat. In dem Buch von H. H. Hofstätter „Vergleichende Weltgeschichte“, Band 12, werden wir wie folgt informiert:

Sintflut: Gegen Ende des 4. Jahrtausends ereignete sich in Mesopotamien wahrscheinlich die Sintflut, d. h. eine katastrophenartige Überschwemmung eines großen Gebietes. Bei Ausgrabungen stieß man auf angeschwemmte Ablagerungsschichten, die zeitlich fixierbar sind. Diese Naturkatastrophe wird von den Babyloniern als historischer Einschnitt empfunden. Das geht deutlich aus den uns überlieferten Texten hervor. Die XI. Tafel des Gilgamesch-Epos enthält einen genauen Bericht von der Flut, der dem der Bibel entspricht. Aber noch vor der akkadischen Fassung des Gilgamesch-Epos ist eine ältere sumerische Fassung des Sintflutberichtes entstanden.“

Die als Sintflut in die Geschichte eingegangene Überschwemmung war in Mesopotamien sicher die größte, aber nicht die einzige. Mehrere Katastrophen dieser Art suchten das Land heim, was an den freigelegten, verschieden dicken und verschieden datierten Ablagerungsschichten abgelesen werden kann.

Über die große Flut und ähnliche Ereignisse der Frühzeit möchte ich hier nur das Notwendigste bemerken. Man begann, die große Flut als historische Tatsache ernst zu nehmen, seit durch die Ausgrabungen Woolleys in Mesopotamien nachgewiesen wurde, dass bei der sumerischen Stadt Ur die frühgeschichtlichen Kulturschichten durch eine meterdicke Lehmschicht unterbrochen sind. Das kann nur durch eine mehrere Monate andauernde Überschwemmung des Landes hervorgerufen worden sein, und zwar vor rund fünf Jahrtausenden. Weitere Grabungen anderer Forscher zeigten dann, dass diese Schlammschicht im oberen Mesopotamien fehlt, also nur in den meeresnahen Gebieten zu finden ist. Es war also keine Flut, die alles Land bedeckte (wie die Bibel es darstellt), sondern wahrscheinlich eine vom Meere ausgehende Überflutung des Tieflandes. Solche Meeresbewegungen, wie immer sie zustandegekommen sein mögen, dürften sich aber über den ganzen Erdball erstreckt haben. Darum kann diese Flut ein globales Ereignis gewesen sein. Die Wissenschaft meint allerdings, es sei ein regionales Ereignis gewesen. Erst meine vergleichende Untersuchung lässt den Schluss zu, dass es ein globales Ereignis war, ausgelöst durch ein Erdkippen beim Vorübergang eines anderen Himmelskörpers.

Eine kritisch unterscheidende Untersuchung der zahlreichen Flutsagen, an der es m.E. trotz der umfangreichen Sintflut-Literatur bis heute fehlt, würde deutlich machen, dass es drei grundverschiedene Arten von Flutkatastrophen gegeben hat:

1 Überflutung durch allmähliches Steigen des Meeres, das später ebenso wieder zurückgeht, also von längerer Dauer ist. Dies trifft z. B. für die biblische Sintflut zu. Mögliche Ursache: Naher Vorübergang eines anderen Planeten.

2 Sturzflut durch plötzliches Auftreten gewaltiger Flutwellen in Verbindung mit Zyklonen und Erdbeben (Erdbeben-Zyklon-Flut). Dauer: einige Tage. Dieser Typ wird u. a. im Gilgamesch-Epos beschrieben. Mögliche Ursache: Extreme Wetterlagen oder (wenn global) ein Erdkippen.

3 Regensturzflut (ebenfalls Genesis). Dauer: Wochen. Die Ursache der Genesis-Regensturzflut wurde erstmals von Otto Muck bei seiner Atlantis-Forschung aufgedeckt: Vulkanische Großkatastrophe im Weltmeer.

Mit dieser phänomenologischen Unterscheidung der drei Fluttypen bin ich an die Analyse der Sintflutberichte herangegangen. Es sollen nun die Aussagen im Buche Genesis und im Gilgamesch-Epos kritisch miteinander verglichen werden. Daraus soll sich eine bessere Erkenntnis der eigentlichen Ursachen jenes Naturgeschehens ergeben, das sich so tief in das Gedächtnis der Menschheit eingegraben hat.

1.3 Bibel und Gilgamesch-Epos: meinen sie dieselbe Flut?

Diese Frage mag provozierend klingen, da doch allenthalben als selbstverständlich angenommen wird, dass in beiden Quellen die Sintflut überliefert sei. Viele Autoren erwecken den Eindruck, als gehe der biblische Sintflutbericht im Buche Genesis einfach auf die babylonische Darstellung im Gilgamesch-Epos zurück. Aber so einfach verhält es sich doch nicht, wenn man die Texte genauer vergleicht. Nach dem ersten Eindruck müsste man die beiden Berichte durchaus verschiedenen Fluttypen zurechnen.

Beide Überlieferungen können sich auf archäologische Befunde berufen. dass in Mesopotamien kurz vor 3.000 v. Chr. eine große Überflutung stattfand, wurde bereits erwähnt. Aber auch die biblische Version fand eine Stütze durch Funde auf dem Berge Ararat, wo ein Schiff mit den Größenmaßen der Arche Noah entdeckt wurde. Holzproben davon ergaben nach der C14-Methode ebenfalls ein Alter von mindestens 5.000 Jahren. Soweit scheint Übereinstimmung zu bestehen.

Wenn man die Überlieferungen auf ihren realen Gehalt prüfen will, muss man aber auch einige kritische Fragen stellen. Wie soll denn eigentlich die Arche auf den hohen Berg gekommen sein, wenn das Wasser nachweislich nur das Tiefland überflutete? Das bleibt doch völlig rätselhaft. über dieses Problem ist noch zu wenig nachgedacht worden.

Ist die auf dem Ararat gefundene Arche überhaupt jemals auf dem Wasser geschwommen? Die biblische Überlieferung unterstellt dies einfach immer, aber es ist schlechthin unmöglich. Geht man unbefangen an dieses Problem heran, bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, dass die Arche dort erbaut wurde, wo sie aufgefunden wurde. Sie ist dann niemals in den Fluten der Sintflut geschwommen, weil die Wasser nicht so hoch stiegen, wie von den Erbauern befürchtet. Es ist gut vorstellbar, dass Prophezeiungen über eine bevorstehende Weltflut damals diejenigen, die an Offenbarungen glaubten, veranlasst haben, beizeiten Zuflucht im Gebirge zu suchen. Auch heute gibt es ja Sekten, die bei ihren verfehlten Weltuntergangsterminen von Zeit zu Zeit auf die Berge steigen.

Außerdem stellt sich die Frage, ob es womöglich mehrere Empfänger der Sintflut-Offenbarung gab.

Die Parallele zwischen der biblischen Erzählung von Noah und andererseits der Überlieferung im Gilgamesch-Epos, wo der Erbauer der Arche Utnapischtim heißt, ist allgemein bekannt. Aber ist damit erwiesen, dass beide identisch sind? Im Buche Genesis findet man ja nicht einfach eine Abschrift aus dem Gilgamesch-Epos, sondern weitgehend eigenständige Partien. Darum sollte man die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass mehrere Empfänger an verschiedenen, vielleicht sogar weit voneinander entfernten Orten die Offenbarung über eine bevorstehende Weltflut und die Anweisung, ein Rettungsschiff zu bauen, vernommen hatten und nichts voneinander wussten.

Wir haben es also mit zwei Überlieferungen zu tun, die zwar beide demselben vorderasiatischen Kulturkreis entstammen, aber dennoch nicht vom gleichen Kulturbewusstsein getragen sind. Schon in vorsintflutlicher Zeit - also im vierten Jahrtausend v. Chr. oder noch früher - gab es in Vorderasien offenbar wesentliche religiöse und gesellschaftliche Unterschiede zwischen den Bewohnern des Tieflandes und denen des Berglandes. Das Gilgamesch-Epos bezieht sich eindeutig auf die Tieflandkultur in Mesopotamien.

 

Weniger klar erscheint bisher, dass die biblischen Patriarchen vor der Flut im Gegensatz dazu Berglandbewohner waren. Die Funde und Inschriften am Ararat weisen aber in diese Richtung.

Der religiöse Unterschied kommt im Gegensatz Monotheismus - Polytheismus zum Ausdruck. Vom alten Sumer wissen wir aus den archäologischen Funden, dass dort in jeder Stadt eine andere Gottheit verehrt wurde. Der Monotheismus hatte im Tiefland keine Stätte. Aber das bedeutet nicht, dass er damals überhaupt gefehlt hätte. Die kargen Lebensverhältnisse in den Bergländern waren und sind - man denke an den Himalaja - für die Verinnerlichung und vertiefte geistig-religiöse Erlebnisfähigkeit günstiger.

Es gibt auch eine Quelle, die über den fundamentalen Unterschied zwischen Bergland- und Tieflandbewohnern ein klares Zeugnis abgelegt. Das geht aus der „Haushaltung Gottes“3 hervor, einer Lorber-Schrift, die sich eingehend mit den Lebensverhältnissen vor der Sintflut befasst. Danach herrschte seinerzeit ein bedeutungsvoller Gegensatz zwischen den Kindern „der Höhe“ und den Bewohnern „der Tiefe“. Erstere (die Nachkommen des Seth) lebten auf Bergeshöhen in äußerlich ärmlichen Umständen, sie bewahrten aber den wahren Glauben an den einen Gott. Letztere (als die Nachkommen Kains angesehen) bevölkerten zahlreich das Tiefland, bauten Städte und Paläste und beteten vielerlei Götter an.

Als nun die Zeit des großen Umbruchs für den Planeten Erde nahte, wurden - so sehe ich es - die Prophezeiungen über eine bevorstehende Flutkatastrophe in vielen Weltgegenden in irgendeiner Form den Wissenden zuteil. Sowohl die Bergbewohner als auch die Tieflandbewohner Vorderasiens erhielten die Offenbarung von der Sintflut. Daraufhin kam es in Mesopotamien und ebenso am Ararat zum Bau von Rettungsschiffen - möglicherweise nach denselben Anweisungen. Aber nur die Arche des Utnapischtim in Mesopotamien schwamm dann wirklich auf den Wassern der großen Flut. Das Gilgamesch-Epos gibt dafür auch einen Landungsort an, der im Bereich der Überschwemmung gelegen haben kann: im nördlichen Irak, wo das flache Land in die Berge Kurdistans übergeht.

Das Buch Genesis zieht freilich das damalige Rettungswerk in einen einzigen Vorgang zusammen - warum auch nicht, denn es kam ja nicht darauf an, eine umfassende Berichterstattung über alle Archenbauer an Moses zu vermitteln, sondern die Errettung aus dem Glauben zu überliefern.

1.4 Wie die Flut geschildert wird

Wendet man sich der Schilderung des eigentlichen Naturgeschehens bei der Flutkatastrophe zu, so reduziert sich die Gemeinsamkeit von Genesis und Gilgamesch-Epos ganz erheblich. Was da im Einzelnen geschah, trägt recht verschiedenartige, teilweise sogar gegensätzliche Züge.

Im Buche Genesis heißt es:


7,11 In dem 600. Jahr des Alters Noahs, am 17. Tage des zweiten Monats, das ist der Tag, da aufbrachen alle Brunnen der großen Tiefe, und taten sich auf die Fenster des Himmels,
7,12 und kam ein Regen auf Erden 40 Tage und 40 Nächte.
7,24 Und das Gewässer stand auf Erden 150 Tage.
8,1 Da gedachte Gott an Noah ... und ließ Wind auf Erden kommen, und die Wasser fielen;
8,2 Und die Brunnen der Tiefe wurden verstopft samt den Fenstern des Himmels, und dem Regen vom Himmel ward gewehret,
8,3 und das Gewässer verlief sich von der Erde immer mehr und nahm ab nach 150 Tagen.
8,4 Am 17. Tage des 7. Monats ließ sich der Kasten nieder auf das Gebirge Ararat.

Die Datierungen wurden offensichtlich wichtig genommen, dagegen die Naturbeschreibung vernachlässigt und die Ursachen primitiv erklärt (Brunnen der Tiefe, Fenster des Himmels). Soviel wird aber deutlich, dass ein gewaltiger Regen niedergeht, der jedoch das rapide Ansteigen der Gewässer allein nicht erklärt. Darum die Verlegenheitsdeutung, dass die Brunnen aufgetan würden. Die Überflutung dauert volle fünf Monate.

Gegenüber diesen recht dürftigen Angaben über das Naturgeschehen bietet das Gilgamesch-Epos eine anschauliche Schilderung:

Sobald ein Schimmer des Morgens erglänzte, stieg vom Fundament des Himmels schwarzes Gewölk auf. Ramman (der Gewittergott) donnert darin.

Rammans Wüten dringt bis zum Himmel, alles Helle in Finsternis verwandelnd ...

Einen Tag lang wütet der Südsturm. Eilends braust er dahin und lässt das Wasser das Gebirge erreichen. Es fallen die Wasser über die Leute wie eine Schlacht.

Hier wird konkret wiedergegeben, wie zunächst völlige Finsternis eintrat, begleitet von gewaltigem Donner; wie dann erst ein gewaltiger Orkan losbrach, von Süden her. Ihm wird zugeschrieben, dass die Meeresfluten an einem einzigen Tag das ganze Flachland überschwemmten. Aber wir wissen, dass ein gewöhnlicher Zyklon das nicht bewirken kann. Es muss sich schon um ein sog. „Erdkippen“ gehandelt haben, das eine ungeheure Flutwelle auslöste. Aber weiter im Text:

Sechs Tage und Nächte geht der Zyklon, wirft der Südsturm das Land nieder.

Als der siebente Tag herbeikam, ließ ab der Südsturm im Kampfe, den er gekämpft gleich einem Heere.

Ich blickte nach dem Wetter:

Da war Stille eingetreten, und alle Menschheit war zu Lehmerde geworden.

Wie ein Söller war ebenmäßig das Gefilde.

Hiernach ließ das Toben der Elemente bereits nach 6 Tagen nach, das Meer beruhigte sich, und die Wasser gingen zurück. Vom Kulturland, den Menschen und ihren Behausungen war nichts mehr übrig geblieben. Alles war eingeebnet und von einer dicken Lehmschicht bedeckt, welche die Flut als ihr Zeugnis für unsere Tage hinterließ.

Genesis spricht von einer Regenflut, Gilgamesch-Epos dagegen von einer Sturzflut bei Orkan aus dem Süden, wie es geschieht, wenn die Erde von Nord nach Süd kippt. Genesis lässt die Flut 5 Monate andauern, Gilgamesch-Epos dagegen nur 7 Tage. Das sind sehr verschiedene, erheblich voneinander abweichende Angaben. Genesis erweckt den Eindruck, dass die Wasser 40 Tage lang immer weiter angestiegen seien - im Gilgamesch-Epos wird stattdessen eine plötzlich hereinbrechende Katastrophe geschildert, die bereits in einem Tag ihren Höhepunkt erreicht.

Muss man sich da nicht fragen, ob hier wirklich dasselbe Ereignis behandelt wird? Scheint es nicht so, dass die Bibel die Überlieferung von Noah mit einer anderen Flutkatastrophe verbunden hat? Tatsächlich hat es mehrere Überschwemmungen gegeben, wie mehrere Lehmschichten zeigen, wenn auch keine andere so mächtige Ablagerungen hinterließ (siehe Kapitel 1.4).

Für die Verschiedenheit beider Naturereignisse scheint zunächst auch zu sprechen, dass nach der Bibel die Wasser sogar über die höchsten Berge hinweggegangen sein sollen. So wird die Sintflut als Weltflut geschildert, während das Gilgamesch-Epos nur von einer Überschwemmung des mesopotamischen Tieflandes berichtet. Nun ist es zwar logisch, dass die Sintflut eine weltweite Flut war, wenn man die Erdverlagerung als Ursache erkennt, aber hohe Gebirge werden dabei nicht überflutet. Hier kann freilich die Erinnerung an eine ganz andere Großflut in viel früherer Zeit mitspielen. Irrt hier die Bibel? Das kann man wahrscheinlich nicht einmal sagen, wenn man in Betracht zieht, dass in Genesis 5,20 davon gesprochen wird, dass die Gewässer der Flut ganze 15 Ellen über die Berge gingen. Das sind aber nur sechs Meter - ein lächerlich geringes Maß für Gebirgsverhältnisse. Das ist eine Angabe, die sich ursprünglich sicherlich nur auf die Hügel im Tiefland bezogen haben dürfte und nicht auf Gebirgshöhen. So hat die Zahlenangabe durchaus einen Sinn. Sie besagte dann, dass auch die höchsten Erhebungen im mesopotamischen Tiefland überflutet waren, indem der Meeresspiegel bis zu sechs Meter darüber anstieg.

1.5 Die Flutberichte im Lichte der Polsprung-Theorie

An dieser Stelle wird deutlich, dass die Genesis-Flut und die Gilgamesch-Flut trotz der scheinbaren Verschiedenartigkeit der geschilderten Flut doch gemeinsame Züge aufzuweisen haben. Aber ein tieferes Verständnis für die Zusammengehörigkeit beider Darstellungen erschließt sich uns erst, wenn wir auf die wahren Ursachen jener Naturkatastrophe zurückgehen. Darum müssen wir also von der Polsprung-Theorie ausgehen.

Stellen wir uns vor, was geschieht, wenn es zu einer plötzlichen Verlagerung der Erde kommt, wenn die Erde kippt. Gewaltige Kräfte müssen da wirksam werden, um die Erde unter einer außerordentlichen Erschütterung kippen zu lassen. Die Meere auf der Erde jedoch, als bewegliches Element, werden wegen ihrer Trägheit der neuen Bewegungsrichtung nicht sogleich folgen können. So bleiben die Wassermassen gegenüber dem Erdkörper zunächst zurück. Wenn die Erde sich beim Kippen in einer bestimmten geographischen Region nordsüdlich dreht, wird das Meer gegen die Südküsten anbranden. So entstehen gewaltige Flutwellen, die das Tiefland überschwemmen, und zwar in unvergleichlich stärkerem Grade als bei irgendeinem Zyklon oder Seebeben, wie wir es kennen.

So muss man sich das Zustandekommen der Sintflutkatastrophe in Mesopotamien vorstellen. Der Persische Golf reichte in der frühen Antike noch erheblich weiter in das Mündungsgebiet von Euphrat und Tigris hinein als heute. So lag das Kulturland des alten Sumer in unmittelbarer Meeresnähe.

Alle Umstände, die im Gilgamesch-Epos angegeben sind, sprechen dafür, dass die Überschwemmungskatastrophe von einer solchen Erdverlagerung ausgelöst wurde.

1.6 Zwei Flutkatastrophen - zwei Polwenden

Die Gemeinsamkeiten der beiden Flutberichte dürften darauf beruhen, dass es sich um Polwende-Ereignisse handelte. Die erheblichen Verschiedenheiten ergaben sich aber deswegen, weil es dennoch zwei verschiedene Katastrophen waren, die aber beide ziemlich kurz aufeinander folgten, und zwar - nach meiner Rekonstruktion der biblischen Chronologie - im ersten Viertel des 3. Jahrtausends v. Chr. In einem späteren Kapitel komme ich darauf noch zurück und zeige auf, dass erstaunlicherweise schon Nostradamus die Frist zwischen beiden Ereignissen auf den Tag genau gekannt und überliefert hat.

Die Analyse der Flutberichte legt allerdings nur bei der Gilgamesch-Flut nahe, dass ein Erdkippen stattfand. Denn bei der Genesisflut wird ja über keine plötzlich hereinbrechende Sturzflut berichtet. Das schließt indes eine solche nicht aus. Wenn die Kipprichtung seitlich geht, d. h. Sumer nahe dem Drehpunkt lag, dann wird es dort keine Sturzflut und keinen Südsturm geben. Am besten veranschaulichen Sie sich das einmal an einem Globus, indem Sie ihn nach verschiedenen Seiten kippen lassen.

Bei beiden Ereignissen kann auch die Nähe eines anderen Himmelskörpers eine entscheidende Rolle gespielt haben. Das erscheint zunächst wiederum nur für die Genesis-Flut gesichert wegen der langen Überflutungsdauer, die mit der Anziehungskraft eines anderen Planeten zu erklären ist, der langsam an unserer Erde vorbeizog. Wie sich mir herausstellte, war es die Venus. Aus Südamerika ist übrigens überliefert, dass bei einer Erdkatastrophe die Wasser des Amazonas rückwärts liefen, d. h. das Meer drängte in das Amazonasbecken hinein, was wieder nur von derselben Venus-Nähe verursacht sein konnte.

Dem Venus-Problem habe ich spezielle Untersuchungen gewidmet, die in Studienheften niedergelegt sind.

Die Gilgamesch-Flut dauerte dagegen nur wenige Tage, und wenn dabei ebenfalls ein anderer Himmelskörper in der Nähe war, dann müsste er schnell vorübergezogen sein. Das trifft auf Typhon zu, auch Nibiru genannt, der wegen seiner stark elliptischen Bahn die Erdbahn schnell überquert. In einem besonderen Buch über Typhon werde ich beweisen, dass es tatsächlich mit den Typhon-Umläufen so ist. Soviel zur Einordnung und Orientierung über die astronomischen Bedingungen.

 

Typhon ist der Name eines Sterns, der nicht nur ein mythologisches Ungeheuer der Griechen bezeichnet, sondern einen Planeten, der auf einer Kometenbahn läuft; den die Chaldäer durchaus schon kannten, der aber von der modernen Astronomie bisher nicht wiederentdeckt werden konnte, weil er noch nicht wieder in Sicht kam. In meinem Typhon-Nibiru-Buch werde ich die Geschichte dieses Störers in unserem Sonnensystem erzählen, der als „Stern der Endzeit“ wiederkehren soll.

Schließlich konnte ich durch Forschungen, die noch weiter in die Vorzeit zurückgreifen, begründen, dass beim biblischen Sintflutbericht auch Überlieferungen einer viel älteren Polwende eingearbeitet worden sind. Die Erkenntnis ist ja nicht neu, dass da zwei Flutberichte zusammengefasst wurden. Aber man wusste nicht, was das für Ereignisse waren. Ich habe erstmals im 5. Kapitel geschildert, was da zwei Jahrtausende vorher geschehen ist beim Untergang von Poseidonis. So darf ich für mich in Anspruch nehmen, die verschiedenen Flutkatastrophen unterschieden und sogar zuverlässig datiert zu haben.

Eine derartige Flutkatastrophe kann niemals nur ein lokales Ereignis des Zweistromlandes gewesen sein. Diese Flut muss an vielen Küsten der Erde zu gleicher Zeit aufgetreten sein. Dementsprechend gibt es auch tatsächlich Überlieferungen bei vielen weit voneinander entfernt lebenden Völkern mehrerer Kontinente, die man in diesem Sinne interpretieren kann.

Ebenso, wie es in allen Weltteilen Flutsagen gibt, findet man vielfach Berichte von kosmischen Orkanen wie in den indischen Veden, im persischen Avesta, in altamerikanischen Texten. „Diluvium venti“, die „Windes-Sintflut“, ist ein von alten Schriftstellern des abendländischen Kulturkreises oft gebrauchter Ausdruck. Es wäre indessen falsch, alle diese Berichte von Orkanen mit Fluten auf ein und dasselbe kosmische Ereignis beziehen zu wollen.

Nach dem heutigen Stand der Forschung ist es sicher, dass es mehrere solcher Umwälzungen und verschiedene Flutkatastrophen gegeben hat. Man muss also die biblische Sintflut von anderen, in mancher Hinsicht ähnlichen Ereignissen unterscheiden.