Handbuch für Outdoor Guides

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Festland wird auch für die abendlichen Camps betreten. Wichtig ist, dass die Anlegestelle über ein genügend grosses Kehrwasser verfügt und dass die Boote nachts gut vertäut, aber besser und sicherer noch, an Land gezogen werden können.

Die Leitung kann einer Bootsreise zusätzliche Attraktivität verleihen, indem interessante Landziele besucht werden. In Zivilisationsgebieten locken Naturreservate und historische Städtchen, aber auch eine Kraftwerksbesichtigung oder eine Abendwanderung zu einem ferneren Dorf können das Programm bereichern. In der Wildnis lohnt sich der Ausflug auf einen nahen Hügel oder Berg, man bekommt so eine ganz andere Perspektive vom Gebiet, durch das man zieht.

Seakajak-Touren an Meeresküsten und auf Seen

Im Unterschied zum Fluss braucht es bei der Befahrung von Seen und Meeresküsten keine wendigen Boote, sondern solche, die gute Geradeausführung haben und schnell sind. Deshalb ist hier das Seakajak der geeignetere Bootstyp. Es gibt Einer- oder Zweierboote. Das Einerkajak erlaubt mehr Individualität, mit dem Zweierboot können ungleiche Kräfte ausgeglichen werden, weil hier kräftige oder erfahrene Teilnehmer mit weniger kräftigen oder erfahrenen zusammen ein Boot teilen können, wodurch die Gesamtgruppe eher zusammenbleibt. Mit Seakajaks kann eine Gruppe ihre gesamte Ausrüstung sowie Essen und Trinkwasser für mehrere Tage mitführen und sich somit unabhängig entlang einsamer Meeresküsten fortbewegen und unbewohnte Inseln vor der Küste besuchen. Auch Seen haben ihre Reize, wenngleich in unseren Breitengraden deren Ufer nicht einsam und Inseln nicht so häufig sind. Lächelt der See im Sommer und lädt er zum Bade – und für Seakajakfans zum Üben und Experimentieren, kann er im Winter, bei Sturm, im Nebel oder nachts sehr wohl auch bedrohlich sein und eine Seakajak-Unternehmung zum gewagten Abenteuer machen.

Soweit wir dies nur unter ruhigen bis moderaten Bedingungen tun, kann man sich auch mit Anfängern ohne weiteres auf eine Seakajakreise begeben. Das Geradeausfahren ist nicht so schwierig wie beim Wildwasserkanu, und werden Teilnehmer müde, kann man an Land gehen. Ändern sich die Bedingungen, sodass nicht mehr garantiert ist, dass bei einer allfälligen Kenterung Rettungen zügig und problemlos bewerkstelligt werden können, wird bei Anfängern auf Fahrten verzichtet. Je nach mitgeführter Ausrüstung, Kreativität der Leitung und Motivation der Gruppe kommen dann Alternativen an Land zum Zuge. Mit der Zeit und wenn die Teilnehmer geübter sind, kann Gewagteres unternommen werden.

Was für Techniken braucht die Leitung von Seakajak-Unternehmungen? Wie beim Trekking gilt als Selbstverständlichkeit körperliche Fitness und viel Eigenerfahrung mit dem Medium. Unabdingbar ist auch, dass die Leitung die Eskimorolle beherrscht und die verschiedenen Rettungstechniken kennt, anwenden und vermitteln kann. Wir haben schon erwähnt, dass man die Eskimorolle nicht aus Büchern lernen kann. Das trifft auch auf die Rettungstechniken zu, welche praktisch geübt werden müssen, bevor sie im Ernstfall zum Einsatz kommen. Der Charakter der Seakajak-Landschaft ist geprägt durch Wind, Wellen, Uferstrukturen, Meeresströmungen und, wenn wir uns weiter hinauswagen, durch einen unendlichen Horizont. Eine der Hauptqualifikationen der Leitung ist die Fähigkeit, diese Landschaft zu lesen und darin präzise zu navigieren. Kenntnis der Strömungsverhältnisse, der Windrichtung und -geschwindigkeit (siehe Merkblatt Wetter), der Wetterprognose, des Charakters der Küsten sind ebenso unverzichtbar wie das Umgehen können mit den verschiedensten Navigationshilfen und Signalgeräten.

Der Leiter wird auch beim Seakajak die Teilnehmer gut instruieren. Anders als bei der Flussbefahrung werden hier die Schwächeren zurückfallen und die Leitung tut gut daran, die Gruppe in Sichtweite zusammenzuhalten. Bei ruhigem Wetter und warmem Wasser kann man die Zügel schon ziemlich locker lassen, doch bei höherem Wellengang kann sich diese Sichtweite dramatisch reduzieren und weil auch Kenterungen eher zu erwarten sind, muss unter solchen Bedingungen eng beieinander gefahren werden.

Im Übrigen gelten auch bei diesem Medium die üblichen Kriterien für Logistik, Campgestaltung und Ernährung. Besonders zu beachten gilt auch, dass Frischwasser an Meeresküsten oft rar ist und deshalb in grösseren Mengen mitgeführt werden muss. Auf Essen kann man im Notfall auch eine Woche verzichten, fehlt es jedoch an Trinkwasser, wird es sehr schnell gefährlich. Diese Situation kann unverhofft eintreten, beispielsweise wenn die Gruppe auf einer trockenen Insel oder in einer Bucht, die von senkrechten Felswänden eingerahmt ist, campiert und aufkommender und anhaltender Sturm ein Weiterkommen unmöglich macht. Wir kommen auf weitere Gefahren und Rettungsmassnahmen noch im Abschnitt über Sicherheit zu sprechen.

Zusammenfassend nochmals die notwendigen Outdoorkompetenzen für Seakayaking:

 Kajaktechniken (inkl. Eskimorolle)

 Rettungstechniken und -massnahmen

 Navigation

 Wetterkunde

 Das Wasser »lesen«

 Sturm und andere Gefahren

 Logistik (Expeditionsplanung, Camp, Essen, Versorgung mit Wasser)

Schneeschuhlau fen

Schneeschuhlaufen ist populär. Vor dem Aufkommen des Schneeschuhlaufens wurde die Winterwildnis Mitteleuropas nur mit Tourenskiern begangen. Skitouren folgen mehr oder weniger festgelegten, in Büchern oder auf Karten beschriebenen Routen und werden – sofern es sich um Gruppen handelt – in der Regel von Bergführern oder speziell ausgebildeten Personen geleitet. Dies hat damit zu tun, dass das Skitourenfahren erhebliche objektive Gefahren birgt, denn es gilt auf Bergspitzen zu steigen, steile Tiefschneehänge zu befahren und Gletscher zu überqueren.

Mit dem Schneeschuh ist alles ein bisschen anders. Die Bergspitze ist nicht mehr unbedingt ein Ziel. Vielmehr locken romantische Täler, Hügellandschaften, Hochebenen und Passübergänge. Da steile Aufstiege für Schneeschuhe eher unbequem und Tiefschneehänge ohnehin nicht gefahren werden können, begibt sich der Schneeschuhläufer auch weniger in gefährliche Lawinenhänge. Doch Vorsicht, auch die Begehung von sanfterer Winterwildnis birgt noch genügend Gefahrenpotenzial. Führt die Schneeschuhtour in hochalpines Gebiet, sollte die Leitung über eine Bergführerausbildung verfügen.

Die Outdoorkompetenzen für die Leitung von Schneeschuhtouren sind:

 Wetter- und Lawinenkunde

 Orientierung und Routenwahl im Wintergelände

 Bau von Schneebiwaks

 Not- und Rettungsmassnahmen in Schneegebieten

Wetter- und Lawinenkunde

»Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung!«, ist ein beliebter Spruch unter Outdoor-Freaks. Im Winter in den Bergen gilt dieser Spruch jedoch nicht. Schlechtes Wetter kann auch mit bester Ausrüstung eine echte Bedrohung darstellen. Kenntnisse über das Wetter und dessen Einwirkungen auf die Schneeverhältnisse sind wichtige Voraussetzungen für das sichere Begehen von Schneelandschaften. Zum Wetter gehören: Niederschläge, Temperatur, Winde, Sicht (siehe Merkblatt Wetter im letzten Teil des Buches). Wetter kann im Weiteren auch einen starken Einfluss auf unser Befinden haben. Man weiss, dass bei aufkommendem Wetterumsturz ein grosser Teil der Unfälle passiert und dass nach dem Wetterumschwung wegen gesteigerter Risikobereitschaft die Unfallgefahr ansteigt.

Lawinen sind die grösste Gefahr für den Menschen, der im Winter in den Bergen unterwegs ist. Umfassendes Wissen über die entscheidenden Faktoren (Schnee, Wettereinflüsse, Schneedeckenaufbau etc.), richtiges Entscheiden und Verhalten sind die einzigen Massnahmen zur Verminderung der Lawinenunfälle.

Es wird zwischen sehr grosser, grosser, erheblicher, mässiger und geringer Gefahr unterschieden. Grosse bis sehr grosse Lawinengefahr besteht nach langanhaltenden starken Schneefällen. Grosslawinen können bis weit in die Täler hinunterfahren und selbst an kleinsten Abhängen kann der Schnee ins Rutschen kommen und Menschen begraben. Bei solcher Gefahr verzichtet man auf Schneeschuhtouren oder bewegt sich in garantiert lawinenfreiem Gebiet.

Lawinenformen


Wer sich bei erheblicher oder mässiger Lawinengefahr in Bergregionen begibt, sollte entsprechend ausgebildet sein, das Lawinenbulletin konsultiert haben und ein Lawinen-Verschüttetensuchgerät (eingeschaltet), eine Lawinenschaufel sowie eine Sonde mit sich tragen.

 Neuschneefall von mehr als 25 cm bringt an Berghängen mit über 30° Neigung Lawinengefahr.

 Bei Windverfrachtungen drohen Lawinen auch bei geringerem Schneefall.

 Langanhaltende Schneefälle können die Lawinengefahr so ansteigen lassen, dass Grosslawinen zu befürchten sind.

 Der erste schöne Tag nach einer Niederschlagsperiode gilt als besonders gefahrenträchtig.

 Bei Erwärmung durch Sonne an Süd- und Südwesthängen drohen Nassschneerutsche.

 Plötzliche massive Erwärmung (Föhn, Regen etc.) verschärft die Gefahr kurzfristig.

 Im Frühling wird es umso gefährlicher, je wärmer es wird; Sonneneinstrahlung auf Hängen je nach Tageszeit beachten.

 Abkühlung verfestigt feuchte (und instabile) Schneedecke.

 Lange kalte Winter bringen an Schattenhängen die Gefahr von Schneebrettern, weil sich instabile Schneeschichten bilden.

 Kälte erhält bestehende Gefahr.

 Langsame, massvolle Erwärmung entspannt Schneedecke – günstige Setzung, Verfestigung.

 

 Stabilisierend wirken schneefallfreie Zeiten und Sonneneinstrahlung.

Wer Wintertouren in Berggebieten leitet, muss über eine fundierte Lawinenausbildung verfügen. Auch für Wintertouren in den Voralpen sollte die Lawinensituation abgeklärt werden. Schon ein kleiner Abhang kann unter Umständen zum Verhängnis werden. Die modernen Verschüttetensuchgeräte verleiten heute leider dazu, grössere Risiken einzugehen. Oft sind die Gruppen, die mit solchen Geräten unterwegs sind, nicht einmal in deren Anwendung geschult. Man glaubt, das Tragen alleine erhöhe schon die Sicherheit. In jedem Fall gilt es, das Lawinenbulletin zu konsultieren. Das setzt aber auch das nötige Wissen voraus, um die Informationen interpretieren zu können. Das Merkblatt Lawinen im zweiten Teil dieses Buches gibt weitere Hinweise. Das vertiefte Lesen von guter Fachliteratur und das praktische Anwenden ist unumgänglich.

Orientierung und Fortbewegung im Wintergelände

Das Unterwegssein im Schnee kann hohe Ansprüche an den Orientierungssinn und den Gebrauch von Orientierungshilfen stellen. Wenn alles weiss ist und weder Himmel noch Horizont sichtbar sind, kann das Gefühl der Richtung vollkommen trügen. Kompass, Höhenmeter und Karten sind eigentlich ein Muss. Bei der Karte sollte es ein Massstab von 1:25’000 sein, damit auch kleine Geländemerkmale erkennbar sind, oder man benützt eine Skitourenkarte mit Massstab 1:50’000, auf der die Routenverläufe eingezeichnet sind. Auf den technischen Gebrauch von Karte, Kompass und Höhenmeter kommen wir weiter unten zu sprechen.

Da der Schneeschuhläufer nicht wie der Skitourenfahrer den Berggipfel und den Tiefschneehang im Visier hat, sondern durch Täler, über Hochebenen und über sanfte Bergrücken schweifen kann, ist seine Routenwahl in der Regel eine andere. Er kann lawinengefährlichen Bereichen ausweichen, denn kein vorgefasstes Ziel zwingt ihn, diesbezügliche Bedenken über Bord zu werfen. Natürlich wird er auch mal einen Pass überqueren und auf einen Aussichtspunkt steigen wollen. Deshalb wird auch er Sicherheitsmassnahmen ergreifen.

Checkliste für die Schneeschuhtour

 Route besprechen, Höhenmeter einstellen, Karte mit Route vergleichen und Fixpunkte feststellen.

 Verschütteten-Suchgeräte prüfen.

 Kleidung so wählen, dass es beim Start eher etwas zu kalt ist, damit man später nicht zu sehr schwitzt.

 Sonnenbrillen und Sonnenschutz wegen intensiver Sonneneinstrahlung und Reflektion

 Geländegerechte, lawinensichere Spur anlegen.

 Gelände- und Schneebeurteilung für Abstiege und Hangquerungen.

 Wildschutzgebiete meiden.

 Gleichmässiges Tempo einhalten und öfters Führung wechseln.

 Lawinengefährdete Hänge mit Entlastungs- bzw. Lawinenabständen begehen.

 Der vorderen Person nicht auf die Schneeschuhe trampeln.

Für den Rucksack gelten dieselben Hinweise, wie sie unter dem Abschnitt Trekking erwähnt sind – mit einem kleinen Unterschied: eine Winterlandschaft birgt, auch wenn sie lieblich aussieht, potenziell grössere Risiken in sich. Hier ist es umso wichtiger, dass die Teilnehmer ihre Kräfte sinnvoll einsetzen, um sie dann im Fall des Falles auch zur Verfügung zu haben. Ein schlecht gepackter Rucksack mag vielleicht bei einem Trekking im Sommer ärgerlich sein, im Winter kann er zum Risikofaktor werden.

Bau von Behelfsunterkünften


Schnee besteht aus reinem Wasser in kristallisierter Form. Er enthält einen Luftanteil zwischen 50% (Nassschnee) und 98% (sehr leichter Pulverschnee). Er schützt somit die Vegetation vor zu grosser Winterkälte und ist ein guter Isolator für ein Biwak. In einschlägigen Fachbüchern werden manchmal Dutzende von verschiedenen Schneeunterkünften vorgestellt. Am brauchbarsten sind das Iglu und die Schneehöhle. Bei den Verhältnissen, wie wir sie bei uns in den Bergen kennen, ist die Schneehöhle die praktischere Lösung, weil sie schneller und problemloser gebaut werden kann als ein Iglu. Meistens findet man Schneeverwehungen oder Wächten, die es möglich machen, eine Schneehöhle zu graben. Das Iglu ist dann ideal, wenn die Schneedecke nicht sehr hoch und kompakt ist und keine Verwehungen für eine Schneehöhle sprechen

Iglu

Kreisförmiger Grundriss mit Platz für Personen, die darin übernachten wollen.

Kuppelform niedrig und flach, damit die Warmluft nicht im oberen ungenützten Teil hängt.

Zwischen oder vor der Schlaffläche Kältegraben aus- heben (kalte Luft sinkt), auch für Kochnische. Bauwerkzeug: Säge, zugeschnittenes Holzblatt, not- falls auch Schneeschuhe oder Lawinenschaufeln. Blöcke von ca. 20/50/60 cm spiralförmig aufeinander schichten. Sehr wichtig: Schon von Anfang an mit Neigung gegen Innen bauen.

Schlussblock von Innen nach aussen heben und keil- förmig auf Restaufbau senken.

Eingangsröhre unter Liegeplatz anlegen und in Kältegraben leiten.

Eingang muss unter Schlaffläche liegen.

Beim Kochen im Iglu entsteht Kohlenmonoxid, bes- ser im Freien kochen.

Geübte können ein gutes Iglu in etwa zwei Stunden bauen.




Schneehöhle

Der Bau einer Schneehöhle braucht nicht so viel Zeit wie der eines Iglus.

Erst muss man sich eine geeignete Schneeverwehung suchen: an windabgewandten Graten und Hügeln, hinter hügelförmigen Bodenerhebungen, bei grossen Steinen und Felsen, in kleinen Taleinschnitten.

Mit der Lawinensonde oder Stöcken sondieren, ob die Wächte genügend Dicke und Tiefe hat.

Eine Tiefe von ca. 2 m rechtwinklig zum Hang genügt für zwei Personen. Vorsicht: Biwak nicht in einen potenziellen Lawinenhang bauen.

Den Eingang nur so gross machen, dass eine Person durchschlüpfen kann.

Erst horizontal in den Hang hinein graben, wodurch auch hier ein Kältegraben entsteht. Über dem Eingangoberrand-Niveau rechts und links die Schlafnische ausgraben. Schlafnische ist parallel zum Hang.

Die ganze Decke sollte aus Stabilitätsgründen kuppelförmig sein.

Den vorderen Teil über dem Kältegraben leicht höher bauen, damit man auf der Schlaffläche sitzen kann, den vorderen Teil als Kochnische benutzen.

Die Schneehöhle hat also die richtigen Ausmasse, wenn sich die Schlafenden gerade auf der Schlafplattform ausstrecken können und auf der Schlafplattform vorne gerade noch sitzend die Decke berühren und die Füsse auf dem Boden des Kältegrabens Halt finden.

Für Kocher, Kerzen und anderes können kleine Nischen ausgehoben werden.

Wird in der Höhle gekocht und übernachtet, müssen Luftlöcher seitlich auf halber Höhe nach aussen gestochen werden; Skistock drinnen lassen, um bei Verstopfung nachzustochern.

Normalerweise reicht der im Schnee gespeicherte Sauerstoff, bis sich die Wände vereisen.

Schneehöhle von aussen markieren (mit Schneeschuhen).


Mountaineering

Flaschenzug


Mountaineering heisst soviel wie Bergsteigen, mit allen Möglichkeiten welche uns die Gebirge bieten können. Es schliesst im landläufigen Verständnis von der Gletscherwanderung bis zum Sportklettern all seine »Spiel« und Fortbewegungsmöglichkeiten mit ein.

Bergsteigen im europäischen Raum bedeutet, sich unweit der Zivilisationen in einer Wildnis zu bewegen. Der Mensch tritt unmittelbar in den Raum der Alpen ein und ebenso schnell wieder daraus; nicht so jedoch bei den grossen Berggebiete wie Himalya oder Anden. Da bedarf der Zugang zum Gebirge eines längeren Trekkings und kann demzufolge nur mit einem grösseren Zeitaufwand betreten und wieder verlassen werden. Solche Unternehmung haben Expeditionscharakter.

Bevor die heutige Spezialisierung viele neue Felder des Bergsteigens eröffnet hat, war Mountaineering ein Unterwegssein in den Bergen mit primitivster oder gar keiner Ausrüstung. Man denke nur an das berühmte Bild über die Erstbesteigung des Matterhorn mit eisenbeschlagenen Schuhen, Hanfseilen und Leitern. Heute sind es Spezialgebiete wie Sportklettern, wo der Weg und nicht der Gipfel das Ziel ist, Kletterpartien über einen Felsgrat, wo der Gipfel im Fokus steht, Bouldern, d.h. »herumkraxeln« an kleinen Felsblöcken, Klettern in Eis und Schnee, das schon erwähnte Trekking mit bergsteigerischen Abschnitten und die alpine Schneeschuhtour, die Hochgebirgsexpedition.

In Schnee und Eis

Die Gletscher bieten in den Alpen einen zeitweise wüstenartigen Raum. Sie sind eigentlich prädestiniert um bei günstigen Bedingungen schnell vorwärts zu kommen.

Im ungünstigen Fall stellen sie schier unüberwindbare Hindernisse dar. Diese Landschaften sind in einem stetigen Wandel und durch die fortschreitende Klimaerwärmung sich stetig am verändern.

Eine seriöse Planung ist immer der Start der eigentlichen Unternehmung. Die allgemeine Wetterlage, die Verhältnisse an Ort und Stelle, die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sowie die Zusammensetzung der Gruppe sind zentrale Elemente bevor eine Tour unternommen wird. Die Beachtung dieser Faktoren sind wesentliche Punkte für die Leitung.

Jeder Gletscher, jede Schneelandschaft hat sein eigenes Gesicht. Die wechselhafte Beschaffenheit bedeutet, dass die Leitung flexibel sein muss. Eindrücklich hat dies ein Outdoor Guide mit einer Gruppe während des Hütteabstiegs gemerkt: »Wir brauchten nach einer Nacht mit intensivem Schneefall ca. eine Stunde bis zu dem Ort, wo wir uns für die Rückkehr entschieden. Am nächsten Tag waren wir in zehn Minuten an der gleichen Stelle. Bei einer normalen Dauer der Route von drei Stunden, kann man sich ausrechnen, wie lange der Abstieg dann gedauert hätte«. Ähnliches kann bei schönstem Wetter passieren. Der harte Schnee trägt am Morgen, Nachmittags beim Abstieg brechen die Füsse ein und erschweren das Vorwärts kommen beträchtlich. Nichts desto trotz gibt es viele Tage an denen alles stimmt und es kaum vorstellbar ist, dass es plötzlich zu Schwierigkeiten kommen könnte.

Im Bereich des Mountaineering gibt es viele Momente, welche die Gruppe zusammen rücken lässt. Es werden Seilschaften gebildet, durch welche alle die Konsequenzen des Unterwegsseins direkt zu spüren sind. Man ist gezwungen, den gleichen Weg zu gehen. Der Outdoor Guide führt mit der Haltung, mit dem kleinst möglichen Aufwand Berglandschaften erleben zu lassen. Zum Beispiel auf der Moräne gehen, wenn es die Verhältnisse erlauben, statt auf dem Gletscher mit viel Aufwand und objektiven Gefahren. Totzdem kommt der Outdoor Guide nicht darum herum, Basiswissen und Kompetenzen zu besitzen, um im schlechtesten Falle ein Gruppenmitglied aus einer Spalte zu bergen, oder zu wissen, was es bedeutet auf einer schiefen, steilen Eisplatte mit Steigeisen und Eispickel zu gehen.

Im Fels

Das Klettern und Kraxeln ist eine instinktive Tätigkeit. Schon Kinder erklimmen Bäume, Gerüste oder hangeln an Stangen, Seilen oder anderen besteigbaren Gegenständen herum. Sie haben dabei nicht den Fokus, etwas vermeintlich Unmögliches zu leisten, sondern bewegen sich lustvoll und spielerisch. Klettern muss nicht immer in Verbindung mit einem Gipfel sein. Es kann durchaus befriedigend oder herausfordernd sein, Felspassagen bei einem Übergang zu erklimmen oder einen Grat als Abkürzung oder einzige Möglichkeit auf der Route zu begehen. Man unterscheidet heute verschiedene Formen des Kletterns:

Sportklettern:

gesichert mit Seil sich nur an natürlichen Felsstrukturen fortbewegend

Free Solo:

wie das Sportklettern nur ungesichert

Solo:

ein Alleingang mit Sicherung

Technisches Klettern:

 

Fortbewegung mit Hilfe von Haken und Zwischensicherungen

Bigwall Klettern:

meist technische Kletterei während mehreren Tagen in einer grossen Wand

Alpinstil:

Ziel wird von unten angegangen, alles Material von Camp zu Camp mitgetragen

Expedition:

Ziel wird in Etappen angegangen, wiederholte Auf- und Abstiege

Das Beherrschen von Klettertechniken ermöglicht spezielle Dimensionen des Weges und ist nicht unbedingt der einfachste Weg zum Ziel. Trotz des erhabenen Gefühls, stetig an Höhe zu gewinnen, ist die Möglichkeit, beim Klettern stecken zu bleiben, ungemein grösser als in den anderen, in diesem Buch beschriebenen Fortbewegungsarten. Hat der Outdoor Guide, trotz der Gegenwart des Gipfels, Alternativen für Sackgasseszenarien bereit? Ja! Kann er einzelnen Person motivieren, weiterzugehen? Ja! Soll er mit einer ganzen Gruppe abseilen, auch wenn er für sich zu Fuss absteigen könnte? Ja!

Unterwegs in Berglandschaften

Für den Outdoor Guide, der mit Gruppen unterwegs ist, sind Schnee, Eis und Fels eher selten die zentralen Erfahrungsräume. Mountainiering ist da eher die ursprüngliche Form, wo wenig Material mitgeschleppt wird und Extremrouten nicht in Frage kommen; der sozusagen auf »weichen Pfaden« unterwegs ist. Mountenieering in diesem Sinn kann übersetzt werden als »Berglern«. Dies bedeutet, wie gesagt, nicht die heutigen klassische Bergsteigerformen, sondern spielerische Formen des Unterwegsseins in Berglandschaften. Ist der markierte Bergweg einmal verlassen, betritt man einen Raum, wo der eigene gestaltete Weg beginnt. Der Outdoor Guide ist auf seine „Pathfinder Qualitäten“ angewiesen. Die Grenzen des Klassischen beginnen sich aufzuheben, topografische, geografische oder historische Gegebenheiten eröffnen alternative Möglichkeiten von Fortbewegungslinien, welche der Outdoor Guide in das Landschaftsbild legt und ihnen folgt: topographisches Gehen, Direttisimas, einer Grenze folgen, einer rollenden Kugel gleich in den Geländekontouren ziehen, historische Routen begehen, spirituelle Formen praktizieren (z.B. religiös motivierte Besteigung von heiligen Bergen).

Jedes Ziel in den Bergen führt genau genommen eigentlich von der Talsohle durch die verschiedenen Vegetationszonen zum bergsteigerischen Ziel. Macht man diese zu Fuss, werden dabei Bäche überquert, Wälder durchwandert, Wege durchs Gebüsch gesucht, Wildwechseln gefolgt, Grashänge traversiert, Geröll und Schutthalden durchquert. Jede Zone fordert auf ihre Art. Auch das ist Mountaineering, »the Art of Routefinding«.

Eine Vielfalt von Kompetenzen sind hier vom Outdoor Guide verlangt. Die meisten dieser verlangten Skills sind in anderen Kapiteln dieses Buches schon beschrieben (Trekking, Schneeschuhlaufen, Reisen in Wildnisgebiete, Campgestaltung, Orientierung, Survival). Dazu kommen noch spezifische bergsteigerische Skills: vielseitige Klettertechnik, Knoten, Materialwissen.

Kompetenzen für die Leitung von Mountaineerings:

 Orientierung und Routenwahl im Gelände

 Sicherungstechniken

 Wetterkunde (Verhalten bei Gewitter)

 Objektiv und subjektive Gefahren

 Kletter- und Bergtechniken

 Umgang mit Seil und anderem Material

 Not- und Rettungsmassnahmen

 Logistik

 Biwakbau

 Ökologische Faktoren

 Bergterminologie (sprich Kauderwelsch und Heldengeschichten)

Reisen in Wildnisgebiete

Neben Trekking, Schneeschuhlaufen und Bergsteigen gibt es noch andere Erfahrungsmöglichkeiten der Wildnis. Sind wir mit Kamelen oder mit Geländefahrzeugen unterwegs – oder mit Kanus, Einbäumen, Rafts oder Flossen, dann können wir uns in abgelegenere Gebiete vorwagen als bei einem Trekking, weil wir ja Trinkwasser und Lebensmittel in grösseren Mengen mitführen. Das heisst aber auch, dass wir andere Umweltbedingungen und Bedrohungslagen antreffen.

In der Wüste

Neben den klassischen Wüsten, zu denen neben der Sahara die Kalahariwüste, die Wüste Gobi, das australische Outback, das Death Valley und die Atacamawüste gehören, existieren auf der Erde noch weitere wüstenartige Gebiete und Halbwüsten wie das tibetanische Hochland, Ostpatagonien, das bolivianische Altiplano, die Sahelzone und viele mehr. Es gibt nicht in allen Wüsten die klassischen Sanddünen – viele Wüsten sind reine Steinwüsten. Das Hauptmerkmal der Wüste und der Halbwüste ist die Wasserknappheit, was Leben nur in einer reduzierten Form möglich macht.

Wenn die Wüste aber schon so lebensfeindlich ist, was macht denn ihre Anziehungskraft aus? Vielleicht ist es eben gerade dieses nahe Beieinandersein von Faszination und Bedrohung. Oder es locken die alten Geschichten der Salzkarawanen, der Pyramiden der Pharaonen, der Märchen aus Tausendundeiner Nacht oder der Abenteuer eines Laurence von Arabien. Vielleicht beeindruckt auch, dass die Wüsten und Halbwüsten die einzigen Orte sind, die noch echtes Nomadentum zulassen. Die Stimmung des nomadischen Ziehens ist ein zentrales Element des Wüstenerlebnisses. Ob zu Fuss, mit Kamelen oder mit Geländefahrzeugen, wir werden unweigerlich von Oase zu Oase, von Wasserstelle zu Wasserstelle ziehen. Wenn wir vom Ziel abweichen oder unterwegs stecken bleiben, geraten wir augenblicklich in die Zone des Todes. Hier liegt die grosse Verantwortung des »Karawanenführers«. Er verfügt über die Fähigkeit der Orientierung und Navigation in der Wüste und weiss um die Gefahren und die notwendigen Massnahmen.

Wir verweisen auf das wunderschöne Fotobuch von Stefan Otl »Gehen in der Wüste«, das viel Know-how für Wüstenwanderungen enthält.

Wenn wir eine Wüstenexpedition mit Fahrzeugen unternehmen, macht die Begleitung durch Ortskundige wenig Sinn, denn die Distanzen, die mit Fahrzeugen zurückgelegt werden, sind um einiges grösser als die Erfahrungsräume von Beduinen.

Der erfahrene Wüstenfahrer nimmt aus Gewichtsgründen in seinem Fahrzeug nicht mehr als drei weitere Personen mit, denn das Fahrzeug führt ja noch gefüllte Treibstoffreserve- und Wassertanks, sicher zwei Reserveräder und allerhand Ersatzteile und Reparaturwerkzeuge mit. Kommen zwei Fahrzeuge zum Einsatz, wird die Expedition also aus maximal acht Leuten bestehen können, wobei der Fahrer des zweiten Fahrzeuges, wenn er nicht schon über Wüstenerfahrung verfügt, mindestens in Geländefahrtechniken versiert sein muss.

Der »Karawanenführer« wird also im obigen Fall nicht nur ein erfahrener Wüstenfuchs sein, sondern auch mit einem Geländefahrzeug umzugehen wissen. Er kennt die Regeln und wird seine Expedition, wann immer möglich, mit mehreren, mindestens aber mit zwei Fahrzeugen ausrüsten. Dabei wird er darauf schauen, dass es Fahrzeuge des gleichen Typs sind, um im Notfall Ersatzteile austauschen zu können. Er wird Fahrzeuge nehmen, die nicht störungsanfällig und deren Reparaturen einfach sind. Ausserdem wird er die Fahrzeuge speziell ausrüsten mit Sandpneus, Reserve- und Wassertanks und er wird auf jedem Fahrzeug Sandbleche und Schaufeln mitführen.

Ist die Gruppe mit Kamelen und Beduinen unterwegs, muss die Entscheidungskompetenz beim ranghöchsten Beduinen liegen. Der Gruppenleiter ist »Zahlmeister« und »Verbindungsoffizier« und kann auch, wenn er Wüstenexperte ist, mit der Gruppe kleine Seitenausflüge unternehmen. Da locken nämlich vielfältige Entdeckungen: Verlassene Oasen, alte Steingräber, versteinerte Wälder und andere Zeugen einer Zeit, als die Wüste noch blühendes Kulturland war wie jene ausgehöhlten Steinschalen, in denen die faustgrossen runden Steine noch so liegen, als hätten die Menschen vor kurzem darin noch Getreide gemahlen.


Geschichten aus der Wüste

Es war noch zu Zeiten der ehemaligen Sowjetunion, deren Einflussbereich auch die mongolische Republik umfasste. Der Ausflug in die Wüste Gobi war zwar möglich, aber die begleitenden Personen hielten uns davon ab, Tagesausflüge zu Fuss in eine Richtung zu machen, wo wir auf Nomaden hätten treffen können. Diese gab es zweifellos, denn ab und zu sah man eine ihrer Jurten. Doch offiziell durfte es sie nicht geben, denn eine der Haupterrungenschaften des Leninismus war »Elektrizität für alle«. Das hiess für ein totalitäres System, dass es Menschen, die ohne Strom leben, gar nicht geben darf. Nichts einzuwenden hatten die Begleiter, als wir einen Tagesausflug in ein nahes Gebirge erbaten. So zogen wir los, zuerst durch Sanddünen, dann langsam bergan über steiniges Geröll. Ein dunkler Gebirgseinschnitt zog uns magisch an und wir folgten dem Lauf des Canyons, der immer höher bergan stieg. Da hörten wir auf einmal ein feines Plätschern und siehe da, um die nächste Ecke glitzerte ein kleines Wasserrinnsal. Je weiter wir dann stiegen, desto mehr Wasser kam uns entgegen, bis schliesslich ein richtiger Wildbach den Berg heruntersprudelte.

Eine andere Geschichte: Wir waren neun Personen, zwei Landrover und ein Motorrad und hatten uns zur Aufgabe gemacht, auf den alten Sahara-Landkarten eingezeichnete Brunnen zu finden. Es handelte sich um eine Region im Grenzgebiet zwischen Tassili und Grossem Erg, wo es einige solcher Brunnen gibt oder gab. Diese Brunnen sind in der Regel nicht gekennzeichnet, bestehen sie doch meist aus einem mehr oder weniger tiefen Loch, über das einige Steinplatten gelegt sind. Ohne haargenaue Navigation sind sie nicht zu finden. Die Wüste ist ja meist nicht einfach flach. Da gibt es Sanddünen, Hügelzüge, Canyons, die eine kompliziertere Navigation verlangen, als nur dem Kompass zu folgen. Das hiess für uns, Geländemerkmale auf der Landkarte zu erkennen, die zurückgelegte Distanz einzubeziehen und allfällige magnetische Abweichungen mit zu berücksichtigen. Dass das Ganze kein Spiel war, dafür sorgte der Wasservorrat, der jeweils für drei Tage reichte. Wir mussten also innerhalb von drei Tagen einen Brunnen mit Wasser aufstöbern. Nun ist es so, dass nicht alle auf den Karten eingezeichneten Brunnen tatsächlich auch Wasser haben. Sie können eingestürzt, ausgetrocknet oder von Sand zugeschüttet sein, was auf unserer Unternehmung auch einige Male der Fall war. Um sicher zu gehen, war die Expedition so angelegt, dass wir jeden Tag auf einen eingezeichneten Brunnen stossen mussten.

Olete lõpetanud tasuta lõigu lugemise. Kas soovite edasi lugeda?