Der Clan der Auserwählten

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Teil 1, Kapitel 2.

Erinnerungen eines alten Mannes

Leon gestattet sich in diesem Rahmen den Rückblick auf seine Kindheit, als er Bea zum ersten Mal hatte spielen hören. Er denkt über die Geigen nach, die er einmal für Bea entdeckt hatte. Er erinnert sich an die Konzerte in der Frauenkirche, in Notre-Dame-de-Paris, im Chateau de Chambord, in der Carnegy Hall (New York), in Südamerika und an der Mailänder Scala. Er denkt an die Musicals, die Bea zusammen mit seiner Tochter Lara und mit der Startänzerin Helen entwickelt hat, und die den drei Künstlern zu Weltruhm verholfen haben.

Das ist lange her. Inzwischen hat sich der Clan aus Freunden wirklich überall verbreitet. Das Musikzentrum in Berlin und das Unternehmen der Mac Best Food Company sind nur Bausteine in dieser langen Erfolgsgeschichte der Unternehmungen, die alle zu der global aufgestellten Holding gehören, die zu dem Familienimperium zählen. Immer noch ist viel zu tun, auch wenn seine Tochter die Unternehmen der Familie jetzt führt, wie eine Göttin.

Der Familienclan gehört heute zu den mächtigsten Clans weltweit, und man wird sich diese Position nicht mehr nehmen lassen. Inzwischen sind neue Urenkelkinder da, welche in diesem Unternehmen irgendwann eine verantwortliche Rolle übernehmen werden. Dafür wird gesorgt. Leon gestattet sich auch einen Rückblick auf die letzten 70 Jahre. Es ist so unendlich viel geschehen, und seitdem seine Enkelkinder in das Geschehen hatten eingreifen können, hatte es gewaltige Fortschritte gegeben, schon durch die nummerische Anzahl der Helfer und Unterstützer.

Dennoch ist der Tod von Bea eine Cäsur. Sie war es, die in diesem Machtspiel der Kräfte nach außen wie eine einigende Figur gewirkt hatte. Gewiss, da waren noch die Videokünstlerin Lara und die Tänzerin Helen, aber Bea fehlte jetzt in diesem Triumvirat, und hatte bisher durch niemanden ersetzt werden können.

Rückblickend war das Leben von Leon in fünf verschiedene Phasen zu unterteilen. Da war zunächst die unschuldige Kindheit und Jugend, dann die Episoden der Entdeckung der Königsstadt in Peru und die Entwicklung des Musik- und Kulturzentrums in Berlin. Der nächste Schritt war das Engagement im Bereich der globalen Unternehmen und der Ausbau dieser globalen Rolle. Schließlich kam die Übergabe der Macht an seine Tochter Chénoa Maria, die genau genommen eine Mutation zwischen einem Erdling und einem Außerirdischen ist. Leon ahnt das, aber Einzelheiten sind selbst ihm immer verborgen geblieben. Es spielt auch keine Rolle. Chénoa Maria ist, wie sie ist. Eine begnadete Unternehmensführerin.

Erst mit diesem Wechsel war es gelungen, die Machtposition des Clans endgültig und weltweit zu sichern. Nun steht ein weiterer Wechsel bevor. Einige Freunde aus der Jugendzeit waren gestorben. Bea war eine dieser Freunde. Man würde diesen Verlust von Bea durch andere Aktivitäten ersetzen müssen, und die Zeichen stehen gut. Überall stehen neue Enkelkinder in den Startlöchern, um ihre Rolle in der Welt zu übernehmen. Überall sind neue Keimzellen der Macht entstanden, wie Satelliten. Der Clan der Familie hat ein dicht gesponnenes Netz aus Freunden, die zusammenhalten, wie Pech und Schwefel. Es ist ein wirklicher Geheimbund, der da über viele Jahrzehnte hinweg entstanden ist, und der nur ein Ziel hat, etwas Ordnung und soziale Gerechtigkeit in dieses Chaos zu bringen, das die Welt bestimmt. Einfach ist das nicht, denn die Begleit- und Folgeerscheinungen der menschlichen Dummheit und Gier haben diese Welt in eine Unordnung gestürzt, die neben wirtschaftlichen und sozialen Folgen, auch in der Natur ein gewaltiges Chaos hinterlassen haben.

Teil 1, Kapitel 3.

Die Macht des Clans

Leon ist seit 17 Jahren mit Vera verheiratet, die jetzt in der ersten Reihe neben ihm sitzt. Vera ist immerhin 22 Jahre jünger als Leon, und erstaunlicherweise hat diese Liaison gehalten, obwohl Leon sich erst mit 60 Jahren in Vera verliebt hat. Vera ist jetzt 56 Jahre alt. Sie hat die Leitung eines der Unternehmen inne, die dem Familienclan gehören. Trotz all der Aufgaben und der Arbeit ist diese Beziehung zwischen ihnen immer noch von einer tiefen Liebe erfüllt. So selbstverständlich ist das nicht, aber das kennzeichnet die Rolle, die Leon in seiner Ehe, in ihrem Unternehmen und im Leben vieler Menschen spielt. Leon ist ein Player, ein Scout, ein Berater, und er ist immer noch das, was man in früheren Zeiten als Seher bezeichnet hatte. Ein Mann voller Weitblick und Entscheidungskraft, auch wenn er die Leitung der Firmengruppe längst an seine Tochter Chénoa Maria abgegeben hat.

Leon hat in seinem Leben immer sexuelle Beziehungen zu mehreren Frauen unterhalten, aber seine Liebe hat immer nur ganz wenigen Frauen gegolten. Mit seiner Jugendliebe Katharina hat die Beziehung über 40 Jahre lang gehalten. Dann gab es noch seine andere große Liebe, die Archäologin Mila. Auch sie ist bereits tot. Leon war weder mit Kathy, noch mit Mila verheiratet gewesen, aber er hatte alle seine Kinder adoptiert, die er mit ihnen gezeugt hatte. Seine beiden "Frauen" hatten stets voneinander gewusst, und sie hatten es akzeptiert, weil die Liebe zu Leon einfach grandios war. Leon konnte wirklich sagen, dass er im Leben ein ungeheures Glück erfahren durfte.

Er hat in seinem langen Leben sieben Kinder gezeugt, die alle irgendwelche Aufgaben im Familienclan übernommen haben.

Dieser enge Kreis der Familie ist etwas Besonderes. Leon erinnerte sich gerne daran, wie er seine übermächtigen Kräfte erhalten hat. Das ist lange her. Er hat vor allem große Fähigkeiten in der Führung von Menschen entwickelt, etwas, was im Alltag wirklich von großem Nutzen ist. Woher er diese Kräfte hat, das weiß er hingegen nicht genau. Er hat eine recht genaue Ahnung, aber mehr auch nicht.

Leon ist auf seine Weise ein Genie, und seine Kinder haben diese Fähigkeiten alle von ihm geerbt und weiterentwickelt, so glaubt er, wobei jedes der Kinder seinen eigenen Schwerpunkt gefunden hat. Dieser Clan besteht im Kern aus überaus begabten Menschen, die sogar gelernt haben, einen Teil dieser Kraft an ihnen nahestehende Personen weiterzugeben. Diese Kraft ist das Geheimnis der Macht dieses Clans, der inzwischen in der vierten Generation viele Geschicke auf der Erde lenkt. Nicht alle, dies würde wohl nie geschehen, aber der Clan besitzt eine ungeheure wirtschaftliche, politische und auch persönliche Macht.

Es gibt andere Clans, die ebenso mächtig sind, oder auch nur fast so mächtig, und mit vielen dieser Clans besteht eine enge Verflechtung über wirtschaftliche und persönliche Beziehungen, aber dieser Clan, dessen Oberhaupt Leon einmal gewesen ist, der operiert weltweit, und er verzweigt sich in viele Verästelungen aus freiwilligen Helfern, überall auf der Welt.

Teil 1, Kapitel 4.

Die Cäsur

Auch wenn seine gute Freundin Bea jetzt von ihnen gegangen ist, so ist dies eben nur eine Zäsur, ein äußeres Zeichen dafür, dass der Clan in ein neues Stadium der Entwicklung eingetreten ist.

Leon del Sol, der heute in der Frauenkirche zwischen seinen Freunden und Familienangehörigen sitzt, und um Bea trauert, ist sich bewusst, dass auch er diese Erde bald verlassen wird. Es ist kein Unglück. Er hat sein Leben gelebt. Er hat die Geschicke seiner Familie in neue Hände übergeben. Das Leben von Leon ist geordnet. Er fühlt nur eine Art Wehmut, weil eine Ära gerade zu Ende geht. Mit ihm und seiner langjährigen Geliebten Katharina würden die letzten beiden Überlebenden der Urzelle ihres Clans aus dem Leben scheiden. Angst vor dem Tod hat Leon nicht. Er hat das noch nie gehabt. Sein Geist wird in seinen Nachkommen und den vielen Freunden weiterleben.

Leon schaut hinüber zu Katharina, zu seiner Tochter Chénoa Maria und zu seinen andern Kindern, und plötzlich umspielt ein Lächeln sein Gesicht. Katharina spürt diese Energie, schaut auf, und auch sie lächelt. Um Chénoa Maria zeigt sich plötzlich ein leichter Lichtschein, zart, wie der Schimmer, den ein Adventskranz verbreitet. Die Kinder von Leon spüren den Energiestrom, der zwischen Leon, Kathy und Chénoa Maria hin- und herläuft, und einige Gäste in der vollbesetzten Kirche, die schauen entweder wissend oder verwundert auf, weil sich innerhalb des kalten Steingebäudes plötzlich eine Art Wärme verbreitet, wie von der Glut eines verglühenden Kaminfeuers. Zart, einschmeichelnd und wohltuend.

Auch das ist ein Teil der Kraft des inneren Zirkels des Clans. Eine Kraft, über die nie öffentlich gesprochen wird, aber sie ist da, so wie gedachte Gedanken da sind, aber wissenschaftlich nicht nachzuweisen sind, es sei denn, man verbindet die Gehirne mit Elektroden und schließt sie an Geräte an, die imstande sind, solche elektrischen Impulse zu lesen.

Anders als Leon spürt Chénoa in diesem Moment noch etwas anderes. Es ist, als ob plötzlich ein Schalter umgelegt wird, und sie beginnt mit den Menschen um sie herum Kontakt aufzunehmen. Sie kann nicht einmal etwas dafür. Mit den Menschen in der Kirche, und mit denen außerhalb, dort auf dem großen Platz. Und plötzlich sieht sie eine Häufung von Personen, die dieselbe DNA in sich tragen, wie sie selbst. Anders, als bei ihr, oder bei Clarissa oder Solveig trägt diese DNA bei diesen vielen Menschen nicht den sprühenden Lichterglanz, der Chénoa, Solveig oder Clarissa als Führer des Clans auszeichnet. Diese einzigartige DNA weist diese vielen Menschen aber als Teil ihrer Bruderschaft aus, obwohl sie nicht zur leiblichen Familie von Leon und Chénoa zählen. Chénoa spürt in diesem Moment, dass sich die Energiefelder all dieser Personen zusammenschließen zu einem einzigen, ungeheuren Energiefeld, und Chénoa begreift plötzlich, dass sie ein Mutant ist. Eine Verbindung aus diesem "Etwas", was immer schon ihr Leben bestimmt hat, und einem Erdling. Sie atmet tief ein, und sie schaut um sich. Es ist plötzlich so, als wenn all diese Menschen über ihre Augen Kontakt zueinander suchen. Es sind Wirtschaftskapitäne darunter, Politiker und hohe Militärs, und in diesem Moment beginnt sich in der Iris all dieser Menschen ein Funkeln zu zeigen, das zu einem hellen Schein auflodert, um dann langsam und behutsam in ein leichtes und bleibendes Glühen überzugehen.

 

Whow.

Chénoa hat zwar die Leitung des Firmenimperiums bereits an die nächste Generation übergeben, aber sie ist immer noch das ungekrönte Oberhaupt ihres familiären Clans, der umgeben ist von tausenden von Unterstützern und Helfern aus Freunden und Mitstreitern.

So massiert hat Chénoa noch nie eine Zusammenkunft ihres Clans gesehen, auch wenn dort auf dem Platz und in der Kirche selbst noch viel mehr Menschen stehen, die nicht ihre spezifische DNA besitzen. Sie begreift, dass all diese Menschen Mutanten sind, die diese spezifische DNA besitzen, so wie sie selbst. Sie sind hier zusammengekommen, um Weichen für die Zukunft zu stellen. Woher dieses geheimnisvolle Wesen stammt, das diese veränderte DNA hervorgebracht hat, und das sie seit ihrer Geburt antreibt, oder was dieses Wesen ist, das weiß Chénoa hingegen nicht, aber es ist da. Immer wenn sie danach ruft. Da sie nicht danach trachtet, Menschen oder die Natur zu zerstören, kann es sich nur um eine positive und einigende Kraft handeln. Aber warum zeigt sich dieses Wesen nie? Warum offenbart es sich ihr nicht anders als durch Impulse und Anleitungen?

Chénoa lässt den Gedanken fallen, so plötzlich, wie er gekommen ist. Das führt zu nichts. Sie kehrt zurück in diese Kirche und in die reale Szenerie der Feier. In den nächsten Tagen und Nächten wird viel zu tun sein.

Auch wenn Leon inzwischen ein alter Mann ist, so hat er mit seiner Tochter Chénoa viele Gespräche zwischen fast allen Politikern und Wirtschaftsgrößen eingefädelt, die hier in der Kirche sitzen. Es gibt sogar Geheimdelegationen, die sich hier niemals öffentlich zeigen werden, die aber eigens angereist sind, um an diesen Gesprächen teilzunehmen. Sie sitzen jetzt in irgendwelchen Hotelbars, umgeben von ihren Leibwächtern, und warten auf die große Chance, um von Chénoa und Leon mit anderen Entscheidungsträgern zusammengeführt zu werden. Chénoa begreift plötzlich, dass all die lange vorbereiteten Konferenzen und Gespräche in den nächsten Tagen von Anstrengungen getragen sein werden, die Welt in eine Art natürliches Gleichgewicht der Kräfte zu bringen, soweit das möglich ist.

Teil 1, Kapitel 5.

Die Welt hat sich verändert

In Leons Kindheit und Jugend hat es in Berlin Bandenkriege gegeben. Dann hat sich das Klima verändert. Stürme, Starkregen, Dürren, Hungersnöte und dieser gewaltige Temperaturanstieg, der die Pole und Gletscher schmelzen ließ, und den Permafrost aufweichte, so dass tausende Tonnen von Gestein abbrachen und in Richtung Tal stürzten. Der Meerwasserspiegel hatte sich erhöht und zu gigantischen Sturmfluten und Orkanen geführt. Schlimm sind die lokal auftretenden lokalen Unwetter im Zuge des Global Weirding, die manchmal urplötzlich auftreten und massive Zerstörungen hinterlassen. Als Begleiterscheinung der Erhöhung der Welttemperatur waren neue Krankheiten entstanden. Pilze, Flechten, Viren hatten sich verändert. Tausende von Tier- und Pflanzenarten sind heute ausgestorben. Die Welternährung konnte nur durch gezielte Programme und genveränderte Pflanzensorten gesichert werden. Die Menschheit ist an die Grenzen der Belastbarkeit gestoßen. Dabei hatte die Erde in den letzten Jahrzehnten noch Glück gehabt. Ein unvorhergesehenes Phänomen war daran Schuld, das den Namen Maunder-Minimum trägt. Die Sonne hatte für einige Jahrzehnte ihre Strahlkraft ein Stück weit verloren. Ein Phänomen, das schon in früheren Jahrhunderten hin und wieder zu beobachten war. Im 30-jährigen Krieg fror die Ostsee sogar zu, so dass der schwedische König seine Truppe zu Fuß über das Eis zum Festland führen konnte. Allerdings hatte dieses Phänomen die fortschreitende Klimaerwärmung in den letzten Jahrzehnten nur gebremst. Im Moment steigt das Klima wieder deutlich an. Die Folgen sind kaum absehbar. Leon weiß das, aber er wird das vorhersehbare Chaos nicht mehr erleben.

Es hatte regionale Verteilungskriege um das Wasser, das Erdöl und um andere Bodenschätze gegeben. Es hatte Machtkämpfe gegeben, die sich hinter dem rechten Glauben an Gott verbargen. Riesige Flüchtlingsströme hatten die alten Machtblöcke immer wieder ins Wanken gebracht und Konflikte wurden in Stellvertreterkriegen ausgefochten.

In all diesem Chaos hatten Leon und seine Freunde stets versucht, menschliche Wärme, Zuversicht und Hilfsbereitschaft am Leben zu erhalten. Es gab viele Erfolge. Der wohl bedeutendste war die gelungene Agrarreform in den Anden, die heute immer noch als grüne Revolution gefeiert wird. Nun ja. In den Anden war das so. In einigen anderen Teilen der Welt sieht die Situation sehr trübe aus. Besonders die Ausbreitung der Wüsten hat ein erschreckendes Maß angenommen. Die Bilanz ist jedoch rückblickend insgesamt nicht schlecht, und es gab immer viel Unterstützung, auch von konservativen Unternehmern und Politikern, wenn auch oft unter sehr eigennützigen Motiven.

Schließlich ist da noch die globale elektronische Vernetzung, die allgegenwärtige Überwachung mit Kameras, die Kontrolle von Internet und Telefonie durch Unternehmen und Behörden... angeblich, um Sicherheit zu gewährleisten. Tatsächlich geht es um Macht. Sie bedienen sich in Leons Clan schon lange auch solcher Methoden, und das sehr erfolgreich. Elektronische Kontrolle über die Menschen auf diesem Planeten ist sehr einfach, wenn man weiß, wie das geht. In Wirklichkeit geht es immer um das ganz große Geschäft. Leons Clan ist nicht der einzige, der in diesem Geschäft mitmischt, und Machtzuwachs durch Informationstechnologie und Spionage, sowie die Kontrolle von Patentrechten und Wirtschaftsmärkten anstrebt

Der Clan hat in diesem Netz Position bezogen, und er hat sich in vielen Bereichen durchgesetzt. Man darf in den Bemühungen nur nicht nachlassen.

Teil 1, Kapitel 6.

Der Anschlag

Der Erfolg der Stiftung und all ihrer Unternehmen hat einem Durchmarsch geglichen, nachdem die Stiftung damals ihre erste bescheidene Firma gegründet hatte, zunächst nur, um die Not von katastrophenbedingtem Hunger einer erdbebenbetroffenen Region zu lindern. Leon und die Freunde haben die Welt Stück seither für Stück erobert und für Veränderungen gesorgt. Änderung im Bewusstsein vieler Menschen. Änderungen in Produktionsmethoden und Einflüsse auf Verteilungskämpfe. Trotz aller Erfolge hat sich der Zustand der Welt nicht gebessert. Die Freunde haben das Tempo der chaotischen Entwicklung nur abgebremst, aber nicht aufgehalten. Der Klimawandel hat die Welt fest im Griff, und es ist auch nicht immer friedlich gewesen.

Leon kann sich noch deutlich an einen Anschlag erinnern, der ihm gegolten hatte. Er ist ja schon lange Berater diverser Präsidenten der USA. Am Anfang dieser Tätigkeit hatte er sich einmal zu Sondierungsgesprächen zu dem Landsitz bringen lassen, der einem dieser Präsidenten gehörte. Der Wagen war unterwegs von irgendeinem verrückten Einzeltäter unter Feuer genommen worden. Der Fahrer war von einer Kugel tödlich getroffen worden. Das Fahrzeug hatte sich beinahe über-schlagen. Auch Leon hatte es erwischt. Er hatte das Fahrzeug mit der Kraft seiner Energie verlassen können. Er hatte sich in Deckung gebracht. Auch der Beifahrer, ein Sicherheitsbeam-ter des Präsidenten, der bei solchen Besuchen obligatorisch dabei ist, der hatte sich retten können, und das Feuer erwidert.

Die angeforderte Verstärkung hatte den Mann schließlich gefasst. Er hatte die Parole allzu ernst genommen, die einer der Präsidenten einmal ins Leben gerufen hatte, "America first". Er hatte gegen die deutsche Unternehmensführung von Mac Best Food protestieren wollen. In dieser Zeit waren immer wieder Anschläge auf deutsche, chinesische und spanische Unternehmen in den USA verübt worden. Seit damals trägt Leon zwei Narben. Eine der Kugeln hatte ihm den Schulter-knochen zerfetzt, die andere war in sein Bein gedrungen und die Schlagader nur um wenige Millimeter verfehlt. Er wäre sonst wohl an Ort und Stelle verblutet. Seine Töchter Chénoa und Clara hatten ihn damals nach Ciudad del Sol überstellen lassen, und ihn mit ihrer besonderen Heilkraft gesund gepflegt.

In der Folge war Leon vorsichtig geworden. Er hatte sich ein Netz von geheimen Wohnungen angeschafft, rund um den Globus, manchmal nur ein möbliertes Zimmer. Er nutzt seit dieser Zeit immer die Kraft, die ihm gegeben worden ist, um durch den Tunnel zu reisen, und vermeidet öffentliche Ver-kehrsmittel, Bahnhöfe und Flughäfen, soweit das geht. Seine Tochter Chénoa hatte ihm gezeigt, wie er einen Schutzgürtel um sich legen kann, so dass Kugeln abgebremst werden, und nicht so viel Schaden anrichten können. Es ist eine Hilfe, aber kein Totalschutz. Gegen Sprengstoff schon gar nicht. Auch Chénoa nutzt diese Wohnungen, wenn sie unterwegs ist, und sie hat sich selbst auch solche geheimen Wohnungen zugelegt. Safety first. Inzwischen hat sie sogar gelernt, den Schutzgürtel um sich so stabil zu machen, dass er Gewehrkugeln mit hoher Durchschlagskraft widersteht. Eine Besonderheit. Elvira, eine von Leons Enkelkindern hat diese Fähigkeit sogar perfektioniert. In ihrem heutigen Job, da braucht sie diesen ständigen Schutz.

Teil 2

Die Wächter

Teil 2. Kapitel 1.

Der Angriff der Xorx und die Reise durch die Galaxis

1.1. Artemis sucht Schutz

1.1.1. Artemis ist gerade unterwegs in der Region der Tantangebirges. Das ist ene wild zerklüftete Berglandschaft in der gemäßigten Zone des Planeten Cantara, mit Erhebungen bis zu 2.500m Höhe, mit Steilhängen und tiefen Einschnitten in die Landschaft. Er gilt als erfahrener Gruppenführer und er ist in lockerer Begleitung von 60 Freunden.

Er liebt diese Gegend. Es gibt tiefe Einschnitte in die Landschaft. Es gibt Bäche, Wasserfälle und Schluchten mit Stromschnellen. An den Hängen gibt es Grase, Moose, Blumen und niedere Büsche. In den Steilwänden gibt es unendlich viele Höhlen. Einige gehen weit in den Berg hinein. Die Höhlen und die Steilhänge sind Nist- und Schlafplätze für zahlreiche Flugsaurier und Kleinvögel in allen Formen und Farben, und es gibt ziemlich viele davon, in ganz unterschiedlichen Größen.

Obwohl es in dieser Region ziemlich kühl ist, weil die Strahlen der Sonne diesen Teil des Planeten nur noch mäßig mit Wärme versorgen, finden die Flugtiere ziemlich viel Nahrung. Fische, Süßwasserkrebse, Kleinsäuger, wie Lamane und Porphyre, von der Größe vergleichbar mit Ratten auf unserer Erde, oder auch mit Murmeltieren. Es gibt Zoklone, eine Art von Gemsen, die an den Berghängen steile Kletterpfade haben, und genügend Nahrung finden in Form von Gräsern und kleinblühenden Blumen. Sie sehen alle ganz anders aus, wie unsere Tiere auf der Erde.

Etwa die Porphyre tragen einen Schuppenpanzer, und haben ein hervorragendes Frühwarnsystem, wenn sich einer der Flugsaurier nähert.

Auch kleine Kriechechsen, Schnecken und Insekten gibt es hier, die in den Gräsern und Moosen leben. Manche davon auch in engen Spalten an den Berghängen, die ihnen Schutz bieten. Diese Kleinechsen wiederum leben von Spinnentieren, Fliegen und Maden. Manche von Ihnen haben Flügel aus Haut, mit denen sie sich geschickt durch die Luft bewegen können. Es ist eine gute Gegend zum Leben. Eine Gegend, in der es immer wieder zu heftigen Regenfällen kommt, wenn die Wolken an den Bergen hängenbleiben. Das gemäßigte Klima und das viele Wasser macht die Vegetation fett und grün.

 

Artemis kennt die verschiedenen Regionen seines Planeten, aber hier hält er sich besonders gerne auf, um die Natur zu beobachten und auf das Gleichgewicht der Arten zu achten. Das Wasser ist klar und sauber, und die Luft ist voll mit dem Geschrei der großen Flugsaurier, die in der Luft schweben, nach Aussicht auf Beute, und den Warnsignalen der Porphyre.

Obwohl die Zoklone hier die größten Säuger sind, so sind sie doch nicht wehrlos. Sie tragen gewaltige Hörner, die sie auch einsetzen, und manch ein Angriff der Flugsaurier geht ins Leere. Immer wieder werden die Saurier bei Angriffen auch von den messerscharfen Hörnern aufgeschlitzt oder aufgespießt. Dabei sind die Zoklone sonst eine äußerst friedliche Art, die ausschließlich von Pflanzenkost lebt.

1.1.2. Artemis spürt die Schwingungen und Vibrationen, als die Flotte der Xorx auf Cantara zurollt und einen Kordon um den Planeten legt. Die Cantara haben mit so etwas schon lange gerechnet. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass die Krieger der Xorx den Planeten angreifen. Bisher immer ohne Erfolg. Sie waren stets an dem Schutzgürtel gescheitert, den die Cantara um ihren Planeten gelegt haben. Sie sind sicher, auch dieses Mal werden die Xorx wieder erfolglos abziehen.

Die Cantara sind keine Krieger. Es ist ein friedliebendes Volk, auch wenn sie auf ihrem Planeten für das Gleichgewicht zwischen den Arten sorgen. Sie haben nicht damit gerechnet, dass die Xorx neue Angriffswaffen entwickeln, die ihnen gefährlich werden könnten. Das ist ein Fehler, wie sich bald herausstellt.

Irgendetwas mahnt Artemis zur Vorsicht. Er zieht sich rechtzeitig in eine der Höhlen zurück, tief im Berg. Er ruft seine Freunde, und 30 von ihnen stellen sich ein, und ziehen mit ihm tief in den Berg.

Sie sind auf den Wärmebildkameras nicht mehr sichtbar, die von den Xorx jetzt auf den Planeten gerichtet werden.

Als der Beschuss mit den Schallwellen beginnt, wirkt das auf den Berg, wie ein gewaltiges Beben. Im Gestein bilden sich Risse, und an verschiedenen Stellen bricht Gestein aus der Decke. Es wird niemand ernstlich verletzt, aber diese Höhle ist nur solange sicher, wie die Decke hält. Der Eingang bricht ein und wird zum großen Teil verschüttet.

Obwohl die Cantara keine Ohren haben, anders als die Säugetiere, die es auf diesem Planeten gibt, so spüren sie den gewaltigen Energiefluss, der jetzt über die Oberfläche des Planeten fegt, wie ein Sturm, der alles zerfetzt, was sich ihm in den Weg stellt. Bäume, Gestein, Tierleiber. Nur kleine biegsame Pflanzen überleben, und auch die Völker von Insekten, sowie Tiere, die im Boden leben, wie die Globiläen, die den Wühlmäusen auf unserer Erde recht ähnlich sind, aber auch diverse Tiefseearten die auf dem Meeresboden, oder in großer Tiefe leben. Würmer, Eigelege und Maden, die im Boden eingegraben sind, die können zumindest zum Teil überleben. Mit ihnen überleben auch Amöben und mikrobiologische Organismen, vom Einzeller bis zu Viren.

Der Sturm zerfetzt die Ohren der Tiere, egal wie groß, auch die Flugechsen und Saurier. Sie haben diesen Waffen nichts entgegenzusetzen, obwohl sie furchteinflößende Tiere sind.

Der Sturm entfacht gewaltige Wellenberge, die über flache Küstenabschnitte hinwegrollen und die Flüsse hinauflaufen. Als sich die Wellen zurückziehen, reissen sie Berge von Gehölz, Erde, Stein und Tierleiber mit sich, so dass sich auf den küstennahen Meeresabschnitten kilometerweit der Unrat häuft, bevor er sich mit Wasser vollsaugt, um irgendwann auf den Meeresboden abzusinken und zu verrotten. Auch Millionen von Fischen sterben.

Auch die Gewässer in der Tantan-Region leiden. Manche Bäche und Flüsse werden in Millionen Wassertropfen zerteilt an die Steilwände getrieben, wo sie in noch kleinere Tröpfchen zerteilt werden, die sich teils in der Luft auflösen, teils am Gestein abregnen, wie feinster Nebel. Mit dem Wasser werden auch die Fische durch die Luft gewirbelt und an die Steilhänge geworfen. Viele Schluchten stürzen ein. Es kommt zu gewaltigen Geröllabgängen

Es gibt aber auch Schluchten, die im toten Winkel liegen. Sie sind trotzdem nicht gefeit von Geröllabgängen. Viele Schluchten werden regelrecht verschüttet.

Als der Beschuss nach einigen Tagen aufhört, ist auch der Großteil des Volkes der Cantara ausgelöscht. Zerstückelt, aufgespießt, zerquetscht. Artemis hat mit dem Teil seiner Gruppe überlebt, die mit ihm zusammen Schutz gesucht hat. Die anderen 30 Freunde gibt es nicht mehr.

Auch einige wenige andere Gruppen der Cantara haben überlebt, die frühzeitig Schutz gesucht haben, verteilt in kleinen Gruppen rund um den Globus, aber das weiß Artemis nicht.

Artemis schickt einen Späher nach draußen, aber er kommt nicht wieder. Er fällt den Luftlandetruppen der Xorx in die Hände, die mit ihren Wärmebildkameras die Oberfläche des Planeten nach überlebender Energie absuchen und alles, was überlebt hat, mit Schallwellen, elektromagnetischen Impulsen, Laserwaffen und konventionellen Sprenggranaten angreifen.

Sie wollen diesen Planeten erobern, aber sie brauchen die Tier- und Pflanzenwelt nicht, und auch nicht das Volk der Cantara. Sie wissen, dass es solche Wesen geben muss, denn sie haben die Energiewellen und Wärmequellen gesehen, die sie aussenden, und sie haben mit ihren Messinstrumenten auch diesen Energiegürtel gesehen, der ihnen hunderte von Jahren lang den Zugang zu diesem Planeten verwehrt hat. Die Angehörigen dieses Volkes selbst haben sie noch nie zu Gesicht bekommen, so dass sie ein Bild von ihrem Aussehen hätten. Das ist für sie unerklärbar, denn sie glauben an das Sichtbare und Nachweisbare. Natürlich ist das eine potentielle Gefahr, aber die Xorx denken in ihren Kategorien als Eroberer und mit ihrem Wissen über intelligentes Leben und intelligente Lebensformen in einem greifbaren Körper. Das schließt eine Lebensform wie die Cantara nicht ein, die ihre Form jederzeit nach Belieben verändern können, bis hin zu Gaswolken, aber das wissen die Xorx nicht.

Die Xorx haben bereits die Bewohner von 20 weiteren Planeten versklavt. Sie werden schon mit diesem Planeten und seinen Bewohnern fertig werden. Sie haben sich verrechnet, aber das wissen sie noch nicht. Sie sind in diesem Fall nur an den mineralischen Bodenschätzen interessiert. Gold, Silber, Kupfer, Erze, Granit, Sandstein, Salz, Bauxit, Uran, Gasen, Öl, Wasserstoff und seltene Erden. Deshalb sind sie gekommen. Sie wissen, dass es auf Cantara Wasser, Sauerstoff und Stickstoff gibt. Sie wissen, dass sie auf diesem Planeten die Rohstoffe ausbeuten können, weil ihnen die Atmosphäre ideale Überlebensbedingungen bietet.

Ihre Reise hat lange gedauert. Sie verfügen zwar über eine ausgefeilte Technologie, die ihren Raumschiffen ermöglicht, sich in Lichtgeschwindigkeit fortzubewegen, aber die Entfernung zwischen ihrem Heimatplaneten und Cantara ist sehr weit. Schon auf direktem Weg sind das mehr als 16 Lichtjahre. In der Umlaufbahn um die Sonne ist es viel weiter, und die Reise hat viele Jahre lang gedauert. Nach der erfolgreichen Eroberung des Planeten werden sie sich dort also selbst niederlassen und Nachkommen zeugen, die das Werk der Ausbeutung des Planeten in den nächsten Jahrhunderten vollenden werden. Die wertvolle Fracht wird dann teilweise von selbststeuernden Frachtschiffen, teils von bemannten Schiffen auf ihren Heimatplaneten zurückgebracht werden, wo die Rohstoffe dringend gebraucht werden. Nur den direkten Weg über die Sonne können sie nicht nehmen, weil die Frachtschiffe sonst verglühen. Erst aber einmal müssen Sie aber den Planeten komplett übernehmen, und jede Gefahr für den eigenen Leib und das eigene Leben ausschalten.

Die Flotte besteht aus Kriegern, Arbeitern, Wissenschaftlern und aus mitgebrachten Tieren und pflanzlichen Samen, die es auf ihrem eigenen Planeten gibt, und die der Ernährung der Invasionsflotte dienen sollen. Es ist ein gut geplante und hervorragend durchgeführte Invasion.