Der Clan der Auserwählten

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Leon nickt. Dann könnte er jetzt in Ruhe über alles nachdenken, seine Unterlagen durchsehen und auch ein wenig telefonieren. Diese Nachrichten aus Südamerika sind wirklich der Hammer. Seine Tochter entwickelt sich zu seiner Nachfolgerin. Sie hat Instinkt. Sie hat Durchsetzungskraft. Sie ist kompetent und entscheidungsfreudig, und sie ist innerhalb ihrer Familie mit der größten Kraft von allen ausgestattet. Er weiß längst, dass Chénoa ihr Land Peru und die unmittelbaren Nachbarstaaten völlig im Sack hat. Wenn das in Europa und den USA nur halb so gut funktionieren würde, dann wäre er glücklich, von Russland, Asien und den islamischen Ländern ganz zu schweigen. Er hat wirklich keinen Grund, mit Chénoa zu hadern. Sie ist bereits jetzt viel besser als er, und sie lernt von Jahr zu Jahr dazu.

In Mexiko schicken die Sirenen der Fabriken gerade die Arbeiter in den wohlverdienten Feierabend. Die nächste Schicht beginnt. Mal sehen, ob er Paco noch erreichen kann. Er ist gerade im Gehen und Leon meint nur. „Chénoa ist hier. Sei in zwei oder drei Tagen in Berlin. Wir brauchen deinen Rat.“

Paco weiß bereits Bescheid. Chénoa hatte ihn nach Berlin bestellt. Er weiß auch den Zeitpunkt. Dienstag um 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Er würde jetzt das Wochenende Zeit haben, um sich schönen Mädchen zu widmen. Allein der Gedanke daran lässt sein Glied schwellen. Er ist ein schlimmer Schürzenjäger, aber in der Arbeit ist er völlig korrekt.

6.

Artemis hatte sich über seine Nachkommen in dieses Gespräch als Beobachter eingeklinkt. Was da besprochen wurde, war ganz in seinem Sinn, aber die Erfolge, die Leon da mit seiner Sippe erzielt, die sind wie ein täglicher Kleinkrieg. Ein zähes Ringen um Macht und um Positionen. Meine Güte, was sind diese Menschen in ihrer Gesamtheit für ein Haufen Trottel in ihrer Gier nach Geld und Macht, und nun ja, oft geht es auch ums pure Überleben, oder das, was als Naheliegendes dafür gehalten wird. Er beschließt, weitere Zellteilungen vorzunehmen, um die Prozesse in seinem Sinne zu beschleunigen. Hier geht es schließlich auch um die Lebensgrundlage seiner eigenen Sippe.

7.

Ana Théla geht am nächsten Morgen mit Leon in sein Büro. Daniel hat eine Mitarbeiterin geschickt. Sie soll die neue Praktikantin abholen.

Der Chef hätte jetzt keine Zeit, meint sie, und sie würde Ana Thela erst mal im Werk herumführen und ihr alles zeigen, das Versuchslabor, die Anlieferung von Gemüse, die Wasch- und Sortieranlagen, die Garkessel und die Verpackungmaschinen, die Tieffroster und die riesigen LKW’s an den Laderampen, die tiefgekühlte Ware überall in Europa verteilen würden.

Schon im Versuchslabor hält Ana Thèla ihre Begleiterin, die Marion heißt, am Arm fest. „Das geht mir zu schnell. Haben Sie Zeit für mich?“ Marion seufzt. „Soviel, Sie wollen.“

„Gut“, bestimmt Ana Théla, "dann geb’ ich das Tempo vor." Sie schaut überall. Sie läßt sich die Vorgänge genau erklären. Sie spricht mit Arbeitern und Grupenleitern. Sie spricht selbst mit den LKW Fahrern. Wie ist das mit den Frachtpapieren. Wie mit der Kühlung, Welche Fahrzeiten müssen sie einhalten. Wieso haben die alle einen Hubwagen am Heck? Marion seufzt. Sie ist extra für dieses Mädchen abgestellt worden, aber die will ja wirklich alles ganz genau wissen. Irgendwann kann sich Marion mal frei machen, und sie berichtet ihrem Chef.

„Marion“, meint Daniel, „lass’ sie einfach. Begleite sie, gib ihr jede Auskunft. Denke daran, dass dieses Mädchen in ein paar Jahren deine Chefin sein könnte.“ Er sieht sie an. „Ich meine das wirklich ernst.“ Dann schickt er Marion zurück.

Ana Théla ist gerade beim Kosten. Das mit der Garzeit, warum ist das gerade so. Was ist in den Gewürzmischungen drin? Warum sind die Mischungen für Frankreich anders als für Italien? Wie ist das mit dem Froster? Wieviel Grad hat der? Was ist, wenn die Kühlkette unterbrochen wird. Muß man sie dann sofort verzehren, wegwerfen, oder kann man sie wieder einfrieren?

Ana Théla hält den Betrieb an diesem Tage etwas auf, und die Gruppenleiter sind froh, wenn sie weiterzieht.

Am nächsten Morgen zieht Daniel seiner Praktikantin einen Kittel an und stellt sie an die Maschine. Nicht alleine, nein. Sie begleitet eine der Arbeiterinnen, und erfährt an diesem Tag viel mehr über diesen Teilabschnitt.

Am Freitag Abend meint sie. „Opa. Ich spring jetzt nach Berlin. Chénoa bleibt bei ihrem Daniel. Sie haben an diesem Wochenende etwas vor. Ich will dir auch nicht zur Last fallen. Gibt es hier irgendwo ein Zimmer für mich?“

Leon greift zum Telefon, wählt sich ein, spricht leise in den Hörer, dann dreht er sich zu Ana Thela. "Wir haben hier ein Wohnheim für Auszubildende. Da wohnen einige Polinnen und noch ein paar andere. Getrennte Zimmer, gemeinsame Küche, ein großes Wohnzimmer, und es gibt einen Wasch- und Trockenraum. Da ist noch ein Zimmer frei. Soll ich dich hinbringen?"

Als Ana Théla nickt, lässt sich Leon ein Auto mit Fahrer schicken. Er hat immer noch keinen Führerschein.

Wenige Minuten später sind sie in diesem kleinen Ort, der mit der Fabrik gewaltig gewachsen ist, und der nun immerhin schon 65.000 Einwohner zählt. Sie arbeiten fast alle in der Fabrik. Genaugenommen gehört dieser Ort der Fabrik, und die Nachbargemeinden auch. Die Fabrik sorgt hier für den Wohlstand aller. Bauern, Zulieferer, Handwerker, Baufirmen, Transportfirmen, Lehrer und Müllmänner, Anwälte und auch Stadtverordnete. Alle leben von dieser Fabrik.

Leon klingelt. Ein Mädchen, vielleicht 15 Jahre alt, macht auf. Sie spricht nur gebrochen deutsch.

Ana Théla legt den Kopf etwas schief, dann fängt sie an zu summen.

Es ist wie immer. Wie, wenn ein Großrechner plötzlich anfängt, die Worte, die Silben, die Stimmhöhe, die Phonetik, das Klangbild, den Atem, den Schweiß, die Gestik, die Mimik und die Augenkontakte in einem Schnelldurchlauf zu analysieren, zu zerstückeln und wieder zusammenzusetzen, auf der Suche nach bekannten Mustern. Ana Théla versteht innerhalb von wenigen Minuten, was das Mädchen in ihrer Sprache meint, und sie kann diese Wortlaute auch selbst anwenden. Sie bleiben in ihrem Gedächtnis, und sie wird sie nie mehr vergessen.

Teil 3, Kapitel 2.

Die Stiftung "Kultur und Kommunikation" und die Cyber-Gesellschaft. Aufgaben und Positionierung im globalen Spiel der Kräfte

1.

Die Mac Best Food Company gehört der gemeinnützigen Stiftung Kultur & Kommunikation mit Sitz in Berlin.

Der Stiftungsrat besteht fünf geschäftsführenden Migliedern, die wir schon kennengelernt haben: Leon del Sol, Dr. Robert Michelsen (Roy), Dr. Winfried Broseke (Spek), Katharina Papandreou (Kathy) und Chénoa del Sol (die Tochter von Leon). Außerdem gibt es einen Beirat, der in kulturellen Fragen hinzugezogen wird, und einen Beirat, der in wirtschaftlichen Fragen berät und beteiligt ist. Die Beiräte sind hier aber von untergeordneter Bedeutung. Auch Roy und Spek treten in der nun folgenden Geschichte nur sporadisch in Erscheinung, aber sie bestimmen das Geschehen hinter den Kulissen ganz entscheidend mit.

Die Satzung der Stiftung beinhaltet einerseits die Förderung von Kultur, andererseits die Unterstützung von Menschen, die im Sinne der Satzung als förderungswürdig angesehen werden, die Unterstützung von interkulturellem Austausch, und der Bewahrung und Intensivierung von Face-to-Face-Relations, bzw. der Verbesserung dessen, was man Human Relationship nennt. Das ist der Stiftung angesichts der elektronischen Vernetzung, der damit einhergehenden privaten Isolation, und der in den letzten Jahrzehnten immer intensiver gewordenen Konflikte zwischen einzelnen Volksgruppen und Religionen wirklich wichtig.

Die Stiftung betreibt drei soziale Großprojekte, das Kultur-Zentrum in Berlin, die Ausgrabung der Königsstadt der Pèruche Kultur, sowie die Bank für Kleinkredite.

Das Zentrum in Berlin ist ein Gemisch aus Jugendzentrum, Musikakademie, Sport- und Erlebniszentrum zu dem täglich zehntausende von Jugendlichen pilgern. Es gibt sonst nichts vergleichbares in Europa.

In Peru gibt es diese Ausgrabung der Königsstadt, ein indianisches und ein internationales Kulturzentrum, sowie ein großes Hotel mit 500 Zimmern, das der Stiftung gehört.

Die Einrichtungen dienen nicht nur ideellen Zielen, sie sind außerdem Wirtschaftsunternehmen mit einen enormen finanziellen Mehrwert. Anders als bei städtischen oder kommunalen Einrichtungen, wie etwa bei Schulen, Bibliotheken oder Schwimmbädern, sind diese gemeinnützigen Projekte keine Zuschussbetriebe. Sie tragen sich selbst, und sie erwirtschaften auch noch Gewinn, der in viele verschiedene andere soziale Projekte fließt.

Im dritten Projekt der international tätigen Bank für Kleinkredite steckt nicht nur eigenes Geld drin, sondern auch das Geld von Freunden aus der Finanzwelt. Eine Bank, die an Bauern und Kleinunternehmer Mikro-Kredite vergibt, damit sie ihr eigenes Unternehmen finanzieren können. Das kann eine Rikscha sein, Saatgut, ein Tiefbrunnen für die Bewässerung, Regale für das Lager, ein Pflug, eine mechanische Tret-Nähmaschine, oder ein Eselskarren, eben alles, was hilft, einer Familie zum Überleben zu verhelfen. Manchmal sind das nur ein paar Dollar, aber das reicht in den ärmsten Ländern, um sich eine Existenz aufzubauen. Die Bank arbeitet mit Teams aus Technikern und Ökonomen zusammen, um Projekte zu begleiten, oder um Starthilfen zu geben. Es ist nicht das Ziel, finanzielle Gewinne für die Bank zu erzielen, sondern dafür zu sorgen, dass die Armut in der Welt durch tatkräftige Unterstützung bekämpft wird. Es ist ein Hilfsfonds, der von vielen Spendengeldern und von festen Einlagen lebt. Man kann mit ein paar Euro im Jahr Patenschaften für einzelne Projekte übernehmen. Auch diese Bank für Kleinkredite ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das weltweit Steuerfreiheit genießt. Einlagen kann man bequem steuermindernd geltend machen.

 

2.

Die Stiftung in Berlin hat in den vergangenen drei Jahrzehnten außerdem eine ganze Reihe von Wirtschaftsunternehmen gegründet, die helfen sollen, die Ziele der Stiftung zu verwirklichen. Juristisch gesehen handelt es sich hierbei um eine Holding, und die Vorstandsmitglieder der Holding sind identisch mit dem Stiftungsrat. Die Holding nennt sich kurz VVÖP oder "Verwaltungsgesellschaft für die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von ökologischen Rohstoffen, Verfahren und Produkten". Von Freunden wird sie nur als "die Holding", oder auch als "die Company" bezeichnet, weil man mit dem Kürzel VVÖP nun einmal nichts verbindet. Oft wird aber nur der Begriff der Stiftung verwendet. Es hat sich im Bewusstsein durchgesetzt, dass hinter all den Aktivitäten eben diese gemeinnützige Stiftung steht.

Leon, Kathy, Spek und Roy sind schon aus ihren Kindertagen miteinander befreundet. Sie haben sich einmal dem Schutz der Schwachen in der Gesellschaft verschrieben. Dazu gehört auch die Förderung junger Talente aus den verschiedensten Bereichen, selbst dann, wenn das am Anfang nur viel Geld kostet und nichts einbringt.

Die Unternehmen der Holding dienen also nicht in erster Linie der persönlichen Bereicherung der jeweiligen Vorstände, wie das sonst üblich ist, sondern sie dienen sozialen Zwecken, entsprechend der Satzung der Stiftung, die wiederum Eigentümer der Holding ist. Anders als bei vielen anderen Stiftungen nimmt es der Stiftungsrat mit dieser Maxime wirklich ernst. Diese Stiftung ist auch kein Steuersparmodell, in dem Gelder gewaschen werden, obwohl viele Aktivitäten tatsächlich von der Steuer befreit sind.

Aus der Sicht der Vorstandsmitglieder bedient man sich der kapitalistischen Grundstruktur, um soziale Projekte zu initiieren und zu unterstützen, die vielfach identisch sind, mit einem schonenden Umgang mit der Natur und mit dem Erhalt von natürlichen Resourcen. Es geht nicht in erster Linie darum, eine hohe Rendite zu erwirtschaften, und um privaten Reichtum anzuhäufen, es geht vielmehr darum, das verdiente Geld sozialverträglich, nutzbringend und nachhaltig anzulegen.

Natürlich geht es bei globalen Unternehmen auch um den Einsatz von sehr viel Geld. Viele Kleinbeträge ergeben summarisch eine große Summe. Es gibt also in dieser Holding Finanzpläne, und es gibt einen Haushalt. Das eingesetzte Geld dient als Lebensgrundlage vieler Menschen, und deshalb muss man Fehlplanungen und Verluste vermeiden. Fehlplanungen beziehen sich gemäß der Satzung der Stiftung aber nicht im eingesetzten Kapital zur Förderung von Human Relations. Das sind Ausgaben, die man in der Wirtschaftswelt gerne als Faux Frais oder als "vebranntes Geld" bezeichnet, sondern in der Vermeidung von Fehlinvestitionen bei Wirtschafts- und Finanzprojekten. Durch ein ungeschicktes Management kann man in wenigen Tagen immens viel Geld verlieren. Jeder Vorstand und jede Geschäftsführung versucht das zu vermeiden. Das ist nicht nur bei der VVÖP so.

So ganz ohne Eigennutz ist das trotzdem nicht. Es geht darum, der Philosophie des Clans Gewicht zu verleihen. Man könnte grob sagen, dass die drei Ideale der französischen Revolution gelten. Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit. Die französischen Revolution von 1789 war in den Folgejahren zu einem blutigen Gemetzel ausgeartet. Mit solchen Fehlentwicklungen wollen die fünf Freunde nichts zu tun haben, und mit einem gewalttätigen gesellschaftlichen Umbruch schon garnicht, also dass was man als eine Revolution auf der einen, und einen militärischen Putsch auf der anderen Seite bezeichnet. Sie denken an einen friedlichen demokratischen Wandel auf der Grundlage des Humanismus, der ziemlich langwierig sein kann, wenn er denn effektiv und nachhaltig wirken soll. Ohne ausreichende Geldmittel geht das nicht, und ohne eine operative Kontrolle der Unternehmen geht das auch nicht. Dieser Weg muss immer wieder durchgesetzt werden gegen andere Interessen, und es wird immer Widerstände und Rückschläge geben. Abgesehen davon ist eine solche gute Absicht schon bei anderen Gruppen ins Gegenteil umgeschlagen, sobald sie die Macht erringen konnten. Die Geschichte ist voller Negativ-Beispiele.

Außerdem ist da noch der ökologische Gedanke, den hat es in der französischen Revolution noch nicht gegeben. Auch wenn die Vorstandsmitglieder der Stiftung gelernt haben, bescheiden zu leben, so gibt es doch gesellschaftliche Zwänge zur Repräsentation, und natürlich verdienen die Vorstandsmitglieder nicht schlecht. Sie können sich große Wohnungen und teure Autos leisten, wenn sie wollen.

Das jüngste Vorstandsmitglied Chénoa Maria ist erst seit zehn Jahren in diesem Vorstand, aber Chénoa hat dieselbe Philosophie wie alle anderen Vorstände auch. Sie treffen sich einmal im Jahr zu regelmäßigen Vorstandssitzungen, und es gibt außerordentliche Zusammenkünfte. Für Außenstehende war es verwunderlich, dass ein damals 18-jähriges Mädchen ohne jedes Universitätsstudium in den Vorstand einer global agierenden Holding berufen wurde, aber Chénoa war schon immer eine herausragende Persönlichkeit.

3.

Schauen wir uns die fünf Vorstände und ihre heutigen Aktivitäten einmal genauer an.

Spek (oder bürgerlich Dr. Winfried Broseke) ist Seniorchef einer großen Anwaltskanzlei in Berlin, die sich mit Verträgen, Lizenzen, Internetrecht und Copyright beschäftigt, aber das ist nur ein Teil seiner Aktivität. Tatsächlich ist Spek der oberste Sicherheitschef aller Unternehmungen der Holding. Er steht in Verbindung zu verschiedenen Sport- und Kampfschulen, es gibt eine eigene Sicherheitstruppe von Ordnern, Objekt- und Personenschützern mit Uniformen, und mit der Lizenz Waffen zu tragen, und sie im Notfall auch zu benutzen, und es gibt ein geheimes Regime, um Gegnern Schaden zuzufügen. Um dieses Regime wird ein großes Geheimnis gemacht. Es operiert stets verdeckt und sehr effizient. Nur Wenige wissen, dass es dieses Regime wirklich gibt, und wer etwas weiß, der hält den Mund. Der lange gepflegte Schutzmechanismus der Clans greift durch. Man redet über bestimmte Maßnahmen eben nicht in der Öffentlichkeit. Man tut, was man tun muss. Natürlich gibt es auch gut sichtbare Sicherheitskräfte mit Uniformen und Pistolen, die überwiegend bei Mac Best Food und in den Hotels eingesetzt werden.

Dr. Robert Michelsen, oder kurz Roy, ist ein begnadeter Organisator. Er ist der Einzige in der Gruppe, der Wirtschaftswissenschaften studiert hat. Er ist Mitglied im Olympischen Kommitee, und einer der leitenden Köpfe beim deutschen Sportbund. Seine Aufgabe in der Stiftung ist es, junge Talente zu entdecken und zu fördern. Unendlich viele junge Leute sind schon durch seine Hände gegangen. Chemiker, Biologen, Anwälte, Musiker, Straßenkünstler, Sportler, Kameraleute, Kostümbildner, Ingenieure, aber auch Bäcker, Friseure und Installateure. Menschen, die es ohne seine Hilfe wohl nie geschafft hätten, ihren Lebenstraum zu erfüllen.

Roy steht seit Jahren in regelmäßigem Kontakt mit allen möglichen Sozialarbeitern, Streetworkern und Sozialbehörden in ganz Europa, um in Auseinandersetzungen und sozialen Konflikten helfend einzugreifen, und um Unterstützung zu gewähren. Viele seiner Helfer sind enge Freunde, und sie leisten diese Arbeit freiwillig, in Schulen, in Vereinen, in Jugendtreffs und in Wohngruppen, aber es gibt auch Verbindungen zu professionellen Ärzten und Psychologen, denn manchmal ist Hilfe angesagt, wo es keinen Krankenschein gibt, insbesondere bei Flüchtlingen oder illegalen Immigranten.

Roy übt diesen Job gemeinsam mit Katharina aus, die dem Kulturzentrum in Berlin vorsteht. Kathy, mit bürgerlichem Namen Katharina Papandreou, ist Rechtsanwältin, so wie Spek, aber sie hatte sich ursprünglich ganz auf die Leitung des Kulturzentrums konzentriert. Eine Einrichtung, die Eventhalle, Vergnügungszentrum, Jugendzentrum und Akademie zugleich ist, und zu der täglich Tausende von Jugendlichen strömen. Es gibt hier feste Proberäume für Musikgruppen, Tänzer und Straßenkünstler, es gibt Konzertsäle, Kneipen und diverse Geschäfte, vom Musik- bis zum Kleiderladen. Schuhe, Mützen, indianische Folklore oder indische Räucherstäbchen. Hier kannst du alles kaufen, was zur Szene gehört, außer Drogen. Die sind im Zentrum geächtet, egal ob Mescalin, Heroin, Speed, Partydrogen oder das vergleichsweise harmlose Dope, von manchen auch Gras oder Marihuana genannt.

Es git im Zentrum mehrere Halfpipes, darunter auch die größte Wettkampf-Halfpipe in Europa mit 18 Metern Höhe, Tennisplätze, Squash und einen BMX Parcours. Es gibt Studios fürs Fernsehen und ein Kommunikationszentrum für Journalisten, und natürlich gibt es auch mehrere Internetcafés. Über Smartphones oder Tablets kann man sich auch bequem und kostenlos in den Hotspot einwählen, überall im Zentrum. Kathy wohnt in diesem Zentrum. Sie hat im obersten Stockwerk eines der Gebäude eine ganze Etage für sich und ihre Kinder, die inzwischen auch schon wieder erwachsen sind, so dass Kathy dort im Moment alleine wohnt, wenn sie nicht Besuch von einem oder mehreren Mitgliedern der großen Familie hat. Sie hat viele Helfer, die sich mit der Förderung von jungen Talenten beschäftigen, und sie steht offiziell auch der Schutztruppe aus jungen Leuten und professionellen Ordnern vor, die im Zentrum ein Zuhause gefunden haben. Sie ist eine der Wenigen, die über die geheimen Regimes von Spek wirklich gut Bescheid wissen.

Es gibt im Zentrum auch ein Sportzentrum für Kickboxen und fernöstliche Kampftechniken, es gibt eine Waffenkammer, und es gibt eine teils gut verdeckte, teils bewusst sichtbar gemachte Videoüberwachung. Kathy ist außerdem mit dem Innensenator in Berlin befreundet. Sie berät den Senat der Stadt und die Bundesregierung, und sie ist Mitglied der Industrie- und Handelskammer, sowie der Handwerkskammer mit beratender Funktion. Im Zentrum gibt es sogar eine eigene Jobbörse, die unter der Leitung von Kathy von Jugendlichen für Jugendliche organisiert wird. Die Landesregierung von Berlin hatte die Arbeit der Jobbörse abgesegnet, als es vor Jahren einmal zu Kompetenzstreitigkeiten mit dem Arbeitsamt gekommen war. Diese Einrichtung ist in der Vermittlung von Jobs und der Betreuung junger Leute wirklich effektiv und nachhaltig, und hat beste Kontakte zur Wirtschaft und zum Handwerk, besser noch als das Arbeitsamt. Das kommt daher, weil diese Jobbörse sich wirklich um Jobs für, und die Betreuung von Jugendlichen kümmert, und Arbeitslosigkeit nicht nur verwaltet.

Nachdem die Stiftung ihre Aktivitäten um diverse wirtschaftliche Unternehmen erweitert hatte, war es notwendig geworden, diese Aktivitäten in einer Hand und unter einer finanziellen Leitung zu bündeln. Kathy wurde damals die oberste Finanzchefin der Holding, und sie ist eine der beiden "Frauen" von Leon del Sol, der offiziell der geschäftsführende (General-) Direktor aller Unternehmen ist, und als solcher ständig unterwegs sein muss. Mal in Europa, mal in Australien, mal in den USA oder in China. Nur Süd- und Mittelamerika hat er komplett seiner Tochter Chénoa überlassen. Die managt das seit Jahren besser, als er das selbst jemals gekonnt hätte. Er muss sich da nicht mehr einmischen, außer, er wird von Chénoa um Hilfe gebeten. So kommt es, dass auch alle Werke in Mexiko unter Leitung von Leons Sohn Paco seiner Tochter Chénoa unterstehen.

Das Zentrum in Berlin ist für solche Verwaltungsaufgaben viel zu klein. Auch der Rahmen stimmt nicht. Die Stiftung hatte sich zwischen dem Gelände des Zentrums und Berlin Mitte schon vor vielen Jahren diverse Areale gesichert, als es hier noch keine Baugrundstücke gab. Damals war die Gegend noch dicht bewaldet gewesen. Heute ist das gesamte Areal in ein Mischgebiet aus Villen, Wohnblocks und Gewerbebetrieben übergangen, mit ständiger Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Hier hatte sich die Holding vor Jahren auch ein neues und großes Verwaltungsgebäude gebaut, und hier hat Kathy ihre zweite und vielleicht noch einflussreichere Tätigkeit als Finanzvorstand. Hier treffen sich in der Regel auch die Vorstände zu ihren Sitzungen, abgeschirmt von einem Heer aus Zuarbeitern und Sekretärinnen.

Leon ist nicht nur der Chef von Sun Food und von vielen Unternehmen im Bereich alternativer Energien, er ist außerdem der Scout der Stiftung, und er ist unglaublich innovativ, wenn es darum geht, der Unternehmensgruppe neue Einnahmequellen zu verschaffen. Eine der Unternehmungen ist die eingangs kurz beschriebene Mac Best Food Company. In Europa ist die Fabrik in der kleinen Stadt Wittenberge in Brandenburg angesiedelt, und sie bestimmt die Geschicke einer ganzen Großregion. Das Gelände der Fabrik ist um vieles größer als die Ausdehnung der kleinen Stadt. Es gibt weitere Fabriken in England, in Spanien, in Süd- und Mittelamerika, im Süden der USA, in Kanada und in Asien. Auch Leon berät gelegentlich die Bundesregierung und außerdem den europäischen Rat, den Präsidenten der USA und die UN. Er ist in den vergangenen 12 Jahren dreimal zum Unternehmer des Jahres gewählt worden, weil alles, was er anfasst, von Engagement getragen wird, und als äußerst effizient gilt. In den USA hat er sogar einen Orden für sein Wirtschaftsengagement erhalten, und das obwohl er als Deutscher gilt. Auch die Produkte von Mac Best Food sind schon mehrmals prämiert worden. Man hat ihnen wiederholt das Siegel "Best Food" und den "Green Award" verliehen. Auch das ist passend, findet sich doch das Siegel "Best Food" im Namen der Company wieder.

 

In diesem Unternehmen arbeitet auch Frederik, der Sohn von Leon und Kathy, dem in den USA die Leitung der Ausbildung der Mitarbeiter anvertraut worden ist. Frederik Papandreou, kurz Fred gerufen (der Sohn von Kathy und Leon), ist innerhalb von Mac Best Food / US als Leiter der Ausbildung zwar einer der leitenden Direktoren, aber er ist nicht Mitglied des inneren Zirkels der fünf Vorstandsmitglieder der Stiftung. Auch er ist einer dieser Mutanten, also ein Nachkomme von Artemis, der diesem Clan seinen Stempel aufgedrückt hat.

Chénoa Maria del Sol, die älteste Tochter von Leon, steht eigenverantwortlich sämtlichen Unternehmungen in Süd- und Mittelamerika vor. Es gibt Fabriken für die Entwicklung und den Bau von Solaranlagen, von energieeffizienten alternativen Antrieben, von Kraftwerken und von chemischen Verbindungen. Auch die neuen Anbauflächen für Nahrungsmittel in Peru und einigen Nachbarstaaten gehören zu Chénoas Aufgabenbereich. Es gibt Kühlhäuser, und es gibt ein ausgefuchstes System der Logistik. Im Transportbereich bedient sich Chénoa der Mithilfe von Drittunternehmen, die über genügend Lastwagen verfügen. Außerdem untersteht ihr offiziell die archäologische Ausgrabung in der kleinen Stadt Ciudad del Sol. Genau genommen teilt sie sich die letztgenannte Aufgabe seit 10 Jahren mit ihrem Vater Leon und mit ihrer leiblichen Mutter, der Archäologin Mila, aber Chénoa ist verantwortlich für die korrekte operative Abwicklung der Ausgrabung, und die Abstimmung mit den beteiligten Behörden. Der Einsatz von Geldmitteln ist immens, aber die Gewinne, die aus Erlösen für Gold- und Silberfunde, Abzeichen, Schwertern, Tonfiguren, und Edelsteinen resultieren, die sind noch größer, ganz zu schweigen von dem Imagegewinn und dem steten Strom an Touristen, die von diesem Weltkulturerbe angelockt werden. Hier gibt es auch das Hotel der Stiftung mit seinen 500 Zimmern, und der Sport- und Eventhalle mit internationalen Musik- und Kulturdarbietungen.

Obwohl Chénoa erst 28 Jahre alt ist, ist sie einer der führenden Köpfe der Unternehmensgruppe. Sie ist weitsichtig. Sie kann ungeheure Ströme an Energie erzeugen, und die Gedanken von Menschen beeinflussen, auch über weite Entfernungen hinweg. Das gelingt ihr, weil sie die Fähigkeit entwickelt hat, 35% ihrer Gehirnkapazität unter Kontrolle zu bringen. Eine außergewöhnliche Gabe, die sie durch genetische Vererbung einerseits, durch gezielte Unterstützung durch ihren Vater, ihren großen Bruder Nakoma und durch die Hilfe von Artemis erhalten hat, jenem legendären Führer der Cantara, der irgendwo in der Welt herumzieht, um die Geschicke der Familie zu begleiten, stets über einen Energiestrom verbunden mit seinen Nachkommen, die sich in den Gehirnen von Leons Familie eingenistet haben.

Chénoa weiß, dass da irgendetwas ist, zu dem sie gehen kann, wenn sie einmal keinen Rat mehr weiß. Dann öffnet sich ein Tunnel und sie kann mit diesem Etwas sprechen. Dass sie ein Mutant ist, weiß Chénoa nicht, aber sie hatte in sich selbst hineingeblickt, und ihre DNA und ihr Genstrang ist eindeutig anders, als bei anderen Menschen. Sie hat denselben Genstrang auch bei ihren Geschwistern gesehen. Sie weiß, dass da bei Ihrer Geburt etwas Geheimnisvolles passiert ist, sie sieht diese ungeheuren Kräfte, mit der ihre Familie ausgestattet ist, und sie weiß, dass diese Familie aus irgendeinem Grund ausgewählt worden ist, um auf dieser Erde eine besondere Rolle zu spielen. Sie ist nicht überheblich. Das ist kein Wissen um eine falsch verstandene Elite, und Chénoa hat diese führende Rolle in einer Art Demut angenommen, von dem, was sie als "Etwas" bezeichnet.

Chénoa ist Mitglied der Bürgerlich-konservativen Partei in Peru, sie gehört in drei Staaten der Industrie- und Handelskammer an, und sie ist Mitbesitzerin von mehreren Minen in Peru, Bolivien und Chile. Sie hatte außerdem mit ihrem Vater und ihrem Stiefbruder Nakoma weitere Goldadern entdeckt und zumindest teilweise ausgebeutet, soweit dies umweltverträglich, und ohne den großflächigen Einsatz von Chemikalien möglich war. Chénoa ist sehr reich, aber sie hängt Informationen über ihr tatsächliches Vermögen nicht an die große Glocke. Sie stapelt lieber tief, sie zieht die Fäden im Hintergrund, und sie hat nicht den Ehrgeiz sich mit teuren und privaten Luxusartikeln von anderen abzuheben.

4.

Was die fünf Freunde nicht wissen, ist, dass sie von einem geheimnisvollen Wesen angeleitet werden, das einmal den Weg zur Erde gefunden hat. Chénoa sagt dazu "das Etwas", aber sie spürt jeden Tag die Kraft, die ihr von diesem "Etwas" gegeben wird.

Was sie auch nicht wissen, ist, dass Artemis inzwischen vielen weiteren Menschen einen Teil seiner Fähigkeiten abgegeben hat. Nicht soviel, wie Leon oder Chénoa, aber doch genug, um einen Teil ihres Gehirns mehr zu nutzen, als andere. Vor allem, um Erkenntnisse und Handlungsweisen zu entwickeln, die den Zielen von Artemis dienlich sind. Dazu gehören auch Spek, Roy und Katharina. Sie wissen es nur nicht, und sie haben keine sichtbaren übernatürlichen Kräfte, aber sie haben den Energieschub gespürt, damals, als die Kinder von Artemis in ihre Köpfe eingezogen sind. Sie gelten alle als geniale Unternehmensführer und verbreiten eine regelrechte Aura von Macht, Überlegenheit, und Sachautorität, überall, wo sie auftauchen, aber ohne irgendwie nur ansatzweise überheblich zu wirken.

Auf diese Art der Unterwanderung hat Artemis schon lange weitere Interessenvertreter gewonnen, die Leon und Chénoa den Rücken stärken, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Darunter sind alle möglichen Politiker, Wirtschaftsgrößen, Ingenieure, Künstler, Professoren oder Studenten, die inzwischen ähnliche Anschauungen vertreten wie die Sippe von Artemis. Sie haben nur ein klein wenig Kraft von Artemis bekommen, aber das reicht, um sie zu einem Teil des Clans von Leon und Chénoa zu machen.

Artemis hat aus seinen Beobachtungen der vergangenen Jahre gelernt. Eine Handvoll Mutanten ist nicht genug, um die Erde wieder in eine natürliches Gleichgewicht zu bringen. Das ist ein Prozess, der noch lange dauern wird.

5.

Seit Jahrzehnten hat sich eingebürgert, dass die Menschheit in ihrer großen Mehrheit völlig abhängig von elektronischer Kommunikation geworden ist. Das sind die Generationen von Smartphone-Nutzern, von Apps, und von kommunikativen Diensten, wie Twitter, Google, Wikipedia, Linkedin oder Facebook. Ohne Computer, ohne Smartphone und ohne Apps sind viele Menschen orientierungs- und hilflos. Es wird auf dem Smartphone herumgezappt während man isst, während man Auto fährt, beim Einkaufen, beim kacken, oder beim Liebe machen. Eine Landkarte oder ein gedrucktes Buch ist für viele zu einem Fremdwort geworden. Bücher, Artikel, Bilder gibt's über die Dienste von Google und Anderen, mit manchmal kostenlosen Apps, oft auch von Musik, aber da muss man aufpassen, dass man keine teure Abmahnung kassiert.

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