«Dies Kind soll leben»

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Die beiden alten Zinghausens, die nun ganz ohne Wohnung und Sachen waren, hatten einige Tage bei uns gewohnt.»Wir sind von einem Tag zum andern zu Bettlern geworden«, sagte die alte Dame. Sie sagte es mit Ruhe und sanfter Ergebenheit in das Schicksal, das auf so unbegreifliche Weise über sie hereingebrochen, einer Ergebenheit, die die Juden so unendlich leidensfähig machte. Und diese Stärke war den anderen wieder so unverständlich, daß sie ihr mit neuem Mißtrauen begegneten.

Sie waren dann, die beiden würdigen Freunde, zu ihren Verwandten in die Altstadt gezogen. Wir besuchten sie oft und brachten ihnen Brot oder Gemüse aus dem Garten. Sie hatten noch einige Versuche gemacht, wenigstens etwas von ihren Kleidungsstücken zurückzubekommen. In einer von einer Militärperson verwalteten Sammelstelle von jüdischem Besitztum erblickten sie einen Teil ihrer früheren Habe. Man war dort, wie man es zum Teil auch in Deutschland gewesen war, von eisig korrekter Höflichkeit und ließ sich schließlich herbei, den beiden je einen alten Mantel und etwas Bettzeug zu geben – schadhaftes, beileibe nichts von dem besseren. Leibwäsche wurde verweigert.

Mitte Juli wieder große Anschläge: Alle Juden der Stadt sollen binnen einem Monat nach Vilijampole ziehen, wo sie in einem Ghetto, abgetrennt von der übrigen Bevölkerung, konzentriert werden sollen.[24] Vilijampole liegt nördlich der Stadt, jenseits der Vilija, eine arme Vorstadt, vorwiegend mit alten Holzhäusern ohne Kanalisation und Wasserleitung. Die Juden können ihre Häuser und Wohnungen gegen solche in Vilijampole tauschen. Verkauf von Häusern, Möbeln, Wertsachen ist ihnen verboten.

In Kaunas hatten sich ungefähr 45000 Juden befunden. Etwa 7000 mögen vor dem Einbruch der Deutschen geflohen sein. 38000, etwa ein Viertel der Bevölkerung der Stadt, sollten in einem Monat umgesiedelt werden.[25] Das zur Verfügung gestellte Areal war so klein, daß auf eine Person nur zwei Quadratmeter Wohnraum kamen. Die meisten Juden ließen den größten Teil ihrer Habe in ihren Wohnungen zurück. Viele versuchten noch möglichst viel zu verkaufen, von den Käufern, die sich die Notlage zunutze machten und die Preise drückten, weidlich ausgenutzt. Viele vermachten alles ihren Dienstboten, die dafür für Lebensmittel zu sorgen versprachen.

Das Stadtbild stand die folgenden Wochen unter dem Zeichen der Umzugswagen, die die Straßen füllten. Die Preise der Fuhren stiegen horrend. Sie fuhren hochbepackt mit dem nötigsten Hausrat, mit Brennholz und oft mit der ganzen Familie. Man sah Kranke, Mütter mit Säuglingen zwischen ihre Habe gepfercht. Die Gesunden gingen zu Fuß daneben. Das Wetter war herrlich. Seit dem deutschen Einzug ein sonniger Tag nach dem andern. Es war wie ein Hohn auf das Leid, das die Sonne beschien.

Man hatte eine Wohnungskommission gebildet, die für gerechte Verteilung sorgen sollte. Es gab nämlich neben den vielen ärmlichen Hütten einige große Häuserblocks mit neuen, modernen Wohnungen, auf die ein großer Ansturm war und deren Inhaber von den andern beneidet wurden. Bald sollte sich zeigen, daß es kein Gewinn war, eine solche Wohnung zu besitzen, und [daß] diejenigen, die sich mit möglichst bescheidenen begnügten, besser dran waren. Die Umzüge waren noch im Gange, und schon drangen deutsche Soldaten und litauische Partisanen in die neubezogenen Häuser, ganz besonders in die schönen, ein und nahmen sich dort, was sie nur wollten.

Am Sonntag gingen wir in den Wald, um für Tante Fischel Beeren zu suchen.»Geht nicht tief hinein in den Wald«, warnten uns die Anwohner,»dort gibt es noch versteckte Russen, die jeden erschießen, dem sie begegnen. «Wir fürchteten keine Russen. Schon an den Wegrändern wimmelte es von Erdbeeren, und unter den Fichten war es blau von Heidelbeeren. Hier schien noch niemand gesucht zu haben. Ob aus Furcht vor den versteckten Russen? Gretchen hielt sich dicht an mich, aber Marie verlor sich weiter. Ich mußte sie immer wieder rufen und suchen.

Sie hat auf einer moorigen Waldwiese ein Himbeergestrüpp entdeckt. Wir lassen uns Arme und Beine zerkratzen und pflücken, sitzen dann am Wegrand unter einer großen Kiefer, sitzen, wie wir hundertmal im Wald gesessen haben. Um uns summt und zwitschert es. Das Gras blüht und duftet, schöner, schöner Julisommer. Jetzt werden wir nach Hause gehen, und dort wird nicht, wie sonst, der Vater sein. Wir wissen nichts von ihm, nichts. Das Gefängnis ist voll von Juden. Ist er darunter, warum findet er keine Möglichkeit, uns eine Nachricht zu geben?

Am nächsten Tag hörte ich, wie bei Wanda ein Partisan erzählte, daß von den Juden auf dem VII. Fort fast keiner mehr da sei.»Wir haben sie totgeschossen«, sagte er ganz ruhig und gab sein Gewehr zum Spaß einem kleinen Kind in die Hand.»Willst du auch Juden schießen?«Aber das Kind stieß das Gewehr von sich und sagte:»Nein.«—»Das Kind ist besser als ihr«, sagte Wanda,»das weiß, daß es sündhaft ist, Menschen zu morden.«—»Juden sind keine Menschen«, antwortete der Partisan ruhig.

Marie hatte eine Stellung in einem Trust als Übersetzerin angenommen.[26] Deutsche Kräfte wurden sehr gesucht, und der Direktor war sehr zufrieden mit ihr.»Macht nichts, daß sie in der kommunistischen Jugend war, sie ist ein tüchtiges und liebes Mädel.«

Sie arbeitete täglich bis vier Uhr, dann aßen wir zu Mittag und waren froh, miteinander zu sein. Aber Marie hielt es nicht lange zu Hause. Sie hatte einen früheren Freund, einen jungen Arzt, wiedergetroffen, der, ein ernster und hochbegabter Mensch, erfüllt von den Ideen Tolstois, auf Marie tiefen Eindruck machte.[27] Nicht mit der Waffe siegen, sondern durch Liebe. Ein kleiner Kreis junger Menschen hatte sich zur Aufgabe gemacht, die Ideen Tolstois zu verbreiten. Marie war ganz erfüllt von der neuen Mission. Alle Menschen, vor allem die Soldaten, müssen davon überzeugt werden, daß die Waffen nur Unglück bringen. Sie müssen so weit kommen, daß sie den Kriegsdienst verweigern.

Maries begeisterungsfähiges Herz war tief unter dem neuen Einfluß: Friede, Versöhnung, Liebe. Abends saßen wir auf der Veranda, und Marie erklärte glühend die neuen Ideen. Sie hatte schon mit verschiedenen deutschen Soldaten Bekanntschaft gemacht und nicht gezögert, sich ihnen mitzuteilen. Haben die Worte des heldenhaften jungen Mädchens so unmittelbaren Eindruck gemacht, oder war es ihre blühende Frische, der sie erlagen? – jedenfalls fand sich sofort eine Anzahl von Zuhörern, die ihr aus tiefem Herzen zustimmten.

«Sei vorsichtig, solche Reden werden mißverstanden, sind gefährlich«, warnte ich. Aber Marie nannte mich einen traurigen Realisten, der zu keiner Begeisterung fähig sei, und ich zweifelte manchmal, ob ich das Recht habe, diesen kühnen Schwung zu hemmen.

Ich war ständig um sie besorgt. Kam sie einmal abends nicht zur Zeit nach Hause, war ich in Angst um sie, ging auf die Straße. Auf und ab in Ungeduld. Da kommt sie endlich, bittet um Verzeihung. Sie wird mich nicht wieder warten lassen und fortan immer pünktlich kommen.»Geh nicht so viel aus, bleib mehr zu Hause. «Aber nein, es treibt sie ein junger Tatendrang, Idealismus, Lebenslust. Sie besucht ihre jüdischen Freundinnen, verspricht, auch weiter für sie zu sorgen, möchte überall helfen, zu allen gut sein. Sie [be]schafft Brot, Gemüse, Kartoffeln.

Eine neue Freundschaft, in Eile geknüpft, ein Soldat aus Berlin, Musiker. Ihn interessieren die litauischen Volkslieder, die oft abends in mehrstimmigen Melodien trotz Krieg aus den Gärten der Litauer schallen. Marie verbringt einige Nachmittage mit ihm, übersetzt dem jungen Mann die Texte ins Deutsche. Sie improvisiert geformte Nachdichtungen, denn sie kennt und liebt die litauische Dichtung und ist seit Jahren bemüht, litauische Gedichte und Novellen ins Deutsche zu übertragen und sie mit eignen originellen Zeichnungen zu illustrieren.

Er ist ganz bezaubert von der vermeintlichen Litauerin, denn Marie hält ihre Abstammung verborgen. Nach einer Woche muß er weiter zur Front und schreibt einen Abschiedsbrief, wie unendlich viele geschrieben worden sind, voll Sehnsucht nach Liebe und bleibendem Glück.

Es war ihr gegeben, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Es ist ihre Art, in allem, was sie ergreift, produktiv zu sein. Immer arbeitet ihre Phantasie, drängt, zu formen, zu gestalten. Das Leben ist ihr eine Reihe herrlicher Sensationen, sie ist jeden Tag gespannt, was er ihr bescheren wird. Sie ist gläubig, gläubig an den Sieg des Guten, kühn, tapfer, opferbereit.

 

«Sei vorsichtig«, warnte ich sie damals oft.»Sprich nicht offen mit jedem Fremden. Sei vorsichtig, vor allem mit den deutschen Soldaten. «Marie versprach es. Ich solle mir keine Sorgen machen. Sie wollte mir keine Sorgen machen.»Seufze nicht. Sei nicht traurig«, sagte sie mir oft, und wir lächelten einander an und verbargen uns gegenseitig den Schmerz über das dunkle, unfaßbare Verschwundensein des lieben Vaters.

Mit Gretchen war sie offener als mit mir. In ihr hatte sie eine vollkommene Vertraute, denn unsere Kleine mit ihrem tiefen, frühreifen Verständnis für alles Menschliche war mit ihrem kritischen Verstand der älteren Schwester überlegen. Ihre Schüchternheit, ihr Mißtrauen gegen Fremde, ihre klare Beobachtungsgabe waren eine vollendete Ergänzung zur intuitiven, gläubigen Schwester. Die langen, hellen Abende füllten sie mit ihren vertrauensvollen, innigen Gesprächen, bis Gretchen kindlich und schroff abbrach:»Jetzt schlafe ich ein.«

Aber Marie war zu erfüllt, zu bewegt von allem Geschehen und von der großen Idee, die zu verbreiten ihre Mission war. Während die Kleine schon schlief, kam sie mit ihrem Kopfkissen in mein Zimmer und machte sich auf dem Sofa ein Lager, und nachdem Gretchen die Vertraute ihrer persönlichen Angelegenheiten war, philosophierte sie mit mir über das große Gebot der Nächstenliebe und des wehrlosen Duldens[28]: die Soldaten aller Länder so überzeugen, daß sie den Krieg verweigern – dann wird kein beutegieriger Tyrann mehr Krieg führen können.

Sie war nicht zufrieden mit der Warnung ihrer Mutter, vorsichtig zu sein. So werde man nie etwas Großes erreichen. Der resistente Kampf der Sanften, Waffenlosen, der Liebenden, Verstehenden – müssen nicht Haß und völkischer Dünkel schmelzen, wenn der ewige Erlösergedanke sie anweht?

«Ich habe durch Viktor ein paar Soldaten im Lazarett kennengelernt. Wir haben sie besucht und mit ihnen gesprochen. Sie sind ganz einverstanden mit uns. Es ist so leicht, sie zu überzeugen. «Und alle diese Gespräche verschleierten nur den wilden Schmerz um unseren liebsten Menschen.

Um uns starrte die Welt in Grausamkeit, Haß und Mord. Man fühlte, wie das deutsche Regime nach einem genau ausgearbeiteten, bereits bewährten System arbeitete. Die Beschlagnahme der reichen Lebensmittel des Landes, die knappen Zuteilungen an die Bevölkerung, die Einstellung der Zivilisten in deutsche Dienste – alles vollzog sich lückenlos schnell, musterhaft ordentlich. Den Litauern imponierte diese Schneidigkeit. Sie beugten sich willig den harten Gesetzen, durch die sie jeder Freiheit und Selbständigkeit beraubt wurden.»Der Deutsche schafft Ordnung«– und sie spürten nicht, daß die gelobte Ordnung ihre Versklavung schaffte.

Man mußte stundenlang vor den Läden anstehen, um die Ration auf die Lebensmittelkarte zu bekommen. In Deutschland hatte man sich durch jahrelange Entwöhnung längst an einen bescheidenen Ernährungsstand gewöhnt. Hier kam der Umschwung ganz plötzlich. Die Märkte, die mit billigen, vorzüglichen Landwirtschaftsprodukten überfüllt gewesen waren, standen leer. Der freie Verkauf wurde verboten. Die Bauernwagen, die mit ihren Produkten in die Stadt gefahren kamen, wurden von Soldaten angehalten und beschlagnahmt.

Das Geld war gleich in den ersten Tagen entwertet worden, 10 Rubel = 1 Mark. Die Soldaten stürzten sich wie Heuschreckenschwärme in die Läden und kauften alles, was nicht rationiert war. Schokoladengeschäfte, Parfümerien waren in wenigen Tagen ratzekahl gekauft. Stoff- und Schuhgeschäfte, Haushalts- und Eisenwaren[läden] wurden geschlossen. Das Wort» Beschlagnahmt «prangte überall an den verschlossenen Ladentüren, während sich die neuen Herren bereits an die reichen Lager machten.

Von den Litauern hatten viele die Situation auch schon erfaßt und rafften noch vor Torschluß, was sie nur ergattern konnten. Sie waren so in Anspruch genommen, der neuen Situation möglichst viele Vorteile abzuringen, daß sie kaum gewahr wurden, was unterdessen mit einem Drittel der städtischen Bevölkerung, den 45000 Juden, geschah.

Die Umzugswagen fuhren von der Stadt über die Vilijabrücke nach dem Ghetto. Den Armen wurden von Reicheren Mittel für eine Fuhre zur Verfügung gestellt. Viele gingen mehrmals am Tage hin und zurück, um ihren Kram herüberzubringen. Aber jeder Brückenübergang war eine Gefahr. Man fing dort täglich Juden, um sie für verschiedene Arbeiten zu brauchen, zum Räumen von Schutt von bombenzerstörten Gebäuden, zum Reinigen von Kloaken, zum Verscharren gefallener Tiere und anderen unsauberen und schweren Arbeiten. Die Ostjuden entsprachen absolut nicht der allgemeinen Vorstellung der Deutschen. Sie waren ein gesundes, kräftiges und fröhliches Volk. Die Jugend war sportlich geschult, kannte keine Ausschweifung und Trunksucht. Die Deutschen staunten häufig über körperliche Kräfte und Ausdauer, die ihren Vorurteilen über die Juden nicht entsprachen.

Die Juden waren entrechtet, vogelfrei. In den Umzugswochen wurden Hunderte ohne jeden Grund ins Gefängnis geschleppt, in ihren alten oder neuen Wohnungen ausgeraubt und ermordet, geschlagen und gepeinigt. Den deutschen Soldaten wurde von ihren Vorgesetzten eingeschärft, daß sie mit ihnen nicht wie mit Mitmenschen zu verkehren hätten, sondern sie nur wie Sklaven zur Arbeit zu treiben hätten. Trotzdem gab es unter den Offizieren und den einfachen Soldaten manche, die sich den Verordnungen widersetzten, sie abmilderten und das Ihre taten, um den Juden ihr entsetzliches Los zu erleichtern.

Ein deutscher Offizier nahm sich einmal einer schwangeren Jüdin an, die in einem Laden in der Reihe stand und vom Pöbel verdrängt wurde, indem er vom Verkäufer verlangte, daß man sie vor den andern bediene. Als die junge Frau ihm danken wollte, verschwand er mit kurzem Gruß. Die Menge gaffte verwirrt.

Die Frage der Halbjuden und der Juden fremder Staatsangehörigkeit war vorläufig ungeklärt. Wir waren in besonderer Sorge um ein junges Musikerehepaar, im Alter zwischen uns und den Kindern stehend und mit uns allen vier seit Jahren gleichermaßen befreundet. Edwin Geist war Berliner: Komponist, Dirigent und Pianist. In den ersten Jahren des nationalsozialistischen Regimes hatte er sich als Halbjude halten können. Er hatte als Mitglied des deutschen Musikerverbandes die besten Empfehlungen, und eine Oper von ihm erlebte 1934 ihre Erstaufführung in Berlin. Als sich die antisemitischen Gesetze mit den Jahren verschärften, wurde er allmählich überall verdrängt. Bei einem Besuch bei seinen Freunden in Kaunas lernte er seine Frau kennen. Nach einem Jahr kam er wieder, heiratete sie und blieb hier. Der wohlhabende Schwiegervater war sehr unzufrieden über die Ehe seiner Tochter mit einem armen Künstler, wollte nichts geben, und da ein litauisches Gesetz Ausländern jeden Broterwerb verbot, mußten sie sich durch Musikstunden ein sehr kärgliches Brot verdienen.

Der Nationalsozialismus warf seine Schatten auf die kleinen Nachbarländer. Es wimmelte von Agenten, und man verschärfte die Maßnahmen gegen die Ausländer. Sie durften nicht mehr in Kaunas wohnen, und so wurde auch unser unschuldiger Edwin gezwungen, sich ein Zimmer in einem kleinen Städtchen zu nehmen. Es war ein mühsames Leben, das die beiden führten, ein schwerer Kampf um das tägliche Brot. Die hiesigen Musiker verkannten den originellen Künstler. Sie sahen in ihm nur den Ausländer und Sonderling. Dazu kam noch die Angst vor der Polizei, denn meistens blieb Edwin illegal in der Stadt bei seiner Frau oder auch bei uns.

Die Einreihung Litauens in die Sowjetrepublik 1940 machte den Sondergesetzen für die Ausländer ein Ende. Man wertete die Menschen nicht mehr nach ihrer Nationalität, sondern nach ihrer Leistung. Edwin Geists Kompositionen wurden im Radio aufgeführt, eine begabte Sängerin sang seine Lieder, er dirigierte ein Konzert in Wilna, und man hätte ihm dort oder in Kaunas gern eine feste Stellung als Dirigent gegeben, wenn er imstande gewesen wäre, eine der Landessprachen, Litauisch, Russisch oder Polnisch, zu erlernen. Er sprach aber nur sein kräftiges Berlinisch, gespickt mit derben und skurrilen Ausdrücken. Als echte Künstlernatur war er Genießer, freute sich mächtig, wenn man ihn gut bewirtete, und wurde bei Wein und gutem Essen so witzig und unterhaltend, daß er die ganze Gesellschaft ansteckte. Aber wehe, wenn ihm die Gesellschaft nicht gefiel, wenn irgend etwas sein subtiles ästhetisches Gefühl störte. Dann konnte er einen ganzen Abend trübe vor sich hinstarren und der liebenswürdigen Wirtin, die ihn zum Tanzen aufforderte, brüsk den Rücken kehren.

Er wohnte mit seiner Frau Lyda in einem unschönen, einfenstrigen Zimmer, das ganz vom Klavier ausgefüllt zu sein schien. War er bei Stimmung, so spielte er aus seiner Oper vor, sang alle Rollen, erklärte und mimte dazwischen, und seine junge, schöne Lyda mußte mitspielen. Sie war auch Pianistin und war, wie es Gott von der ersten Frau, die er geschaffen, verlangt hatte, eine wahre Gehilfin ihres Mannes.

Dieses eine glückliche Jahr, das zwar wenig Erfüllung gebracht hatte, aber voll blühender Ansätze und hoffnungsvoller Träume gewesen war, [ging] zu Ende. Lydas Vater war in den ersten Tagen der Okkupation von den Häschern ergriffen worden und seitdem verschwunden. Lyda wollte die verzweifelte Mutter nicht allein lassen, verbrachte den halben Tag bei ihr. Was sollte aus ihnen werden? Edwin als Reichsdeutscher[29] und Halbjude würde vielleicht nicht dem Ghettogesetz unterstehen. Lyda redete ihm zu, hierzubleiben. Es werde ihr leichter, allein, als mit ihm zusammen, das schreckliche Los auf sich zu nehmen. Sie kam zum erstenmal mit dem gelben Stern zu uns. Marie umarmte sie zärtlich, tröstete sie, sie solle ihren Edwin nur unserer Fürsorge überlassen. Wir besuchten sie oft.

Am 3. August war Sonntag. Wir beschlossen, noch einmal zu dritt in unsern Wald zu gehen. Wir wollten Beeren für Edwin und Lyda suchen. Das Wetter war dunstig, als ob es regnen würde, ganz windstill, schwül. So hielt es sich den ganzen Tag. Wir suchten wieder mehrere Körbchen voll. Mittags fielen ein paar Tropfen, dann hellte es sich auf.»Das ist eine gute Vorbedeutung«, sagte Marie, und auf dem Nachhauseweg führten wir wieder unser Lieblingsgespräch: Wir dachten uns die Welt aus, die vom» Gesetz des Guten «regiert würde, und wie jeder Mensch darin seinen richtigen Platz finden würde, ohne daß Zwang und Strafe nötig sei.

Marie ging noch gegen Abend zu Geists und brachte ihnen ein Körbchen Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren gemischt. Es duftete herrlich. Als sie nach Hause kam, schalt ich sie, daß sie so spät gekommen. Marie versprach, keinesfalls wieder nach neun Uhr zu kommen. Ich solle ihretwegen keine Sorgen haben.

«Der Dienst im Büro ist langweilig«, erklärte sie immer nach Kontorschluß. Wenn sie doch eine andere Arbeit finden könnte. Sie wollte so gern Krankenschwester werden oder studieren. Ich vertröstete sie auf später.»Jetzt müssen wir uns möglichst unscheinbar machen. Ihr seid beide jung und werdet noch bessere Zeiten erleben. «Wir saßen an diesem Abend noch lange zu dritt auf dem Balkon und sprachen vertraut und innig miteinander.

Am nächsten Tag ging Marie am Nachmittag wieder fort. Sie habe eine Verabredung mit ihrer Kollegin Nina, der sie deutsche Stunden gebe. Es wurde Abend. Marie war noch nicht zurück. Schon nach neun. Ich stand am Pfosten des Gartentors, sah nach rechts und links, lief die Straße herauf und herunter. Gretchen kam dazu. Das Warten wurde immer angstvoller. Sie hatte so fest versprochen, nicht spät zu kommen. Es wurde allmählich dunkel. Von fern kam eine eilige, helle Gestalt die Straße herauf – nein, sie ist es nicht. Immer weniger Menschen gingen. Wir sahen schon nicht mehr viel, hörten nur gespannt auf sich nahende Schritte. Es schlug zehn. Nach zehn Uhr war strenge Polizeistunde. Noch eine Viertelstunde warteten wir, dann gingen wir schweigend ins Haus.

Qualvolle Nacht, qualvoller Tag. Ich ging am nächsten Morgen in ihre Dienststelle. Niemand wußte etwas. Marie sei am gestrigen Nachmittag nicht bei ihr gewesen, sagte Nina. Ich bat den Direktor, die Polizei anzurufen. Er lehnte kühl ab. Er wolle damit nichts zu tun haben. Ich lief zu Maries Freunden. Keiner hatte sie gesehen.

 

Am nächsten Morgen ging ich in das litauische Polizeipräsidium. Mußte lange in einem Vorzimmer warten, bis ich vorgelassen wurde. Ein junger Beamter blätterte in einer Liste. Ja, vorgestern, am 4. August, sei Marie Holzman verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert worden. Er versuchte mich zu beruhigen. Es würden jetzt viele verhaftet und, falls nichts vorläge, wieder freigelassen. Allerdings, wenn sie dem Komsomol angehört habe, so sei das schon schlimmer. Ich solle ihr aber jedenfalls morgen, Donnerstag, etwas zu essen bringen.

So schrecklich die Tatsache war, so war ich doch etwas durch den freundlichen Beamten beruhigt. Nun wußte ich doch wenigstens, wo sie meine Gedanken finden konnten. Ich eilte, um auch Gretchen die Qual der Ungewißheit zu nehmen. Am nächsten Morgen packten wir ein Körbchen mit Eßwaren: Butter, vier hartgekochte Eier, Wurst, Zucker, Johannisbeeren, Brot. Gegenüber vom Gefängnis war ein großer Hof. Dort stand schon eine große Menschenmenge, meist Frauen mit ihren Gaben für die Gefangenen. Wir stellten uns in die Reihe.

Viele kannten sich schon untereinander. Sie trafen sich jeden Donnerstag hier, und da man stundenlang anstehen mußte, war Zeit, sich gegenseitig das Herz auszuschütten. Wir wurden auch gleich gefragt, wen wir im Gefängnis hätten. Alle waren hier Leidensgefährten und hatten Verständnis für die Sorgen des Nächsten. Aber wir hatten unsere besondere Sorge, die wir verschwiegen.

Die meisten brachten ihren Männern, manche den Söhnen, den Vätern. Viele waren vom Lande, manche waren bis vierzig Kilometer weit mit ihren Fuhren gekommen. Die Pferde standen auch im Hof unter einem großen Baum. Es war sehr heiß. Für die Wartenden gab es kein Schattendach. Endlich rückten wir an den Schuppen heran, wo die Gaben registriert und in Empfang genommen wurden. Holzman? Das ist doch ein jüdischer Name. Juden werden [an] einem anderen Tag behandelt. – Nein, ein deutscher! sagte ich. Der Beamte suchte in seinem großen Buch, fand, notierte, gab eine Nummer. Mit dieser mußte man in einem anderen Schuppen anstehen. Unser Mitgebrachtes wurde gewogen. Es wurde nicht mehr als zwei Kilo angenommen. Brot, Butter wurden zerschnitten und untersucht, ob sich nichts Unerlaubtes darin befände. Dann mußten wir mit einem Träger, einem jungen Menschen, über die Straße bis zum Gefängnistor mitgehen. Dort sollten wir warten.

Viele andere warteten mit. Die meisten hatten schon Erfahrung. Es schien endlos lange zu dauern. Wenn man sie nur nicht als jüdischer Abstammung gerechnet hat! Dann wird man es nicht annehmen. Gretchen und ich standen und preßten uns gegenseitig die Hände. Die Angst, diese entsetzliche Angst, immer wieder wegen dieser einen Sache, unserem schrecklichen Geheimnis. Da kam der Bote, gab uns unsere leere Tasche und ein Zettelchen, auf dem Marie ihren Namen geschrieben.»Sie hat sich so gefreut«, sagte er,»wollte mehr schreiben, aber das ist streng verboten. «Dieser unmittelbare Gruß bewegte uns sehr. Wir gingen beruhigt nach Hause.

Von dieser Zeit an lebten wir nur von einem Donnerstag zum andern. Die ganze Woche sammelten wir Nahrhaftes und Leckeres in unsere bastene Einkaufstasche. Am schwersten war, Butter oder Speck zu bekommen, aber es gelang doch jedesmal, und auch Süßigkeiten erstanden wir. Und jedes Mal das stundenlange Anstehen auf dem großen, sonnigen Hof, die rauhen Beamten, die die Bangenden duzten und halb wie Sträflinge behandelten. Das bange Warten auf das tröstende, lebendige Zeichen. Auf litauisch:»Maryte Holcmanaite«. Ich studierte es jedesmal, um ihre Stimmung daraus zu ersehen. Wird meine Kleine ihren Mut, ihre Zähigkeit behalten? Wird sie die Qual des Kerkers tapfer tragen?

Unterdessen hatte ihr Freund Viktor erfahren, daß sie an jenem verhängnisvollen Tage im Lazarett gewesen war, um die ihr schon bekannten deutschen Soldaten zu besuchen. Das Gespräch sei wieder auf das alte Thema gekommen: Friede um jeden Preis. Ein deutscher Stabsarzt habe das gehört, sich selbst ins Gespräch gemischt. Er verdächtigte die junge Friedensapostelin als Agentin des Feindes und ließ sie verhaften.

Ich lief wieder zur Polizei. Man sei hier nicht zuständig, ich solle mich an die deutsche wenden. Dort war man unfreundlich. Man erinnerte sich, daß ich schon oft wegen meines Mannes gekommen war. Man werde untersuchen, ob meine Tochter wirklich so unschuldig sei, wie [sie] behauptete. Ich brauche nicht wiederzukommen, das werde nichts helfen. Ich hatte ein böses Gefühl, als ich von dort kam, diese harten, fanatischen Gesichter, der kalte, schneidige Ton, die verhaßten Parteiuniformen mit dem scheußlichen Hakenkreuz. Diese Menschen reden unsere Muttersprache, und dennoch ist es ganz hoffnungslos, sich mit ihnen zu verständigen. Man kann sie nur meiden, fliehen, davonlaufen. In ihren Händen ist meine Marie.

Unterdessen hatte die deutsche Zivilverwaltung mit ihrem großen Troß von Angestellten von der Stadt Besitz ergriffen. Sie nahmen sich die Wohnungen der Juden. Viele jüdische Familien, die noch nicht umgezogen waren, wurden aus ihren Wohnungen herausgejagt. Alles, was den neuen Bewohnern gefiel, mußten sie darin zurücklassen, so daß vielen Juden kein oder nur ganz wenig Hausrat blieb. Für alle jüdischen Angelegenheiten wurde eine Persönlichkeit eingesetzt, die die Ironie des Schicksals nach dem Fluß des Gelobten Landes benannt hatte: er hieß Jordan.[30] Zu ihm kamen alle, deren Zugehörigkeit zum jüdischen Volke nicht geklärt war, die zum Teil bisher keinen gelben Stern getragen hatten und nicht ins Ghetto gezogen waren, die Halbjuden, die Mischehen, die Angehörigen neutraler Länder. Jordan empfing sie persönlich, ließ sich den Fall kurz vortragen und schrie sie dann an: Sofort ins Ghetto!

Ich suchte nach Menschen, die uns helfen könnten. Aber zu wem ich auch kam, alle hatten Angst, bei der Gestapo auch nur den Versuch einer Vermittlung zu machen. Den Litauern gefiel zwar das Auftreten der Deutschen nicht, aber es imponierte ihnen und schüchterte sie zugleich ein. Ich wurde überall teilnahmsvoll angehört und mit bedauernden Worten abgewiesen. Mein Mann war allen gebildeten Litauern bekannt gewesen und überall hoch geachtet. Auch Marie hatte viele Bekannte, und alle hatten sie gern. Aber jetzt wollte keiner etwas riskieren. Auch ihre Dienststelle lehnte jede Vermittlung ab.

Als ich Edwin und Lyda von unserer Marie erzählte, antwortete Lyda mit gleicher Schreckensnachricht: ihre Mutter war ausgegangen und hatte vergessen, den gelben Stern anzustecken. Sofort wurde sie verhaftet und ins Gefängnis geführt. Lyda brachte ihr einmal Essen. Die zweite Woche nahm man für Juden nichts mehr an.

[Bei] Edwins deutschem Paß war der Gültigkeitstermin abgelaufen. Er wagte nicht, auf die Straße zu gehen, wagte auch nicht, um eine Verlängerung anzugehen. Schließlich machte er sich zu Jordan auf. Der war gerade nicht zu sprechen. Eine freundliche Sekretärin versprach, den Fall so vorzutragen, daß er möglichst günstig aussehe. Er solle in ein paar Tagen wiederkommen. Wir machten uns schon Hoffnungen. Das nächste Mal wurde Edwin von Jordan selbst empfangen.»Sie sind Mischling ersten Grades? Verheiratet mit einer Jüdin, also Jude. Marsch ins Ghetto! Und daß Sie nicht wagen, ohne Stern auf die Straße zu gehen!«

Damit waren die Hoffnungen zu Ende. Lyda suchte eine Wohnung im Ghetto. Die besseren waren unterdessen besetzt. Sie hoffte, daß auch die Mutter mit ihnen wohnen würde. Schließlich fand sie ein Stübchen. Ich war fast jeden Tag bei ihnen, half ihnen, einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln zu sammeln, besorgte Kerzen, Zigaretten, einen elektrischen Kocher. Einen Teil ihrer Sachen ließen sie bei Bekannten, bei der Dienstmagd ihrer Hauswirte.

Der Weg zum Ghetto war weit. Sie wohnten am andern Ende der Stadt. Es war unendlich ermüdend, auf dem holprigen Kopfsteinpflaster zu gehen.[31] Einmal kam sie ganz gebrochen nach Hause. Ihr schönes, beseeltes Gesicht von tiefstem Leid gestempelt. Sie hatte, da ihre Kräfte in der heißen Sonne versagten, einen Fuhrmann gebeten, sie mitfahren zu lassen. Der Weg führte am Gefängnis vorbei. Dort hielt sie ein Wächter an:»Herunter vom Wagen, du Judschke. Ihr Juden habt Jesus ans Kreuz geschlagen, dafür muß man euch bestrafen. «Wir weinten zusammen über die hoffnungslose Grausamkeit und Verblendung der Menschen.

Der Umzug der Juden näherte sich seinem Abschluß. Einige Straßen, die schon bezogen waren, mußten wieder geräumt werden, da man [das] Ghetto verkleinerte. Die Juden mußten es selbst mit Stacheldraht einzäunen. Der Plan einer Mauer, den man anfangs hatte, wurde wieder aufgegeben.

Einige Tage vor Schluß[32] gingen Gretchen und ich dorthin, um unsere alten Zinghaus zu besuchen. Seit dem Tage des Einzugs der Deutschen war jeden Tag strahlendes Wetter. Es war wie ein Hohn auf das Leid, das die Sonne beschien. Die Ufer der Vilija lagen in mildem Licht. Viele Menschen gingen über die Brücke, ruhig, gleichgültig, unberührt vom Schicksal der hinter den Stacheldrahtzaun Verbannten.

Der Zaun war damals noch nicht überall geschlossen. Wir gingen außerhalb des Zauns am Ufer entlang. Dort arbeiteten Straßenarbeiter, kräftige, fröhliche Gesellen, unbekümmert um die Schicksale jenseits des Zaunes. Wir gingen beklommenen Herzens hinein. Dort in einem kleinen Holzhäuschen wohnte ein Geiger mit seiner Familie.[33] Er stand vor dem Haus. Wir begrüßten ihn, traten in das Gärtchen. Rote Rüben, Kohl, Tomaten, Blumen wuchsen dort.»Nicht für uns«, erklärte er.»Der frühere Bewohner holt sich das Gemüse.«

24Am 10. Juli 1941 gaben der litauische Militärkommandeur von Kaunas, Jurgis Bobelis, und der Bürgermeister von Kaunas, Kazys Palčiauskas, den Erlaß heraus, daß alle Juden spätestens bis zum 15. August in das Ghetto Vilijampole umzuziehen hätten.
25In Kaunas lebten zum Zeitpunkt des deutschen Einmarschs etwa 40000 Juden. Etwa 15 Prozent der ca. 30000 Personen, die noch im Juni 1941 von den Sowjets aus Litauen nach Sibirien deportiert wurden, waren Juden. Anfangs lebten im Ghetto Vilijampole etwa 30000 Menschen.
26Vgl. Anm. 19.
27Viktor Kutorga.
28«Wehrlos «im Sinne von» waffenlos«,»unbewaffnet«.
29Vgl. Anm. 5 über den Begriff» Volksdeutsche«.
30Fritz Jordan, Hauptsturmführer der SA, Referent für Judenfragen bei der Zivilverwaltung in Kaunas.
31Noch vor der Verordnung vom 31. Juli 1941, der zufolge alle Juden vorn und auf dem Rücken einen gelben Stern tragen mußten, hatte der deutsche Stadtkommissar von Kaunas, Hans Cramer, am 28. Juli 1941 bestimmt:»Der jüdischen Bevölkerung wird das Betreten der Gehsteige untersagt. Die Juden haben den rechtsseitigen Rand der Fahrstraße einzuhalten und hintereinander zu gehen.«(»Hidden History of the Kovno Ghetto«, S. 49)
32Als letzter Termin für den Umzug ins Ghetto war der 15. August 1941 festgesetzt worden.
33Robert Stender, erster Geiger an der Kaunaer Oper. Er wurde bei der sogenannten» Intellektuellen-Aktion«(vgl. S. 66f.) ermordet.