Es gotts(z)t mich an: Zufrieden ohne Gott

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

2. DER GLAUBE

a. Wie kommt man zum Glauben, den man so schnell nicht wieder loswird?

Der Glaube bildet die Grundlage der christlichen Religion und wird durch sorgfältige Weitergabe von Generation zu Generation gepflegt. Der Grundstein hierfür wird durch die Erziehung im Kindesalter gelegt.

Je zeitiger diese einsetzt, desto erfolgreicher wird sie sein. Sie betrifft alle Lebensbereiche. Es kann nicht genug darauf hingewiesen werden, dass die Kinder, noch ohne Verstand, Bildung, Meinung und Erfahrung, Freiwild und Opfer für die Kirche sind. Wenn diese Feststellung und Warnung auf Empörung und Vorwürfe des Klerus trifft, es wäre ein Leichtes, wenigstens die frühkindliche religiöse Erziehung auszusetzen, um das Gegenteil zu beweisen!

Jedes Kind ist neugierig und wissbegierig. Bereits das frühkindliche Fragen nach dem »Warum?« kann manchen Erwachsenen zur Verzweifelung bringen. Dabei ist es eine angeborene, instinktive Neugierde nach Erkenntnissen. Dieser Erkenntnis – und Wissensdrang zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Leben. Die Bedingungen für die Aneignung von Wissen und Erfahrung sind unterschiedlich. Sie hängen wesentlich von der sozialen Struktur einer Gesellschaft ab. Manche haben neben ihrer Zielstrebigkeit und Intelligenz das Quäntchen Glück und die entsprechenden Beziehungen, um ein Akademiker oder großer Wissenschaftler zu werden. Diese unterschiedlichen Bedingungen können das gesamte Leben beeinflussen. Manchmal spricht man von einem schicksalhaften Verlauf, was nicht heißt, das gesamte Leben sei vorausbestimmt oder durch übersinnliche Wesen gesteuert. Solcher Unsinn dient oft dazu, angeblich nicht Erklärbares für den Glauben zu missbrauchen.

Wir haben unser gesamtes Wissen im Laufe unseres Lebens erworben. Weder wurde ein Mensch mit Faktenwissen noch mit einem Glauben an irgendeinen Gott geboren.

Von klein an werden wir mit der Realität, der Natur, konfrontiert. Sie ist gewissermaßen unser stummer Lehrmeister. Unsere Hirnfunktion wird frühzeitig geweckt, geschult und gefordert. Nur dadurch lernen wir sprechen, Gefahren erkennen, gezielte Bewegungen auszuführen, die Umgebung zu erkennen, uns zu verständigen und Erfahrungen zu machen.

Als Säugling irgendwo ausgesetzt, würden wir im Falle des Überlebens, ebenfalls Erfahrungen mit der Natur machen. Instinkte würden uns lehren, was Schmerzen, Hunger, Durst und Angst sind, um nur einige Eigenschaften zu nennen. Aber, wir hätten keine menschliche Sprache und keine menschliche Bildung. Wir wüssten nichts über Kultur, Fortschritt oder Technik und so weiter. Wir wären so etwas wie ein menschliches Tier, ohne aufrechten Gang.

Durch frühzeitige Kommunikation werden die Reflexe und die angeborenen Instinkte gefordert und gefördert. Intensives Beschäftigen mit dem Säugling, dem Kleinkind und dem Kind regen Denkprozesse, Verhaltensweisen und Wissensaneignung für das ganze Leben an.

Das Kind gewinnt zu seinen Eltern ein grenzenloses Vertrauen. Es spürt die Liebe und den Schutz vor Gefahren. Beantwortung von Fragen und Erklärungen werden vom Kind förmlich aufgesaugt. In diesem blinden Vertrauen springt das Kleinkind bedenkenlos vom Tisch in die Arme seines Vaters. Es ist nie von ihm enttäuscht worden. Immer, wenn Gefahr droht, ist er da.

Die ehrliche und instinktive Liebe und Zuneigung der Eltern prägen das unwissende Kind.

Von einem unbekannten Verfasser stammt:

»Ein Kind, das wir ermutigen,

lernt Selbstvertrauen.

Ein Kind, dem wir mit Toleranz

begegnen, lernt Offenheit.

Ein Kind, das Aufrichtigkeit erlebt,

lernt Achtung.

Ein Kind, dem wir Zuneigung

schenken, lernt Freundschaft.

Ein Kind, dem wir Geborgenheit

geben, lernt Vertrauen.

Ein Kind, das geliebt und umarmt wird,

lernt, zu lieben und zu umarmen und

die Liebe dieser Welt zu empfangen«.

Die Kirche versucht, gleichsam wie im Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein, die Eltern zu imitieren und die Kinder für ihre Religion »bereit« zu machen.

Das Kind fühlt sich bei den Eltern geborgen und glaubt ihr Wissen, ihre Erfahrungen, Erklärungen und Antworten immer als Wahrheiten. Wie oft hören wir von Kindern: »Die Mama hat aber gesagt«...! Dem Kind mangelt es an ausreichendem Wissen und entsprechender Erfahrung.

Je früher und intensiver verbal und visuell Eindrücke, Erlebnisse, Geschichten oder Märchen vermittelt werden, desto einprägsamer werden sie sein. Es gibt frühkindliche Erlebnisse, die ein Leben lang in Erinnerung bleiben.

Analysiert man zu unterschiedlichen Zeitpunkten sein bisheriges Leben, stellen wir fest, dass sich Meinungen, Auffassungen und Verhaltensweisen ändern. Man erkennt möglicherweise rückwirkend Fehler, und man würde aus der gegenwärtigen Sicht manches anders entscheiden. Das Leben hat uns schlicht und einfach erfahrener gemacht, Erkenntnisse gewinnen und aus Fehlern lernen lassen.

Prägungen in der Kindheit begleiten uns oft durchs ganze Leben. Lerneifer, Ordnung, Sauberkeit, Vertrauen und Ehrlichkeit kann man durch Erziehung beeinflussen. Sich durchsetzen oder unterordnen sind Fähigkeiten, die man anerzogen bekommt oder sich erwirbt. Eine große Rolle spielen dabei die Gene. Es sind Eigenschaften, die von den Eltern vererbt werden können, z. B. gutes oder schlechtes Auffassungsvermögen, Zielstrebigkeit, Ausgeglichenheit oder auch Nervosität. Manche sind gutgläubig, andere wieder ein Leben lang misstrauisch. Man kann die Zahl solcher Eigenschaften beliebig fortsetzen.

Wir werden völlig unbelastet geboren. Insofern gleichen sich alle Neugeborenen dieser Erde. Keines weiß, in welche Familie es geboren worden ist, ob seine Eltern reich oder arm, weiß oder farbig, Akademiker, Alkoholiker oder Raucher sind? Sie wissen weder um ihre Gesundheit, noch um ihren künftigen sozialen Status. Sie wissen nicht, welche Sprache sie einmal sprechen werden oder welchem Glauben sie angehören sollen, müssen oder wollen. All diese Fragen werden ihr Leben ebenso beeinflussen wie ihre Erziehungsberechtigten.

Das Kind kann bis zu einem bestimmten Alter keine Entscheidung fällen. Ihm wird beigebracht was der jeweilige Erziehungsberechtigte für richtig und nötig erachtet. Diese Erziehung ist im weitesten Sinne eine Bevormundung seiner Sinne und seines Körpers. Dies muss man selbstverständlich relativieren. Wir haben eine sinnvolle Erziehung zu einem lebenstüchtigen Menschen, aber auch bewusste und unbewusste Bildungsbehinderungen bei Kindern mit sehr bildungsfernem Hintergrund. Mehrheitlich ist es ein liebenswerter und notwendiger Zwang, damit das Kind die Vorraussetzungen erlernt, sich in der Gesellschaft zu behaupten.

Die Christen konfrontieren die Kinder sehr zeitig mit dem Glauben. Dieses Heranführen an die Religion ist der erfolgreiche Versuch der Kirche, Vertrauen zu gewinnen. Durch die elterliche religiöse Erziehung und den Religionsunterricht in der Schule, werden die Kinder gläubig gemacht. Sie haben in Wirklichkeit keine andere Wahl – und es steht auch keine an. Und wie soll das Kind wählen, also abwägen. Dazu bräuchte es Erfahrungswerte. Hat die eine Vierjährige? Oder ein Erstklässler? Mit Einwilligung der Eltern wird ihr unmündiges Kind quasi zwangschristianisiert. Warum wundern wir uns dann später über seine Hörigkeit oder höchst unkritische Haltung gegenüber den Vorbetern?

Das Erfolgsgeheimnis: Mit der frühzeitigen Indoktrination prägt sich die Religion wie eine Muttersprache in das Hirn der Kinder, die man nicht wieder verlernt.

Es ist mir unverständlich, warum im Einvernehmen mit der Schule, viele Kinder bereits im dritten Schuljahr Religionsunterricht erhalten, manche, obwohl sie für den Ethikunterricht angemeldet sind. Die Kinder werden psychisch so stark beeinflusst und infiziert, dass sie die Religion nicht mehr kritisch beurteilen, geschweige sich ihr entziehen können. Sie wurden aus Tradition oder Überzeugung, wie ihre Eltern, gezwungen, an eine bloße Behauptung zu glauben. Dem Kind ist es nicht mehr möglich, die Bigotterie, den Hokuspokus der Zeremonien, ja selbst die absurdesten Predigten als lächerlich zu empfinden.

Es kann zwischen Glaube und Wahrheit nicht unterscheiden, weil ihm noch die notwendige Bildung und mangels Erfahrung auch eine eigene Meinung fehlt.

Für Kinder sind Märchen oft Wahrheit. Eltern nutzen dies bisweilen erzieherisch mit der bösen Hexe, dem Räuber und Weihnachtsmann. Diese Märchen – und Sagengestalten verlieren im späteren Leben den »Realitätsgehalt« als Folge von Aufklärung und eigener Erfahrung. – Pech für den Weihnachtsmann und den Osterhasen, dass man ihre vermeintliche Daseinsberechtigung auf dieser Erde später nicht mehr nachweisen kann.

Ganz anders verhält es sich mit dem lieben Gott. Hier werden ernsthafte Zweifel nicht gerne gesehen. Denn was bei Osterhase und Co. recht ist, ist bei dem Herrn im Himmel noch lange nicht billig. Es darf auch ohne Wissen geglaubt werden.

Obwohl der Glauben nicht vererbbar ist und es ein entsprechendes Areal im Hirn nicht gibt, werden seine Verfechter nicht müde mit ihrer Suche es nachzuweisen. Richtig ist wohl, dass Infektionsquellen mit ihren einschlägigen Methoden die Menschen religiös anstecken. Manchmal unheilbar.

Die Wunder Jesu gab es schon mehrfach vor ihm. Sie sollen uns ein Zeichen sein für ein höheres Wesen. Dieses zu verehren, schützt uns vor der ewigen Verdammnis. Aktuell sind es die Marien-Erscheinungen mit ihren Bluttränen oder als Vision am Himmel (1858 in Lourdes, 1917 in Fatima, 1953 in Syraus und 1995 in Civitavecchia bei Rom). – Warum haben Atheisten keine Visionen? – Papst Johannes Paul II. glaubte an die magische Kraft der Jungfrau Maria. Es ist Zeit, auch strenggläubigen Christen in die Parade zu fahren. Wir haben es nicht mehr nötig, aus Glaubensgründen mathematische Ergebnisse zu verfälschen. Behauptet ein nicht geisteskranker Gymnasiast, eins plus eins sei drei, ist er ein Dummkopf, mit oder ohne Glauben. Bei der weinenden Madonna bedarf es nicht einmal der Nachprüfung des Betruges, es wäre zuviel der Aufmerksamkeit für pure Scharlatanerie! Hier reicht ein Verbot mit empfindlicher Strafandrohung …

 

Es ist an der Zeit, uns nicht mehr einem Hokuspokus oder Wundern zu unterwerfen. Nicht einer der Päpste hat ein nachweisbares Wunder vollbracht. Auch Johannes Paul II. nicht und der gegenwärtige Pontifex wird auch keine vollbringen.

Sie sollten ihre Kräfte bei Naturkatastrophen und den vielen anderen Leiden der Menschheit beweisen. Hier wird deutlich, dass sie nichts beeinflussen können. Faule Zauber wie Gebete gen Himmel schicken kann jeder. Sie kosten nichts und bewirken nichts. Die Pfaffen danken Gott, dass er die vielen Toten, oft nach qualvollem Schmerz und Leid, zu sich genommen hat. Keiner fragt, wo war Gott, wenn wir ihn brauchten? Seit seiner Erfindung hat er sich nie gezeigt! Gibt es Gott wirklich? Wenn er sich so rar macht, können wir gern auf ihn verzichten!

Alles Nachweisbare und Realistische: Elend, Not, Krankheit, Unrecht, Lug und Trug, Unfälle, Naturkatastrophen, Ausbeutung, das Luxusleben der Pfaffen und die Kirchensteuer sind Gott gewollt.

Alles Nichtnachweisbare: Gott, Himmel, Hölle, Seele, Engel, die Erlösung, das Jenseits oder die Transzendenz (häufig als Synonym zu Gott benutzt) usw., müssen die Christen gefälligst glauben. Was bei den Ansichten des Theologen Pöhlmann schwerfällt:

»Auf meinen Einwand, die Transzendenz sei für mich eine Person, nicht ein Es, wie für dich, hast du gekontert, sie sei auch für dich etwas Personales, wenn du im idealen Ich des Menschen, in dem er sich selbst transzendiert, die Transzendenz erblickst; oder wenn du das Du der Mitmenschlichkeit, zu dem hin sich das Ich in Liebe transzendiert, als Transzendenz ausgemacht hast; vor allem aber wenn du im Wir des Kollektivs und der Menschheit die Transzendenz siehst, in die hinein sich das Ich und Du selbstlos verliert, um von ihm her sich wieder zu gewinnen. Auch ich kann in diesem Ich – Wir – Du – Dreieck eine Transzendenz entdecken und Gott am Werk sehen.« – und weiter: »Transzendenz heißt: Nicht der Mensch kann den Abgrund überschreiten der Schuld, des Todes, der Angst. Nur Gott kann vom anderen Ufer der Gnade diesen Abgrund überschreiten im Kreuz seines Sohnes.«

In Anlehnung an Albert Einstein: »Die Majorität der Dummen ist unüberwindbar und für alle Zeiten gesichert«, hege ich die Hoffnung: Die Majorität des Glaubens ist überwindbar und nicht für alle Zeiten gesichert.

Seltsam, wie unterschiedlich der Glaube wirkt. Die nachfolgenden Beispiele könnten Sigmund Freud Recht geben, dass Religion einer »Zwangsneurose« mit Neigung zu »halluzinatorischer Psychose« ähnelt. Vielleicht ist es nur eine kircheneigene »Normalität« mit verändertem Beurteilungsvermögen:

Manche Christen tolerieren die Juden, andere hassen sie als Gottesmörder. Luther, der Reformator, war ein Judenhasser. Seine Empfehlung gegen die Juden lautet: »Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Zum andern, dass man ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre«. Wieviel ist sein Glaube wert, wenn er erkennt: »Die Vernunft ist das größte Hindernis in Bezug auf den Glauben, weil alles Göttliche ihr ungereimt zu sein scheint, dass er nicht sage, dummes Zeug«, und »Wer ein Christ sein will, der steche seiner Vernunft die Augen aus«.

Es gibt extrem konservative katholische Christen wie Opus dei, oder die Zeugen Jehovas, die aggressiv missionieren. Die Piusbrüder ignorieren den Holocaust. Für den österreichischen Bischof Wagner sind die Überschwemmung in New Orleans 2005 und AIDS eine Strafe Gottes für unkeusches Verhalten. Wenn uns Gott mit Krankheiten strafen will, warum lässt er uns dann Therapien entwickeln, wie Medikamente und Schutzimpfungen? Taugliche und untaugliche?

Vielen Religionsstreitern muss Gott falsche Koordinaten eingegeben haben.

Meissner, ein umstrittener deutscher Kardinal, sieht Parallelen zwischen Abtreibungen und dem Holocaust, nicht aber zwischen Scheiterhaufen und Gaskammern. Er vergleicht den international anerkannten Wissenschaftler Richard Dawkins mit Nazis. Die Kultur entartet, wo sie »von der Gottesverehrung abgekoppelt wird«! Walter Mixa kümmerte sich, als er Bischof in Augsburg war, mehr um den Alkohol als um Heimkinder und sein Chef um Pillen – und Kondomverbote.

An dieser Stelle fällt mir Albert Einstein nochmals auf: »Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher«.

Oben beschriebene Äußerungen und Verhaltensweisen sind Prägungen durch die Religion, wie auch die Intoleranz, die Aggressivität, der Fanatismus, die Boshaftigkeit, die Irreführung, Veränderung der Urteilsfähigkeit, Verteidigung des Glaubens mit allen Mitteln, in der Vergangenheit mit Gewalt, in der Neuzeit mit sanfter Inquisition. Manche fanatische Christen äußern und verhalten sich merkwürdig und provozieren damit oft ihre Umwelt. Intolerante Christen bedingen intolerante Atheisten.

Der Tübinger Theologe Hans Küng stellt fest: »Der Nationalsozialismus wäre nicht möglich gewesen ohne den jahrhundertealten Antisemitismus der Kirchen«. Dr. Josef Ratzinger belobigt Gott in Auschwitz nicht: »– Schweigen, das ein inwendiges Schreien zu Gott ist: Warum hast du geschwiegen? Warum konntest du dies alles erdulden? In solchem Schweigen verbeugen wir uns inwendig vor der ungezählten Schar derer, die hier gelitten haben und zu Tode gebracht worden sind.« Es sind wahre und ehrlich gemeinte Äußerungen vor der Weltöffentlichkeit. Dennoch hat die Kirche zum Holocaust geschwiegen. Warum?

Richard Dawkins gesteht intoleranten Gläubigen keine psychopathische, keine Geisteskrankheit zu. Diese Gläubigen sind »nur sehr religiös. Gefährlich religiös«. Solch ein gefährlich religiöser Paul Hill aus Florida ermordete 1994 den Arzt Dr. Britton und seinen Leibwächter vor seiner Abtreibungsklinik. Er wurde zum Tode verurteilt.

Religion ist gefährlich, wenn Gläubige gefährlich religiös sind – wie auch immer!

Gleichen das fanatische Festhalten und das gewaltsame Verteidigen der Religionen nicht einer Kultur der Verantwortungslosigkeit?

Es gibt Nachweise, dass Religion bei Gläubigen zu Verwechselungen führen: Sie verwechseln Freudenhäuser mit Gotteshäusern, Wasser mit Champagner, Armut mit Prunksucht und Lügen mit Wahrheiten.

Falls ich als Atheist, der ja keine Kirchensteuer zahlt, in den Himmel kommen sollte, werde ich kein schlechtes Gewissen haben. Schließlich lebt der Klerus mit milliardenschweren Zuschüssen (auch von meinen Steuern) vom Staat. Das ist Realität, der Himmel ist fraglich. Die einen sind Schmarotzer auf der Erde, die anderen im Himmel.

Gäbe es uns Andersdenkende nicht, würden wir wahrscheinlich heute noch im mittelalterlichen Paradies der Kirche leben, uns beugen und zeugen.

Ein Pfarrer aus Leipzig gibt sich sogar überzeugt und bemerkt: »Glaube ohne Bildung ist nicht möglich«. Je ungebildeter und unerfahrener ein Mensch ist, desto leichtgläubiger ist er, in jeder Beziehung. Genau deshalb vermutete der Papst bei seinem Besuch 2009 in Afrika eine große »spirituelle Lunge«.

Jedenfalls wetteifern Religion und Vernunft: wer seine »Wahrheit« zuerst an das Kind bringt. Wir müssen verhindern, dass Kinder gläubig werden! Die Atheisten haben für die Zukunft das Wissen, die Aufklärung, die Erfahrung und die gesellschaftliche Evolution auf ihrer Seite, wenngleich die korrupte Symbiose (s. Staat und Kirche) ein erheblicher Hemmschuh ist.

Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des evangelischen Kirchentages begründet die frühkindliche religiöse Erziehung: »Kinder und Jugendliche müssen auskunftsfähig über ihren Glauben sein«. Es ist eine bewusste Falschdarstellung wider besseres Wissens. Für viele Erwachsene ist es nicht leicht, die Religion zu verstehen. Für die Kinder ein Kinderspiel?

Die eindringliche christliche Erziehung hinterlässt bleibende Eindrücke. Religiöse Reglementierungen, Drohungen und Verbote führen oft zu Gewissenskonflikten. Instinktive und natürliche Verhaltensweisen, wie Doktorspiele der Kinder oder Selbstbefriedigung, sind unkeusch und sündig und dabei doch natürlich und vorprogrammiert. Auf lustvollen Sex, insbesondere vor und außerhalb der Ehe, steht Fegefeuer. Der Gläubige soll sich immer schuldig fühlen. Warum wird der Sexsünder durch die Beichte sündenfrei? Warum werden nicht alle erotischen Sünder exkommuniziert? Diese Verbote der Kirche sind schlicht und einfach widernatürlich. Beichtet der Pfaffe immer seine täglichen und erotischen Sünden? Die Kirche verdammt die abgetriebene befruchtete Eizelle als Mord. Wo bleibt die Verdammnis für die lebenden, nicht befruchteten Eizellen und die nicht zur Befruchtung benötigten lebenden Samenzellen?

Nach katholischer Glaubenslehre wird den reuigen Sündern durch die Beichte vergeben.

Bei Exkommunikation, der fristlosen Kündigung, würde sich die Kirche selbst richten. Nur, wo bleibt der Kirchenbann gegen Bordelle, Banken, Politiker und andere wirklich schwarze Schafe? Grundsätzlich gönnt die Kirche den Ihrigen keine Freude. Nur bei den Mächtigen traut sie sich nicht das laut zu sagen! Also droht sie immer und verweist auf das Jenseits – ist das bedrohlich genug? Ob es die, die es beeindrucken sollte, auch wirklich beeindruckt?

Mit der Furcht vor Sünde, Tod und ewiger Verdammnis werden normale, gläubige Menschen am erfolgreichsten beeinflusst. In der Wertigkeit laufen sie wahrscheinlich der Liebe und dem Guten den Rang ab. Das mag daran liegen, dass Gutes, Erfolg, Zufriedenheit, Glück, Schönes, in der Summe alles Positive, keine Angst machen. Das Böse fasziniert, das Gute ist alltäglich und wird als fad und langweilig empfunden. Spektakuläre Unfälle erzeugen Autostaus durch Schaulustige.

Besonders der Tod mit seiner Endgültigkeit macht uns Angst. Noch nie hat jemand mit einem Verstorbenen glaubwürdigen, oder gar nachweisbaren Kontakt gehabt. Der Glaube löst bei einem gesunden Christen keine Todessehnsucht aus, auch nicht bei Aussicht auf das ewige Leben. Suizidwillige wollen nicht in den Himmel oder das ewige Leben, sie wollen in ihrer Verzweifelung nur weg von dieser Erde.

Die Bischöfin Margot Käßmann hatte angeblich bei ihrer Krebserkrankung keine Angst. Sie könne »nicht tiefer fallen, als in die Hand Gottes«. Gottes Hilfe hat sie nicht beansprucht, sie wusste warum.

Strenger religiöser Glaube kann die Angst vor Schmerzen und Tod nehmen, aber auch die Angst, anderen Schmerzen und Tod zuzufügen.

Die Menschen haben Angst vor dem Tod und die Christen auch noch danach. Mark Twain fegt diesen Kummer mit folgendem Ausspruch weg: »Ich hatte vor meiner Geburt keine Probleme mit meiner Nichtexistenz, ich werde sie auch nach meinem Tod nicht haben«.

Die Gläubigen sind durch ihre strenge religiöse Erziehung überzeugt, dass nach dem Tode erst das ewige Leben beginnt. Und das in einem unvorstellbaren Glück. Das Glück ist so groß, dass ich mir nicht wage, es zu beschreiben. Aber – leider ist es an entbehrungsreiche Versprechungen, Drohungen und Verbote auf der Erde geknüpft.

Würzt uns die Kirche den Glauben mit Sünden, Qualen, Fegefeuer, Krankheiten, Katastrophen und vielem mehr, damit er uns zu schmecken hat? Damit der Tod endlich eine Erlösung ist?

Gott hat uns so gewollt und geschaffen wie wir sind! Wieso verlangt er dann von uns ein so hohes Eintrittsgeld für den Himmel? Warum verlangt er von uns eine so große Dankbarkeit mit riesigem Verzicht auf Freuden, wo wir doch nach Angabe eines römischen Glaubensgelehrten Gott immer ähnlicher werden? Warum dürfen wir keinen lustvollen Sex haben mit Pille und Kondomen, so wie es uns gefällt? Ein Homosexueller, ebenfalls ein von Gott gewollter, äußerte: »Wer Homosexualität nicht kennt, hat was versäumt.«

Wenn Gott an Säuglingen und kleinen Kindern Schmerzen, Leiden, Qualen, Missbräuche und Morde zulässt, werden sie dann nur geboren, um sie zu quälen und zu töten?

Wie, sollten wir uns mal fragen, halten es eigentlich die Kirchenoberen? Sie leben in Prunk und Reichtum. Sie genießen bereits im Diesseits, was sie ihren Gutgläubigen fürs Jenseits versprechen. Sie gönnen die Armut eher den anderen, predigen Wasser und trinken selber Wein. Der Vatikan, der Regierungssitz der Christenheit, kennt keine Armut. Hunger, Durst, Armut und Bildungsnotstand sind Vokabeln für die dritte Welt. Es stünde dem Vatikan wohl an, sich wenigstens in Sachen Reichtum zu bescheiden, etwa in Anlehnung an Jesus und das Frühchristentum.

 

Wenn Papst Franziskus 2014 erkennt: »Das Geld ist der Kot des Teufels!« – ist dann der Vatikan das Klo?

Vielleicht benehmen sich diese Vorbeter deshalb so daneben, weil sie selbst nicht glauben, was sie predigen. Sie sollten einfacher und Gott gefälliger leben, bis sie in den Himmel kommen. Der demütigen Schafsherde muten sie es doch auch zu!

Auch der Tod dieser Heiligen wird sich von dem eines Ungläubigen nicht unterscheiden. Für mich ist der biologische Tod – Herzstillstand, Stillstand des Zellstoffwechsels, Erlöschen der Hirntätigkeit – vergleichbar mit dem Ausschalten einer Glühbirne. Der menschliche Körper ist nur noch tote Materie, aus dem die letzte vorhandene Energie, Körperwärme, entweicht, vergleichbar mit dem Erkalten der Glühbirne. Das Unwiderrufliche ist somit eingetreten. Der Tote fasst sich mit dem Moment des biologischen Todes anders an.

Die deutsche Bundesärztekammer definiert den Tod als: »Das Ende des Organismus in seiner funktionellen Ganzheit.«

Eine unheilbar kranke Patientin hatte Angst vor dem nahenden Tode und fragte mich, ob das Sterben wehtut? Nachdem ich ihr einfühlsam erklärt hatte, dass es wie ein Einschlafen sei, ohne Schmerzen, war sie erleichtert.

So genannte Nahtod-Erlebnisse sind Eindrücke eines bestimmten Hirnfunktionszustandes. Es hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts mit einem Jenseits im Sinne der Kirche zu tun.

Auch, wenn die biologischen Erkenntnisse über die Hirnfunktion noch spärlich sind, weiß man, dass mit veränderten Bedingungen im Hirn veränderte Funktionen eintreten können. Mangel oder Überschuss an Spurenelementen und Elektrolyten, Flüssigkeitsmangel, Einnahme von Medikamenten, Alkohol oder Rauschmittel, auch Verletzungen verursachen Funktionsstörungen, die von den Betroffenen unterschiedlich oder auch willkürlich gedeutet werden können.

Werden zum Beispiel mit einer Elektrode bestimmte Hirnareale gereizt, hat die Katze panische Angst vor der Maus.

Der labile Christ wird veränderte Geisteszustände ohnehin immer in die Nähe Gottes rücken. Es klingt doch erbauend für die Kirche, wenn schon mal einer Gott und die Eintrittsforte in das Himmelreich gesehen hat. Dagegen wird sich der atheistische Alkoholiker dazu bekennen: »Man war ich besoffen«!

Die Kirche lebt von der Dramatik um den Tod, beginnt doch mit ihm für den Verstorbenen das ewige Seelendasein, eine nicht zu beschreibende Glückseligkeit in Gott im Himmel.

Ob für die so genannte »Seelenwanderung« nach dem Tode nur der Weg zum Himmel gemeint ist, ob es gut ausgeschilderte Wanderwege dafür gibt, oder gar einen Rückfahrschein zur Erde einschließt, ist nicht bekannt.

Warum sind für Christen Aussagen von (naturwissenschaftlichen) Geistesgrößen weniger Wert als die von geistlichen Größen? So Leonardo Da Vincis Erkenntnis: »Wir haben aus Täuschungen und falschen Wundern ein Geschäft gemacht! Und führen die törichte Menge hinters Licht.« und »Unkenntnis blendet und lässt uns in die Irre gehen. Oh, ihr elenden Sterblichen, öffnet die Augen.«

b. Die Seele und Engel

Es gilt der Glaubensgrundsatz, die Seele ist unsterblich! Entscheidend für den Aufenthaltsort ist die Reinheit der Seele. Es gilt nicht als sicher, wer über den Reinheitsgrad entscheidet. Die scheinheiligen Reinheitsgebotshüter haben sich das Recht herausgenommen, die Aufenthaltsdauer im Fegefeuer selbst zu bestimmen, je nach Verschmutzungsgrad bzw. Sündenbeladenheit und mehr oder minder erfolgreichem Ablasshandel.

Wie auch immer, es sind vier »Endlager« vorgesehen:

1. Das Fegefeuer, eine Art Seelenwaschanlage. Hier wird entschieden, wie lange, wie gründlich und wie heiß gefeuert wird. Je nach dem wird die Seele weitergeleitet, zum Beispiel in die

2. Vorhölle. Sie soll für leichtere Straftaten und Kinder vorgesehen sein. Für Kinder könnte hier Langeweile, Verbot von Kartoffelchips und Fernsehen in Frage kommen. Für leichtere Verbrechen Erwachsener vielleicht ein Nagelbrett zum Schlafen und für den Alkoholiker Flaschenbier ohne Öffner. Für die nicht geläuterten Seelen führt der Weg direkt in die

3. Hölle. Eine Feindschaft zu Gott bedingt die Hölle auf i m m e r u n d e w i g. Es ist das Reich des Teufels und der ewigen Verdammnis. Die Strafen lassen sich nur schwer beschreiben. Man muss entsetzliche Qualen unvorstellbaren Ausmaßes ertragen. In der ewigen Finsternis kann man nicht die Hände vor den Augen sehen. Selbst die Flammen sind schwarz. Man hört nur gellende Schreie von verstümmelten und zerfetzten Seelen.

Dies Alles ist nichts gegen die Hauptstrafe: D i e S e e l e n s i n d f ü r i m m e r v o n G o t t g e t r e n n t!

4. Der Himmel ist der absolute Renner, der Komfortaufenthalt für das ewige Leben der Seelen. Dieser Firstklass – Aufenthalt ist für die geläuterten und die Seelen reserviert, die auf Erden immer gottesfürchtig waren, die regelmäßig Kirchensteuer bezahlt, nie geflucht haben, und einen guten Draht zum großen Chef hatten. Sündenfreiheit ist Bedingung, auch wenn sie erkauft wurde!

Das höchste Glück aber besteht darin: i n d a s A n t l i t z G o t t e s z u s c h a u e n!

Es besteht offenbar eine Konkurrenz zwischen Himmel und Hölle, eine Art Bettenauslastung wie in Krankenhäusern. »Hoffen wir, dass die Hölle leer ist«. John Milton prophezeit: »Besser in der Hölle herrschen, als im Himmel dienen«.

Es wird oft und viel über die und von der Seele gesprochen. Wer von uns hat sich ernsthaft Gedanken über die Seele gemacht? Welche Funktion hat sie? Wo ist sie? Gibt es sie wirklich? Sie gehört zu den nicht nachweisbaren Requisiten des Glaubens, wie die Engel, der liebe Gott, das Jenseits, der Himmel, die gesamte Palette des unvorstellbaren Glücks im Himmel, auch das Fegefeuer und die Hölle gehören dazu. Auch Diderot hatte schon seine Zweifel und lässt einen Hauptmann sagen: »Mein Gott, wenn es einen gibt, habe Mitleid mit meiner Seele, wenn ich eine habe«. Und eine Prostituierte meinte: »Es ist besser, tausendmal seinen Körper zu verkaufen, als einmal die Seele«.

Welchen Sinn hat sie, wenn es eine Seele gibt? Sie ist mit keinem unserer Sinne wahrnehmbar. Sie kann mit keiner der bisher bekannten wissenschaftlichen Methoden nachgewiesen werden. Es gab schon hartnäckige Fantasten, die die Seele gewogen und das eingebildete Gewicht der Seele mit 12 Gramm und mehr angegeben haben. Einerseits ein wissenschaftlicher Erfolg bei Nachweis der Seele, aber andererseits ein unbeschreibliches Drama, die Seele wäre Materie. Das darf nicht sein. Mein verehrter großer Kollege, der Chirurg Ferdinand Sauerbruch, hatte an der Charité in Berlin im letzten Jahrhundert wahrhaft viele Patienten aufgeschnitten und operiert und dabei »nie die Seele entdeckt.«

Hat das Vierzellenstadium der befruchteten Eizelle bereits eine Seele, und darf aus diesem Grunde keine Diagnostik durchgeführt werden?

Es ist nicht bekannt, wo genau sich die Seele im menschlichen Körper aufhält, ob sie einen festen Sitz hat oder im Körper umherwandert. Meines Wissens ist auf der Erde nie eine Seele gesehen oder wahrgenommen worden. Sie gehört wohl nach dem Tode in den Himmel und ist verantwortlich für unser ewiges Leben. Wie kommt die Seele in den Himmel? Von Gläubigen weiß ich, dass sie mit dem Ableben des Menschen den Körper verlässt und durch ein dafür geöffnetes Fenster entfleucht. Was passierte mit den Seelen der Japaner, die beim Atombombenabwurf in Bruchteilen einer Sekunde schattenlos verschwanden? Der Weg einer Bergarbeiterseele in 1000 Meter Tiefe ist sicher auch etwas schwieriger.