Es gotts(z)t mich an: Zufrieden ohne Gott

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Sind Seelen verstümmelter Menschen ebenfalls verstümmelt?

Wir können nur ungeklärte Fragen stellen, beantworten muss sie unser aller »Hersteller« oder ein so genannter Seelsorger.

Bescheren uns die Seelen bei vorzeitigem Tod durch Todesstrafe, Ermordung oder Selbstmord ein zeitigeres ewiges Glück im Himmel? Müssen wir die Millionen Toten der Kriege, des Holocaust und anderer Verbrechen etwa beneiden?

Können Seelen miteinander kommunizieren und haben sie wieder eine Seele?

Haben Andersgläubige oder Ungläubige auch eine Seele? Haben die Protestanten eine Seele. Oder gibt es eine Art Seelenökumene? Welchen Status erhalten die Seelen der unterschiedlichsten Verbrecher, Kinderschänder, Mörder, Steuerhinterzieher? Bekommen Kriegsverbrecher und Massenmörder einen Sonderstatus? Es gibt die Seelen der Geisteskranken, der Schizophrenen und Depressiven, der Drogensüchtigen, der Armen und Reichen. Hatte ein Totgeborenes schon eine Seele? Unterscheiden sich Seelen von Säuglingen und Erwachsenen? Sind die von Helden besonders wertvoll? Sind die Seelen der Vatikaner bunt und erkennt man die Seele des Katholenhäuptlings an den roten Schuhchen, vielleicht als toller Hecht im »Karpfenteich« der Seelen?

In meinem gänzlich nicht überirdischen Sprachgebrauch kenne ich nur: Rede es dir von der Seele, den Seelentröster spielen usw. Dennoch bleiben Fragen wie:

Muss ich als Atheist eine Seele haben, wenn ich gar keine will?

Wie hat die Seele von Papst Johannes Paul II. auf ihre Seligsprechung durch seinen Nachfolger Ratzinger am 1. Mai 2011 reagiert? Er hatte es so eilig, »weil es dem Herrn so gefallen hat«. Musste die Seele zu diesem Zeremoniell gefragt werden und bei der »Auszeichnung« einen Flügelschlag vorfliegen? Ist sie danach bunter? Bekommen selig und heilig gesprochene Seelen einen neuen Status? Gibt es dadurch vielleicht auch im Himmel eine Zwei-Seelen-Gesellschaft?

Dürfen Seelen Wünsche haben?

Gibt es einen Krieg der Seelen? Muss die Seele des missbrauchten und ermordeten Kindes neben der Seele ihres Mörders schweben? Gibt es Rachegefühle? Welchen Status erhalten die Seelen der Inquisitionstoten? Bekommen diese nach der »mea culpa« eine Abfindung? Gibt es eine katholische Seeleninquisition? Zum Beispiel gegen die Seelen der Protestanten und Atheisten? Wo befinden sich die Seelen der Ketzer?

Wissen wir im Himmel, wer wir auf der Erde waren? Erkennen wir uns wieder? Können unsere Seelen auf der Erde versäumtes Glück im Himmel nachholen? Sexorgien gibt es gewiss keine, wenn sich die Papstseele in der Nähe befindet. Oder gibt es für die Bischöfe und Kardinäle den »Kastanienball« der Seelen?

Liegen die Seelen in Regalen, oder Schließfächern, oder bewegen sie sich wie riesige Fischschwärme durch den Himmel.

Werden im Himmel alle Seelen, die des ermordeten Kindes und des Verbrechers gleich behandelt? Wenn nein, worin besteht der Unterschied, und, wenn ja, warum muss ich auf der Erde glauben, mich geißeln und reglementieren lassen?

Wenn es eine katholische Wahrheit der Seelen gibt, dann gibt es auch eine Seelenhierarchie mit strenger Kategorisierung: zuerst kommen die katholischen Seelen, dann die protestantischen, die der Atheisten und danach die übrigen Religionen. Selbstverständlich werden die männlichen und weiblichen Seelen streng getrennt archiviert. Man möchte sich ja sonst der Sünden fürchten…

Warum macht es nur die Atheisten und nicht die Gläubigen stutzig, dass unser Glück ins Jenseits verlagert wird, obwohl wir das Glück auf Erden brauchen. Etwas misstrauisch sollten wir schon sein. Schließlich kauft man die Katze auch nicht im Sack. Es gäbe noch tausende weitere Fragen über die Seele.

Ist etwa das ewige Glück unserer Seelen im Himmel auch nur ein Trick? Schiller antwortet in der Jungfrau von Orleans: »Gegen die Dummheit kämpfen Götter selbst vergeblich«.

Für den Leser mit Vernunft und Verstand: es gibt keine Seele, sondern eine Psyche: die Gesamtheit des menschlichen Fühlens, Empfindens und Denkens. Es sind Reaktionen des Hirns auf einwirkende Aktionen. – Auf Leid und traurige Mitteilungen reagieren wir traurig, auf fröhliche Ereignisse und Mitteilungen reagieren wir fröhlich.

Auch die Engel sind wie die Seelen, lediglich eine haltlose Behauptung und gehören zu den nicht nachweisbaren Utensilien der jenseitigen Religion.

Frauen mit Engeln zu vergleichen, ist immer ein Kompliment. Das betrifft die äußere Schönheit und die inneren Werte. Sie sind uns von Religionsbildern bekannt. Sie werden in der christlichen Religion erst seit dem 9. Jahrhundert verehrt. Das Wort Engel leitet sich von dem griechischen Wort »angelos«, der Bote, ab. Sie sind die Mittler zwischen Gott und den Menschen. Sie werden oft kindlich mit glatter Haut, rundem, freundlichem Gesicht und mit Flügeln dargestellt. Die Geschlechtsorgane sind immer mit einem Tuch verhüllt. Deshalb sind Engel geschlechtslos. Es heißt aber d e r Engel. Sie werden auch Schutzengel genannt. Sie schwärmen zu Hunderten, zu Tausenden oder zu Millionen im Himmel. Wie viele Schutzengel auf einen Menschen kommen, ist nicht bekannt. Es gibt auch Spezialisten unter ihnen. Für einige entstanden sogar Namen wie Gabriel, Michael und Raphael, in Fachkreisen auch Erzengel genannt.

Niemand, von Irren und Kranken abgesehen, hat je einen Engel gesehen. Wenn wir sie brauchen, sind sie nicht da. Priester sprechen von Engeln, als seien sie stets gegenwärtig und das Selbstverständlichste dieser Welt. Immer, wenn ich meinen Schutzengel brauchte, war er auf Abwegen. Wenn Versprochenes nicht eingehalten wird, sollten wir misstrauisch nachfragen.

Letzteres sollten wir auch gegenüber so genannten christlichen Wurzeln, christlichen Werten und christlichen Traditionen sein. Es handelt sich dabei meist um alte vom Christentum geprägte Überlieferungen und Bräuche. Die Pfaffen und christlichen Politiker verteidigen und begründen diese egoistisch, geht es doch letztlich um ihre und die Daseinsberechtigung der Institution Kirche und der passenden Theorie des Glaubens. Schließlich ist das alles ein Bekenntnis und ein Kniefall des Staates zum Erhalt der Religion, zur Nutzung der Macht (s. Staat und Kirche).

Wir müssen beim heutigen Stand der Wissenschaft Traditionen nicht unkritisch übernehmen. Wer möchte, der soll sich kirchlich trauen und beerdigen lassen. Man kann aber entschieden gegen die Traditionen wie Kirchensteuer, die Reglementierungen durch die Kirche, die Einmischung ins Privatleben, Konfessionsschulen, Religionsunterricht in den Schulen u. v. m. sein. Auch Kindermissbrauch gehört seit Jahrhunderten leider zur »christlichen« Tradition! Von über 500 Jahren Inquisition wollen wir gar nicht reden.

Es ist keine Verspottung unserer Vorfahren, die nichts von unserem Wissen ahnten. Wer so beharrlich an den christlichen Wurzeln und Traditionen hängt, der möge auch auf die nichtchristlichen Erneuerungen wie Auto, Computer, Handy und moderne Freizeitgestaltungen verzichten.

Wir haben heute auf die gleichen Fragen der Vergangenheit andere wissenschaftliche Erklärungen und Deutungen. Deshalb müssen wir manche christliche Werte und Traditionen neu bewerten und mit ihnen anders umgehen.

Als Einstein seiner Sekretärin die Prüfungsfragen für die Studenten überreichte, stellte sie fest, es seien doch die gleichen Fragen wie vor einem Jahr. Darauf soll Einstein geäußert haben: »Aber die Antworten sind anders«!

Deshalb darf niemand beleidigt sein, wenn wir die Vergangenheit auf Grund aktueller Erkenntnisse neu hinterfragen. Der Glaube macht dabei keine Ausnahme. Die kirchliche Vergangenheit muss mit Argumenten der Gegenwart aufgearbeitet werden. Wir dürfen uns nicht von der unwissenden Vergangenheit bevormunden lassen. Der gegenwärtige Erkenntnis – und Wissensstand ließe eine Entstehung der christlichen Religion heute nicht mehr zu. Die Legitimierung und Dokumentation um die Zeitenwende ist lückenhaft und umstritten, aber so geschehen unter der Anwesenheit Gottes. Überhaupt müssen wir uns fragen, warum Gott und Jesus zu einer Zeit wenig gebildeter und unwissender Menschen erschienen sein soll und nicht heute! Schlimmer noch, man hat über ein so wichtiges Ereignis erst viele Jahre später berichtet und wir warten seit fast 2000 Jahren auf die Erfüllung seiner Versprechung: die Erlösung, was sie auch immer bedeuten mag.

Es wurden von den Schreibern große Weisheiten verbreitet: Man drohte mit dem nahenden Weltuntergang nach Johannes ( Apokalypse ) und die Erlösung der Menschheit. Keiner hat über die fernere Zukunft der Menschheit geschrieben oder gepredigt: Kein Wort über menschliche und gesellschaftliche Entwicklung. Gott ließ uns nichts über die Zukunft wissen: Evolution, Kultur, Erkenntnisse, Wissenschaft und Fortschritt. Nur, dass sie, die Kleriker, durch Eroberungs- und Glaubenskriege mächtig und reich sein wollen und werden hat ihnen Gott in die Wiege gelegt. Keiner schreibt über Weltraumforschung, keiner über moderne Medizin, mit der wir uns vor zu zeitigem ewigem Glück im Himmel wehren. War das alles nicht geplant?

Dass Gott möglicherweise eine andere Zeitrechnung hat, ist keine Entschuldigung. Schließlich ist er allmächtig und allwissend und möchte sich merken, dass unser Tag 24 Stunden hat und unser Leben begrenzt ist.

c. Gott und die Welt

Die Entstehung der Welt zu notieren, war sicher nicht einfach für Moses. Als möglicher Autor des alten Testaments, fühlte er sich gewiss anderen überlegen und durch seine Schreibkunst berufen, die Entstehung der Welt zu erfinden und zu beschreiben. Die Kirche beharrt auf dem Erkenntnisstand von vor 3500 Jahren, und schätzt das Alter der Erde auf 4000 Jahre. Warum sollen wir gut gemeinte, aber falsche Erkenntnisse kritiklos übernehmen? Irrige Mitteilungen müssen durch neue Erkenntnisse aktualisiert werden.

 

Wir haben nur zwei Versionen für die Entstehung der Welt. Den Urknall und die Erschaffung durch Gott. Über Millionen Jahre war es kein Problem, bis die Kirche eins daraus machte. Für die Entscheidung der Kirche spielten Wissenschaft und Erkenntnisse keine Rolle. Sie entschied sich für die einfachste Variante, die Schöpfungs-Behauptung.

Ob der Kosmos jemals vollständig erforscht und dessen Entstehung geklärt wird, lässt die Wissenschaft offen. Wir können gut damit leben. Alles erscheint glaubwürdiger als die Existenz eines Gottes.

Für unser Dasein spielt es überhaupt keine Rolle, wie die Welt entstanden ist. Die Kirche wurde mit ihrer Institutionalisierung und Zwangschristianisierung mit Dogmen, Drohungen und Reglementierungen zur Geißel der Menschheit. Mit welchem Recht und warum müssen Gläubige zu ihrem nicht erwiesenen Glück gezwungen werden? Warum hat der Gläubige keine eigene Entscheidungsfreiheit? Warum muss er als Säugling in die Kirche eingetreten werden, ohne Verstand, ohne Willen, ohne Wissen? Warum kann nicht jeder Christ allein entscheiden, ob er in den Himmel will? Warum muss er in die Konfessionsschule und in den Religionsunterricht? Von klein an muss eingehämmert werden, was ein Leben lang halten soll. Nur so hat die Kirche eine Überlebenschance. Der Staat ist ihr korrupter Helfer. Durch die Ablehnung des Glaubens als Privatangelegenheit, durch die Behinderung der Wissenschaft und die Bindung an den Staat werkelt die Kirche bisher erfolgreich an ihrer Daseinsberechtigung.

Die gesellschaftliche Entwicklung und die unvermeidliche Aufklärung durch Erkenntnisse der Wissenschaft und Forschung werden dazu beitragen, diesen gesellschaftlichen und religiösen Konservatismus zu überwinden.

Die Entstehung der christlichen Religion konnte keinen besseren Nährboden finden als die Unwissenheit, das Unerklärliche, die Armut und die Verzweiflung. Für die Prophezeiungen: die Erlösung, der Weltuntergang, die Hoffnung auf das Jenseits und das ewige Leben im Himmel, gab es keine Alternative. Die Pflege dieses Glaubens hat die Institution Kirche reich gemacht.

Wir tun niemandem weh, wenn wir traditionelle Lügen mit Verstand verabschieden. Wir alle danken Adam, dass er in den Apfel der Erkenntnis gebissen hat. Hätte der Vatikan und seine Fans geahnt, dass die Vertreibung aus dem Paradies das Paradies ist, hätte man Körbe weise Äpfel bereitgestellt, und Adam unter Androhung des Scheiterhaufens zum Hineinbeißen gezwungen. Der Vatikan könnte sich aber auch nach Belieben von Prunk und Reichtum verabschieden, als hätte es nie einen Biss in den Apfel gegeben!

Ohne den Biss in den Apfel hätte Moses nie schreiben gelernt und wir hätten nie erfahren, dass Gott unsere Welt erschaffen hat!

Wir können uns wohl mit unserem Wissen, unserer Erfahrung und Bildung in die Zeitenwende versetzen, aber uns nicht auf das damalige Bildungsniveau begeben. Wir sehen alles in der Rückschau. Manches ist in Ermangelung von Fakten nicht nachvollziehbar und vieles bleibt lückenhaft. Und all diesem sollen wir uns kritiklos unterwerfen? Weil der Vatikan, der Hüter der reinen Lehre und Sprachrohr des lieben Gottes es so will? ... Nein, nein, nein! Hat er Angst vor Denis Diderots Erkenntnis: »Unglaube ist der erste Schritt zu Philosophie«?

Wir dürfen uns nicht der Unwissenheit und Primitivität von vor 3500 Jahren kritiklos unterwerfen.

Wir zweifeln heute mit Recht an der Glaubwürdigkeit alter Schriften. Also auch berechtigt an den Fakten zur Entstehung der christlichen Religion. Für eine so wichtige göttliche Mission erscheint die Art und Weise der Überlieferung unwürdig. Die Dokumente sind fast ausnahmslos keine Originale, oft nur Aufzeichnungen mündlicher Überlieferungen und unwissentlicher (?) Fälschungen.

Es wäre doch für einen solchen Gott eine seiner leichtesten Übungen, morgen Originalunterlagen vor die Papsttür zu beamen!

Die Glaubwürdigkeit des großen Weltenlenkers nimmt im Zuge der Aufklärung eher ab.

Das Bedürfnis der Menschen auf seine Hilfe, dagegen zu. Es gibt genügend schreiende Hilferufe gen Himmel, die allesamt ungehört verhallen. Beginnt Papst Benedikt XVI. zu zweifeln?: »Wir leiden unter der Geduld Gottes«, »Wie oft wünschen wir uns, dass Gott sich stärker zeigen würde«, »dass er dreinschlagen würde«. In weiteren 2000 Jahren könnte er die gleichen Worte wählen.

Warum Gott dennoch soviel Vertrauen genießt, liegt an den Menschen selbst. Die Wissenschaft versucht mit modernen Methoden die Vergangenheit wie ein Mosaik zusammenzusetzen. Eine Vollständigkeit wird in Ermangelung von Aufzeichnungen nicht gelingen. Statt Schriften führen uns andere kulturelle Überlieferungen, Skelette, Knochenreste und Steinabdrucke in die Vergangenheit. Schließlich kam die Schrift erst nach der Sprache, wie das Schwert nach dem Faustkeil.

Die Kirche verlangt, höchst Zweifelhaftes kritiklos hinzunehmen. Es muss gestattet sein, neue Erkenntnisse zur Wahrheitsfindung dagegen zu halten. Wäre die Wahrheit der katholischen Kirche so unwiderlegbar, brauchte sie keine Angst vor der Wissenschaft und deren Erkenntnissen zu haben. – Die Wissenschaft würde nach langen Jahren der Forschung ohnehin nur Gott finden! Die Kirche fürchtet Wissenschaft, Erkenntnisse und Aufklärung! Wie der Teufel das Weihwasser …

d. Der Glaube soll uns alles glauben machen

Der Glaube an Gott ist die Grundlage einer jeden Religion, also auch der christlichen.

Darunter versteht man die ungetrübte Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. Die Normen für diesen Glauben bildet die Auslegung der Heiligen Schrift, also die Bibel. Das kirchliche Lehramt ist verantwortlich für die Bewahrung der Überlieferung und bedarf keines Beweises! Der Glaube beinhaltet weder Hypothesen (unbewiesene Aussage) noch Theorien (wissenschaftlich begründete Aussage). Er enthält einen Befehlscharakter ohne Duldung von Zweifel oder Kritik. Zur Reinhaltung der Glaubenslehre im katholischen Kirchenrecht dient der Glaubenseid. Er ist ein Glaubensbekenntnis unter eidlicher Versicherung, an ihm festzuhalten. Drewermann stellt fest, »dass in keiner anderen Institution so viele Eide geschworen werden wie eben in der katholischen Kirche«. Und kritisiert, »der Eid unterhöhlt, ob man es will oder nicht, den Charakter der Kirche selbst«. Damit verpflichtet sie »ihre eigenen Mitglieder in den leitenden Ämtern« zur Treue.

Der religiöse Glaube gleicht dem militärischen Gehorsam!

Warum gibt es Gläubige und Ungläubige? Niemand auf dieser Welt wird als gottgläubig, als Raucher oder als Alkoholiker geboren. Menschen, nicht Gott, erziehen den Menschen zu einem Zeitpunkt seiner Arglosigkeit, im Kindesalter, zum Glauben. Raucher und Alkoholiker werden durch ihre Umgebung gemacht. Einmal geworden, gehören Alkohol, Zigaretten oder Religion zur Tradition, Gewohnheit oder Sucht.

Ob der Glaube Sinn macht, oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Es gibt Menschen, die nicht ohne Glauben sein können und andere, die ohne ihn glücklich sind.

Im Umgangssprachlichen drückt »glauben« eine gefühlsmäßige Überzeugung aus, die keine Beweise verlangt. Etwas für wahr halten, ohne wissenschaftliche Begründung. Man glaubt an die Zukunft. Man glaubt, jemanden zu kennen, oder etwas für möglich oder wahrscheinlich zu halten. Ich glaube, dass er ehrlich ist usw. Man drückt keine Gewissheit aus.

Warum werden die Menschen durch die Taufe zum Glauben gezwungen? Verlangt Gott, dass wir glauben? Die Pfaffen verfügen und verteidigen den Glauben. Dazu dienen ihnen Kreuzzüge, Inquisition, Klöster, Konfessionsschulen und andere geißelnde Reglementierungen. Der Glaube wird mit Intoleranz und Autorität verteidigt.

Der Glaube wird für den Menschen zum Prüfstein: Wie weit kann man eine Demütigung durch Unterdrückung, Tyrannisierung, Reglementierung und Verdummung ertragen?

Man braucht für den Glauben nicht intelligent oder gebildet sein, für die Wissenschaft schon. Es erscheint mir zweifelhaft, durch Studium »den Glauben zu begreifen«. Das Studium dient eher dazu, schlicht und kritiklos zu glauben, und vom Denken zu isolieren. An christlichen Inhalten zu zweifeln oder historische Wahrheiten anzuerkennen, ist nicht Sache des Glaubens.

Glaube muss man nicht beweisen, man muss ihn unwidersprochen glauben.

Manipulation haben wir nicht nur im Glauben. Beeinflussung gibt es auch in der Politik, Kunst, Sport, Medien. Manipulationen dienen oft einem gewissen Missbrauch!

Warum ist es möglich, Menschen ohne jeden Beweis, zu überreden, zu überzeugen oder ihnen etwas glaubwürdig zu machen? Warum gelingt eine Beeinflussung der Menschen, für viele lebenslang, nur durch verbale und bildhafte Schilderung? Woran liegt es, dass wir gute, böse, mitleidige, ängstliche, tapfere, aggressive, sensible, gefühlskalte, aufgeschlossene, zurückhaltende, sympathische, unsympathische, liebevolle, liebebedürftig, freigiebige, geizige, beeinflussbare, willensstarke, demütige, unterwürfige, herrschsüchtige, missgünstige, misstrauische, empfindende, angenehme, unangenehme, ehrliche, unehrliche – glaubende und nicht glaubende Menschen haben? Warum sprechen Kinder die Sprache ihrer Eltern? Es ist der Erfolg von Erziehung und Nachahmung. – Auch bei gleicher Erziehung werden Eigenschaften individuell abweichen. Jeder ist Kraft seiner Gene, Erziehung und Umwelt sein eigenes Individuum. Hier liegt der Grund für die individuelle Persönlichkeit und seinen eigenen Charakter. – Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wir haben an andere Stelle gesagt, je zeitiger und intensiver die Erziehung beginnt, desto erfolgreicher wird sie sein. Die Kirche weiß das!

Viele Faktoren, Bildung, Umgebung, soziales Umfeld und vieles mehr formen die menschliche Persönlichkeit. Warum beurteilen zwei verschiedene Menschen eine dritte Person unterschiedlich? Vom Lokalpatriotismus abgesehen, empfinden wir unterschiedliche Sympathien für verschiedene Sportmannschaften. Warum können sich manche Menschen nicht leiden? Andere lieben sich. Das alles hat mit einem Gott nichts zu tun.

Man kann aber auch Stimmungen absichtlich manipulieren. Auffällige Riten von Geistheilern haben etwas Mystisches, um Wirkung vorzutäuschen. Folglich kann eine entsprechende Erziehung auch eine unglaubliche Verdummung bewirken.

Um die Qualen im Fegefeuer abzukürzen oder vielleicht die Flammen kleiner zu drehen, wurde der so genannte Ablass oder die Vergebung der Sünden erfunden. Es wurden sogar Sündentarife in einer kirchlichen Bußordnung festgelegt.

Es ist beleidigend, für wie bildungsarm die Gläubigen gehalten wurden und werden!

Wie leichtgläubig sie sein müssen, sagt uns Papst Clemens VI. (13421352), der ewigen Ablass garantiert: »Das ganze Menschengeschlecht hätte eigentlich schon durch einen einzigen Blutstropfen Jesu erlöst werden können; er habe aber so viel vergossen, dass dieses Blut, welches doch gewiss nicht umsonst vergossen sei, einen unermesslichen Kirchenschatz ausmache, vermehrt durch die gleichfalls nicht überflüssigen Verdienste der Märtyrer und Heiligen. Der Papst habe nun zu diesem Schatz den Schlüssel und könne zur Entsündigung der Menschen ablassen, so viel er wolle, ohne Furcht, solchen jemals zu erschöpfen«.

Wenn man das erforderliche Geld auf den Altar legte, erhielt man als Sponsor, Ablass für die begangenen und künftigen Sünden, bis auf Jahre im Voraus, und man war unschuldig wie ein getauftes Neugeborenes!

Auch Geldbeträge für den Bau der Peterskirche wurden mit Ablass belohnt.

Während für die Reichen galt: »und setze dich von neuem in den reinen und unschuldigen Zustand zurück, worin du gleich nach der Taufe warst, so dass, wenn du stirbst, die Pforten der Hölle, wodurch man zur Qual und Strafe einzieht, verschlossen sein soll, damit du geraden Weges in das Paradies gelangen mögest«. Zum Schluss dieser Ablasstaxe heißt es in entwürdigender Weise: »Dergleichen Gnaden können Arme nicht teilhaftig werden, denn sie haben kein Geld, also müssen sie des Trostes entbehren!«.

Der bekannteste Ablasskrämer war Tetzel, ein Inquisitor und geschwätziger Mönch der Dominikaner. Er versprach, selbst den durch Ablass zu befreien, der »die Mutter Gottes genotzüchtigt und geschwängert habe«. Er verkaufte den Leuten Ablässe für mehrere hundert Jahre. Es wurden die Fegefeuerjahre je nach Sündenanteil und Schwere der Sünden addiert. Die bekannteste und nahezu biblische Formulierung stammt von ihm: »Sowie das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!«

Auch wer Reliquien küsste oder kaufte bekam Ablass für mehrere Hundert Jahre. Zu solchen Reliquien gehörten Haare der Jungfrau Maria, und Milch von ihr, das Hemd in welchem sie Jesus geboren hat, Zähne von Paulus und Holzsplitter vom Kreuze Jesu Christi, von denen es auf der Welt soviel gibt, dass man mehrere Kreuze davon zimmern könnte.

 

Den Teilnehmern an Kreuzzügen wurden alle Sünden vergeben, eine Art preiswerter mittelalterlicher Ablasssold. Neben diesem ideellen Ablass wurden insbesondere ab dem 14. Jahrhundert die Ablässe zur unverzichtbaren, aber lohnenden Einnahmequelle. Die heutige katholische Beichte ist ein Festhalten am Ablass. Allein die Priester wussten, wie viel Gebete erforderlich waren, um die Seele auszulösen. Es gibt Ablässe, die noch wesentlich peinlicher sind.

Das sind alles keine kabarettistischen Einfälle und auch nicht Büttenreden vom Karneval, sondern von der Kirche und den Päpsten erfundene »Wahrheiten«, denen man auch nicht widersprechen durfte.

Dennoch ist die Kirche eine gute Investition mit einem berauschenden Preis-Leistungsverhältnis. Man setze sich einmal im Jahr in den Beichtstuhl, macht vier Rosenkränze und man ist die Sünde los. Mord, Todschlag, Diebstahl usw. – alles vergeben und vergessen.

e. Angst – die Königin des Christentums

Am jüngsten Tage erwartet uns unter Androhung von Strafen die Abrechnung für unsere Sünden auf Erden. Als Falle ließ uns Gott die Freiheit, a l l e s tun zu dürfen. Wir sind für unser Tun und Lassen allein verantwortlich. Was davon Sünde ist entscheidet allein Gott. Die Abrechnung gilt für a l l e Sünden (auch die sieben Todsünden) in räumlicher Trennung im Jenseits und in zeitlicher Trennung nach dem Tode. A l l e s wird in ein nicht nachweisbares N i c h t s verlagert. Ist Gott also nur zur Abrechnung da? Es steht auch nicht fest, ob diese endgültige Einschätzung der Sünden unmittelbar nach dem Tod oder später erfolgt. Hat Gott die Macht, uns helfen zu können und tut es nicht, ist es dann unterlassene Hilfeleistung?

Warum werden die Katastrophen, Leiden und Unglücke immer nur kurz erwähnt, aber im gleichen Atemzug Gott und seine unendliche Güte salbungsvoll gelobt? Der Klerus weiß, seine Versprechungen können im Zweifel nie kontrolliert werden.

Wir wollen uns vor Augen führen, was uns Gott erlaubt und zumutet: Jeder von uns kann es täglich erleben oder erfahren. Es geht um Freud und Leid und das tägliche Leben. Wir dürfen gut und böse, glücklich und traurig, gerecht und ungerecht, geizig und freigiebig sein, wir dürfen gute und schlechte Eigenschaften haben, wir dürfen arbeiten, essen, trinken, Urlaub machen. Wir dürfen alles tun und lassen. Kurzum wir dürfen unsere persönliche Freiheit und Harmonie genießen.

Wir dürfen aber auch hungern, frieren, dursten, arbeitslos und arm sein und Qualen erleiden. Im Namen Gottes dürfen Kriege geführt werden. Über fünfhundert Jahre durfte im Namen des Glaubens, aus niedrigsten Beweggründen, qualvoll gemordet werden. In Klöstern wurde unsagbares Leid und Unheil angerichtet. Die Nazis ermordeten sechs Millionen Juden. Es durften im zweiten Weltkrieg über fünfzig Millionen Menschen umgebracht werden. Ohne dass es den Herrn da oben gestört hätte – oder?

Naturkatastrophen dürfen uns überraschen. Das Christentum war noch ganz jung, als ein Vulkanausbruch 79 n. Z. Pompeji mit einer sieben Meter hohen Schicht Asche bedeckte und Tausende von Menschen verschüttete. Ein Tsunami 2004 durfte fast 300.000 Menschen in den Tod reißen. Erdbeben vernichten ganze Städte mit ihren Einwohnern. Seuchen, Epidemien und Krankheiten bringen Tod und Elend.

Wo ordnen wir unsere Wehrlosigkeit gegenüber den Naturkatastrophen ein? Wäre hier nicht die schützende Hand Gottes erforderlich? Wie werden die Opfer der Katastrophen im Jenseits beurteilt?

Wir sind für unser Tun und Verhalten, aber doch nicht für die Naturkatastrophen verantwortlich. Rechnet Gott diese unsere Wehrlosigkeit auch zu unserer Freiheit auf dieser Erde?

Wie verhält es sich mit unserer Freiheit, die uns Gott schenkt, in autoritären Regimes, mit Ausbeutung und Unterdrückung, Ungerechtigkeiten, Folterungen und Hinrichtungen, keine Bildung.

Warum macht Gott verschiedene Religionen, die sich untereinander bekämpfen? Werden sie durch Menschen selbst gemacht, brauchen wir keinen Gott. Warum benachteiligt Gott die Menschen unterschiedlich. Gott lässt Todesurteile zu, der Papst ist dagegen – eine Farce dieser Stellvertreterkonflikt.

Auf welcher Seite steht Gott eigentlich? Auf Seiten des Opfers oder des Täters? Hilft er den Schwachen oder Starken? Hilft er uns wirklich, wenn wir uns selbst helfen? Segnet er die Waffen von Freund oder Feind? Was denkt sich Gott bei Gebeten, bei Hilfeschreien von Kindern, von Sterbenden, Leidenden? Keine Antwort! … Auf Antworten seiner Gefolgschaft kann ich gern verzichten.

Es fällt mir schwer, am Glauben etwas Tröstendes oder Gutes zu finden. Im Gegenteil, Gott entfernt sich für mich immer mehr aus dem realen Alltag. Die Relationen des Kosmos und die zunehmenden Erkenntnisse der Wissenschaft einerseits, und jegliches Vermissen göttlicher Reaktionen und Eingebungen andererseits, lassen den Glauben immer unglaubwürdiger werden. Hinzu kommen die unheilvolle Vergangenheit und Gegenwart der Kirche.

Die Religion lehrt uns, alles tun zu dürfen, weil Gott es erlaubt, und uns prüft. Die Wahrheit ist, Gott hindert oder hilft uns bei gar nichts. – Basta! Nicht, weil Gott es nicht will, nicht weil Gott es nicht kann, es gibt für mich keinen Gott. – Für den Fall, dass ich mich irre: ich brauche keinen Gott, der sich um nichts kümmert. –

Wenn der oberste Hirtenstabträger aus Rom uns gängelt, verbietet, droht und reglementiert, ist das eine Zuwiderhandlung gegen die uns von Gott garantierte Freiheit!

Die Gläubigen werden von der Taufe an reglementiert. Sie werden mit Pflichten, Forderungen, Zwängen, Verboten, Drohungen, Lügen, Zwangserziehungen und falschem Faktenwissen zugemüllt. Schlechtes Gewissen, Schuldgefühle und Sünde sind gewollt. Was uns Freude bereitet und uns vom Glauben ablenkt, ist nicht erwünscht.

Warum können viele Christen-Hardliner nicht damit zufrieden sein: es gibt Gott, der die Welt und die Erde erschaffen hat. Wir wollen alle tolerante Menschen sein, mit gegenseitiger Hilfsbereitschaft und Solidarität, mit einer Genügsamkeit und wenig Egoismus, ohne Machtanspruch, eingebettet in die staatliche Gesellschaft mit Rechten und Pflichten wie alle anderen. Sie wollen sich nicht in gesellschaftliche Angelegenheiten einmischen! Sie dürfen demütig und Gott untertan sein. Sie sind für Gleichheit in Bildung und Lehre. Sie erkennen ohne Widerspruch die Naturgesetze und die Evolution an, und nutzen somit berechtigt die wissenschaftlichen Erfolge. Sie dürfen beten, beten, beten.

Es genügt den Klerikern nicht, dass die Normalochristen einfach nur gute und zufriedene Menschen sind in Anlehnung an die Bergpredigt! – Sie werden eben von diesen fehlgeleitet und manipuliert. Solche fanatische Menschen haben den Glauben für sich selbst gemacht und in der Bibel niedergeschrieben. Sie enthält fast steinzeitliche Kriterien. (Die Steinzeit reicht in manchen Regionen der Erde bis 1600 v. Z.) In ihr ist die von Menschen erdachte Schöpfung niedergeschrieben. Auch alles Weitere ist ebenfalls erwünscht und erfunden. Diese indoktrinierte Gottesfürchtigkeit mit ihrer kritiklosen Akzeptanz der Kirche sind Bedingungen für das Überleben des christlichen Glaubens. – Zur Unterstützung droht Gott ständig und schürt für uns das Fegefeuer – weil er uns doch alle so lieb hat.