Der Osterhase und die Henne Gackeleia

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Der Osterhase und die Henne Gackeleia
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Impressum

Der Osterhase und die Henne Gackeleia

Helmut Höfling

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2013 Helmut Höfling

ISBN 978-3-8442-6297-1

Gackeleia hält eine Rede

Über die bunten Ostereier geriet eines Tages die Henne Gackeleia mit dem Osterhasen in Streit, und das kam so: Es war in den ersten Märztagen. Endlich schien die Sonne wieder warm und öffnete die Knospen an Bäumen und Sträuchern. Das milde Frühlingswetter erinnerte die Henne Gackeleia daran, dass es nun nicht mehr lange dauerte bis Ostern. Dabei dachte sie auch an all die Kinder, die sich schon jetzt auf die Ostereier freuten, und das machte sie ein bisschen neidisch auf den Osterhasen.

Noch eine Weile scharrte sie auf der Wiese herum, bis sie genug Käfer und Würmer gefunden hatte. Dann schaute sie sich nach den anderen Hühnern des Bauernhofes um. Einige lagen in Kuhlen und nahmen ein Sandbad. Die meisten aber hockten außen mit dem Hahn auf dem Gartenzaun und hielten ein Nickerchen.

Die Gelegenheit ist günstig, dachte die Henne Gackeleia, jetzt habe ich alle beisammen und kann ihnen mitteilen, was mir so durch den Kopf geht.

Damit breitete sie die Flügel aus und flatterte gleichfalls auf den Gartenzaun hinauf. Doch statt sich dort auch auszuruhen, gackerte sie lauthals los und scheuchte die anderen Hühner auf:

„Gack-gack-gack, das ist doch eine Unverschämtheit!“

„Was?“, fragte der Hahn neben ihr.

„Die Sache mit dem Osterhasen und so.“

„Also ich weiß nicht, was du damit sagen willst“, meinte eine zweite Henne.

„Muss ich denn noch deutlicher werden? Wir sind doch alle Hennen oder nicht?“

„Gack-gack-gack-gack-gack!“, antwortete die ganze Schar. Nur der bunt gefiederte Hahn schüttelte seinen Kamm und erklärte stolz: „Ich nicht!“

„Jetzt spreche ich nur zu meinen Schwestern“, erwiderte ihm Gackeleia unwillig, ehe sie sich erneut an die anderen wandte. „Also gut, wir alle sind Hennen, und wir Hennen haben nun mal das Vorrecht, Eier zu legen - oder etwa nicht?“

„Gack-gack-gack-gack-gack!”

„Das ganze Jahr über kommen wir nicht zur Ruhe.“

„Außer wenn wir in der Mauser sind und die Federn verlieren“, ergänzte das erste Huhn.

„Das sind wir aber nur ein paar Wochen“, fiel die Henne Gackeleia rasch ein.

Die anderen Hühner nickten, und eines von ihnen bestätigte: „Ja, das ist nicht der Rede wert.“

„Und was ist Ostern?“, fragte Gackeleia die anderen. „Da tun die Menschen ja gerade so, als würden sie uns Hühner überhaupt nicht kennen. Da gackern sie nur vom Osterhasen, und wenn die Kinder nur schon den Namen `Osterhasen´ hören, dann geraten sie außer Rand und Band.“

„Gack-gack-gack-gack-gack!“

So schwatzten und gackerten die Hühner durcheinander und brachten dadurch die Henne Gackeleia erst recht in Schwung. Sie flatterte vom Zaun auf den untersten Ast des Kirschbaums und rief:

„Darum denke ich, meine lieben Mithennen, das muss anders werden, noch dieses Jahr. Ich schlage daher vor, dass wir sofort zum Osterhasen aufbrechen und ihm gehörig die Meinung sagen.“

„Gack-gack-gack-gack-gack…!“

„Lächerlich“, meinte der Hahn, „einfach lächerlich. So was kann nur einem dummen Huhn einfallen.“

„Schweig!“, fuhr ihn Gackeleia an. „Du hast hier gar nichts mitzugackern.“

„Gack-gack-gack-gack-gack!“, stimmten die anderen Hühner der Henne Gackeleia zu.

Gegen eine solche Übermacht war auch der stärkste Hahn machtlos. Deshalb zog er es vor, nichts gehört zu haben.

Tja, Gackeleia war schon eine Henne, die genau wusste, was sie wollte, und wegen ihres losen Schnabels überall gefürchtet. Zusammen mit den anderen Hühnern hüpfte sie vom Zaun herunter. Doch bevor sie aufbrachen, setzte sich die Henne Gackeleia erst noch ihr neues Frühjahrshütchen auf, band sich den rosa Seidenschal um und klemmte ihren Regenschirm unter den Flügel. Ohne Schirm ging sie nämlich nie aus: Sie hielt das für vornehm.

Dann trippelte Gackeleia an der Spitze der Hühnerschar schnurstracks zum Osterhasen. Als sie dabei den dunklen Wald durchqueren mussten, wo der Fuchs hauste, wären die meisten am liebsten wieder umgekehrt: So unheimlich und beängstigend kam es ihnen darin vor. Aber um sich und den anderen Hühnern Mut zu machen, fing die Henne Gackeleia an, laut zu gackern. Das erste „Gack-gack-gack“ der Henne Gackeleia war für die ganze Schar das Zeichen, wie ein Chor in den Gesang einzustimmen.

Der Osterhase ist kein Huhn

Endlich lag der gefahrvolle Wald hinter der Schar der Hühner. Vor ihnen breitete sich die Osterhasen-Wiese aus, bedeckt mit Tausenden von Gänseblümchen und Mohn, Kornblumen und gelben Osterglocken. Hier war das ganze Jahr über Sommer, und die Sonne strahlte immer vom blauen Himmel. Denn der liebe Gott kann die kleinen Häschen nun mal besonders gut leiden. Darum erweist er ihnen gern den Gefallen.

Unter einem Holunderstrauch stand ein Riesenei mit einem Schornstein darauf: Das war das Haus des Osterhasen. Es sah so lustig aus mit seinen gelb getünchten Mauern, dem roten Dach, den grünen Fensterläden und der blauen Tür, neben der eine Glocke hing.

„Wir sind da“, stellte die Henne Gackeleia fest und hörte auf zu gackern.

Auch die anderen Hühner schwiegen jetzt. Sie wollten sich nicht jetzt schon ganz außer Atem gackern, sondern ihre Luft lieber für ihr Gespräch mit dem Osterhasen sparen.

Vor der Tür des Osterei-Hauses machte die Hühnerschar Halt. Gackeleia packte mit dem Schnabel das Zugseil der Glocke und läutete Sturm, und es dauerte auch nicht lange, da hörten sie den Osterhasen durch den Flur hoppeln.

„Ach, sieh mal einer guck“, rief er überrascht, als er die Tür öffnete, „die Henne Gackeleia mit ihren Schwestern!“

„Du brauchst gar nicht so spöttisch zu tun, Osterhase.“

„Gack-gack-gack-gack-gack!“, pflichteten die anderen der Henne Gackeleia bei.

„Ich spotte ja auch gar nicht, Gackeleia. Ich freue mich doch nur, dass ich einmal von euch Hühnern Besuch bekomme.“

„Die Freude wird dir bald vergehen, wenn du hörst, weshalb wir gekommen sind.“

„Na, da bin ich aber neugierig“, erwiderte der Osterhase. „Aber bitte, tretet doch erst mal ein in die gute Stube.“

„Gack-gack-gack-gack-gack!“, machten die Hühner und folgten dem Osterhasen ins Haus.

„So, meine lieben Hennen, wenn ihr hier auf den weichen Sesseln Platz nehmen wollt...“, forderte der Osterhase sie auf, unterbrach sich jedoch plötzlich, als er die dummen Gesichter der Hühner sah, und fuhr fort: „Ach nein, ihr hockt ja lieber auf Stangen. Wartet mal, ich lege rasch den Besen über die beiden Stühle, dann könnt ihr euch bequem auf den Stiel setzen. Und wenn ich euch vielleicht noch ein Schüsselchen Weizen anbieten dürfte...“

„Lass dieses dumme Geschwätz, Osterhase, gack-gack“, fiel ihm die Henne Gackeleia ins Wort.

Die Hühner nickten, und eines von ihnen erklärte: „Wir sind nicht gekommen, um uns einen gemütlichen Nachmittag zu machen, gack-gack. Wir haben ein ernstes Wort mit dir zu reden, gack-gack.“

Der Osterhase schlackerte mit den Ohren. „Eijeijei, ihr macht einem ja Angst und Bange!“

„Wir haben nämlich beschlossen, von diesem Jahr an den Osterhasen zu machen.“

„Wie bitte?“, fragte der Osterhase die Henne Gackeleia und blickte sie dabei an, als habe er sie nicht richtig verstanden.

„Wir plagen uns das ganze Jahr über mit Eierlegen“, erklärte ein Huhn, „und wer hat den Dank dafür?“

„Der Osterhase!“, rief die Schar. „Gack-gack-gack-gack-gack…!“

Die Henne Gackeleia setzte eine feierliche Miene auf. „Von heute an legen nur noch wir Hühner alle Eier. Verstanden?“

„Und was soll ich legen?“

„Du kannst legen, was du willst, Osterhase, nur keine Eier mehr“, sagte die erste Henne.

„Wer färbt denn die Eier?“

„Färben?“, fragte ein Huhn und blickte sich im Kreis um.

Ein anderes Huhn klapperte mit dem Schnabel. „Ja, daran haben wir eigentlich noch nicht gedacht.“

„Aber natürlich haben wir daran gedacht, Schwestern“, behauptete die Henne Gackeleia und gackerte wild drauflos, nur damit der Osterhase nicht merken sollte, dass sie eigentlich log.

„Natürlich!“, schrien nun auch die anderen Hühner durcheinander. „Gack-gack-gack-gack-gack…!“

Gackeleia spreizte ihr Gefieder, und brüstete sich: „Was so ein dummer Hase kann, das können wir klugen Hennen schon lange.“

Bedenklich schüttelte der Osterhase den Kopf und brummte vor sich hin: „Aber, aber... wer soll denn den Kindern zu Ostern die Eier in die Nester legen?“

„Natürlich auch wir“, entgegneten mehrere Hühner zugleich.

„Dass ich nicht lache! Hat man schon jemals gehört, dass der Osterhase ein Huhn ist?“ Der Osterhase prustete los und hielt sich den Bauch vor Lachen.

Verärgert brauste die Henne Gackeleia auf: „Du brauchst gar nicht so dumm zu lachen. Die Kinder müssen sich eben daran gewöhnen, dass es von jetzt an keinen Osterhasen mehr gibt, sondern ein Osterhuhn.“

„Ein Osterhuhn?“ Der Osterhase lachte nur noch lauter und blickte die Hennen an. „Könnt ihr, Osterhühner, denn auch Eier legen aus Schokolade oder Zucker oder Marzipan?“

„Süßigkeiten verderben nur den Magen und machen schlechte Zähne“, gackerte ein Huhn.

Der Osterhase konnte sich noch immer nicht beruhigen. „Ein Osterhuhn! Der Witz ist zu schön. Das muss ich den anderen Häschen erzählen. Ein Osterhuhn... nein, so was...! Ein Osterhuhn...!“

Er ließ die verdutzten Hennen einfach im Zimmer stehen und eilte hinaus, um den anderen Häschen in der Ostereier-Werkstatt diesen neuesten Witz zum Besten zu geben. Dabei lachte er schallend und wiederholte immer wieder dasselbe Wort.

 

„So ein Benehmen, gack-gack!“, entrüstete sich ein Huhn.

„Unerhört, gack-gack!“ meckerte ein anderes.

Gackeleia war erbost darüber, dass der Osterhase sie so wenig ernst genommen hatte, und forderte die Schar auf: „Kommt, Schwestern, wir kehren sofort nach Hause zurück.“

„Gack-gack-gack-gack-gack…!“, schrien die Hennen durcheinander und zogen wütend davon.

Olete lõpetanud tasuta lõigu lugemise. Kas soovite edasi lugeda?