Golf für Junggebliebene

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Kapitel 4
Golf ist Anti-Aging

Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper und atme reine Luft.

(Hippokrates, 400 v. Chr.)

Golf trägt wesentlich dazu bei, dem Ziel mit 120 Jahren gesund zu sterben, näherzukommen. Es führt zu einer Lebensverlängerung von mehreren Jahren vor allem deshalb, weil es unsere natürlichen Lebensbedingungen wiederherstellt.

Der Golfplatz als Savanne – die neuen Paradiese

Der Mensch hat sich seit vielen Millionen Jahren aus tierischen Vorstufen zu einem Lauftier auf zwei Füßen entwickelt. Um uns am Leben zu halten mussten wir ständig auf den Beinen sein. Die Männer rannten im Rudel den Tieren hinterher, um sie zu erlegen. Die Frauen waren unterwegs, um Früchte und Beeren zu sammeln. Manchmal war die Rollenverteilung auch anders, aber auf jeden Fall waren unsere Vorfahren meist in Bewegung. Auf der Suche nach Lebensraum rannten sie von Afrika aus durch die ganze Welt. Unser Körper und seine Organe sind speziell für Bewegung gebaut und darauf angewiesen.

Erst vor rund 10.000 bis 12.000 Jahren, also seit weniger als ein Prozent unserer Existenz, erfanden unsere Ahnen Ackerbau und Viehzucht, lernten Getreide und Obst jetzt vor der Haustür selber anzubauen, und sich Haustiere als Fleischlieferanten zu halten. Sie wurden damit bequem und sesshaft im wahrsten Sinn des Wortes, denn inzwischen sitzen wir am Frühstückstisch, im Auto, im Büro, im Restaurant, an der Bar, im Kino, bei Vorträgen, in der Bahn und im Flugzeug. Wir laufen jetzt nicht mehr, sondern sitzen uns durchs Leben und durch die ganze Welt, in denkbar ungünstiger Haltung, mehrfach abgeknickt, sodass der Fluss der Säfte und des Blutes stockt.

Der Körper funktioniert aber noch wie seit Millionen Jahren von den Urahnen und Vorläufern in uns gewohnt und alle Organe sind noch auf die langen Wanderungen der Zugtiere (Elefanten, Gnus), die kurzen Sprints der Raubtiere (Löwen, Geparden) und die schnelle Flucht (Gazellen) eingestellt, d. h. auf Laufmodi mit elastischer bis hoher Drehzahl, die wir kaum noch nutzen. Wir sind eigentlich Ferraris, bewegen uns aber wie Traktoren und die zu niedrige Drehzahl würgt unseren Motor ab. Wer rastet der rostet, und die Folge sind die vielfachen Altersleiden, die unsere Lebensqualität mindern und unser Leben unnötig verkürzen. Die Muskeln erschlaffen, die Knochen werden brüchig. Das Überangebot an Zucker kann nicht verbraucht werden und es entsteht Diabetes. Das Zuviel an Nahrung, besonders an tierischen Fetten und Cholesterin lagert sich in den Arterien ab, lässt sie langsam aber sicher eng und starr werden und drosselt die Durchblutung bis zum Verschluss. Hochdruck, Herzanfälle, Schlaganfälle, Gehstörungen und schnelles Altern sind die Folgen. Eine Studie über das Freizeitverhalten der Deutschen im August 2013 ergab, dass die meisten auf der Couch liegen und fernsehen, und nur die wenigsten Sport treiben und meist nur am Wochenende. Viele sind übergewichtig.

Golfspieler aber haben die Lebensweise unserer Vorfahren wieder aufgenommen, bewegen sich über mehrere Stunden in frischer Luft und nehmen dabei viele Bewegungen wie Schwingen, Schleudern, Bücken, etwas Aufheben usw. vor. Der Golfplatz ist eine moderne Savanne und die Lust des Umherstreifens, des Jagens und des Beeren- und Früchtesammelns wird dabei wieder lebendig. Das ist uns nicht bewusst, aber wir fühlen die entsprechenden Stimmungen. Die meisten Golfspieler sind auf dem Platz glücklich und fühlen sich wie in einem Paradies.

Was das Herz braucht

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie empfehlen zur Risikoverringerung von koronarer Herzerkrankung, Gefäßerkrankungen und Diabetes:

Eine aktivere Lebensweise mit 30–45 min. mäßig intensiver Bewegung 4–5-mal wöchentlich (Gehen, Joggen, Radfahren oder eine andere Ausdauerbelastung) mit Herzfrequenz im beschwerdefreien Bereich.

Durch diese präventiven Maßnahmen wird nachweislich die Prognose und die Leistungsfähigkeit verbessert. Jeder hat damit selber die Möglichkeit, aktiv den Zustand seines Körpers und den Verlauf seines Alterns zu beeinflussen. Jedes Mehr an körperlicher Belastung über die Alltagsaktivität hinaus bringt einen günstigen Effekt.

Die Empfehlungen werden bei einer Runde Golf mehr als erfüllt. Wir sind dabei vier bis fünf Stunden auf den Beinen und haben eine Gehstrecke von z. B. 6.065 Metern (laut Scorekarte des Frankfurter Golfclubs, von den gelben Abschlägen) zurückgelegt. In Wirklichkeit ist es viel mehr, denn mit Schrittzählern oder Smartphone-Apps gemessen, kommen wir an einem Golftag auf beachtliche elf bis zwölf Kilometer Tagesleistung. Das ist ein Viertel eines Marathonlaufs, nur gemächlicher und interessanter. Zum Vergleich: zuhause, sogar in einem Haus mit Innentreppe, sind es kaum mehr als ein Kilometer, beim Spazierengehen oder Einkaufen zu Fuß zwei bis fünf Kilometer.

Golfspielen ist also das beste Mittel gegen die Herz- und Gefäßkrankheiten als häufigste Altersleiden. Es trainiert die Ausdauer, erhält die Kondition und die Leistungskraft des Herzens. Die Herzfrequenz steigt bis 150/min. und der Blutdruck sinkt. Die Sauerstoffsättigung des Bluts wird um das 2½fache erhöht (Vogt 2008). Beim Golf streifen wir wieder wie die Sammler und Jäger der Vorzeit durch die Savannen unserer herrlichen Plätze, auf der Jagd nach dem uns stets entwischenden Ball wie früher nach der flüchtigen Gazelle und treiben ihn mit großer Energie aber vielen Umwegen ins Loch, genau wie früher das Mammut in die Falle.

Golf ist die einzig artgerechte Lebensweise für die bedrohte Tierart Mensch.

Durch die Bewegung beim Golfen wird über das Training von Herz und Kreislauf auch die Durchblutung des Gehirns stetig verbessert. Die Gehirnzellen werden mit reichlich Sauerstoff versorgt und werden durch die stets wechselnden, hohe Aufmerksamkeit erfordernden komplizierten Aufgaben beim Golf zur Aktivität angeregt. Das erhält die kognitiven Funktionen und wirkt dem geistigen Abbau entgegen.

Die Risikofaktoren und heimlichen Killer Diabetes, Hochdruck, Cholesterin werden durch Bewegung und Kalorienverbrauch bei jeder Golfrunde deutlich gesenkt. Nach Messungen mit einem Schrittzähler verbraucht man bei einer normalen Runde von 18 Loch zu Fuß (ab und bis Wohnung) etwa 3.000 Kalorien. Andere Quellen geben 1.800 Kcal an, nur auf die Runde bezogen. Der Cholesterinspiegel fällt um 15 Prozent.

Das Normalgewicht ist durch Golf leichter in den empfohlenen Bereich eines BMI (Body-Mass-Index) von 24–25 zu bringen. Dieser errechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Meter im Quadrat. Bei einem Gewicht von 78 kg und einer Körpergröße von 1,75 m beträgt der BMI 25,4. Zur sehr groben Orientierung kann man auch die Kilogramm durch drei teilen, das sind bei 75 kg (75/3) rund 25. Man ist heute der Ansicht, dass das Gewicht ruhig etwas darüber liegen kann, um Reserven zu haben. Man sollte die Fettleibigkeit aber auf jeden Fall in Grenzen halten. Da sie in der Körpermitte (Birnenform) für Herz und andere innere Organe als besonders schädlich gilt, ist das Bandmaß ein wichtiges Kontrollinstrument: Der Leibesumfang über dem Nabel gemessen sollte bei Männern nicht mehr als 100, bei Frauen um 90 cm betragen.

Auch die anderen Empfehlungen der Kardiologen sind beim Golf leicht zu erfüllen:

Der Hauptrisikofaktor, das Rauchen, ist weitgehend aus der Mode gekommen und auf der Runde wie in Clubräumen meist verpönt oder verboten. Zigarre oder Pfeife rauchende Spieler sind originelle Ausnahmeerscheinungen geworden.

Der Verzehr von Fleisch und tierischen Fetten sollte eingeschränkt werden. Zu empfehlen ist eine Kost reich an Vollkornprodukten, frischen Gemüsen und Früchten, mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren (Seefisch, Walnüsse). Entsprechende mediterrane und asiatische Gerichte sind inzwischen auf den Speisekarten fast jeden Golfrestaurants zu finden.

Moderater Alkoholkonsum (bis ca. 15 g/Tag) hat keine ungünstige Wirkung auf das kardiovaskuläre und das Gesamtrisiko. 250 ml Bier enthalten 10 g reinen Alkohol, 0,1 l Sekt oder Wein 9 g, 4 cl Wodka 12 g. Ein Piccolo von 200 ml und 11 Prozent enthält 2,2 g. Erst bei höherem Alkoholkonsum (>30 g/Tag) nimmt das Gesamtrisiko zu. Das wären drei Glas Bier, zwei bis drei Glas Wein oder drei Schnäpse. Bei Frauen liegen die Grenzwerte etwas niedriger.

Das sind gute Nachrichten für Golfer, denn die Gefahren entstehen erst bei täglichem oder häufigem Konsum und können bei nur gelegentlichem Genuss wie beim Après-Golf durchaus einmal überschritten werden – natürlich unter Beachtung der für die Heimfahrt nötigen Promillegrenzen. Die Trinksitten am 19. Loch sind jedoch sehr moderat geworden, die früher üblichen Trinkrituale mit zahlreichen Runden Bier, dann Wein und Schnäpsen bis zur Volltrunkenheit kommen heute nicht mehr vor, von Ausnahmen abgesehen. Der Mitspieler, der sich auf der Runde für jeden gelungenen Schlag mit einem Schluck Bier belohnte und die Mitspielerin, die vor jedem Abschlag ihren Schlägergriff abschraubte und daraus Cognac trank, waren augenscheinlich alkoholkrank und verstarben bald. Die schottischen Golfpioniere, die die Länge eines Golfplatzes durch das Austrinken einer Flasche Whisky ermittelt haben sollen, waren offenbar viel trinkfester als wir.

 

Die Golfrunde – ein Fitnessstudio

Beim Golf wird – ohne dass wir uns das bewusst machen – in stetigem Wechsel eine Vielzahl kombinierter Bewegungen ausgeführt, vom gemächlichen Gehen über den schnellen und hochkomplizierten Schwung bis zum langsamen Putten. Das Ziehen oder Schieben des Trolleys, Schlägerwahl, Bücken beim Aufteen, Ansprechen, Schwingen der Arme, Drehen des Körpers, Beinbewegungen, Gewichtsverlagerung, Kriechgang beim Ballsuchen, tiefes Bücken beim Aufnehmen des eingelochten Balls, und viele andere Aktionen wechseln sich ab. Bei einer einfachen Runde Golf absolvieren wir also das komplette Übungsprogramm eines Fitnessstudios, mit Gymnastik, Krafttraining bestimmter Muskelgruppen und dazwischen Entspannungs- und Konzentrationsübungen wie beim Yoga. Es ist ein Konditionstraining, das Kraft, Ausdauer und Stabilität des Herz-Kreislauf-Systems auf unvergleichliche Weise fördert. Die Auswirkungen auf unseren Körper und seine Vitalität sind gewaltig. Die Muskeln werden wieder kräftig, der ganze Körper kommt auf Betriebstemperatur, wird heiß und voll durchblutet. Dieser Effekt tritt schnell ein und ist augenscheinlich.

Auf den Beinen bleiben – die Balance halten

Der Evolutionsschritt des aufrechten Gangs, durch den wir vom Vierfüßler zum Zweifüßer wurden, zog die Entwicklung spezifisch menschlicher Fähigkeiten nach sich, die Vorderfüße wurden frei zum Tragen, Greifen und Werfen, die Hand wurde zu einem einzigartigen hochorganisierten Organ, die überragende Körpergröße gab Überblick und Voraussicht. Die neuen Funktionen konnten nur durch ein feines Gleichgewichtssystem koordiniert werden. Der aufrechte Gang ist das Privileg des Menschen, er erfordert aber die Kunst der Balance. Das Golfspiel ist ein Gipfel menschlicher Evolution.

Das vom Gehirn gesteuerte Zusammenspiel der Bewegungen lässt beim Älterwerden leider unbemerkt nach. Die sich daraus ergebenden Störungen des Koordinationsvermögens und der Balance werden kaum registriert und deshalb nicht gezielt geübt. Man kann schlechter gehen, alle Bewegungen werden langsamer und ungeschickter, man kann nicht mehr gut greifen Die Bälle fliegen nicht mehr, werden getoppt oder socketiert. Wagt man einen perfekten weit ausgeholten Schwung, dann ist auf einmal da, wo er die Erde berührt, kein Ball – man hat die Balance verloren und neben den Ball geschlagen oder dahinter in den Boden.

Die Erleuchtung ist, dass man dem begegnen kann, indem man die Schwerkraft, die vom Zentrum der Erde ausgeht, ausbalanciert. Dazu muss man den Schwerpunkt des Körpers immer senkrecht über die Füße bringen. Das macht beweglich und gibt Stabilität. Es gelingt besser, wenn man sich langsamer und bewusster bewegt, auch wenn das Jüngeren auf die Nerven geht, denn man kann dadurch Unsicherheiten, Straucheln und Stürze vermeiden, kann besser mit den Augen ausgleichen und bleibt durch Sichtkontrolle sicherer auf den Beinen. Das Ausbalancieren muss täglich geübt werden. Besonders in den Alltagssituationen Sitzen, Aufstehen, Bücken, Stehen, Gehen sollte man immer bewusst auf Schwerkraft und Gleichgewicht achten. Statt sich immer gleich festzuhalten oder einen Stock zu benutzen ist es besser, erst einmal seine Mitte zu suchen und über den Schwerpunkt zu bringen, um aus ihr heraus auf den eigenen Beinen und damit autonom zu bleiben. Das beugt der Hinfälligkeit vor, und beim Golf ist man dann beim Ansprechen und beim Durchschwung sicherer. Das Ziel ist immer den aufrechten Gang und damit die Würde des Menschen zu bewahren.

Golf ist sehr gut geeignet, das Spiel mit der Schwerkraft und der Balance von Körper und Bällen zu üben. Es erinnert an Jonglieren und es gibt geschickte Golfer, die Bälle mit dem Schläger hochwippen und auffangen können. Da die Balance für den Ablauf jeden Golfschwungs nötig ist, wird sie auf der Runde ganz von selbst auf vielfache Weise trainiert. Um die Gangunsicherheit zu kompensieren und Stürze zu vermeiden, gewöhnt man sich den breitbeinigen Gang eines Seemanns an, und beim Ansprechen nimmt man einen breiteren Stand ein, wenn der Drive wieder länger werden soll. Vor jedem Schwung sollte man achtsam das Gleichgewicht ausbalancieren und dann mit den Augen darauf fokussieren, wie die Schlagfläche den Ball trifft und in Richtung Ziel wegschlägt. Das präzise Treffen des Balles erfordert und trainiert ein feines Koordinationsvermögen. Beim Durchschwingen reguliert man mit der Verlagerung des Körpergewichts automatisch das Gleichgewicht ein. Sehr gut ist es dann, das Finish einzufrieren (freezing) und dabei die Balance zu überprüfen. Später wird beim Putten nochmals eine Feinabstimmung von Richtung und Geschwindigkeit notwendig. Den Ball schließlich wieder aus dem Loch zu holen ist nochmals eine akrobatische Koordinationsleistung.

Man kann gar nicht früh genug damit anfangen, vorbeugende Übungen der Koordination in sein Basisprogramm zuhause aufzunehmen, um diesen Störungen, die einem das Golfspiel schnell verderben können, rechtzeitig zu begegnen. Mit geschlossenen oder falls das nicht mehr geht, mit offenen Augen auf einem Bein stehen und dabei möglichst bis zehn zählen, kann man im Alltag nebenbei machen, ebenso wie ein paar Schritte Zehen- und Hackengang zu üben. Man erfährt dabei, wie leicht die Balance verlorengeht und Sturzgefahr entsteht, und man muss deshalb immer eine Wand oder ein Möbel in Griffnähe haben aber nur im Bedarfsfall anfassen.

Für Griff und Schwung beim Golf sind auch die Koordinationsstörungen der Finger und Hände sehr wichtig. Sie machen sich dadurch bemerkbar, dass einem leicht etwas aus der Hand fällt und Feinbewegungen wie Knöpfen, Strümpfe anziehen, Schuhe binden schwierig werden. Ein Test dafür ist Münzen einzeln mit den Fingern einer Hand von der Tischplatte greifen und in einen Behälter legen. Normal sind 20 Münzen in höchstens 30 sec. Die Koordination prüft man, indem man die Arme ausstreckt und mit geschlossenen Augen dann mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze zeigt, oder wie bei Drogentests die Fingerspitzen sich treffen lässt. Geschicklichkeit und Zielsicherheit der Finger sollte man permanent und bei jeder Gelegenheit üben, auch wegen ihrer Funktion beim Golfschwung. Der Wert von Koordinationsübungen wird durch die moderne Hirnforschung bestätigt, die nachwies, dass z. B. durch Klavierspielen sich schon im Lauf von Wochen neue Verbindungen (Synapsen) zwischen Gehirnzellen bilden. Auch Jonglieren mit Bällen und anderem sind ebenso nützlich.

Das Gehen als Grundbewegung wird auf dem grünen Teppich einer Golfrunde besonders nachhaltig geübt. Dazu sind neben Ausdauer auf dem oft unebenen Gelände Balance, Trittfestigkeit und Spursicherheit vonnöten. Das Körpergewicht wirkt so auf die Wirbelsäule und das gesamte Skelett ein, dass die Knochenmasse erhalten bleibt, während bei Ruhe und Schonung die Druckentlastung zum allmählichen Schwund mit der Gefahr von Knochenbrüchen führt, wie dies bei den Astronauten, die der Schwerelosigkeit ausgesetzt sind, eintritt. Golfrunden bewirken eine Kräftigung des Bewegungssystems und beugen der Osteoporose vor.

Mancher ältere Golfspieler ist beim Aussteigen aus dem Auto taumelig und hat den gebückten, unbeholfenen, kleinschrittigen Gang eines alten Menschen. Aber auf der Runde werden von Loch zu Loch die Bewegungen freier und die Schritte größer, die Haltung wird wieder würdevoll aufrecht und der Gang (fast) jugendlich beschwingt. Da erlebt man direkt, wie Golf jung hält.

Fazit: Koordination und Balance, die den aufrechten Gang ermöglichen, gehen beim Älterwerden verloren. Die Haltung wird gebückt, das Gehen wird langsamer, kleinschrittig und unsicher. Man verliert leicht das Gleichgewicht und neigt zu Stürzen. Es ist als ob die Schwerkraft uns wieder in den Vierfüßler- und Kriechgang auf und in die Erde herunterziehen möchte. Das zu verhindern oder hinauszuzögern ist eine wichtige Auswirkung des regelmäßigen Golfspielens. Beim Golf auch als Älterer noch mitzuspielen übt die Fähigkeit auf den Beinen zu bleiben und die Balance zu wahren – körperlich und psychisch.

Golf ist ein Jungbrunnen

Golf findet im Freien statt und ist Bewegung in frischer Luft. Sauerstoff ist die Grundlage des Lebens. Wir schreiten beim Golf wie auf einem weichen Teppich dahin und das Atmen wird frei. Die Sauerstoffaufnahme steigt auf das zwei- bis vierfache des Ruhewerts. Die Messung der Atemgase und der Laktate ergibt günstigere Werte (Vogt 2008). Bei Regen ist die Luft besonders sauerstoffgesättigt, sodass auch dann Golf ein gesunder Sport ist – selbst wenn es bei Sonnenschein mehr Spaß macht.

Es gehört aber auch Disziplin dazu, wenn man den vollen Nutzen vom Golf haben will. Man ist so jung wie man sich sieht. Überwindet man sich, den Altersbeschwernissen nicht einfach nachzugeben, macht man immer wieder die folgende Erfahrung:

Auf dem ersten und zweiten Loch sind wir kurzatmig, haben Herzbeklemmung und halten es für unverantwortlich, in diesem Alter noch Golf zu spielen. Manche Mitspieler sagen uns das direkt. Wir schwingen zaghaft, machen üble Fehlschläge. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und spielen trotzdem weiter. Der dritte Abschlag geht schon ganz gut, die Fairwayschläge fangen an zu fliegen. Wir fühlen uns zunehmend besser.

Es fällt uns dazu die Geschichte von dem klugen Arzt ein, der erkannte, dass seinem Patienten nur die Mäßigung im Essen und die Bewegung fehlte und ihn durch List kurierte, indem er ihn zu Fuß den weiten Weg zu sich kommen ließ, weil ein böser Wurm in ihm nicht durch Fahren in der Kutsche geschüttelt werden dürfe.

»Den ersten Tag ging es so langsam, dass wohl eine Schnecke hätte können sein Vorreiter sein, und wer ihn grüßte, dem dankte er nicht, und wo ein Würmlein auf der Erde kroch, das zertrat er. Aber schon am zweiten und am dritten Morgen kam es ihm vor, als wenn die Vögel schon lange nimmer so lieblich gesungen hätten wie heut, und der Tau schien ihm so frisch und die Kornrosen im Feld so rot, und alle Leute, die ihm begegneten, sahen so freundlich aus, und er auch, und alle Morgen, wenn er aus der Herberge ausging, war’s schöner, und er ging leichter und munterer dahin, und als er am 18. (!) Tage in der Stadt des Arztes ankam, und den andern Morgen aufstand, war es ihm so wohl, dass er sagte: »Herr Doktor, mir fehlt gottlob nichts, und wenn Ihr so gesund seid wie ich, so soll’s mich freuen.« (J. P. Hebel. 1810. Der geheilte Patient. Kalendergeschichten).

Wenn wir die 18 Tage als Golfbahnen verstehen, so geht es uns auch so, und wenn die Bälle in makelloser ballistischer Kurve wieder in den Himmel steigen, dann weitet sich das Herz und Körper und Seele sind wieder jünger geworden.

Golf ist ein Jungbrunnen, denn manche Altersbeschwerden werden gebessert oder geheilt, weil die Ursachen, vor allem der Bewegungsmangel, beseitigt werden. Durch regelmäßiges Spielen wird die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden noch lange erhalten. Weiterspielen hat nachhaltige positive Wirkungen und kann lebenswichtig sein. Es ist auch niemals zu spät für ein golfbezogenes Fitnessprogramm. Ein kluger Arzt empfiehlt nicht Schonung als Allheilmittel, man muss aber mit ihm abstimmen, wie Art und Ausmaß des Golfspielens dem biologischen Körperzustand anzupassen sind.

Wie die Könige auf dem Teppich der Fairways dahinzuschreiten macht einfach glücklich. Schon die Philosophen der griechischen Antike, die Schüler des Aristoteles, entdeckten das Glück des Gehens und fanden heraus, dass man dabei auf die besten Gedanken kommt. Sie wurden deshalb Peripatetiker, die Umherwandelnden, genannt. Wenn man darauf achtet, fühlt man das auch. Es tut psychisch einfach gut, und es ist nachgewiesen, dass beim Laufen Glückshormone ausgeschüttet werden. Wenn dann auch noch die Bälle schön fliegen, ist das Glück kaum zu fassen. Der Erfolg weitet das Herz.

Golf bedeutet Eustress (gute Spannung, im Gegensatz zum Dysstress, schädliche Spannung) und das hält Vitalität und Stimmung in Schwung. Beim Umherwandeln über den Platz lösen sich die negativen Affekte. Ärger und depressive Verstimmung verschwinden und machen einer ausgeglichenen, zufriedenen Stimmung Platz. Golf fördert die Gelassenheit und übt die Fähigkeit, mit sich und anderen besser zurechtzukommen. Am 19. Loch fühlt man sich, bei vertretbarem Score, oft in Hochstimmung und wie verjüngt.

 
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