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Die blinde Rosa

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– Es ist ein Zaubermährchen von Andersen, murmelte der Jüngere, die Sylphen haben den Kelch der Blumen verlassen! Unschuld, Reinheit, Jugend, Freude, – Gott, was ist das doch schön!

Ah! ah, sagte der Andere, jetzt kommen die Päonieen an die Reihe. Und Zanna Joostens geht voran!

Der Jüngere indessen war zu sehr angegriffen um diesen unpoetischen Worten die mindeste Aufmerksamkeit zu schenken. Mit einer gewissen Extase blickte er auf die große Zahl heirathsfähiger junger Mädchen hin, die in ihrem besten Schmucke strahlend in Lebensfreude und Gesundheit, hinter den Kindern einherzogen. Wie fein zeichneten sich die Gesichtszüge dieser blühenden Mädchen unter der schneeweißen Spitzenmütze ab! wie entzückend malte sich die stille, jungfräuliche Schaam auf ihren Wangen! Wie bezaubernd war das schüchterne Lächeln, das Einigen um die Lippen schwebte, es glich den sanften Wellen, die der Zephyr auf dem Weiher erregt, wenn er im Sommer mit dem Wasser spielt und es lächeln macht!

Ah! Da kommt die blinde Rosa mit Mynheer Slaets, ihrem Bräutigam. Wie selig muß die arme Frau sich fühlen! Sie hat so viel gelitten! Sie ward erniedrigt bis zum Bettelstabe; sie hat vierunddreißig Jahre lang getrauert und ihre Seele in eine Hoffnung gewiegt, die sie selbst eitel wähnte . . . und da ist er nun, der Freund ihrer Kindheit, ihrer Jugend! An seinem Arme schreitet sie nun zum Altare Gottes, der sie erhört hat. Das Versprechen, was sie sich gegenseitig unter dem Kreuze auf dem Kirchhofe gegeben haben, geht also dennoch in Erfüllung! Sie wird seine Braut! Auf ihrer Brust glänzt nun auch noch das einfache, goldene Kreuz, was der lange Jan ihr gab! Nun hört sie Freude, Bewillkommnungsgrüße, Sang und Musik, die seine Rückkehr mit Liebe feiern . . . Sie zittert vor Aufregung und kräftig drückt sie den Arm ihres Ehegenossen, als zweifelte sie an der Wirklichkeit ihres Glückes!


Hinter ihnen kommt Nelis mit seiner Frau und seinen Kindern. Sie sind wie reiche Landleute gekleidet. Die beiden Eltern schreiten gesenkten Hauptes dahin und trocknen voll Bewunderung und Dankbarkeit sich die Thränen ab, so oft sie zu ihrer blinden Wohlthäterin hinblicken. Peerken hebt das Köpfchen voll natürlichen Stolzes empor und schüttelt seine blonden, wallenden Locken, die bis auf seinen Hals hinab fallen. An der Hand führt er sein Schwesterchen.

Aber was ist das für eine Gruppe? Trümmer eines Heeres, was vom Schwerte der Zeit geschlagen ward! Auf Nelis Kinder folgen an zwanzig alte Männer. Ein sonderbares Schauspiel, in der That: Alle sind grau oder kahl; der Rücken Vieler ist tief gekrümmt; die Mehrzahl den ihnen stützt sich auf die Stöcke; Zwei gehen mit Krücken, Einer ist blind und taub; doch Alle sind abgestumpft, gebrochen unter der Last der Arbeit und der Jahre, so daß man wähnen könnte, eine Heerde zu sehen, die der Tod mit seiner Geißel dem Grabe zutreibt!

Lauw Stevens, der mit den Händen fast an die Erde reicht, geht voran. Der blinde Wirth aus dem Pflug wird vom Großvater des Müllers geführt.

Diese Alten allein hatten gelebt, als der lange Jan der Hahn des Dorfes war und Jedermann der seinem jugendlichen Muthe und seiner Vermessenheit weichen mußte.

Nach ihnen folgten die Dorfbewohner, Männer und Frauen, die zur Hochzeit im Schlosse eingeladen waren.

Der Zug zog zur Kirche hinein; und von Außen hörte man die Orgel ein feierliches Lied anheben.

Der jüngere Reisende zog seinen Kameraden seitwärts auf den Kirchhof. Er bückte sich, wandte sich um und bot dem Anderen seine geschlossene Hand, aus der zwei Grashalme hervor sahen.

– Jetzt schon? Du bist sehr eilig! sagte der Andere.

– Nur zu, nur zu! Ich brenne für dies Sujet und ich will wissen ob ich es morgen schreiben darf oder nicht.

Der Aeltere der Beiden zog ein Grashälmchen. Der Jüngere ließ das seine zur Erde fallen und seufzte mit Wehmuth: – Ich habe verloren!

Und so ist es gekommen, geliebte Leser, daß der Aeltere der beiden Kameraden Euch die Geschichte der blinden Rosa erzählt. Es ist ärgerlich: jetzt habt Ihr die Geschichte in Prosa, sonst hättet Ihr sie in seelenvollen rhytmischen Versen lesen können. Ein ander Mal möge das Loos Euch günstiger sein!