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Wie man Maler wird

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Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

»Ein Brief aus Deutschland, zwei Franken!«

Zwei Franken! An welchem verborgenen Orte dieser Wohnung befindet sich ein solcher Schatz! Zwei Franken – von Menschen, die Hungers sterben? – Wer kann den Kummer und den Folterschmerz dieser Familie beschreiben? Der Brief enthält vielleicht das Ende ihrer Not; – vielleicht trocknet er ihre Tränen, stillt ihren Hunger und schützt sie vor der Vertreibung . . . Und ach, während sie mit pochendem Herzen den Brief anstarren, ihn so sehnlich eröffnen möchten, will der Briefträger sich wieder damit entfernen und ihnen alle ihre Hoffnung rauben. Die Erde brennt unter den Füßen der Unglücklichen; sie stampfen vor Ungeduld; reißen sich die Haare aus . . . Der arme Franz windet sich, daß seine Glieder krachen, er wird wie ein hilfloses Schiff in seinem Elend hin- und hergeschleudert; er hofft und fürchtet zu gleicher Zeit. Der Brief ist vielleicht der Hafen der Erlösung, er sieht ihn . . . und er geht ihm verloren!

Jetzt kniet die Mutter nieder vor dem Briefträger, sie hebt die flehenden Hände zu ihm empor. – Hat er weint – sein Herz ist nicht von Stein. Da! Er reicht Franz den Brief.

»Nehmt ihn nur; ich bin auch arm, aber dies kann ich nicht länger ansehen.«

Franz öffnet langsam mit zitternder Hand den Brief, jeder Bug wird vorsichtig entfaltet. Aber kaum hat er seine Augen auf den Inhalt geworfen, so beginnen seine Gesichtsmuskeln krampfhaft zu zucken; er wird totenbleich und ein seltsamer Schrei entfährt seiner Brust. Er lehnt sich an den Tisch und der Brief fällt aus seiner Hand auf die Flur . . . Die Stube ist erfüllt von Wehegeschrei; Großmutter hebt die Hände zum Himmels die Mutter sinkt wie gelähmt rücklings vom Stuhle. – Franz tat sich Gewalt an, zu sprechen. Sichtbar wollte er etwas sagen, aber er brachte es nicht über seine bebenden Lippen. Endlich brach seine Sprache los; er raffte den Brief auf und rief mit schriller Stimme:


»Großmutter, Mutter! Vater! ich bin Maler! Fünfhundert Franken für mein Bild!«

Die vier Glücklichen lagen einander in den Armen, sich drückend, küssend, streichelnd, und ein verwirrtes Durcheinander von Freudenrufen erfüllte die Stube. – Nach den ersten Ausbrüchen der Freude und Liebe äußerten die Frauen ihre Neugierde nach dem Inhalte des Briefes. Franz, der das Französische ziemlich gut verstand, dolmetschte ihnen den Brief, der also lautete:

Köln, den . . .

Mein Herr!

Das Bild, welches uns von Ihnen unter dem Titel: Das Grab eines Wohltäters zugesendet wurde, ist von Kunstfreunden viel angesehen und gelobt worden. Ich schätze mich glücklich, Ihnen anzeigen zu können, daß es von dem hiesigen Herrn E . . . für den bezeichneten Preis angekauft worden ist.

Sie werden bei Vorzeigung dieses den Betrag von 500 Franken auf dem Kontor des Bankiers M. C . . . daselbst empfangen.

Mit nicht« geringerer Freude werden Sie, hoffe ich, vernehmen, daß derselbe Herr E . . . ein zweites Bild von gleicher Größe von Ihnen zu erhalten wünscht. Die Zahlung dafür wird sogleich erfolgen, wenn das Bild an mich gelangt sein wird.

Der Sekretär des Kölnischen Kunstvereins.

»Ha!« rief Franz zum zweiten Male, »nun bin ich Maler! Großmutter, nun bin ich Maler!«

»Ja, Kind,« antwortete diese mit einem stolzen Blick, »hab’ ich es dir nicht gesagt? Jetzt sind wir so reich, daß wir unseres Geldes kein Ende finden werden. Laß sie jetzt nur sagen: Der armselige Künstler! Das seht ihr jetzt: Gott ist doch gut, und wir hatten schon zu viel ausgestanden. Ich werde noch neun Tage vor dem Bilde Unserer Lieben Frau von den sieben Schmerzen beten gehen, um ihr zu danken für ihre Fürsprache. Und nun, Franz, mein Junge, nun auch nur fröhlich das Unsere genommen, von dem, was unser Herr uns beschert hat. Wir werden jetzt wohl einen Krug Doppelbier und ein oder zwei Pfund Schweinerippen bekommen können. Laßt uns jetzt nur schmausen! Der Briefträger, der gute Mensch, soll auch mithalten.«

Eine Viertelstunde später hörte man schon an der Türe die Schweinerippen in der Bratpfanne protzeln; der Geruch des Bratens trug wie ein Bote die frohe Nachricht in der nächsten Nachbarschaft umher. Das schäumende Doppelbier stand eingeschenkt auf dem Tische, und der Briefträger war diesen Abend mit Franz und seinen Eltern einmal recht fröhlich.

Des andern Tages wurden zwei geschickte Chirurgen zu dem Vater gerufen. Die verpfändeten Kleider, Medaillen u.s.w. wurden eingelöst, und alle gemachten Schulden getilgt.

Von diesem Augenblicke an arbeitete Franz mit Mut und Sicherheit. Seine Bilder waren schon verkauft, noch ehe sie ganz fertig waren; und bald konnte er die Bestellungen der Liebhaber nicht mehr befriedigen.

Gegenwärtig wohnt Franz mit seinen Eltern nicht mehr in dem ärmlichen Hause; sie haben jetzt wirklich die geträumten zwei Stockwerke und schöne wohl möblierte Zimmer. Der Vater arbeitet nicht mehr für Tagelohn; er raucht seine Tabakspfeife hinter einem schönen warmen Ofen.



Großmütterchen hat eine Magd, die sie bedient, und die Liebe ihres Franz, die sie auf Erden glücklich macht.

Hier endigt unsre Erzählung. Doch müssen wir beifügen, daß wir mit Absicht und um Verwirrung zu vermeiden, vergessen haben, unsern Lesern zu sagen, daß Franz während des ersten Jahres seiner Aufnahme auf die Akademie ein Brüderchen bekommen hatte. Dieses Kind ist jetzt auch zehn oder elf Jahre alt und wird uns vielleicht einmal Stoff zu einer zweiten Erzählung geben. Bis der neue Künstler zu den Mannesjahren gekommen sein wird, geben wir hier eine erste Probe seiner Kunst, woraus man sehen kann, daß er in die Zeit der Eisenbahn gehört.