Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

2.2.5 Wollen





Das Wollen ist das Streben des Menschen, das sein Handeln leitet. Es ist die Fähigkeit, sich auf Grund von Motiven und in bewusster Stellungnahme zu ihnen für Handlungen zu entscheiden, im Unterschied zu Trieb, Instinkt und Begehren. Zu einem vollständigen Willensvorgang gehören das Motiv, das eigentliche Wollen und die Verwirklichung des Gewollten. Wille entzündet sich nur am Antrieb und kann mit hoher Beharrlichkeit verbunden sein. Zum Willen gehört nicht nur das Umsetzen von Entschlüssen durch Handeln oder Willensäußerung.

101

 Auch das Unterlassen einer Handlung kann eine Willensverwirklichung sein. Der Wille hat seine positiven, aber auch seine negativen Seiten.



► „Des Menschen Wille ist sein Himmelreich“ (Sprichwort). „Der Wille ist der Antrieb des Menschen zur Zielerreichung.“* Auch: „Der Wille ist der Ursprung aller Taten“ (

F. Schmidberger

). „Der gute Wille ist das Kostbarste im Menschen“ (

Fénélon

). „Guter Wille und gute Tat sind die Eltern des Glücks“ (Sprichwort). Auch folgendes ist Ausdruck des Wollens: „Ich lasse nicht locker“ (

R. Koch). Konfuzius

 sagt: „Wenn der Wille auf das Gute ausgerichtet ist, gibt es nichts Böses.“ Ebenfalls: „Der Wille öffnet die Türen zum Erfolg“ (

L. Pasteur

). „Mut und Wille ergeben manchmal Mutwillen“ (

W. Busch

). Und: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ (Sprichwort). Ähnlich: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch“ (

J. Eberwein

). Zum Schluss: „Wenn der Wille da ist, sind die Füße leicht“ (aus England).



► Die andere Seite zeigt sich in folgender Erkenntnis: „Des Menschen Wille ist seine Hölle“ (

W. Busch

). Das zeigt sich nicht selten bei Zerwürfnissen: „Streit fängt dort an, wo der gute Wille aufhört“ (

F. Ammon

). Manchmal muss man ab und zu geben: „Der unbedingte Wille ist vor allem in der Liebe absolut tödlich“ (

P. Rudi

). „Schlecht kämpft der Wille gegen stärkeren Willen“ (

Dante

). Und: „Aufgeben heißt, am eigenen Willen gescheitert zu sein“ (

B. Stramke

). „Wo der Mut fehlt, fehlt der Wille“ (

A. Selacher

). „Den Menschen fehlt nicht die Kraft, es fehlt ihnen der Wille“ (

V. Hugo

). Auch Ziele sind bedeutsam: „Wo Ziele fehlen, irrt der Wille umher“ (

H.J. Quadbeck-Seeger

). Ein zu starker Wille ist gefährlich: „Beharrlichkeit ist eine gute Sache, solange sie nicht in Sturheit gipfelt“ (

E. von Ostheim

). „Je heftiger man nach etwas strebt, desto weiter kommt man von Ziel ab“ (

Lu Bu We

). Für manchen ist es einfach: „Der hat alles, der nichts will“ (Sprichwort). Auch gilt: „Es lacht mancher, der beißen will“ (Sprichwort). „Im Willen liegt die Schuld, nicht in der Tat“ (

E.B.S. Raupach

). Zum Schluss: „Manche müssen durch Nachgeben ihren Willen durchsetzen“ (

P. Sirius

).



► Fazit: „Einerseits ist des Menschen Wille sein Himmelreich, andererseits seine Hölle“*: Es kommt also darauf an, in welcher Weise der Mensch seinen Willen gebraucht. Der Wille ist dauernd auf die betreffende Zielvorstellung eingestellt. Das Handeln ist die Wirkung eines Willensentschlusses nach außen. Ohne Streben gibt es kein Wollen: Dieses ist anhand des Willensmenschen

102

 gut erklärbar: „Der Willensmensch verfolgt seine persönlichen Ziele beharrlich, manchmal pedantisch, mitunter ausdauernd und mit großen Betätigungsdrang. Bisweilen kommt es bei ihm zu Ausbrüchen, wenn es bei der Zielerfüllung nicht vorangeht.“*






„Wenn dein Wille nicht will, wird dein Wollen nicht können







und das Können nicht dürfen“







(P.E. Schumacher)





„Der Mensch muss nichts wollen, aber wenn er will, dann muss er“ (unbekannt). „Ich kann, weil ich will, was ich muss“ (

I. Kant

). Und auch: „Ein williges Pferd soll man nicht zuviel reiten“ (

M. Luther

). Oder: „Wer will, der kann und wer nicht kann, der soll nicht wollen“ (

M. Genin).

 Vor allem: „Man darf nichts Unmögliches wollen“ (

I. von Loyola

). Merke eine wahre Erkenntnis zur Lebensbewältigung: „Du sollst nicht wollen, was du nicht kannst“ (

F. Ammon

).







2.2.6 Wissen





Das Wissen umfasst einerseits als Alltagswissen allgemein verfügbare Orientierungen alltäglicher Sach- und Handlungszusammenhänge. Andererseits sind es umfassende Kenntnisse als vernetzte Informationen aus den verschiedenen Wissenschaften

103

, z. B. ein verfügbarer Bestand von Fakten, Theorien und Regeln. Dabei wird von der Gültigkeit bzw. von der Wahrheit des Wissens ausgegangen. Es gibt also Alltagswissen und Spezialwissen.

Konfuzius

 erklärt das Wissen auf seine Weise: „Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen.“ Im Grunde gibt es drei Wege zum Wissen: Die Selbsterfahrung, eigenes Handeln und die Fremderfahrung.

104

 Das Wissen ist als grundlegender erkenntnistheoretischer Begriff Gegenstand philosophischer Diskussionen. Trotzdem gilt leider: „Wir lernen viel und wissen wenig“ (

C.L. von Knebel

). Auch die Wissenschaft hat ihre Grenzen.

105

 In eine ganz andere Richtung wurde festgestellt: „Die Wissenden reden nicht viel. Die Redenden wissen nicht viel“ (unbekannt). Und es gilt: „Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun“ (

J.W. von Goethe

).



► Thesen: „Es fällt immer auf, wenn jemand über Dinge redet, die er versteht“ (

H. Käutner

). Bekannt ist: „Wissen ist Macht“ (

F. Bacon

). Und: „Wer den Durchblick hat, kann Zusammenhänge erklären.“* Auch: „Wissen ist nur dann Macht, wenn du etwas über die richtigen Leute weißt“ (

P. Schumacher

). „Genug weiß niemand, zu viel so mancher“ (

M. von Ebner-Eschenbach

). Und es gilt: „Je mehr wir in uns aufnehmen, umso größer wird unser geistiges Fassungsvermögen“ (

Seneca

). Wissen besitzt man langfristig: „Wissen ist ein Schatz, den man nicht verliert“ (aus China). „Die wichtigste Voraussetzung für Wissen ist immer Neugier“ (

E. Rutemöller

). „Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen“ (

Th. von Aquin

). „Alles Wissen besteht in einer sicheren und klaren Erkenntnis“ (

Descartes

). „Alles auf der Welt kann man rückgängig machen, bloß nicht das Wissen“ (

A. Marovia

). Ein kluger Rat ist: „Halte dich immer für dümmer als die anderen. Sei es aber nicht“ (

J. Cocteau

). „Zwar weiß ich viel, doch möchte ich alles wissen“ (

J.W. von Goethe

). Entscheidend ist: „Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen“ (

G. Jauch

). „Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche zu verehren“ (

J.W. von Goethe

). Aber es stimmt auch: „Eine Investition in Wissen bringt nicht immer die besten Zinsen“ (

B. Franklin

).



► Antithesen: „Wer alles besser weiß, muß noch viel dazu lernen“ (

F. Ammon

). Viel Wissen macht zwar stark, aber: „Nichts wissen macht auch nichts“ (Sprichwort). Allerdings muss man die Folgen richtig einschätzen: „Wer nichts weiß, muss alles glauben“ (

M. von Ebner-Eschenbach

). Und: „Wer alles glaubt, weiß nichts – wer alles weiß, glaubt nichts“ (

H.A. Bruder

). Grundsätzlich gilt: „Alles Wissen ist begrenzt“ (

S. Radulian

). Ähnlich: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“ (

A. Einstein). Sokrates

 sagt bescheiden: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Außerdem: „Mit dem Wissen wächst der Zweifel“ (

J.W. von Goethe

). „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht“ (

J. Ringelnatz

). „Je spezieller das Werk, desto breiter die Ignoranz“ (

M. Richter

). Und auch: „Man darf nicht alles wissen“ (

Horaz

). Wer Wissen sammelt, sollte es ordnen, denn: „Wissen ohne Ordnung ist Hausrat auf einem Leiterwagen“ (

K. Lorenz

). Und es gilt zeitlos, dass das Wissen allein nicht ausreicht: „Die einzige Gewähr für das wirkliche Wissen ist das Können“

(P. Valery).

 Wir alle haben die Erfahrung machen müssen: „Erst nach dem Studium merkst du, das du zu wenig weißt“ (aus China).



► Synthese: „Mit unserem Wissen eröffnen wir uns unsere Lebenschancen.“

106

 Mithilfe unseres Wissens sichern wir unsere Existenz. Über unser Wissen erschließen wir uns schrittweise die Welt. Außerdem leben wir in einer Zeit des raschen Wandels. Aber es gilt bis heute: „Umso mehr sich der Mensch im geisteswissenschaftlichen Universum Wissen schafft, desto mehr keimen in ihm Wissenszweifel.“* Wissen macht nicht immer glücklich: „Hätte ich gewusst, dass mir mein heutiges Wissen so viel Seelenqualen bereitet, wäre ich lieber unwissend geblieben.“ (

H.R. Menzel

). „Je mehr Einsicht man hat, desto mehr Größe und Niedrigkeit entdeckt man im Menschen“ (

B. Pascal

). Wissen verändert sich: Nach einer Aussage von

Hubert Burda

 verändert sich die Halbwertzeit des Wissens monatlich. Oder nimmt die Lebensdauer wissenschaftlicher Befunde eher zu? Aber: Eine Halbwertzeit des Wissens lässt sich wohl eher nicht feststellen, weil „Wissen“ nicht quantifizierbar ist. Allerdings: „Wissen ist ein Schatz, den man niemals verliert.“* „Seitdem ich denken kann, habe ich mich bis heute stark engagiert, um mir Wissen anzueignen.“* „Wir Menschen brauchen Wissen, nicht nur um unser Leben zu bewältigen, sondern auch, um im Beruf und darüber hinaus bestehen zu können.“* Und zum Schluss: „Ein Haus ohne Bücher ist arm“ (

H. Hesse

). Letztlich gilt für uns alle: „Der Mensch lernt, solange er lebt, und stirbt doch unwissend“ (aus Jugoslawien).

 







2.2.7 Gewissen





„Das Gewissen ist das menschliche Bewusstsein“ (

Demokrit

). „In der Ethik ist das Gewissen das Bewusstsein eines inneren Gerichtshofs des Menschen“ (

E. Kant

). Dieser legt den sittlichen Wert oder Unwert des eigenen Verhaltens bzw. die Fähigkeit der moralischen Selbstbeurteilung offen. Das Gewissen

107

 enthält Polaritäten.

108

 „Das Gewissen erhält als moralische Instanz positive und negative Informationen direkt von der Seele.“* Wenn jemand ein schlechtes Gewissen hat, macht er sich Vorwürfe und fühlt sich schuldig. Hat er ein reines Gewissen, dann stimmt ihn das positiv: „Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, ist sich des rechten Weges wohl bewusst“ (

J.W. von Goethe

). Wir können also gutes und schlechtes Gewissen unterscheiden.



► Ein gutes Gewissen bringt uns den Seelenfrieden: „Das Gewissen ist Gottes Gegenwart im Menschen“ (

E. Swedenborg

). „Ohne ein fröhliches Gewissen und ein unbeschwertes Herz vor Gott kann niemand selig werden“ (

M. Luther

). „Wenn euer Gewissen rein ist, so seid ihr frei“ (

J.W. von Goethe

). „Das Gewissen ist unser bester und zuverlässiger Wegweiser“ (

L. Tolstoi

). Gut ist es zu wissen: „Eine innere Stimme warnt vor falschen Handlungen“ (

Sokrates

). „Ein gutes Gewissen hilft uns dabei, im geisteswissenschaftlichen Universum besser zurecht zu kommen.“* Denn: „Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen“ (

Ovid

). „Ein gutes Gewissen lacht über falsche Beschuldigungen“ (aus Indien). Anders gesagt: „Das Gewissen ist der Wachhund, der die Sünden verbellt“ (unbekannt). Und es gilt: „Wer sich schuldig fühlt, braucht keinen Ankläger“ (aus Estland). Weitere Meinungen dazu: „Man entgeht wohl der Strafe, aber nicht dem Gewissen“ (Sprichwort). „Das Gewissen ist eine Wunde, die nie heilt und an der keiner stirbt“ (

C.F. Hebbel

). „Das Gewissen ist der einzige Spiegel, der weder betrügt, noch schmeichelt“ (

Ch. von Schweden

). Deshalb: „Sei deines Willens Herr und deines Gewissens Knecht“ (

M. von Ebner-Eschenbach

).



► „Böses Gewissen verraten die Augen“ (Deutsches Sprichwort). Und es gilt auch: „Nimm dein Gewissen nicht auf den Rücken“ (China). „Ohne eine ethische Verantwortung bleibt das Gewissen leer. Ohne Verantwortung ist das Gewissen blind“ (

L. Honnefelder

). Erstaunlich: „Gewissen und Feigheit sind in Wirklichkeit ein und dasselbe“ (

O. Wilde

). Auch: „Gewissenbisse erziehen zum Beißen“ (

F.W. Nietzsche

). Warnung: „Grenzen, die nie gesetzt werden, können jederzeit überschritten werden“ (

Almut Adler

). „Gewissenlosigkeit ist nicht Mangel an Gewissen, sondern der Hang, sich an dessen Urteil nicht zu kehren“ (

E. Kant

). Andererseits: „Viel Fleiß und wenig Gewissen machen den Beutel voll“ (Sprichwort). Interessante Bemerkung: „Wenn das Gewissen ein Rotlicht ist, dann bemühen sich die meisten, noch schnell bei gelb über die Kreuzung zu kommen“ (

S. Berger

). Zum Nachdenken: „Das Gewissen ist eine Schwiegermutter, deren Besuch nie endet“ (

H.L. Mencken

).



► Fazit: „Das Gewissen ist das menschliche Bewusstsein vom Guten und dem Bösen im geisteswissenschaftlichen Universum.“* „Ein schlechtes Gewissen ist ein Zeuge, den man Tag und Nacht mit sich herumträgt“ (

Juvenal

). Auch gilt: „Wenn der innere Schweinehund bellt, will er damit das Gewissen verjagen“

(E. Ferstl

). Eine weitere Erkenntnis: „Das so genannte gute Gewissen ist oft nur ein guter Falschmünzer“ (

G. Nyncke

). Oder: „Das gute Gewissen bedingt ein schlechtes Erinnerungsvermögen“ (

E. Baschnonga

). Was merken wir uns hier? Bei der Beurteilung von Prinzipien zur Lebensbewältigung ist ein klarer Trennstrich zum Selbstbetrug des Menschen zu ziehen. „Mitunter ist der Wille zum Guten zwar gegeben, aber das konkrete Verhalten des Menschen ist in der Realität oft alles andere als prinzipientreu.“* Die ausschließliche Orientierung des Menschen an seinem eigenen Gewissen kann den Menschen auch in die Irre führen.

109

 „Niemand wird in der Welt leichter betrogen … als das Gewissen“ (

J. Paul

). Wie ist es zu bewerten, wenn ein Mensch nur noch seinem Gewissen folgen mag? Die folgende Meinung findet meine volle Unterstützung!





„Statt mit einem objektiven Gerichtshof haben wir es bei unserem Gewissen eher mit einer Art doppelter Buchführung zu tun, die zahlreiche Tricks kennt, um ihre Bilanzen zu fälschen“







(Richard David Precht)





Aber: „Wir sollten uns nicht dem Bösen zuwenden, sondern uns klug am Bewusstsein des Guten orientieren; wir sollten mit Klugheit die Autorität der Zehn Gebote anerkennen und diese einhalten. Alles andere bringt unseren Geist vom rechten Weg ab.“*







2.2.8 Klugheit





Die Klugheit ist eine dem Verstand bzw. der Vernunft zugeordnete Eigenschaft und Fähigkeit des Menschen. Sie ist eine edle Säule der Intelligenz und hilft Zusammenhänge zu deuten.

110

 Ein kluger Mensch hat die Fähigkeit, Handlungsziele zu erkennen und im jeweiligen Einzelfall angemessen und geschickt zu handeln. Klugheit ist damit die erworbene Kompetenz einer Person, durch die sie sich selbst und dadurch ihr Handeln und Leben zu orientieren vermag.

111



Dazu eine Anekdote über

Nasreddin Hodscha

112

, den orientalischen Till Eulenspiegel. Zwei Jungen beschlossen,

Nasreddin

 mit einem Versuch hereinzulegen. Mit einem kleinen Vogel, den sie in ihren Händen versteckten, wollten sie den weisen Mann fragen, ob dieser in ihrer Hand tot oder lebendig sei. Wenn er sagte, der Vogel sei lebendig, würden sie diesen erdrücken und ihm damit zeigen, dass er falsch lag. Wenn er dagegen sagte, der Vogel sei tot, würden sie diesen fliegen lassen. Als sie nun den weisen alten Mann fanden, fragten sie ihn: „

Nasreddin

, was wir in der Hand halten, ist das tot oder lebendig?“ Der kluge

Nasreddin

 sagt nach kurzer Überlegung. „Ach meine jungen Freunde, dies liegt ganz in eurer Hand!“



Einerseits ist Klugheit auf Einzelfälle bezogen, aber es ist auch auf das Allgemeine gerichtetes Wissen. „Manchmal muss man auch über seinen eigenen Schatten springen“ (unbekannt). Oft ist das schwierig: „Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg kommen“ (

Mohammed

). Demütige Klugheit grenzt sich von Gerissenheit, Cleverness und Verschlagenheit ab, die nur einen praktischen Nutzen oder einen persönlichen Vorteil zum Ziel haben. Auch die Klugheit lässt sich unterschiedlich betrachten.



► Ist die Klugheit vom Alter abhängig? „Klugheit steckt nicht in den Jahren, sondern im Kopf“ (aus Armenien). „Nur der ist weise, der weiß, dass er es nicht ist“ (

Sokrates

). Der weise Mann erkennt: „Die Klugen haben miteinander viel gemein“ (

J.W. von Goethe

). Anderer Interpretation: „Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen“ (

J.W. von Goethe

). Denn: „Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seinen Antworten“ (

F.G duc de Lévis

). Auch: „Kluge Menschen suchen sich die Erfahrungen selbst aus, die sie machen möchten“ (

A.L. Huxley

). Deshalb: „Sei klüger als andere, wenn du kannst, aber sage es ihnen nicht“ (

G.K. Chesterton

). Kluge Menschen sollte man nicht gängeln: „Dem Klugen braucht man nur den Anfang zu sagen. Das Ende weiß er selber“ (aus Angola). Bemerkenswert ist aus der Lebenspraxis: „Je weiser und besser ein Mensch ist, umso mehr Gutes bemerkt er in den Menschen“ (

B. Pascal

).



► Hüte dich davor, zu klug sein zu wollen, denn das endet meistens böse. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. „Wer die anderen neben sich klein macht, ist nie groß“ (

J.G. Seume

). Hier gilt zeitlos:

113





„Die Klugheit dir zu Kopfe steigt,







der Herrgott dir die Grenzen zeigt“







(Horst-Joachim Rahn)





Aber es stimmt auch: „Wer stets über den Dingen steht, verliert die richtige Perspektive“ (

A. Andersen

). „Allzu kluge Leute führen selten große Werke aus“ (

I. von Loyola

). „Klugsein hat noch nie einen Menschen an Dummheiten gehindert“ (

St. Zweig

). „Man kann sagen, dass allzu viel Klugheit die Lust am Leben verdirbt“ (

M. Kessel

). „Es ist schlimm, wenn man weder genug Verstand hat, um gut zu reden, noch genug Selbsterkenntnis hat, um zu schweigen“ (

J. de la Bruyère

). „Der Wunsch, klug zu erscheinen, verhindert oft, es zu werden“ (

La Rochefoucauld

). Interessant: „Die Klugheit des Fuchses wird oft überschätzt, weil man ihm auch noch die Dummheit der Hühner als Verdienst anrechnet“ (

H. Kasper

). Deshalb: „Man überschätze die Klugheit nicht! Sind denn die besten Menschen – die sich für andere opfern – klug?“ (

J. Bosshart

). Mitunter sind wir mit unserer Weisheit am Ende: „Was hilft alle Erkenntnis, wenn die Kraft fehlt?“ (

Th. Storm

). Zum Schluss: „Eine frohe Hoffnung ist mehr wert als zehn trockene Wirklichkeiten“ (

Grillparzer

).



► Synthese: „Echte Klugheit ist edel, wenn sie mit Demut gepaart ist; unechte Klugheit ist fatal.“* „Wer allzu klug sein will, wird scheitern.“* „Je minder sich der Kluge selbst gefällt, um desto mehr schätzt ihn die Welt“ (

F. Gellert

). Verblüffende Feststellung: „Daheim werden verständige Männer am wenigsten geschätzt“ (aus Island). „Klugheit ist mehr als Einsicht und weniger als Weisheit.“ „Klugheit besteht zur Hälfte darin, zu wissen, was man nicht weiß“ (

Konfuzius

). Und es gilt: „Der Klügere gibt so lange nach, bis es ihm zu dumm wird“ (

A.M. Bussek

). Sind kluge Menschen mutig? „Kluge Leute sind selten mutig. Sie sind vorsichtig und maßvoll, also eigentlich feige. Wirklichen Mut haben nur die Narren“ (

A.F. Galiani

). „Ein heller Kopf hat viel voraus, er überredet leicht den Dummen, doch läuft’s auf einen Streit hinaus, dann muss der Klügere verstummen“ (

Johann, N. Nestroy

). Auch folgende Erkenntnis ist bemerkenswert:





„Man kann schlauer sein als ein anderer,







aber nicht schlauer als alle anderen“







(Francois de la Rochefoucauld)





Dazu sagt

Goethe

 zu

Eckermann

: „Man meint immer, man müsse alt werden, um gescheit zu sein. Im Grunde hat man bei zunehmenden Jahren zu tun, sich so klug zu erhalten, als man gewesen ist.“ Und es ist ganz wichtig zu erkennen: „Nicht alle klugen Menschen können aber richtig zuhören. Sie filtern nämlich das, was sie hören, durch ihre eigenen Erfahrungen und lesen ihr Leben in das Leben des anderen hinein“ (

S. Corey

). Zum Schluss

K. Tucholsky

: „Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.“ Zum Schluss bemerkenswert:

Bauernschlau, pfiffig, geweckt sein bedeutet, dass die Intelligenz Tempo hat“ (

O. Spengler

). Das Gegenteil von Klugheit ist Dummheit.







2.2.9 Dummheit





Die Dummheit bezeichnet allgemein sprachlich einen Mangel an Intelligenz bzw. eine geringe Begabung bzw. eine törichte Handlung eines Menschen. Sie umfasst auch die Einstellung, etwas nicht wahrnehmen zu können bzw. etwas nicht erfassen zu wollen und die mangelhafte Fähigkeit, aus Wahrnehmungen die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Dilletanten sind Menschen, die eine Sache nicht richtig begreifen, jedoch fest überzeugt sind, sie erklären zu können“ (

G. Perluca

). Die Bezeichnung Dummheit ist eine starke Wertung oder eine Beleidigung sowie Herabminderung, sobald sie im Zusammenhang mit Personen verwendet wird. Merke: „Wir sollten damit vorsichtig sein, anderen Menschen vorschnell Dummheit zu unterstellen.“* Betrachtungen zur Dummheit bringen oft Subjektives mit sich.

114

 Auch über die Dummheit lässt sich unterschiedlich philosophieren.



► „Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit“ (

M. Twain

). Außerdem: „Weisheit hat Genzen – Dummheit nicht“ (

S. Rogal

). Bemerkenswert: „Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt mit der Blindheit der Bewunderer zusammen“ (

H. Geißler

). Auch: „Gibt es eine Eigenschaft der menschlichen Natur, die man nicht erwerben kann, die angeboren sein muss, so ist es die Dummheit“ (

L. Börne</