Malik Mantikor: Die Liebe ist ein Lichtermeer

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Malik Mantikor: Die Liebe ist ein Lichtermeer
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Malik Mantikor Band 4

Impressum

Malik Mantikor - Die Liebe ist ein Lichtermeer

I. Tame

Copyright: © 2019 I. Tame

Bildnutzung: Panther Media GmbH (Lonely11) (abrakadabra)

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Dies ist eine frei erfundene Geschichte. Namen, Figuren, Plätze und Vorfälle obliegen der Fantasie des Autors bzw. sind reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, Firmen, Ereignissen oder Schauplätzen sind vollkommen zufällig.

Die Abbildung auf dem Innentitel und der 1. Umschlagseite dient nur darstellerischen Zwecken.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Schlusswort

Kapitel 1

„Wehr' dich doch“, fordert Malik ungerührt. Sein Blick ruht liebevoll auf seinem Geliebten. Für einen Außenstehenden könnte es aussehen als läge Fynn in einer verrenkten Umarmung. Wenn Malik sich konzentriert, hört er Fynns panischen Herzschlag.

Bleib ruhig, mein Hübscher. Er ist dir nicht gewachsen!

Malik! Malik! schreit Fynn in Gedanken. Hilf mir doch!

Du brauchst keine Hilfe! Du vereinst die Kraft zweier mächtiger Mantikore in dir. Er ist eine Fliege an der Wand, mein Lieber. Du musst nicht einmal viel Fantasie aufbringen, um ihn zu stoppen! Jetzt wehr' dich endlich!

Einen Moment lang blitzt es vorwurfsvoll aus Fynns Augen, doch dann schließt er sie und atmet tief durch. Eine Sekunde. Zwei Sekunden.

In dem Moment als Kato den Dolch noch tiefer in Fynns Haut senken will, merkt er, dass etwas nicht stimmt. Entsetzt reißt er die Augen auf. Was ist denn jetzt los?

Die silberne Klinge verliert an Konsistenz. Erst zieht sich ein kaum merklicher Schleier über das Metall und dann … biegt sie sich unter Katos Druck als wäre sie aus Gummi. Schließlich baumelt sie herunter und stellt als Waffe nur noch eine Farce dar. Kato ist so geschockt, dass er nicht einmal merkt, wie Fynn sich aus seiner Umklammerung windet. Wie eine Wachsfigur bleibt er genau so stehen, als hätte er den Blonden noch in seinen Fängen.

Endlich wird ihm bewusst, dass er sich nicht mehr rühren kann. Selbst den deformierten Dolch kann er nicht fallen lassen. Eine Macht – stärker als seine – hält ihn gefangen. Katos Mantikor brüllt vor Wut.

Doch als Fynn sich vor ihn stellt und ihn aus seinen strahlend blauen Augen ansieht, fühlt sich Kato wie hypnotisiert. Diese Augen … und jetzt verwandeln sie sich. Ja, sie funkeln wie ein Berg Diamanten. Katos Mantikor tut etwas, was er zuvor noch nie getan hat. Er flüchtet … von einem Moment zum anderen versteckt er sich, denn er hat Angst vor der Macht, die dieser Mensch in sich vereint.

Kato stöhnt. „Ich brauche Wasser! Bitte! Ich verbrenne innerlich!“

Wieder einmal ist es Yassin, der als erster reagiert und mit einer Flasche herbeieilt. Hilfsbereit hält er sie Kato an die Lippen.

Aus dem Hintergrund ruft Kess verzweifelt nach seiner großen Liebe. Dieser antwortet ihm schließlich:

„Alles gut, Bruder! Halt jetzt die Klappe, ja?“

Mit finsterem Blick starrt er Fynn an.

„Muss ich hier noch länger wie eine Karikatur herumhängen oder was?!“

Malik tritt mit einem hämischen Grinsen im Gesicht neben Fynn und legt ihm kumpelhaft einen Arm um die Schulter.

„Das hast du super gemacht, mein Hübscher!“

Er drückt Fynn einen fetten Schmatzer auf die Wange, dass sich dieser lachend windet.

„Hört ihr vielleicht mal auf mit eurem schwulen Getue?“, ranzt Kato sie an. „Ich steh' hier, als würde ich mit irgendeiner dicken Frau tanzen!“

Jetzt ist es endgültig vorbei. Die beiden Freunde brechen schier zusammen unter ihrem Lachanfall. Immer wieder deuten sie auf den genervt die Augen verdrehenden Kerl und bekommen doch kein Wort heraus, da sie es kaum schaffen, Atem zu schöpfen.

„Dein schlaffer Dolch spricht eine eigene Sprache“, presst Malik hervor und seine Bemerkung streckt Fynn fast zu Boden. Aus dem Hintergrund ertönen ein weiteres Mal Kess' Rufe. „Kato! Wo bist du?“

„Schschsch“ Gleichzeitig drehen sich Malik und Fynn in seine Richtung. „Nicht!“, flüstert Fynn mit bebender Stimme. „Er tanzt doch!“

Plötzlich schiebt sich Yassins massive Gestalt vor ihn.

„Ich glaub' er atmet nicht mehr“, presst er mit angsterfüllter Stimme hervor.

Fynn schreckt zusammen. Packh! Sie hatten ihn völlig vergessen. Er hängt immer noch in der Luft wie auf einer unsichtbaren Trage. Fynn stürzt zu ihm.

„Packh“, spricht er ihn verzweifelt an und tätschelt seine Wangen. „Packh, wach' auf!“ Kontrollierend legt er ihm zwei Finger auf die Halsschlagader.

„Er lebt, Yassin, aber sein Puls geht sehr langsam.“

„Was hast du mit ihm gemacht?“, brüllt Malik Kato an. Der steht noch immer in seiner verrenkten Haltung da, doch dieses Mal ist er derjenige, der gehässig lacht.

„Nichts!“, antwortet er gespielt unschuldig. „Er hat nur 'ne Cola getrunken ...“ Abschätzig verzieht er einen Mundwinkel. „Die ist ihm wohl nicht bekommen.“

Fynn schiebt Malik beiseite, als dieser gerade zu einem Kinnhaken ausholt.

„Was hast du ihm gegeben?“

Kato ignoriert ihn. Sein Blick bleibt auf Malik geheftet.

„Gib' Kess sein Augenlicht zurück!“, fordert er finster. „Vorher sag' ich gar nichts!“

Auf einmal ändert sich Fynns Körperhaltung. Geradezu königlich … erhaben … mit durchgestrecktem Rücken und stolz erhobenem Kopf steht er da. Eine Stimme spricht aus ihm, die er selbst nicht kontrolliert. Freundlich antwortet Fynn dem gelähmten Mantikor.

„Steh' doch bequem“, fordert er Kato auf. Diesem entfährt vor Erleichterung ein leises Seufzen, als er sich endlich normal vor Fynn hinstellt. Er kann sich sogar eingeschränkt bewegen, zum Beispiel die Hände in die Hosentasche stecken. Allerdings gelingen ihm seine Bewegungen nur sehr langsam.

„Alles ist eine Frage der Liebe … immer!“, fährt Fynn mit sanfter Stimme fort. Er lächelt Kato an und seine Augen funkeln wie die reinsten Diamanten.

Ein Lichtermeer, denkt Kato fasziniert.

„Doch kennst du die wahre Liebe?“, fragt Fynn weiter.

„Natürlich!“, ranzt Kato ihn an. „Ich liebe meinen Bruder! Ich würde für ihn mein Leben geben!“

„Warum gibst du nicht einfach Packh sein Leben zurück? Das wäre auch wahre Liebe! Nächstenliebe!“

„Kess ist mir aber wichtiger!“, mault Kato ungeduldig.

Fynn lächelt immer noch. Malik starrt ihn gebannt an. Er sieht aus wie ein Engel, denkt er fasziniert.

Doch die kurze Konversation scheint vorbei. Fynn dreht sich weg und schreitet langsam zum schwebenden Packh. Seine Augen glitzern weiter – unwirklich, doch wunderschön. Er senkt seinen Blick auf den Ohnmächtigen und legt ihm sanft eine Hand aufs Herz; die andere auf die Stirn. Einige Sekunden später erwacht Packh und schnappt nach Luft. Sanft senkt sich seine unsichtbare Liege und stellt ihn auf die eigenen Füße.

„PACKH!“, ruft Yassin erleichtert und zieht seinen Geliebten in eine feste Umarmung. „Geht es dir gut?“

Packh lächelt. „Mir ging's nie besser, mein Großer! Ich war nur ein wenig weggetreten, aber jetzt …“ Er schiebt Yassin ein Stück von sich, um sich ausgiebig zu strecken. „Fantastisch! Ich fühl' mich wie neu geboren!“

Fynn lächelt. Das Lichtermeer strahlt inzwischen aus jeder Pore seines Körpers. Als hätte er in Sternenstaub gebadet. Nun steuert er auf Kess zu.

„Steh' auf“, fordert er ruhig den vor ihm kauernden Mann auf. „Und nimm meine Hand!“

Kess folgt und tastet zögerlich mit seiner Rechten nach Fynn. Dieser geleitet ihn vorsichtig in Katos Richtung.

„Setz' dich, Kato!“ Ganz selbstverständlich folgt der Mantikor seiner Aufforderung und lässt sich in das weiche Moos sinken.

 

„Kess, setz' dich doch zu ihm“, fordert Fynn ihn auf als er direkt neben Kato steht. Auch Kess setzt sich wie befohlen.

„Und jetzt“, schließt Fynn seine Zusammenführung ab. „sollst du Gelegenheit haben, deinen Bruder aus der Dunkelheit zu führen, ...“ Er wendet sich ab, dreht sich jedoch nach zwei Schritten noch einmal um. „... Kess!“, beendet er lächelnd seinen Satz.


Beruhigend legt Kato seine Rechte auf Kess' Schulter.

„Ich bin hier“, murmelt er, um Fassung ringend. Sein Bruder muss nicht unbedingt mitbekommen, wie sehr Kato diese Situation aufregt. Dieser Lichtermeer … was hat er da eben nur gemacht? Selbst auf eine Entfernung von ungefähr drei Metern und mit ihm zugekehrten Rücken konnte Kato den Lichtschein ausmachen, der Packh einhüllte.

Er ist ein verdammter Heiler, stellt er trocken fest. Aber wenn er angeblich so toll ist, warum hilft er dann Kess nicht? Heißt er Maliks Verhalten etwa gut?

Kato atmet tief durch, um sich nicht schon wieder aufzuregen. Wenn er wütend wird, hat sein Mantikor leichtes Spiel und fühlt sich aufgefordert zu handeln.

„Kato ...“, jammert Kess leise und legt eine zitternde Hand auf die seine. „Was soll nur aus mir werden? Ich werde in einer schwarzen Hölle leben … verdammt! Es ist als würde ich die ganze Zeit vor einem gähnenden – alles verschlingenden – Abgrund stehen. Jeder Schritt kostet mich unglaubliche Überwindung.“

Kato dreht sich halb in Kess' Richtung. Er scheint um Jahre gealtert. Sämtliches Blut ist aus seinem Gesicht gewichen. Stattdessen steht ihm kalter Schweiß auf der Stirn. Ein heißer Stich des Mitgefühls fährt durch Katos Herz. Liebevoll streicht er einige verklebte Haarsträhnen aus Kess' Stirn.

„Beruhige dich“, raunt er zurück. „Wir werden den Lichtermeer überzeugen, dass er dir hilft, wieder sehen zu können.“ Er streicht behutsam über den zitternden Oberschenkel. „Was glaubst du hat er damit gemeint, dass du mich aus der Dunkelheit führen sollst?“

Verlegen kaut Kess auf seiner Unterlippe herum. Er ahnt, was Fynn damit sagen wollte. Soll er es wirklich wagen? Soll er Kato die Wahrheit über seine Gefühle zu ihm sagen? Oh, Mann! Was für ein Risiko geht er damit nur ein? Hat er nicht schon genug verloren? Er wird Kato nie wieder von Angesicht zu Angesicht sehen. Wird er ihn also nicht sowieso verlieren? Er ist kein Mann, der seine Zeit damit verschwendet, einen anderen zu pflegen …

Kess seufzt tief. Nun ist es wirklich egal. Er wird es wagen!

„Also … ja“ setzt er zögerlich an. „Ich glaube … ich könnte mir vorstellen ...“

„Ja?“ Neugierig zieht Kato die Augenbrauen hoch.

Kess senkt den Kopf als könnte er noch sehen und würde Katos Blick aus Scham ausweichen.

„Du musst wissen … ich liebe dich, Kato!“

„Ich liebe dich auch, Kess! Du kannst mir alles sagen … auch wenn es sich um bitterböse Kritik handeln sollte. Red' einfach drauf los!“

„Ich hab' dir schon alles gesagt!“ Kess quält sich ein verlegenes Grinsen ab.

„Du … liebst … … ach so“, haucht Kato mit ersterbender Stimme. „Aber ich ...“

„Nein! Nein!“ Kess wedelt beschwichtigend mit beiden Händen. „Ich weiß doch! Bitte mach' dir keine Gedanken, ja? Das ist ganz allein mein Problem. Wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, kann ich das verstehen. Ich erwarte wirklich nichts von dir … ehrlich! Ich wollte es dir nie sagen, aber jetzt ...“ Er zuckt niedergeschlagen mit den Achseln. „... jetzt ist sowieso alles egal. Du wirst mich in deinem Leben nicht mehr haben wollen. Ich bin ein Krüppel!“ Ein abschätziges Geräusch entfährt ihm, doch im gleichen Moment legt Kato einen Finger auf seine Lippen.

„Jetzt halt' mal die Luft an, ja? Denkst du wirklich, ich würde dich mit dem Arsch nicht mehr angucken, nur weil du blind bist oder … weil du … in mich verknallt bist? Für wie abgefuckt hältst du mich eigentlich?! Ich werd' dich beschützen und unser Leben nach deinen Bedürfnissen gestalten. Du kannst auf meinem Bock mitfahren!“, fügt er aufgeregt hinzu, als wäre das Kess' dringlichstes Problem. Schnell hält er inne, als ihm selbst auffällt wie kindisch seine Äußerung war. Doch Kess lächelt. Seine innere Sonne geht auf. Die ganze Zeit hält er die Augen geschlossen. Jetzt rinnen ihm Tränen der Erleichterung über die Wangen.

„Hey“, raunt Kato und tätschelt seinem Bruder hilflos die Schulter. Im Trösten war er schon immer eine Niete. „Sieh' mich an!“

„Ha! Ha!“, erwidert Kess nasal und muss doch grinsen. Er dreht den Kopf und öffnet seine Augen. Und da passiert es. Zuerst wandelt sich die grausame Schwärze in ein sanftes Beige. Wo eben noch Unendlichkeit quälte, zeichnet sich das geliebte Gesicht ab. Kess zwinkert mehrfach. Er kann es nicht glauben.

„Ich kann dich sehen“, keucht er und tastet ungläubig in Katos Richtung.

„Was?“

Kess zwinkert noch einmal und reibt sich die Augen. Als er sie erneut öffnet, sieht er Kato klar und deutlich. Ihn und die ganze wunderbare Schöpfung drumherum.

„ICH SEH' DICH“, jubelt Kess, zieht spontan mit beiden Händen Katos Gesicht zu sich und küsst ihn voller Hingabe. Statt sich angewidert zu wehren, lässt dieser ihn gewähren. Als sich Kess von ihm löst, umfasst Kato ebenfalls dessen Gesicht. Seine Augen strahlen.

„Der Lichtermeer hat dich von dem Fluch befreit, weil du so mutig warst und mir die Wahrheit anvertraut hast!“, stellt er begeistert fest. „Du bist wieder der Alte!“

„Oh, mein Gott“, jauchzt Kess während sich sein Kopf in alle Richtungen dreht, um den Anblick dieses wunderschönen Waldes aufzusaugen. Doch schließlich sackt er wieder in sich zusammen.

„Ich kann nie wieder so sein wie früher“, stellt er mit klarer Stimme fest. „WIR können nie wieder so sein wie sonst … verstehst du das? Du kennst jetzt meine tiefsten Gefühle und ich weiß, dass du sie nicht erwiderst … na ja, eigentlich wusste ich das ja schon immer. Doch ...“ Er legt den Kopf schrägt und rupft an dem Moos neben sich herum.

„Küssen ist kein Problem“, stellt Kato mit belegter Stimme fest.

„Was?“ Kess glaubt, sich verhört zu haben.

„Ja, mein Gott!“ Peinlich berührt hebt Kato kurz beide Arme. „Du weißt, dass ich nicht schwul bin und dass ich total auf geile Weiber steh', aber …“

Kess sieht seinem Gegenüber an, wie sehr er nach Worten ringt. So offen haben sie noch nie über sich oder ihre Gefühle gesprochen. Nun beginnt auch Kato an dem Grün um sich herum zu rupfen.

„Okay, Mann! Ich sag' dir wie ich die Sache sehe. Wir beide haben völlig unterschiedliche Vorlieben, was unser Sexleben betrifft. Weiber machen mich an, Kerle machen dich an. Dazu bin ich ein loser Hund und du bist zurückhaltend. Doch glaub' mir, Bruder, wenn es darum gehen sollte zu wählen, kommst du immer an erster Stelle, ist das klar?“

Beeindruckt nickt Kess mit großen Augen.

„Und dann … also … verdammt, Kess!“ Er runzelt vorwurfsvoll die Stirn. „Wie kannst du nur glauben, du würdest mich anekeln?! Na gut, es macht mich nicht an, einen Kerl zu küssen, aber du … bist doch was anderes. Du bist mein zweites Ich!“

Er kehrt die restlichen Mooskrümel von seiner Lederhose.

„Gib' mir Zeit, Kess, okay? Ich muss mich an alles gewöhnen …“

Kess seufzt erleichtert und sie mustern sich grinsend.

„Übrigens fand' ich deinen Arsch schon immer sexy“, ärgert Kato seinen Bruder und zuckt albern mit den Augenbrauen.

„... und ich deine Augen“, flirtet Kess zurück.

Tatsächlich ... wer hätte das gedacht ... Kato wird rot.

Kapitel 2

Als die anderen endlich gemeinsam am Feuer sitzen, um Kato und Kess Gelegenheit zu geben, sich miteinander auszutauschen, will Yassin Fynn gar nicht mehr loslassen. Eine geraume Zeit lang sitzen sie im Schneidersitz nebeneinander, während Yassin seine muskelbepackten Arme um den schmaleren Freund schlingt. Immer wieder wiegt er ihn leicht und drückt ihn an sein Herz. Schließlich löst sich Fynn von seinem bärenstarken Freund und rutscht ein Stück beiseite.

„Gib mir Luft zum atmen, Yassin“, hustet er lachend. „Mir scheint, du bist hier noch stärker als zu Hause.“

Er betrachtet den strahlenden Yassin und in der Tat sieht dieser überhaupt nicht mehr aus wie ein Dreißigjähriger. Man würde ihn höchstens auf Mitte Zwanzig schätzen.

„Sieh' mich nicht so erstaunt an“, frotzelt Yassin. „Auch du hast dich verändert. Wir werden jünger!“ Er hebt begeistert beide Arme. „Ist das nicht toll?! Meine Muskeln bauen sich auf, ohne dass ich großartig trainieren müsste.“

„Du trainierst doch“, ärgert Packh ihn. „Jeden Tag!“

„Da möchte ich drauf wetten“, gackert Malik zustimmend.

Yassins Wangen röten sich leicht. „Blödmann!“, murmelt er verlegen.

Packh zieht ihn mit seinem Raubtierblick aus.

„Ist er nicht unglaublich?“, knurrt er begeistert.

„Das musst du mich nicht fragen“, lacht Fynn. „Yassin war schon immer der Größte für mich!“

Und so lachen und ärgern sie sich weiter, unterbrochen von gelegentlich ausgetauschten Küssen und Schmusereien.

Kess' gebrülltes „Ich seh' dich“ registriert Fynn voller Genugtuung. Hat er sich doch endlich getraut, stellt er wohlwollend fest und führt sich gleichzeitig vor Augen, dass er ganz nebenbei Maliks Fluch durch seinen eigenen Willen ausgehebelt hat. So ganz kann er seine neue Seite selbst noch nicht begreifen. Die Lichtermeer-Gene in ihm scheinen ein Eigenleben zu entwickeln. Auch sein eigenes Verhalten verunsichert ihn. So wusste er zum Beispiel einfach, dass Kess mehr für seinen Bruder empfindet, obwohl er den Hetero-Macho nach außen kehrt … ähnlich wie sein Bruder. Dieses Wissen nimmt Fynn intuitiv an und kann damit umgehen, doch dass er – ähnlich wie Malik – von seiner neuen Seite regelrecht benutzt wird, gefällt ihm nicht.

Ich mag es nicht ferngesteuert zu werden, denkt er kleinlaut. Fast gleichzeitig überkommt ihn ein beruhigendes Gefühl und er weiß, dass ihm lediglich zu Beginn seiner Änderung „unter die Arme gegriffen“ wird. Er seufzt zufrieden, denn er kann Maliks Unmut bezüglich seines dominanten Mantikors gut verstehen. Wie eine Puppe benutzt zu werden ist ein unangenehmes Gefühl.

Er spürt Maliks Finger, die sanft seinen Nacken kraulen.

„Weißt du eigentlich, wie geil du aussiehst, wenn deine Augen so glitzern?“, flüstert er ihm zu. „Ach was, dein ganzer Körper hat geglänzt. Du sahst aus wie ein außerirdisches Wesen … unbegreiflich schön. Ich liebe dich so sehr!“ Maliks Stimme versagt, als er seinem Liebhaber ins Ohr flüstert.

Ein warmer Schauer läuft Fynn über den ganzen Körper. Maliks Liebesbekenntnis ist immer noch etwas Seltenes und Kostbares für ihn. Er dreht sich zur Seite.

„Und ich liebe dich, Malik Mantikor!“ Wenn er ihn so nennt, fühlen sich beide Seiten dieses exotischen Mannes wahrgenommen. Lange versinken ihre Blicke ineinander.

„Ähm … darf ich mal stören?“

Die beiden Verliebten lächeln sich nochmals kurz an.

„Ungern“, mault Malik, doch Packh hat noch nie so ein Strahlen auf seinem Gesicht gesehen.

„Wie soll es weiter gehen?“, kommt Packh sofort zur Sache.

„Alle Mantikore müssen sich mit mir vereinen!“, erwidert Fynn ohne Umschweife.

„Hah!“ Packh lacht frustriert auf und wirft einen weiteren Holzscheit ins Feuer. „Wie willst du die beiden da drüben denn davon überzeugen?! Ich wette mit dir, dass Karess ihnen den Himmel auf Erden versprochen hat, damit sie dich und Malik ausliefern. Nur weil du sie jetzt in der Hand hast, bedeutet das noch lange nicht, dass sie sich dir anschließen. Sie sind anders … eigenwilliger. Zumindest Kato … und Kess … naja, der hat schon immer getan was sein Bruder wollte.“

Fynn zuckt gleichmütig mit den Achseln.

„Wir werden sehen. Ich kann sie nicht zwingen … also, ich könnte es vielleicht, doch ich verzichte darauf.“

Yassin reißt überrascht die Augen auf.

„Du könntest die zwingen? Alle beide? Wow!“ Er fährt sich mit den Fingern durch die dicken Haare. „Alter, weißt du eigentlich was du da gerade gesagt hast?“

„Ich denke schon, dass er das weiß“, antwortet Malik nachdenklich. „Du darfst nicht vergessen, dass er bereits die Macht zweier Mantikore in sich vereint. Und seine Gene … nun ja, keiner von uns weiß, wie mächtig er genau ist … oder noch wird.“

 

Fynn starrt in die aufflackernden Flammen.

„Ich bin KEIN Mantikor“, betont er ernst. „Ich werde weder die Menschen noch die Mantikore unterdrücken. Ihr müsst das verstehen!“ Sein Blick hebt sich und taxiert jeden einzelnen seiner Freunde. „So bin ich nie gewesen und so werde ich nie sein!“

„Und Karess?“, hakt Packh nach. „Du wirst sie zwingen müssen! Niemals wird sie sich dir unterwerfen.“

„Niemand SOLL sich mir unterwerfen“, erwidert Fynn. „Selbst die Hohe Rätin wird ihre eigene Entscheidung treffen dürfen.“

„Das glaubst du doch selbst nicht!“, murrt Packh leise zurück und presst unwillig die Lippen aufeinander. „Ich bin auch kein Freund von Gewalt, doch Karess ist aus einem anderen Holz geschnitzt, glaub' mir! Frag' Malik! Er kann dir genug Geschichten erzählen; weitaus mehr als ich! Ich weiß nur, dass sie noch immer bekommen hat was sie wollte. Jetzt ist sie schwanger. Die Gerüchte darüber überschlagen sich. Die Menschen befürchten das Schlimmste!“

Fynn seufzt ratlos. „Ehrlich, Packh! Hätte ich ein Rezept zur Lösung der ganzen Situation, ich würde es dir sagen. Doch ich weiß es selbst nicht. Ich muss versuchen, Schritt für Schritt meinen Weg zu gehen.“

„Unseren“, wirft Malik ein.

„Genau“, bestätigt Yassin prompt.

„Du kannst auf mich zählen“, verspricht Packh bei der Gelegenheit.

„Jetzt überlegt doch mal, wie viel Macht wir schon vereinen!!“ Yassin strahlt in die Runde. „Da bist ja nicht nur du mit deinen neuen Kräften, sondern auch Packhs Mantikor und auch noch Malik!“

Er breitet die Arme aus und blickt nach Zustimmung heischend die anderen an. „Das ist doch schon eine ganze Menge würde ich meinen!“

„Und nicht zu vergessen: Yassin, der Große!“, dröhnt Maliks Mantikor als dieser kurz das Ruder übernimmt, während Malik sein Bier erhebt und in die Runde prostet.

Mit gequälter Miene blickt Malik zu Fynn hinüber.

'Ich hasse es', haucht er ihm lautlos zu. Seine Stirn liegt dabei genervt in Falten. Fynn könnte ihn auffressen, so sehr liebt er diese andere, menschliche Seite an Malik … wenn er eben nicht so überheblich daher kommt. Er entwickelt sich immer mehr zu einem süßen normalen Typen. Diese Tatsache lässt sein Herz höher schlagen.


Irgendwann wird ihre Unterhaltung durch erbostes Gebrüll unterbrochen.

„Hau ab!! Und lass' mein Bein in Ruhe! - Malik!! Gehört dieses Riesenvieh zu dir??“

Wie auf ein Kommando blicken die Vier in Katos Richtung. Cool liegt vor den beiden Männern und hangelt verspielt nach den Fransen an Katos Lederhose. Empört versucht er dem Kater eine hinter die Ohren zu verpassen, doch seine Bewegungen sind so langsam, dass sein Versuch grotesk anmutet. Es ist nicht zu übersehen. Cool findet das Spiel toll.

Kato mault genervt herum, doch Kess reißt geschockt die Augen auf. Was macht so ein riesiges Raubtier in diesem Wald? Natürlich weiß er von den eigenartigen Wachstumsschüben, die die Tiere in der Wildnis haben können, doch wie konnte diese Hauskatze nur so groß werden??

Malik und Fynn lachen laut.

„Cool! Komm' her! Sei ein braver Kater, hörst du?“ Malik zuckt mit den Achseln. „Er hört nicht auf mich. Tut mir echt Leid!“

„Er weiß genau, dass ich mich nicht bewegen kann!“, mault Kato weiter. „Der denkt, ich bin 'ne verdammte Maus! Nimm' ihn weg!“

In der Zwischenzeit hat sich Yassin langsam erhoben.

Mit vor Staunen geöffnetem Mund geht er langsam auf den Kater zu.

„Cool? Bist du das? - Ach, du meine Güte!“

Fast andächtig bleibt er neben Cool stehen. Als er Yassin mit seinen großen grünen Augen fixiert, lächelt dieser.

„Der Wahnsinn“, haucht er und streckt seine Hand aus um ihn zu kraulen. Er wird mit einem tiefen lauten Schnurren belohnt. Yassin mochte er schon immer gut leiden und jetzt strahlt der große Mann selbst etwas von einer Katze aus. Kein Wunder! Er hat sich ja auch mit dem Katzen-Mann gepaart. Cool liebt diese Welt.

„Komm mit ans Feuer“, lockt Yassin ihn. „Da gibt's was Leckeres zu futtern. Na, komm!“

Cool steht auf, schüttelt sich und trottet ihm hinterher. Am Feuer angekommen, drängt er sich dicht an Fynn heran, nicht ohne Malik zuvor einen verächtlichen Blick zuzuwerfen.

„Hoffentlich hast du es dir nicht mit ihm versaut, Kato“, lacht Malik hämisch. „Cool verzeiht nicht so schnell!“

„Kommt doch auch zu uns ans Feuer“, fordert Fynn die beiden Männer auf. Kaum hat er seine Bitte ausgesprochen, können sie sich bewegen. Natürlich hat er seine Macht über sie nicht ganz aufgehoben, damit sie nicht in der Lage sind, zu fliehen. Ein wenig eingerostet rappeln sie sich auf und schlendern in sehr gemächlichem Tempo auf den Lagerplatz zu.

In sicherer Entfernung von Cool lassen sich die beiden nieder und nehmen mit einem dankbaren Nicken ein kühles Bier entgegen. Ihre Flaschen klacken aneinander, bevor sie sich bedienen. Erst nachdem das erste Bier ausgetrunken wurde, wenden sie den restlichen Männern ihre Aufmerksamkeit zu.

„Wie sieht's aus? Sind wir jetzt für immer deine Gefangenen?“, fragt Kato lakonisch.

Fynn mustert ihn eine Weile, bevor er antwortet.

„Ich brauche deine Hilfe“, setzt er ruhig an. „Deine und die von Kess.“

Übertrieben schlägt Kato die Hand vor die Brust.

„Im Ernst? Der große Lichtermeer braucht unsere Hilfe? Wie das?“

Fynn lächelt, obwohl Malik bereits angesäuert den Mund verzieht.

„Ich weiß, dass ihr Karess Treue geschworen habt, doch ...“

„Außer meinem Bruder schwöre ich niemandem die Treue!“, unterbricht Kato ihn aufgebracht.

„Erzähl' keinen Quatsch, ihr seid ihre neuen Handlanger“, provoziert Malik weiter.

„Na, du kennst dich ja bestens aus, mein Lieber“, poltert Kato zurück. „Wann bist du denn aus ihrem Arschloch raus geklettert? Ist noch nicht so lange her, wenn ich recht überlege, oder?“

Er beugt sich zornig vor. „Und nicht nur, dass du auf einmal die Seiten wechselst, nein, du tust es ohne Ankündigung … hinterhältig … so bist du schon immer gewesen und es würde mich mächtig wundern, wenn du dich plötzlich geändert hättest, Malik!“

Fynn greift zur Seite und legt Malik warnend eine Hand auf den Oberschenkel.

„Er hat mir das Leben gerettet … aus Liebe“, erklärt Fynn eindringlich. Er blickt zu Malik hinüber. Soll ich es ihnen überhaupt schon sagen?

Du brauchst ihre Hilfe, erwidert Malik, du wirst es ihnen sowieso sagen müssen.

Fynn wendet sich wieder an Kato.

„Maliks Mantikor hat sich geteilt und mit mir vereinigt.“

„Pfff“, entfährt es Kato ungläubig. „Wie soll das denn gehen? Die Mantikore suchen sich ihre Menschen oft schon vor deren Geburt aus. Klar, unser kleiner Punker hier wurde erst als Teenager ausgewählt, doch was soll's … auf jeden Fall kann ein Mantikor nicht mehrere Wesen benutzen.“

„Kann er wohl!“, unterbricht Malik ihn herrisch. „Auch wenn du meinst, das ganze Wissen des Universums in dir zu vereinen, gibt es sehr wohl Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Andererseits ...“ Er zuckt mit den Achseln und grinst hämisch. „Ich bin fast überzeugt davon, dass dein Mantikor viel zu schwach ist, um vom Lichtermeer geteilt und aufgenommen zu werden. Würde mich nicht wundern, du Maulheld!“

Katos Augen flackern gelblich auf, doch noch hat er sich im Griff.

„Was in meiner Macht liegt oder nicht, das binde ich dir ganz sicher nicht auf die Nase“, ranzt er beleidigt zurück.

„Das musst du auch nicht, da ich sowieso über die drei Murmeln Bescheid weiß, die statt eines Gehirns in Zeitlupe in deinem Schädel kreisen“, grinst Malik gemein.

„Warum hat er sich geteilt?“, fragt Kess leise und sieht Fynn nachdenklich an.

„Er hat mir geholfen, zu fliehen“, erklärt dieser. „Ohne Maliks Opfer wäre ich immer noch gefangen. Und es war ein großes Opfer, denn zu diesem Zeitpunkt wussten wir beide nicht, wohin uns diese Sache führt.“

„Und jetzt sollen wir uns teilen, damit du noch mehr Macht erhältst?“, hakt Kess besonnen nach.

Fynn nickt und sieht ihn fast schon entschuldigend an.

„Ich weiß, dass ihr mir sehr großes Vertrauen schenken müsst, doch anders komme ich gegen Karess nicht an. Ich brauche eure Kraft.“

„Du hast wohl 'ne Schraube locker!“, fährt Kato auf. „Erst machst du diesem Monster-Weib ein Kind. Dann schwafelst du über deine Liebe zu einem anderen Mann und dabei handelt es sich auch noch um einen Mantikor! Nicht gerade glaubwürdig, mein Freund. – Ich kenne auch die Sagen um das Lichtermeer und es war nie ein Freund der Mantikore. Unsere Fähigkeiten oder Gene waren nie gut genug, um von diesem Wesen anerkannt zu werden. Wir sind nicht so 'edel' und 'gut'. Weißt du was? Scheiß drauf! Scheiß auf deine hehren Absichten! Scheiß auf alles!! Wir kommen sehr gut ohne dich klar! Mit Karess kommt man aus, wenn man sie zu nehmen weiß und alles andere kümmert uns nicht!“ Vor Wut schnaufend wirft er seine leere Bierflasche über die Schulter ins Gebüsch.

„Wie hast du es geschafft, dich zu teilen?“, fragt Kess neugierig in Maliks Richtung.

„Er hat mich geküsst“, lacht Malik verschmitzt.

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