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Ein Ausflug in die Waldregion

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Märgi loetuks
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– Was haben wir hier noch zu sehen, wenn wir doch nicht helfen können! sagte plötzlich der hinter mir stehende Jegor – wir thun besser, weiterzufahren.

– Aber wohin? fragte Konrad.

– Laß uns links einbiegen, über den ausgedörrten Sumpfboden, da kommen wir gut durch.

Wir befolgten seinen Rath und kamen richtig durch, wenn es den Pferden und der Telega auch hin und wieder etwas schwer wurde.

Mit dem Herumschweifen auf der (Eingangs dieses Kapitels als unser Reiseziel bezeichneten) »Brandöde« verbrachten wir den ganzen Tag. Vor Anbruch des Abends die Abendröthe glühte noch nicht am Himmel, aber die Schatten der Bäume lagen schon unbeweglich und langgestreckt und man fühlte im Rasen die dem Nachtthau vorhergehende Kühle) – legte ich mich mitten auf den Weg neben der Telega nieder, welcher Konrad, ohne sich sonderlich zu beeilen, die milden Pferde vorspannte, und meine gestrigen unfrohen Träume kamen mir wieder in den Sinn.

Ringsum war Alles so still wie am vergangenen Tage, aber mich beengte nicht mehr die dumpfe, drückende Schwüle des Waldes. Auf dem trockenen Moose, auf dem hellvioletten Steppengrase, auf dem weichen Staube des Weges, auf den feinen Schäften und reinen Blättern der jungen Birken lag mild und klar der Glanz der nicht mehr schwülen, schon zum Untergang sich neigenden Sonne. Alles ruhete, in stille Kühle getaucht; es war noch kein Schlafen, aber schon athmete Alles dem erquicklichen Schlummer des Abends und der Nacht entgegen. Die ganze Natur schien zum Menschen zu reden: Ruhe aus, Bruder; athme leicht und laß deinen Gram, auch dich soll die Racht eiulullen mit ihrem Frieden.

Meinen Kopf erhebend bemerkte ich oben auf der Spitze eines dünnen Zweiges eine jener großen Fliegen mit smaragdenem Köpfchen, langem Körper und vier durchsichtigen Flügeln, welche die koketten Franzosen »demoiselles«, wir aber Jungfern oder Libellen nennen. Lange, wohl länger als eine Stunde, konnte ich das Auge nicht davon abwenden. Ganz von der Sonne durchglüht, bewegte sie sich nicht vom Flecke, sondern drehte nur zuweilen das Köpfchen von einer Seite zur andern, leise mit den erhabenen Flügelchen zitternd.

Bei ihrem Anblicke schien es mir, als ob ich das Leben der Natur verstände, als ob mir ihr unzweifelhafter und klarer, obwohl für Viele noch geheimnißvoller Sinn ausginge: eine stille allmählige Beseelung, eine Laugsamkeit und Zurückhaltung der Empfindung und Kräfte, ein Gleichgewicht der Gesundheit in jedem besondern Wesen – das ist ihr Grund, ihr unveränderliches Gesetz, das ist es, wodurch sie besteht und sich erhält. Alles was davon abweicht, gleichviel ob nach oben oder nach unten, wird von ihr ausgestoßen als untauglich. Viele Insekten sterben im Genusse der Freuden der Liebe, welche das Gleichgewicht stören; das kranke Wild zieht sich in’s Dickicht des Waldes zurück, um dort einsam zu sterben, gleich als ob es fühlte, daß es nicht mehr das Recht habe, sich am Lichte der Sonne zu laben, in freier Luft zu athmen – nicht mehr das Recht habe zu leben; – aber der Mensch, der durch eigene oder fremde Schuld unglücklich ist auf Erden, soll wenigstens wissen sein Unglück schweigend zu tragen.

– Nun, wo bleibst Du, Jegor! rief plötzlich Konrad, der während dieser Betrachtungen seinen Platz in der Telega genommen hatte und spielend die Zügel in der Hand hielt – komm, steig’ ein! worüber grübelst Du? Immer noch über deine Kuh?

– Seine Kuh? Was für eine Kuh? rief ich, Jegor ansehend. Ruhig und ernst wie immer schien er in der That in Nachdenken versunken zu sein; sein Auge schweifte in die Ferne, auf die Felder, welche schon anfingen dunkel zu werden.

– Wissen Sie denn nicht, fuhr Konrad fort, daß ihm diese Nacht seine letzte Kuh gestorben ist? Er hat wirklich kein Glück – was wirst Du thun?

Jegor setzte sich schweigend auf die Telega und wir fuhren zurück.

»Der versteht es, sein Unglück schweigend zu tragen,« dachte ich.