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VII

Der folgende Tag war ein Sonntag und Natalia verließ spät ihr Lager. Tags zuvor war sie bis zum Abend sehr schweigsam gewesen, hatte sich insgeheim ihrer Thränen geschämt und schlecht geruht. Halb angekleidet vor dem kleinen Clavier sitzend, hatte sie, um Mlle. Boncourt nicht zu wecken, kaum hörbar Accorde gegriffen, oder war, die Stirn an die kalten Tasten gedrückt, lange regungslos sitzen geblieben. Sie hatte fortwährend, nicht sowohl an Rudin selbst, als vielmehr an dieses oder jenes seiner Worte gedacht und sich gänzlich ihren Eindrücken hingegeben.

Von Zeit zu Zeit tauchte Wolinzow in ihrer Erinnerung auf. Sie wußte, daß er sie liebe, doch sie verwarf den Gedanken an ihn sogleich wieder . . . Sie empfand eine eigenthümliche Aufregung. Als der Morgen gekommen war, kleidete sie sich rasch an, ging hinunter und nachdem sie ihrer Mutter einen guten Tag gewünscht hatte, benutzte sie einen günstigen Augenblick, um sich allein in den Garten zu begeben. Es war ein heißer, heller, sonniger Tag, wenn auch von Zeit zu Zeit von kurzem Regen unterbrochen. Niedrige wollichte Wollenknäuel zogen ruhig am reinen Himmel, ohne die Sonne zu verdecken, dahin und entsandten den Feldern in Zwischenräumen heftige und plötzliche Regengüsse. Große, glänzende Tropfen fielen gleich Brillanten mit abgerissenem, trockenem Geräusch; die Sonnenstrahlen spielten mitten durch den Regen; das Gras, noch vor Kurzem vom Winde bewegt, rührte sich nicht: es sog gierig die Feuchtigkeit auf; das benetzte Laub zitterte an den Bäumen; die Vögel hatten ihren Gesang nicht unterbrochen und es war eine Lust, dem munteren Gezwitscher derselben beim kühlen Rauschen und Murmeln des vorüberziehenden Regens zu lauschen. Kleine Staubwirbel zogen wie Rauch aus der Landstraße dahin, die von den heftig aufschlagenden Regentropfen wie gefleckt erschienen. Doch da ist das Wölkchen vorüber, ein leichter Wind hat sich erhoben, in Smaragdgrün und Gold spielt das Gras . . ., Blatt hat sich an Blatt gelegt, wie angeklebt, und lichter ist es in dem Laube geworden . . . Starker Duft steigt überall empor . . .

Der Himmel hatte sich fast ganz aufgeklärt, als Natalia sich in den Garten begab. Frische und Stille umfingen sie, jene sanfte und beglückende Stille, welche im menschlichen Herzen sehnsuchtvolles Mitgefühl und unbestimmtes, heimliches Verlangen hervorruft . . .

Natalia wandelte den Teich entlang, in der langen Allee von Silberpappeln, als plötzlich vor ihr, wie aus dem Boden emporgeschossen, Rudin erschien.

Sie wurde verwirrt. Er blickte ihr in’s Gesicht.

– Sie sind allein? fragte er.

– Ja, ich bin allein, antwortete Natalia: – ich habe übrigens nur für eine Minute das Freie gesucht . . . Ich muß sogleich zurück.

– Ich werde Sie begleiten.

Und er ging an ihrer Seite hin.

– Sie scheinen betrübt? sagte er nach kurzem Schweigen.

– Ich . . . Und eben wollte ich Ihnen dieselbe Frage vorlegen! Sie sind, wie mir däucht, nicht aufgelegt.

– Vielleicht . . . ich bin es zuweilen. Mir kann man das leichter verzeihen als Ihnen.

– Weshalb das? Glauben Sie etwa, ich hätte eine Ursache, betrübt zu sein?

– In Ihren Jahren muß man das Leben genießen.

Einige Schritte ging Natalia schweigend weiter.

– Dmitri Nikolaitsch, begann sie.

– Was wünschen Sie?

– Erinnern Sie sich . . . des Gleichnisses, das Sie gestern gebrauchten . . . es war . . .

von der Eiche.

– Gewiß! ich erinnere mich. Aber warum diese Frage?

Natalia warf verstohlen einen Blick aus Rudin.

– Warum . . . was wollten Sie mit dem Gleichnisse sagen?

Rudin senkte den Kopf und ließ den Blick in die Weite schweifen.

– Natalia Alexejewna! fing er mit dem ihm eigenen, zurückhaltenden und bedeutungsvollen Ausdruck an, der seine Zuhörer stets glauben machte, er äußere kaum den zehnten Theil von Dem, was ihm die Brust schwellte: – Natalia Alexejewna! Sie haben bemerken müssen, daß ich von meiner Vergangenheit wenig rede. Es giebt darin gewisse Saiten, die ich gar nicht berühre. Mein Herz. . . wer braucht überhaupt zu wissen, was in demselben vorgegangen ist? Solche Dinge zu offenbaren, habe ich stets für einen Frevel gehalten. Ihnen gegenüber jedoch bin ich aufrichtig: Sie erwecken mein Zutrauen. . . Ich darf Ihnen kein Geheimniß daraus machen, daß auch ich geliebt und gelitten habe, wie Alle . . . Wann und wie? davon lohnt sich’s nicht zu sprechen; genug, mein Herz hat der Freuden und Leiden viel erfahren . . .

Rudin hielt einen Augenblick inne.

– Das, was ich Ihnen gestern sagte, fuhr er fort: – ließe sich in gewisser Hinsicht auf mich anwenden, auf meine jetzige Lage. Doch wahrlich, es lohnt nicht, davon zu reden. Diese Seite des Lebens ist für mich bereits dahin. Mir bleibt jetzt nur, mich auf staubiger und heißer Landstraße in elendem Wagen von Station zu Station fortrütteln zu lassen . . . Wann ich mein Ziel erreichen – ob ich es überhaupt erreichen werde – das weiß Gott . . . Lassen Sie uns lieber von Ihnen sprechen.

– Wäre es möglich, Dmitri Nikolaitsch, unterbrach ihn Natalia: – Sie erwarten Nichts mehr vom Leben?

– Oh nein! ich erwarte Vieles; doch nicht für mich . . . Der Thätigkeit, der Freude am Handeln werde ich niemals entsagen; ich habe aber dem Genusse entsagt. Mein Hoffen, mein Träumen und mein persönliches Glück haben Nichts mit einander gemein. Die Liebe (bei diesem Worte zuckte er die Achseln) . . . die Liebe: – ist nicht für mich; ich bin ihrer nicht werth; ein Weib, welches liebt, hat das Recht des Anspruchs auf den ganzen Mann, ganz aber kann ich mich nicht hingeben. Und dann – Gefallen ist das Ziel und das Recht der Jugend: ich bin zu alt dazu. Wie sollte ich noch fremde Köpfe verdrehen? Gott helfe mir, den meinen auf den Schultern zu behalten!

– Ich verstehe, äußerte Natalia: – wer einem hohen Ziele entgegenstrebt, darf nicht mehr an sich denken; warum aber wäre das Weib nicht im Stande, einen solchen Menschen zu würdigen? Mich dünkt im Gegentheil, es würde sich eher von einem Egoisten abwenden . . . Alle jungen Leute, jene Jünglinge, wie Sie sagen, sind insgesamt – Egoisten, nur mit sich selbst beschäftigt, selbst wenn sie lieben. Glauben Sie mir, das Weib ist nicht blos; im Stande, Aufopferung zu begreifen, sie versteht es auch, sich selbst zum Opfer zu bringen.

Natalia’s Wangen hatten sich leicht geröthet und ihre Augen glänzten. Vor ihrer Bekanntschaft mit Rudin würde man nie aus ihrem Munde eine so lange und feurige Rede vernommen haben.

– Sie haben schon mehrmals meine Meinung von dem Berufe der Frauen gehört, erwiederte Rudin mit herablassendem Lächeln: – Sie wissen, daß, meiner Ansicht nach, Johanna d’Arc allein Frankreich retten konnte . . . doch, nicht davon ist die Rede. Ich wollte von Ihnen sprechen. Sie stehen an der Schwelle des Lebens . . . Von Ihrer Zukunft zu sprechen, macht Vergnügen und ist nicht ohne Nutzen . . . Hören Sie mich: Sie wissen, ich bin Ihr Freund; ich nehme Theil an Ihnen, wie etwa an einer Verwandten . . . darum hoffe ich, werden Sie meine Frage nicht unbescheiden finden: sagen Sie mir, ist Ihr Herz bis jetzt ganz ruhig gewesen?

Natalia wurde feuerroth und antwortete Nichts. Rudin blieb stehen und sie that dasselbe.

– Sind Sie mir böse? fragte er.

– Nein, sagte sie: – ich hatte aber durchaus nicht erwartet . . .

Uebrigens, fuhr er fort: – brauchen Sie mir nicht zu antworten. Ihr Geheimniß ist mir bekannt.

Fast erschrocken blickte Natalia ihn an.

– Ja . . . ja; ich weiß, wer Ihnen gefällt. Und ich muß Ihnen sagen – eine bessere Wahl konnten Sie nicht treffen. Er ist ein vortrefflicher Mensch; er wird Sie zu schätzen verstehen; das Leben hat ihn noch nicht abgenutzt seine Seele ist einfach und klar . . . er wird Sie glücklich machen.

– Von wem sprechen Sie, Dmitri Nikolajewitsch?

– Sie sollten nicht verstehen, von wem ich spreche? Natürlich von Wolinzow. Wie? sollte ich mich geirrt haben?

Natalia wandte sich etwas von Rudin ab. Sie war ganz außer Fassung.

– Liebt er Sie denn nicht? Gehen Sie doch! er hat nur Augen für Sie und folgt jeder Ihrer Bewegungen; läßt sich denn überhaupt die Liebe verheimlichen? Und sind Sie ihm denn nicht selbst gut? Soviel ich bemerken konnte, gefällt er auch Ihrer Mama . . . Ihre Wahl . . .

– Dmitri Nikolaitsch! unterbrach ihn Natalia, in ihrer Verwirrung die Hand nach einem nahestehenden Strauche ausstreckend: – wirklich, es ist mir peinlich, über diesen Gegenstand zu sprechen; ich versichere Ihnen aber, Sie irren sich.

– Ich mich irren? wiederholte Rudin . . . Ich glaube es nicht . . . Ich habe zwar erst vor Kurzem Ihre Bekanntschaft gemacht; kenne Sie aber bereits gut. Was bedeutet denn die Veränderung, die ich an Ihnen wahrnehme, deutlich wahrnehme! Sind Sie denn jetzt dieselbe, wie ich Sie vor sechs Wochen gefunden habe? Nein, Natalia Alexejewna, Ihr Herz ist nicht ruhig.

– Kann sein, erwiederte kaum hörbar Natalia: – Sie sind aber dennoch im Irrthume.

– In wie fern? fragte Rudin.

– Lassen Sie mich, fragen Sie mich nicht! sagte Natalia und eilte raschen Schrittes dem Hause zu.

Ihr selbst wurde Angst vor Dem, was so plötzlich in ihr vorgegangen war.

Rudin eilte ihr nach und hielt sie auf.

– Natalia Alexejewna! redete er sie an: – diese Unterredung darf kein solches Ende nehmen: sie ist auch für mich gar zu wichtig . . . Wie soll ich Sie verstehen?

– Lassen Sie mich! wiederholte Natalia.

– Natalia Alexejewna, um Gottes willen!

Auf Rudin’s Gesicht war Unruhe zu lesen. Er war s bleich geworden.

– Sie verstehen Alles, müssen auch mich verstehen! sagte Natalia, riß ihre Hand aus der seinigen und entfernte sich ohne sich umzusehen.

– Nur ein Worts rief ihr Rudin nach.

Sie blieb stehen, ohne sich jedoch umzudrehen.

– Sie fragtest mich, was ich mit dem gesteigert Gleichnisse hätte sagen wollen. So hören Sie es, ich will Sie nicht hintergehen. Ich sprach von mir, von meiner Vergangenheit – und von Ihnen.

 

– Wie’s von mir?

– Ja, von Ihnen; ich wiederhole es, ich will Sie nicht hintergehen . . . Jetzt wissen Sie, von welchem Gefühle, von welchem neuen Gefühle ich in jenem Augenblicke sprach . . . Vor dem heutigen Tage würde ich es nicht gewagt haben . . .

Natalia bedeckte rasch das Gesicht mit den Händen und lief dem Hause zu.

Sie war dermaßen durch den unerwarteten Ausgang ihres Gesprächs mit Rudin erschüttert, daß sie Wolinzow, an dein sie vorbeigelaufen war, nicht einmal bemerkt hatte. Er stand unbeweglich, mit dein Rücken an einen Baum gelehnt. Eine Viertelstunde vorher war er zu Darja Michailowna gekommen, hatte dieselbe im Gastzimmer getroffen, ihr ein paar Worte gesagt, und sich unbemerkt entfernt, in der Absicht, Natalia aufzusuchen. Geleitet von dem, den Verliebten eigenthümlichen Instinkt, war er gerades Weges in den Garten gegangen und aus Rudin und Natalia in dem Augenblicke gestoßen, als sie ihre Hand der seinigen entriß. Wolinzow war es dunkel vor den Augen geworden. Nachdem er Natalia mit den Blicken gefolgt war, verließ er den Baum und that ein paar Schritte, ohne selbst zu wissen wohin und warum Rudin bemerkte ihn im Vorbeigehen. Beide blickten einander in die Augen, tauschten einen Gruß und trennten sich schweigend.

»Damit ist es nicht abgemacht,« dachten Beide.

Wolinzow entfernte sich an das äußerste Ende des Gartens. Ein bitterpeinliches Gefühl hatte sich seiner bemächtigt; auf dem Herzen lag es ihm wie Blei, und das Blut in ihm wallte von Zeit zu Zeit schwer und heftig auf. Es fielen wieder Tropfen. Rudin war auf sein Zimmer zurückgekehrt. Auch er war nicht ruhig: im Wirbel drehten sich die Gedanken in seinem Kopfe. Wer sollte durch die unerwartete, vertrauensvolle Hingabe einer jungen, reinen Seele nicht verwirrt werden!

An der Tafel wollte Nichts recht gehen. Natalia war sehr bleich, hielt sich kaum aus ihrem Stuhle und hob die Augen nicht auf. Wolinzow saß, wie er es gewohnt war, an ihrer Seite, und zwang sich von Zeit zu Zeit, das Wort an sie zu richten. Es traf sich, daß Pigassow an diesem Tage bei Darja Michailowna speiste. Er war der gesprächigste von Allen bei Tische. Unter Anderen suchte er zu beweisen, daß man die Menschen, wie Hunde, in zwei Classen, in kurz- und langohrige, eintheilen könne. Die Menschen – sagte er – haben kurze Ohren, entweder von Geburt an, oder durch eigene Schuld. In beiden Fällen sind sie zu beklagen, denn nichts gelingt ihnen – es fehlt ihnen das Selbstvertrauen. Der Langohrige dagegen ist ein Glückskind. Er mag schlechter und schwächer als der kurzohrige sein, er besitzt aber Selbstvertrauen; er spitzt die Ohren – und Alles bewundert ihn.

– Ich, setzte er mit einem Seufzer hinzu: – gehöre zur Classe der kurzohrigen, und, was dabei das Schlimmste ist, ich habe mir die Ohren selbst gestutzt.

– Damit wollen Sie sagen, warf nachlässig Rudin ein: – was übrigens bereits lange vor Ihnen La Roche-foucauld gesagt hat: »Vertraue Dir selbst und Andere werden Dir vertrauen.« Wozu aber da die Ohrengeschichte! «

– So lassen Sie doch Jeden, bemerkte Wolinzow bitter und mit funkelndem Blick: – lassen Sie Jeden sich ausdrücken, wie es ihm gefällt. Man redet von Despotismus . . . Nach meiner Meinung giebt’s keinen ärgeren Despotismus, als der der sogenannten klugen Geister. Fort mit ihnen!

Alle waren über diesen Ausfall Wolinzow’s in Staunen gerathen und verstummt. Rudin warf einen Blick auf ihn, konnte aber den seinigen nicht ertragen und wandte sich ab, lächelte verlegen und sagte nichts.

»Oho! auch Du hast kurze Ohren!« dachte Pigassow bei sich; Natalia bebte vor Angst. Darja Michailowna maß Wolinzow mit einem langen, erstaunten Blick und nahm endlich das Wort; sie begann von einem ungewöhnlichen Hunde zu erzählen, der ihrem Freunde, dem Minister N. N. gehörte . . .

Wolinzow entfernte sich bald nach Tische. Beim Abschiednehmen von Natalia, hielt er nicht mehr an sich und sagte zu ihr:

– Warum sind Sie so verstört, als wären Sie sich einer Schuld bewußt? Sie können sich – vor Niemandem – einer Schuld bewußt sein! . . .

Natalia hatte nichts verstanden und folgte ihm bloß mit den Augen. Vor dem Thee trat Rudin zu ihr, und über den Tisch gebeugt, als überfliege er die Zeitungen, flüsterte er ihr zu:

– Es ist wie ein Traum, nicht wahr? Ich muß Sie durchaus allein sprechen . . . wäre es auch nur auf einen Augenblick. – Und zu Mlle. Boncourt gewendet, sagte er: – Hier ist das Feuilleton, welches Sie suchten, dann neigte er sich wieder zu Natalia und setzte leise hinzu: – suchen Sie gegen zehn Uhr sich in der Fliederlaube neben der Terrasse einzufinden, ich werde Sie erwarten . . .

Der Held dieses Abends blieb Pigassow. Rudin hatte ihm den Kampfplatz überlassen. Er machte Darin Michailowna viel lachen; zuerst erzählte er von einem seiner Nachbarn, der dreißig Jahre unter dem Pantoffel seiner Ehehälfte gestanden und sich bis zu dem Grade Weibergewohnheiten angeeignet hatte, daß er einst, im Beisein Pigassow’s, beim Ueberschreiten einer kleinen Pfütze, die Schöße seines Cürtact’s aufnahm, wie Frauen es mit ihren Röcken zu thun pflegen. Dann kam er auf einen anderen Gutsbesitzer, der anfangs Freimaurer, dann Melancholicer gewesen war und endlich Banquier zu werden gewünscht hatte.

– Wie haben Sie es denn angefangen, Freimaurer zu werden, Philipp Stepanitscht hatte ihn Pigassow gefragt.

– Nichts leichter als das, habe er geantwortet: ich ließ mir den Nagel des kleinen Fingers wachsen. Ueber nichts jedoch lachte Darja Michailowna mehr, als wenn Pigassow anfing sich über die Liebe auszulassen, und zu betheuern, auch nach ihm sei geseufzt worden, und eine feurige Ausländerin habe ihn sogar »ihr appetitliches Afrikänchen« genannt. Darja Michailowna lachte, doch war es die Wahrheit, was Pigassow erzählte: er hatte in der That ein Recht, mit seinen Siegen zu prahlen. Er behauptete, Nichts wäre leichter, als jedes beliebige Frauenzimmer verliebt zu machen: man dürfe ihr bloß zehn Tage nach einander wiederholen, sie habe das Paradies auf den Lippen, Seligkeit in den Augen und die übrigen Weiber seien bloß Lappen im Vergleich zu ihr; und am elften Tage werde sie selbst sagen, sie habe das Paradies auf den Lippen, Seligkeit in den Augen und wird sich in Sie verlieben. In der Welt kommt Alles vor. Wer weiß, vielleicht hatte Pigassow Recht.

* * *

Um halb neun war Rudin bereits in der Laube. Am fernen, erbleichenden Horizonte tauchten eben die ersten Sternchen auf; im Westen war der Himmel noch geröthet – auch war auf dieser Seite der Horizont heller und reiner; der Halbmond schimmerte wie Gold durch das dunkle Geflechte der Trauerbirke. Die übrigen Bäume standen entweder vereinzelt mit durchscheinenden Laubkronen gleich finstern, tausendäugigen Riesen da, oder verschwammen in dichte, düstere Massen. Kein Blatt regte sich; die äußersten Zweige der Flieder- und Akazienbäume streckten ihre Spitzen in die warme Luft hinaus, als lauschten sie auf Etwas. Das nahe Haus hüllte sich in Dunkel; wie röthlich gefärbte Streifen hoben sich an demselben die erhellten, länglichen Fenster ab. Die Nacht war milde und still; doch schien es, als ob ein zurückgehaltener, leidenschaftlicher Seufzer geheimnisvoll in dieser Stille verhallte.

Rudin stand, die Arme über die Brust gekreuzt und horchte mit äußerster Spannung. Sein Herz klopfte heftig und unwillkührlich hielt er den Athem an. Endlich glaubte er leichte, hastige Schritte zu vernehmen und – Natalia trat in die Laube.

Rudin stürzte ihr entgegen und ergriff ihre Hände. Sie waren kalt, wie Eis.

– Natalia Alexejewna! redete er sie mit bebender Stimme an: – ich wollte Sie sehen . . . ich konnte den morgenden Tag nicht erwarten. Ich muß Ihnen sagen, was ich vor dem heutigen Morgen selbst noch nicht geahnt hatte, mir noch nicht bewußt war: ich liebe Sie.

Natalia’s Hände zuckten schwach in den seinigen.

– Ich liebe Sie, wiederholte er: – und daß ich so lange mich täuschen, so lange nicht ahnen konnte, daß ich Sie liebe . . . Und Sie, Natalia Alexejewna . . . antworten Sie mir – und Sie?

Natalia konnte kaum athmen.

– Sie sehen, ich bin hergekommen, brachte sie endlich hervor.

– Oh! sagen Sie, lieben Sie mich?

– Ich glaube . . . ja . . . sagte sie leise.

Rudin drückte ihr noch heftiger die Hände und wollte sie an sich ziehen . . .

Natalia blickte sich rasch um.

– Lassen Sie mich, – es wird mir bange, – mir däucht, es belauscht uns Jemand . . . Um Gottes willen, seien Sie vorsichtig. Wolinzow ahnt Etwas.

– Mag er! Sie haben gesehen, ich habe ihm heute nicht einmal geantwortet . . . Ach, Natalia Alexejewna, wie bin ich glücklich! Jetzt soll uns nichts mehr trennen!

Natalia blickte ihm in die Augen.

– Lassen Sie mich, flüsterte sie: – es ist Zeit, daß ich zurückkehre.

– Einen Augenblick, bat Rudin . . .

– Nein, lassen Sie, lassen Sie mich . . .

– Sie scheinen Furcht vor mir zu haben?

– Nein; ich habe aber keine-Zeit mehr . . .

– So wiederholen Sie denn, wenigstens noch ein Mal . . .

– Sie sagen, Sie sind glücklich? fragte Natalia.

– Ich? Es giebt keinen glücklicheren Menschen als mich auf der Welt! Zweifeln Sie etwa?

Natalia erhob den Kopf. Wie schön war ihr bleiches, edles, junges, aufgeregtes Gesicht – in dem geheimnißvollen Dunkel der Laube, beim schwachen Lichte des nächtlichen Himmels.

– So wissen Sie denn, sagte sie: – ich bin die Ihre.

– Oh Gott! rief Rudin aus . . .

Natalia aber machte sich los und ging fort. Rudin blieb einige Zeit stehen, und verließ dann langsam die Laube. Der Mond erleuchtete hell sein Gesicht; ein Lächeln schwebte auf seinen Lippen.

– Ich bin glücklich, sagte er halblaut. – Ja, ich bin glücklich, wiederholte er, als suchte er sich selbst dazu zu überreden.

Er warf sich in die Brust, strich sein Lockenhaar zurück und vertiefte sich in den Garten, lustig die Arme schwenkend.

Rudin.

Unterdessen aber wurden in der Fliederlaube die Zweige behutsam von einander gebogen und es zeigte sich Pandalewski. Vorsichtig blickte er sich um, schüttelte den Kopf, preßte die Lippen zusammen, sagte mit bezeichnendem Tone: »So stehen die Sachen! davon muß man Darja Michailowna in Kenntniß setzen« – und verschwand.

VIII

Als Wolinzow nach Hause gekommen war, war er niedergeschlagen und finster, gab so ungern der Schwester Antwort und verschloß sich so bald in seinem Cabinet, daß sie sich entschloß, einen reitenden Boten zu Leschnew zu schicken. In allen zweifelhaften Fällen nahm sie zu ihm ihre Zuflucht. Leschnew ließ ihr sagen, er werde am folgenden Tage kommen.

Wolinzow war auch am folgenden Morgen nicht heiterer gestimmt. Nach dem Thee dachte er seine Arbeiten zu besichtigen, blieb jedoch, streckte sich auf einen Divan hin, und nahm ein Buch in die Hand, was bei ihm nicht oft der Fall war. Wolinzow empfand keine Neigung für Literatur, und vor Gedichten eine wahre Scheu. – »Unverständlich wie ein Gedicht«, – pflegte er zu sagen und zur Bekräftigung seiner Worte, folgende Strophe des Dichters Aibulat’s anzuführen:

 
Und bis zum Ende meiner trüben Tage
Wird die Erfahrung nicht und nicht Verstand
Des Lebens blutige Vergißmeinnichte
Entwenden mir mit rauher Hand!
 

Alexandra Pawlowna blickte ihren Bruder besorgt an, belästigte ihn jedoch nicht mit Fragen. Ein Wagen fuhr vor. »Nun – dachte sie – Gott sei Dank, Leschnew« . . . Der Diener trat ein und meldete Rudin.

Wolinzow warf das Buch auf den Boden und hob den Kopf in die Höhe.

– Wer ist gekommen? fragte er.

– Rudin, Dmitri Nikolaitsch, wiederholte der Diener.

Wolinzow erhob sich.

– Bitte ihn herein, sagte er: – Du aber, Schwester, setzte er hinzu, sich zu Alexandra Pawlowna wendend: – laß uns allein.

– Weßhalb aber? wandte sie ein . . .

– Ich weiß warum, unterbrach er sie mit Heftigkeit – ich bitte Dich.

Rudin trat herein. Wolinzow begrüßte ihn kalt, in der Mitte des Zimmers stehend und reichte ihm nicht die Hand.

– Sie hatten mich nicht erwartet, fing Rudin an: – gestehen Sie es, und stellte seinen Hut auf das Fensterbrett.

Ein leichtes Zacken umspielte seine Lippen. Ihm war nicht behaglich zu Muthe; doch suchte er seine Verwirrung zu verbergen.

– Ich erwartete Sie nicht, gewiß, erwiederte Wolinzow: – nach dem gestrigen Tage hätte ich eher Jemand – mit einem Auftrage von Ihnen erwarten können.

– Ich verstehe, was Sie sagen wollen, äußerte Rudin, sich setzend: – und Ihre Offenherzigkeit freut mich sehr. So ist es viel besser. Ich bin selbst zu Ihnen gekommen, wie zu einem Manne von Ehre.

 

– Geht es nicht ohne Complimente? bemerkte Wolinzow.

– Ich wünsche Ihnen zu erklären, weshalb ich gekommen bin.

– Wir sind mit einander bekannt: warum sollten Sie nicht zu mir kommen können? Und dann erweisen Sie mir ja auch nicht zum ersten Male die Ehre Ihres Besuches.

– Ich bin zu Ihnen gekommen als Mann von Ehre zu einem Manne von Ehre, wiederholte Rudin: – und will mich jetzt auf Ihren eigenen Richterausspruch berufen . . . Ich habe zu Ihnen volles Vertrauen . . .

– Wovon handelt es sich? fragte Wolinzow, immer noch in derselben Stellung, mit finstern Blicken auf Rudin, und von Zeit zu Zeit die Spitzen seines Schnurrbartes drehend.

– Ertauben Sie . . . ich bin, um mich zu erklären hergekommen, das kann man aber nicht mit ein paar Worten abmachen.

– Warum nicht?

– Es ist noch eine dritte Person dabei im Spiel . . .

– Eine dritte Person? und welche?

– Sergei Pawlitsch, Sie verstehen mich.

– Dmitri Nikolaitsch, ich verstehe Sie durchaus nicht.

– Sie wünschen . . .

– Ich wünsche, daß Sie ohne Umschweife reden! unterbrach ihn Wolinzow.

Er wurde im Ernste böse.

Rudin zog die Brauen zusammen.

– Sehr wohl . . . wir sind allein . . . Ich muß Ihnen sagen – übrigens kommen Sie gewiß selbst schon darauf (Wolinzow zuckte ungeduldig die Achseln) – ich muß Ihnen sagen, daß ich Natalia Alexejewna liebe und mit Grund vermuthen darf, daß auch sie mich liebt.

Wolinzow wurde bleich, antwortete jedoch nichts; er trat an’s Fenster und wandte Rudin den Rücken.

– Sie begreifen, Sergei Pawlitsch, fuhr Rudin fort: – wenn ich nicht überzeugt wäre . . .

– Oh bitte sehr! unterbrach ihn hastig Wolinzow: – ich zweifle durchaus nicht . . . Nun dann viel Glück! Nur wundere ich mich, was zum Teufel Sie bewogen hat, mit dieser Nachricht zu mir zu kommen . . . Was habe ich damit zu schaffen? Was geht es mich an, wen Sie lieben, wer Sie liebt? Das ist mir unbegreiflich . . .

Wolinzow fuhr fort, zum Fenster hinauszusehen. Seine Stimme tönte hohl.

Rudin erhob sich.

– Ich will Ihnen sagen, Sergei Pawlitsch, weshalb ich mich entschlossen habe, zu Ihnen zu kommen, weshalb ich mir sogar das Recht nicht zutraute, aus unserer . . . unserer gegenseitigen Neigung ein Geheimnis vor Ihnen zu machen. Ich habe gar zu große Achtung für Sie – deshalb bin ich gekommen; ich wollte nicht . . . wir Beide wollten nicht Comödie vor Ihnen spielen. Ihre Gesinnung in Betreff Natalia Alexejewna’s war mir bekannt . . . Glauben Sie mir, ich kenne meinen Werth: ich weiß, wie wenig würdig ich bin, Ihre Stelle in ihrem Herzen einzunehmen; da es sich aber dennoch so gefügt hat, wären dann wohl List, Betrug, Verstellung schicklich gewesen? Könnte es wünschenswerth sein, sich Mißverständnissen auszusetzen, oder selbst nur einer solchen Scene wie der gestrigen bei Tische? Sergei Pawlitsch, gestehen Sie es selbst.

Wolinzow kreuzte die Arme über der Brust, als koste es ihm Mühe, sich zu beherrschen.

– Sergei Pawlitsch! fuhr Rudin fort: – ich habe Sie getränkt, ich fühle es . . . aber mißverstehen Sie uns nicht . . . Sie müssen begreifen, daß uns kein anderes Mittel blieb, Ihnen unsere Achtung zu beweisen, Ihnen zu zeigen, daß wir Ihren offenen Edelmuth zu schätzen wissen. Aufrichtigkeit, vollkommene Aufrichtigkeit würde jedem Anderen gegenüber unstatthaft gewesen sein, Ihnen gegenüber jedoch wird sie zur Pflicht. Es ist uns ein Vergnügen, zu glauben, daß unser Geheimniß in Ihren Händen . . .

Wolinzow lachte gezwungen auf.

– Dank für dieses Vertrauen! rief er aus: – obgleich ich, wohlverstanden, weder Ihr Geheimniß zu wissen, noch das Meinige Ihnen zu entdecken gewünscht hatte, verfügen Sie dennoch darüber, wie über Ihr eigenes Gut. Erlauben Sie aber, Sie reden zugleich im Namen einer anderen Person. Also darf ich voraussehen, daß Ihr Besuch und der Zweck desselben Natalia Alexejewna bekannt ist?

Rudin ward bei diesen Worten etwas verlegen.

– Nein, ich habe Natalia Alexejewna von meinem Vorhaben nicht unterrichtet; weiß jedoch, daß sie meine Ansicht theilt.

–– Das ist alles, sehr schön; sagte nach einigem Schweigen Wolinzow und begann mit den Fingern an der Scheibe zu trommeln: – viel besser, ich gestehe es, wäre es aber doch, wenn Sie etwas . . . weniger Achtung für mich hätten. Die Wahrheit zu sagen, ist mir Ihre Achtung keinen Groschen werth: was aber wollen Sie eigentlich von mir?«

– Nichts will ich . . . oder nein! ich will Etwas: ich will, daß Sie mich nicht für einen hinterlistigen und schlauen Menschen halten, daß Sie mich kennen lernen . . . Ich hoffe, Sie können auch schon jetzt meine Aufrichtigkeit nicht in Zweifel ziehen . . . Ich will, Sergei Pawlitsch, daß wir als Freunde von einander scheiden . . . daß Sie, wie ehemals, mir die Hand reichen . . .

Und Rudin näherte sich Wolinzow.

– Verzeihen Sie, mein Herr, sagte Wolinzow, indem er sich zu Rudin wandte und einen Schritt zurücktrat: – ich bin bereit, Ihren Absichten volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, das ist Alles sehr schön, sogar erhaben, wir sind aber schlichte Leute, an Marzipan nicht gewöhnt, wir sind nicht im Stande, dem Schwunge so hoher Geister, wie des Ihrigen, zu folgen . . . Was Ihnen aufrichtig erscheint, dünkt uns zudringlich und unbescheiden . . . Was Ihnen einfach und klar vorkommt, ist für uns verwickelt und dunkel . . . Sie prahlen mit dem, was wir heimlich halten: wie sollte unsereiner Sie verstehen! Verzeihen Sie mir: weder als meinen Freund kann ich Sie betrachten, noch Ihnen die Hand reichen . . . Vielleicht ist das kleinlich; ich bin jedoch selbst klein.

Rudin ergriff seinen Hut.

– Leben Sie wohl, Sergei Pawlitsch! sagte er betrübt, meine Erwartungen haben mich getäuscht. Mein Besuch war in der That etwas ungewöhnlich, ich hatte jedoch gehofft . . . (Wolinzow machte eine ungeduldige Bewegung) . . . Verzeihen Sie, ich werde nicht mehr davon reden. Alles erwogen, sehe ich, daß Sie wirklich, Recht haben und nicht anders handeln konnten. Leben Sie wohl und erlauben Sie wenigstens, daß ich Ihnen noch ein Mal, zum letzten Male die Lauterkeit meiner Absichten betheuere . . . Von Ihrer Verschwiegenheit bin ich überzeugt . . .

– Das ist denn doch zu stark! rief Wolinzow zitternd vor Zorn: – ich habe mich Ihrem Vertrauen in keiner Weise aufgedrängt; und Sie haben darum durchaus kein Anrecht auf meine Verschwiegenheit!

Rudin wollte noch Etwas sagen, spreizte jedoch blos die Arme auseinander, verneigte sich und verließ das Gemach, Wolinzow aber warf sich auf den Divan und kehrte das Gesicht gegen die Wand.

– Darf ich zu dir? ließ sich an der Thür Alexandra Pawlowna’s Stimme vernehmen.

Wolinzow gab nicht sogleich Antwort und fuhr mit der Hand hastig über das Gesicht. – Nein, Sascha, sagte er mit etwas veränderter Stimme: – warte noch etwas.

Eine halbe Stunde später näherte sich Alexandra Pawlowna von Neuem der Thür.

– Michael Michailitsch ist gekommen, sagte sie: – willst Du ihn sehen?

– Gewiß, erwiederte Wolinzow: – laß ihn kommen.

Leschnew trat herein.

– Ist dir nicht wohl? fragte er und ließ sich auf einen Sessel neben dem Divan nieder.

Wolinzow erhob sich etwas, stützte sich aus den Arm, blickte seinem Freunde lange, lange in’s Gesicht und erzählte ihm dann sogleich Wort für Wort sein ganzes Gespräch mit Rudin. Bis dahin hatte er nie vor Leschnew seiner Gefühle für Natalia Erwähnung gethan, obwohl er vermuthen konnte, daß sie kein Geheimniß für ihn waren.

– Du hast meine Verwunderung erregt, Bruder, sagte Leschnew, als Wolinzow seine Erzählung beendigt hatte. – Auf viele Sonderbarkeiten seinerseits war ich gefaßt; dies aber . . . Uebrigens erkenne ich ihn auch hierin wieder.

– Aber bedenke doch! sagte Wolinzow: – das ist ja geradezu eine Frechheit! Fast hätte ich ihn zum Fenster hinausgeworfen. Hat er vor mir prahlen wollen, oder im Voraus Angst bekommen? Und zu welchem Ende? Wie kann man zu einem Menschen gehen . . .

Wolinzow hielt sich den Kopf mit beiden Händen und schwieg.

– Nein, Bruder, das ist es nicht, erwiederte Leschnew gelassen. Du wirst mir’s nicht glauben, ich bin jedoch überzeugt, er hat es in guter Absicht gethan. Wahrhaftig . . . Siehst du, das hat so einen Anstrich von Edelsinn und Offenherzigkeit, und bietet einen Vorwand zum Reden, der Beredtsamkeit freien Lauf zu gewähren; das eben brauchen wir ja, ohne dergleichen könnten wir nicht leben . . . Ah, seine Zunge – seine Rednergabe – sie ist seine Feindin . . . sie hat ihm aber auch recht brav gedient!