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In der That hatte ich bei meinem letzten Besuch Telegin sehr gealtert gefunden: sogar seine Augäpfel hatten eine milchartige Farbe angenommen – ganz wie bei Neugeborenen – und das frühere selbstbewußte Lächeln um seinen Mund hatte einem eigentümlich mechanischen, süßlich-gezwungenen Lächeln Platz gemacht, welches selbst während des Schlafes nicht von den Gesichtern sehr hinfälliger alter Leute zu weichen pflegt.

Ich teilte Iwan Telegins Entscheidung mit. Lange Zeit stand er unbeweglich und schweigend da und schüttelte den Kopf.

»Nun,« sagte er endlich, »was einem beschieden ist, dem entgeht man nicht. Aber mein Wort werde ich halten. Jetzt bleibt mir nur noch eins übrig: den Rest meiner Tage ordentlich zu genießen . . . Barin, bitte, geben Sie mir eine Kleinigkeit zu einem Trunk.«

Ich gab ihm das Gewünschte. Er berauschte sich bis zur Sinnlosigkeit; und an demselben Tage tanzte er so ausgezeichnet den »kleinen Fisch«, daß die Mädchen und Frauen vor Entzücken kreischten.

Am folgenden Tage kehrte ich nach Hause zurück, und nach drei Monaten – ich befand mich bereits in Petersburg – erfuhr ich, daß Iwan sein Wort gehalten! . . . Man hatte ihn seinem neuen Herrn geschickt. Tiefer ließ ihn zu sich in sein Kabinet rufen und teilte ihm mit, daß er ihn zu seinem Kutscher bestimmt, daß er ihm sein Dreigespann, bestehend aus Rennern von Wjätka, anvertraue und ihn strenge bestrafen würde, wenn er seine Pferde schlecht behandle und überhaupt seinen Dienst nicht ordentlich versehe; »denn ich liebe nicht zu scherzen,« so schloß er seine Rede.

Iwan hörte seinen Herrn bis zu Ende an, dann fiel er vor ihm auf die Kniee und erklärte ihm, daß alles so geschehen würde, wie Seine Gnaden befehle, daß er aber nicht sein Diener sein könne.

»Lassen Sie mich lieber als Bauer auf eigene Hand gegen Pachtzins Feldarbeit thun, Euer Wohlgeboren; oder machen Sie mich zum Soldaten; sonst wird bald ein Unglück geschehen.«

Der Barin wurde wütend.

»Ha, bist du so ein Bürschchen! In dieser Weise wagst du mit mir zu reden! Zunächst wisse, daß ich eine Exzellenz bin und nicht Wohlgeboren; und zweitens taugst du zur Feldarbeit nicht mehr und zum Soldaten bist du zu klein; endlich aber – womit erlaubst du dir zu drohen? Willst du vielleicht das Haus in Brand stecken?«

»Nein, Euer Exzellenz, das Haus werde ich nicht in Brand stecken.«

»Mich vielleicht töten, wie?«

Iwan schwieg eine Weile.

»Ich bin nicht Ihr Diener«, sprach er endlich.

»Ich werde dir beweisen,« brüllte der Barin, »daß du mein Diener bist!«

Er ließ Iwan grausam züchtigen, machte ihn aber trotzdem zu seinem Kutscher und befahl, ihm das Dreigespann anzuvertrauen.

Iwan unterwarf sich dem Anscheine nach und that alles, was ihm in seiner Eigenschaft als Kutscher oblag. Und da er ein wirklich vorzüglicher Kutscher war, so hatte er sich bald die Gunst seines Herrn erworben – um so mehr, da sich Iwan sehr bescheiden und still benahm und seine Pferde dick und fett wurden: sie waren »rund wie Gurken« geworden, so daß es eine Freude war sie anzusehen. Der Barin ließ sich von ihm lieber als von allen anderen Kutschern fahren, und manchmal sagte er zu ihm:

»Na, Iwan, erinnerst du dich noch unseres ersten Gesprächs? Diese Dummheiten sind dir doch jetzt vergangen?«

Aber Iwan antwortete niemals auf diese Worte.

Eines Tages – es war um die Zeit der heiligen drei Könige – fuhr der Barin mit Iwan nach der Stadt, in einem von schellengeschmückten Pferden gezogenen und mit Teppichen ausgelegten Schlitten.

Als der Weg eine steile Anhöhe hinaufführte, gingen die Pferde im Schritt und Iwan stieg von seinem Sitz und trat hinter den Schlitten, als wollte er etwas aufheben.

Es war sehr kalt; der Barin hatte sich fest eingehüllt und sich die Bibermütze über die Ohren gezogen.

Iwan nahm ein Beil unter seinem Rocke hervor, näherte sich seinem Herrn von hinten, riß ihm die Mühe vom Kopf und sagte: »Peter Petrowitsch, ich hab's dir vorausgesagt; es ist deine eigene Schuld!« – und mit einem einzigen Schlage spaltete er ihm den Kopf.

Dann hielt er die Pferde an, setzte seinem toten Herrn die Mütze wieder auf den Kopf, stieg auf seinen Sitz und fuhr nach der Stadt und gerade nach dem Gerichtsgebäude.

»Da ist der General,« sagte er; »er ist tot; ich habe ihn erschlagen. Ich hatt's ihm vorausgesagt, und ich habe Wort gehalten. Nehmt mich fest.«

Iwan wurde ergriffen, vor Gericht gestellt, zu Knutenhieben verurteilt und dann nach Sibirien geschickt.

Der fröhliche Tänzer, der lustige Fink wanderte in die Bergwerke, um für immer zu verschwinden . . .

Ja, unwillkürlich müssen wir – wenn auch in einem andern Sinne – mit Telegin wiederholen: »Es war eine gute Zeit – aber sprechen wir nicht mehr davon.«

– E n d e -