Jack London – Gesammelte Werke

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»Und da schick­test du ihm die acht, die du ge­kauft hat­test«, fiel Sa­xon ihm ins Wort.

»Du musst noch ein­mal ra­ten. Ich kauf­te die acht mit dem Geld des Al­ten in Oa­k­land, und sie wur­den nach Oa­k­land ge­schickt. Aber ich re­de­te mit dem Fuhr­mann, und er ging dar­auf ein, mir bis zu sechs Pfer­den für je fünf­zig Cent täg­lich ab­zu­mie­ten. Dann te­le­gra­fier­te ich dem Al­ten, dass er mir sechs von den Pfer­den mit wund­ge­lau­fe­nen Fü­ßen schi­cken soll­te. Bud Stro­ters soll­te sie aus­wäh­len, und das Geld könn­te er von mei­ner Pro­vi­si­on neh­men. Bud weiß schon, was ich ha­ben will. So­bald sie kom­men, dann ab mit den Ei­sen, und dann kom­men sie zwei Wo­chen auf die Wei­de. Da­nach ge­hen sie di­rekt nach Lawn­da­le. Mit der Ar­beit wer­den sie leicht fer­tig. Es geht auf ei­nem wei­chen Sand­weg den Hü­gel hin­ab zur Ei­sen­bahn. Fünf­zig Cent das Stück – das macht drei Dol­lar den Tag, die ich in den sechs Ta­gen der Wo­che an ih­nen ver­die­ne. Ich brau­che we­der für Fut­ter noch Ei­sen oder sonst et­was zu sor­gen und kann mich noch da­von über­zeu­gen, dass sie gut be­han­delt wer­den. Drei Dol­lar täg­lich – nun ja. Das deckt schon die Kos­ten für die bei­den Leu­te zu an­dert­halb Dol­lar täg­lich für Sa­x­ons Ge­mü­se, wenn sie sie nicht Sonn­tags ar­bei­ten lässt. Hm, das Mond­tal! Es dau­ert nicht lan­ge, und wir kön­nen uns Dia­man­ten kau­fen. Nun ja. Man könn­te tau­send Jah­re lang in ei­ner Stadt her­um­lau­fen, ohne eine sol­che Chan­ce zu fin­den. Das ist bes­ser als eine chi­ne­si­sche Lot­te­rie.«

Er stand auf.

»Jetzt gehe ich, gebe Ha­zel und Hat­tie Was­ser und Fut­ter, ja, und dann sol­len sie Ruhe ha­ben. So­bald ich wie­der­kom­me, möch­te ich gern mein Abend­brot ha­ben.«

Die zwei Frau­en sa­hen sich mit leuch­ten­den Au­gen an und woll­ten ge­ra­de et­was sa­gen, als Bil­ly noch ein­mal den Kopf zur Tür her­ein­steck­te.

»Et­was habt ihr viel­leicht noch nicht rich­tig be­grif­fen. Ich neh­me je­den Tag die drei Dol­lar ein, aber da­bei ge­hö­ren die sechs Pfer­de doch mir. Sie ge­hö­ren mir. Sie sind mein. Ver­steht ihr?«

*

»Ich bin noch nicht mit euch fer­tig, Kin­der«, hat­te Frau Mor­ti­mer beim Ab­schied ge­sagt, und mehr­mals im Lau­fe des Win­ters kam sie zu ei­nem kur­z­en Be­such, um ih­nen gute Ratschlä­ge zu er­tei­len und Sa­xon zu leh­ren, wie sie ihr Ge­mü­se für den Markt, der im Au­gen­blick statt­fand, für den Früh­lings­markt, der be­deu­tend grö­ßer wer­den wür­de, und für die Hoch­sai­son be­rech­nen soll­te, wie sie al­les, was zu be­schaf­fen war, ver­kau­fen konn­te, und selbst dann die Nach­fra­ge noch nicht be­frie­dig­te. Un­ter­des­sen muss­ten Ha­zel und Hat­tie, so­bald sie einen Au­gen­blick Zeit hat­ten, Dün­ger von Glen El­len ho­len, wo die Stäl­le noch nie ei­ner so durch­grei­fen­den Rei­ni­gung un­ter­zo­gen wor­den wa­ren. Und gan­ze Wa­gen­la­dun­gen von Kunst­dün­ger, der auf Frau Mor­ti­mers Rat ge­kauft war, muss­te von der Bahn ge­holt wer­den.

Die bei­den be­dingt be­gna­dig­ten Ge­fan­ge­nen wa­ren Chi­ne­sen. Sie hat­ten vie­le Jah­re ge­ses­sen und wa­ren bei­de äl­te­re Män­ner, aber die Ar­beit, die sie im Lau­fe ei­nes Ta­ges schaff­ten, fand Frau Mor­ti­mers Bei­fall. Gow Yum hat­te vor zwan­zig Jah­ren die Ge­mü­se­gär­ten auf ei­nem der großen Gü­ter in Men­lo-Park be­auf­sich­tigt. Sein Un­glück war in Form ei­ner Prü­ge­lei in ei­ner Spiel­höl­le des Chi­ne­sen­vier­tels in Red­wood City ge­kom­men. Sein Ka­me­rad, Chan Chi, war zu der Zeit, als die Kämp­fe zwi­schen den ver­schie­de­nen Stäm­men um San Fran­zis­ko hef­tig tob­ten, ein be­rüch­tig­ter Rauf­bold ge­we­sen, aber ein mit stren­ger Ar­beit in den Ge­mü­se­gär­ten des Ge­fäng­nis­ses ver­brach­tes Vier­tel­jahr­hun­dert hat­te sein Blut ab­ge­kühlt, so­dass er die Axt jetzt gern mit der Ha­cke ver­tausch­te. Als die bei­den Ge­hil­fen in Glen El­len an­ka­men, hat­te der Ge­mein­de­vor­ste­her für sie quit­tiert; au­ßer­dem muss­te er einen mo­nat­li­chen Rap­port den Ge­fäng­nis­be­hör­den über sie er­stat­ten, wie auch Sa­xon einen Mo­nats­be­richt ein­schick­te.

Ihre an­fäng­li­che Furcht, dass sie ihr den Hals ab­schnei­den wür­den, schwand bald. Die ge­pan­zer­te Faust des Staa­tes war im­mer be­reit, auf die zwei Män­ner nie­der­zu­schmet­tern. Tran­ken sie nur ein ein­zi­ges Mal zu viel, so war die Faust gleich da, um sie in die Ge­fäng­nis­zel­le zu­rück zu be­för­dern. Sie durf­ten auch nicht kom­men und ge­hen, wie sie woll­ten. Als der alte Gow Yum drin­gend nach San Fran­zis­ko muss­te, um ei­ni­ge Pa­pie­re beim chi­ne­si­schen Kon­sul zu un­ter­schrei­ben, muss­te er sich zu­erst die Er­laub­nis dazu in San Quen­tin ein­ho­len. Dazu kam, dass kei­ner von ih­nen von Na­tur aus bos­haft war. Sa­xon hat­te sich ge­fürch­tet, das Zep­ter über zwei ge­fähr­li­chen Straf­ge­fan­ge­nen zu schwin­gen, als sie aber ka­men, merk­te sie bald, dass es eine Freu­de war, mit ih­nen zu ar­bei­ten. Sie konn­te ih­nen sa­gen, was sie zu tun hat­ten, aber sie wuss­ten, wie es zu ma­chen war. Sie lern­te von ih­nen tau­send klei­ne Knif­fe, wie sie nur der aus­ge­lern­te Gärt­ner kennt, und es dau­er­te nicht lan­ge, so war ihr voll­kom­men klar, wie hilf­los sie ge­we­sen wäre, wenn sie nicht die­se Hil­fe ge­habt hät­te.

Und end­lich fürch­te­te sie sich nicht, weil sie nicht mehr al­lein war. Sie hat­te ih­ren Ver­stand ge­braucht, und es war ihr schnell auf­ge­gan­gen, dass sie nicht gleich­zei­tig alle Ar­beit au­ßer und in dem Hau­se hin­rei­chend be­auf­sich­ti­gen könn­te. Des­halb schrieb sie der ener­gi­schen Wit­we, die ihre Nach­ba­rin in Ukiah ge­we­sen war, und die für die Leu­te wusch. Sie nahm so­fort das An­ge­bot Sa­x­ons an. Frau Paul war vier­zig Jah­re alt, klein und sehr dick, und Bil­ly er­klär­te, dass sie die bei­den Chi­ne­sen auf ein­mal mit ih­ren mäch­ti­gen Ar­men be­zwin­gen könn­te. Frau Paul stell­te sich mit ih­rem Sohn, ei­nem sech­zehn­jäh­ri­gen Bau­ern­bur­schen, ein, der sich auf Pfer­de ver­stand und Hil­da, die schö­ne Jer­sey-Kuh, die vor Ed­munds kri­ti­schem Blick Gna­de ge­fun­den hat­te, mel­ken konn­te. Ob­wohl Frau Paul alle Ar­beit im Hau­se mit großer Tüch­tig­keit ver­rich­te­te, gab es doch ei­nes, das Sa­xon sel­ber tun woll­te – näm­lich, ihre ei­ge­nen fei­nen Sa­chen wa­schen.

»Wenn ich das nicht mehr kann«, sag­te sie zu Bil­ly, »dann kannst du einen Spa­ten neh­men, zu den Rie­sen­tan­nen am Wild­was­ser ge­hen und mir ein Grab schau­feln; denn dann wird es Zeit sein, mich zu be­gra­ben.«

Es war in der ers­ten Zeit auf der Ma­dron­jo­ranch, und Frau Mor­ti­mer war ge­ra­de zu ih­rem zwei­ten Be­such ge­kom­men, als Bil­ly ei­nes Ta­ges mit ei­ner gan­zen Wa­gen­la­dung Was­ser­röh­ren kam und Haus, Hüh­ner­hof und Scheu­ne mit Was­ser aus den Re­ser­voirs, die er un­ter­halb der Quel­le an­leg­te, ver­sorg­te.

»Huh! Ich weiß mei­nen Kopf doch zu ge­brau­chen«, sag­te er. »Ich sah, wie eine Frau auf der an­de­ren Sei­te des Ta­les Was­ser von der Quel­le ins Haus schlepp­te, und es wa­ren gut zwei­hun­dert Fuß. Da be­gann ich zu rech­nen. Ich sag­te mir, dass sie an ei­nem Wasch­tag min­des­tens drei­mal täg­lich Was­ser schlep­pen müss­te, und ihr könnt nicht er­ra­ten, wie vie­le Mei­len ich her­aus­be­kam, die sie jähr­lich Was­ser schlep­pen müss­te. Hun­dert­und­zwei­und­zwan­zig Mei­len! Ver­steht ihr? Hun­dert­und­zwei­und­zwan­zig Mei­len! Ich frag­te sie, wie lan­ge sie da war. Ein­und­drei­ßig Jah­re. Ihr könnt sel­ber mul­ti­pli­zie­ren. Drei­tau­send­sie­ben­hun­dert­und­zwei­un­dacht­zig Mei­len – nur um zwei­hun­dert Fuß Röh­ren zu spa­ren. Ist das nicht zum Ver­rückt­wer­den?

Nun aber, ich bin noch nicht fer­tig. So­bald ich eine Ge­le­gen­heit dazu habe, will ich mir eine Ba­de­wan­ne und einen fes­ten Wasch­zu­ber an­schaf­fen. – Und weißt du, Sa­xon, er­in­nerst du dich an den klei­nen ge­ro­de­ten Fleck, dort, wo der Wild­was­ser­bach in den So­no­ma mün­det? Da ist ein Mor­gen Erde, und die Erde ge­hört mir. Ver­stehst du? Und an­de­re Leu­te ha­ben nichts auf dem Gras zu su­chen, denn das Gras ge­hört mir. Et­was wei­ter auf­wärts will ich ein hy­drau­li­sches He­be­werk an­le­gen. Ich kann ein gu­tes ge­brauch­tes He­be­werk für zehn Dol­lar krie­gen, und das pumpt mehr Was­ser, als ich brau­che. Und dann will ich dort Al­fal­fa bau­en, dass dir das Was­ser im Mun­de zu­sam­men­läuft. Ich muss noch ein Pferd ha­ben, mit dem ich her­um­rei­sen kann. Du brauchst Ha­zel und Hat­tie zu viel, als dass ich sie noch be­nut­zen könn­te, und wenn du erst Ge­mü­se lie­ferst, krie­ge ich sie über­haupt nicht mehr zu se­hen. Ich den­ke, ein wei­te­res Pferd wird eine gute Hil­fe sein, wenn ich das Al­fal­fa baue.«

Aber in den nächs­ten Wo­chen ge­sch­ah so vie­les an­de­re und Auf­re­gen­de­res, dass Bil­ly für eine Wei­le sein Al­fal­fa ganz ver­gaß. Ers­tens ka­men pe­ku­ni­äre Schwie­rig­kei­ten. Die paar hun­dert Dol­lar, die er ge­habt hat­te, als er in das So­no­ma­tal kam, und alle Pro­vi­sio­nen, die er seit­dem ver­dient hat­te, wa­ren auf Ver­bes­se­run­gen und den täg­li­chen Un­ter­halt drauf­ge­gan­gen, die acht­zehn Dol­lar wö­chent­lich, die er als Mie­te für sei­ne sechs Pfer­de in Lawn­da­le be­kam, reich­ten ge­ra­de für den Lohn der Leu­te, und er konn­te sich das Reit­pferd nicht kau­fen, so sehr er es bei sei­nem Pfer­de­han­del brauch­te. Aber die Schwie­rig­keit über­wand er, in­dem er sei­nen Kopf ge­brauch­te und zwei Flie­gen mit ei­ner Klap­pe schlug. Er be­gann, Kutsch­p­fer­de ein­zu­fah­ren und fuhr mit ih­nen dort­hin, wo er an­de­re Pfer­de be­sich­ti­gen woll­te.

So­weit war al­les schön und gut. Da aber ka­men neue Män­ner in San Fran­zis­ko ans Ru­der, und auf der gan­zen Li­nie wur­de grö­ße­re Spar­sam­keit ein­ge­führt und alle Ar­beit auf den Stra­ßen ein­ge­stellt. Das be­deu­te­te, dass der Stein­bruch in Lawn­da­le, der einen Teil der Pflas­ter­stei­ne lie­fer­te, schlie­ßen muss­te. Er be­kam nicht nur sei­ne sechs Pfer­de zu­rück, son­dern muss­te sie auch noch füt­tern. Wo er das Geld her­neh­men soll­te, um Frau Paul, Gow Yum und Chan Chin zu be­zah­len, das ging über sei­nen Ver­stand.

 

»Wir ha­ben wohl mehr ver­schluckt, als wir ver­dau­en kön­nen«, räum­te er Sa­xon ge­gen­über ein.

»Es ist al­les in Ord­nung«, sag­te sie, als sie zur Scheu­ne kam, wo er ein mü­des, aber im­mer noch wi­der­spens­ti­ges Pferd aus­spann­te. »Ich habe mit al­len drei­en ge­re­det. Sie sind sich über die Si­tua­ti­on ganz klar und sind voll­kom­men be­reit, ih­ren Lohn eine Zeit lang ste­hen­zu­las­sen. Nächs­te Wo­che fan­gen Ha­zel und Hat­tie an, Ge­mü­se zu fah­ren, und dann kommt das Geld von den Ho­tels her­ein­ge­strömt, und mei­ne Bü­cher wer­den nicht mehr so leer aus­se­hen. Und dann – ach Bil­ly, du rätst es nie! Der alte Gow Yum hat ein Bank­kon­to. Er kam nach­her zu mir – er hat­te wohl dar­über nach­ge­dacht – und er­bot sich, mir vier­hun­dert Dol­lar zu lei­hen. Was sagst du dazu?«

»Dass ich nicht zu stolz bin, es von ihm zu lei­hen, wenn er auch ein Chi­ne­se ist. Er ist ein wei­ßer Chi­ne­se, es kann schon sein, dass ich es jetzt brau­che. Weil ich – nein, du kannst un­mög­lich ra­ten, was ich ge­macht habe, seit ich mich heu­te Mor­gen von dir ver­ab­schie­de­te. Ich habe so viel zu tun ge­habt, dass ich nicht einen Bis­sen zu es­sen be­kom­men habe.«

»Hast du dei­nen Kopf ge­braucht?« lach­te sie.

»Du kannst es gern so nen­nen«, sag­te er und lach­te auch. »Ich habe Geld hin­aus­ge­schmis­sen.«

»Aber du hast doch keins«, wand­te sie ein.

»Ich habe Kre­dit hier im Tal, will ich dir nur sa­gen«, ant­wor­te­te er. »Und ich muss ge­ste­hen, dass ich den heu­te Nach­mit­tag ziem­lich hart aus­press­te. Kannst du jetzt ra­ten?«

»Ein Reit­pferd?«

Er brüll­te vor La­chen, was das Pferd so er­schreck­te, dass es durch­ge­hen woll­te und ihn halb vom Bo­den hob, als er es bei Maul und Hals pack­te.

»Ach, ich mei­ne: rich­tig ra­ten«, sag­te er ein­dring­lich, als das er­schro­cke­ne Tier wie­der auf dem Bo­den stand und ihn zit­ternd und miss­trau­isch be­trach­te­te.

»Zwei Reit­pfer­de?«

»Ach, du hast auch gar kei­ne Fan­ta­sie. Aber ich will es dir er­zäh­len. Du kennst doch Tier­coft. – Ich habe sei­nen großen Wa­gen für sech­zig Dol­lar ge­kauft. Dann kauf­te ich dem Schmied in Ken­wood einen Wa­gen ab, nicht ge­ra­de be­son­ders, aber er ist noch zu ge­brau­chen, für fünf­und­zwan­zig Dol­lar. Und Pings Wa­gen kauf­te ich – das ist et­was, das will ich dir nur sa­gen – für fünf­und­sech­zig Dol­lar. Ich hät­te ihn für fünf­zig be­kom­men kön­nen, wenn er nicht ge­se­hen hät­te, dass ich ihn so gern ha­ben woll­te.«

»Aber das Geld?« frag­te Sa­xon mit schwa­cher Stim­me. »Du hast doch kei­ne hun­dert Dol­lar üb­rig.«

»Habe ich dir nicht ge­sagt, dass ich Kre­dit hät­te? Nun ja, den habe ich jetzt je­den­falls. Die drei Wa­gen be­kam ich auf Kre­dit, und ich habe den gan­zen Tag kei­nen Pfen­nig bar aus­ge­ge­ben, au­ßer für ein paar lan­ge Peit­schen. Dann kauf­te ich drei ge­brauch­te Ar­beits­ge­schir­re – dop­pel­te Ge­schir­re – für zwan­zig Dol­lar das Stück. Ich kauf­te sie von dem Mann, der für den Stein­bruch fuhr. Er braucht sie jetzt nicht mehr. Und ich mie­te­te ihm vier Wa­gen und vier Ge­span­ne für einen hal­b­en Dol­lar täg­lich für je­des Pferd und einen hal­b­en Dol­lar täg­lich für den Wa­gen ab – das macht sechs Dol­lar täg­lich, die ich ihm an Mie­te be­zah­len muss. Dias Ge­schirr ist für mei­ne ei­ge­nen sechs Pfer­de. – Lass mich se­hen – ja – dann mie­te­te ich zwei Scheu­nen in Glen El­len und be­stell­te fünf­zig Ton­nen Heu und eine gan­ze Wa­gen­la­dung Kleie und Gers­te beim Kauf­mann in Ken­wood – denn ich muss doch die vier­zehn Pfer­de füt­tern, weißt du, sie be­schla­gen und so wei­ter.

Ja, ich habe schon et­was ver­rich­tet. Ich mie­te­te sie­ben Mann, um für zwei Dol­lar täg­lich für mich zu fah­ren, und – oha, lie­ber Gott, was machst du denn?«

»Nein«, sag­te sie mit tie­fem Ernst, nach­dem sie ihn in den Arm ge­knif­fen hat­te, »du träumst nicht.« Sie fühl­te ihm den Puls und die Stirn. »Kein Zei­chen von Fie­ber.« Sie roch sei­nen Atem. »Und ge­trun­ken hast du auch nichts. Also wei­ter, er­zähl mir al­les – was sonst!«

»Bist du noch nicht zu­frie­den?«

»Nein, ich will noch mehr hö­ren. Ich will al­les wis­sen.«

»Na ja, aber ich will dir nur er­zäh­len, dass der Alte, für den ich in Oa­k­land ar­bei­te­te, nicht so sehr viel klü­ger ist als ich. Ich bin ein glän­zen­der Ge­schäfts­mann, das kannst du sa­gen, wenn je­mand mit ei­nem Ge­mü­se­wa­gen kommt und dich fragt. Also du sollst hö­ren – ob­wohl es mir un­be­greif­lich ist, dass die Leu­te in Glen El­len mir nicht zu­vor­ge­kom­men sind. Aber die schla­fen wohl – denn in der Stadt wäre es ganz un­mög­lich, dass man so et­was über­se­hen könn­te. Siehst du, es hängt so zu­sam­men: du kennst doch die fei­ne Zie­ge­lei, die jetzt in Be­trieb ge­setzt wer­den soll, um die feu­er­fes­ten Klin­ker­stei­ne zu ma­chen? Und ich dach­te über die sechs Pfer­de nach, die ich füt­tern muss, und die mich ins Ar­men­haus fres­sen wür­den, wenn sie hier her­um­lie­fen und nichts ver­dien­ten. Ich muss­te se­hen, ih­nen Ar­beit zu ver­schaf­fen, und da fiel mir die Zie­ge­lei ein. Ich fuhr hin und re­de­te mit dem ja­pa­ni­schen Che­mi­ker, der das La­bo­ra­to­ri­um un­ter sich hat. Nun ja! Die Ge­schich­te soll­te ge­ra­de in Gang ge­setzt wer­den. Ich sah, wie es lag und dach­te über die Sa­che nach. Dann fuhr ich zur Lehm­gru­be, wo sie ge­ra­de zu ar­bei­ten an­ge­fan­gen hat­ten – du weißt, das fei­ne, wei­ße, kalk­ar­ti­ge Zeugs, worin wir sie boh­ren sa­hen, ge­ra­de vor den hun­dert­vier­zig Mor­gen mit den drei Hü­geln. Es geht eine Mei­le bergab, und die Pfer­de kön­nen es be­quem leis­ten. Die schwers­te Ar­beit wird es tat­säch­lich sein, die lee­ren Wa­gen nach der Lehm­gru­be zu fah­ren. Dann band ich das Pferd an, und be­gann die Ge­schich­te zu be­rech­nen. Der ja­pa­ni­sche Pro­fes­sor er­zähl­te mir, dass der Di­rek­tor mit al­len an­de­ren großen Her­ren mit dem Mor­gen­zu­ge käme. Ich zer­brach mir nicht wei­ter den Kopf, son­dern mach­te mich nur zu ei­ner Art De­pu­ta­ti­on, die die Her­ren will­kom­men hei­ßen soll­te, und als der Zug ein­lief, stand ich da und be­grüß­te sie freund­lich im Na­men der gan­zen Stadt, ja, und da war auch die­ser Idi­ot, den du ein­mal in Oa­k­land ken­nen­lern­test, ein Bo­xer drit­ten Ran­ges na­mens – lass mich se­hen, ja, jetzt hab’ ich es – der große Bill Ro­berts, so hieß er, aber jetzt heißt er wohl Herr Wil­liam Ro­berts.

Nun ja, wie ge­sagt, ich be­grüß­te sie recht hübsch und be­glei­te­te sie nach der Zie­ge­lei. Dann nahm ich die Ge­le­gen­heit wahr und mach­te ih­nen mei­nen Vor­schlag. Ich hat­te die gan­ze Zeit eine mör­de­ri­sche Angst, dass sie schon mit ei­nem Fuhr­mann ab­ge­schlos­sen hät­ten, aber als sie mich frag­ten, wie ich es be­rech­ne­te, wuss­te ich schon, dass sie es nicht hat­ten. Ich hat­te die Zah­len im Kopf und re­de­te drauf­los, und der Vor­nehms­te von der gan­zen Ge­sell­schaft schrieb al­les in sein No­tiz­buch.

›A­ber wir fan­gen in großem Stil an, und das gleich‹, sag­te er, und sah mich scharf an. ›Was für Pfer­de und Wa­gen ha­ben Sie, Herr Ro­berts?‹

Ich – ja, ich hat­te ja nur Ha­zel und Hat­tie, und die sind da­bei noch zu klein für schwe­re Fuh­ren. – ›Ich kann vier­zehn Pfer­de und sie­ben Wa­gen stel­len, wenn es sein soll‹, sage ich. ›Und wenn Sie mehr ha­ben wol­len, kann ich auch die ver­schaf­fen – mehr kann ich Ih­nen nicht sa­gen.‹

›Las­sen Sie uns eine Vier­tel­stun­de Zeit, um über die Sa­che nach­zu­den­ken, Herr Ro­berts‹, sag­te er.

›Na­tür­lich‹, sage ich von oben her­ab, wie der Teu­fel. ›A­ber ich möch­te zu­nächst ein paar Din­ge sa­gen. Ich will einen zwei­jäh­ri­gen Kon­trakt ha­ben, und mei­ne Zah­len ste­hen und fal­len alle mit ei­ner ein­zi­gen Sa­che.‹

›Und was ist das?‹ frag­te er.

›Mit dem Ab­la­de­platz‹, sage ich. ›Jetzt will ich ihn Ih­nen zei­gen, da wir ge­ra­de an Ort und Stel­le sind.‹

Und das tat ich. Ich zeig­te ihm, dass ich Scha­den da­bei hät­te, wenn sie an ih­rem Plan fest­hiel­ten, weil eine Sen­kung und dann wie­der eine schwe­re Fahrt nach dem Ab­la­de­platz kam. ›Al­les, was Sie zu tun ha­ben‹, sage ich, ›ist, einen Weg um den Hü­gel her­um an­zu­le­gen und eine Art Brücke von sieb­zig oder acht­zig Fuß Län­ge zu bau­en.‹

Ja, Sa­xon – da hat­te ich sie in der Ta­sche. Es war furcht­bar ein­fach. Die Ge­schich­te war eben nur, dass sie an nichts an­de­res als an Mau­er­stei­ne ge­dacht hat­ten, wäh­rend ich an das Fah­ren dach­te.

Nun ja, sie über­leg­ten un­ge­fähr eine hal­be Stun­de, und das War­ten mach­te mich fast eben­so elend wie da­mals, als ich dar­auf war­te­te, dass du ja sa­gen soll­test, als ich um dich an­ge­hal­ten hat­te. Ich ging die Zah­len noch ein­mal durch und be­rech­ne­te, wie viel ich nach­las­sen könn­te, wenn ich dazu ge­zwun­gen wür­de. Denn, siehst du, ich hat­te den Mund ein biss­chen voll ge­nom­men – mit rich­ti­gen Stadt­prei­sen und so wei­ter, und ich war be­reit, ein biss­chen nach­zu­las­sen. Aber dann ka­men sie wie­der.

›Die Prei­se soll­ten hier auf dem Lan­de nied­ri­ger sein‹, sag­te der Vor­nehms­te von der Ge­sell­schaft.

›Nein‹, sage ich, ›hier ist ja ein Wein­tal. Hier gibt es nicht Heu ge­nug für all die Pfer­de, das muss erst aus dem San Joa­quin­tal ge­schickt wer­den. Ich kann wahr­haf­tig Heu und Häck­sel bil­li­ger in San Fran­zis­ko kau­fen, ja, und dazu frei ins Haus ge­lie­fert, als hier, wo ich es mir sel­ber ho­len muss.‹

Und das über­zeug­te sie. Es stimm­te, und sie wuss­ten das. Aber – hör jetzt! Wenn sie nach dem Kut­scher und den Prei­sen für das Be­schla­gen der Pfer­de ge­fragt hät­ten, so hät­te ich her­un­ter­ge­hen müs­sen, denn siehst du, auf dem Lan­de gibt es kei­ne Ge­werk­schaf­ten für Kut­scher und kei­ne Ge­werk­schaf­ten für Huf­schmie­de, und die Mie­te ist nied­rig, und die bei­den Pos­ten wer­den ein ganz Teil bil­li­ger. Hm! Heu­te Nach­mit­tag habe ich eine münd­li­che Ver­ein­ba­rung mit dem Schmied ge­gen­über der Post ge­trof­fen, er über­nimmt die gan­ze Ge­schich­te und lässt fünf­und­zwan­zig Cent auf je­den Be­schlag nach, aber dar­über darf selbst­ver­ständ­lich nicht ge­re­det wer­den. Aber da­nach zu fra­gen, dar­an dach­ten sie na­tür­lich nicht – dazu wa­ren sie zu sehr von ih­ren Zie­gel­stei­nen in An­spruch ge­nom­men.«

Bil­ly griff in die Brust­ta­sche, zog ein ju­ris­tisch aus­se­hen­des Do­ku­ment her­vor und reich­te es Sa­xon.

»Hier ist er«, sag­te er. »Ja, ich mei­ne, der Kon­trakt, mit Ver­ein­ba­run­gen, Prei­sen, Stra­fen und al­lem. Ich traf Herrn Hale in der Stadt und zeig­te ihn ihm. Er sagt, er sei groß­ar­tig. Und da schloss ich ab. Ich war in der gan­zen Stadt her­um, in Ken­wood, Lawn­da­le, über­all. Das Fah­ren für den Stein­bruch en­det Frei­tag die­ser Wo­che. Und ich über­neh­me die gan­ze Ge­schich­te und fan­ge nächs­ten Mitt­woch an, schaf­fe Holz für die Bau­ten und Zie­gel­stei­ne für die Öfen und al­les an­de­re hin. Und wenn sie dann so weit sind, dass sie mit dem Lehm an­fan­gen kön­nen, dann bin ich es, der ihn ih­nen hin­schafft.

Aber das Bes­te habe ich dir noch nicht er­zählt. Ich konn­te nicht gleich Ver­bin­dung von Ken­wood nach Lawn­da­le be­kom­men, und wäh­rend ich war­te­te, ging ich alle mei­ne Zah­len noch ein­mal durch. Du rätst es nicht – nein, und wenn du tau­send Jah­re dazu brauch­test. Beim Zu­sam­men­zäh­len hat­te ich ir­gend­wo einen Feh­ler ge­macht, ich hat­te zehn Pro­zent mehr ge­setzt, als ich selbst glaub­te. Wenn das kein ge­fun­de­nes Geld ist, dann weiß ich es nicht. Wenn du die bei­den Ex­tra­leu­te brauchst, dann sag es mir nur. Aber na­tür­lich wer­den wir die ers­ten Mo­na­te knapp sein, also leih nur ru­hig die vier­hun­dert von Gow Yum. Und sag ihm, dass du ihm acht Pro­zent Zin­sen zahlst, und dass wir es nicht län­ger als drei bis vier Mo­na­te brau­chen.«

Als Bil­ly sich aus Sa­x­ons Ar­men ge­löst hat­te, be­gann er das Pferd auf und ab zu füh­ren, da­mit es sich ab­küh­len konn­te. Er blieb so plötz­lich ste­hen, dass sein Rücken mit dem Maul des Pfer­des zu­sam­mens­tieß, und in der nächs­ten Mi­nu­te hielt das Pferd sie bei­de in Atem, da es stieg und sich auf die Hin­ter­bei­ne stell­te. Sa­xon war­te­te, denn sie wuss­te, dass Bil­ly eine neue Idee hat­te.

»Ver­stehst du et­was von Bank­kon­tos«, sag­te er, »und von Schecks?«

 

*

An ei­nem schö­nen Ju­ni­mor­gen sag­te Bil­ly zu Sa­xon, dass sie ihr Reit­kleid an­zie­hen und ein Reit­pferd pro­bie­ren soll­te.

»Erst nach zehn Uhr«, sag­te sie. »Dann habe ich den Wa­gen auf die zwei­te Tour ge­schickt.«

Trotz dem ziem­lich aus­ge­dehn­ten Ge­schäft, das Sa­xon be­trieb, hat­te sie doch Zeit zu ih­rer Ver­fü­gung, da sie ihre Sa­chen im­mer prak­tisch und nach ei­nem ge­wis­sen Sys­tem zu re­geln wuss­te. Sie konn­te Herrn und Frau Hale be­su­chen, was ihr im­mer ein großes Ver­gnü­gen be­rei­te­te, na­ment­lich jetzt, da Jack und Kla­ra Has­tings wie­der­ge­kom­men wa­ren, und Kla­ra ihre Tan­te oft be­such­te. In die­ser At­mo­sphä­re, die Sa­xon so gut ge­fiel, schi­en sie sich erst rich­tig zu ent­fal­ten. Sie hat­te an­ge­fan­gen zu le­sen – mit Ver­stand zu le­sen, und sie hat­te Zeit, zu le­sen, sich ihre hüb­schen Sa­chen zu nä­hen und mit Bil­ly zu­sam­men zu sein, den sie auf vie­len sei­ner Aus­flü­ge be­glei­te­te.

Bil­ly hat­te noch mehr zu tun als sie, da sei­ne Ar­beit zer­streu­ter und ver­schie­den­ar­ti­ger war. Und er be­auf­sich­tig­te auch die Scheu­ne auf dem Hofe und die Pfer­de, die Sa­xon be­nutz­te. Er war tat­säch­lich ein gan­zer Ge­schäfts­mann ge­wor­den, wenn auch Frau Mor­ti­mer, die sei­ne Rech­nun­gen durch­ge­se­hen und na­ment­lich der Aus­ga­bensei­te ihre Auf­merk­sam­keit ge­schenkt hat­te, meh­re­re klei­ne Lücken ent­deckt und ihn end­lich mit Hil­fe Sa­x­ons ge­zwun­gen hat­te, Buch­füh­rung zu ler­nen. Je­den Abend, wenn sie ge­ges­sen hat­ten, rech­ne­te er mit Sa­xon ab. Spä­ter, wenn er sich in den großen Ses­sel ge­setzt hat­te, des­sen An­schaf­fung er kurz nach Ab­schluss des Kon­trak­tes mit der Zie­ge­lei durch­ge­drückt hat­te, kam Sa­xon, setz­te sich auf sei­nen Schoß und be­gann, auf der Ukulélé zu klim­pern, oder sie un­ter­hiel­ten sich lan­ge über ihre Ar­beit und ihre Plä­ne. Zum Bei­spiel, wenn Bil­ly sag­te:

»Ich wer­de Po­li­ti­ker, Sa­xon. Das lohnt sich. Ver­lass dich drauf, es lohnt sich. Wenn ich nächs­tes Jahr nicht fünf oder sechs Ge­span­ne her­um­lau­fen habe und der Ge­mein­de Geld aus der Ta­sche zie­he, dann will ich nach Oa­k­land zu­rück­trot­ten und den Al­ten bit­ten, mich wie­der in Gna­den auf­zu­neh­men.«

Oder Sa­xon konn­te sa­gen: »Das große neue Ho­tel zwi­schen Ca­li­en­te und Eldridge wird wirk­lich groß­ar­tig. Und man spricht auch von ei­nem großen Sa­na­to­ri­um tiefer in den Ber­gen.«

Oder sie konn­te mit fol­gen­dem kom­men: »Bil­ly, du hast jetzt doch die Was­ser­lei­tung nach der Wei­de am Wild­was­ser ge­legt, da musst du sie mir zu mei­nem Ge­mü­se le­gen. Ich will sie dir ger­ne ab­mie­ten. Du kannst mir ja sa­gen, wie viel Al­fal­fa du dar­auf bau­en kannst, und dann be­zah­le ich dir den vol­len Markt­preis ab­züg­lich der Selbst­kos­ten.«

»Ge­wiss – nimm sie nur!« Bil­ly er­stick­te einen Seuf­zer. »Und üb­ri­gens habe ich jetzt auch zu viel zu tun, um mich da­mit ab­zu­ge­ben.«

Eine Um­ge­hung der Wahr­heit, die ziem­lich frech war, da er ge­ra­de das He­be­werk in­stal­liert und über­all Was­ser­lei­tun­gen ge­legt hat­te.

»Es wäre am klügs­ten so, Bil­ly«, sag­te sie be­ru­hi­gend, denn sie wuss­te, dass sein Traum, ein großer Guts­be­sit­zer zu wer­den, le­ben­di­ger als je war. »Du willst dich doch auch nicht mit dem einen Mor­gen ab­ge­ben. Da sind doch die hun­dert­und­vier­zig Mor­gen. Die kau­fen wir, wenn der alte Cha­von ein­mal stirbt. Au­ßer­dem ge­hö­ren Sie tat­säch­lich mit zur Ma­dron­jo­ranch. Es war ur­sprüng­lich zu­sam­men ein Gut.«

»Ich wün­sche kei­nem Men­schen den Tod«, brumm­te Bil­ly. »Aber er hat ja kein Ver­gnü­gen da­von, wenn er nur eine Her­de elen­der Tie­re dar­auf wei­den lässt. Ich habe mir die Ge­schich­te an­ge­se­hen. Es sind min­des­tens vier­zig Mor­gen auf den drei ge­ro­de­ten Fel­dern und mas­sen­haft Was­ser in den Ber­gen da­hin­ter. Du wür­dest mit of­fe­nem Mun­de da­ste­hen, wenn du all das Pfer­de­fut­ter sä­hest, das ich dar­aus be­kom­men könn­te. Dann sind min­des­tens fünf­zig Mor­gen da, wo ich mei­ne Stu­ten gra­sen las­sen könn­te, Wei­de ver­mischt mit Wald und stei­len Hän­gen und der­glei­chen. Die an­de­ren fünf­zig sind nur dich­ter Wald mit schö­nen Par­ti­en und Wild. Und die alte Zie­gel­stein­scheu­er – die ist aus­ge­zeich­net. Be­käme sie nur ein neu­es Dach, dann gäbe sie vie­len Tie­ren bei schlech­tem Wet­ter Un­ter­schlupf. Sieh, ich muss jetzt die elen­de Wei­de hin­ter Pings Hof pach­ten, nur um Platz für die Tie­re zu ha­ben, wenn sie sich aus­ru­hen sol­len. Sie könn­ten auf den hun­dert­und­vier­zig Mor­gen her­um­lau­fen, wenn ich sie nur hät­te. Ich möch­te wis­sen, ob Cha­von sie ver­pach­ten wür­de.«

Zu­wei­len hielt Bil­lys Ehr­geiz sich an Nä­her­lie­gen­des, so, wenn er sag­te: »Ich muss mor­gen nach Pe­ta­lu­ma hin­über, Sa­xon. Auf der At­kin­son­ranch fin­det eine Auk­ti­on statt, und ich kann viel­leicht ein paar gute Ge­schäf­te ma­chen.«

»Mehr Pfer­de?«

»Hab ich nicht zwei Ge­span­ne, die Brenn­holz für das neue Win­ter­ho­tel ho­len? Und Bar­ney hat sich die Schul­ter tüch­tig ver­staucht. Er muss sich län­ge­re Zeit Ruhe gön­nen, wenn er je wie­der der alte wer­den soll. Und Bridget wird nie wie­der ar­bei­ten kön­nen – das kann ich doch se­hen. Ich habe an ihr her­um­ge­dok­tert und her­um­ge­dok­tert, und der Tier­arzt weiß we­der ein noch aus. Und ei­ni­ge von den an­de­ren Pfer­den brau­chen auch Ruhe. Das graue Ge­spann ver­liert sehr. Und der große Rote wird ganz ver­rückt. Sie glaub­ten alle, es käme von den Zäh­nen, aber das war es nicht. Er war nur durch­ge­dreht. Wenn man gut auf sei­ne Tie­re ach­tet, ist es so gut wie ba­rer Ver­dienst, und Pfer­de sind die feins­ten vier­bei­ni­gen Ge­schöp­fe, die man hat. Wenn ich ein­mal eine Ge­le­gen­heit fin­de, ver­schaf­fe ich mir eine Wa­gen­la­dung Maulesel aus Co­lu­sa Coun­ty – das sind große, schwe­re Tie­re, wie du weißt. Sie wer­den wie war­me Sem­meln hier im Tal ge­hen – wenn ich sie nicht sel­ber be­hal­te.«

Oder Bil­ly konn­te zu Scher­zen auf­ge­legt sein und sa­gen: »Weißt du, Sa­xon, da wir ge­ra­de von den Abrech­nun­gen re­den, was sind, meinst du, Ha­zel und Hat­tie wert – so nach dem üb­li­chen Markt­preis?«

»Wa­rum?«

»Nein, ich fra­ge.«

»Nun, sa­gen wir, so viel wie du für sie ge­ge­ben hast, drei­hun­dert Dol­lar.«

»Hm!« Bil­ly ver­sank in Ge­dan­ken. »Sie sind ein ganz Teil mehr wert, aber da­von wol­len wir jetzt nicht re­den. Und um auf die Abrech­nung zu­rück­zu­kom­men, wie wäre es, wenn du mir jetzt einen Scheck auf drei­hun­dert Dol­lar aus­schrie­best?«

»Ach, du Räu­ber!«

»Im­mer sach­te! Wenn du Heu und Korn von mei­nen Wa­gen­la­dun­gen be­kommst, gibst du mir dann viel­leicht kei­nen Scheck da­für? Und du weißt selbst, wie du dar­auf siehst, dass dei­ne Abrech­nun­gen auf den Pfen­nig stim­men«, neck­te er sie. »Wenn du eine rich­ti­ge Ge­schäfts­frau sein willst, musst du selbst­ver­ständ­lich die bei­den Pfer­de in dei­nem Bud­get ver­rech­nen. Ich habe, ich weiß nicht wie lan­ge schon, nicht den ge­rings­ten Nut­zen von ih­nen.«

»Aber die Pfer­de ge­hö­ren doch dir«, wand­te sie ein. »Au­ßer­dem kann ich es mir nicht leis­ten, Stu­ten in mei­nem Ge­schäft zu hal­ten. Ich weiß sehr wohl, dass Ha­zel und Hat­tie bald den Ge­mü­se­wa­gen nicht mehr zie­hen kön­nen – sie sind je­den­falls zu gut für die Ar­beit. Und du musst dich nach ei­nem Paar um­se­hen, das an ihre Stel­le tre­ten kann. Für das Paar wer­de ich dir schon einen Scheck ge­ben, aber kei­ne Pro­vi­si­on.«