Gottes Weg mit den Menschen

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Der Evangelist Matthäus behandelt hier das Problem: Jesus der Stärkere und Johannes der Vorläufer und Täufer. Der Stärkere kommt zur Bußtaufe des Johannes (Mt 3,13) wie die Menschen, die schuldig sind. Der Täufer erkennt dieses Problem. Johannes hätte es nötig, von Jesus getauft zu werden, denn Jesus ist der messianische Retter, der die Sünde seines Volkes hinwegnimmt (Mt 1,21). Johannes muss wie jeder Mensch vom Messias gerettet werden. Er kann nur die Wassertaufe zur Umkehr spenden, während Jesus mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen wird (Mt 3,11). Johannes der Täufer kann ihm nicht den Riemen seiner Schuhe lösen (vgl. Joh 1,27). Er ist nur der Wegbereiter des Kommenden. Dieser ist der Stärkere, er bedarf der Taufe des Johannes nicht. Jesus ist der erwartete Messias, der den Menschen ihre Sünden vergeben wird. Deshalb kommt er an den Jordan zu Johannes dem Täufer, um sich taufen zu lassen. Auch er will die Bußtaufe, die reuigen Sündern vorbehalten ist, empfangen. Seine Taufbitte wird zunächst von Johannes dem Täufer abgelehnt (Mt 3,14). Erst nach dem ausdrücklichen Wunsch Jesu: „Lass es jetzt geschehen“ (ἄφeς αpu: Mt 3,15) tauft der Täufer Jesus, den Messias.

Jesus ist nach Matthäus der messianische Gottessohn, der der Verheißung Gottes gemäß aus der Jungfrau Maria geboren wurde (Mt 1,23 [Jes 7,14]). Er nimmt von Anfang an die Sünde seines Volkes auf sich, wie der Engel des Herrn bei der Namensgebung durch Joseph angekündigt hat (Mt 1,21). Er ist der Gottessohn, der als Retter seines Volkes erwartet wird. Er erniedrigt sich379, wie in der knappen Schilderung des Taufgeschehens (Mt 3,16) angezeigt wird. Er wird den Sündern gleich und steht mitten unter ihnen. Er will einer von den Menschen sein, die aus Jerusalem, aus Judäa und Galiläa und aus ganz Israel zum Jordan kommen. Er geht den Weg aller Menschen, um Gott zu den Menschen und die Menschen zu Gott zu bringen. Mit der Taufe Jesu kann der Evangelist die rettende Nähe des Gottessohnes zu den Sündern und seine selbstlose Solidarisierung mit den Menschen anzeigen.380 Der Heilswille Gottes für die Menschen nimmt seinen Anfang in der Menschwerdung Jesu. Er entfaltet sich in der Taufe durch Johannes den Täufer und hat seinen Höhepunkt in der selbstlosen Hingabe Jesu am Kreuz. Die Taufe am Jordan erschließt den Sinn der ganzen Lebensgeschichte Jesu und seiner Sendung und wird damit zu einem christologischen Ereignis.381 Nach Matthäus beginnt Jesus also mit seiner Taufe den Weg der Gerechtigkeit. Das bestimmt sein ganzes Leben und seine Sendung.

Die Erfüllung aller Gerechtigkeit

Der Dialog zwischen Jesus und Johannes dem Täufer kulminiert in dem Wort Jesu: „Denn nur so können wir alle Gerechtigkeit erfüllen“ (Mt 3,15b). Jesus möchte also um der Gerechtigkeit willen getauft werden. So erforderlich für Johannes den Täufer der Auftrag Gottes ist, das Volk Israel zur Umkehr zu führen und es zu taufen, so gehorsam muss Jesus den Willen Gottes erfüllen, indem er sich taufen lässt.382 Es geziemt (πρέπον) dem, der getauft wird, und dem, der tauft, „alle Gerechtigkeit“ zu erfüllen. Das „Ziemende“ ist das Angemessene, das Erforderliche und insofern Notwendige, auch wenn es unpassend erscheinen mag. Die Gerechtigkeit setzt die Parameter.

Das Taufgeschehen, das Jesus durch Johannes den Täufer an sich geschehen lässt, liegt also darin begründet, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Beachtenswert ist, dass Jesus im Kontext des Dialogs mit dem Täufer zum ersten Mal von der „Gerechtigkeit“ (δικαιοσύνη) spricht, durch die er seine Sendung erfüllen muss. Die Erfüllung „aller Gerechtigkeit“ in Mt 3,15 eröffnet das gesamte Panorama der Lebens- und Leidensgeschichte Jesu. Matthäus entfaltet im weiteren Verlauf seines Evangeliums den „Weg des Herrn“ (Mt 3,3 [Jes 40,3]), den der Täufer mit dem Wort des Propheten Jesaja angekündigt hat und der dem Willen Gottes zum Heil der Menschen entspricht. Dieser Weg erweist sich als das christologisch-soteriologische383 Moment, das im Folgenden bei Matthäus von Jesus als der „Weg der Gerechtigkeit“ (Mt 21,32) bezeichnet wird. Der Weg der Gerechtigkeit ist auch die ekklesiologische Begründung für die Nachfolge Jesu. Matthäus entfaltet die „Gerechtigkeit“ also unter zwei Aspekten:

1) Infolge des Heilswillens Gottes geht Jesus den Weg der Gerechtigkeit. Dieser führt den Gottessohn über den Kreuzestod bis zur Auferstehung und findet darin seine Erfüllung. Als Gesandter Gottes verwirklicht Jesus die Heilszuwendung Gottes zu den Menschen. Seine Sendung ist also eine Gabe Gottes an die Menschen, seine rettende Gegenwart.

2) Wie der Vater den Sohn gesandt hat, so sendet auch Jesus seine Jünger. Damit stellt er sie auf den Weg der Gerechtigkeit. Dieser Heilsweg, den er geht, ist auch der Weg, den sie gehen sollen. Damit sie diesen Weg gehen können, belehrt Jesus seine Jünger. Für die Jünger ist der Weg der Gerechtigkeit aber nicht nur eine Gabe der rettenden Hilfe Gottes, er ist gleichzeitig auch die Forderung an die Jünger, dem Willen Gottes entsprechend zu handeln, wie Jesus es sie gelehrt hat und im Gehorsam gegenüber dem Vater verwirklicht hat. „Gerechtigkeit“ gibt den Jüngern die Orientierung für das rechte Verhalten vor Gott.384

Der Begriff δικαιοσύυη bildet einen theologischen Leitfaden im gesamten Evangelium. Das zeigt sich nicht nur darin, dass der Terminus bei Matthäus häufiger als bei anderen Evangelisten385 (Lk 1,75; Joh 16,8.10) verwendet wird (Mt 3,15; 5,6.10.20; 6,1.33; 21,32), sondern besonders auch darin, dass die Aussagen durchgehend redaktionell sind386. Mit dem spezifisch matthäischen Gebrauch des δικαιοσύνη-Begriffs kommt ein zentrales Anliegen des Evangelisten zur Sprache.387

Es ist trotz der matthäischen Hervorhebung des Gerechtigkeitsbegriffs nach wie vor in der Forschung kontrovers, wie der Begriff δικαιοσύυη näherhin zu verstehen ist.388 Dieses Wort wird vor allem mit der griechisch-hellenistischen Tradition in Verbindung gebracht. Entsprechend dem griechischen Sprachgebrauch enthält dieser Begriff eine doppelte Bedeutung: zum einen im individuellen Sinn „die Tugend der Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit“ und zum anderen im (später entwickelten) kollektiven Sinn „eine objektive Gegebenheit, die im gesamten Kosmos herrscht“389. Beide Aspekte müssen im Blick behalten werden, auch wenn die theologische Intention des Matthäus sicher nicht nur aus dem hellenistischen Bereich erschlossen werden kann. Wesentlich scheint, im Zusammenhang mit dem alttestamentlich-jüdischen Gerechtigkeitsverständnis die Bedeutung des δικαιοσύνη-Begriffs zu erschließen.390 Auf dem alttestamentlichen Hintergrund lässt sich „Gerechtigkeit als Verhältnisbegriff“391 erkennen. Das Wort δικαιοσύνη bezeichnet dann „das Gerechtsein u. -tun Gottes u. des Menschen im Verhältnis zueinander“392. Dem Verständnis des alttestamentlichen Bundes gemäß zeigt Gott seine Rechtschaffenheit seinem Volk Israel gegenüber. Er fordert es dadurch zum gerechten, bundesgemäßen Verhalten und Leben auf. Im Zusammenhang mit der Bundestreue ist Gottes Gerechtigkeit „keine Norm, sondern [sie besteht aus] Taten, und zwar Heilserweisungen“393, denen das Volk Israel im Verhältnis zu Gott mit seiner Gemeinschaftstreue antworten muss. Gerechtigkeit heißt im Rahmen der Bundestheologie, dass Gott an seinem Partner, dem Volk Israel, angemessen handelt, nicht zuletzt, indem er den Bundesbruch zwar bestraft, aber auch vergibt, und dass Israel Gott als Gott anerkennt und seiner Weisung folgt (was freilich immer wieder nicht geschieht).

Auf dieser Grundlage ist der Begriff δικαιοσύυη bei Matthäus christologisch bestimmt. Die „Gerechtigkeit“ wird im Evangelium nur von Jesus verkündet; sie bedeutet einerseits die (zukünftige) Heilsgabe Gottes (vgl. Mt 5,6; 6,33), die sich durch die Sendung des Messias erfüllt; andererseits reklamiert sie die Forderung Gottes (vgl. Mt 5,10.20; 6,1)394, welche die Jünger in der Nachfolge Jesu erfüllen sollen. Die Gerechtigkeit der Jünger besteht also darin, dass sie Jesus als den anerkennen, der die Gerechtigkeit Gottes bringt, und dass sie deshalb wie Jesus handeln, um den eschatologischen Heilswillen Gottes aufzuzeigen. Die Gerechtigkeit, die Jesus verkündet, verwirklicht und vorlebt, ist ethisch entscheidend, bedeutet aber keine rein ethische Orientierung der Jünger im Verhältnis zu ihrem Lehrer. „Denn Voraussetzung für ein dem Willen Gottes entsprechendes Verhalten ist eine offenbarungstheologische Grundlage, die im Matthäusevangelium durch den Zusammenhang von Jesu Lehre und Wirken, der Schrift Israels und der kommenden Gottesherrschaft gestiftet wird.“395 Die Basis liefert die Heilssendung Jesu. Am Letzten Tag wird die Gerechtigkeit vollendet – im Spruch des Menschensohnes (Mt 25).

Matthäus bezeichnet in seinem Evangelium mit dem Begriff δικαιοσύυη „die Einheit vom fordernden und rettenden Willen Gottes“396, die sich in der messianischen Wirksamkeit des Gottessohnes offenbart. Nach ihm besteht Gerechtigkeit nicht nur in dem formalabstrakten Begriff der Tugend, sondern sie ist vielmehr die Wirklichkeit des Heilsgeschehens Gottes, die durch die Sendung Jesu (und seiner Jünger) sich ereignet. Christologisch-soteriologisch sind diese beiden Aspekte der Gerechtigkeit miteinander verbunden. Jesus verwirklicht die Gerechtigkeit Gottes als Heilsgabe und Heilsmacht, weil er gerecht ist und gerecht lebt, also nicht nur das Gesetz mit seinen Auslegungen erfüllt, sondern in seinem Leben den Willen Gottes tut. „Durch sein Leben, durch seinen Tod und seine Auferstehung bringt Jesus die himmlische Gerechtigkeit auf die Erde und öffnet die irdische Gerechtigkeit für das Reich Gottes.“397

In Mt 3,15 ist einzigartig von „aller Gerechtigkeit“ (und deren Erfüllung) die Rede. Dabei weist der Zusatz πάσαν einmal auf die weitere Verwendung des Begriffs der Gerechtigkeit im Matthäusevangelium voraus, zum anderen verweist die Bezeichnung πᾶσα δικαιοσύυη auf die eschatologische Vollendung der Gerechtigkeit hin, die mit der Heilsverkündigung des Gottessohnes bereits beginnt.398 Mit dieser erstmaligen Hervorhebung des Wortes Jesu von „aller Gerechtigkeit“ (Mt 3,15) legt Matthäus „den alle anderen Aussagen zusammenhaltenden und begründenden Ausgangspunkt des δικαιoσύυη-Begriffs“399 vor. Der Verheißung Gottes gemäß ist Jesus gekommen, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen (πλrpῶσαι400: Mt 3,15). Die Taufe Jesu ist zuerst die Forderung des Vaters, um seinem Willen zu gehorchen. In diesem Zusammenhang kann „Gerechtigkeit“ nicht im Sinne einer „Rechtsordnung“ bzw. „-satzung“ (δικαίωμα401; vgl. z. B. Ex 15,26; Lk 1,6; Röm 2,26) verstanden werden. Sie umfasst vielmehr den Heilsplan Gottes für die Menschen, der durch den Propheten im Voraus angekündigt ist und den Jesus mit Hilfe von Johannes dem Täufer402 erfüllen will.403 Indem der Gottessohn sich taufen lässt, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen, ist das Heil des Menschen verbürgt. Seine Taufe ermöglicht die Erfüllung aller Gerechtigkeit. „Verkündigung und Erfüllung der von Gott geforderten δίκαίoσύυη also ist die hier auf Erden dem Messias obliegende Funktion“404, und sie lässt die Menschen den Heilswillen des Vaters erfahren. In der Taufperikope zeigt sich die messianische Gottessohnschaft Jesu, die „alle Gerechtigkeit“ begründet und durch ihn in seinem Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters zur Vollendung kommt. Jesus ist „der an den göttlichen Willen Gebundene und mit dem Volk solidarisch Verbundene“405.

 

Die Proklamation der Gottessohnschaft

Matthäus zeigt nur wenig Interesse daran, von der Taufe Jesu zu berichten. Das Taufgeschehen (βαπτtσθεὶς in Mt 3,16406) wird lediglich kurz geschildert. Der Evangelist erzählt hingegen eingehend, was nach der Taufe Jesu geschieht. Dieses Geschehen wird mit der typisch matthäischen Bezeichnung καί ίδoύ eingeführt. Besondere Bedeutung bekommt der erzählerische Vorgang dieses Geschehens durch die Proklamation des Gottessohnes durch den Vater (Mt 3,16f.). Der Vergleich mit der markinischen Textvorlage verdeutlicht noch mehr das spezielle Anliegen des Matthäus. Insbesondere zwei Beobachtungen sind hervorzuheben:

1) Nach Markus sah Jesus nach seiner T aufe zuerst die „ Spaltung der Himmel“ und dann den auf ihn herabkommenden Geist (Mk 1,10). Demgegenüber spricht Matthäus von der „Öffnung der Himmel“ (Mt 3,16) und erzählt, dass Jesus den Geist Gottes sah, der herabstieg und über ihn kam (Mt 3,16). Mit dieser Änderung versucht Matthäus, „die Geschehnisse bei der Taufe nicht als Vision, sondern als sichtbares Ereignis darzustellen“407. Es geht ihm also um die Öffentlichkeit des Geschehens. Die „Taube“, die trotz der vielfältigen Anspielungen408 im Kontext der Taufe das Herabkommen des Geistes anschaulich macht und seine Realität hervorhebt,409 ist beiden Evangelisten gemeinsam.

2) Die Stimme Gottes vom Himmel erscheint in Mt 3,17 (par. Mk 1,11) „objektiviert“410. Anstatt der „Prädikationsformel“ in der 2. Person (σὺ εἶ: Mk 1,11; auch vgl. Lk 3,22) wird bei Matthäus die „Identifikationsformel“411 in der 3. Person (οὖτóς ἐστιυ: Mt 3,17) gebraucht. Es handelt sich somit nicht wie bei Markus und Lukas um die Anrede Gottes an Jesus412; Matthäus unterstreicht vielmehr die Manifestation der Gottessohnschaft, „die Beglaubigung vor der anwesenden Öffentlichkeit“413. Jesus wird als Gottessohn in der Öffentlichkeit proklamiert, indem Gott selbst ihn als seinen geliebten Sohn nennt. Dieser Geliebte ist der aus dem Geist gezeugte Gottessohn, so wie der Evangelist es schon in der Geburtsgeschichte (Mt 1,18-25; vgl. Mt 2,15) dargelegt hat. Nicht erst mit diesem Taufgeschehen (Himmelsöffnung und -stimme) erhält er die Gottessohnschaft (wie bei Markus)414, sondern diese erweist sich als gegeben durch den himmlischen Vater selbst. Die theophane Stimme aus dem Himmel ist das Schlusswort der Taufperikope. Wie sich die Gottessohnschaft Jesu entfaltet und verwirklicht, erzählt Matthäus dann im weiteren Verlauf seines Evangeliums, also zuerst durch die direkt daran anschließende Versuchungsgeschichte (Mt 4,1-11). Sie zeigt, „daß und wie Jesus alle Gerechtigkeit erfüllen wird: Jesus, als Sohn Gottes angesprochen (4,3.6), weist den Versucher ab, indem er sich dem Wort (4,4), dem Willen Gottes (4,10) und dem Wesen Gottes unterstellt“415. In Assoziation an Jes 42,1416 wird die Stimme Gottes als „eine dicht gefüllte Aussage über Jesus“417 mit dem in Mt 12,18-21 zitierten Prophetenwort in einen Zusammenhang gesetellt. Matthäus sieht damit schon in der Gottessohnschaft Jesu, die bei der Taufe durch den himmlischen Vater proklamiert wird, den erwählten Gottesknecht, der um des Heilswillens Gottes den Weg der Gerechtigkeit beginnt.

Das Geschehen nach der Taufe (Mt 3,16f.; vgl. Mk 1,10f.) ist bei Matthäus mit dem Dialog zwischen Jesus und Johannes dem Täufer (Mt 3,14f.) verbunden. Indem dieser Erzählvorgang auf das Gespräch zwischen Jesus und Johannes unmittelbar folgt, erhält er eine besondere Funktion im gesamten Kontext dieser Perikope. Die Sequenz „Jesu Gespräch mit dem Täufer“ – „Himmelsstimme Gottes“ dient also bei Matthäus dazu, „alle Gerechtigkeit“ (Mt 3,15) zu begründen; das erste Wort des Gottessohnes von der Gerechtigkeit wird durch Gott mit seiner öffentlichen Proklamation ratifiziert: „Dies ist mein geliebter Sohn!“ (Mt 3,17). Mit diesem Wort des himmlischen Vaters wird der Sohn als der Geliebte, der gesandt ist, und seine Gottessohnschaft bekräftigt. Gleichzeitig wird der Sohn mit der Kraft des Heiligen Geistes für seine messianische Aufgabe, den Weg der Gerechtigkeit zu gehen, erfüllt.418 „Alle Gerechtigkeit“, von deren Erfüllung Jesus nachdrücklich spricht, besteht im gerechten Verhalten des Sohnes gegenüber dem Willen Gottes. Sie wird dadurch bestätigt, dass Gott seinem geliebten Sohn antwortet, weil dieser im Gehorsam den Willen des Vaters tut.419 Der Täufer erfüllt alle Gerechtigkeit, indem er Jesus seinen Weg mitten unter den reuigen Sündern gehen lässt und in der Taufe seine Bejahung der messianischen Hoffnungen Israels auf den „Stärkeren“ rituell affirmiert. Jesus erfüllt alle Gerechtigkeit, indem er sich als Zeichen seines gesamten Weges zu einem derer machen lässt, zu deren Rettung er gekommen ist.

2.3.2 Die Sendung Jesu

Für Matthäus ist die Frage nach der Identität Jesu schon von Anfang seines Evangeliums an entscheidend. Nach ihm ist Jesus als der Gottessohn in die davidische Familie hineingestellt (Mt 1,2-17.18-25). Er ist der Erlöser von den Sünden, wie es der Engel des Herrn dem Joseph angekündigt hat (Mt 1,21). Diesen davidischen Messias, kraft des Geistes Sohn der Jungfrau Maria, stellt Matthäus als den Immanuel vor (Mt 1,23 [Jes 7,14]), den König Israels (Mt 2,6 [Mi 5,1; 2Sam 5,2]) und den Nazaräer (Mt 2,23 [Ri 13,5.7; 16,17]). Jesu Gottessohnschaft, die bei Matthäus besonders im Licht der alttestamentlichen Zitate steht, bekräftigt Gott selbst bei der Taufe mit seiner himmlischen Stimme, dem schriftgemäßen Wort: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Mt 3,17 [Ps 2,7; Jes 42,1]). Die geoffenbarte Gottessohnschaft erweist sich im messianischen Wirken, das sich im Verlauf des Evangeliums in Wort (Mt 5-7) und Tat (Mt 8-9) entfaltet. Nach Matthäus lehrt der Gottessohn, verkündet das Evangelium vom Reich und heilt alle Krankheiten und Leiden (vgl. Mt 4,23; 9,35). Er sendet seine Jünger mit Bevollmächtigung aus, so dass die verheißene Hoffnung von der Himmelsherrschaft durch die Mission der Jünger weitergetragen wird (Mt 10).

Jesus war sich seiner Sendung bewusst. Nach Matthäus verweist er einerseits die zwölf Jüngern, die er zu „den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Mt 10,6) sendet, auf den, der ihn gesandt hat (Mt 10,40 [τὸυ ἀπoστείλαnτά με]), den Gott. Andererseits stellt er sich einer kanaanäischen Frau als der Hirte Israels vor, der zu „den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Mt 15,24) gesandt wurde (άπeστάληυ). Jesus steht nach Matthäus zwischen Gott und den Menschen, in seiner Sendung erweist sich der Heilswille Gottes für sein Volk.

Mt 4,17 markiert „das Verkündigungssummarium“420, das den Umkehrruf und die Basileia-Botschaft umfasst. Dabei präsentiert sich Jesus als Prophet der Himmelsherrschaft (2.3.2.1). Seine messianische Sendung zur Verkündigung wird dann im alttestamentlichen Horizont reflektiert: als Gottesknecht (2.3.2.2) und als Friedenskönig (2.3.2.3). Die beiden Gestalten des Schwachen und des Starken scheinen kontrastiv zu sein, sie sind aber komplementär. Die Gegenbilder spiegeln bei Matthäus die Messianität des Gottessohnes. Dabei geht es darum, wie Jesus den Weg der Gerechtigkeit geht.

2.3.2.1 Der Prophet der Himmelsherrschaft (Mt 4,17)

Die galiläische Verkündigung Jesu im heilsgeschichtlichen Kontext

Mt 4,17 hebt den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu deutlich mit der Formulierung ἀπò τότε ἢρξατo hervor, wie später in Mt 16,21 ebenfalls mit dieser sprachlichen Wendung ein neuer Wegabschnitt eingeleitet wird. Die Bezeichnung des Subjekts ὁ Ἰησούς stellt „Jesus“ nachdrücklich in den Vordergrund des Evangeliums, so dass seine Wirkungsgeschichte sich in Wort und Tat entfaltet. Das erste Verkündigungswort Jesu von Mt 4,17 steht jedoch auch im unmittelbaren Anschluss an Mt 4,12-16421, wo Jesu Rückkehr nach Galiläa angesichts der Gefangenschaft des Johannes des Täufers geschildert ist und Galiläa gemäß der prophetischen Verheißung Gottes zum Ort seines Wirkens werden soll. Dort gibt Matthäus den Hinweis auf Orte und Adressaten und gleichzeitig den Grund für die Verkündigung Jesu. „This short pericope serves as a transition and introduction to the narrative of the Galilean ministry of Jesus.“422

Mt 4,12 markiert den Ortswechsel. Nach der Versuchung durch den Teufel in der Wüste (Mt 4,1-11) zog sich Jesus nach Galiläa zurück (ἀυεχώpησευ423). Diese Reiseroute entspricht der markinischen Vorlage (Mk 1,14). In beiden Evangelien ist Jesu Weg nach Galiläa mit der Gefangennahme des Täufers Johannes verbunden. Hat Johannes mit der Taufe Jesu als Vorläufer den Schlussstrich unter seine Wirksamkeit gesetzt (der allerdings eher ein Wegweiser ist), so tritt jetzt Jesus als der erwartete Messias in der Öffentlichkeit auf.

Gegenüber Markus entfaltet Matthäus den Weg Jesu weiter (Mt 4,13): Jesus verlässt seine galiläische Heimatstadt Nazareth (vgl. Mt 2,23; 21,11; hier Nαζαρά424) und lässt sich dann in Kafarnaum nieder, das im Gebiet von Sebulon und Naftali liegt. Nach Matthäus ist Kafarnaum der entscheidende Ort, wo Jesus seine messianische Wirksamkeit gezeigt hat (Mt 8,5-9,34). Es wird dementsprechend (nur bei Matthäus) als „seine Stadt“ (Mt 9,1) bezeichnet. Auch in Kafarnaum hat Jesus mit seinen Jüngern ein langes Gespräch geführt (Mt 17,24-18,35), bevor er Galiläa verlässt, um nach Judäa zu gehen (Mt 19,1). Die Stadt Kafarnaum, die Jesu Heimatstadt wurde, hat jedoch sein Evangelium nicht angenommen (Mt 11,23). Die nähere geographische Bestimmung Kafarnaums in Mt 4,13 hat bei Matthäus „keine historische Bedeutung, sondern geschieht in der theologischen Absicht, den Ausgangspunkt und das Zentrum des Wirkens Jesu als einen Ort zu bestimmen“425. Im gesamten Zusammenhang des Evangeliums ist der Umzug Jesu in diese galiläische Stadt „gleichbedeutend mit dem Beginn seines öffentlichen Wirkens“426 und weist zugleich darüber hinaus auf die ganze Tätigkeit Jesu in Galiläa. Matthäus sieht das galiläische Wirken Jesu im alttestamentlichen Licht schon erfüllt (Mt 4,14-16 [Jes 8,23-9,1]). Galiläa soll gemäß der prophetischen Verheißung zum Wirkungsort des Messias werden – und wird es durch Jesus.

Das Verheißungswort von Mt 4,15f. rekurriert wiederum auf den Propheten Jesaja. Es ist aber kein wörtliches Jesaja-Zitat. Es weicht im Wortlaut von der LXX und dem masoretischen Text ab, obwohl es in gewissem Maße von beiden abhängig ist.427 Während Mt 4,15 Jes 8,23 stark kürzt, bleibt Mt 4,16 gegenüber Jes 9,1 wortgetreu. Zu beobachten sind insbesondere die geographischen Angaben: Matthäus behält die beiden Stammesgebiete „Sebulon“ und „Naftali“ bei und „die Straße am Meer“ und „das Gebiet jenseits des Jordan“, welche „als Anrede verwendet werden und den Bereich umschreiben, für den die Verheißung gilt“428. Der Prophetenspruch wird mit Mt 4,13 in Verbindung gesetzt. „Die Gebiete Judäas“, von denen Jes 8,23 LXX spricht, interessieren Matthäus nicht, obwohl Judäa für ihn zum Missionsgebiet Jesu gehört (vgl. Mt 4,25; 19,1). Der Evangelist unterstreicht „the way in which Jesus, by beginning his ministry at Capernaum in Galilee, fulfils Isaiah’s expectation“429. „Galiläa der Heiden“ von Jes 8,23 LXX wird in Mt 4,15 wiedergegeben. Mit der Übernahme dieser Bezeichnung will Matthäus „auf das vorausweisen, was die Sendung Jesu heilsgeschichtlich ausgelöst hat: den Gang des Heils zu den Heiden“430. „Galiläa der Heiden“ weist in prophetisch-proleptischer Andeutung schon am Anfang der galiläischen Wirksamkeit Jesu auf die nachösterliche Ausbreitung der Botschaft zu den Heiden hin (vgl. Mt 28,19f.). „Unter der Zukunftsperspektive des zu den Heiden kommenden Heils und gerade darin in Übereinstimmung mit Gottes Plan beginnt Jesus in V 17 seine Verkündigung an Israel.“431

 

Das alttestamentliche Schriftzitat mit dem Erfüllungshinweis ist im Matthäusevangelium notorisch. Es gibt dem matthäischen Bericht über den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu in Galiläa die dem Matthäus eigene Verkündigungsabsicht wieder, obgleich dieser dem Markusevangelium entnommen ist (Mk 1,14f. par. Lk 4,14f.). Das Prophetenwort begründet bei Matthäus die Umsiedlung Jesu nach Kafarnaum (Mt 4,13). Damit wird das galiläische Wirken Jesu im alttestamentlich-prophetischen Horizont reflektiert; es entspricht dem Heilsplan Gottes und wird nach Matthäus im heilsgeschichtlichen Kontext erklärt. Das Schriftzitat dient als „a rubric for the entire Galilean ministry of Jesus“432 und beweist „die Schriftgemäßheit und damit die Gottgewolltheit seines Wirkens in der geringgeschätzten Landschaft“433. Dieses kennzeichnet also „nicht allein die galiläische Wirksamkeit, sondern auch den Wohnsitz Jesu und den Ausgangsort seiner Verkündigung als im göttlichen Heilsplan liegend“434.

Jes 8,23-9,1 entstand nach weit verbreiteter Exegese des Alten Testaments vor dem geschichtlichen Hintergrund, dass die nördlichen Stammesgebiete Israels durch den assyrischen König Tiglat-Pileser III erobert wurden (734-732; vgl. 2Kön 15,29). Der Prophet Jesaja kündigte das Ende der dunkle Epoche an, die Wende von der Unterdrückung zur Befreiung (Jes 8,23). Das Volk, das in Finsternis, d. h. in der Bedrängnis lebt, sieht ein großes Licht. Dieses Licht leuchtet „über denen, die im Land der Finsternis wohnen“ (Jes 9,1). Jesaja hat die Zeit eines zukünftigen Friedenskönigs angesagt (Jes 9,5). Für die damals unterworfene Bevölkerung in den Gebieten des Nordreichs (Sebulon, Naftali usw.) ist die Geburt und die Inthronisation eines neuen davidischen Königs ein Zeichen des göttlichen Heiles. Es wird eine Epoche der Rettung und des Friedens beginnen.435

Diese alttestamentliche Prophetie des Jesaja sieht Matthäus im Kommen Jesu erfüllt. Sie ist die Heilsverheißung, deren Erfüllung Jesus bringt. Dieser Prophetenspruch in Mt 4,15f. ist nicht mehr Zukunft, sondern Erfüllung in der Gegenwart. Der Evangelist spricht von der erfüllten Wirklichkeit in der Gegenwart Jesu. Die aoristischen Verben (εἷδευ/ άυέτειλευ) weisen darauf hin, dass die Heilsverheißung Gottes sich mit dem Kommen Jesu erfüllt.436 Nach Matthäus handelt Jesus als rettender Messias Israels (vgl. Mt 1,21; 15,24). Seine Verkündigung bewirkt das Heil für die, die heilsbedürftig sind: für das Volk (ό λαός), das in Finsternis sitzt (Mt 4,16 [Jes 9,1]). Dem Volk Israel ist Jesus ein „großes Licht“, das in der Dunkelheit aufleuchtet. Es sieht dieses aufstrahlende Licht. „Licht“ (φως) ist hier ein Bildwort, das auf Jesus bezogen ist als „Symbol der heilschaffenden Gegenwart Gottes“437. Diese Metapher hebt einerseits im Kontrast zu „Finsternis“ und „Schatten des Todes“ die Funktion Jesu als Retter hervor. Sie weist andererseits mit weiteren Erklärungen (μέγα und άυέτειλευ) auf die heilschaffende Dynamik der Sendung Jesu hin, deren Struktur zugleich der Ortswechsel nach Kafarnaum auf der Erzählebene auslöst438: Ein „großes Licht“ ist „aufgegangen“ (Mt 4,16 aus Jes 9,1). Dieses Licht ist „the presence and ministry of the messianic king“439 und wirkt „als Deutung und Bewertung der anschließend erwähnten Verkündigungstätigkeit Jesu (vgl. 4,17)“440. Die Heilszusage Gottes entfaltet sich mit dem sprachlichen und nichtsprachlichen Wirken des Messias, wie der Aufbau des Evangeliums zeigt, aber ohne den universalen Aspekt der Mission aufzugeben.441 Jesu Botschaft „vermittelt Klarheit über den Weg, den Menschen zu gehen haben, sie offenbart Gerechtigkeit und damit Leben“442.

Jesu Verkündigung als prophetisches Wirken

Anknüpfend an die Hoffnungsgeschichte Israels (Jes 8,23-9,1 in Mt 4,15f.) beginnt Jesus nach Mt 4,17 sein öffentliches Wirken in Galiläa. Als Messias des Wortes verkündet er: μετανοεῖτε ἢγγικεν γὰp ή βασιλεία τῶν οὐρανῶν. Eine Synopse bindet Mt 4,17 mit Mk 1,14f. zusammen. Matthäus verkürzt aber seine markinische Vorlage. Seine Formulierung ist prägnant. Sie widmet sich den beiden Themen „Umkehr“ und „Basileia“, allerdings gegenüber Markus in umgekehrter Reihenfolge.443

„Umkehr“ ist das Verkündigungsthema Johannes’ des Täufers. Als Vorläufer bahnt er den „Weg des Herrn“ (Mt 3,3 [Jes 40,3]). Durch die Bußpredigt zeigt er den Menschen, die aus Jerusalem und Judäa zu ihm kommen, den „Weg der Gerechtigkeit“ (Mt 21,32), so dass sie in Vorbereitung auf das Kommen des Messias die „Frucht der Umkehr“ (Mt 3,8) bringen können. Die Täuferverkündigung ist prophetisch. Sie steht einerseits im Anschluss an die alttestamentlichen Propheten, die durch die Umkehrpredigt das Volk Israel Gott zugeführt haben. Andererseits eröffnet das prophetische Wirken des Täufers Johannes den Vorausblick auf die Erfüllung der Verheißung Gottes im Kommen Jesu. Wie Johannes der Täufer in Mt 3,2, verkündet auch Jesus in Mt 4,17 die Umkehr. Der Umkehrruf mit der Basileia-Verkündigung hat aber bei Jesus programmatischen Charakter. Die Umkehr soll nicht als einmalige Herausforderung geschehen. Sie ist das entscheidende Thema in der Verkündigung Jesu. Die Heilsbotschaft, die Jesus verkündet, ist nur den bußfertigen Menschen zugänglich. Wer zur Umkehr nicht bereit ist, wird dem Zorngericht Gottes nicht entfliehen (vgl. Mt 11,20-24; 12,38-42). Die Heilsankündigung ist bei Matthäus nicht ohne die Gerichtsthematik zu verstehen. Johannes der Täufer kündet den kommenden Stärkeren, der mit dem Heiligen Geist und Feuer taufen wird, als Heilbringer und als Richter an (Mt 3,11f.).444

Die Nähe der Himmelsherrschaft ist der Grund für die Umkehrforderung Jesu (Mt 4,17; vgl. Mt 3,2). Wegen des nahegekommenen Reiches Gottes ist Umkehr notwendig und möglich. Umkehr ist für Matthäus die einzig gemäße Antwort auf die bereits nahegekommene Himmelsherrschaft, weil sie, wie Johannes der Täufer fordert, von der verfehlten Vergangenheit der Sünde auf die Zukunft des kommenden Stärkeren verweist, die in Jesus begonnen hat.

Die Basileia bildet als „Kennwort für die Verkündigung Jesu“445 den Leitfaden des Evangeliums. Ihre herausragende, zusammenfassende Bedeutung ist in Mt 4,17 angezeigt. Die hoffnungsvolle Prophetie für Israel erfüllt sich mit dem Kommen der Himmelsherrschaft. Das Programm der Himmelsherrschaft entfaltet sich im weiteren Verlauf des Evangeliums mit dem Wirken Jesu in Wort und Tat. Besonders die großen fünf Redekompositionen erschließen den Raum, in dem die Nähe der Himmelsherrschaft sich konkretisiert.446 Die Basileia ist Inhalt der prophetischen Verheißung (Mt 5,3.10) und des Gebetes (Mt 6,10). Sie ist Konsequenz des gerechten Verhaltens gegenüber dem Willen Gottes (Mt 5,20; 7,21; 18,3). Der „Größte im Himmelreich“ (Mt 5,19; 18,1.4) zu werden, ist Ziel der Nachfolge Jesu. Die Gleichnisse gehören zur Didaktik Jesu, um die Wirklichkeit der verborgenen Gottesherrschaft im menschlichen Erfahrungs- und Gestaltungsraum erkennbar zu machen (Mt 13; 18,23; 20,1; 22,2; 25,1). In Verbindung mit dem matthäischen Leitwort „Gerechtigkeit“ wird die „Basileia“ näherhin qualifiziert (Mt 5,10.20; 6,33).447 Die Verbindung schafft Gottes Macht und Barmherzigkeit. Die „Gerechtigkeit“ öffnet das Heilsgeschehen für die Ethik, die Basileia die Jesusnachfolge für die Heiligkeit des Namens Gottes und die Verwirklichung seines Willens (Mt 6,9-13). Die Botschaft Jesu von der Nähe der Himmelsherrschaft (Mt 4,17), vorbereitet durch Johannes den Täufer (Mt 3,2), breitet sich aus durch die Sendung der Jünger (Mt 10,7; vgl. 10,27). Sie ist das „Evangelium“, das bei Matthäus mit dem spezifischen Attribut τῆς βασιλείας ausgezeichnet ist: das „Evangelium des (Himmel-)Reichs“ (τὁ εύαγγέλιον τῆς βασιλείας: Mt 4,23; 9,35). Die Verkündigung des Evangeliums gehört zum Dienst Jesu. Die Geltung des Evangeliums reicht über die Zeit des irdischen Jesus hinaus bis zur Parusie (Mt 24,14; 26,13).