Die Jamu-Therapie

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Der Pflanzenflüsterer

Früh morgens startet meine Reise in das ewige indonesische Grün. Den Regenwald. Noch etwas verschlafen und mit dem Bild von Nyai Roro Kidul in meiner Brusttasche sitze ich in dem kleinen roten VW Bus mit fremden Begleitern und neuen Kumpanen. Draußen geht das Grau der Häuser immer mehr in ein helles Grün über. Bevor wir den Rand des Regenwaldes erreichen, führt die Straße an Plantagen vorbei. An Ölpalmen. Aus deren Früchten das umstrittene Palmöl gewonnen wird. Das Produkt an sich wird von der Bevölkerung seit jeher verwendet. Palmzucker zum Beispiel kommt auch in Jamu-Rezepten vor. Es ist die steigende Expansion und die Industrie, die den Schaden anrichtet. Jeder Baum sieht gleich aus und hat den exakt selben Abstand zwischen sich und dem nächsten Stamm. Im ersten Moment dachte ich mir, dass wir schon im Wald angekommen sind. Doch Satria, der Reiseleiter, klärt auf und erzählt von der skrupellosen Abholzung des Regenwaldes.

»Jeden Tag zerstört die Industrie hektarweise natürliches Land, um die Welt mit dem Fett zu versorgen. Indonesien gehört zu den größten Lieferanten. Gut für das Land, schlecht für die Natur.«

Ein Umdenken muss passieren. Der Mensch muss als Teil des Ganzen gesehen werden, in dem alles aufeinander Einfluss hat. So wie es auch die Lehre von Jamu seit über tausend Jahren vermittelt.

Die Landschaft nimmt mehr Nuancen an. Die Flora und Fauna entwickelt sich zu einem bunten Dickicht. Farbtupfer sprenkeln das saftige Grün, als hätte Monet selbst den Pinsel gezückt. Endlich sind wir angekommen, wo meine Reise erst richtig beginnt. Zwischen tropischen Großblattpflanzen liegen die kleinen Dörfer der Einheimischen. Hier möchte ich herausfinden, was es mit Jamu auf sich hat. Wofür man die Pflanzen heranzieht, wie man sie verarbeitet und welche Tradition dahintersteckt.

Wir machen Halt. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Mein Kopf brummt. Die Autofahrten in diesem Land ziehen generell ein kleines Schütteltrauma nach sich. Zum Glück heißt es jetzt rasten und erholen. Wir befinden uns in einem kleinen Dorf. Hier ist die westliche Medizin zwar bekannt, wird aber nur in Ausnahmefällen angewendet. Schließlich ist jeder Einwohner überzeugt, dass die Natur alles bietet, was der Mensch für ein gesundes Leben braucht.

Kaum steige ich aus dem klimatisierten Auto, rinnen mir die Schweißperlen von der Stirn. An das Klima muss ich mich erst gewöhnen. Ich setze mich ein wenig von der Gruppe ab und mache einen Rundgang. Eine Dorfbewohnerin sitzt vor ihrer Holzhütte und bearbeitet ein paar bunte Blüten. Sie lächelt mich an. In gebrochenem Englisch gibt sie mir zu verstehen, dass ich müde aussehe, und deutet mir, ich möge mich zu ihr setzen. Wir kommen ins Gespräch mit Hilfe von Wortfetzen und Gesten. Bei mir ist es ein freundliches Fuchteln.

»Körper, Geist und Seele müssen im Einklang sein. Sonst geht es dem Menschen schlecht«, versucht mir die Frau zu erklären. Sie mischt ein Getränk namens Kunyit Asam. Nach altem Jamu-Rezept. Eine Mixtur aus Kurkuma, Tamarinde, Palmzucker, Wasser, Salz, einem kleinen Spritzer Zitronensaft und einem Tröpfchen Honig für den Geschmack. Klingt erfrischend. Schmeckt auch so. Mit jedem Schluck merke ich, wie mein Körper erwacht. Und nebenbei hilft der Drink auch noch gegen Körpergeruch. Ein Deo zum Trinken, na bitte. Meine erste Begegnung mit Jamu ist positiv. Ich fühle mich besser, es schmeckt etwas hölzern und mit einem süßlichen Abgang. Ich frage, woher das Wissen rund um die Wirkung der Pflanzen stammt. Sie deutet auf Satria, der gerade auf uns zukommt.

»Wo bleibst du denn so lange? Hast du eine neue Freundin kennen gelernt?«

»Die nette Dame hier hat mir ein Getränk gemischt zur Erfrischung. Sie wollte mir gerade erzählen, woher das Wissen zu den Inhaltsstoffen der Pflanzen kommt.«

Satria beginnt mit der alten Lady auf Indonesisch zu sprechen. Eigentlich sollte ich es verstehen können, aber das Ohr muss sich erst wieder einhören, und meine Zunge ist vollkommen eingerostet.

»Sie will eine Geschichte erzählen. Am besten, wir holen die anderen und setzen uns zusammen. Interessiert die anderen sicher auch.«

Wir versammeln uns in einem Kreis rund um die freundliche Dorfbewohnerin. Satria übersetzt ihre Erzählung wie folgt. Der balinesische Priester und Heiler Empu Kuturan war am Verzweifeln. Er war hoch angesehen und empfing wie jeden Tag seine Patienten. Am späten Nachmittag erreichte ihn schließlich ein Hilfesuchender mit starken Schmerzen. Bis zu jenem Tag hatte er jeden heilen können, der zu ihm kam.

Denn Empu Kuturan wusste, dass der menschliche Körper ein Mikrokosmos ist, in dem man die Balance zwischen Körper, Geist und dessen Umwelt und Gesellschaft halten muss. Sobald ein Baustein locker ist, wird ein Mensch krank. Er erkannte für gewöhnlich den Baustein und rückte ihn wieder an den rechten Platz.

Nicht so in diesem Fall. Seine ganze Kenntnis aufwendend, versuchte er alles, um die Schmerzen des Patienten zu lindern. Mehrere Stunden saßen sie erfolglos in seiner Praxis. Das gab es noch nie. Der Heiler begann an sich zu zweifeln. Er schickte den Leidenden weg, riet ihm aber am folgenden Tag noch einmal zu kommen.

Empu Kuturan suchte Rat bei den Göttern. Auf dem Friedhof vor dem Tempel ließ er sich auf den Steinen im Schneidersitz nieder und meditierte. Die heilige Stätte war Gott Hyan Widi geweiht, der im Tempel wohnte. Die Geister erhörten ihn und verliehen ihm die unsichtbare Kraft, alle Pflanzen zu sich einzuberufen und zu ihnen sprechen zu können, um mehr über ihre Fähigkeiten zu lernen.

Der weise Mann staunte nicht schlecht, als ihn tatsächlich die Banyan-Feige als Erstes besuchte.

»Wozu hast du mich einberufen?«, fragte sie.

Nach kurzer Sprachlosigkeit fand der Heiler seine Worte wieder und erzählte ihr von seinem Problem mit dem Patienten und bat sie um Hilfe. Die Feige meinte, alleine könne sie nicht helfen. Aber zusammen mit ihren Freunden würde er die Lösung finden. Also kam Sida, die zur Pflanzengattung der Malvengewächse gehörte. Sie erklärte ihm, dass ihr Holz von kaltem Charakter ist und Kleinkinder unter fünf Jahren heilen kann. Und dass sie ihm helfen könnte, gemeinsam mit ihren grünen Kollegen. Und so ging es weiter. Der indische Korallenbaum erklärte ihm, dass sein Holz ebenfalls von kaltem Charakter sei und die Rinde, vermischt mit Koriander, elf Samen des Cajeputbaums und schwarzem Salz, Blähungen heilt. Nach und nach suchten ihn über hundert Pflanzen auf, um ihm ihre Vorteile und Kräfte mitzuteilen.

Nach all den grünen Besuchern hatte er so viel über die Pflanzenheilkunde erfahren, dass es ihm möglich war, seinen Patienten von seinen Schmerzen zu befreien.

Empu Kuturan hatte ein Geschenk erfahren. Die Weisheit der Natur.

Für unsere Ohren klingt das alles befremdlich, in Indonesien dagegen gehört die Mystik zum Alltag.

Jamu sucht den Superstar

Das Wissen rund um die Wirkung der Pflanzenwelt ist die Basis für Jamu. Deshalb möchte ich Sie in diesem Kapitel in die indonesische Tradition einführen, Ihnen die Grundkenntnisse nahebringen. Es ist die Basis und die Voraussetzung für den Umgang mit Jamu. Ursprünglich galt diese Heilkunde als homöopathische Medizin. Gemein haben sie die Verwendung holistischer und pflanzenbasierter Mittel. Da hört es aber auch schon auf mit der Parallelität von Jamu und Homöopathie. Alkohol passt nicht zu den muslimischen Regeln und der Lebensweise der Indonesier. Die Inhaltsstoffe werden in ihrer reinsten – veganen – Form gemischt und verabreicht. Natürlich geht damit auch eine kürzere Haltbarkeit einher. Die Mischungen sollten idealerweise gleich nach der Zubereitung zu sich genommen werden. Zusätzlich können Sie die Jamus alleine oder in Verbindung mit Massagen und Ritualen anwenden.

Egal gegen welches Problem Jamu eingesetzt wird – die Grundzusammensetzung ist immer gleich. Drei verschiedene Komponenten bilden die Basis: Hauptbestandteile, unterstützende Bestandteile und Gewürze, die den Geschmack verändern. Letzteres ist nur bei Jamus zum Trinken von besonderer Bedeutung.

Die Indonesier nehmen bei Problemen meist zuerst ein Jamu von Heilern zu sich, bevor sie auf Pillen oder Cremes zurückgreifen. Moschus, Rinde, Knoblauch und dergleichen werden, je nach Rezept, mit Wasser oder Öl vermischt und erwärmt. Wie Sie sich vielleicht denken können, ist das fertige Getränk kein Gaumenschmaus. Um diesem Problem entgegenzuwirken, mischen die Heiler gerne Honig, Zucker, oder neutralisierende Stoffe hinzu. Ein anderer Weg, den mitunter ekelhaften Geschmack zu vertreiben, ist, nach dem Trinken süße Früchte wie Bananen oder Papayas zu essen.

Die liebe Familie Ingwer

Die Hauptbestandteile von Jamu sind größtenteils Pflanzen und Wurzeln aus der Ingwer-Familie. Der Fachwelt besser bekannt als Zingiberaceae. Man kann die Gattung als die Superstars von Jamu bezeichnen. Die Pflanzenfamilie wird in Indonesien groß gefeiert. Im Moment sind in Asien ungefähr 200 verschiedene Arten dieser Wurzel bekannt. Viele davon sind sogar auf der WHO-Liste der meist genutzten Heilpflanzen in 23 Ländern. Ingwer unterscheidet sich in Form, Farbe und Wirkung. Jede Art setzt man für verschiedenste Krankheiten und zur Vorbeugung ein.

Ingwer

Der klassische Ingwer, also die Wurzel mit der hellbraunen Schale und dem faserigen, gelben Innenleben, wird nicht nur für schmerzlindernde Zwecke verwendet, sondern auch als Gewürz in Getränken oder im Essen. Die einzigartige Schärfe regt an und ist gesund.

 

Bevor man die Wurzel für Jamu verwendet, ist es am besten sie zu zerstampfen, bis eine feine Paste entsteht. Andere Inhaltsstoffe führen durch die veränderte Form des Ingwers zu einer chemischen Reaktion. Das soll die Wirkung des Jamus verbessern.

Auf meiner Reise durch Indonesien habe ich erfahren, wie man seinen eigenen Ingwer setzt und gedeihen lässt. Probieren Sie es doch aus. Es geht ganz einfach.

Legen Sie eine Wurzelknolle als Keimhilfe über Nacht in warmes Wasser. Anschließend füllen Sie einen Blumentopf mit extra nährstoffhaltiger Erde und setzen die Ingwerwurzel hinein. Bedecken Sie diese dann mit etwa zwei Zentimeter Erde und drücken sie leicht an. Danach mit lauwarmem Wasser befeuchten. Das geht am besten mit einer Sprühflasche. Um die tropische indonesische Luftfeuchtigkeit nachzuahmen, sollte man den Topf mit Frischhaltefolie abdecken, nur bloß die Pflanze nicht ersticken! Ein paar Löcher mit einer Gabel stechen und es bleibt Luft zum Atmen. Direkte Sonneneinstrahlung braucht das kleine Pflänzchen nicht. Hell und warm sollte es trotzdem sein. Besprüht man es dann täglich mit lauwarmem Wasser, wächst bald Ihre ganz eigene Ingwerpflanze heran. Aber Achtung. Sie dürfen die Wurzel erst ernten, wenn sie reif genug ist. In der Jamu-Lehre heißt es, dass Ingwer erst nach zwei Jahren Reifungszeit verwendet werden darf. Wir sind da nicht so streng. Ein experimenteller Geist braucht Möglichkeiten zur Entfaltung. Außerdem sollten Sie darauf achten, nicht zu viel Ingwer auf einmal zu sich zu nehmen, da er blutverdünnend wirkt. Wie ein Aspirin.

Der klassische Ingwer wird in Indonesien gerne zum Wärmen des Körpers verwendet. Heiler haben mit dem Wirkstoff sogar ein Gegengift bei Schlangenbissen entwickelt. Sie verwenden dafür Salz und eine Mischung von dem normalen, gängigen Ingwer und zwei bis drei anderen Ingwersorten.

Außerdem wird die Wurzel gerne für das generelle Wohlbefinden des Menschen verwendet. Sowohl für Männer, Frauen als auch für Babys. Der Ingwer wird mit anderen Zutaten vermischt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Galian Langsing und Galian Singset sind nur zwei Jamu-Getränke, in denen Ingwer eine große Rolle spielt. Die beiden Getränke werden dazu verwendet, um den Körper zu straffen und ein paar Kilos zu verlieren. Dass die Pflanze beim Abnehmen hilft, wird oft angenommen, konnte aber wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Aber bekanntlich kann der Glaube ja Berge versetzen, wieso also nicht kiloweise Fettberge.

In Indonesien arbeitet man auch gerne mit verschiedenen Formen der Pflanze. Die Verkäufer und Heiler zerstoßen und zerschneiden Ingwer, um je nach Verarbeitung bestimmte Wirkungen zu erzielen.

Alte Weisheiten besagen, dass Ingwer eingelegt und entsaftet werden soll, um gegen Morgenübelkeit in der Schwangerschaft oder Koliken bei Säuglingen vorgehen zu können. Als Arzt tue ich mir schwer Versprechen abzugeben, ich kann nur sagen: Alte Weisheiten liegen selten falsch.

Kurkuma

Der zweite Superstar der Zingiberaceae-Familie ist Kurkuma. Bei uns auch bekannt als Gelbwurzel. Sie hilft bei Fieber und wird für alle kleinen oder größeren Wehwehchen eingesetzt. Aber nicht nur.

In Indonesien setzt man Kurkuma oft für Liebestränke oder für besseren Sex ein. Außerdem vertreibt die Wurzel angeblich böse Geister.

In Europa ist Kurkuma eher in der Medizin als im Sexualleben anerkannt. Erst vor kurzem hat mich eine meiner letzten Patientinnen vor meiner Reise darauf aufmerksam gemacht. Sie erzählte mir von Kurkuma Latte. Ein Kaffee, gemischt mit dem gelben Pulver. Ganz ohne Koffein. Dafür um einiges gesünder als das herkömmliche Heißgetränk. Ich wusste zwar aus einigen Studien, dass Kurkuma eine positive Wirkung auf den Körper hat, aber dass man das gelbe Gewürz mittlerweile in Getränke mischte, war spurlos an mir vorbeigezogen. Ein Jamu-Kaffee sozusagen. Sehr interessant, finde ich. Aus lauter Neugier musste ich den Kurkuma Latte noch am selben Tag ausprobieren. Und ich kann Ihnen sagen, das ist ein Hit. Ein Geschmackserlebnis. Wunderbar würzig und sehr aufmunternd. Da war selbst der Arzt in mir baff.

Und es ist ganz leicht herzustellen. Sie brauchen 500 Milliliter Milch, sehr schmackhaft ist die aus Mandeln gewonnene. Einen Teelöffel Kurkuma, ein Teelöffel Honig, eine Zimtstange und wer mag für den Extrakick drei Kardamomkapseln, Ingwerpulver und eine Prise schwarzen Pfeffer. Am besten alles in Pulverform beimengen, da es sich in der Milch schneller auflöst. Frischer Ingwer eignet sich aber auch.

Die Zubereitung geht schnell von der Hand. Erhitzen Sie die Mandelmilch in einem kleinen Topf. Am besten den Herd auf eine niedrige Stufe stellen und die Milch zwei bis drei Minuten warm werden lassen. Sie sollte aber nicht kochen. Die anderen Zutaten in die Milch einrühren und kurz ziehen lassen. Das fertige Getränk durch ein feines Sieb gießen und mit einem Milchaufschäumer kurz quirlen. Fertig.

Man kann das Powergetränk entweder heiß genießen oder abkühlen lassen und mit Eiswürfeln kalt genießen. Besonders bei heißen Temperaturen zu empfehlen. Um die Wirkung von Kurkuma zu erhöhen, kann man außer schwarzem Pfeffer auch Öl, beispielsweise Kokosöl, mit dem Pulver vermischen. In der goldenen Milch vielleicht nicht so schmackhaft, aber beim Kochen eine erheiternde Möglichkeit.

Probieren Sie doch auch einmal eine neue Suppenkreation aus, bei der Sie Kurkuma verwenden, und tröpfeln Sie beim Servieren ein bisschen Öl auf die Oberfläche. Voilà. Ihr Körper wird die erstaunliche Wirkung noch schneller spüren.

Gerade bei Verdauungsbeschwerden hilft Kurkuma ungemein. Das Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaften der Universität Hohenheim konnte beweisen, dass Kurkuma eine positive Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt des Menschen hat.

Durch seine Inhaltsstoffe regt Kurkuma die Produktion der Gallenflüssigkeit an. Da die Gallenblase für eine problemlose Fettverdauung zuständig ist, hilft die Heilpflanze bei Verstopfungen, Blähungen und anderen Verdauungsproblemen. Ausschlaggebend für die Wirkung sind insbesondere zwei Dinge: Curcumin und Turmeron, ein ätherisches Öl. Die beiden Inhaltsstoffe wirken sich im Zusammenspiel auf die Galle aus. Die Pflanze greift nicht auf unnatürliche Weise in Magen oder Darm ein, dennoch gelingt es ihr, bestehende Beschwerden zu mildern. Neben Kaffee mit Kurkumaeinsatz können Sie genauso gut auf Kurkuma-Kapseln zurückgreifen. Das feine Pulver der Wurzel wird gepresst und von einer natürlichen Schutzhülle umgeben. So kann das reine Pulver die Magenschleimhaut nicht angreifen und entfaltet sich erst im Darmtrakt. Dort, wo es gebraucht wird.

Aber das ist noch nicht alles. Wissenschaftler führen laufend Untersuchungen mit Kurkuma durch, um neue Wirkungsweisen zu entdecken. So soll das enthaltene Curcumin krebshemmende Stoffe beinhalten und kann zusätzlich die Ablagerung von Eiweiß im Gehirn verhindern. Klingt zunächst nicht sonderlich spektakulär, ist es aber. Der Pflanzenstoff verhindert Eiweißablagerungen im Hirn, die möglicherweise der wichtigste Auslöser für Alzheimer sind. Die bisherigen Ergebnisse konnten vorerst nur an Tieren oder im Labor erzielt werden. Doch sollten Experten einen Weg finden, Kurkuma für die Heilung von Alzheimer am Menschen zu verwenden, würde das einen Durchbruch in der modernen Medizin bedeuten.

Der schnellste und günstigste Weg an die wirkungsstarke Wurzel zu kommen, ist sie selber anzubauen. Ich verrate Ihnen gerne, wie das geht. Kurkuma kann sowohl aus Samen als auch aus frischen Rhizomen gezüchtet werden. Da Letzteres einfacher zu beschaffen ist, würde ich Ihnen empfehlen die zweite Methode zu wählen. Zunächst brauchen Sie ein Pflanzenkisterl mit mindestens 15 Liter Volumen. Die Pflanze braucht nämlich sehr viel Platz. Befüllen Sie das Gefäß mit Blumenerde und einem Drittel Kies. Am wohlsten fühlt sich die Gelbwurzel an einem Ort, wo 80 Prozent Luftfeuchtigkeit herrschen und die Temperatur zwischen 18 und 22 Grad liegt. Ein kleines Düngerzelt wäre ideal. Wenn Sie die Pflanze für Jamus verwenden möchten, sollten Sie sie mindestens ein Jahr gut düngen und gedeihen lassen. Das besagt eine alte indonesische Tradition. Wenn Sie ihre Wurzeln dann ernten, achten Sie darauf, dass sie schön dunkel sind. Je dunkler, desto besser. Frohes Anbauen. Man braucht nicht einmal einen grünen Daumen.

Galgant

Die Ingwer-Familie hat noch mehr zu bieten. Galgant reiht sich schön brav neben Kurkuma zum Gruppenfoto ein und gehört zu den wichtigsten Bestandteilen von Jamu.

Die Wurzel hat es den Indonesiern angetan. Und das obwohl Galgant den gewöhnungsbedürftigsten Geschmack von allen Jamu-Pflanzen hat. Sehr scharf, aber gesund. Die Wurzel kommt neben der Medizin auch in der indonesischen Küche zum Einsatz. Kencur, wie man sie in Asien auch nennt, ist die siebtmeist verwendete Pflanze für Jamu. Sowohl Säfte als auch Pillen und Cremes werden aus der reichhaltigen Wurzel gewonnen. Meistens wird sie dabei von Heilern für sogenannte heiße Krankheiten verwendet. Fieber, Schwellungen und Gemütszustände. Galgant führt nämlich unter anderem dazu, dass man zu schwitzen beginnt. Und was Oma früher schon zu sagen pflegte, ist nach wie vor gültig. »Wenn du waschelnass bist, bist du in zwei Tagen wieder gesund.«

Omas haben immer recht.

Die Schweißausbrüche im Fieber helfen dem Körper dabei, sein Immunsystem wieder auf Trab zu bringen. Genauso wie Schüttelfrost. Unser Körper will uns sagen, dass etwas nicht stimmt und schlägt Alarm. In Indonesien greift man in diesem Fall zum Saft der Galgantwurzel.

»Am besten frisch pressen und sofort trinken«, erklärte mir ein Heiler auf den Straßen Javas.

Für jemanden, der beispielsweise Atembeschwerden hat, bedeutet das: Menthol, Kampfer und Galgant in einem Getränk zusammenmischen. Das macht die Nase frei und löst den Schleim im Hals.

Und ich habe noch zwei kleine Geheimtipps für die hauseigene Jamu-Apotheke:

1. Jamu beras kencur. Ein Jamu, das bei Muskelbeschwerden und Gelenkschmerzen hilft. Bestehend aus Salz, Zucker, Reis, Tamarinde und Galgant. Es hilft, die Schmerzen zu lindern.

2. Besorgen Sie sich Zitronengras. In Kombination mit Salz und Galgant hilft es bei Schwellungen. Eine Biene hat Sie gestochen? Massieren Sie doch die gerötete Stelle mit der gemischten Jamu-Paste ein. Hilft erstaunlich schnell.

Apropos Insekten. Moskitos sind in Indonesien ein echtes Problem. Ich habe bald aufgehört, die roten Pünktchen auf meinem Körper zu zählen. Ich konnte auch unbesorgt sein, denn ich hatte mich vor der Reise auf alle schweren Krankheiten impfen lassen. Aber leider kommt es immer wieder vor, dass sich Reisende nicht vor Malaria beziehungsweise dem Dengue-Fieber schützen. Und das obwohl Malaria unbehandelt sogar zum Tod führen kann. Um Unvorsichtigen schnell helfen zu können, versuchen Forscher neue Behandlungsmethoden für diese Krankheit zu entwickeln. Im Moment ist die Wissenschaft in Indonesien damit beschäftigt, Galgant als Mittel bei Moskitobissen auszutesten. Es könnte also bald ein neues Produkt geben für den Kampf gegen die lästigen Insekten. Fliegenklatschen helfen nicht, da surren die Biester vor Lachen und warten, bis du dich umdrehst. Der Naturfreund in mir sagt, egal, sind ja auch Lebewesen.

Bleiben wir noch kurz beim Galgant. Beziehungsweise beim Languas galanga, einem Teil der Wurzelfamilie und gleichzeitig der bekannteste seines Stammes. Auf Deutsch wird Languas galanga oft als Thai-Ingwer bezeichnet. In Indonesien verwendet man diesen speziellen Galgant für Magen- und Darmprobleme. Insbesondere Durchfall und Blähungen können durch die Wirkung vermindert werden.

Mit Kudu Laos zum Beispiel. Der Jamu-Saft wird hauptsächlich aus Galgant und Knoblauch hergestellt. Aber wie wir schon erfahren haben, setzt sich ein Rezept immer aus drei Bestandteilen zusammen. Die Unterstützer für Kudu Laos sind in diesem Fall indonesische Maulbeeren, ursprünglich Mengkudu genannt, weißer Pfeffer, Tamarinde, weißer Zucker, indonesischer brauner Zucker und Salz.

Die Zutaten dieses Jamus sind so reichhaltig an Vitamin B und Mineralien, dass sie gleichzeitig ein Booster für den ganzen Körper sind. Die Inhaltsstoffe rufen eine gewünschte chemische Reaktion hervor, die wiederum die Wirkung des Jamus unterstützt und verbessert.

Den Thai-Ingwer zieht man in der Erde und erntet ihn nach etwa zweieinhalb bis drei Monaten. Lässt man ihn länger wachsen, bekommt er eine faserige Konsistenz und ist schwierig zu verarbeiten. Sie können auch diese Pflanze auf eigene Faust zu Hause anbauen. Beachten Sie bitte nur, dass das Bäumchen bis zu zwei Meter groß werden kann.

 

Der Vorteil von Galgant ist, dass er so gut wie überall blüht. Also keine Angst, meine Damen und Herren, Sie müssen auch hier wieder keinen grünen Daumen haben, um Ihr Pflänzchen am Leben zu halten. Selbst wenn Sie sich und Ihrem Partner ein paar Tage Zweisamkeit und damit der Pflanze ein paar Tage Ruhe gönnen, können Sie sich darauf verlassen, Mister Galgant wieder so vorzufinden, wie Sie ihn verlassen haben. Er rennt nicht weg.

Außerdem ist die Pflanze ein echter Hingucker in jeder Wohnung. Der Stamm verändert sich von weißlich-pink über violett bis zu einem orange-roten Bäumchen. Das ist vor allem für unerfahrene Galgant-Wirte von Vorteil. Verfärbt sich der Stamm orange beziehungsweise rot bedeutet das, dass Sie die Wurzeln ernten können. Der natürliche Geschmack von Thai-Ingwer ist eine Mischung aus feurigem Pfeffer, Ingwer und einem Spritzer saurer Zitrone.

In Java und Umgebung ist die spezielle Galgantwurzel für ihre antiseptische Wirkung bekannt. Der Grund dafür ist Cineol. Ein wertvoller Naturstoff, der in Europa eigentlich dafür bekannt ist, Atemwegsprobleme zu behandeln. Das ätherische Öl wird normalerweise auch nicht aus Galgant gewonnen, sondern aus Eukalyptus. Doch in Indonesien ist alles ein bisschen anders als bei uns. Cineol ist in Europa sogar so beliebt, dass sich Pharmaunternehmen auf den Naturstoff stürzen, um Tabletten für Erkältungen daraus zu fertigen.

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