Aufbruch nach Laro 5

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Aufbruch nach Laro 5
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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 Die Entführung – 09.05.2015 6

Kapitel 2 Auf Verbrecherjagd – 10.05.2015 37

Kapitel 3 Die Hochzeitsfeier – 10.05.2015 58

Kapitel 4 Ein grossartiges Hilfsangebot – 13.05.2015 65

Kapitel 5 Flugvorbereitungen – Mai/Juni 2015 73

Kapitel 6 Abschlusskonferenz der Crew – 24.06.2015 79

Kapitel 7 Start ins Laro-System – 28.06.2015 92

Kapitel 8 Entdeckungen auf CERES – 29.06.2015 95

Kapitel 9 Landung auf LARO 5 – 22.08.2015 116

Kapitel 11 Die Überlebenden von Laro – 31.08.2015 137

Kapitel 12 Moras Zwillinge – 14.09.2015 144

Kapitel 13 Beginn der Beratungen – 14.09.2015 150

Kapitel 14 GAF-Flug 375 Brüssel – Kairo – 18.09.2015 165

Kapitel 15 Notlandung auf Zypern – 18.09.2015 172

Kapitel 16 Ein brisanter Auftrag – 18.09.2015 178

Kapitel 17 Fragen und erste Antworten – 18.09.2015 185

Kapitel 18 Neue Ermittlungsergebnisse – 19.09.2015 189

Kapitel 19 Weitere Besprechungen – 19.09.2015 201

Kapitel 20 Große Lagekonferenz – 19.09.2015 212

Kapitel 21 Alarm für die Beiboote – 20.09.2015 222

Kapitel 22 Das Landgut in Kärnten – 20.09.2015 225

Kapitel 23 Überraschende Erkenntnisse – 21.09.2015 234

Kapitel 23 Das Ende des Terror-Bankiers – 25.09.2015 247

Kapitel 25 Ein anspruchsvolles Programm – 24.09.2015 259

Kapitel 26 Das Raumschiff der STYXX – 27. – 28.09.2015 263

Kapitel 27 Erstaunliche Resultate – 02.10.2015 277

Kapitel 28 Die neue CONDOR-X – 15.09. – 20.10.2015 282

Kapitel 29 Rückflug zur Erde – 21.10.2015 286

Kapitel 30 Landung in Fürstenfeldbruck – 09.11.2015 292

Kapitel 31 Erkundungen und Pläne – 10.11.2015 308

Kapitel 32 Kurzurlaub in Bernhaupten – 10.-14.11.2015 317

Kapitel 33 Zurück in der Firma – 14.11.2015 326

Kapitel 34 Abendessen der Delegationen – 15.11.2015 330

Kapitel 35 Erste Regierungskonsultation – 16.11.2015 335

Kapitel 36 Das gekaperte U-Boot – 19. November 2015 347

Kapitel 37 Die Suche beginnt – 19. November 2015 354

Kapitel 38 Einsatz im Mittelmeer – 20. November 2015 360

Kapitel 39 Brisante Medienarbeit – 21.11. – 22.11.2015 370

Kapitel 40 Privates Zwischenspiel – 23. – 26.11.2016 380

Kapitel 41 Misslungene Racheaktion – 27.11.2015 384

Kapitel 42 Rekonvaleszenz – 28.11. – 30.11.2015 401

Kapitel 43 Konferenzergebnisse – 01. – 03.12.2015 411

Kapitel 44 Landung der Therra-X – 04.12.2015 420

Kapitel 45 Vereitelte Attentatsversuche – 04.12.2015 452

Kapitel 46 Erste Missionsplanungen – 05. – 06.12.2015 474

Kapitel 47 Rätselhafte Artefakte – 07.12.2015 503

Kapitel 48 Ein unerwartetes Treffen – 07. – 08.12.2015 525

Nachwort des Verfassers München im August 2015 542

Namensverzeichnis der handelnden Personen 544

Impressum

Copyright © 2015 by K. B. Stock, München

Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-5918-8

Anmerkung des Verfassers:

Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit tatsächlichen Ereignissen sowie lebenden Personen oder Organisationen sind zufällig und daher in keiner Weise beabsichtigt.

Titelabbildung Einband:

„Flug nach LARO 5“

Quelle: www.pixabay.com

Aufbruch nach LARO 5

(Die Abenteuer der KUNTUR)

Band 2

Ein Science-Fiction-Kriminalroman

von K. B. Stock

Zum Inhalt des Buchs – Eine Kurzfassung

Was bisher geschah1:

Alexander Kranz, früher Beamter der Kripo München, entdeckt im Herbst 2014 in der Nähe des Chiemsees zusammen mit seiner späteren Ehefrau, der Archäologin Prof. Dr. Mora Klausner, ein Raumschiff, das rund 2.700 Jahre zuvor dort abgestürzt war.

Das Explorerschiff KUNTUR der larojanischen Raumflotte, war damals auf dem Weg, den vergessenen Ursprungsplaneten des larojanischen Volkes namens TERRUM wiederzufinden.

Alex und Mora gelingt es als neue Schiffskommandanten in Zusammenarbeit mit Regierung und Behörden, unter Einsatz der hoch entwickelten Technologie der noch an Bord befindlichen, unsterblichen larojanischen Androiden, nicht nur mysteriöse Kriminalfälle zu lösen, sondern auch Terroranschläge zu vereiteln.

Testflüge der KUNTUR-Beiboote zum MARS zeigen zudem, dass es unter der dortigen Planetenoberfläche noch große, von Robotwächtern gesicherte Material- und Rohstofflager der Vorfahren gibt, mit deren Hilfe die KUNTUR und ihre Beiboote auf Dauer wiederinstandgesetzt und flugfähig gemacht werden können.

Darüber hinaus bringt der erste Testflug der KUNTUR in den rätselhaften Asteroidengürtel zwischen MARS und JUPITER den Beweis für die Vernichtung des ursprünglich fünften Planeten des Sol-Systems mit Namen ‚PHAETON‘ durch eine unbekannte Insektoidenrasse.

Kurzfassung des 2. Bands: „Aufbruch nach LARO 5“:

Im Mai 2015 heiraten Mora und Alexander. Ende Juni 2015 starten sie mit der instandgesetzten KUNTUR. Ihr Ziel ist es, den Kontakt zu dem 500 Lichtjahre entfernten Laro-System wiederherzustellen.

Als das Schiff nach knapp zwei Monaten Reise im August 2015 den erdähnlichen Zentralplaneten LARO 5 erreicht, findet sie – statt der erwarteten Hochkultur mit blühenden Landschaften – einen auf der Oberfläche völlig verwüsteten Planeten vor, der nach erstem Anschein kein menschliches Leben mehr trägt …

Auf der Erde werden unterdessen ranghohe Außenpolitiker auf dem Weg zu Nahost-Krisengesprächen in Kairo von mutmaßlichen islamistischen Terroristen entführt. Umgehend machen sich Hans Huber und Viktor Thule im Auftrag der Bundesregierung daran, die entführten Politiker zu retten. Und diesmal stehen nur die zurückgelassenen Beiboote und wenige Androiden der KUNTUR zur Unterstützung bereit.

Als die zur CONDOR-X umgerüstete KUNTUR, begleitet von weiteren larojanischen Schiffen im November 2015 zur Einsatzbasis zurückkehrt und im Dezember zudem die larojanische Großkanzlerin zu Koalitionsgesprächen auf die Erde kommt, geschehen weitere Terror-Anschläge, die offenbar die künftige Zusammenarbeit zwischen Terranern und Larojanern unterbinden sollen ...

Von diesen Geschehnissen im Jahr 2015 handelt dieser zweite Band meines Science-Fiction Romans. Ich wünsche dem Leser spannende Unterhaltung.

Kapitel 1 Die Entführung – 09.05.2015

Einem ziemlich verregneten April war in den ersten Maitagen des Jahres 2015 im Freistaat Bayern letztlich doch noch frühsommerliches Wetter mit weißblauem Himmel und wärmendem Sonnenschein gefolgt. Mora Klausner-Kranz und Alexander Kranz, die Eigentümer der KKH Industries GmbH in Fürstenfeldbruck, hatten bereits im September des letzten Jahres standesamtlich geheiratet. Und nun begrüßten sie das warme Wetter sehr, denn am 10. Mai 2015 sollte nun endlich ihre schon lange geplante kirchliche Trauung stattfinden, auf die beide schon seit Jahresbeginn hinfieberten.

Noch im April hatte auch der designierte Chefpilot der mittlerweile mit Hilfe der Bundesregierung reparierten KUNTUR, Oberst Randolph Starke, seiner Braut Major Marianne Korn, der designierten 2. Pilotin des inzwischen wieder flugfähig instand gesetzten Schiffs, bei der standesamtlichen Trauung im engsten Freundeskreis das Ja-Wort gegeben. Nun näherte sich mit Windeseile der Termin für die kirchliche Hochzeit, die das frisch vermählte Paar vereinbarungsgemäß zusammen mit ihren beiden Chefs, Mora und Alexander, begehen wollten.

Das doppelte Trauungszeremoniell in der Theatinerkirche zu München sowie das anschließende Hochzeitsessen im Casino der KKH Industries GmbH war von der engen Freundin und Seniorpartnerin von Alex Kranz, Susanne Richter, organisiert und vorbereitet worden. Dabei hatte Susanne allerdings darauf bestanden, dass im Vorfeld der Hochzeit weder ein Mädelsabend für Mora und Mary, noch ein Junggesellenabschied für Alex und Rando fehlen durften.

Und obwohl sie ja eigentlich schon amtlich verheiratet waren, hatten die beiden Bräute Mora Klausner-Kranz und Marianne Korn-Starke deshalb mit all ihren Freundinnen Ende April einen überaus gelungenen Abend verbracht und dabei vor allem begeistert am von Susanne Richter organisierten Wellnessprogramm teilgenommen. Selbst die anfangs skeptische Mora lächelte ihrer besten Freundin Susanne im Laufe der Veranstaltung anerkennend zu und freute sich am Ende ebenfalls über die gelungene Party.

Wobei es nach der Verabreichung von Massagen und Schlammpackungen durch die Mitarbeiter eines von Susanne eigens angeheuerten Schönheitsinstituts fast wie bei einer Freakshow zugegangen war. Die Frauen hatten nämlich im Anschluss an die Körperbehandlung mit Schlammbädern und cremigen Gurkengesichtsmasken bei einem extravaganten Buffet und nur mit Pyjamas bekleidet in Alex Penthouse sowie im neuen Wintergarten auf Moras Dachterrasse beieinandergesessen. Über ihr komisches Aussehen von damals und die dort gerissenen Witze lachten alle Teilnehmerinnen noch wochenlang, wenn sie sich gerade mal wieder in den Fluren der Firma KKH Industries GmbH oder sonstwo über den Weg liefen.

Der sonst eher nicht so feierwütige Alex hatte beim Junggesellenabschied mit seinen besten Freunden in einem Münchner Biergarten bei gutem Essen und einer Menge Märzenbier ebenfalls viel Spaß gehabt. Die am Ende von seinem Chefpiloten Rando vorgeschlagene Stripshow in einem bekannten Münchner Nachtclub hatte Alex allerdings vehement ausgeschlagen.

 

„Oder wollt ihr, dass mich Mora morgen vierteilt und umbringt?“, hatte er in die Runde gefragt. „Und was glaubst du, mein lieber Rando, was deine rothaarige Teufelin Mary mit dir macht, wenn sie von solch einer Nummer erfährt?“

„Okay, da liegst du wahrscheinlich richtig“, meinte Rando schlagartig ernüchtert und ein wenig zerknirscht, als er sich, seinem Gesichtsausdruck nach, wohl gerade bildlich vorstellte, wie ihm seine Braut, die äußerst temperamentvolle Marianne Korn, die Leviten lesen würde.

„Und außerdem sind wir dafür ja auch schon viel zu angeschickert“, meinte er schließlich, als man gegen 02:00 Uhr in der Frühe mit dem von Alex angeheuerten Fahrdienst per Kleinbus nachhause aufbrach.

Anfang Mai überwachten Alex und Susanne schließlich die finalen Beladungsarbeiten der mittlerweile erfolgreich getesteten KUNTUR für den Ende Juni geplanten Fernflug ins Laro-System. Dabei galt es, neben Treib- und Brennstoffen, auch einen ausreichenden Vorrat an haltbaren Lebensmitteln sowie medizinischer und sanitärer Produkte für die Versorgung der 140-köpfigen Besatzung in den Magazinen der KUNTUR unterzubringen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir auch fast 60 Tonnen an Essen, Getränken, Bekleidung und sonstigem Equipment mitnehmen müssten“, hatte Alex am Ende des Beladens zu Susanne gesagt.

„Na ja, immerhin werdet ihr für den Hin- und Rückweg jeweils fast zwei Monate brauchen. Und da ihr die 2 x 500 Lichtjahre auch nicht mit permanenter Höchstgeschwindigkeit zurücklegen könnt, kommt wahrscheinlich noch die ein oder andere Woche hinzu“, hatte Susanne daraufhin erwidert. „Okay, das leuchtet mir ein. Machen wir also, dass wir fertig werden. Immerhin soll das hier ja alles noch vor unserem Hochzeitstermin erledigt sein“, hatte Alex daraufhin erwidert.

Am Samstagmorgen, dem 09.05.2015, genau einen Tag vor dem großen Termin, den die beiden Brautpaare schon so lange herbeisehnten, genossen Mora und Alex nach einer Runde im Pool zusammen mit ihrer kleinen Katzendame Maxi das sonnige Frühlingswetter auf ihrer blumenumrankten Dachterrasse. „Wie fühlst du dich an diesem wunderschönen Tag?“, fragte Alex die sichtlich nervöse Mora beim Frühstück.

Mora, inzwischen schon deutlich sichtbar im 5. Monat schwanger, nahm die behaglich schnurrende Maxi auf ihren Schoß und sagte: „Einerseits freue ich mich unbändig und andererseits habe ich ein bisschen Angst. Schließlich heiratet man ja nicht jeden Tag in aller Öffentlichkeit. Und heute, am Tag davor, ist‘s ganz besonders schlimm. Schließlich sieht‘s für Außenstehende ja fast so aus, als ob wir nicht aus Liebe, sondern nur wegen meines dicken Bauchs heiraten müssten.“

Alex ging um das Ende des kleinen Esstischs herum, setzte sich in den Sessel neben seine gutaussehende Frau und nahm sie liebevoll in den linken Arm, wobei er mit der anderen Hand sanft über ihren gerundeten Bauch strich.

„Alles wird gut, meine Liebe, mach dir keine Sorgen, wir haben das doch alles im Griff. Denk immer daran, wie sehr wir uns liebhaben, dann kriegen wir die Feier morgen auch noch problemlos hin.“ Gleich darauf folgte ein lautes „Aua“, als Maxi, der die Streicheleinheiten von Alex auf Moras Bauch nicht zu passen schienen, ihre kleinen Krallen über Alex Handrücken zog. „Weiberkatze“; fluchte Alex vehement, als Mora prustend zu lachen begann.

Und um Mora endgültig auf andere Gedanken zu bringen, fragte er an seiner perforierten Hand saugend: „Wann holt dich eigentlich dein Vater zur Kleideranprobe ab? Ich bin schon sehr gespannt, wie du in deinem sicher wunderschönen Brautkleid aussehen wirst.“

Noch ehe Mora antworten konnte, klingelte es bereits an der Eingangstür der Wohnung Sturm. Sofort nach dem Öffnen brauste Susanne Richter wie ein Wirbelwind herein. „Dein Vater Max, wo ist er?“, polterte sie sofort atemlos los. „Ich konnte ihn nämlich in seinem Hotel nicht erreichen.“

„Wird wohl auf dem Weg hierher sein“, meinte Alex. „Wir erwarten ihn nämlich auch schon seit einigen Minuten.“

„Das kann nicht sein“, rief Susanne aufgeregt. „Ich war bereits um halb neun mit ihm in der Hotellobby verabredet, um mit ihm hierher zu fahren – aber er war nicht da. Ich habe sofort bei der Rezeption nachgefragt – und die sagten, dass er bereits gegen 08:00 Uhr das Hotel in Begleitung von zwei Männern verlassen hat.“

„Oh Gott, hat ihn etwa jemand gekidnappt?“, ächzte Mora sofort nach Luft schnappend mit entsetzter Miene. „Beruhig dich doch, noch wissen wir gar nichts“, sagte Alex bewusst bedachtsam und ermutigend zu Mora, die mittlerweile von Susanne in den Arm genommen worden war.

„Wir klären das jetzt gleich“, meinte Alex umgehend, als er bereits seinen larojanischen Kommunikator herauszog und mit dem diensthabenden Androiden Oskar 3 in der KUNTUR-Zentrale Verbindung aufnahm.

„Ja richtig, wir suchen meinen Schwiegervater Max Klausner, Kunsthändler aus Traunstein, derzeit Gast im Hotel Vier Jahreszeiten hier in München – angeblich hat er völlig überraschend und in Begleitung von zwei Unbekannten um 08:00 Uhr das Hotel verlassen – ja genau, der Vater von Mora. Ortet sofort sein Handy. Moment, ich gebe euch die Nummer durch.“ „Kennen wir bereits – Ortung läuft, melde mich gleich wieder“, erwiderte Oskar 3 knapp.

„Susanne, alarmier‘ bitte umgehend Hans Breitner – es ist jetzt kurz nach neun, er müsste noch zuhause sein.“

Während Susanne bereits wählte, meldete sich Oskar 3 zurück. „Das Handy deines Schwiegervaters ist tot und wir können es momentan auch nicht passiv orten, da der Akku anscheinend entnommen wurde. Aber er hat ja noch den larojanischen ID-Chip in seiner Brieftasche, den er sicher bei sich trägt. Wir peilen den Chip gerade an und wir laden im Moment auch die Überwachungsvideos aus der Hotellobby und den Verkehrskameras in der Nähe des Hotels herunter.“

Nach einer kurzen Pause fuhr Oskar 3 fort: „Dem ID-Chip zufolge war Max vor 30 Minuten noch in Hotelnähe auf dem Altstadtring stadtauswärts in Richtung Autobahn Passau unterwegs. Und gerade biegt er am Kreuz München-Ost auf die A99 Richtung Nürnberg ein.“

„Wo wollen die denn bloß hin?“, fragte Mora entgeistert. „Hans ist in der Leitung, ich schalte ihn auf laut“, rief Susanne in diesem Moment. „Was ist los?“, hörten alle den Leitenden Polizeidirektor Hans Breitner fragen.

„Hans“, meldete sich Alex sofort, „ganz offensichtlich ist Max Klausner vor knapp einer dreiviertel Stunde von zwei unbekannten Männern aus seinem Hotel entführt worden. Wir orten ihn momentan auf der Ostumgehung A99 – Moment, Oskar 3 gibt gerade durch, dass die Entführer von Max gerade die Autobahn an der Anschlussstelle Aschheim verlassen haben und auf der B471 nach Norden fahren.“

„Die wollen zum Flughafen! – Hans, ruf‘ sofort Stefan Runge am Airport München an – die Bundespolizei muss das Abfluggebäude umgehend dichtmachen – ich melde mich bald wieder. Wir kommen mit der KUNTUR-1.“

Zeitverzugslos hing Alex bereits wieder am Kommunikator zur KUNTUR. „Oskar 3, ich brauche die KUNTUR-1 so schnell als möglich punktgenau über meiner Wohnung, wir müssen Moras Vater befreien.“

„Boss, wir sind doch schon da“, drang jetzt die unverwechselbare Stimme von Mario van Haften aus dem Lautsprecher. „Joe und ich sind schon bei Eingang deines Alarmrufs gestartet und stehen im Moment getarnt exakt über deiner Dachterrasse.“

„Gut, mach die untere Strukturschleuse des Tarnfelds auf – und ihr beide macht euch keine Sorgen, wir holen Max zurück“, sagte Alex beherrscht an Mora und Susanne gewandt, als er kurz danach mit dem schon gewohnten Vakuumknall von seiner Dachterrasse in den angeforderten Shuttle teleportierte.

„Tempo Männer, der Flughafen Franz-Josef-Strauß ist unser Ziel“, rief Alex, sobald er in der KUNTUR-1 rematerialisierte. „Geht klar, Boss, wir sind in einer Minute über der südlichen Flughafenauffahrt.“

„Die Entführer fahren einen schwarzen Geländewagen, Typ Mercedes M-Klasse“, meldete sich Oskar 3 in diesem Augenblick via Interkom, als der Copilot Joe Merten von der Navigations- und Ortungskonsole bereits rief: „Da vorne, ein schwarzer Mercedes M, er biegt gerade in die Auffahrt zum Flughafen ein.“

„Stoppt ihn, sofort“, schrie Alex, der inzwischen in seine graue Polizeikombination geschlüpft war und sich zum Sprung fertigmachte. „Du hast deine Schutzschirmausrüstung vergessen“, sagte Joe gerade noch, als Alex auch schon „Keine Zeit!“ rief und die KUNTUR-1 mit einem Lähmstrahler in der Hand per Teleportation verließ.

„Dreck, daneben gesprungen“, dachte Alex sofort, als er kurz hinter der Stoßstange des Mercedes Geländewagens mit dem Rücken zuerst auf den Asphalt der Flughafenzufahrt krachte. Gottseidank fing aber die mit Kevlar verstärkte Schutzweste den Großteil des Aufpralls ab.

Doch wie ein Wunder schien der noch mit vollem Antrieb und radierenden Reifen laufende SUV2 in diesem Moment gegen ein unsichtbares Hindernis anzurennen. „Danke für den Traktorstrahl“, sagte Alex via Interkom, als er seinen Lähmstrahler mit leichter Dosierung auf das Fahrzeug abfeuerte, bei dem gerade auch der Motor in Folge der von der KUNTUR-1 aus per EMP3-Strahlschuss lahmgelegten Elektronik erstarb.

Als sich Alex wieder aufgerappelt hatte, spurteten ihm schon eine Gruppe Bundespolizisten mit Polizeidirektor Stefan Runge an der Spitze entgegen. „Schnappt euch die Insassen – aber passt auf, der ältere Herr mit dem Silberhaar ist mein entführter Schwiegervater.“

Während die Bundespolizisten die halb bewusstlosen Insassen aus dem Mercedes holten und den gefesselten Max Klausner befreiten, trat Stefan Runge zu Alex und sagte: „Die zwei Kerle müssen hier ein privates Flugzeug stehen haben. Niemals hätten die es riskiert mit deinem Schwiegervater per Linienflug abzuhauen. Aber bei uns stehen leider einige hundert Privatmaschinen und davon fliegen pro Tag in der Regel um die 20 von hier ab.“

„Okay Stefan, bitte prüft das anhand der für heute Morgen eingereichten Flugpläne, das grenzt die Zahl schon mal ein. Sehen wir uns die zwei Figuren aber erst mal näher an. Vielleicht ergeben sich ja daraus weitere Hinweise.“

„Die beiden tragen teure italienische Anzüge, haben aber seltsamerweise ukrainische Ausweise“, rief einer der Bundespolizisten, der die Brieftaschen der Entführer kontrolliert hatte. „Sind gut gemacht, aber ich habe schon bessere Fälschungen gesehen“, meinte er nach einem näheren Blick auf die Dokumente. „Die Papiere sind eindeutig keine Originale, das sehe ich auch ohne Scanner“, fügte der Bundespolizist dann noch hinzu.

„Also gut, jagt die Fotos der beiden durch die Gesichtserkennung und dann suchen wir nach einer Privatmaschine aus der Ukraine oder einem Nachbarland, die heute früh noch starten möchte“, erwiderte Stefan Runge sofort, als er bereits sein Funkgerät herausnahm und Verbindung mit der örtlichen Flugsicherung aufnahm.

„Da ist ein moderner Sukhoi Superjet 100 mit Heimatstandort Simferopol auf der Halbinsel Krim, gehört angeblich einem Boris Michailov. Seine Piloten haben vor rund einer dreiviertel Stunde beantragt, den Start auf 09:30 Uhr vorziehen zu dürfen – ich schalte euch jetzt den Tower dazu, dort kann man euch Näheres sagen“, kam die Stimme des Flugsicherungschefs Heinrich Wille soeben über Funk.

„Das sind ja nur noch wenige Minuten“, rief Alex nach einem Blick auf seine Armbanduhr. „Wir müssen die Maschine unbedingt aufhalten.“

„Das Flugzeug ist eine zweistrahlige, in weiß-blau und gelb lackierte Maschine – Moment, sie steht auf dem östlichen Vorfeld … und die lassen gerade die Triebwerke an, obwohl wir ihnen eben gesagt haben, dass sie keine Freigabe haben“, meldete sich der diensthabende Towercontroller in diesem Moment per Funk. „Hier spricht der Leiter der Flughafenpolizei“, rief Stefan Runge augenblicklich in sein Funkgerät. „Stoppen Sie die Maschine sofort, die dürfen auf gar keinen Fall starten.“

Wenige Minuten später meldete sich der Tower erneut. „Die reagieren nicht auf unsere Anweisungen, rollen bereits in Richtung Startbahn.“ Dann hörte man ihn rufen: „Leute leitet den an- und abfliegenden Verkehr sofort um, sonst gibt’s ’ne Kollision.“

Während im Hintergrund die aufgeregten Stimmen der Flugsicherungscontroller zu hören waren, die den Maschinen auf dem Taxiway und auf den Schleifen vor der Runway Startabbruch befahlen oder unmittelbar im Anflug befindliche Jets zum Durchstarten aufforderten, hatte Alex bereits seinen larojanischen Kommunikator am Mund und rief: „Alex an KUNTUR-1, Mario, ihr müsst den Jet abfangen und den Start verhindern.“

 

„Sind schon dabei Boss“, sagte Mario van Haften gepresst. „Wir sind jetzt genau über ihm.“ „Die spinnen wohl“, schaltete sich jetzt Joe Merten in den Sprechverkehr ein. „Die haben gerade fast ein Tankfahrzeug gerammt – aber jetzt ist Schluss mit lustig.“ „Feuern, wenn bereit“, hörte man sofort darauf Mario van Haften kommandieren. „Wir haben ihn, Maschine bremst ab und steht, Turbinen laufen nach unserem EMP-Schuss aus“, meldete er gleich danach zurück.

Polizeidirektor Runge hatte inzwischen zwei seiner Einsatzkommandos alarmmäßig in Marsch gesetzt, die das gestoppte Flugzeug sofort mit Maschinenpistolen im Anschlag umstellten. „Lass uns mal nachsehen, wer da gerade abzuhauen versucht hat“, meinte er zu Alex.

„Und ihr nehmt die beiden Herren hier in Gewahrsam und bringt Herrn Klausner zur Krankenstation“. Damit deutete er auf die zwei gefesselt am Boden liegenden Entführer sowie auf Alex Schwiegervater, der inzwischen – zwar noch immer ziemlich benommen – wieder auf wackligen Beinen stand.

„Ich kümmere mich gleich um dich – ich hoffe, dir ist nichts passiert“, sprach Alex seinen Schwiegervater jetzt direkt an. „Geht schon wieder“, entgegnete Max seinem Schwiegersohn mit brüchiger Stimme. „Was ist eigentlich passiert?“ „Später – für Erklärungen ist grad‘ keine Zeit, wir müssen noch den Rest deiner Entführer einkassieren. Geh du bitte mit den zwei netten Beamten hier mit, die bringen dich gleich zum Arzt“, erwiderte Alex sofort.

„Arzt? Ich brauch‘ keinen Arzt“, murmelte Max unwirsch. „Doch, mein Lieber, sicher ist sicher – und jetzt entschuldige mich – ich hol‘ dich nachher ab“, entgegnete Alex, als er sich zu Stefan Runge in den mittlerweile eingetroffenen Streifenwagen der Flughafenpolizei schwang, der sofort mit Blaulicht und Sirene losraste.

Auf der Fahrt zum Vorfeld kam Alex endlich dazu, seine Frau Mora anzurufen. „Ja, alles in Ordnung. Wir haben die beiden Entführer geschnappt und deinem Vater ist nichts passiert. Stefans Leute bringen ihn gerade vorsichtshalber zum Arzt, weil wir gezwungen waren, das Fahrzeug der Entführer mit Lähmstrahlen aufzuhalten und Max ist noch leicht benommen.“

„Ich komme sofort zu dir raus“, rief Mora aufgeregt in ihr Handy, wurde aber von Susanne, die das Gespräch mitgehört hatte, sogleich gebremst. „Alex hat das im Griff – du kennst ihn mittlerweile ebenso gut, wie ich“, beruhigte sie ihre Freundin. „Wir kommen hier schon klar“, meldete sich Alex wieder in die Kommunikation zurück. „Ich lasse mich nachher von Hans Breitner nachhause fahren, der ist ja inzwischen auf dem Weg hierher. Und deinen Vater bringe ich mit, versprochen.“

„Danke mein Schatz. Ich liebe dich“, flüsterte Mora jetzt in ihr Handy. „Ich dich auch, Prinzessin – entspann dich und denk an unser Kind, deshalb keine Aufregung mehr – Max und ich sind bald wieder bei dir. So, ich muss jetzt schlussmachen, Stefan und ich haben hier noch was zu erledigen“, beendete er dann das Gespräch.

Passagiere und Crew des von Bundespolizisten umringten Jets bekamen gerade vom Tower per Funk die Anweisung, die Türen zu öffnen und über die herangefahrene mobile Treppe auszusteigen. Als erster erschien ein offensichtlich äußerst wütender untersetzter Mann mittleren Alters, der jetzt umringt von drei weiteren muskulösen Männern die mobile Gangway herunterkam.

„Was fällt Ihnen ein, mein Flugzeug aufzuhalten! Ich bin ukrainischer Diplomat, das wird Folgen für Sie haben, das verspreche ich Ihnen!“, schrie er wütend.

„Beruhigen Sie sich erst mal und nehmen Sie die Hände hoch“, sagte Stefan Runge mit kommentarlos schneidender Stimme. „Sie sind vorläufig festgenommen, zeigen Sie mir Ihre Papiere. Das gilt auch für Euch drei Figuren“, fügte er sofort hinzu.

„Ich bin Wirtschaftsattaché Boris Michailov und ich will sofort mit meiner Botschaft telefonieren“, sagte der gut angezogene Mann wutschnaubend, während er seinen Diplomatenpass herauszog. „Und das sind meine Mitarbeiter“.

„Und ich bin Polizeidirektor Stefan Runge, der Leiter der Bundespolizei am Flughafen. Sie und Ihre gesamte Crew sind vorläufig festgenommen und Sie kommen jetzt alle mit zu unserer Einsatzzentrale. Ihre Piloten können sich auf dem Weg dorthin schon mal überlegen, warum sie ohne Starterlaubnis quer über unser Vorfeld gerollt sind und dabei Menschen und Gerät gefährdet haben.“

Nachdem die Bundespolizisten die übrigen Männer und auch die beiden Piloten der Maschine abgetastet und deren Ausweispapiere eingesammelt hatten, verfrachteten sie die inzwischen mit Handfesseln versehenen Festgenommenen in einen Mercedes Sprinter der Bundespolizei.

„Wenn ich mit Ihnen fertig bin, regeln Sie vielleicht noch den Verkehr. Sie haben ja keine Ahnung, mit wem Sie sich gerade angelegt haben“, giftete Boris Michailov, während von seinen ebenfalls aufgebracht blickenden vierschrötigen Begleitern kein Ton zu hören war.

„Ihre Drohungen können Sie sich sparen“, entgegnete Stefan Runge jetzt eiskalt. „Ich belehre Sie, dass alles, was Sie oder Ihre Männer jetzt tun oder sagen, später gegen Sie verwendet werden wird. Wir haben übrigens Ihren nicht genehmigten Startversuch und Ihr wenig diplomatisches Verhalten von eben auf Videoband. Abführen!“, befahl er dann in Richtung der schwerbewaffneten Bundespolizisten.

Auf dem Weg zur Bundespolizeiinspektion am Flughafen wandte sich Alex an Stefan Runge. „Die haben anscheinend nach dem Befehl des Towers angenommen, dass die Entführung durch ihre Kumpane schiefgegangen ist. Ich rufe jetzt mal bei Harry Marten in Lyon an, vielleicht kann uns ja Interpol bei der Identifizierung dieser Dreckskerle helfen. Hoffen wir mal, dass er daheim ist.“

„Gut, mach das“, antwortete Stefan Runge. „Ich glaube nämlich, dass auch die gerade einkassierten Diplomatenpässe gefälscht sind. Wollen doch mal sehen, ob man die Herrschaften in der ukrainischen Botschaft kennt. Ich habe einen Kumpel beim BKA4, der das ganz schnell über unser Auswärtiges Amt herausfinden kann.“

Damit schaltete er die Freisprechanlage seines Fahrzeugs ein, um im BKA Berlin anzurufen. Alex, der sein Gespräch mit Harry Marten gerade beendet hatte, sagte: „Ich habe Harry zuhause erreicht, es ist zwar Samstag – aber er macht sich gleich auf den Weg und guckt, was er in der Interpolzentrale für uns tun kann.“

Gleich darauf nahm er seinen Kommunikator und rief die wartende KUNTUR-1. „Mario, ihr könnt abrücken, ich fahre später mit Hans Breitner zurück. Bittet doch auf dem Rückflug den diensthabenden Androiden in der KUNTUR, dass er mit seinen Mitteln nach den gerade verhafteten Kerlen fahndet. Ich schicke euch jetzt gleich die Visagen aller Festgenommenen auf eure Kommunikatoren.“

„Haben alles mitgehört“, erwiderte Mario sofort. „Und Oskar 3 bereitet schon eine groß angelegte Suche vor, um mehr Fakten über den Hintergrund dieser Mistkerle herauszubekommen.“ „Gut, dann bis später und danke für euren Blitzeinsatz“, sagte Alex zum Schluss. „Immer wieder gerne, Chef – wir sind dann mal weg.“

Als Alex und Stefan im Gebäude der Bundespolizei eintrafen, warteten dort bereits Hans Breitner und Andreas Schütz vom PP5 München sowie Oberstaatsanwalt Dr. Grünwald in Stefans Büro auf sie. „Ich dachte, ich hör nicht richtig, als ich vorhin den Anruf von Susanne bekam“, begrüßte Hans Breitner seinen Freund Alex. „Wie geht’s Max?“, fragte er gleich weiter.

„Dem ist, Gott sei Dank, nichts passiert – aber er ist noch ein bisschen wackelig auf den Beinen und momentan beim Arzt. Ich wäre dir übrigens dankbar, wenn du uns beide, wenn wir nachher hier fertig sind, mit zurück nach München nehmen könntest. Für heute habe ich nämlich die Schnauze von der Teleportiererei gestrichen voll. Ich bin vorhin beim Zugriff auf mein Kreuz gefallen – und das tut immer noch ganz schön weh.“

„Man sieht’s, du gehst auch ein wenig eckig“, meinte Hans grinsend, während Stefan, der sein Büro gleich nach der Ankunft für eine halbe Stunde verlassen hatte, soeben wieder mit Trauer und Wut in den Augen zurückkam.