Spielend einfach glücklich sein

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3 Schritt 2: Basiswissen für Dein Spiel

Nun bist Du an einem Punkt angekommen, der Dich tiefer führt. Tiefer in das Sein, tiefer in das Glück, tiefer in das Spiel. Denn wie bereits Friedrich von Schiller im 18. Jahrhundert erkannte: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Wenn Du also wissen möchtest, wer Du neben Mensch, Individuum und Person eigentlich noch bist, dann kann Dir die Sichtweise auf das Leben als Spiel ein hilfreicher Ansatz sein.

Um Missverständnisse auszuschließen, sei allerdings bereits jetzt erwähnt, dass ich, die ich Dich vom Spiel begeistern möchte, ausschließlich das gute, das ehrliche Spiel meine. Wenn Du Dein Leben glücklicher gestalten willst, darf nur dieses ehrliche Spiel Dein Ziel sein. Das Spiel, das nicht täuscht, nicht manipuliert und keinen Schaden zufügt. Nur wenn Du damit einverstanden bist, wird Dir dieses Buch hilfreich sein können. Alle Manipulierer, Täuscher und Falschspieler werden zutiefst enttäuscht sein, denn für sie wird dieses Buch nichts bereithalten, das sie verwenden können. Das ist mein Versprechen.

3.1 Ich spiele, du spielst, wir spielen: Jeder spielt

Wie bereits im Vorwort erwähnt, habe ich meine Liebe für das Spiel durch das Studium des Schauspiels entdeckt. Das Schauspiel ist für viele Menschen ein Ort der Freiheit. Im (Schau-)Spiel sind die Menschen frei. Sie sind frei, alles zu fühlen, alles zu wollen und alles zu sein. Alles, was sie im (echten) Leben nicht sind. Daher werden SchauspielerInnen gefeiert, bewundert und beneidet. Ihr Leben scheint so viel mehr zu sein. Tatsächlich ist es aber nur ihr Beruf, der mehr ist. Das reale Leben vieler SchauspielerInnen ist nicht mehr oder weniger als das reale Leben einer Tischlerin oder eines Assistenten der Geschäftsführung. Auch ein Schauspieler hat im Alltag Sorgen, Rückenschmerzen, Langeweile oder endlich ein paar Stunden zum Entspannen auf der Couch. Das Mehr seines Lebens passiert auf der Bühne, an seinem Arbeitsplatz. Sein Beruf ist die Darstellung unterschiedlicher Menschen in unterschiedlichen Leben. Dazu wurde er ausgebildet.

Im Rahmen dieser Ausbildung hat die SchauspielerIn unzählige Persönlichkeiten und Identitäten studiert, erarbeitet und verkörpert. Er/sie weiß, wie Charaktere durch Handlungen sichtbar werden. So wie eine Tischlerin weiß, welche Lasur welches Holz am besten zum Strahlen bringt, so weiß der Schauspieler, welche Mimik, Gestik und Körperlichkeit am besten zu welcher Figur passt. Wie ein Tischler setzt auch eine Schauspielerin ihr Werkzeug ein, um das beste Ergebnis zu präsentieren. Beide arbeiten. Die eine mit Holz, die andere mit Menschen. Und trotzdem umgibt SchauspielerInnen eine geheimnisvolle Aura. Denn sie können spielen. Sie haben gelernt, wie man (vor-)spielt. Sie sind Profis im „So-tun-als-ob“. Sie sind Experten des Täuschens. SchauspielerInnen können ihre Persönlichkeit verändern und zu einer anderen Person werden. Und wenn sie gut darin sind, glaubt man ihnen auch zu hundert Prozent – nicht nur auf der Bühne oder im Fernsehen, zum Leidwesen vieler SchauspielerInnen auch im echten Leben. Wie 2008, als der Fernsehschauspieler Martin Pfisterer in der Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ einen Vergewaltiger darstellte. Dieser Auftritt im Fernsehen führte dazu, dass er nach der Ausstrahlung der Sendung auf der Straße als der vermeintliche Straftäter identifiziert und der Polizei gemeldet wurde. Erst ein Anruf beim ZDF schaffte damals Klarheit. Schein und Sein werden in der Wahrnehmung gerne vermischt, besonders, wenn es sich im Fernsehen um die Darstellung von vermeintlich wahren Begebenheiten handelt. Dann wird Darstellung zur Realität und Figur zu Person. Aber es ist nicht der Schauspieler, der täuscht, sondern der Zuschauer, der sich täuscht. Der Schauspieler erledigt nur seine Arbeit. Er stellt eine Figur dar. Im Leben ist er eine ganz normale Person. Vielleicht ein bisschen lauter und extrovertierter, aber ansonsten ganz harmlos. Ein Schauspieler spielt im echten Leben genauso viel oder wenig wie jeder andere Mensch. Denn er oder sie ist auch nur ein Mensch und damit auch nur eine Person.

Im Bonuskapitel 6.1 Mehr zu Person und dem Mensch mit Maske: Wer bin ich? auf Seite here wird erkl Allerdings muss ich all jene, die jetzt zustimmend nicken, herbe entt Ein/e SchauspielerIn ist f Mit diesen Ausf Das glWer bin ich?Wer bin ich als SpielerIn im Lebensspiel mit anderen? Mit dieser Formulierung sehe ich mich nicht mehr alleine, sondern im Zusammenspiel mit anderen. Ich bin Teil des Mehr. Und je genauer ich in diesem Mehr 3.1.1 Wer spielt wen und was? Als SpielerIn stehen Dir in unterschiedlichsten Spielen oft unterschiedlichste Figuren zur VerfWerwolf Wenn wir es schaffen, Rollen auch in unserem Leben wahrzunehmen, zu akzeptieren und aktiv zu gestalten, kann auch unser Leben zu einem gl1 3.1.2 Wer spielt wie? Jeder, und davon bin ich fest Ben spielt mit Magdalena. Und? Was hast Du getippt? Oder fehlen Dir f Situation (1): Ben und Magdalena sind beide f Situation (2): Magdalena ist 27 Jahre und Ben 29. Gebe Deinen Tipp ab, in dem Du die entsprechende Auswahl triffst: Situation (1): gut oder b Situation (2): gut oder b Wenn ich ebenfalls raten darf, wnur mit Magdalena. Dieser Schuft. Er meint es nicht ernst. Achtung, M Denn wenn Erwachsene spielen, dann tun sie dies in unserem Sprachgebrauch meist, um zu tSpiel nicht mit mir! Oder: Ich lasse nicht mit mir spielen! Nur zwei Beispiele aus unserer Erwachsenenwelt, die kein Kind in den Mund nehmen w 3.1.3 Wer sagt, wann mit dem Spielen Schluss ist? Wir verwenden viel Energie darauf, unseren Kindern das gute Spiel beizubringen. Sie lernen dadurch Frustrationstoleranz, Empathie, Mitgef Dass damit unsere Verantwortung als Erwachsene, unseren Kindern gute Vorbilder zu sein, ins Unermessliche steigt, brauche ich an dieser Stelle nicht extra zu erw Ich arbeite seit 2008 theaterp Will man SchauspielerIn werden, darf man ganz offiziell spielen. Dann ist das Spielen gesellschaftlich akzeptiert und sogar etwas Besonderes. Selbst das freie Spiel und die Freude am Improvisieren kommen mit dieser sozialen Erlaubnis zur 3.1.4 Wer spielt echt und wer spielt falsch? 2017 habe ich im Rahmen meiner Masterarbeit2 Interviews gef was ein/e SchauspielerIn im Theater spielt. Auf mein Nachfragen, ob es Rollen nicht vielleicht auch im echten Leben geben kNein! Ein Teilnehmer eines Firmentrainings verzweifelte fast daran, dass er das Wort 3, Ausf Diese Haltung wird von mehr Menschen geteilt, als ich zu Beginn meiner Recherche vermutete. Quer durch s 3.2 Wissen zu und Arbeit an den fiktiven Rollen im Theater Wenden wir uns gleich der Theaterrolle zu, ohne dezidiert auf die eigentlich notwendige Entstehung des Theaters und seiner Rollen n6.3 Mehr zur Entstehung des Theaters und seiner Rollen ab Seite here. Es ist davon auszugehen, dass sich das Wort 4: Kennenlernen der Rolle Dazu ist es nat Jede Rolle besitzt eine ganz bestimmte Aufgabe / Funktion im St Auseinandersetzung mit sich selbst als Rollentr Der Begriff Rollenarbeit als System von Stanislawski ab Seite here. An dieser Stelle sei dazu nur so viel verraten: Bei der Selbstanalyse geht es schlicht und ergreifend darum, sich selbst zu analysieren. Dieser Schritt passiert meistens bereits vor der konkreten Arbeit an einer Rolle. Jede/r SchauspielerIn muss sich selbst als Person bis ins kleinste Detail kennen: Wie bin ich im echten Leben? Wie gehe ich? Wie spreche ich? Wie verhalte ich mich? Wie handle ich? Wie bewerte ich andere Personen? Wie begegne ich anderen Personen? Was macht mich gl Das ist keine einfache, aber eine absolut notwendige Arbeit. Oft wird diese Arbeit zur gr Die Rollenanalyse Dazu analysieren SchauspielerInnen ihre Rolle, sie suchen also alles, was ihnen an Informationen zu ihrer Rolle zur Verf Verbinden der eigenen Person mit der Rolle Nach welcher Methode die eigene Person mit der Rolle verbunden wird, hDas SystemDie Methodebzw. das here erkl Die Kunst des Erlebens Erst nach diesen vier Punkten der Vorbereitung geht es in die Aktion: In den Proben werden die Handlungen der Figur erstmals tats Nur durch intensive Vorarbeit und konzentriertes Proben wird es SchauspielerInnen m Nach diesem kurzen Ausflug in die surreale Welt des Theaters und die Arbeit des Schauspielers an der Rolle ist es nun Zeit, in die Realit 3.3 Wissen zu und Arbeit an den realen Rollen im Leben Mein Erlebnis mit Herrn Matitsch besch Aber was sind soziale Rollen im Leben eigentlich? Setzen wir dazu noch einmal bei der 3.3.1 Rolle und Identit Ich habe bereits kurz erwIdentit 3.3.1.1 Von der Entwicklung unserer Identit Die erste Stufe, die Preparation oder Vorbereitung, beginnt mit der Geburt und dauert etwa bis zum zweiten Lebensjahr. Dabei lernt das Baby, andere Menschen in ihren Ausdrucksweisen (Gesten und Sprache) zu imitieren. Sehr anschaulich ist das Beispiel des Babys, das erst dann den Mund zum F Dieser Phase folgt in Stufe zwei das Spiel bzw. Play Ab einem Alter von etwa sieben Jahren tritt das Kind in die eigentliche Spielphase, in das Game: Hier beginnt es sich selbst in einem gr Basierend auf den drei Stufen Preparation, Play und Game und der entwickelten F5 mithelfen k Haben wir nun diese drei Entwicklungsstufen unserer Identit Voraussetzungen fhere in Zusammenhang mit William James erw Nach Mead kI. In diesem Moment bin ich ganz fMes. Unz Eine soziale Rolle (ME) verbindet sich immer dann mit meinem ICH (I) zu meinem SELF, wenn das ICH in Interaktion tritt. In jeder Interaktion kommt es zu gegenseitigen Erwartungen an das Verhalten und Handeln des Gegen6.5.1 Mehr zu den drei Kategorien der Rolle im Leben ab Seite here eine Kategorisierung der Rollen vorbereitet. Dort erkl Hier geht es direkt weiter mit n 3.3.2 Rolle und Spiel: Zynismus und Aufrichtigkeit nach E. Goffman Der kanadische Soziologe Erving Goffman (1922 basiert die Interaktion zwischen Menschen auf Symbolen (Sprache, Handlungen, Zeichen u.6, passiert in der Gesellschaft in Form sozialer Rollen, die vorgegebenen Regeln unterworfen sind. Jeder Mensch in der Gesellschaft ist ein handelnder Mensch, auch in unserem Einkaufszentrum. Dort finden wir Menschen, die die Handlung Ich gehe in die GeschDas macht bitte 35,75 Neben dieser vereinfachten ErklGuten Tag, ich bin Frau Krawczynski und ich zeige in Seminaren und Workshops MitarbeiterInnen und F Meine soziale Rolle Goffman nWir alle spielen Theater 3.3.2.1 Die zwei Seiten des Spiels: aufrechte und zynische Darstellung Goffman unterscheidet zwischen dem aufrichtigen Spiel bzw. der aufrechten Darstellung und der zynischen Darstellung von Rollen. Er beschreibt, dass der Darsteller in der aufrichtigen Darstellung vollst Goffman beschreibt dazu das r Selbst im Einkaufszentrum kann sich, basierend auf meiner Situation, meiner Tagesverfassung, dem Kontakt mit der Verk F Der gr Im besten Fall konnte bereits diese Erkl6.5.2 Warum es (bisher) nichts Besseres als die auf Seite here) trotzdem weiterhin verwenden. Und ich werde auch weiterhin darum k 1 Huizinga (2017) 2 Krawczynski (2018) 3 S 4 Nach Stanislawski (2002): Die Arbeit des Schauspielers an der Rolle. 5 Oerter (2008) 6 Goffman (2016)

 

4. Schritt 3:
Am Glücksweg der Rollenarbeit

Als Schauspielerin ist es Aufgabe meines Berufs, Rollen zu erarbeiten. Daher habe ich die Rollenarbeit während eines vierjährigen Studiums erlernt. Als Mensch ist es Aufgabe unseres Lebens, Rollen zu erhalten, zu übernehmen und zu gestalten – allerdings ohne dies professionell gelernt zu haben. Wir haben oft keine Ahnung, was wir tun. Wir tun einfach. Tun ist ja prinzipiell gut, wenn es bewusst getan wird. Unbewusstes dahin stolpern und Learning by doing können natürlich auch zum Erfolg führen, das gelingt allerdings nur in den seltensten Fällen. Ist es nicht wesentlich klüger, gezielt und bewusst unser Tun zu erarbeiten? Im Verständnis von Mead haben wir dazu sogar drei Möglichkeiten: Ich kann an meinem ICH arbeiten, wenn ich meinen Kern, meine Werte und Normen weiterentwickeln möchte. Oder ich beschäftige mich mit meinen sozialen Rollen, meinen MEs, ganz egal ob familiär oder beruflich. Und ich kann an meinem SELF, meiner Identität, arbeiten. Eine praktische Anleitung, wie Du auf Deinem Weg Deinem Glück spielend einfach näher kommen kannst, möchte ich Dir mit diesem Kapitel an die Hand geben.

Es erwartet Dich Folgendes:


4.1 Anleitung zur praktischen Arbeit am ICH

Für die Arbeit am ICH lade ich Dich zu einem Gedankenexperiment mit einer kleinen Herausforderung ein: Mead verstand unter dem I, unserem ICH, unsere Individualität, unsere Werte, Normen, unsere Kreativität, Spontanität und unsere Triebe. Wenn wir kurz zu Sigmund Freud1 wechseln, finden wir bei seinem Strukturmodell der Psyche ebenfalls eine Dreiteilung in Es, Ich und Über-Ich. Aber Achtung! Bitte nicht das I/ICH bei Mead dem Freudschen ICH gleichsetzen. Freud unterteilte den Verstand in drei Teile, Mead unser Da-Sein in der Interaktion mit anderen. Zwei Mal Ich, beide Male aber in einem anderen Verständnis. Soweit die Herausforderung. Nachdem das geklärt ist, bist Du bereit für das eigentliche Gedankenexperiment.

4.1.1 Freud und die Selbstanalyse des ICHs

Was wäre, wenn das ICH bei Mead noch einmal in die drei Teile von Freud unterteilbar wäre? Dann wäre es möglich, durch z.B. Psychotherapie/-analyse ganz praktisch am ICH zu arbeiten. Diese Überlegung wäre aus der Erklärung heraus zu rechtfertigen, dass es sich beim Meadschen I um das Bewusstsein, das Denken und die reflexive Intelligenz handelt, die nur für das Individuum zugänglich sind. Könnte man damit nicht auch unseren Verstand erklären? Wenn diese Überlegung stimmen würde (was sich derzeit nicht wissenschaftlich belegen lässt, weshalb sie nur als Gedankenexperiment Gültigkeit besitzt), würde sich die Verbindung von Mead und Freud auf folgende Weise darstellen:


Unter dieser Voraussetzung gäbe es für alle, die in ihrem ICH leiden, sehr gute Angebote, die dabei unterstützen, wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen. Für die Arbeit an einem geschwächten oder erkrankten ICH stünden unterschiedlichste Therapieformen zur Verfügung.

Wenn Du, außerhalb dieses Gedankenexperimentes, an Deinen Grundwerten zweifelst, auf dem Boden Deines Selbst nicht mehr zu Dir findest und Dein gesamtes Da-Sein infrage stellst, dann bitte ich Dich, professionelle Hilfe aufzusuchen. Das ICH ist das Fundament unseres Seins. Es muss stabil und belastbar sein. Bekommt es Risse, müssen zuerst diese in Ordnung gebracht werden, bevor man sich dem Überbau zuwenden kann.

Aber auch für ein gesundes ICH, das sich bester Stabilität erfreut, kann es spannend sein, sich diesem Teil des Seins zu widmen. Die Arbeit am ICH ist einer der essentiellsten Teile einer Schauspielausbildung. Tagtäglich wird man dazu herausgefordert, sich selbst infrage zu stellen, um den nächsten Entwicklungsschritt in Angriff zu nehmen. In Schauspielschulen herrscht der Leitsatz: SchülerInnen müssen gebrochen werden! Alte und eingefahrene Muster – sowohl psychische wie auch physische – werden durch unterschiedlichste Methoden aufgebrochen, damit SchauspielerInnen in ihrem ICH durchlässig und flexibel werden. Nur ohne innere Blockaden und körperliche Hindernisse kann ein/e SchauspielerIn Rollen lebendig verkörpern. Das ist so brutal, wie es sich anhört. Eine Schauspielausbildung ist kein Zuckerschlecken und fordert einem alles ab.

Aber keine Angst, Du musst nicht gebrochen werden, um als normaler, gesunder Mensch Dein ICH weiterzuentwickeln. Neben der Möglichkeit zur Selbstreflexion, durch z.B. entsprechende Lektüre, werden mittlerweile unzählige Kurse, Seminare und Fortbildungen zu diesem Thema angeboten. Leider gibt es viele halbseidene und ausgesprochen fragwürdige Angebote am Markt. Bevor Du Dich also für einen Kurs entscheidest, prüfe bitte ganz genau, wer sich tatsächlich dahinter versteckt. Nur weil sich jemand als Life-Coach o.ä. bezeichnet, verfügt er / sie nicht automatisch über eine fundierte, wissenschaftlich geprüfte und anerkannte Ausbildung. Erlaube nicht jedem X-Beliebigen, die Tür zu Deinem ICH zu öffnen. Dein ICH ist kostbar. Lass nicht irgendjemanden damit experimentieren, nur weil er / sie davon überzeugt ist, durch eigene Erleuchtung Dich zu erkennen und genau zu wissen, was gut oder schlecht für Dich ist. Nein, nur Du allein hast das Recht, Dein ICH infrage zu stellen. Und nur Du allein solltest entscheiden, wie Du Dich damit auseinandersetzen möchtest. Sogenannte Schweige-Retreats, in denen Du tatsächlich nur auf Dich alleine gestellt bist, erscheinen mir als eine gute und sicherere Möglichkeit, um sich mit dem eigenen ICH in Verbindung zu setzen. Allerdings werden auch diese Retreats üblicherweise von einem „geistigen Führer“ begleitet, der einer bestimmten Glaubensrichtung verpflichtet ist. Daher gibt es auch hier eine Vielzahl an Angeboten. Vom Schweigen im Kloster (Christentum) bis hin zum Schweigen im Tempel (Buddhismus) ist alles mit dabei. Die spirituelle Auseinandersetzung mit dem eigenen ICH ist mittlerweile auch im Mainstream angekommen: Yoga ist Lebensgefühl einer ganzen Generation. Wer Yoga praktiziert ist gesünder, vitaler, mit sich selbst verbunden, sogar erleuchtet. Ein Hoch auf das Marketing. Aber auch hier gilt: Was hilft, hat Recht. Wenn es Menschen dabei hilft, zu sich selbst zu finden, sie durchlässiger und offener werden zu lassen, sich wieder selbst zu spüren und die eigene Intuition weiterzuentwickeln, dann ist es egal, ob eine Schauspielausbildung, ein/e geistige/r FührerIn, Schweigen, Yoga oder eine Art der Selbstanalyse das Instrument sind. Wichtig ist, dass Du Dich selbst dafür entscheidest, denn es geht um Dein eigenes ICH und um niemanden sonst.

Auch für die soziale Rollenarbeit besteht der erste Schritt, analog zur Schauspielausbildung, in der eigenen Auseinandersetzung mit sich selbst. Einerseits auf körperlicher Ebene, bei der es darum geht, dass Du Dich und Deinen Körper kennenlernst. Dafür ist jegliche Form von Sport bestens geeignet. Von Kraftsport und Kampfsport bis hin zu Ausdauer und Tanz. Je vielseitiger Du Deinen Körper trainierst, umso flexibler wird er Dir zur Verfügung stehen. Auch hier gilt: Probiere so viel wie möglich aus und mach alles, was Dich glücklich macht. Und andererseits auf geistiger Ebene des ICHs, für deren Weiterentwicklung wir noch einmal auf Stanislawski zurückgreifen, der diesen Schritt als Selbstanalyse bezeichnete.

4.1.2 Drei Analyseübungen für mehr Selbstbewusstsein

Wenn Du die Selbstanalyse praktisch ausprobieren möchtest, stehen Dir mehrere Möglichkeiten zur Verfügung: Du kannst Dich, wenn Du Spaß daran hast, selbstverständlich auch als gesunder Mensch für einige Stunden auf die Couch z.B. eines Psychotherapeuten legen. Studierende der Psychotherapie müssen übrigens im Rahmen ihres Studiums unzählige Stunden selbst auf der Couch verbringen, um besagte Selbstanalyse durchzuführen. Denn praktizierende PsychotherapeutInnen müssen sich sehr genau kennen, um in der Therapie mögliche Fehlinterpretationen und Rückkoppelungen mit der eigenen Person auszuschließen. Auf welche Art und Weise Du Dich auch immer mit Dir selbst auseinandersetzen möchtest, es wird die richtige sein. Ich möchte Dich nicht in eine bestimmte Richtung drängen. Manchmal genügt es schon, einfach ein Bild von sich selbst zu malen oder ein paar kurze Fragen zu beantworten, um sich selbst wieder ein bisschen näher zu kommen. Wenn Du magst, kannst Du die folgenden drei Übungen als Startaufgabe ausprobieren:

(1) Assoziationen zur eigenen Person

Notiere in den folgenden Zeilen spontan und ohne weiteres Nachdenken Wörter, egal welcher Art, die Dir zu Dir selbst einfallen:

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(2) Die Objektivierung der eigenen Person

Der nächste Schritt erfordert ein wenig Über-Kreuz-Denken: Lese nun Deine Liste aus der Perspektive einer Person, die Dich nicht kennt. Wenn Du es Dir ein bisschen einfacher machen möchtest, zeige Deine Liste tatsächlich einer Person, die Dich nicht kennt, und bitte sie, folgende Frage zu beantworten: Wie würden Sie anhand der Wörter die Person beschreiben, die diese geschrieben hat? Wie könnte diese Person aussehen? Wie alt könnte die Person sein? Welchen Beruf? Welches Hobby? (Falls dies nicht als Wort in der Liste vorkommt!) Wenn Du diese Frage für Dich selbst beantwortest, versuche möglichst kreativ und so objektiv wie möglich zu sein. Deine Antwort darf das komplette Gegenteil davon sein, wie Du eigentlich bist. Hier ist Platz für die Antwort:

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(3) Die Biografie zur eigenen Person

Hier ist kein Lebenslauf für Bewerbungen gemeint. Bei dieser Biografie geht es tatsächlich darum, Dein Leben mit den einzelnen Stationen zu rekapitulieren und so zu formulieren, dass ein/e SchauspielerIn daraus eine Bühnenfigur bauen könnte. Neben Alter, Beruf, Herkunft, beruflichem Werdegang, Privatleben, wichtigste Lebensstationen u.ä. erarbeiten wir SchauspielerInnen auch kreativere Informationen zu unseren Figuren wie: Was ist die größte Freude der Figur? Was ist ihre größte Angst? Welchen Traum / welche Vision hat die Figur? Was wollte sie als Kind werden? Welches Geheimnis hütet die Figur? Vielleicht notierst Du Dir, bevor Du mit der Niederschrift Deiner Biografie beginnst, Leitfragen, damit Du Dich besser orientieren kannst. Für Deine Leitfragen wäre hier Platz. Die Biografie schreibe bitte auf einen separaten Zettel, den Du dort bewahrst, wo er Dir sicher erscheint. Ein Buch ist dafür nicht geeignet.

 

Was ich an dieser Stelle noch kurz erwähnen möchte: Es reicht für eine professionelle Selbstanalyse nicht, wenn Du einfach nur kurz über Dich nachdenkst. Auch wenn Denken eine sinnvolle Beschäftigung sein kann, so sind Gedanken doch flüchtig und können nicht so einfach reproduziert, gelesen und analysiert werden. Gedanken offenbaren erst ihr Innerstes und werden zur Realität, wenn sie für einen längeren Zeitraum sichtbar sind, ob als geschriebenes Wort, gezeichnetes Bild oder getöpferte Figur. Sie müssen in einer Form manifestiert werden, die Dir den Blick von außen erlaubt. Daher: Gib Deinem ICH einen Ausdruck, eine Form. Wenn Du diese gefunden hast, führe Dir immer wieder vor Augen: Das bin ICH und das ist gut so! Ein ICH, das sich seiner selbst bewusst ist, das seine Stärken wie auch Schwächen kennt, akzeptiert und liebt, ist ein glückliches ICH.

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